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Einen Schauprozess traut sich das ägyptische Militärregime nicht mehr: Werftarbeiter sollen jetzt heimlich verurteilt werden

Streikende Werftarbeiter in Alexandria im Mai 2016 - bis heute vor MilitärgerichtenFür den 15. November 2017 war – zum wiederholten Male – das Ende des Prozesses gegen streikende Werftarbeiter aus Alexandria festgelegt worden, samt Urteilsverkündung durch das Militärgericht. Der Streik, der im Mai 2016 stattfand (siehe dazu am Ende des Beitrags den Verweis auf unsere Berichte aus diesen anderthalb Jahren) fand in einer Werft statt, in der vier Korvetten zu Ende gebaut werden sollten, die Ägypten von Frankreich gekauft hatte. Weswegen es auch naheliegend ist, dass es in diesem Falle gerade in Frankreich immer wieder Solidaritätsaktionen gegeben hat. Die sich vor allem gegen den Angriff auf das Streikrecht insgesamt richteten – aber eben auch noch einmal besonders mobilisierten, weil streikende Arbeiter vor ein Militärgericht gezerrt wurden. Wieder und wieder wurde dieser Prozess verschoben und auch dieses Mal ist bisher kein Urteil bekannt – das Regime in Kairo, die wenig verkappte Fortsetzung der Herrschaft des Militärs in Ägypten, traut sich offensichtlich nicht mehr, den faktisch ursprünglich angekündigten Schauprozess öffentlich weiter zu führen.  Siehe dazu zwei aktuelle Beiträge:

  • „La France complice de la répression contre des ouvriers égyptiens“ von Jamal Boukhari am 15. November 2017 bei Orient XXI externer Link ist ein ausführlicher Beitrag, der nochmals die ganze Geschichte des Streiks und der darauf folgenden militärischen und juristischen Repression zusammen fasst. Und, natürlich, die Verwicklung des französischen Unternehmens Naval Group in die ganzen Entwicklungen. Neben den 26 Anklagen, die immer noch verhandelt werden, und in denen es um Gefängnisstrafen zwischen 3 Monaten und 2 Jahren geht, gibt es immer noch Hunderte Entlassene: Damals waren alle 2.000 zivile Beschäftigte entlassen worden und durch Wehrpflichtige ersetzt, eine besonders gute Idee der unglaublich klugen ägyptischen Generale. Immerhin 60% der Entlassenen mussten die Großstrategen al Sisis nachher kleinlaut wieder einstellen, weil gar nichts mehr voran ging. Aber die anderen rund 800 bleiben auf die Straße geworfen – wie sie überleben, wird in dem Beitrag ebenfalls anhand persönlicher Beispiele berichtet. Abgeschlossen wird der Beitrag durch den Hinweis auf den Besuch des französischen Botschafters auf der Werft – vor wenigen Wochen sah er sich nicht genötigt sich in irgendeiner Weise zum reaktionären Vorgehen der Generalsclique zu äußern…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=124251
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