Bangladesch: 150.000 Teearbeiter:innen streiken landesweit für Lohnerhöhung – ab dem Schlichtungsgespräch am 23. August mit Blockaden auf Autobahnen?

Etwa 150.000 Arbeiter:innen auf 241 Teeplantagen im gesamten Land haben seit dem 9. August 2022 ihre Arbeit für zwei Stunden täglich niedergelegt. Seit dem 13. August 2022 sind sie in den unbefristeten Streik getreten. Sie fordern eine deutliche Lohnerhöhung von 300 Taka (ca. 3 Euro) am Tag, die es ihnen erlaubt, ihre Familien zu ernähren. Momentan verdienen sie 120 Taka (1,20 Euro) täglich. Organisiert sind sie in der Bangladesh Tea Workers‘ Union. Obwohl es bereits zwei neue Arbeitsabkommen gab, wurde dieses seitens der Unternehmen nicht eingehalten. Am 23. August 2022 soll eine Verhandlung mit Arbeiter:innen, Unternehmen und Regierung stattfinden. Bisher wurde ihnen lediglich 14 Taka – also ca. 14 Cent mehr angeboten. Dazu Weiteres in diesem Beitrag:

• „Am 13. August [2022] begannen 150.000 Teebäuer:innen in Bangladesch einen unbefristeten Streik gegen die Hungerlöhne. Die Bangladesh Cha Sramik Union (BCSU, Bangladesh Tea Workers Union) fordert eine Erhöhung des Tageslohns von 120 Taka auf 300 Taka. 120 Taka sind etwa 1 Pfund; auf einigen Plantagen erhalten die Arbeiter etwas weniger. Die Eigentümer bieten 14 Taka an. Die Inflation liegt in Bangladesch bei etwa 8 %. Selbst in diesem Land mit sehr niedrigen Löhnen verdienen nur sehr wenige so wenig wie die Teearbeiter:innen; drei Viertel von ihnen leben nach Angaben der bangladeschischen Regierung in Armut, gegenüber 21 % insgesamt. Und das in einem Wirtschaftszweig, der Milliardengewinne einfährt und in dem die Produktion seit dem Rückgang während der Pandemie stark angestiegen ist. Die Regierung organisierte am 11. August ein ‚Schlichtungstreffen‘, das von den Bossen jedoch boykottiert wurde. Der Übergang zu einem unbefristeten Streik auf über 150 Plantagen in ganz Bangladesch erfolgte, nachdem sie sich fast zwei Jahre lang geweigert hatten, einen neuen Vertrag zu unterzeichnen, monatelang protestiert hatten und seit dem 9. August täglich zwei Stunden lang gestreikt hatten. Die autoritär-nationalistische Awami-Liga-Regierung hat sich auf die Seite der Arbeitgeber gestellt und die Mechanismen zur Festlegung von Mindestlöhnen in verschiedenen Branchen genutzt, um die Dinge zu verlangsamen und die Forderungen der Arbeitnehmer zu vereiteln. Über 75 % der Teearbeiterinnen in Bangladesch sind Frauen; die Mehrheit gehört der hinduistischen Minderheit des Landes an, vor allem aus den unteren Kasten; viele von ihnen gehören indigenen ‚Stammes‘-Völkern an, deren Vorfahren unter der britischen Herrschaft aus dem heutigen Indien eingewandert sind.“ Artikel von Mohan Sen, erschienen am 17. August 2022 bei Workers‘ Liberty („Bangladesh tea-producing workers strike“).
• Ab dem 23. August 2022 wollen Arbeiter:innen Barrikaden auf Autobahnen errichten, sollte Schlichtungsgespräch erneut scheitern
  „… Bijoy Hazra, Organisationssekretär der Bangladesh Tea Workers Union, sagte, die Bewegung werde fortgesetzt, bis ihre Forderung erfüllt sei. Angesichts des Trauermonats werden sie jedoch bis zum 23. August keine Barrikaden auf den Autobahnen errichten. Programme wie Menschenketten, Protestversammlungen und Prozessionen werden innerhalb der Gärten fortgesetzt. Außerdem wird am 23. August in Dhaka ein Dreiertreffen unter Leitung des Arbeits- und Beschäftigungsministers und des Sekretärs stattfinden. Am Dienstag fand in Srimangal eine zweite Gesprächsrunde zwischen den Führenden der protestierenden Arbeitenden und der Arbeitsabteilung statt, um den Streik zu beenden. Der Generaldirektor des Arbeitsministeriums, Khaled Mamun Chowdhury, und Gewerkschaftsführer:innen nahmen an dem Treffen teil. Gemäß dem Beschluss des vorangegangenen Treffens werden die Teegartenbesitzer und die Bangladesh Tea Workers Union heute Nachmittag (Mittwoch) ein weiteres Gespräch im Büro des Arbeitsministeriums in Dhaka führen. Am 9. August hatte die Bangladesh Tea Workers Union mit einer zweistündigen Arbeitsniederlegung pro Tag begonnen und eine Erhöhung des Tageslohns gefordert…“ Meldung von Bangladesh Post Desk, erschienen am 17. August 2022 („Tea workers’ demand not met yet“).
• U.E. besonders erfreulich: „Ausdruck starker Solidarität mit der Teearbeiterbewegung und Forderung einer Erhöhung ihres Tageslohns von Tk 120 auf Tk 300.“ engl. Tweet von Fridays For Future Bangladesh vom 18.8.22 
• Im ganzen Land finden allgemein seit Tagen Proteste gegen die 50%ige Inflation (Benzin 60%) statt – siehe z.B. ein Video vom 12.8. auf Twitter 
• Dazu außerdem auf LabourNet Germany:
  • Edle Tees für Hungerlöhne – Menschenrechtsverletzungen auf Teeplantagen im indischen Darjeeling
  • Unbefristeter Streik auf den Teeplantagen Nepals – Die Unternehmen weigern sich Mindestlohn und Sozial- und Krankenversicherung einzuführen