Kündigung von hunderten Germanwings-Piloten: sozial unverantwortlich und unternehmerisch unsinnig

BodenhansaHeute sind bei 281 Kolleginnen und Kollegen des Lufthansa-Flugbetriebs Germanwings Kündigungen eingegangen. Aus Sicht der Vereinigung Cockpit (VC) sind diese Kündigungen sozial unverantwortlich und aus unternehmerischer Sicht vollkommen unsinnig. Die VC führt seit geraumer Zeit mit der Lufthansa intensive Gespräche über die Zukunft der Piloten bei Germanwings. Diese Kolleginnen und Kollegen werden durch die Einstellung des Flugbetriebes bei Germanwings seit über zwei Jahren in der Schwebe gehalten. Die Unsicherheit über ihre berufliche und gegebenenfalls auch persönliche Zukunft nimmt der Konzern offenkundig aus verhandlungstaktischen Gründen billigend in Kauf, während bei anderen Flugbetrieben der Lufthansa Group Personal im Cockpit fehlt und Flugzeuge am Boden bleiben müssen…“ VC-Pressemitteilung vom 19 Mai 2022 externer Link, siehe dazu:

  • Pseudodeal im Cockpit: Lufthansa entlässt Hunderte Piloten von Tochter Germanwings. »Zwischengesellschaft« gegründet New
    Kurzer Prozess bei der Lufthansa-Tochter Germanwings: Am Mittwoch erhielten exakt 281 Piloten ihre betriebsbedingte Kündigung. Dem Fachportal Aero zufolge betrifft es 200 Kapitäne und 40 Erste Offiziere, ferner 41 Piloten, »die um den Jahreswechsel 2019/2020 von Eurowings über eine separate Tarifschiene zu Germanwings gewechselt waren«. Die Arbeitsverhältnisse enden demnach nach mehrmonatiger Kündigungsfrist und ohne Abfindung – für einen Sozialplan hatte Lufthansa kein Geld in der Kasse.
    Der Pseudodeal: Die Kranich-Airline wolle allen Gekündigten einen »Wechsel in neue Beschäftigungsverhältnisse« anbieten, zitierte Aero am Donnerstag eine Unternehmenssprecherin. Über den Umweg einer »Zwischengesellschaft«. Ein Prozedere, was bei der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) Unmut auslöst. Der VC-Vizepräsident Arne von Schneidemesser bezeichnete am Donnerstag in einer Pressemitteilung die »technischen Kündigungen« als »sozial unverantwortlich und unternehmerisch unsinnig«. Auch der Zeitpunkt sei unverständlich, zumal bis zuletzt intensive Verhandlungen mit der Konzernspitze über »bruchfreie Anschlusslösungen« für die Piloten liefen. Seit mehr als zwei Jahren würden Kollegen »in der Schwebe gehalten«, ärgert sich von Schneidemesser.
    Zum Hintergrund: Die Coronakrise hatte Lufthansa zum Unternehmensumbau genutzt. Als Vorwand, sagen Kritiker. Der Flugbetrieb der Germanwings war im April 2020 eingestellt worden. Die Folgen: Abwicklung der Tochterfirma, betriebsbedingte Kündigungen ab 1. April 2022. (…)
    Das Kabinenpersonal von Germanwings »wurde im Zuge der Coronakrise unmittelbar entlassen, mit den Pilotinnen und Piloten hat man sich mehr Zeit gelassen«, sagte der Vorsitzende der Unabhängigen Flugbegleiterorganisation (UFO) am Freitag zu jW. Das Ergebnis sei aber das gleiche: »Soziale Verantwortungslosigkeit gegenüber den Mitarbeitenden, sie werden im Stich gelassen, knallhart.« Lufthansa habe dafür einen Werbespruch: »New tomorrow«. In die gleiche Kerbe haut Martin Bechert. Das Vorgehen von Lufthansa erinnere an betrügerische Zockerei, kommentierte der Berliner Fachanwalt für Arbeitsrecht am Freitag auf jW-Nachfrage. Es gehe darum, »Piloten im ›neuen‹ Job schlechter zu bezahlen und aktive Gewerkschaftsmitglieder ›auszusortieren‹«…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 21.05.2022 externer Link
  • Martin Bechert externer Link: „Es geht darum, 1.) Piloten im „neuen“ Job schlechter zu bezahlen und 2.) aktive Mitglieder von @vcockpit „auszusortieren““
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=200959
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