Prinovis Itzehoe vor der Schließung

Dossier

Kundgebung gegen den Plan des Bertelsmann-Konzerns, das Prinovis-Werk in Itzehoe zu schließen. Samstag, 23. Februar 2013, 12.05 Uhr („fünf nach zwölf) in Itzehoe. Berliner PlatzEs droht die Schließung der Drucker Prinovis in Itzehoe. Betroffen sind 1.200 Menschen, die im Werk arbeiten, davon 700 direkt bei Prinovis Beschäftigte. Die weiteren 300-400 Menschen sind Leiharbeiter und Beschäftigte von Werkvertragsunternehmen. Eine Betriebsschließung in der Druckindustrie solcher Größenordnung und in einer solchen wirtschaftlich strukturschwachen Region hat es noch nie gegeben. Verantwortlich allein: Der Bertelsmann-Konzern und die Axel Springer AG. Siehe dazu:

  • Totentanz oder Neuanfang? Replik von Dieter Wegner auf die Rede von Martin DiekmannNew
    Replik von Dieter Wegner auf die Rede von Martin Diekmann „Das ist kein Totentanz, sondern ein Neuanfang“ gehalten auf der Protestkundgebung gegen die Schließung von Prinovis Itzehoe am 23.02.2013 externer Link:
    Die Prinovis-Mitarbeiter und ihre Unterstützer tröten und pfeifen, tragen Transparente und einen symbolischen Sarg. Trotzdem sagt Verdi-Sprecher Martin Dieckmann: „Das ist kein Totentanz, sondern ein Neuanfang.“
    Warum das kein Totentanz (mit Leichenschmaus, d.h. der Forderung nach gutem Sozialplan) war sondern warum die Betriebsschließung ein Neuanfang ist, werden wir vielleicht noch erfahren. Ganz oberflächlich denkt man ja erstmal, der Eindruck des Rundschau-Redakteurs ist richtig bei den vielen Kreuzen und Särgen seit dem 6. Februar, dem Tag der Verkündung des Todesurteils von Prinovis. Und dem Motto der Kundgebung: Es ist 5 nach 12.
    Ziemlich viel Revolutionslyrik bei der Beerdigung
    Nach Lektüre der Rede kann man dem Berichterstatter der Norddeutschen Rundschau (Itzehoe) nur beipflichten für seine kritische Fragestellung: Totentanz oder Neuanfang? Daß der Verdi-Sekretär Dieckmann eine kämpferische Rede hält, wo es „nur“ noch um einen Sozialplan geht, entspricht seiner Funktion: Es muß einen geordneten Abgang geben, unter Kontrolle der Gewerkschaft. Deshalb seine kämpferische Lyrik. Eine Analyse der Vergangenheit, welche Schritte es in den letzten acht Jahren gab bis zur heutigen Schließung und welcher Widerstand von verdi organisiert wurde: Fehlanzeige. Nur eine Andeutung der früheren Verhältnisse: „Die Dreiklassen- und sogar Vierklassengesellschaft bei Prinovis wird nicht mehr akzeptiert“. Was für eine Drei- oder Vierklassengesellschaft war das, wie wirkte sie sich aus im Widerstand? Was für Widerstand gab es?
    Statt dessen die Drohung „bis nach Gütersloh (zu) gehen, bis ein faires Angebot auf dem Tisch liegt“. Wie sehen faire Angebote im Kapitalismus aus? Wie geht das: Fair zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten?
    Warum er die Forderung nach einem guten Sozialplan und Appelle an die Landesregierung für einen Neuanfang hält, bleibt sein Geheimnis. Will er jemanden trösten mit Sprüchen wie: „Aber es beginnt auch eine andere, eine neue Geschichte“. Was für eine neue Geschichte, wenn in einer kleineren Stadt ein Betrieb mit 1200 Beschäftigten platt gemacht wird? Eine Geschichte mit Hartz IV, allenfalls prekärer Beschäftigung!
    Er beklagt „die verhängnisvolle Strategie, in einem schrumpfenden Markt einen Standort gegen den anderen Standort zu hetzen…“ Hat es jemals eine andere Strategie gegeben als diese? Jeglicher Ansatz einer Kapitalismusanalyse fehlt – er kann es besser!
    Kollegen, die auf der Kundgebung waren, berichten von höchstens 1500 Demonstranten. Der Kollege Dieckmann schreibt jedoch mehrfach: Eine ganze Stadt, eine ganze Region steht auf. Die Stadt Itzehoe hat 32.000  Einwohner, die Region etwa 100.000. Da ist ihm wohl sein Wunschdenken mit ihm durchgegangen.
    Ganz komisch wird einem zu Mute, wenn man liest: „Und es ist diese Macht der Gemeinsamkeit, die nicht Wunder, aber Wunderbares schafft… Es ist eine die Macht dieser Gemeinsamkeit, die etwas Wunderbares bewirkt hat: Zum erstenmal in der Geschichte dieses Weltkonzerns mußte ein Vorstandsvorsitzender seine Konferenz verlassen, die Straßenseite wechseln, durch Matsch und Schnee – er mußte zu uns kommen, nicht wir zu ihm“. Da fällt einem nur zu ein: Da ist der Weltkonzernchef aber billig davon gekommen, ein bisschen durch Matsch und Schnee, die Straßenseite wechseln – und schon ist er den Betrieb los.
    Und den letzten Satz hätte der Kollege Dieckmann besser nicht geschrieben, wenn er die Inschrift an einem Denkmal für den irischen Gewerkschafter Jim Larkin zitiert: „Die Mächtigen sind nur so groß, weil wir auf den Knien sind – erheben wir uns!“ Ihr habt Euch erhoben, und jetzt steht eine Stadt auf. Wir gehen los, zusammen. Das ist ein bisschen zuviel Revolutionslyrik – nach einer Betriebsschließung bei der Beerdigungsfeier.“
    Replik von Dieter Wegner vom 06.04.2013
  • „Bertelsmann erleben!“ Nein Danke! – Tausenden und einer ganzen Region droht die Katastrophe
    „(…)  Wenn man die Vermögen vorsichtig, „konservativ“, schätzt, kommen allein die Haupteigentümer, die Angehörigen der Familien Mohn (die eh ihr Vermögen woanders versteckt) und Springer auf eine Summe von 5-6 Milliarden Euro. Teilt man diese Summe durch die Anzahl aller Beschäftigten bei Prinovis Itzehoe, also mindestens 1.000, kommt man auf eine Summe von 5.000.000,- € pro Arbeiterin und Arbeiter. Das sind die Maßverhältnisse. (…) Prinovis hat wohl keine Knete für die Gerechtigkeit: alles liegt bei den „Müttern“ – und die heißen Liz Mohn und Friede Springer. Wir werden Euch rufen – sehr bald, seid dabei! Tausende brauchen Euch! „Bertelsmann erleben“ – Nein Danke!Kommentar von Martin Dieckmann, Fachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie der ver.di-Landesbezirke Hamburg und Nord bei ver.di Ortsverein Heide vom 06.02.2013 externer Link
  • Aufruf an alle: Bertelsmann erleben? Nein Danke! „Itzehoe – eine Stadt steht auf“
    Kundgebung gegen den Plan des Bertelsmann-Konzerns, das Prinovis-Werk in Itzehoe zu schließen. Samstag, 23. Februar 2013, 12.05 Uhr („fünf nach zwölf) in Itzehoe. Berliner Platz. Auch Soli-Adressen sind erwünscht. Hier die Mail-Anschriften des BR und der ehrenamtlichen örtlichen FB-Leitung:
    betriebsrat.itzhoe@prinovis.com
    malicha-marx@arcor.de
  • Eine Katastrophe für eine ganze Region – ver.di kritisiert Massenentlassungspläne des Bertelsmann-Konzerns in seiner Prinovis-Druckerei in Itzehoe
    „Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Pläne des Bertelsmann-Konzerns, die Prinovis-Tiefdruckerei in Itzehoe zu schließen, scharf kritisiert. „Insgesamt mehr als 1.000 Beschäftigte und ihre Familien, darunter mehr als 300 Leiharbeiter und Werkvertragsarbeitnehmer, werden zum Opfer einer unverantwortlichen Unternehmensstrategie“, kritisierte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. Die vom Management angekündigte Schließung der Druckerei sei für die strukturschwache Region Itzehoe eine soziale Katastrophe…“ Pressemitteilung von ver.di vom 06.02.2013 externer Link
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