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Brasiliens Lobbyisten in Politik und Wirtschaft rütteln an Arbeitsschutz in der Fleischindustrie in Zeiten der Pandemie

[28. Oktober 2018] Bolsonazi siegesgewiss: „Erst wählen die Brasilianer. Mich. Dann kann Haddad wählen – zwischen Exil und Gefängnis“Brasiliens Fleischindustrie will mithilfe der Regierung von Jair Bolsonaro den Arbeitsschutz der etwa 538.000 Angestellten auf Schlachthöfen senken. Gewerkschaften befürchten eine Zunahme schwerer Verletzungen am Arbeitsplatz. Wie in Deutschland waren Schlachthäuser lange Zeit Treiber der Corona-Pandemie. Inmitten der Corona-Pandemie mit bereits 460.000 Toten (Stand 30.5.2021) drängt Brasiliens Fleischindustrie darauf, den Arbeitsschutz auf Schlachthöfen erheblich zu schwächen. Ihrer Lobby ist es gelungen, zwei Gesetzesänderungen anzustoßen, die die Gesundheit der landesweit rund 538.000 Arbeiter_innen von Schlachtbetrieben gefährden, wie Gewerkschaften und Vertreter_innen der Staatsanwaltschaft für Arbeitsrecht (Ministério Público do Trabalho, MPT) befürchten. Zusammen mit der Regierung des Präsidenten Jair Bolsonaro und dem Arbeitgeberflügel im Parlament arbeitet die Lobby der Fleischindustrie derzeit daran, die Regelung der Pausen- und Arbeitszeiten in Kühlhäusern auszudünnen. Sollte sie Erfolg haben, müssten Arbeiter_innen in Fleisch verarbeitenden Betrieben länger und unter gefährlicheren Bedingungen arbeiten…“ Artikel von Carlos Juliano Barros (Réporter Brasil) in der Übersetzung durch Mario Schenk beim DGB-Bildungswerk externer Link – siehe Hintergründe und weitere Entwicklung:

  • [Petition] Gesundheit und Sicherheit von Fleischarbeitern in Brasilien unter Beschuss New
    Die IUL fordert die Mitglieder des brasilianischen Arbeitsministeriums auf, Vorschläge zur Aufhebung oder Änderung von NR 36, den Vorschriften für Gesundheit und Sicherheit in der Fleisch- und Geflügelindustrie, abzulehnen.
    Die Verabschiedung von NR 36 in der Fleisch- und Geflügelverarbeitung im Jahr 2013 war ein großer Fortschritt in Brasilien und inspirierte die Verabschiedung ähnlicher Standards in ganz Lateinamerika. NR 36 steht im Einklang mit dem Übereinkommen 155 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), der internationalen Norm für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Die brasilianische Regierung verabschiedete NR 36 nach 15 Jahren nationaler und internationaler Kampagnen für sicherere Fleisch- und Geflügelarbeitsplätze. NR 36 zielt darauf ab, die Epidemie der repetitiven Belastungen und anderer Verletzungen zu stoppen, indem die Arbeitspraktiken zur Vermeidung solcher Verletzungen geregelt werden. Die Aufhebung oder Änderung dieser Maßnahme würde die Sicherheit von mehr als 500.000 Arbeitnehmern in der Branche erheblich beeinträchtigen. NR 36 garantiert die Beteiligung der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften an der Entwicklung und Überwachung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz im Einklang mit internationalen Normen, einschließlich C155.
    Heute, inmitten einer globalen Pandemie, bereiten sich die brasilianischen Gesetzgeber, unterstützt von mächtigen Unternehmensinteressen, darauf vor, NR 36 zurückzuziehen oder ernsthaft zu schwächen.
    Unterzeichnen Sie die nachstehende PETITION, um der brasilianischen Regierung zu signalisieren, dass Sie die Kampagne zur Verteidigung der Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften in der brasilianischen Fleischindustrie unterstützen.“ Maschinenübersetzung der (engl.) Petition vom 27.1.2022 externer Link der International Union of Food, Agricultural, Hotel, Restaurant, Catering, Tobacco and Allied Workers‘ Associations (IUF)
  • Wir berichteten am 25. März 2020: Angesichts einer wachsenden Streikwelle gegen Arbeitszwang trotz Epidemie in Brasilien wollte die rechtsradikale Regierung Bolsonaro Unternehmerwünsche per Dekret erfüllen – und musste eine schwere Niederlage einstecken und darin u.a.:
  • „Brazil: Meat giant JBS prioritizes profits over health in brutal attack on its workforce“ am 24. März 2020 bei der IUF externer Link ist eine Meldung der Internationalen Föderation der Nahrungsgewerkschaften über einen Streik bei der größten Fleischfabrik der Welt: Das einschlägig bekannte Unternehmen JBS (Lieferant unter anderem mehrerer Discounter und Supermärkte auch in der BRD) ließ die Polizei auf die protestierende Belegschaft zweier Werke im Bundesstaat Santa Catarina los – die eigentlich nur gefordert hatten, das Unternehmen müsse einem Gerichtsurteil folgen, das eine Einstellung der Produktion gefordert hatte.
  • Siehe auch: Wie Brasiliens Fleischindustrie von Sklavenarbeit profitiert
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190676
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