Bossing bei Bossel: Sprockhöveler Betriebsrat wehrt sich – und IG BCE kämpft gegen ver.di

Dossier

Drei Affen der BR-Behinderung. Grafik der Aktion ArbeitsunrechtDer Betriebsrat des Kunststoffwerks Bossel hielt gestern erstmals eine Sitzung vor dem Betriebsgelände in Sprockhövel ab, aus Solidarität mit dem Vorsitzenden Mustafa Aydogan, dem der Geschäftsführer Bernd Knäpper in der vergangenen Woche Hausverbot erteilt hatte. Das Arbeitsgericht Hagen entscheidet erst in zwei Wochen über Aydogans Einstweilige Verfügung gegen den Rausschmiss. Der Rechtsanwalt des Arbeitgeberverbands Chemie Westfalen, Thomas Rosenke, der Bossels vor Gericht vertritt, spielte auf Zeit und bekam einen Aufschub, obwohl das Hausverbot auch nach Auffassung der Richterin rechtswidrig ist…“ Bericht vom 26. Februar 2016 bei work-watch externer Link und dazu:

  • Die Zukunft für die Mitarbeiter der Firma Bossel in Sprockhövel ist jetzt etwas klarer.
    „… Die NRW.Bank sichert die Übernahme des Unternehmens durch zwei Investoren ab. Bossel hat 140 Mitarbeiter und stellt unter anderem Verpackungen für Lebensmittel her. Innerhalb der Familie hatten der alte Besitzer keinen Nachfolger gefunden. Die NRW.Bank sieht viel Potential für weiteres Wachstum.“ Kurzmeldung vom 22. Februar 2017 bei den Lokalnachrichten von Radio Ennepe Ruhr externer Link

  • Anträge der IG BCE auf Ausschluss aus dem Betriebsrat vor Gericht am 7.2 in Hagen (um 10:30 und um 12 Uhr)
    Die Ereignisse bei KWB überschlagen sich gerade: Am 7.2. sind die nächsten Arbeitsgerichtstermine. Am 8. wird voraussichtlich das DGB-Schiedsgericht entscheiden, welche Gewerkschaft für KWB zuständig ist. Wer kann am 7.2. zum Arbeitsgericht nach Hagen fahren?
  • Kunststoffwerk Bossel in Sprockhövel hat neue Eigentümer
    Das „Kunststoffwerk-Bossel, Gerd Knäpper GmbH“ wurde verkauft. Die beiden neuen Eigentümer wollen den alten Namen beibehalten. 135 Bossel-Mitarbeiter erfahren vom Verkauf der Firma durch einen Aushangam Schwarzen Brett. Die neuen Chefs hüllen sich bislang in Schweigen. (…) Das wurde am Donnerstag im Rahmen eines Verfahrens vor dem Arbeitsgericht Hagen eher beiläufig bekannt. Die Belegschaft soll es durch einen Aushang am Schwarzen Brett erfahren haben, dass der Betrieb „mit sofortiger Wirkung an zwei neue Eigentümer“ übergeben worden sei. (…) Seit Oktober 2015 herrscht Unfrieden, die Belegschaft, sowie der Betriebsrat, sind in zwei Lager gespalten. Es begann, als 80 Mitarbeiter von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zu Verdi wechseln wollten. Der Betriebsratsvorsitzende Mustafa Aydogan wurde fristlos entlassen und bekam Hausverbot. Er hat in erster Instanz dagegen obsiegt. „Zur Zeit gibt es noch 31 offene Gerichtsverfahren“, weiß Arbeitgeberverbandsvertreter Thomas Rosenke. Und: „Ende Februar wird der Bossel-Betriebsrat auf sechs Mitglieder schrumpfen. Dann wird er neu gewählt werden müssen.“ Artikel von Helmut Ullrich vom 20.01.2017  bei der WAZ externer Link
  • Harte Zeiten bei Bossel. Erneute Kündigungen von gewerkschaftlich aktiven Kollegen im Sprockhöveler Kunststoffwerk
    Die Belegschaft des Sprockhöveler Unternehmens ist einiges gewohnt. Seit die Beschäftigten mitbestimmen wollen und einen Betriebsrat wählten, hagelt es Abmahnungen, Hausverbote, Drohungen und Kündigungen. (…) Bereits am ersten Arbeitstag der neuen Geschäftsführer Stephan Lauer und Alexander Wagner kam es zu einem Eklat. Weil die Druckmaschine mal wieder nicht funktionierte, redeten sie von Sabotage und setzten drei Arbeiter der Nachtschicht vor die Tür, zwei davon Mitglieder des Betriebsrats. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Die Gewerkschaft verdi fordert, die freigestellten Kollegen unverzüglich weiter zu beschäftigen und gewährt ihnen Rechtsschutz…“ Bericht vom 16. Januar 2017 bei work-watch externer Link
  • Niederlage vom Firmenchef in gemeinsamer Sache mit IGBCE gegen stellvertretende Betriebsratsvorsitzende
    Am 6.7.2016 fand das Verfahren gegen die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Druckerei Bossel in Sprockhövel vor dem Arbeitsgericht Hagen statt. Beantragt war gemeinsam von dem Firmenbesitzer und der IG BCE (Gewerkschaft, hatte 51 Beschäftigte vertreten, die den Ausschluss forderten) ein Ausschluss aus dem Betriebsrat wegen 1. Beleidigung/Nötigung eines anderen Betriebsrates. 2. Schwere Pflichtverletzung, weil keine Betriebsversammlung im letzten Jahr stattgefunden hatte (…) Der Richter schloss gegen 12 Uhr die Sitzung und verkündete am Nachmittag die Entscheidung: Der Antrag, das Betriebsratsmitglied […] aus dem Betriebsrat auszuschließen, wird zurückgewiesen. Diese ist eine weitere Niederlage des Firmenbesitzer Bossel gegenüber dem Betriebsrat. Schon das Hausverbot gegenüber dem Betriebsratsvorsitzenden wurde gerichtlich untersagt…“ Bericht vom 07.07.2016 bei BaSo externer Link. Übrigens: Am 5.6. war der Schlichtungstermin in Berlin vom DGB welche Gewerkschaft bei Bossel zuständig ist: ver.di oder die IGBCE – wer kennt das Ergebnis?
  • Bossel-Chef droht mit Schließung
    Bernd Knäpper, Inhaber und Geschäftsführer des Kunststoffwerks, ist die Auseinandersetzungen im Betriebsrat leid. 135 Arbeitsplätze sind gefährdet. (…) In der Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Hagen, in dem Knäppers Äußerung fiel, wirkten sämtliche Beteiligten zunächst wie elektrisiert. Eigentlich sollte dort im Eilverfahren entschieden werden, ob das Hausverbot gegen den Betriebsratsvorsitzenden Mustafa Aydogan dahingehend aufgehoben werden muss, dass dieser seiner Betriebsratstätigkeit im Betriebsratsbüro und auf dem Bossel-Firmengelände ungehindert nachgehen kann. Es ist der siebte Arbeitsgerichtsprozess in Sachen Bossel in den vergangenen zwei Monaten. (…) Das Gericht entschied: Der Betriebsratsvorsitzende erhält trotz Hausverbots Zutritt zum Kunststoffwerk zur Ausübung seines Betriebsratsmandats…“ Artikel von Helmut Ullrich vom 3.5.2016 bei Der Westen (WAZ) Sprockhövel externer Link
  • Am 7. Mai ist eine Mitgliederversammlung von verdi-KollegInnen in Bochum. Am 30. Mai entscheidet eine Schiedsstelle des DGB über den Konflikt zwischen IG BCE und ver.di.
  • Gerichtsmarathon für Belegschaftsvertretung Bossel am 22.3.16. Arbeitgeber und IGBCE Hand in Hand gegen Belegschaftsvertreter*innen
    „… In dieser komplizierten Gemengelage musste am 22.3.16 das Arbeitsgericht Hagen in zwei Güteterminen und über eine Verfahrensfrage beraten. Im ersten (Güte-)Termin wurde ein Ausschlussverfahren aus dem Betriebsrat gegen ein griechisches Betriebsratsmitglied verhandelt. Ihm wurde vorgeworfen, eine grobe Pflichtverletzung in der Form begangen zu haben, dass er sich gegen eine Sekretärin des Geschäftsführers angeblich unflätig genommen haben. Die Rechtsanwältin des Beschuldigten wies die Vorwürfe zurück. Antragstellerin für den Rauswurf aus dem Betriebsrat war die IG BCE, die dem Arbeitgeberanwalt die Vorlagen für Drohungen und Einschüchterungen lieferte. Das Gericht beraumte einen neuen Termin mit Zeugenbefragung an. Als nächstes wurde gegen den BR-Vorsitzenden verhandelt. Wieder gab sich die IG BCE als Verantwortliche in den Anklagestand…“ Beitrag vom 31.03.2016 bei BaSo-News externer Link
  • Die Firma Bossel in Sprockhövel will den Betriebsrat zerschlagen – die IG BCE auch
    Tatsächlich hatte der Betriebsrat von Anfang an mit großem Gegenwind zu kämpfen, der allerdings zunächst vom Arbeitgeber kam. Bereits in der Gründungsphase wurde Mustafa Aydogan gekündigt. Er gewann den Prozess und wurde mit überwältigender Mehrheit zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Doch der Druck ließ nicht nach. Im Gegenteil, es folgten Abmahnungen, Hausverbote, Kündigungen. Der Betriebsrat soll isoliert, zermürbt und zur Aufgabe gezwungen werden, mit tatkräftiger Hilfe der IGBCE“ – aus dem Bericht „IGBCE und Bossel wollen Betriebsrat zerschlagen“ am 23. März 2016 bei work-watch.de externer Link, worin es auch noch heißt: „… Offensichtlich geht die IG BCE deshalb so aggresiv gegen den Betriebsrat vor, weil mit dessen Unterstützung ein großer Teil der Beschäftigten Ende letzten Jahres ihren Austritt aus der Gewerkschaft erklärt hatten und verdi beitraten. Anstatt diesen Schritt zu respektieren oder zumindest als Kritik an der eigenen Arbeit zu verstehen, schloss die Chemie-Gewerkschaft in letzter Minute einen Haustarif bei Bossel ab und versucht sich so als einzig „zuständige“ Gewerkschaft im Betrieb zu behaupten…

  • KWB-Folien: Prozess wegen Behinderung des Betriebsrats
    Union Busting bei Bossel in Sprockhövel | Arbeitsgericht wirkt begriffsstutzig | Zoff zwischen IG BCE und ver.di
    Vor dem Arbeitsgericht Hagen ist derzeit eine Seltenheit zu bestaunen. Unter dem Vorsitz von Arbeitsgerichtsdirektor Jürgen Schlösser wird über die Behinderung der Betriebsratsarbeit beim mittelständischen Verpackungs-Hersteller Kunststoffwerk-Bossel GmbH & Co KG aus Sprockhövel verhandelt. Betriebsratsbehinderung ist zwar strafbar, wird aber in Deutschland so gut wie nie geahndet und nur selten zur Anklage gebracht. Der betreffende §119 BetrVG kann als der am wenigsten bekannte und verfolgte Straftatbestand der Republik gelten. Insofern ist ein Prozess in Sachen §119 – ganz gleich wie er nun ausgeht – bereits ein Erfolg an sich
    …“ Bericht vom 2. März 2016 bei Arbeitsunrecht externer Link
  • Desweiteren dazu im Bericht vom 26. Februar 2016 bei work-watch externer Link: „Schützenhilfe bekommt das Unternehmen nicht nur vom Arbeitgeberverband Chemie, sondern auch von der IGBCE. Für die Chemie-Gewerkschaft steht einiges auf dem Spiel. Obwohl fast zwei Drittel der Beschäftigten Ende letzten Jahres ihren Austritt erklärt hatten und verdi beitraten, will die IGBCE in letzter Minute mit einen Haustarifvertrag bei Bossel Fakten schaffen. Die Mitgliederversammlung, auf der die Tarifkommission der IGBCE gewählt wurde, galt als Arbeitszeit. Der Konflikt schlägt große Wellen. Eine Schiedsstelle des DGB muss jetzt entscheiden, welche Gewerkschaft für die Kunststoffdruckerei zuständig ist. Die IGBCE kämpft mit harten Bandagen gegen den Betriebsrat und beantragte beim Arbeitsgericht letzte Woche zudem den Ausschluss von drei Mitgliedern aus dem Gremium. Dafür präsentierte sie Unterschriften von 43 Mitgliedern, viele davon Verwaltungsangestellte bei Bossel. Der Betriebsrat hatte von Anfang an mit großem Gegenwind zu kämpfen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=94033
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