Teure Auslaufmodelle: Die Telekom will offenbar ihre letzten Beamten loswerden

wir erwarten besseres telekomDie Deutsche Telekom will digital und modern werden. Einige der aus der Zeit vor der Privatisierung verbliebenen Beamten klagen nun, dass sie mit angeblich unzumutbaren Schikanen aus dem Amt gedrängt würden. Innenansicht eines gespaltenen Konzerns…“ Artikel von Jürgen Berke vom 16. Oktober 2019 in der Wirtschaftswoche online externer Link (Paywall) – siehe dazu ver.di am 15.11.19 externer Link: „Mit der Information der Telekom zur Freigabe der Zurruhesetzungszeitpunkte für den Engagierten Ruhestand (ER) in 2020, wurden viele interessierte Beamtinnen und Beamte negativ überrascht. Nicht nur, dass die Antragsfristen äußerst kurzfristig sind, können nun ausschließlich die Beamtinnen und Beamte des Geburtsjahrgangs 1963 und älter (1962, 1961…) einen Antrag stellen. Fürsorge? – Lebenspläne durchkreuzt. ver.di teilt den Ärger und Verdruss betroffener Beamtinnen und Beamte. Gleichzeitig ist Fakt, ein Weihnachtsgeschenk kann auch ver.di hier nicht leisten. Sehr wohl können betroffene Beamtinnen und Beamte ihre Enttäuschung und Verärgerung gegenüber dem Vorstand (z. B. per Emails), den Geschäftsführern ihrer Gesellschaften und dem jeweiligen HR Business Partner etc. kundtun…“ Dazu neu:

  • Deutsche Telekom: Haben ältere Mitarbeiter ausgedient? New
    “Die Vorwürfe wiegen schwer: Ältere Telekom-Mitarbeiter beklagen, der Konzern wolle sie gezielt loswerden. Die Rede ist von willkürlichen Versetzungen und Ausgrenzung. Das Unternehmen weist diese Aussagen entschieden zurück. Doch Gewerkschafter sind alarmiert. Ein grauer Nachmittag im Februar: ein Mann in dunkler Jacke betritt das Kölner Deutschlandfunk-Gebäude. Er wirkt angespannt, denn für ihn ist sein Besuch riskant. Der Mann will öffentlich Kritik an seinem Arbeitgeber üben, der Deutschen Telekom AG. Mitarbeiter, sagt er, würden dort stark unter Druck gesetzt: „Die Menschen können nicht mehr schlafen. Sie machen sich Sorgen um ihre Familie, um ihre eigene Zukunft. Viele werden krank und können es einfach nicht mehr ertragen.“ (…) Erst kürzlich wandten sich rund 300 Telekom-Beamte und Beamtinnen mit ähnlichen Klagen in einem offenen Brief an das Bundesjustizministerium. Im Vergleich zu rund 100.000 deutschen Telekom-Mitarbeitern insgesamt, sind 300 Kritiker zwar nicht allzu viel. Aber deren Vorwürfe sind drastisch. (…) Auch in Internetforen wie beamtentalk.de stößt man auf Vorwürfe dieser Art. Der Deutschlandfunk ist bei seinen Recherchen weder auf ein „Folterlager“, noch auf „eine Art Beamten-Folterlager“ gestoßen. Die Deutsche Telekom weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die auf unterschiedlichen Wegen formulierten Vorwürfe entsprächen in keiner Weise dem Umgang, den man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflege, erklärte das Unternehmen gegenüber dem Deutschlandfunk schriftlich und fügte hinzu, einige der Formulierungen im zitierten Brief diskreditierten die Arbeit vieler Beschäftigter. (…) Vor diesem Hintergrund sagt die Bundesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM, Christina Dahlhaus, dass die Beschwerden von Mitarbeitern insgesamt zunehmen. „Die Deutsche Telekom steht einfach unter einem enormen Kostendruck und wie ist es immer am einfachsten? Am Personal natürlich zu sparen. Deswegen würde ich sagen, es hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. Also auch anhand der Rückmeldungen, die wir haben.“ Um den aktuellen Konflikt zu verstehen, gilt es, die Hintergründe zu kennen. Gerade der Streit zwischen der Telekom und ihren Beamten hat eine lange Vorgeschichte, beginnend mit der Gründung der Deutschen Telekom AG im Jahr 1995…“ Beitrag von Katja Scherer vom 19.03.2020 beim Deutschlandfunk externer Link
  • „Telekom-Beamte in Not“ senden Hilferuf an Bundesjustizministerin Christine Lambrecht
    “Es klingt wie eine Verzweiflungstat – und ist es wohl auch. „Wir sind eine Gruppe von mehr als 300 Telekom-Beamten, die zur Zeit sehr unter der Personalpolitik der Deutschen Telekom leiden.“ Mit diesen Worten beginnt der offene Brief mit der Betreffzeile „Altersdiskriminierung bei der Deutschen Telekom AG“. Unterzeichnet ist das dreiseitige Schreiben mit „Telekom-Beamte in Not“. Einziger Adressat ist die „sehr geehrte Frau Bundesjustizministerin Christine Lambrecht“. Die Sozialdemokratin – so hoffen die anonymen Schreiber der Protestnote – soll „die Ungerechtigkeit beenden und das Leiden unserer Familien stoppen“. Als Mitglied der Bundesregierung, hoffen die Beamten, „haben Sie sicherlich Möglichkeiten, uns zu helfen“. (…) Zu Wort melden sich Staatsdiener, die „ohne sachlichen Grund“ zur internen Arbeitsagentur – den TPS Telekom Placement Services (früher: Vivento) – versetzt wurden. Die Vorwürfe sind hart: Die beiden TPS-Hauptstandorte in Darmstadt und im rheinischen Brühl seien „Folterlager“, in denen „Beamte, die das Unternehmen los werden möchte, derart gequält, gedemütigt, bedroht und schikaniert werden, bis sie freiwillig und ohne faire Abfindung als psychisch und physisch gebrochene Menschen das Unternehmen verlassen“. Da würden Menschen, die noch zehn bis 15 Jahre zu arbeiten hätten, „vorsätzlich krank gemacht, um sie als dienstunfähig hinzustellen und in den Ruhestand abzuschieben“. Das alles geschehe nicht „rein zufällig“, sondern „nur bei Beamten, die älter als 55 Jahre sind“. Die Aussagen der Beschäftigten zeigen, welcher Graben das Unternehmen durchzieht. (…) Detailliert listen die Beamten nun in ihrem Hilferuf an die Ministerin all die ihrer Meinung nach „rücksichtslosen Methoden“ auf, die beim Personalabbau zum Einsatz kommen. „Einige von uns wurden völlig sinnlos vier Mal innerhalb eines kurzen Zeitraumes versetzt, obwohl wir Kinder und Familienangehörige haben, die uns zu Hause brauchen.“ Sogar Beamte des höheren Dienstes würden nach vielen Jahren in Top-Management-Positionen gezwungen, niederste Bürotätigkeiten zu verrichten, „die jeder Lehrling als stumpfsinnig bezeichnen würde“. Sogenannte Mentoren „begleiten und überwachen uns von morgens bis abends“ und „beleidigen uns als wertlos, alt, unfähig und überflüssig“. (…) Eine derart schikanöse Behandlung sei eine „klare Altersdiskriminierung und darüber hinaus menschenverachtend“. Die Ministerin möge sie bitte mal besuchen und sich selbst davon überzeugen, wie selbst 60-Jährige Spitzenbeamte, die viele Jahre hochrangige Telekom-Manager waren, „nun Aushilfstätigkeiten machen müssen und dabei lächerlich gemacht werden“. Es könne doch nicht sein, dass in einem Unternehmen wie der Deutschen Telekom, das sich noch zu über 30 Prozent im Besitz des Bundes befindet, „eine wahre Hexenjagd auf Beamte“ stattfindet – nur um Personalkosten zu sparen…“ Artikel von Jürgen Berke vom 09.12.2019 in der Wirtschaftswoche online externer Link
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