Gewerkschafter im Trikot: Neben der Vereinigung der Vertragsfußballspieler hat sich ein »Bündnis« von Profikickern gegründet

Dein härtester Gegner steht nicht immer auf dem Spielfeld„Es gibt sie zwar, aber es fehlt ihr, so meinen Kritiker, an Durchsetzungskraft: Die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) externer Link versteht sich als gewerkschaftliche Vertretung professioneller Kicker. In der VDV organisieren sich Erst- bis Viertligaspieler. Zugegeben, eher die weniger namhaften; also die, die noch nie einen saisonalen Millionenvertrag unterschrieben haben. (…) Viel Unmut unter Spielern gab es während der coronabedingten Saisonunterbrechung und noch mehr nach dem Wiederbeginn mit »Geisterspielen«. Kritik seitens der Ballartisten wurde ignoriert, die fühlten sich von ihren Vereinen und der Deutschen Fußballiga (DFL) zu Feldstatisten degradiert. Die Folge: Vor einigen Wochen hat sich ein loses, informelles Netzwerk von Profifußballern und -fußballerinnen zusammengefunden – außerhalb der VDV wohlgemerkt. Das schlichte Label: »Das Bündnis«. Zu den Protagonisten zählen unter anderem Mats Hummels von Borussia Dortmund, Sven Bender von Bayer Leverkusen und Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg. Der Bündniszweck? Spieler und Spielerinnen aus den drei professionellen Männerligen und der Frauenbundesliga wollen eine Lobby, die in Entscheidungsprozesse von Klubs und der DFL mit einbezogen wird – und nicht nur am Katzentisch sitzt. (…) Nicht nur das: Gegen Rassismus, Diskriminierung und Mobbing wollen sich die Akteure auf und neben dem Platz positionieren. (…) Hinweise, dass das »Bündnis« und VDV zeitnah kampagnenfähig werden könnten, gibt es auch nicht. Dabei liegen zahlreiche Gründe für einen vereinten Gewerkschaftskampf vor. Den Stichwortsatz lieferte jüngst VDV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky via dpa: »Es ist davon auszugehen, dass durch Corona mehr Spieler arbeitslos werden als in den letzten Sommern.«Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 28.07.2020 externer Link, siehe zwei weitere Beiträge dazu:

  • Hummels, Bender & Co. sehen sich nicht als Gegner der VdV: Sie nehmen ihr Glück selbst in die Hand: Das Spieler-Bündnis
    Wenn den Spielern und Spielerinnen in Deutschlands Profi-Ligen bisher eines gefehlt hat, dann ein enges Netzwerk. Das ändert sich nun durch die Gründung eines neuen Bündnisses, dem sich in kurzer Zeit schon mehr als 70 Fußballerinnen und Fußballer angeschlossen haben. (…) Das Kernteam des Bündnisses (Hummels, Bender, Luthe, Petersen, Subotic, Gonther, Riemann, Schäffler, Ayhan), das jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist, sieht „im aktuellen System eine große Lücke“. Das Bündnis soll handeln und die Spieler auf einer Plattform für den Austausch zusammenführen – um alle drängenden Themen dann mit einer „breiten Stimme“ an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und an die Öffentlichkeit zu tragen. Als zweite Gewerkschaft versteht sich die Gruppe ausdrücklich nicht. „Wir sehen uns nicht als Gegner der VdV. Wir arbeiten letztendlich auf das gleiche Ziel hin“, betont Andreas Luthe (FC Augsburg). Neben den Vereinen und der Liga entsteht eine dritte Macht, die nicht über die Prominenz einiger Vorkämpfer, sondern als Einheit aktiv und wahrgenommen werden will: „Das ist der einzige Weg, um etwas zu bewirken.“ Jeder Spieler soll Gehör finden, alle sind eingeladen, mitzuwirken, mitzusprechen und mitzubestimmen. In dieser Woche schon wird nach Angaben des Bündnisses eine „deutlich dreistellige“ Zahl von Profis erwartet, die sich der Vereinigung anschließen. Sven Bender von Bayer Leverkusen spricht von „vielen aufschlussreichen, zielführenden Gesprächen“, in denen Sorgen, Probleme, Ängste erfahrbar werden, aber auch Gedanken zur Frage, wie man die gesellschaftliche Rolle der Profis bei wichtigen Themen wie Rassismus, Diskriminierung, oder Homosexualität weiterentwickeln kann. „Bisher hatten wir keine Gelegenheit, selbst zu agieren“, sagt Nils Petersen (SC Freiburg), „es wäre schön, wenn das in Zukunft anders wäre.“…“ Meldung vom 18.6.2020 im Kicker online externer Link
  • Neues Fußball-Spielerbündnis: Rassismus, Diskriminierung und Mobbing offen ansprechen
    Ein neues Fußball-Spielerbündnis will künftig den Akteuren auf dem Rasen mehr Mitspracherecht ermöglichen. Das Bündnis hat bislang mehr als 70 Mitglieder aus den beiden Bundesligen, der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga und will Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Mobbing offen ansprechen und dagegen vorgehen. Die jüngsten Beispiele aus der Fußball-Bundesliga waren ein Zeugnis dafür, dass manche Profi-Fußballer nicht nur Fußball spielen, sondern durchaus auch eine eigene Meinung haben. Zuerst war der Schalker Weston McKennie Ende Mai mit einer Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“ (Gerechtigkeit für George) im Spiel gegen Werder Bremen aufgelaufen. Der US-Profi hatte seine Solidarität mit dem in Minneapolis im Zuge eines Polizei-Einsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd zum Ausdruck gebracht. (…) Diese Meinung soll jetzt besser gebündelt werden, damit die Fußballerinnen und Fußballer bei zukünftigen Entscheidungen von Klubs und Verbänden stärker einbezogen werden. Am Donnerstag berichtete der „Kicker“ über die neue Interessenvertretung, der unter anderen Ex-Weltmeister Mats Hummels von Borussia Dortmund, Sven Bender von Bayer Leverkusen, Neven Subotic von Union Berlin, Nils Petersen vom SC Freiburg und Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg angehören. (…) Insgesamt sollen schon rund 70 Spielerinnen und Spieler teil des Bündnisses sein, von der 1. Bundesliga bis zur 3. Liga und der Frauen-Bundesliga. Zwar gibt es schon eine Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV), die aber kümmert sich hauptsächlich um die Belange von Spielern in den unteren Ligen. Ein so großes Bündnis von Profis hat es bisher noch nicht gegeben. Die führenden Köpfe des Bündnisses seien „größtenteils gestandene VDV-Mitglieder und im Austausch mit uns“, sagte VDV-Vizepräsident Carsten Ramelow: „Wichtig ist aber jetzt, dass wir den Schwung mitnehmen und sich möglichst alle Spieler in der VDV vereinigen. Denn die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen ganz klar, dass ein solcher Prozess nur erfolgreich sein kann, wenn er in geordneten Bahnen durch die Spielergewerkschaft durchgeführt wird. Die Zeit ist jetzt reif für Verbesserungen. Diese Chance sollten wir gemeinsam nutzen.“ Auslöser für die Gründung jetzt war offensichtlich auch der Umgang mit den Spielern in der Coronakrise…“ Beitrag von Maximillian Rieger und Arne Lichtenberg vom 18.06.2020 beim Deutschlandfunk externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176084
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