Tarifrunde Gebäudereiniger-Handwerk 2020: Wer bei der Reinigung spart, gefährdet Menschenleben

Tarifrunde Gebäudereiniger-Handwerk 2020: Wer bei der Reinigung spart, gefährdet MenschenlebenDie IG BAU fordert, den Einstiegsverdienst um 1,20 Euro auf zwölf Euro anzuheben. Die Lohnuntergrenze für Glas- und Fassadenreiniger*innen soll um denselben Betrag auf 15,30 Euro pro Stunde steigen. Für Auszubildende verlangt die Gewerkschaft ein monatliches Plus von 100 Euro. Zudem soll es erstmals ein Weihnachtsgeld in Höhe von 80 Stundenlöhnen geben. Diese Forderung lehnten die Arbeitgeber*innen als „nicht angemessen“ ab, legten aber ihrerseits kein Angebot auf den Tisch. „Sie halten die derzeitigen Löhne in Höhe von 10,80 Euro für marktkonform“, sagt Ulrike Laux, IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin. Der Kunde wolle und könne in Corona-Zeiten nicht mehr Geld für die Reinigung aufbringen, so die Argumente des Bundesinnungsverbandes. „Was soll das denn bedeuten? Gerade jetzt wird doch überall noch mehr Wert auf Hygiene und Sauberkeit gelegt. Wer bei der Reinigung spart, gefährdet Menschenleben. Diese Aussage zeigt wieder einmal, dass die Arbeitgeber Verständnis für die Belange ihrer Kunden haben, aber nicht für die ihrer Beschäftigten. Dabei sind es gerade sie, die mit ihrer Arbeit mit dazu beigetragen haben, die Corona-Pandemie zu meistern – und nun zurecht mehr Lohn und Anerkennung für ihren Einsatz fordern. Auch in Form eines Weihnachtsgeldes…“ So die IG BAU am 03.09.2020 externer Link. Siehe für aktuelle Meldungen die Sonderseite der IG BAU externer Link und den Blog externer Link. Hier dazu:

  • Einigung im Tarifkonflikt: 700.000 Reinigungskräfte bekommen mehr Geld New
    “Tarifstreit im Gebäudereiniger-Handwerk beigelegt: Die rund 700.000 Reinigungskräfte in Deutschland bekommen deutlich mehr Geld. In drei Stufen steigt der Mindestlohn in der Branche um insgesamt elf Prozent. Zum Januar erhöht sich der Einstiegsverdienst von derzeit 10,80 Euro auf 11,11 Euro pro Stunde. Ab 2022 steigt die Lohnuntergrenze auf 11,55 Euro, 2023 auf zwölf Euro. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) nach dem Ende der vierten Tarifverhandlung für die Branche in der Nacht zum Mittwoch mit. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sehr es auf Sauberkeit und Hygiene in Krankenhäusern, Schulen und Büros ankommt. Für ihre Arbeit unter erschwerten Bedingungen erhalten die Beschäftigten nun eine faire Anerkennung“, sagt IG BAU-Verhandlungsführerin Ulrike Laux. Nach Angaben der Gewerkschaft arbeiten drei Viertel aller Beschäftigten zum Branchenmindestlohn. Für sie bedeute die Einigung ein „kräftiges Plus“ und einen „großen Schritt heraus aus dem Niedriglohnsektor“, so Laux. Die IG BAU habe sich mit der Forderung nach einem Mindestverdienst von zwölf Euro pro Stunde durchgesetzt, wenngleich dieser erst in zwei Jahren greife. Der Tarifvorschlag zwischen der Gewerkschaft und dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) sieht außerdem deutliche Lohnsteigerungen für gelernte Kräfte vor. So kommen Beschäftigte in der OP-Reinigung auf ein Plus von insgesamt 8,7 Prozent. Glas- und Fassadenreiniger erhalten insgesamt 7,6 Prozent mehr und verdienen nach der dritten Tariferhöhung 15,20 Euro pro Stunde. Hauptstreitpunkt in den Tarifverhandlungen war die unterschiedliche Bewertung der Folgen der Coronakrise für die Branche. Nach Informationen der IG BAU hat sich die Arbeitsbelastung von Reinigungskräften im Zuge der Pandemie erhöht. In vielen Firmen sei die Arbeitszeit heraufgesetzt worden, um zusätzliche Aufgaben wie die Desinfektionsreinigung zu bewältigen. Kurzarbeit spiele nur vereinzelt, etwa in der Flughafenreinigung, eine Rolle. (…) Enttäuscht zeigte sich die Gewerkschaft über die fehlende Verhandlungsbereitschaft beim Thema Weihnachtsgeld. „Reinigungskräfte verstehen nicht, warum sie leer ausgehen sollen, während die Sonderzahlung am Jahresende in den meisten Branchen selbstverständlich ist“, sagt Laux. Immerhin werde eine Vereinbarung aus dem Rahmentarifvertrag fortgesetzt, nach der Gewerkschaftsmitglieder in Innungsbetrieben in den kommenden drei Jahren einen Weihnachtsbonus erhalten…“ IG BAU-Pressemitteilung vom 04.11.2020 externer Link
  • Protest der Reinigungskräfte: Zwölf Euro müssen sein – mit Unterstützung von der Initiative „Schule in Not“ 
    Ohne sie, die Reinigungskräfte, wären Schulklos versifft, Büros verstaubt und Krankenzimmer verkeimt. Knapp 700.000 sind in Deutschland beschäftigt, davon 38.000 in Berlin. Viele von ihnen bekommen nur Mindestlohn: läppische 10.80 Euro pro Stunde. Am Donnerstag protestierten in Prenzlauer Berg rund hundert Menschen für eine bessere Bezahlung in der Branche. „Ich arbeite neun Stunden täglich und verdiene 1.300 Euro im Monat“, sagt ein Teilnehmer, der seit 21 Jahren als Reinigungskraft in der Hauptstadt arbeitet. Derzeit putze er in einer Schule und in einem Büro. „Von dem Gehalt gehen allein 700 Euro für die Miete und 84 Euro für das Monatsticket drauf.“ Hinzu kämen Strom, Internet und Lebensmittel. Geld für seine Rente könne er nicht zurücklegen, sagt der 55-Jährige. Eine Mitdemonstrantin klagt nicht nur über die geringe Bezahlung, sondern auch über Arbeitsstress (…) Unterstützung bekamen die Teilnehmenden von der Initiative „Schule in Not“, die sich für saubere Klassenräume einsetzt, sowie den Berliner Bundestagsabgeordneten Pascal Meise (Linke) und Cansel Kiziltepe (SPD). „Die Pandemie hat gezeigt, dass ohne euch nichts läuft. Sauberkeit rettet leben, und Sauberkeit hat seinen Preis“, rief Kiziltepe vom Lautsprecherwagen. (…) Diese Forderungen hatte der Verband zuletzt abgelehnt. Die Begründung: Kunden wollten in Zeiten von Corona nicht mehr Geld für Reinigungen aufbringen. Dabei sind es die Reinigungskräfte, die in der Pandemie härter denn je arbeiten und täglich ihre Gesundheit riskieren. 1,20 Euro mehr pro Stunde wären da eigentlich das Mindeste, um diesen Einsatz anzuerkennen. Am 20. Oktober in Köln geht die Tarifverhandlung weiter.“ Artikel von Rieke Wiemann vom 16.10.2020 in der taz online externer Link – siehe im LabourNet auch Besser sauber: Ein Bündnis aus Gewerkschaften und der Initiative „Schule in Not“ will die Schulreinigung rekommunalisieren. Ziel sind auch fairere Arbeitsbedingungen
  • Tarifrunde für das Gebäudereiniger-Handwerk: IG BAU fordert zwölf Euro Stundenlohn für Reinigungskräfte. Die erste PM zur Tarifrunde vom 8.6.2020 externer Link ausführlich zu den Forderungen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=179728
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