„In Lufthansa-Belegschaft regt sich Widerstand gegen Pilotenstreiks“

Dossier

Cockpit an Lufthansa: Stoppt die ProfitgierIm Lufthansa-Konzern formiert sich Widerstand gegen die streikenden Piloten. Der Betriebsrat des Frankfurter Bodenpersonals hat für Mittwoch, 30. November, zu einer Gegendemonstration an der Unternehmenszentrale aufgerufen. (…) Der Boden-Betriebsrat fordert in seinem Aufruf ein schnelles Ende des „zerstörerischen Streits“ und verlangt von der VC, in eine Schlichtung einzuwilligen. Die Durchsetzung von Partikularinteressen gehe auf Kosten aller anderen Kollegen. (…) Die Kabinengewerkschaft Ufo distanzierte sich ausdrücklich von der Demonstration gegen die Piloten. Der Aufruf sei ein „bitteres Armutszeugnis“ für das Gremium, erklärte Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies. Verdi distanzierte sich ebenfalls. „Wir halten die Demonstration für falsch und haben unsere Mitglieder aufgefordert, daran nicht teilzunehmen“, sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle der DPA. Die Verdi-Vertreter im Betriebsrat hätten sich ausdrücklich gegen die Aktion gewendet. Der Boden-Betriebsrat Frankfurt wird von vier Mitarbeitergruppen geführt. Neben der DGB-Gewerkschaft Verdi sind die Vereinigung Boden, die Unabhängigen Lufthanseaten sowie die Vereinigung Luftfahrt vertreten.“ Meldung vom 29.11.2016 bei airliners.de externer Link – auch die verdi Jugend Technik verwahrt sich gegen diesen unsolidarischen Akt – siehe, leider nur bei twitter gefunden: „Stellungnahme zur BR-Info vom #Lufthansa Boden BR #Frankfurt“ externer Link. Siehe dazu:

  • Lufthansa-Streik: Union Scabs und Lehre der Leere. Gelbe Lufthansa-Betriebsräte organisieren Anti-Streik Demo am Frankfurter Flughafen
    Scabs go home„Es gibt – ganz grundsätzlich gesprochen – zwei Arten, die Geschichte der Menschheit zu betrachten. Einerseits schreitet sie beständig voran. Durch technologischen Fortschritt: Selbst Flüchtlinge in Schlauchboten tragen heute Adidas-Rucksäcke und sind über Smartphones vernetzt. Andererseits dreht sich die Geschichte doch beständig im Kreise. Ein schönes Beispiel für die Auffassung, dass wir – seit unsere Vorfahren sich entschieden, von den Bäumen zu kommen und den aufrechten Gang zu üben – möglicherweise in einem Rad der ewigen Wiederkehr gefangen sind, lieferte am 30. November 2016 ein gewisser Rüdiger Fell. Fell sitzt im Betriebsrat des Frankfurter Flughafens und organisierte mit seiner Gruppierung Vereinigung Boden eine Anti-Streik-Demo von rund 200 empörten, braven Flughafen-Beschäftigten, die sich einer ungefähr ebenso großen Streikversammlung der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit entgegen stellten (…) Solche Ereignisse gibt es seit Bestehen der Arbeiterbewegung und sie gehören zu den demütigendsten Beispielen für Selbsthass und Verwirrung innerhalb der arbeitenden Bevölkerung. Im Englischen würden gelbe Betriebsratsmitglieder wie Rüdiger Fell, Andreas Scholz und ihresgleichen als „Union Scabs“ bezeichnet – was im deutschen mit „Streikbrecher“ nur unzureichend übersetzt ist…“ Kommentar von Elmar Wigand vom 5. Dezember 2016 bei arbeitsunrecht in deutschland externer Link
  • Propaganda gegen Piloten. Gewerkschaften distanzieren sich von Betriebsräten des Lufthansa-Bodenpersonals, die gegen Streik mobilisieren. Konzernvertreter fordern Zwangsschlichtung
    „… Die Sprache, derer sich Rüdiger Fell, Vizechef des Betriebsrats des Frankfurter Lufthansa-Bodenpersonals und Vorsitzender der nichtgewerkschaftlichen »Vereinigung Boden« am Mittwoch bediente, war die der Konzernherren: Die streikenden Piloten nähmen andere Mitarbeiter und Passagiere »in Geiselhaft«. In der Belegschaft gebe es eine »schweigende Mehrheit«, die von Streiks die Nase voll habe. »Was immer die Piloten herausholen, muss am Ende des Tages an anderen Stellen im Unternehmen gegenfinanziert werden«, behauptete Fell. Mit ähnlichen Argumenten hatte er bereits 2010 einen Arbeitskampf von ver.di als »Streik der Funktionäre« diffamiert. (…) Die Mainstreammedien nutzten die Gelegenheit, um ausgiebig über die »Revolte bei Lufthansa gegen Piloten« (Bild) zu berichten. Und auch die bei jedem wirkungsvollen Ausstand geäußerten Forderungen für eine Einschränkung des Streikrechts ließen nicht lange auf sich warten…“ Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom 01.12.2016 externer Link
  • Druck im Cockpit. Hans-Gerd Öfinger zur Kritik an den Forderungen streikender Lufthansa-Piloten
    Nachdem sie vergeblich versucht haben, die Pilotenstreiks durch Arbeitsgerichte untersagen zu lassen, setzen die Lufthansachefs nun offenbar auf ein gezieltes »Teile und Herrsche«. Sie nehmen durchaus wohlwollend zur Kenntnis, dass sich einige Betriebsräte dazu hergeben, die angebliche »schweigende Mehrheit« der Belegschaft gegen den Arbeitskampf der Piloten aufzubringen. Dabei sollte niemand dem Trugschluss erliegen, dass es Menschen mit niedrigen und durchschnittlichen Einkommen, dass es prekär Beschäftigten und Erwerbslosen auch nur ein klein wenig besser ginge, wenn gut bis sehr gut verdienende und hochqualifizierte Angestellte wie die Lufthansa-Piloten zum Lohnverzicht gedrängt und ihre Interessenvertretungen in die Knie gezwungen würden…“ Kommentar von Hans-Gerd Öfinger vom 01.12.2016 beim ND online externer Link
  • Demonstrationen in Frankfurt: Piloten-Streik treibt Keil in die Lufthansa-Belegschaft
    In Frankfurt demonstriert das Bodenpersonal gegen die Piloten und die wiederum gegen den Konzern. Wieder zusammenbringen soll die Parteien ein gemeinsames Feindbild.
    Größer kann die Druckkulisse für die Lufthansa-Piloten wohl kaum sein: Auf der Protestveranstaltung der Vereinigung Cockpit (VC) am Mittwoch in Frankfurt waren die etwa 200 Teilnehmer umringt von einer ebenso großen Anzahl an Demonstranten, die sich gegen den Arbeitskampf der VC stellten. „Diese Streiks zerstören unser Unternehmen“, wettert Andreas Scholz, der als Betriebsrat für die rund 6500 Beschäftigten des Bodenpersonals am Frankfurter Flughafen tätig ist. Er fordert die Führung und die in der VC organisierten Lufthansa-Piloten auf, „endlich in die Schlichtung zu gehen und so weiteren Schaden von uns und den Passagieren abzuwenden“. (…) Gewerkschaften wie Ufo oder Verdi, die Teile des fliegenden Personals vertreten, sprachen indessen von einem „Armutszeugnis für die Solidarität von Arbeitnehmern
    “…“ Bericht von Ulrich Friese vom 30.11.2016 bei der FAZ online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=107937
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