Sachsen: Beschäftigte fordern Chiphersteller Globalfoundries zu Tarifverhandlungen auf, Streiks angedroht

Dossier

Warnstreik beim Dresdner Chiphersteller Globalfoundries für die Aufnahme von Tarifverhandlungen“Sie wollen Niedriglöhnen in Sachsens Hightech-Sektor ein Ende setzen. Hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter, ausgestattet mit Trillerpfeifen und Rasseln, haben sich am Mittwochabend im Norden Dresdens vor dem Chipwerk von Globalfoundries versammelt. (…) Vertreter weiterer Betriebe aus der Gegend, wie Infineon und X-Fab, solidarisierten sich mit den Beschäftigten des größten Werks der sächsischen Landeshauptstadt. Und auch zahlreiche Nichtgewerkschaftsmitglieder unterstützten die Forderungen nach Tariflöhnen. (…) Zeigt sich die Werksleitung innerhalb einer Woche gegenüber der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) verhandlungsbereit, sei ein Streik noch abwendbar. Andernfalls wird danach die Urabstimmung eingeleitet. Falls diese erfolgreich sein sollte, gebe es kein Zurück mehr. (…) Globalfoundries wurde 2009 als ein Unternehmen zur Halbleiterfertigung von AMD gegründet, dem einst wichtigsten Konkurrenten des weltweit marktführenden Herstellers Intel. Derzeit sind in der Chipfabrik im Norden Dresdens 3.200 Menschen beschäftigt. (…) Im April erfolgt im Dresdener Werk übrigens eine entscheidende Änderung: Statt der bisherigen Zwölfstundenschichten soll auf die üblichen Achtstundenschichten umgestellt werden. Allerdings geht aus den geänderten Arbeitsverträgen hervor, dass die Firmenleitung die Umstellung zur Kürzung des Urlaubs nutzen will, was für großen Unmut bei der Belegschaft sorgt…“ Artikel von Ralf Richter in der jungen Welt vom 13.03.2020 externer Link, siehe dazu:

  • Lächerliche Löhne: Beschäftigte bei Chiphersteller Globalfoundries streiken für höherer Entgelte. Konzern baut stattdessen weiter Personal ab New
    “Stiller Streik. So nennen sie das jetzt bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Die Anmeldung kann per E-Mail erfolgen. Zum dritten Mal in diesem Jahr – nach dem 11. März und dem 29. Mai – ging es beim Chiphersteller Globalfoundries in Dresden in den Ausstand. Für 24 Stunden. Drei Schichten waren betroffen, von Freitagmittag bis Sonnabendmittag. Summa summarum zirka 700, 800 Leute, die zu Hause bleiben sollten – wenn sie nicht mehr mit lächerlichen Löhnen abgespeist werden wollen. Ein Lehrling, der in einem Chemiebetrieb nach Tarif bezahlt wird, verdient mehr als ein Mitarbeiter bei Globalfoundries, wenn er schon zehn Jahre und länger hier hart arbeitet, sagte am Freitag ein Betriebsrat, der namentlich nicht genannt werden will. Streik muss also sein! Zumal sich die Geschäftsführung des Unternehmens nicht bewegt in den Tarifverhandlungen. (…) Die Bedingungen im Betrieb werden derweil härter: Mit der Umstellung auf das Dreischichtsystem, so schätzt die IG BCE, hätten etwa einhundert Personen zusätzlich eingestellt werden müssen – statt dessen baute die Geschäftsführung verdeckt Personal ab, was zu einer starken Mehrbelastung der verbliebenen Arbeitskräfte führte. Damit nicht genug, verschlechterte sich mit der Umstellung auch die Lebensqualität der Beschäftigten: Konnten sie sich bislang darauf verlassen, dass sie alle zwei Wochen ein freies Wochenende hatten, so haben sie das nun nur noch zweimal in zehn Wochen. Zudem wurden Urlaubstage reduziert. Eine drastische Verschlechterung gegenüber dem bisherigen Niveau…“ Artikel von Ralf Richter in der jungen Welt vom 14.12.2020 externer Link
  • Bei Globalfoundries Dresden streiken hunderte Mitarbeiter
    Im Tarifkonflikt beim Dresdner Chiphersteller Globalfoundries (GF) haben sich am Mittwoch nach Gewerkschaftsangaben mehrere Hundert Mitarbeiter an einem Warnstreik beteiligt. „Die Gewerkschaft hat einen langen Atem und genug Power für einen langen Arbeitskampf“, sagte die Sprecherin der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie, Landesbezirk Nordost, Karin Aigner, auf Anfrage. Die Gewerkschaft strebt eine Tarifbindung erstmal über einen Haustarifvertrag an. Für den Abend ist auch eine Kundgebung geplant. Globalfoundries lehnt Tarifvertrag ab: Das Unternehmen warf der Gewerkschaft vor, einen Millionenschaden in Kauf zu nehmen (…) Der Landesbezirksleiter Nordost und Verhandlungsführer Oliver Heinrich sagte: „Ich habe noch bis vor wenigen Minuten inständig gehofft, dass uns die Geschäftsführung endlich ihre Hand für Tarifverhandlungen reicht und wir diesen Warnstreik abblasen können.“ Er betonte: „Aber stattdessen haben sie nur mit weiteren Worthülsen die Luft bewegt und versucht, mit 100-Euro-Streikbrechergeld Kolleginnen und Kollegen davon abzubringen, sich an unserem Warnstreik zu beteiligen.“…“ Meldung vom 11. März 2020 beim MDR externer Link
  • Harte Bandagen. Gewerkschaft IG BCE organisierte 24stündigen Warnstreik beim Dresdner Chiphersteller Globalfoundries für die Aufnahme von Tarifverhandlungen 
    Freitag nachmittag vergangener Woche: Das Spalier vor dem Fabriktor 1 bei der Chipfabrik Globalfoundries in Dresden-Wilschdorf beeindruckt. Vom Tor bis zur Auffahrt auf die Fernverkehrsstraße zieht sich über Hunderte Meter ein Meer aus wehenden Fahnen mit dem Logo der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Rasseln werden geschwungen. Vor allem aber sind es die Blicke aus Hunderten Augenpaaren über den Schutzmasken, die die vorbeifahrenden Streikbrecher auffordernd anschauen und die sich ins Gedächtnis einbrennen. Einer, der beim Warnstreik in der allerersten Reihe sitzt, ist Oliver Heinrich, der 1,90 Meter große Landesbezirksleiter der IG BCE. Etwas provozierend hat er sich mitten auf der Straße, die in die Fabrik führt, auf einem Stuhl plaziert, die Beine lang ausgestreckt. Damit zwingt er die Schichtwechsler geradezu, ihre Aufmerksamkeit auf den Gewerkschaftsprotest zu lenken. So sah es aus, gut eine Stunde nach dem Beginn des 24-Stunden-Warnstreiks vor dem Fabriktor von Globalfoundries. Später geschieht jedoch beinahe Unfassbares: Erst wird ein Betriebskollege durch einen Streikbrecher angefahren, dann Gewerkschafter Heinrich durch einen Shuttlebus. Beide werden glücklicherweise nur leicht verletzt – es wurde umgehend Strafanzeige erstattet. Dies teilte Streikleiter Norbert Winter jW am Sonnabend mit. Offensichtlich ist: Der Arbeitskampf wird von der Geschäftsführung von Globalfoundries Dresden, dem größten Werk der Stadt, mit harten Bandagen geführt. Die Unternehmensleitung fährt dabei schwere Geschütze auf, um die Aktion der Gewerkschaft nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Belegschaft mit ihren 3.200 Beschäftigten zu diskreditieren. (…) Einem Flächentarifvertrag in der Branche hatten Betriebe in der Region unlängst eine Absage erteilt. Den Weg in einen Haustarifvertrag will – so scheint es zumindest gegenwärtig – die Geschäftsführung blockieren. Der Verhandlungsbereitschaft der Gewerkschaft begegnet Globalfoundries mit fortwährender Ignoranz. Bleibt die Lage derart verfahren, führt kein Weg an einer Urabstimmung vorbei. Ein unbefristeter Streik könnte die Folge sein.“ Artikel von Ralf Richter in der jungen Welt vom 02.06.2020 externer Link
  • Dresden am 29. Mai 2020: 24-Stunden-Warnstreik vor Globalfoundries – IG BCE hofft auf Tarifgespräche am Verhandlungstisch
    „… Die Geschäftsleitung des Dresdner Halbleiterwerkes  von Globalfoundries  (GF) weigert sich seit Monaten die Forderung der IG BCE nach einem Tarifvertrag ernstzunehmen und faire Verhandlungen zu führen. Die Gewerkschaft strebt eine Tarifbindung erstmal über einen Haustarifvertrag an. Leider hat die Chipfabrik im Dresdner Norden auch auf den letzten Warnstreik am 11.3. 2020 externer Link nur mit Worthülsen reagiert und versucht die Kolleginnen und Kollegen mit einer Streikbrecherprämie davon abzubringen, sich an dem Streik zu beteiligen. Das war ihr damals aber nicht gelungen. Denn mehr als 600 Beschäftigte folgten dem Streikaufruf der IG BCE. Oliver Heinrich weiter: „Die Geschäftsleitung missbraucht unsere Solidarität und Einsatzbereitschaft und blockiert die notwendigen Tarifverhandlungen jetzt komplett. (…) Immer mehr sind über das Verhalten des Unternehmens entsetzt – so wurde zum Beispiel in der Zwischenzeit den Kollegen im CPS3.0 grundlos Urlaub gestrichen und in den Teilzeitverträgen die Kollegen zu Dingen genötigt, die das Teilzeit- und Befristungsgesetz nicht hergibt. (…) Man behandelt die Mitarbeiter nicht wie Sklaven, die nichts zu sagen haben. Corona kann nicht als Ausrede dafür herhalten, den fleißigen Kolleginnen und Kollegen für die täglich geleistete Arbeit und die derzeitigen zusätzlichen Belastungen nicht tariflich anzuerkennen. Dem „kleinen Mann fehlt das Geld“, nicht den Großen! Deshalb ruft die IG BCE ihre Mitglieder bei GLOBALFOUNDRIES zu einem 24-Stunden-WARNSTREIK auf…“ Streikaufruf vom 28.5.2020 bei der IG BCE Dresden externer Link
  • Siehe zuvor:
    • Vom Dezember 2015: Drohende Massenentlassung bei GLOBALFOUNDRIES Dresden
    • Vom Februar 2014: Aus Wut wird Mut
      „In der Chipfabrik „Globalfoundries“ am Rand von Dresden arbeiten 120 Reinigungskräfte der Firma A. Greitner Gebäudereinigung + Service GmbH München. Im September 2013 traten Aktive der Firma an die IG BAU heran und schilderten ihre Probleme. Das Arbeitsklima hatte sich sehr verschlechtert: respektloser Umgang mit den Mitarbeitern, befristete Arbeitsverträge, Mobbing, Kürzung von langjährig gewährten außertariflichen Leistungen und vieles mehr brannte den Kolleginnen und Kollegen auf den Nägeln…“ Artikel bei der IG BAU vom 31.01.2014 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164416
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