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[Workers Memorial Day 2018] Alle viereinhalb Stunden: Tod in Brasilien. Vor allem auf den Straßen

Workers Memorial Day 2018 - Plakat der spanischen CGT, das auch von anderen Gewerkschaften des alternativen Netzwerkes benutzt wirdDies sind die Zahlen der brasilianischen Regierung bis einschließlich 28. Februar 2018: Alle viereinhalb Stunden stirbt jemand, sei es wegen sogenannter Unfälle oder wegen eindeutiger Berufskrankheiten. Zahlen, in denen weder das Schicksal jener Hunderttausender, die in ländlichen Gebieter in Sklaverei -artigen Verhältnissen arbeiten und leben müssen beinhaltet ist, noch das der Millionen im informellen Sektor beschäftigten Menschen in den Städten. Die Opfer unter jenen, die von der Arbeitsinspektion erfasst werden, sind etwa LKW Fahrer nach ewiger Fahrt ohne größere Pause – zu denen sie „natürlich“ kein Unternehmen zwingt, sie sind ja Selbstständige – und die „Gefallenen des Massakers“ wie die Motoboys es selbst nennen, die Kurierfahrer in den Städten. In der Meldung „MPT: A cada quatro horas e meia, uma pessoa morre vítima de acidente de trabalho“ am 05 März 2018 bei der Agencia Brasil externer Link werden die offiziellen Zahlen wieder gegeben. Die meisten registrierten Unfälle gibt es im Gesundheitsbereich, noch vor der Baubranche, deren Bedingungen ja aus Anlass der Großprojekte wie Fußball-Weltmeisterschaft oder Olympiade auch in europäischen Medien ab und an Thema waren. Siehe dazu auch: Sklavenarbeit in Brasilien von der Regierung fast abgeschafft. Wozu nur eine Neudefinition nötig war. Und einen Beitrag über Aktionen des Gewerkschaftsbundes Conlutas an diesem Tag:

  • Im Oktober 2017 erließ die nicht gewählte rechte Regierung Temer ein Dekret mit einer faktischen Neubestimmung dessen, was in Brasilien Sklavenarbeit oder Sklaverei-Ähnliche Arbeitsbedingungen genannt wird – deren verschärfte Kontrolle eine der Errungenschaften der illegal gestürzten sozialdemokratischen Vorgänger-Regierung war. Die Kritik an dieser Maßnahme war weit verbreitet und lässt sich in dem Satz eines Gewerkschaftssprechers zusammenfassen: „Jetzt ist Sklavenarbeit nur noch mit einer Eisenkugel am Fuß“. In dem Beitrag „Trabalho escravo: nova norma só considera ‘bola de ferro no tornozelo’ ou ‘espingarda apontada pra cabeça’“ der Bildungsgewerkschaft CPERS am 19. Oktober 2017 externer Link wird hervor gehoben, dass diese „neue“ Initiative der Rechtsregierung nach Verhandlungen mit der (im Parlament parteiübergreifenden) Ländlichen Abgeordnetenvereinigung, die Großgrundbesitzer und Agrarkapitalisten aus allen Bundesstaaten und allen rechten und liberalen Parteien umfasst, zustande gekommen sei.
  • „28 de abril: O lucro não pode estar acima da vida! Basta de acidentes, doenças e mortes no trabalho!“ am 24. April 2018 beim Gewerkschaftsbund CSP Conlutas externer Link ist ein Aufruf zu Aktivitäten am Memorials Day, die auch Proteste vor Werkstoren besonders berüchtigter Unternehmen beinhalten. In dem Aufruf wird auch darauf verwiesen, dass die jüngst durchgeführte dritte gewerkschaftliche Konferenz der Föderation zu „Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz“ es als Aufgabe des ganzen Verbandes definierte, hier für eine Verbesserung zu kämpfen. Auf dieser Konferenz waren unter anderem zwei Besonderheiten der letzten Zeit hervor gehoben worden: Dass die Zahl der verletzung an Hand und Arm in Fabriken wieder zugenommen hat, was die Gewerkschaft ebenso als Ergebnis gesteigerter Arbeitshetze bewertet, wie die explosionsartige Zunahme psychischer Störungen, die auch in Brasilien inzwischen zu Selbstmorden führt.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=131225
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