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Der zweite landesweite Streiktag der brasilianischen App-Kuriere: Die veränderte Aktionsform – Blockaden – hat gewirkt. Die Bemühungen um Unabhängigkeit (bisher) auch

#BrequedosApps (Bremse der Apps) - Streik der Kuriere in Brasilien am 1. Juli 2020Der zweite landesweite Streiktag der brasilianischen Kuriere war – vor allem ganz anders als der erste gewesen war. Standen am 01. Juli die Protestdemonstrationen und Kundgebungen in zahlreichen Hauptstädten verschiedener Bundesstaaten und in weiteren wichtigen Orten im Zentrum der Aktion, so hatten die Streikenden selbst beschlossen, es am zweiten Streiktag anders zu machen. Die Kundgebungen und Demonstrationen, so die nahezu einhellige Meinung der debattierenden Streikenden in den sozialen Medien, hätten der Öffentlichkeit das Anliegen deutlich gemacht und auch gezeigt, dass sie viele seien, die für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Sicherheit kämpfen würden. Jetzt komme es darauf an, die Unternehmen diese Bereitschaft spüren zu lassen, denn diese haben die ganze Zeit geschwiegen und keine Reaktion gezeigt. Deswegen wurde als zentrale Aktionsform die Blockade von Auslieferungen beschlossen – und die fand auch an sehr vielen Orten statt. Die diversen politischen Initiativen, die nach dem ersten Streiktag ergriffen worden waren, auch von Gewerkschaften aus dem Bereich und linken Parteien, wurden mit Vorsicht gesehen – zumal dann, wenn Bestrebungen deutlich wurden, dass sich Teile der Bewegung als Sprecher für das Ganze zu profilieren trachteten. Siehe dazu drei Berichte vom zweiten Streiktag, einen Beitrag zu den politischen Bedingungen und Auseinandersetzungen über den weiteren Weg der Bewegung – und den Hinweis auf unseren Bericht zum ersten Streiktag am 01. Juli:

  • „Quem representa os entregadores?“ von Marcello Pablito und Bianca Junius am 21. Juli 2020 bei Esquerda Diario externer Link ist ein lesenswerter Betrag kurz vor dem zweiten Streiktag zur Frage „wer vertritt die Kuriere“. Dabei geht es sowohl um Bestrebungen der einzigen größeren Gewerkschaft des Bereichs, der Sindimoto aus S. Paulo, die dem (ausgesprochen sozialpartnerschaftlichen) UGT-Verband angeschlossen ist, als auch um Aktivitäten, die aus dem Bereich der linken PSOL  kommen (der die AutorInnen aus dem trotzkistischen Spektrum durchaus „nahe stehen“), wie auch des Gewerkschaftsbundes CUT, der Solidarität betonte, aber zugleich nicht vergaß, darauf zu verweisen, dass der Kampf auch parlamentarisch zu führen sei (was im Konkreten nicht zu Unrecht als Wahlaufruf für die PT bewertet wird). Diese Schritte werden alle kritisiert, wie auch die Versuche, die „antifaschistischen Kuriere“ als führende Gruppierung der Bewegung darzustellen (eine Gruppe, die durchaus von den AutorInnen unterstützt wird) – alles dies seien Schritte zur „Vereinnahmung“ einer Bewegung, die bisher selbstorganisiert funktioniere und dies auch weiterhin tun müsse, sogar verstärkt, wird hier unterstrichen, indem Wege gefunden würden, dies landesweit in ähnlicher Weise weiter zu betreiben, wie es bisher regional oder lokal stattgefunden habe. Unabhängig davon ob man Meinung und Position der AutorInnen teilt, ist es deutlich, dass es solche „Übernahme-Bestrebungen“ in der Tat massiv gibt (wie es sie beispielsweise auch bei der anderen neuen größeren Bewegung in Brasilien gegeben hat und weiterhin gibt, bei den nach wie vor stattfindenden antifaschistischen Aktionen der Fußballfans), und die Bewegung tatsächlich gut daran täte, dies zu vermeiden, um auch der bestehenden Lager-Konfrontation auszuweichen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176189
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