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„Diese Arbeit ist nicht zu schaffen“ – Über eine Minute mit einem Paketboten in Berlin
„Sofortlieferung, Same Day Delivery, drei Bananen und eine Dose Thunfisch per Amazon Fresh – E-Commerce hat unseren Konsum maßgeblich verändert – und vermeintlich verbessert. Wer allerdings mal kurz mit einem Paketboten spricht, wird schnell merken, dass der eigentliche Preis ein ziemlich hoher ist. Ich habe gestern kurz mit einem Paketboten gesprochen. Ein ansonsten immer freundlicher, fitter und netter Mann, der allerdings bereits am frühen Nachmittag völlig ausgelaugt und ausgesprochen fertig wirkte. Ich musste fragen: „Wie geht es Ihnen? Es wird mit den Paketen immer schlimmer, oder?“ Bei der Aussprache des Gedachten fühlte ich mich schon schlecht. Und dann brach es aus ihm heraus: „Es geht nicht mehr. Diese Arbeit ist nicht zu schaffen! Ich bin so fertig.“ Der Bote sprach dabei gar nicht mit Wut sondern mit Trauer. Seine Augenringe hingen bleiern. Es klang wie ein Hilfeschrei. Verzweiflung. Feuchte Augen. „Sehen Sie dieses Paket?“, er zeigte auf einen braunen Karton inmitten seiner Jenga-Sackkarre. „Nur weil der Empfänger mal wieder nicht zu Hause ist, und die Lieferung nicht pünktlich abgeliefert werden kann, muss ich aus eigener Tasche Strafe zahlen. 15-25 Euro pro Paket.“ Ich entgegnete baff: „Sie sind festangestellt und das wird pro Paket von ihrem Lohn abgezogen?“ Er nickte voller Scham und meinte, dass er mittlerweile Pakete selber abzeichnen würde, damit die Vorgaben nicht vollends unerfüllt blieben. Mittlerweile müssen Paketboten pro Schicht in Berlin bis zu 230 Pakete ausliefern. Vor wenigen Jahren waren es noch um die 150 (was auch schon nicht zu schaffen war). Bei einem geschätzten Lohn von 10 bis maximal 15 Euro die Stunde – was bleibt nach acht Stunden harter Arbeit, wenn auch nur fünf Prozent der Pakete ihren Empfänger nicht erreichen? Es reicht ein Stau in der Stadt und die ganze Schicht kann vergessen werden. Eine ausbeuterische Rechnung…“ Beitrag von Ji-Hun Kim vom 27. September 2017 bei Das Filter