Nach Sechzig Jahren ohne Betriebsrat bei WIKUS: Widerstand in einem Vorzeigebetrieb

Fight Union Busters!„Sechzig Jahre ohne Betriebsrat, bis heute ohne regulären Tarifvertrag – das ist Teil der Geschichte der WIKUS-GmbH & Co. KG. Der mittelständische Metallbetrieb im nordhessischen Spangenberg mit 520 Beschäftigten ist nach eigenen Angaben Europas größter Produzent von Metallsägen für Anwender aus der Stahlbranche (…) Nun soll ein richtiger Betriebsrat gegründet werden. (…) Das Gremium wird einiges zu tun bekommen: Ende des vergangenen Jahres, kurz vor Weihnachten, erhielten 77 Mitarbeiter*innen ihre Kündigung externer Link. (…) Auch die nicht gekündigten Kolleg*innen mussten sich die Augen reiben, als sie wenig später neue Stellenausschreibungen entdeckten und in Aushängen zu kurzfristigen Überstunden und Samstagsarbeit aufgefordert wurden. (…) Knapp die Hälfte fürchtet um ihren Arbeitsplatz, mehr als die Hälfte hat kein Vertrauen in die Geschäftsführung. Am meisten Sorge aber bereitet ihnen die Beratung durch die Rechtsanwaltskanzlei Schreiner & Partner – 72 Prozent empfinden sie als fragwürdig und beängstigend. (…) In mehr als zwei Dutzend Grußbotschaften haben Betriebsräte und Vertrauenskörper der IG Metall aus der ganzen Bundesrepublik ihre Solidarität bei der Gründung des WIKUS-Betriebsrates zugesagt und das Gebaren der Geschäftsführung als willkürlich und nach „Gutsherrenart“ kritisiert. (…) Seit 16.September ist die Kandidat*innenliste der „Offenen Liste IG Metall“, hervorgegangen aus dem Vetrauensleutekörper, beim Wahlvorstand eingereicht: Sage und schreibe 82 Kolleg*innen stellen sich zur Wahl externer Link …“ Bericht vom 24. September 2021 von work-watch externer Link: „Schreiner & Partner bei WIKUS: Widerstand in einem Vorzeigebetrieb“ – siehe dazu:

  • Trotz Schreiner & Partner: Betriebsrat bei Wikus gewählt New
    Endlich: Nach 60 Jahren ohne Betriebsrat kann die Wahl zu diesem Gremium beim Sägenhersteller Wikus in Spangenberg nicht hoch genug geschätzt werden – zumal sie trotz der von der Geschäftsführung angeheuerten Anwaltskanzlei Schreiner & Partner, einem bundesweit berüchtigten Union-Buster, erfolgt ist (…) Die Beteiligung an den ersten Betriebsratswahlen am 25.Oktober war sehr hoch: 83 Prozent der Beschäftigten gingen zur Urne. (…) Die offene Liste der IG Metall, hervorgegangen aus einem engagierten Vertrauensleutekörper, konnte acht von elf Mandaten erringen. (…) Am 2.November findet die erste Betriebsratssitzung statt, auf der Vorsitzende und Stellvertreter gewählt werden. Sollte es zu Versuchen kommen, die Arbeit des Gremiums zu behindern oder seine Mitglieder unter Druck zu setzen, werden wir darüber berichten. Und natürlich über die Gegenwehr.“ Meldung vom 28. Oktober 2021 bei work watch externer Link
  • [Wikus-Sägenfabrik GmbH & Co. KG] IG Metall vs. Schreiner & Partner: Widerstand gegen professionelle Betriebsrätemobber 
    „Sechzig Jahre ohne Betriebsrat, bis heute ohne regulären Tarifvertrag – das ist Teil der Geschichte der Wikus-Sägenfabrik GmbH & Co. KG. Das wollen die Beschäftigten nun ändern und werden am 26.Oktober zum ersten Mal einen Betriebsrat wählen. Sie haben dabei den Rückhalt der IG Metall, aber auch weit darüber hinaus. (…) Die Geschäftsführung lässt sich seit mehr als zehn Jahren von Anwälten aus dem Stammsitz der Rechtsanwaltskanzlei Schreiner & Partner beraten. Sie hat ihren Hauptsitz im zwei Autostunden entfernten, sauerländischen Attendorn. Schreiner & Partner ist bundesweit dafür bekannt, Arbeitgeber zu beraten, die engagierte Beschäftigte und Betriebsratsgremien als Problem betrachten. (…) Seit März gibt es einen 18köpfigen Vertrauensleutekörper der IG Metall. Nun strebt die Gewerkschaft die Gründung eines richtigen Betriebsrats an. (…) Demnach ist eine Mehrheit unzufrieden mit der Arbeitsplanung und den Berufsaussichten. Am meisten Sorge aber bereitet ihnen die Beratung durch die Rechtsanwaltskanzlei Schreiner & Partner – 72 Prozent empfinden sie als fragwürdig und beängstigend. (…) Das Arbeitsgericht in Kassel hat inzwischen den Wahlvorstand einberufen. Er hat die Betriebsratswahl auf den 25.Oktober terminiert. Eine eintägige Wahl ist allerdings völlig unüblich. Gerade in einem Schichtbetrieb zieht sich die Wahl normalerweise über mehrere Tage. Die Vertrauensleute sind skeptisch. Sie trauen der Sache erst, wenn die BR-Wahl tatsächlich stattgefunden und sich der Betriebsrat konstituiert hat. Auf der Kandidatenliste der «Offenen Liste IG Metall», die seit 16.September öffentlich ist, stellen sich sage und schreibe 82 Kolleg:innen zur Wahl. (…) «Es ist höchste Zeit, dass bei Wikus endlich ein Betriebsrat gegründet wird. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – zudem aber auch ein gesetzlich verbrieftes Recht, damit die Beschäftigten bei Personal-, Arbeitseinsatz- und Lohnfragen ihr Mitspracherecht wahrnehmen können und so wenigstens etwas demokratische Kultur in diesem Metallbetrieb Einzug hält», schreibt Günter Wallraff, Mitgründer des gemeinnützigen Vereins Work Watch e.V., der seit vielen Jahren Fällen von BR-Mobbing nachgeht. «Wer sich von Schreiner & Partner beraten lässt, der hat entweder die Verhinderung eines Betriebsrats im Sinn oder will die betriebliche Mitbestimmung unbedingt unterlaufen. Die vielen Solidaritätsbekundungen und vor allem das Engagement der Belegschaft machen aber Hoffnung, dass sie bei Wikus nicht damit durchkommen.» Die schriftlichen Fragen von Work Watch e.V. hat die Geschäftsleitung von Wikus nicht beantwortet. Das Unternehmen sehe «keine Veranlassung», über «interne Prozesse extern zu kommunizieren», schrieben sie in einer E-Mail. Demokratische Rechte im Betrieb – eine «interne» Angelegenheit?“ Artikel von Gerhard Klas in der Soz Nr. 10/2021 externer Link
  • Siehe auch IG Metall bei WIKUS externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=193717
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