Reinigungskräfte an der Uni Kassel: ver.di fordert Ende der Auslagerung – andere Unis zeigen: Es geht auch anders

Tariftreue„Die Gebäudereinigung ist trotz eines Branchenmindestlohns von 14,25 Euro brutto nach wie vor ein Sektor, in dem viele Beschäftigte unter prekären Bedingungen arbeiten. Das betrifft auch öffentliche Auftraggeber. Beispielsweise die Universität im hessischen Kassel. Seit Jahren wird die Reinigung der Instituts- und Verwaltungsgebäude hier an Fremdfirmen vergeben, weiß Jana Faber, Mitglied im Personalrat und in der ver.di-Betriebsgruppe an der Uni: „Den Zuschlag bekommen dabei die Reinigungsunternehmen mit dem billigsten Angebot, bei denen für die Mitarbeiter*innen aber auch die miesesten Arbeitsbedingungen bestehen.“ Rund hundert Beschäftigte, viele davon Frauen mit Migrationshintergrund und oft ohne deutschen Pass, kommen in den Instituten zum Einsatz. Offen über den Arbeitsalltag reden möchte keine von ihnen, denn sie haben Angst: vor Kündigung, vor Verlust des Aufenthaltstitels oder ihren Anspruch auf Lohnaufstockung durch das Jobcenter…“ Artikel von Gudrun Giese in der ver.d-publik vom 29. Mai 2025 externer Link und mehr daraus:

  • Weiter aus dem Artikel von Gudrun Giese in der ver.d-publik vom 29. Mai 2025 externer Link: „(…) Etwas näher an die Reinigungskräfte herangekommen sind dennoch Maren Kirchhoff und Antonia Dietzfelbinger. (…) An der Universität Kassel entstünden viele Probleme aus der Fremdvergabe und der regelmäßigen Neuausschreibung der Reinigungsaufträge. „Es gibt Beschäftigte, die seit über zehn Jahren hier an der Uni putzen, aber immer wieder nur befristete Verträge für sechs bis 18 Monate erhalten. Das belastet sie enorm. (…)Da stets der billigste Anbieter den Zuschlag bekommt, geben die Firmen den Druck an die Reinigungskräfte weiter, um Profit zu erzielen“, erklärt Maren Kirchhoff.“ (…) Die Kolleg*innen der Betriebsgruppen von ver.di und GEW an der Uni fordern, die Reinigungsarbeiten wieder in Eigenregie zu erledigen. „Doch von der Leitung heißt es dann, das wäre viel zu teuer“, sagt ver.di-Mitglied Jana Faber. Andere Betriebe, auch Universitäten in Hessen zeigen jedoch, dass das möglich ist, sagt die studentische Mitarbeiterin Ditzfelbinger. „An der Uni Gießen gehören die Reinigungskräfte zur Belegschaft. Damit erhalten sie Tariflöhne und werden durch den Personalrat vertreten.“ Allerdings hätte sich in Gießen die Leitung der Universität gegen die Ausgliederung eingesetzt. Auf die angeblich zu hohen Kosten der Reinigung als Eigenleistung zu verweisen, wie es die Uni in Kassel mache, ist aus Sicht der beiden Forscherinnen problematisch. „Auch wenn die Mittel knapp sind, sollten öffentliche Einrichtungen keine Ausbeutung unterstützen“, sagt Maren Kirchhoff. Anständige Arbeitsbedingungen müssten Priorität haben. Anlässlich des „Tags der Gebäudereinigung“ am 15. Juni plant eine aus gewerkschaftlich organisierten Kolleg*innen bestehende Projektgruppe eine Aktionswoche mit Podiumsdiskussion, Kundgebung auf dem Campus sowie der Übergabe von unterschriebenen Postkarten mit der Forderung nach Wiedereingliederung der Reinigungsdienstleistung an die Universitätsleitung. Dana Schlegelmilch, im ver.di-Bezirk Nordhessen zuständige Gewerkschaftssekretärin, lobt die Initiative. „Aus gewerkschaftlicher Sicht ist es ein unterstützenswerter Ansatz, die Reinigungskräfte in den Kasseler Unibetrieb zurückzuholen“, sagt sie. Langer Atem gehöre dazu.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=228562
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