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Die nächste Massendemonstration griechischer Nationalisten: In Athen wurden die sozialen Zentren verteidigt

Der Brandanschlag der faschisten während der Nationalistendemo in Thessaloniki am 21.1.2018Was die mazedonische Regierung tut – etwa aktuell weniger auf den pochen, den sie den großen Alexander nennen – ist für die Mobilisierung der griechischen Nationalisten völlig unerheblich: Ihnen geht es darum, die griechische Regierung zu treffen, als Verbrecher an der Nation sozusagen. Nicht solchen politischen Dramen, wie dem Kniefall Syrizas vor Berlin und Brüssel gelten ihre Aktionen, sondern vor allem dem Gedanken an eine Nation, die es ihrer Ideologie zufolge schon Tausende von Jahren gibt – und dafür zu mobilisieren, richtet sich selbstverständlich gegen die Koalitionsregierung, deren rechter Bestandteil zahlreiche Verbindungen zu dieser Bewegung hat. Und da beim großen Aufmarsch von Thessaloniki vor einigen Tagen eben auch ein soziales Zentrum in Flammen aufging (wir berichteten), hatten sich diverse politische Formationen und Gruppen im Vorfeld der erneuten Demonstration in Athen darauf vorbereitet, ähnliche Einrichtungen in der Hauptstadt zu verteidigen. Erfolgreich zu verteidigen, wie sich im Verlauf des ganzen Tages deutlich gezeigt hat – aber eben auch notwendigerweise verteidigen gegen eine rechte Bewegung, die auch in Griechenland nunmehr Massencharakter annimmt. Siehe zwei aktuelle Beiträge zur Demonstration in Athen, sowie zwei Beiträge zum Widerstand gegen die nationalistische Massenmobilisierung – und den Hinweis auf unseren Beitrag zur vorherigen Demonstration in Thessaloniki und dem Brandanschlag:

  • „Namensstreit um Mazedonien: Ausnahmezustand wegen Großdemonstration in Athen“ von Wassilis Aswestopoulos am 03. Februar 2018 bei telepolis externer Link war ein Vorbericht zur Athener Demonstration, der sich sehr ausführlich mit der politischen Bedeutung der rechten Mobilisierung befasst, und in dem unter anderem darauf verwiesen wird: „Am Wochenende wird Athen erneut einen Ausnahmezustand erleben. Für Sonntag ist ab 14 Uhr eine große Demonstration in Athen angekündigt. Es geht vorgeblich um den Namensstreit mit der nördlichen Nachbarrepublik, deren seit sechsundzwanzig Jahren vorläufiger offizieller Name „Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien“ (EJRM) lautet. Mit mehr als 1.500 Bussen, Sonderflugzeugen und mit von der Reederei ANEK gesponserten Tickets für Fähren werden zahlreiche Griechen nach Athen kommen, um zu protestieren. Die mit vorläufigen Namen ausgestattete Republik wird vom Großteil der Staatengemeinschaft nur kurz „Mazedonien“ genannt, nur im offiziellen, staatlichen Gebrauch ist der provisorische Name – auf Englisch „FYROM“ – bekannt. Der Namensstreit birgt außer zahlreichen damit zusammenhängenden diplomatischen Verwicklungen jedoch auch weiteren politischen Sprengstoff. Dieser, und nicht die Namensfrage ist Thema des aktuellen Beitrags. Denn rund um den Anlass des Namensstreits brechen in Griechenland zahlreiche andere Konflikte aus. Die Regierungskoalition selbst droht an ihrer uneinheitlichen Haltung zu zerbrechen. So unterstützen die Unabhängigen Griechen einen ihrer Meinung nach patriotischen Kurs und verweigern der Nachbarrepublik jeden Namen, der als Bestandteil „Mazedonien“ hat“.
  • „Griechische Patrioten empören sich zu Tausenden über den «Diebstahl Mazedoniens»“ von Markus Bernath am 04. Februar 2018 in der NZZ externer Link steht hier, bereits vom Titel her, als Beispiel für die Berichterstattung über diese Entwicklung in der gutbürgerlichen Presse. Dazu im Text: „Dass Priester und Bischöfe den Erzbischof Hieronymus, das gemässigte Oberhaupt der Kirche in Athen, überstimmten und Teil der Protestbewegung geworden sind, ist für die griechische Regierung besonders nachteilig. Denn gegen die orthodoxe Kirche lässt sich in Griechenland nicht regieren. Ikonomou, der 38 Jahre alte Priester, formuliert das höflich: Es sei doch gut, dass die Regierung eine neue Diskussion über den Namen des Nachbarlands eröffnet habe; der Protest des griechischen Volkes werde nun zu einer Waffe für die Verhandlungen der Regierung mit Skopje“.
  • „Antifa Athen bleibt stabil“ von John Malamatinas und George Pouleaux am 04. Februar 2018 bei re:volt externer Link noch selben am Tag über den Widerstand gegen den Massenaufmarsch und dessen Normalisierung in den Medien: „Die Niederbrennung von Libertatia und die anderen Übergriffe der letzten Wochen riefen gleichfalls Vergeltungsaktionen hervor: Farbeier auf Büros der Neonazis, brennende Autos und nächtliche Besuche. Am Freitagabend verwüsteten 30 vermummte Aktivist*innen das Büro der Goldenen Morgenröte in Piräus – einer Region, in der die Neonazis besonders stark sind – und verjagten sie auch noch. Am Samstagmittag griffen Antiautoritäre das Haus von Mikis Theodorakis mit Farbe an und sprühten den Spruch „Die Geschichte beginnt am Berg und endet im nationalen Sumpf des Syntagma-Platzes“ an die Wand. Die antifaschistische Mobilisierung am Samstag Abend gegen den Imia-Aufmarsch der neonazistischen Partei Goldenen Morgenröte war in ihrer Strategie erfolgreich. Die Neonazis konnten sich nicht auf dem eigentlich angekündigten Platz versammeln und hielten ihre Kundgebung mit wenigen hundert Mitgliedern vor ihren zentralen Büros im Zentrum Athens. Durch die große Polizeipräsenz und Absperrung großer Straßen kam es nicht zu direkten Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant*innen und Neonazis. Das ganze Wochenende lang fanden zudem Motorraddemos in verschiedenen Stadtteilen zur Gegeninformation statt. Heute versammelten sich, trotz Behinderungen durch die Polizei, den Versammlungsort zu erreichen, 2.000 organisierte Antifachist*innen in der Nähe des Syntagma-Platzes. Während des ganzen Tages bewachten hunderte Antifas die zahlreichen sozialen Zentren, sowie die besetzten Häusern von Geflüchteten. Die Schutzoperation läuft derzeit immer noch. Für Aufmerksamkeit sorgte vor allem die Ankündigung der anarchistischen Gruppe Rouvikonas sich auf den Schutz ihres Orts „Distomo“ und der Präsenz im Stadtteil Agios Panteleimonas zu beschränken. In ihrer Erklärung betonen sie, dass diese Präsenz den Faschisten „besonders weh tun wird“, da das Viertel vor wenigen Jahren noch in ihrer Hand lag und als ,,National befreite Zone‘‘ galt. Ein Zustand der dank Gruppen wie Rouvikonas mit ihrem Freiraum „Distomo“ in den letzten Jahren umgekippt wurde. Auf Indymedia tauchen wiederholt Informationen auf von Auseinandersetzungen mit Faschist*innen – wo letztere ausschließlich den kürzeren zogen“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127665
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