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Hotel Bauen Buenos Aires: Ein Flagschiff der selbstverwalteten Betriebe in der Krise wird nach 17 Jahren geschlossen – Widerständen der Stadtregierung getrotzt, an Corona erlegen

Hotel BAUEN im Zentrum von Buenos Aires - 2003 besetzt und in Selbstverwaltung übernommenSeit dem Jahr 2003 war der Komplex „Hotel Bauen“ eine Art Flagschiff der selbstverwalteten Betriebe in Argentinien – im Verlaufe noch des Oktober 2020 wird die Initiative der Beschäftigten das die ganzen Jahre juristisch umstrittene Gebäude (wir berichteten) verlassen, das Hotel schließen müssen. Die etwas mehr als 100 Familien, die von dem Projekt leben, haben teilweise seit März 2020 kaum noch Gehalt und schon gar nicht regelmäßig erhalten: Kein (alternativer) Tourismus, keine Gastronomie, keine Veranstaltungen – demnach keine Einnahmen. In dem Beitrag „La cooperativa del Hotel Bauen dejará el histórico edificio de Avenida Callao: “Es muy doloroso pero seguiremos en otro lado” bereits am 24. September 2020 bei AnRed externer Link dokumentiert (ursprünglich bei El Grito del Sur) legt die Vorsitzende der Kooperative María Eva Lossada die Gründe für diese „sehr schmerzhafte“ Entwicklung dar und zeichnet den Prozess der zunehmenden Verschuldung konkret nach. Sie weist dabei auch darauf hin, dass dabei natürlich die Beschränkungen, die ihnen und anderen selbstverwalteten Projekten von der bisherigen Macri-Regierung auferlegt worden waren, an diesem negativen Prozess selbstverständlich einen Anteil hatten, wie auch in ihrem konkreten Fall jene zusätzlichen Hemmnisse, die die Stadtregierung von Buenos Aires für sie errichtet hatte. Aufgeben wollen die AktivistInnen des Projektes aber nicht, sondern an anderer Stelle mit Teilen des Projektes (Gastronomie und Kulturarbeit, aber ohne Hotel) fortfahren – sowohl, weil sie weiterhin Arbeit und Einkommen brauchen, als auch wegen der Inhalte und der Kooperationen, die sich vor allem eben bei den kulturell-politischen Veranstaltungsreihen entwickelt haben. „Wir sind traurig – wir sind aber auch stolz auf diese 17 Jahre und wir wollen weiter machen“ so Lossada abschließend. Siehe zur Schließung des Hotels Bauen auch ein weiteres Interview mit einem Aktivisten:

  • „Tras 17 años de resistencia la cooperativa del BAUEN deja el hotel en Buenos Aires“ am 10. Oktober 2020 bei kaosenlared externer Link dokumentiert, ist ein Interview von La Retaguardia mit Federico Tonarelli, langjähriger Vorsitzender der Kooperative Bauen zur Schließung des Hotels. Er weist unter anderem darauf hin, dass einer der Knackpunkte auch der aktuellen negativen Entwicklung eben die niemals während der 17 Jahre definitiv geklärte Eigentumsfrage an dem Gebäude gewesen sei. Die Kampagne, die das Bauen-Kollektiv gemeinsam mit anderen vergleichbaren Projekten organisiert habe, ein Gesetz über die Übernahme von Gebäuden (besetzten Gebäuden) in Staatseigentum sei eben am Widerstand der rechten Kräfte in Regierung und Behörden gescheitert. Was nicht nur zu Unsicherheit und mangelnden Planungsmöglichkeiten geführt habe, sondern auch zu zusätzlichen Kosten. Und er unterstreicht, dass „diese 17 trotz allem guten Jahre“ nur möglich gewesen seien, weil immer wieder vor allem in den letzten fünf Jahren die Solidarität von Tausenden von Menschen konkret angedrohte Zwangsräumungen verhindern half – die aber auch nicht dazu geführt habe, dass von vielen irgendwie als progressiv eigeschätzte Regierungen irgendwelche dauerhaften Maßnahmen ergriffen hätten, den Prozess der Selbstverwaltung zu stärken. Auch er unterstreicht abschließend die Bereitschaft und Entschlossenheit, das Projekt in reduzierter Form weiter zu führen – bedauert aber auch ausdrücklich, dass damit das Gebäude an die angeblichen Eigentümer zurückfalle.
  • Siehe auch ein Video bei aporrea.org externer Link , das zeigt, wie nach 17 Jahren Selbstverwaltung die Mitarbeiter des Hotels Bauen das historische Gebäude verlassen
  • Und die Cooperativa Bauen auf Twitter: @HotelBauen
  • Siehe zuletzt am Argentinisches Berufungsgericht nimmt Zwangsräumungsbeschluss gegen die Belegschaft des Hotels Bauen zurück
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=179391
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