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2021 beginnt nicht gut für Amazon – zumindest erstmal in Frankreich und den USA: Bestraft wegen Betrug, Widerstand und Streik gegen Neubauten sowie Gewerkschaftswahlen trotz Schmutzkampagne…

Amazons extrem schmutzige Kampagne gegen die Gewerkschaftswahl in Alabama kann sie nicht verhindern„… Onlinehändler Amazon hat sich in einem Vergleich bereit erklärt, seinen Paketboten nachträglich 61,7 Millionen Dollar auszuzahlen. Der Konzern habe den Fahrern über zweieinhalb Jahre hinweg die vereinbarten Bezüge vorenthalten, teilte die Verbraucherschutzbehörde FTC am Dienstag mit. Der Konzern habe ursprünglich mit den Mitarbeitern vereinbart, Trinkgelder zu 100 Prozent weiterzuleiten, erklärten die FTC-Spitzenvertreter Rebecca Kelly Slaughter und Noah Phillips in einem Statement. Dies sei aber ab Ende 2016 nicht mehr geschehen, was zu Hunderten von Beschwerden geführt habe. Das Verhalten von Amazon sei ungeheuerlich. Die Vergleichssumme von knapp 62 Millionen Dollar entspreche der Behörde zufolge dem Betrag, den Amazon Fahrern vorenthalten habe. Mit der Vergleichssumme sollen die betroffenen Amazon-Fahrer nun entschädigt werden…“ – aus der Meldung „Amazon muss Paketboten fast 62 Millionen Dollar nachzahlen“ am 03. Februar 2021 beim Spiegel online externer Link über den gescheiterten Betrugsversuch. Zum Protest gegen einen Neubau in Frankreich, dem Streik der Bauarbeiter in den USA, den Arbeitsbedingungen und den Gewerkschaftswahlen in den USA siehe einen Überblick mit insgesamt sieben weiteren aktuellen Beiträgen sowie unseren Hintergründen:

  • „Proteste gegen Amazon-Lager in Frankreich“ von Tina Plewinski am 01. Februar 2021 im Amazon-Watchblog externer Link berichtet zu den Protesten aus Frankreich gegen die Neuansiedlung: „… Dem Protest ging ein Aufruf verschiedener Verbände voraus, die einer Expansion und Ansiedlung Amazons vor Ort mit großer Skepsis entgegenblicken. Nicht nur mithilfe von Plakaten forderten die Demonstranten von Amazon, das Bauvorhaben zu stoppen. Auch symbolische Aktionen waren Teil des Protests: „Mit einer Menschenkette zeigten die Demonstranten die Dimensionen des Projektes auf. Bunte aneinandergereihte Luftballons in einer Länge von 18 Metern verdeutlichten außerdem die Höhe des geplanten Gebäudes“, heißt es weiter. Neu sind die Proteste in Frankreich nicht. Bereits vor zwei Jahren hätten die Anwohner in und um Fournès ihre Proteste gegen das riesige Logistikzentrum von Amazon begonnen. Nach Angaben eines Sprechers der globalisierungskritischen Aktivistengruppe Attac sei es den Kritikern in dieser Zeit auch gelungen, das Vorankommen des Bauvorhabens mithilfe juristischer Einsprüche zumindest zu verlangsamen. Neben Südfrankreich war auch der Osten des Landes Austragungsort von Protesten. Auch in den beiden Orten Augny und Ensisheim seien Menschen gegen Amazon zusammengekommen. In der Nähe von Nantes hätten sich etwa 200 Protestler an einer Kundgebung beteiligt…“
  • „Ein Raum ohne Fenster: Eine Innenperspektive aus einem Amazon-Warenlager“ von Fynn Smith am 25. Januar 2021 bei Progressive International externer Link zu den Arbeitsbedingungen in einem Lager in den USA unter anderem: „… Mit sozialer Distanzierung und Plastikwänden, die jeden Kantinenplatz trennen, sprechen die Arbeiter*innen kaum miteinander. Wenn man sehr entschlossen ist, kann man sich in den Pausen vielleicht befreunden. Wenn man aber erschöpft ist, ist die Einsamkeit sehr intensiv. Manchmal kann man ein Echo des Radios hören, das aus den Lautsprechern im ganzen Lagerhaus ertönt. Aber meistens sind es eher das regelmäßige Piepen deines Scanners und das Rattern der Räder deines Wagens. Der Scanner jedes “Pickers” hat eine Zeitmessfunktion. Wenn du nicht genug Produkte pro Minute raussuchst, häufst du „Ausfallzeit“ an. Einige Male habe ich zu viel Ausfallzeit gehabt. Wenn das passiert, wird man zum Büro der Führungsperson zitiert und erhält eine unpersönliche mündliche Verwarnung. Passiert es wieder, kommt jemand von der Zeitarbeitsfirma Adecco (mit der Amazon seine Zeitarbeitskräfte rotieren lässt) mit einem Klemmbrett auf dich zu und bittet dich, eine Verwarnung zu unterschreiben. Weitere Verwarnungen und du bist entlassen. Ausfallzeit sammelt sich für viele einfache Dinge an: Du könntest müde sein, du könntest „zu lange“ die Toilette nutzen, du musst vielleicht zwischen den Produkten das Stockwerk wechseln, du musst vielleicht mal etwas trinken. Der Effekt dieses Zeitdrucks ist, dass er die Mitarbeiter*innen auf Trab hält, während er ihre geistigen und körperlichen Energiereserven schnell erschöpft. Vielleicht wird so vorstellbar, wie einsam es ist, für Amazon zu arbeiten. Wir müssen uns anschauen, warum Leute für Amazon arbeiten, um zu verstehen, wie eine Belegschaft unter solchen Bedingungen aufrechterhalten werden kann. Ich traf, wenn auch nur für kurze Zeit, unzählige Leute, welche die gleichen Umstände im Lagerhaus teilten. Ein Mann war Anwalt aus Botswana, ein anderer war ein Rumäne, dessen eigener Ehrgeiz darin bestand, irgendwann einmal einen hochwertigen Friseurladen zu gründen, ein anderer war ein ehemaliger Ingenieur, der seinen Job durch die Pandemie verloren hatte. Es waren Arbeiter*innen aus ganz Europa, aus den Vereinigten Staaten und Südamerika, aus Afrika und Asien. Es gab Studierende und ältere Menschen, Mütter und Väter. Sie hatten eines gemeinsam: Keiner wollte dort arbeiten. Wer würde das auch wollen? Die meisten Leute arbeiten bei Amazon, weil sie es müssen – ein Zustand der Verzweiflung, der leicht ausgenutzt werden kann. Amazon weiß, wie man diese ausbeutbaren Arbeiter*innen findet…“
  • „Amazon will offenbar Überwachungskameras in Lieferfahrzeuge einbauen“ am 04. Febbruar 2021 beim Spiegel online externer Link meldet zu neuen Amazon-Plänen: „… Die Hard- und Software soll das kalifornische Tech-Unternehmen Netradyne liefern. Die Firma hat eine Plattform namens Driveri entwickelt, die Kameras und künstliche Intelligenz verwendet, um einen Fahrer beim Bedienen eines Fahrzeugs zu analysieren. Die Kamera gibt dann Echtzeit-Feedback – einschließlich Hinweisen wie »abgelenktes Fahren« und »Bitte langsamer fahren« – und sammelt Analysen, anhand derer die Schichten der Fahrer später bewertet werden können. Das geht aus einem Video hervor, das Amazon vor einer Woche in einem geschützten Bereich auf Vimeo hochgeladen hat. Darin spricht Amazon-Managerin Karolina Haraldsdottir davon, wie die neue Technologie Kollisionen von Fahrzeugen reduzieren könnte und wie Fahrer für Fehler stärker zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Das Marketingvideo zeigt, wie die Kameras die gesamte Fahrzeit aufzeichnen (allerdings ohne Ton) und anschließend das Filmmaterial zur Überprüfung an ein spezielles Sicherheitsteam weiterleiten, wenn sich ein Vorfall auf der Straße ereignet. Der Fahrer kann die Kamera manuell deaktivieren, jedoch nur bei ausgeschalteter Zündung. »Wir suchen immer nach innovativen Wegen, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Aus diesem Grund haben wir uns mit Netradyne zusammengetan«, sagt Haraldsdottir. Doch laut »The Information« sehen sich einige Fahrer durch die neue Technik bedroht…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=185959
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