Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sucht Verstärkung beim Sichten von Computerspielen, doch „Spaß bei der Arbeit“ zahlt keine Miete

Banner der Game Workers Alliance Gewerkschaft aus den USA„„Spaß bei der Arbeit“ zahlt keine Miete. Eine freche Stellenausschreibung wirft ein Schlaglicht auf eine Branche, die mit sich ringt, ihre Mitglieder fair zu bezahlen. Wie kann das sein? Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sucht Verstärkung beim Sichten von Computerspielen. Sie ist für die Alterseinschränkungen zuständig und dafür muss jemand die neu erscheinenden Titel spielen. Das Aufgabenfeld der zukünftigen „engagierten SpielesichterInnen“ umschreibt die offizielle Stellenausschreibung so: „Du spielst Computer- und Videospiele, die bei der USK zur Prüfung eingereicht werden und bist damit Teil der technischen und inhaltlichen Vorbereitung des Prüfprozesses eines Spiels.” Dazu gehören jede Menge Aufgaben. (…) Die Entlohnung für diesen Job? 100 Euro pro Spiel. Das ist eine Katastrophe…“ Kolumne von Dom Schott vom 25. September 2022 bei Netzpolitik externer Link und mehr daraus:

  • Weiter in der Kolumne von Dom Schott vom 25. September 2022 bei Netzpolitik externer Link: „… Es bedarf hoffentlich keiner langen Ausführungen, dass dieser Honorarsatz für die verlangte Arbeit eine Frechheit ist. Eine Frechheit, die sich in den Köpfen der Verantwortlichen wohl nur mit einer Argumentationskette rechtfertigen lässt: „Spielen macht doch eh Spaß und ist keine echte Arbeit.“ Und keine echte Arbeit muss auch nicht angemessen bezahlt werden, so offenbar die Logik. Für mich als Journalist, der beruflich über Spiele schreibt und spricht, ist diese Annahme ein häufig gehörter Satz. Warum will ich Geld für etwas, das andere Menschen in ihrer Freizeit machen? Ich kann diese Irritation verstehen, die mir zuletzt während einer Hochzeitsfeier entgegenschlug: Dort standen ein Pilot, eine Lehrerin und ein Schreiner um mich herum – alles „ordentliche Berufe“. Keiner der drei verstand, wie ich mit „Spielen“ wirklich meine Miete zahlen kann. (…) Ich erkläre ihnen gerne, warum meine Arbeit ebenfalls echte Arbeit ist und ein angemessenes Honorar verdient. Dafür habe ich Verständnis. Die USK aber ist Teil der Spielkultur, sitzt in ihrem Zentrum, weiß um die Wichtigkeit ihrer Arbeit. Trotzdem bietet sie nur 100 Euro Aufwandsentschädigung an, lockt sogar damit, das SichterInnen dann auch früher als alle anderen ersehnte Spiele testen dürfen – als wäre das schon Lohn genug. (…) Seit Jahren ringt die Branche darum, als wichtige Industrie ernst genommen zu werden, Spiele als Kulturgut hochzuhalten und auf Augenhöhe mit der Politik zu verhandeln. Wie aber soll dieser Anspruch zur Realität werden, wenn genau diese Branche in Teilen nicht einmal sich selbst ernst nimmt – und ihre Mitglieder behandelt, als würde „Spaß bei der Arbeit“ genügen, um die Miete am Ende des Monats zu bezahlen.“
  • Wir verweisen auf ein Beispiel erfolgreicher Organisierung der Game Workers in den USA
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=204769
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