[Wieder Dumont] „Kölner Stadt-Anzeiger“ schließt en Ressort, in dem ausschließlich Frauen arbeiten, und spart zudem zugunsten von KI

Kölns Stimmen Stadt-Anzeiger und EXPRESS sollen verkauft werden - ver.di bittet um UnterstützungDer „Kölner Stadt-Anzeiger“ will in seiner Redaktion künftig ohne ein eigenes Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ auskommen und sich passende Inhalte zuliefern lassen. Laut Betriebsrat ist das „Vertrauen in das Management zutiefst erschüttert“, zumal in dem betroffenen Ressort „ausschließlich Frauen arbeiten“. Gerade erst hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beschlossen, seine Website künftig dem „Digital Competence Center“ und Produkt-Manager Timo Schillinger zuzuordnen und der Redaktion damit wichtige Verantwortungen zu entziehen, da gibt es die nächste dramatische Nachricht aus Köln (…) Zudem werde bei der „manuellen Korrektur von Artikeln“ und bei der Bildbearbeitung gespart, so eine interne Mitteilung, die MEEDIA vorliegt. Dies solle dann stattdessen durch „automatisierte Prozesse“ geschehen. Sprich: Korrektorat und Bildbearbeitung übernimmt Kollege KI…“ Artikel von Jens Schröder vom 12.04.2024 in meedia.de externer Link und nun Proteste:

  • dju NRW verurteilt Redaktionsschließung beim Kölner Stadt-Anzeiger und die Belegschaft protestiert mit offenem Brief New

    • dju in ver.di NRW verurteilt Redaktionsschließung beim Kölner Stadt-Anzeiger
      Die Deutsche Journalistinnen- und Jounalisten-Union (dju) in ver.di verurteilt die Entscheidung des Kölner Verlagshauses KStA-Medien (DuMont), eine komplette Redaktion des Kölner Stadt-Anzeiger zu schließen und mehr als ein Dutzend Redakteursstellen abzubauen. „Mit diesem Schritt zeigt das Management von KStA Medien zum wiederholten Mal, dass es offenbar keinerlei journalistische und publizistische Ambitionen mehr hat“, erklärt Alexandra Roth, Vorsitzende der dju NRW. Das Medienunternehmen hatte am Donnerstag bekanntgegeben, das Ressort ‚Ratgeber, Magazin, Freizeit‘ sowie die separate, manuelle Korrektur von Artikeln und die Bildbearbeitung zu schließen. Stattdessen will man auf Texte des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) und von Nachrichtenagenturen zurückgreifen. Außerdem setzte man verstärkt auf künstliche Intelligenz. „Wer glaubt, Kundinnen und Kunden mit redaktionellem Einheitsbrei halten oder sogar neu hinzugewinnen zu können, ist wirtschaftlich und journalistisch auf einem Irrweg“, kritisiert Roth. Für wenig glaubwürdig hält sie die Begründung des Medienhauses, man wolle sich mit dem jetzt verkündeten Schritt auf die lokalen und regionalen ‚Kerninhalte‘ konzentrieren. „Auch in den Lokalredaktionen des Medienhauses werden kontinuierlich Stellen abgebaut, so dass diese Kerninhalte von immer weniger Kolleginnen und Kollegen produziert werden müssen“, schildert Roth. Wer als Medienunternehmen mit regionalen und lokalen Inhalten punkten wolle, müsse seine Redaktionen personell entsprechend ausstatten und gute Arbeitsbedingungen schaffen. Beides passiere aber nicht. Besonders empörend ist für die dju, dass von dem angekündigten Abbau von dreizehn Stellen ausschließlich Frauen betroffen sind…“ Pressemitteilung vom 18.04.2024 externer Link
    • „Nie erlebte menschliche Kälte“: „Stadt-Anzeiger“-Mitarbeitende schreiben „offenen Brief“ ans Management
      „“Mit teilweise dramatischen Worten wenden sich Redakteurinnen und Redakteure des „Kölner Stadt-Anzeigers“ an Isabella Neven DuMont, Christian DuMont Schütte, den Vorstand und die Geschäftsführung des Verlages. Nach der neuesten Entscheidung zur Ausdünnung der Redaktion sprechen sie von „großer Sorge“, „Paradigmenwechsel“ und „Fassungslosigkeit“: „Wir befürchten den Ausverkauf des Journalismus“. (…)
      Nun wenden sich auch „Redakteurinnen und Redakteure des Newsteams und aus den Redaktionen Lokales, Wirtschaft, NRW, Kultur, Sport, Ratgeber/Magazin/Freizeit, Leverkusen und der ZEPP“ des „Kölner Stadt-Anzeigers“ direkt an ihr Management und die Verleger. Mit „Sehr geehrte Frau Isabella Neven DuMont, sehr geehrter Herr Christian DuMont Schütte, sehr geehrte Damen und Herren im Vorstand und der Geschäftsführung“ ist ein interner offener Brief überschrieben, der MEEDIA vorliegt.
      „Wir wenden uns als Redakteurinnen und Redakteure des ‚Kölner Stadt-Anzeigers‘ und als Team von ksta.de an Sie als Herausgeber, um gemeinsam unsere große Sorge über die Entwicklung beim ‚Kölner Stadt-Anzeiger‘ auszudrücken“, schreiben sie weiter. Die bereits vorher verkündete Entscheidung des Managements, „der Redaktion die Verantwortung für den digitalen Auftritt zu entziehen und das Newsteam unter Führung des Produktmanagements zu stellen“, sei eine „Zäsur“ „in diesem einst so stolzen Medienhaus“ und ein „Paradigmenwechsel, der die Grundlagen unseres Berufs in Frage stellt“.
      „Doppelt fassungslos“ mache sie zudem die neue Entscheidung, zum „de-facto-Rauswurf der gesamten Redaktion ‚Ratgeber, Magazin, Freizeit'“, sowie die „noch nie erlebte menschliche Kälte, mit der diese Entscheidung mitgeteilt wurde – und das von einem Verlag, der sich als Familienunternehmen präsentiert“.
      „Es war wohl selten so wichtig wie in diesen Zeiten“, dass es Journalismus gäbe. Man befürchte nun, dass über „Entscheidungen im Rathaus oder gar wichtige Minderheitenthemen digital nicht mehr berichtet wird. Mit dem absehbaren Aus der Print-Ausgabe verschwinden diese Berichte dann komplett aus Köln und der Region“, so der offene Brief
      …“ Artikel von Jens Schröder vom 15.04.2024 in meedia.de externer Link
    • DJV-NRW: „Schockierend stilloser Umgang mit Beschäftigten“
      Der Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) setzt die Beschäftigten seiner Magazin-Redaktion vor die Tür und lässt die Inhalte für das Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ ab Juli von externen Dienstleistern zuliefern. Der Deutsche Journalisten-Verband in NRW (DJV-NRW) protestiert energisch gegen den schockierend stillosen Umgang des DuMont-Verlags mit seinen Redakteur:innen. (…) Das überraschende Ende der eigenen Magazin-Redaktion ist schon der zweite Paukenschlag im KStA innerhalb weniger Wochen: Kurz vor Ostern hatte der Arbeitgeber angekündigt, der Online-Redaktion die hauseigenen Vermarkter vor die Nase zu setzen, um den Digitalauftritt stärker nach kommerziellen als nach journalistischen Kriterien auszurichten. „Jetzt folgt das eiskalte Outsourcing des Magazin-Ressorts. Was kommt als nächstes? Übernimmt die KI?“, fragt Stefan Lenz. „Auf dem Weg, die Zukunft der Tageszeitung zu sichern, ist der KStA aus unserer Sicht bisher leider als Geisterfahrer in die falsche Richtung unterwegs.“
      Das Justiziariat des DJV-NRW befindet sich in enger Absprache mit dem Betriebsrat und steht betroffenen Mitgliedern beim KStA beratend zur Seite.“ Meldung vom 12.04.2024 externer Link

Wir erinnern an:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=219926
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