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[Buch] “Gelb ist das neue Rot” – Gewerkschaften und Gelbwesten in Frankreich

[Buch] “Gelb ist das neue Rot” – Gewerkschaften und Gelbwesten in FrankreichSeit einem Jahr sind in unserem Nachbarland die Gelbwesten in Bewegung. Sie rütteln an den Institutionen der Macht der Fünften Republik Frankreichs. Durch diese sehen sie sich marginalisiert und ihrer menschlichen Würde beraubt. Die Gilets Jaunes haben die sozialen Bewegungen mit neuen Organisations- und Aktionsformen bereichert und Ideen entwickelt, Ohnmacht in Macht zu verkehren. Die Gewerkschaften waren anfangs überrascht vom landesweiten Protest, der sich außerhalb ihrer organisierten Reihen auf den Straßen entwickelte und großem Mut und Entschlossenheit ausdrückte. Doch nach der ersten Schockstarre vollzog sich ein langsamer Annäherungsprozess zwischen den sehr unterschiedlichen Akteur*innen. Dieser Lernprozess wird anhand von Artikeln aus der französischen Gewerkschaftsbewegung ausführlich beschrieben.“ Umschlagtext beim Verlag »Die Buchmacherei« externer Link zum von Willi Hajek herausgegebenen Sammelband (100 Seiten / ISBN 978-3-9820783-7-3 / 7,50 €). Siehe zum Buch eine Rezension und als Leseprobe im LabourNet Germany das Inhaltsverzeichnis sowie das Vorwort des Herausgebers – wir danken!

  • Innenansichten. Der Geist der Revolte oder der Aufstand der Gelbwesten – das Verhältnis von Gewerkschaften und Gelbwesten.
    „… Ganz am Anfang waren Gewerkschaften und die urplötzlich auftauchende Bewegung der Gelbwesten in Konfrontation. Die Akteure der Gelbwesten bezeichneten sich als apolitisch, unabhängig von etablierten Parteien und Gewerkschaften. Sie konstituierten sich als Bewegung, besetzten Mautstellen und Verkehrsinseln und lernten sich kennen und zusammen zu agieren. Ein Teil der arbeitenden Bevölkerung tauchte an diesem 17. November 2018 plötzlich auf den Straßen auf, tragend eine gelbe Weste, öffnend die Zahlstellen an den Autobahnen für die freie kostenlose Durchfahrt und protestierend gegen die von der Regierung verordnete Benzinsteuer. Schnell wurde diese Steuer zum Symbol der extremen sozialen und steuerlichen Ungerechtigkeit im Lande. (…) In unserem Sammelband haben wir Artikel gesammelt, die sichtbar machen, wie überraschend diese Bewegung auftauchte und wie verwirrt manche streikerfahrenen GewerkschafterInnen und linken Aktivisten anfänglich reagierten. (…) Seit dem 5. Dezember 2019 hat sich aber etwas verändert. Gelbwesten, Gewerkschaften und ökologische Bewegung nähern sich an und protestieren gemeinsam auf der Straße gegen dieses Regime, seinen Präsidenten und für eine andere demokratische und soziale Republik. Genau in diesem Moment werden wieder Gedanken aktuell für eine andere soziale Republik , die schon während der Bewegung gegen das Arbeitsgesetz 2016 formuliert wurden und hörbar waren: der neue soziale Horizont einer auf alle gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnten Demokratie und sozialen Gleichheit. (…) Ein besonderes Verhältnis haben diese Gelbwesten mit den Gewerkschaften als Vertretungsorganen der Masse der Lohnabhängigen. Viele Akteure in diesen Organisationen waren sehr überrascht von den spontan auftauchenden Gelbwesten-Akteuren auf der gesellschaftlichen Bühne. Sie redeten anders und auch ihre Weise des Agierens war verschieden von den gewerkschaftlichen Ritualen. Demonstrationen wurden nicht mehr angemeldet und neue Orte wurden entdeckt, um sich gesellschaftlich bemerkbar zu machen wie die Verkehrskreisel und die Mautstellen an den Autobahnen. In unserer  Zusammenstellung von Berichten und Erzählungen wollen wir speziell dieses Verhältnis untersuchen zwischen den Gewerkschaften und der sozialen Bewegung der Gelbwesten…“ Vorwort von Willi Hajek vom 10. Dezember 2019  samt Inhaltsverzeichnis 
  • Rot-gelb-Westen
    Über die französische Gelbwestenbewegung wurden in den letzten Monaten zahlreiche Bücher veröffentlicht. Doch der kürzlich im Verlag »Die Buchmacherei« herausgegebene Sammelband mit dem Titel »Gelb ist das neue Rot« steuert neue Aspekte bei. Das ist dem Herausgeber Willi Hajek zu verdanken, der lange Jahre in Deutschland in gewerkschaftlichen Zusammenhängen aktiv war und seit einigen Jahren in Marseille lebt. Er hat gute Kontakt zu Aktivist*innen der Gelbwesten und Gewerkschaften, deren Texte in dem Buch veröffentlicht wurden. Die zehn Aufsätze drehen sich in erster Linie um das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Gelbwesten. Vor allem aber machen die Beiträge deutlich, dass die Gelbwestenproteste keineswegs aus dem Nichts gekommen sind, wie in vielen Medien immer wieder zu lesen war. (…) Mehrere der Basisgewerkschaftler*innen sehen in der Gelbwestenbewegung eine Suche nach neuen kollektiven Protestformen, nachdem die Arbeitsverhältnisse immer individualisierter werden und die Zeiten der Großfabriken mit ihren starken Betriebsgewerkschaften der Vergangenheit angehören. Diese Probleme kennen auch Gewerkschaftler*innen in Deutschland. Es wäre zu hoffen, dass man nicht immer neue Protestevents aus Frankreich konsumiert und diskutiert, sondern sich fragt, was sie mit dem eigenen Alltag zu tun haben.“ Rezension von und bei Peter Nowak externer Link, zuerst erschienen am 15.02.2020 in Neues Deutschland online
  • Siehe von Willi Hajek auch: Raus aus dem Kreisverkehr. Rechts, links, gelb – woher kommt und was will die Gelbwestenbewegung? Aus express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Ausgabe 1/2019
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=163212
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