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Caterpillar Schließung in Belgien: Ein Lehrstück. Wofür?

2013 demonstrierte die Belegschaft von Caterpillar gegen Kürzungen - jetzt gegen Schließung?Im Jahr 2013 war es auch bei Caterpillar in Belgien das weltweit bekannte kapitalistische Muster: Leistet Verzicht, und Eure Arbeitsplätze sind sicher. Diesen Quatsch glaubten sie damals, bestärkt von der realpolitischen Gewerkschaftsbürokratie. Ergebnis: 1.300 entlassen und für die 2.200 noch Beschäftigten – Lohnverzicht. 2013. Jetzt: Werksschließung. Für die AktionärInnen ist der „Ertrag“ nicht genug. Und das, obwohl die belgische Regierung und die Behörden (anstatt die Bande erstmal entschädigungslos zu enteignen) ohne Ende auf Steuergelder verzichtet haben und alle ebenfalls von überall her bekannten Knechtschaftsdienste an die Kapitalisten verrichtet haben. Jetzt spielen sogar rechte Politiker in Belgien die „Empörten“, wo sie doch alles tun… Ist „die Schlacht“ schon geschlagen? Gibt es noch Alternativen – heißt: Kampfziele? Und: Was macht eigentlich den Sinn eines internationalen gewerkschaftlichen Netzwerkes aus? Siehe dazu unsere kleine Materialsammlung „Ein Kampf um Caterpillar?“ vom 15. September 2016:

Ein Kampf um Caterpillar?

„Caterpillar: So soll es weitergehen“ am 05. September 2016 beim BRF externer Link ist ein kurzer Abriss über die anstehende weitere Entwicklung – wenn es nach dem Willen der Caterpillar-Bosse oder der bürgerlichen belgischen Parteien  gehen sollte. Darin wird unter anderem der wallonische Ministerpräsident und Bürgermeister von Charleroi, Paul Magnette zitiert mit der Aussage über die bisherige Haltung der Belegschaft: „Sie waren bereit, den Arbeitsplatz zu wechseln, die Arbeitsordnung und Stundenpläne anzupassen, haben Überstunden am Samstag akzeptiert – und haben es geschafft, die Kosten mancher Produkte um 20 bis 35 Prozent zu senken. Die Caterpillar-Mitarbeiter haben bewiesen, dass man auch in der Wallonie fähig ist, sich anzupassen und zu kämpfen“ Und der Generealsekretär des Gewerkschaftsbundes FGTB: „Jean-François Tamellini betont ebenfalls das vorbildliche Verhalten der Mitarbeiter. Jetzt dürfe die Direktion kein Öl aufs Feuer gießen, und versuchen, die Maschinen herauszuschaffen. Tamellini ist der Meinung: „Das alles gehört uns allen. Mit Steuergeld sind schließlich die ganzen Subventionen und damit die Maschinen und Anlagen bezahlt worden. Das darf nicht einfach so außer Landes geschafft werden“

„Caterpillar : A Gosselies (Belgique), les métallos organisent la riposte“ am 07. September 2016 bei Le Progrès Social externer Link (hier bei Europe Solidaire dokumentiert, inklusive zweier Anmerkungen der Redaktion Al’encontre) ist ein Beitrag, der einerseits hervorhebt, dass es sich beim größten europäischen Caterpillar-Werk immer noch um ein profitables Unternehmen handele, das trotz eines Umsatzrückgangs von 15% einen Gewinn von über 2 Milliarden Dollar verzeichnete – und andrerseits die Werksschließung mit der katastrophalen kapitalistischen Entwicklung Walloniens zusammen sieht, wo nicht nur weitere 4.000 Jobs bei Zulieferern in Frage stehen, sondern eine Erwerbslosenquote von rund 20% besteht. Zum Verständnis heutiger kapitalistischer Vorgehensweisen gehört dabei auch, zu sehen, was mit der Produktion aus Belgien geschehen soll – nämlich auf vier weltweit verteilte Standorte verteilt werden: Nach Japan (Akashi), China (Xuzhou), die USA (Victoria, Texas) und Grenoble in Frankreich.

„Caterpillar : les travailleurs paient l’addition d’un système cynique“ am 13. September 2016 bei der SETCa externer Link ist die Erklärung der Angestelltengewerkschaft im FGTB zur Schließung von Caterpillar – und Aufruf zur Solidaritätsdemonstration am 16. September 2016. In dem Beitrag wird zwar unterstrichen, dass jetzt der gewerkschaftliche Kampf beginne, außer der Demonstration ist aber nichts darüber zu lesen…

„Caterpillar : création d’un réseau syndical international“ am 07. Juni 2010 bei der Metallgewerkschaft des FGTB externer Link war damals der Bericht über die Organisierung eines globalen gewerkschaftlichen Netzwerkes bei Caterpillar – dessen Wert sich ja aktuell an Handlungen zeigen könnte. Darin wird unter anderem hervorgehoben, dass die belgische MWB-FGTB und die französische CGT sich darin einig gewesen seien, dass der Gegner in der (schon damals) aktuellen Krisensituation der Kapitalismus sei. Nicht berichtet wird, ob darin auch weitere Teilnehmer einig waren, wie etwa die CFDT aus Frankreich oder die IG Metall aus der BRD…

„Glaverbel (Gilly), 1975 – Caterpillar(Gosselies), 2016 : Peut-on faire plier une multinationale ?“ von Denis Horman am 09. September 2016 bei LCR-La Gauche externer Link ist ein Beitrag, in dem darauf verwiesen wird, dass es durchaus historische Erfahrungen gäbe, die zeigten, dass gegen solche Stillegungs-Beschlüsse erfolgreich gekämpft werden könne. In diesem Zusammenhang wird vor allem kritisiert, dass viele der jetzt von verschiedenen Seiten gemachten Äußerungen über die Zukunft der Region, wie sie auch immer konkret aussehen mögen, davon ausgehen, dass die Schließung – also das Diktat des Kapitals – bereits „vollzogen“ sei, kein ernsthafter Widerstand nötig und möglich sei. Und während 1976 ein erfolgreicher massiver Kampf gegen eine damals geplante Werksschließung stattgefunden habe, wird auf das Gegenbeispiel Acelor Mittal verwiesen, wo das Diktat des Unternehmens faktisch akzeptiert worden sei – und trotzdem massenhaft Menschen auf die Straße geworfen wurden

„Lorsqu’on ne lutte pas, on ne peut pas gagner“ von Mathieu Colinet bereits am 08. März 2013 bei Le Soir externer Link ist ein Gespräch mit dem langjährigen Caterpillar-Gewerkschafter Philippe Grignard, der bereits 1987 versuchte eine gemeinsame Front mit den KollegInnen des Caterpillar Werkes im schottischen Glasgow herzustellen – als Alternative zur Haltung, überall Konzessionen zu machen, wie sie zum Zeitpunkt des Interviews eben in Gosselies anstanden und auch, nutzlos, vollzogen wurden.

Siehe dazu auch: „Caterpillar-Diktat: Werksschließung in Belgien. Belegschaft in Frankreich organisiert Proteststreik zur Solidarität. Massenentlassungen auch bei Axa und IBM. Und die Gewerkschaften finden, Streiks seien nicht so wichtig…“ am 12. September 2016 im LabourNet Germany

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=104483
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