Tarifrunde der IG Metall in der Stahlindustrie 2021: „Beschäftigung sichern – Entgelte stabilisieren“

Dossier

Stahlindustrie China - aber 1958“… Die Tarifkommissionen der IG Metall für die nordwestdeutsche und ostdeutsche Stahlindustrie haben die dafür nötige Kündigung der Tarifverträge über Löhne und Ausbildungsvergütungen beschlossen. Der Vorstand der IG Metall muss die Kündigung noch bestätigen, um den Weg für die Verhandlungen freizumachen. (…) Die wirtschaftliche Situation in der Stahlindustrie ist höchst unterschiedlich – teils gut, teils dramatisch schlecht. Insgesamt hat die Corona-Krise dazu geführt, dass die Anzahl der Beschäftigten in der Stahlindustrie in diesem Herbst auf ein Rekordtief gesunken ist. Und etliche Unternehmen haben bereits weitere Abbauprogramme angekündigt. Zwar sich die Branche in den letzten Monaten etwas erholt. Doch durch den zweiten Lockdown drohen nun erneut Einbrüche. Angesichts der höchst unterschiedlichen Lage wird es der IG Metall in der beginnenden Tarifrunde für die nordwestdeutsche Stahlindustrie darum gehen, Beschäftigung zu sichern und zugleich die Entgelte zu stabilisieren. (…) Wie genau die Forderung der IG Metall für die Stahlindustrie aussehen wird – das wird in den kommenden Wochen Thema der Diskussion in den Betrieben und in der Tarifkommission sein. Ende Januar 2021 treffen sich dann erneut die Tarifkommissionen, um über die endgültige Tarifforderung zu diskutieren. Die Friedenspflicht im Nordwesten und Osten endet mit Auslaufen der Tarifverträge am 28. Februar 2021.“ Meldung vom 18.012.2021 bei der IG Metall externer Link, siehe dazu deren Sonderseite externer Link und hier:

  • Tarifabschluss Stahl: Die Hälfte ist anrechenbar. Der Abschluss bei Stahl ist tarifpolitisch ein gewaltiger Rückschritt New
    Was bleibt von 500 Euro brutto? Bis zum 31.05.22 gibt es 500 + 250 + 250 Euro = 1.000 Euro für 15 Monate (800 Euro auf 12 Monate). Die Hälfte der 1.000 Euro ist steuer- und sozialabgabenpflichtig d.h. ein Bruttobetrag. Wenn 250 Euro im Dezember und 250 Euro im Februar ausgezahlt würden, dann werden wir nach Abzug der Lohnsteuer, Sozialversicherung usw. sehr wenig davon merken. Freizeit statt Geld? Aber von den 1.000 Euro können 500 Euro in Freizeit umgewandelt werden. Das heißt dann „Zahlung zur Beschäftigungssicherung“. Das kennen wir bereits. Letzten Sommer wurden 1000 € Urlaubsgeld mitten in der Kurzarbeitsphase in 5 Tage Urlaub umgewandelt. Entgeltforderung ohne Diskussion: Die zukünftige  Entgeltforderung hat die IGM-Bürokratie bereits festgelegt:  die eine Hälfte ist fest, die andere Hälfte in Freizeit wandelbar, wenn das Unternehmen Beschäftigungsprobleme hat. Die  600 Euro ab 28.02.2023 sind die wandelbare Hälfte, die „zur Beschäftigungssicherung“ in Freizeit dient. Die feste Hälfte werden wahrscheinlich auch 600 Euro sein. Die Stahlkapitalisten bekommen einen Blankoscheck und wir gucken wieder einmal in die Röhre. Damit haben die IGM-Bürokraten die nächsten Tarifrunden ab 2023 vorentschieden – ohne jede demokratische Diskussion, ohne auch nur mit einer Vertrauensfrau, mit einem Vertrauensmann die Forderungsstruktur zu diskutieren…“ Bewertung aus „was tun bei Thyssenkrupp Steel“ vom 8.4.2021 von RIR – Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet
  • [„Tarifzusatzentgelt“ von 500 Euro] „Tarifrunde Eisen und Stahl 2021: Dauerhaft mehr Geld für die Beschäftigten in der Stahlindustrie“
    „… Mehr Geld für die Beschäftigten in der nordwestdeutschen Stahlindustrie: Ende Juni gibt es einmalig 500 Euro Coronaprämie. Ende Dezember erhalten sie dann noch einmal eine zusätzliche Zahlung von 250 Euro – und Ende Februar 2022 noch einmal 250 Euro. Dieses neue tarifliche Zusatzentgelt oder „Tarifzusatzentgelt“ – insgesamt 500 Euro – kann auch zur Sicherung von Beschäftigung in Freizeit umgewandelt werden. Darauf haben sich die IG Metall und die Arbeitgeber nach sieben Stunden Verhandlungen in der Nacht auf den Samstag geeinigt. Nun muss noch die gewählte Tarifkommission über das Ergebnis abstimmen. Der Tarifabschluss betrifft rund 70.000 Beschäftigte. Die Laufzeit der einmaligen Coronaprämie endet am 31. Mai 2022. Dann kann die IG Metall wieder über eine Erhöhung der Entgelte verhandeln. Die neue zusätzliche Zahlung auch zur Beschäftigungssicherung – das neue „Tarifzusetzentgelt“ – gibt es jedoch dauerhaft. Ab 2023 erhöht sie sich dann auf 600 Euro im Jahr und steigt mit künftigen Tariferhöhungen mit. Bei guter wirtschaftlicher Lage wird das Geld ausbezahlt. Bei Beschäftigungsproblemen wird die Arbeitszeit verkürzt, indem die zusätzliche Zahlung in Freizeit umgewandelt wird. (…) Die Auszubildenden erhalten 60 Prozent der ausgehandelten Zahlungen – also im Verhältnis überproportional viel. Sie erhalten Ende Juni eine einmalige Coronaprämie in Höhe von 300 Euro sowie ein neues Tarifzusatzentgelt von 300 Euro, das gestaffelt Ende Dezember und Ende Februar 2022 ausbezahlt wird. Ab 2023 steigt das Tarifzusatzentgelt für Auszubildende auf dauerhaft 360 Euro im Jahr. Bei Auszubildenden kann das Tarifzusatzentgelt nicht in Freizeit umgewandelt werden, da die Zeit für die Vermittlung von Lernstoff gemäß Ausbildungsplan rechtlich nicht einfach gekürzt werden kann. (…) Mit der neuen zusätzlichen Zahlung auch zur Beschäftigungssicherung gibt es nun drei dauerhafte jährliche Sonderzahlungen in der Eisen- und Stahlindustrie: Erstens die klassischen Jahressonderzahlungen – Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zweitens die 2020 eingeführte zusätzliche Tarifzusatzvergütung – oder Tarifzusatzentgelt I von 1000 Euro, die Beschäftigte wahlweise auch in fünf freie Tage umwandeln können. Und drittens die neue zusätzliche Zahlung eines neuen Tarifzusatzentgelts II von 500, ab 2023 dann 600 Euro, die der Betrieb bei Krise in freie Zeit umwandeln kann…“ Tarifinfo der IG Metall vom 27. März 2021 externer Link – kritische Analysen folgen nach Ostern…
  • Stahl-Tarifkommissionen fordern 4 Prozent für Einkommen und Beschäftigung 
    “Die Tarifkommissionen für die nordwestdeutsche und die ostdeutsche Eisen- und Stahlindustrie fordern ein Volumen von 4 Prozent, um die Einkommen zu stärken und um Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung zu finanzieren. Außerdem wollen die Mitglieder der Tarifkommissionen die Übernahme für Auszubildende sichern – und auch die dual Studierenden endlich in die Tarifverträge einbeziehen. (…) Angesichts dieser höchst unterschiedlichen Lage geht es uns darum, Beschäftigung zu sichern und die Entgelte zu stabilisieren“, erklärt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie. „Mit einer Forderung über ein Volumen von moderaten vier Prozent reagieren wir auf die Lage der Unternehmen, zumal das Geld in Krisenbetrieben gezielt für die Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.“ (…) Priorität haben jedoch Instrumente zur Sicherung der Arbeitsplätze. Das wurde bei der Diskussion in den Tarifkommissionen klar. Die IG Metall fordert deshalb auch die Verlängerung des Tarifvertrags zur Altersteilzeit und des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung. (…) Die Tarifverträge in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie betreffen rund 70 000 Beschäftigte, die in der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie rund 8000 Beschäftigte. Die Friedenspflicht endet dort am 28. Februar. Die erste Verhandlung ist für den 1. März angesetzt. In der saarländischen Eisen- und Stahlindustrie beginnen die Verhandlungen später. Dort laufen die Tarifverträge noch bis Ende Mai.“ Meldung der IG Metall vom 19.02.2021 externer Link
  • Stahltarifrunde 2021: Offensive Tarif-Forderungen aufstellen – Corona-Schutz erkämpfen! 
    “Zum 28. Februar 2021 ist der Tarifvertrag in der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen und Bremen gekündigt. Am 18. Februar wird vom IG-Metall-Vorstand die Forderung aufgestellt. In den Stahlbetrieben bei thyssenkrupp in Duisburg wurde wie in anderen Stahlbetrieben die Diskussion geführt. Eine Online-Vollversammlung der Vertrauensleute fand statt. (…) Bei der Diskussion der Tarifrunde in einer Abteilung in Duisburg machten die Kollegen ihre Rechnung auf: Lohnverluste durch Kurzarbeit, CO2-Abgabe, ständige Unterbesetzung usw. Da kamen schnell Vorschläge von vier bis sechs Prozent mehr Lohn auf den Tisch. Angesichts der angekündigten massiven Arbeitsplatzvernichtung diskutieren die Kollegen auch über eine Tarifforderung zur Arbeitszeitverkürzung. „Wir haben neben einer Entgeltforderung auch die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Vorschlag aufgestellt. Und dass Kollegen ab 60 Jahre ohne Abschläge in Rente können.“ Aber nicht als Volumen, sondern feste Forderungen! Diese sind für den gemeinsamen Kampf der Stahlarbeiter geeignet, gegen die Spaltung durch Verzichtstarifverträge für die einzelnen Belegschaften. Sie richten sich direkt gegen die „stillen Entlassungen“ bei thyssenkrupp, die längst begonnen haben. Seit Januar werden Leiharbeiter und Kollegen mit Zeitverträgen entlassen, trotz Unterbesetzung und Überalterung der Belegschaft! Dabei gibt es viele ältere Kollegen, die gerne früher in Rente wollen. Zwei Drittel der Azubis bekommen nur einen Jahresvertrag. Begründet wird dies vom Vorstand damit, dass diese Arbeitsplätze mit Kollegen aus Hüttenheim besetzt werden sollen, deren Werk der Vorstand im Frühjahr schließen will. So versucht der Vorstand, die Kollegen zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Auch der Corna-Gesundheitsschutz muss durchgekämpft werden…“ Beitrag von Korrespondenten aus Duisburg vom 04.02.2021 bei Rote Fahne News externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=186099
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