Karstadt greift nach Kaufhof/Galeria. Immobilien im Visier

Dossier

Jetzt wird umstrukturiertDie Zitterpartie der Beschäftigten im Handel geht weiter. Der jetzige Karstadt-Eigentümer René Benko macht einen neuen Versuch sich den Kaufhof einzuverleiben. Der Österreicher Benko hatte dazu schon mehrmals Anlauf genommen. Doch im Oktober 2015 gab es den Zuschlag erst mal für den Kanadier Hudson’s Bay (HBC). Personal und einige Betriebsräte atmeten durch. Doch dies war, wie so oft, ein Trugschluss. Schon kurz nach dem Kauf zeigte HBC, worauf es beim schnellen Geld machen ankommt. Kahlschlag beim Personal, Fremdvermietung von Verkaufsflächen, Lohnverzicht durch erzwungene Teilzeit, waren auch bei HBC die Spielregeln der Personalleiter in den Filialen. Damit machte der Kanadier von Anfang an eine ähnliche Geschäftspolitik, wie sie auch Benko praktizierte…“ Artikel von Herbert Schedlbauer vom 06.07.2018, Erstveröffentlichung am 06.07.2018 in der uz – wir danken! Siehe dazu weitere Informationen und darin NEU: Wie weiter mit Galeria Kaufhof Karstadt? Die Kaufhäuser denen, die sie brauchen!New

Karstadt greift Kaufhof

Immobilien im Visier

Die Zitterpartie der Beschäftigten im Handel geht weiter. Der jetzige Karstadt-Eigentümer René Benko macht einen neuen Versuch sich den Kaufhof einzuverleiben. Der Österreicher Benko hatte dazu schon mehrmals Anlauf genommen. Doch im Oktober 2015 gab es den Zuschlag erst mal für den Kanadier Hudson’s Bay (HBC). Personal und einige Betriebsräte atmeten durch. Doch dies war, wie so oft, ein Trugschluss. Schon kurz nach dem Kauf zeigte HBC, worauf es beim schnellen Geld machen ankommt. Kahlschlag beim Personal, Fremdvermietung von Verkaufsflächen, Lohnverzicht durch erzwungene Teilzeit, waren auch bei HBC die Spielregeln der Personalleiter in den Filialen. Damit machte der Kanadier von Anfang an eine ähnliche Geschäftspolitik, wie sie auch Benko praktizierte. Regelrecht abgeschrieben von Karstadt wurde die Vorgehensweise, wie der kapitalistische Grundsatz der Höchstprofite erreicht werden sollte. Nach dem gleichen Drehbuch lies sich so am schnellstens Profit für die Aktionäre machen. Die Mieten in den Filialen explodierten beim Kaufhof ebenso wie beim Karstadt Kahlschlag. Filetstücke wurden verkauft. Durch die viel zu hohen Mieten in 41 Filialen rutschte der Kaufhof in die roten Zahlen. Statt auf mehr Beratung und Personal zu setzen, drehte HBC unaufhörlich an der Schraube der Angst. Arbeitserverdichtung und der Vernichtung von Arbeitsplätzen waren die Folge. Doch nun reicht auch das nicht mehr. Die kanadische Heuschrecke und der Investor Simon Property wollen mehr Geld sehen. Die Aktionäre drängen auf einen Verkauf.

Zwischen HBC und Karstadt, der österreichischen Signa des Immobilieninvestors René Benko, gibt es Insidern zufolge deshalb Gespräche über einen neuen Handelskonzern. Man verhandelt darüber, dass Karstadt bei Kaufhof mit 51 Prozent einsteige. Um den jetzigen Verkaufspreis nach oben zu puschen, will das Kaufhof-Management vor dem Verkauf noch einen Sanierungstarifvertrag für die rund 17.000 Beschäftigten der Galeria Kaufhof mit Hilfe der Gewerkschaft ver.di vereinbaren.

Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass Benko, wie nicht anders zu erwarten, als Immobilienspekulant die großen Warenhausfilialen des Kaufhof Konzerns im Visier hat. Diese befinden sich ähnlich wie bei Karstadt in Bestlagen der Innenstädte. Die Fusion der beiden Warenhausketten dürfte zu zahlreichen Schließungen und weiterer Vernichtung von Arbeitsplätzen führen. In München, Hamburg, Essen, Leipzig und Düsseldorf findet man Kaufhof und Karstadt in unmittelbarer Nähe zueinander. Hinzu kommt, dass mit einer neuen Warenhausgesellschaft die Verwaltung und der Einkauf ausgedünnt würde. Was weitere Arbeitsplätze kostet.

Für die Beschäftigten bedeutet dies nichts Gutes. Durch die Zentralisation wird es zu noch mehr wachsender Existenzunsicherheit kommen. Eine ver.di Sprecherin war auf Nachfrage, wie auf die Situation von gewerkschaftlicher Seite reagiert würde, nicht erreichbar.

Herbert Schedlbauer

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Weitere Informationen zum Fortgang der Tragödie

  • Wie weiter mit Galeria Kaufhof Karstadt? Die Kaufhäuser denen, die sie brauchen! New
    express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und GewerkschaftsarbeitGaleria Kaufhof Karstadt ist nun in der dritten Pleite seit 2020. Sämtliche Eigentümerwechsel im letzten Jahrzehnt sicherten weder die Kaufhäuser als Stätten zur Versorgung der Bevölkerung noch die Arbeits- bzw. Ausbildungsplätze für damals ca. 25.000 überwiegend weibliche Beschäftigte. (…) Sie haben nicht vergessen, dass sie schon mehrfach auf tarifliche Leistungen in den letzten Jahren verzichtet haben, um ihre Arbeitsplätze zu retten. Und dabei gingen viele davon aus, dass das letztlich nicht viel bringt. »Gibt es keine Alternativen? Können wir denn gar nichts machen!« (…) Wie wichtig den Städten, den Beschäftigten und ver.di die Innenstadtkaufhäuser sind, zeigen ihre Aktivitäten, um die Vermieter der Immobilien zu Mietsenkungen zu bewegen. Es bleibt die Frage: Warum soll alles der Markt regeln? Warum nicht eine Vergesellschaftung von Galeria Karstadt Kaufhof nach Artikel 14 und 15 Grundgesetz wagen? (…) Dies wäre eine neue Form der Vergesellschaftung durch Kommunalisierung sowie genossenschaftliche Teilhabe der Beschäftigten und Kund:innen sowie Bürger:innen…“ Artikel von Anton Kobel  erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – Ausgabe 2/2024
  • Wie konnte Benko die Politik so hinters Licht führen? Vertrauliche Dokumente belegen, wie 680 Millionen Euro Staatshilfe ohne ausreichende Absicherung an Galeria flossen
    „… René Benko soll möglicherweise noch kurz vor der Pleite seines Signa-Konzerns Millionensummen verschoben haben. Nach diesen jüngsten Meldungen haben Investoren Strafanzeige gegen den Österreicher gestellt. Die juristische Aufarbeitung der Signa-Pleite ist das eine – doch wie sieht es mit der politischen Verantwortung für die Milliardenschäden aus? Hier stehen die 680 Millionen Euro Coronahilfen für den insolventen Konzern Galeria Karstadt Kaufhof an erster Stelle; die hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Kaufhauskonzern gezahlt, offenbar ohne ausreichende Absicherung und ohne verlässliche Recherchen über die finanziellen Hintergründe des Signa/Benko-Imperiums. Dem WDR vorliegende vertrauliche Dokumente zeigen, dass die Verantwortlichen im WSF offenbar mit einer erneuten Pleite von Galeria rechneten. In diesem Fall sollten ihre noch offenen Forderungen gegen Galeria Karstadt Kaufhof an die Signa verkauft werden. (…) Am 27. März 2023 wurde zwischen dem WSF, Signa und Galeria eine geheime sogenannte Put-Options-Vereinbarung geschlossen; danach sollte im Insolvenzfall von Galeria Karstadt Kaufhof der Mutterkonzern Signa in die Bresche springen und für die Forderungen des WSF gegenüber Galeria eintreten – allerdings mit einem gehörigen Abschlag. Zu diesem Zeitpunkt waren überhaupt nur noch 88 Millionen Euro besichert und dies lediglich unter anderem mit Warenbeständen, Namens- und Markenrechten. Und für diese Restforderung sollte die Signa Holding lediglich 27 Millionen Euro bezahlen müssen. Im Klartext: Der Steuerzahler würde auf über 60 Millionen Euro verzichten. Im Vertrag fehlt allerdings jede Regelung für den Fall, dass die Signa Holding selber in Insolvenz geht. Und dieser Fall trat dann tatsächlich Ende 2023 ein. (…) Und warum nahm eigentlich niemand René Benko selbst in Mithaftung, den Milliardär und die Hauptfigur des gesamten Signa-Imperiums? Nicht nur dies wurde unterlassen; Benko profitierte sogar noch selbst von den Staatshilfen der deutschen Steuerzahler. Über die Mieten, die Galeria an die Signa zahlen musste, flossen Millionensummen zurück in Benkos Reich der tausend Firmen, Beteiligungen und Familienstiftungen. (…) Die Staatshilfen an die marode Galeria waren aber nicht nur hochriskant, sondern der WSF setzte sich dabei zudem über geltendes EU-Recht hinweg. Danach durften sogenannte „Unternehmen in Schwierigkeiten“ nur unterstützt werden, wenn sie zum 31. Dezember 2019 noch über die Hälfte an Eigenkapital verfügten; das aber war bei Galeria bereits seit dem 30. September 2019 komplett verbrannt. (…) „Es ist ja sicherlich kein Zufall, dass immer ehemalige Politiker auf der Gehaltsliste von Herrn Benko stehen oder der Signa und dort auch Geld bekommen“, so Fabio De Masi, der als Bundestagsabgeordneter mehrere Anfragen zu den Kontakten von Benko unter anderem zu Olaf Scholz an die Bundesregierung stellte. Immer deutlicher wird im Zuge der Mega-Pleite, über welch gutes Netzwerk der „Immobilien-Zocker“ Benko nicht nur in Österreich verfügte…“ Beitrag von Ingolf Gritschneder vom 10. Februar 2024 bei tagesschau.de externer Link
  • Die unendliche Karstadt-Geschichte: Auf, auf zur vierten Insolvenz! Auf, auf zur neuen Suche nach einem „guten“ Investor durch ver.di

    • Nach erneuter Insolvenz: ver.di fordert Zukunft für die rund 12000 Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof
      „Mit Sorge blickt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf den Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Warenhauskonzern, der heute erneut Insolvenz angemeldet hat. „Für die Beschäftigten ist das absolut bitter. Seit Jahren haben sie auf Teile ihres Lohns verzichtet, um Arbeitsplätze zu retten, und Galeria Karstadt Kaufhof hatte sich als Unternehmen in den letzten Monaten neu aufgestellt. Nun ist das Unternehmen aufgrund der Insolvenz des Signa-Mutterkonzerns erneut in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und für die rund 12000 Beschäftigten und ihre Familien ist wieder offen, wie es für sie weiter geht“, sagte Silke Zimmer, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und dort zuständig für den Handel. „Vom neuen Insolvenzverwalter fordern wir, alles daranzusetzen, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Monaten genommen hat, fortgesetzt werden kann und die verbliebenen rund 12000 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Wir als Gewerkschaft werden mit den Beschäftigten für ihre Zukunft kämpfen“, so Zimmer. ver.di sieht für Galeria Karstadt Kaufhof mit einem stationär-digitalen Warenhauskonzept eine gute Zukunft. „Warenhäuser sind das Herz vieler Innenstädte. Sie bieten Kundinnen und Kunden Waren und gute Beratung in einer Breite und Tiefe an, die sie sonst nirgendwo so erhalten. Dafür stehen vor allem die Galeria Beschäftigten. Sie sind das Gesicht des Warenhauses“, ist die Gewerkschafterin überzeugt. „Was es jetzt aber braucht, das ist ein Investor, der an die Stelle von Signa tritt“, so Zimmer. „Wünschenswert aus Sicht von ver.di wäre ein strategischer Investor, der Handelskompetenz hat und Galeria Karstadt Kaufhof ermöglicht, als Ganzes erhalten zu bleiben und damit die Arbeitsplätze zu sichern,“ sagte die ver.di-Vorstandsfrau.“ ver.di-Pressemitteilung vom 9. Januar 2024 externer Link, siehe auch:

      • Planungsstopp am Hermannplatz JETZT!
        Der Signa – Konzern gerät immer mehr ins Schleudern: Die Projektgesellschaften für die Bauprojekte am Hermannplatz und Kudamm (beide gehören zu Signa) sind mittlerweile insolvent. Und obwohl die Firmen insolvent sind, will der Senat den vorhabensbezogenen Bebauungsplan am Hermannplatz fortführen. Das ist absurd! Der Senat, ebenso wie die Gewerkschaft VERDI, hofft auf einen neuen Investor. Aber wenn es doch mit Benko und seinen profitgierigen Vorgängern nicht geklappt hat, warum sollte es mit einem neuen besser werden?!...“ Initiative Hermannplatz am 31.1.2024 externer Link
      • Galeria: Unsicherheiten durch Signa-Holding-Insolvenz
        Nachdem ver.di kurz vor Weihnachten eine Sondervereinbarung erzielen konnte, gibt es nun erneut Unruhe durch die Insolvenz der Signa-Holding GmbH. Ab Januar 2024 soll dennoch über ein großes Tarifpaket weiterverhandelt werden…“ ver.di-PM vom 30.11.2023 externer Link – viel besser:
      • Für ein anderes Warenhaus – gemeinwohlorientiert, von unten und für alle! Planungsstopp am Hermannplatz JETZT!
        Am 27.11.2023 wurde bekannt, dass die Signa Real Estate Management Germany GmbH – ein Tochterunternehmen der Signa Holding in Deutschland – einen Insolvenzantrag gestellt hat. Einen Tag später gab die gesamte Unternehmensgruppe Signa Holding ihre Insolvenz in Wien bekannt. Nun gab die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen bekannt, dass sie Planungen am Hermannplatz vorerst nicht mehr vorantreiben. Aber einen Planungsstopp gibt es trotz der Insolvenz der Signa Holding immer noch nicht! Damit ist klar, dass Signa nun anfangen wird Immobilien und Firmenanteile zu verkaufen! Die Signa Retail Selection AG, zu der Galeria gehört, hat sich bereits von Signa Holding abgekoppelt! Es gibt die akute Gefahr, dass das Warenhaus-Gebäude am Hermannplatz an den nächsten Immobilienhai verkauft und Galeria an den nächsten Schwindler verkauft wird. Jetzt ist noch klarer als noch Anfang November, dass eine Baugenehmigung ganz klar im Sinne von Investor*innen wäre, weil sie damit den Wert der kriselnden Immobilien steigern können…“ initiative-hermannplatz am 30. November 2023 externer Link
    • Die unendliche Karstadt – Geschichte: auf, auf zur vierten Insolvenz!
      „Am 08. Januar 2024 war es mal wieder soweit: Der Warenhauskonzern Karstadt Kaufhof Galeria GmbH gab bekannt, dass beim Amtsgericht Essen ein Antrag auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt wurde. Das erste Insolvenzverfahren bei Karstadt wurde schon 2009 abgewickelt. Auch im zweiten Insolvenzverfahren 2020 hatte sich Galeria entschulden können und 40 von 172 Filialen wurden geschlossen, wobei rund 5.000 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verloren. Auch mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden wurden gestrichen. Das war offenbar noch zu wenig, wie die dritte Insolvenz 2023 gezeigt hat. Im diesem Verfahren konnte der Konzern sich seiner  Verbindlichkeiten von rund 900 Millionen Euro entledigen, im abgelaufenen Geschäftsjahr unterm Strich war sogar noch Geld übrig. Dabei sollten von den 17.000 Arbeitsplätzen mehr als 5.000 abgebaut werden. Nun wurde Galeria vollständig in den Sog des vorgeblichen Zusammenbruchs der Signa Holding GmbH gezogen und geht wieder ins Insolvenzverfahren. Der Mutterkonzern Signa ist pleite und aus dem Insolvenzverfahren in Österreich ist wenig Optimistisches zu hören, denn die Schweizer Signa-Handelstochter, zu der Galeria angehört, will die Kaufhauskette verkaufen. Und wieder einmal ist für die Beschäftigten alles offen. (…) Bei der damaligen Insolvenz setzte der österreichische Multimilliardär und Galeria-Eigentümer René Benko der Bundesregierung wieder einmal die Pistole auf die Brust: Entweder gibt es staatliches Geld oder die mehr als 17.000 Arbeitsplätze fallen weg. Auch sollte der Staat auf die 590 Rettungsmillionen aus dem ersten Insolvenzverfahren, bei dem die damaligen Gläubiger mit zwei Milliarden bluten mussten, verzichten. Wenn nicht, so stand es im Insolvenzplan, ist der „Geschäftsbetrieb unmittelbar einzustellen“. Das hemdsärmelige Auftreten der Eigentümer gehörte immer schon zur neueren Karstadtgeschichte, doch wie offensichtlich frech dreist Benko sein Geschäftsmodell pflegt – immer mit der Insolvenzordnung unter dem Arm – ist schon eine neue Qualität. Das Geschäftsmodell funktioniert, jedenfalls in dem größten Teil seiner Häuser, so: Der Milliardär kauft Warenhäuser in besten Innenstadtlagen, trennt die meist finanzschwachen Betreibergesellschaften von den wertvollen Immobilien und als deren neuer Mitinhaber verlangt er dann stattliche Mieten. Dabei rechnet er fest mit der Hilfe der Steuerzahler, die dann einspringen sollen, wenn den Warenhäusern die Luft ausgeht. Die Leistungen aus der Staatskasse fließen dann auch, denn schließlich geht es stets um viele Arbeitsplätze und lebendige Innenstädte. Verkürzt heißt das: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren. Während zuletzt noch tausenden Beschäftigten gekündigt wurde, hatte sich der Mehrheitsanteilseigner René Benko ausgerechnet zu dem Zeitpunkt rund 100 Millionen Euro Dividende der Muttergesellschaft des Handelskonzerns, der Signa GmbH, ausschütten lassen. Es wurde auch bekannt, dass die Signa-Holding in den USA noch einmal kräftig investiert hatte, mit einem US-Partner war man dort mit 134 Millionen Euro auf Unternehmenseinkaufstour gegangen. (…) Im Fall der unendlichen Karstadt Kaufhof Galeria Geschichte scheint es müßig zu sein, nachzurechnen, wie viel Geld und Sachwerte in den vergangenen 19 Jahren aus der einen in die andere Tasche geflossen sind. Hier handelt es sich nicht nur um staatliche Geldspritzen, Steuerverzicht, Immobilienwerte im Milliardenbereich, den 50 Millionen Euro, die der Insolvenzverwalter Hubert Goerg erhielt, sondern auch um die hohen Lohnsummen, auf die die Beschäftigten verzichteten und die Sozialleistungen für die arbeitslos gewordenen Menschen. Da sich an den Eigentumsverhältnissen durch die Insolvenzverfahren nichts geändert hat, haben die Eigner über die eingesetzte Geschäftsführung nach wie vor das Sagen und genau das ist der Hemmschuh für alternative Lösungen z.B. für die Fortführung der Unternehmen in Form von Kooperativen oder Genossenschaften von den zuvor dort Beschäftigten. Da bleiben das Geld und die Sachwerte im Betrieb bzw. gehören der Genossenschaft. Für so eine Lösung gibt es genug erfolgreiche Beispiele. In dem derzeitigen Wirtschaftssystem in Deutschland werden die Insolvenzverfahren der Unternehmen regelmäßig genutzt, um mit gesetzlichem Segen, völlig „krumme Geschäfte“ tätigen zu können. Bei denen Geld und Ware, auch öffentliche Mittel, in die Taschen von Firmeninhabern und Rechtsanwaltskanzleien umverteilt werden und dabei nicht nur die Bank immer gewinnt, sondern bei den Insolvenzen sind die Unternehmen immer die Gewinner. Auf, auf zur vierten Insolvenz bei Karstadt!“ Beitrag vom 9. Januar 2024 vom und beim gewerkschaftsforum.de externer Link. Siehe auch beispielhaft:
    • Schließung von Galeria Kaufhof in Mönchengladbach: „Wir bekommen nicht mal mehr eine Abfindung“Ursula Schacht hat Jahrzehnte bei Galeria Kaufhof in Mönchengladbach gearbeitet. Kurz vor der nun vorgezogenen Schließung erreichte sie und die Kollegen eine „schreckliche Nachricht“. Warum sich die 55-Jährige im Stich gelassen fühlt und sie von Kunden beleidigt wurde. (…) „Uns verbliebenen Mitarbeitern wurde nun gesagt, dass uns weder die Abfindung von anderthalb Monatsgehältern, noch rückwirkend Geld für die Tariferhöhung ausgezahlt wird“, sagt die 55-Jährige. Auch ein Bonus über 500 Euro, der laut ihrer Aussage versprochen wurde, weil sie bis zum Ende im Geschäft arbeitet, soll wegfallen. „Ich hatte fest mit den mehreren Tausend Euro als Polster gerechnet. Nach all den Jahren im Unternehmen lässt man uns kurz vor der Schließung noch einmal im Stich.“ Die Mitteilung erreichte Schacht und die anderen Mitarbeiter am selben Tag, Kostenpflichtiger Inhalt an dem die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erneut ein Insolvenzverfahren beantragt hatte. Es ist das dritte innerhalb weniger Jahre. „Die Insolvenzordnung sieht vor, dass zum Beispiel Abfindungen nicht direkt ausgezahlt werden, sondern in eine Insolvenztabelle eingetragen werden müssen“, sagt Heino Georg Kassler von Verdi Handel NRW. „Nach Abschluss des Verfahrens wird dann verteilt, was übrig bleibt. Das ist für die Mitarbeiter natürlich sehr ärgerlich, aber so vorgeschrieben.“ Schacht ist trotzdem der Meinung, dass die aktuelle Situation hätte vermieden werden können. „Ich und viele Kollegen haben das Gefühl, dass man uns hingehalten hat, damit wir im Weihnachtsgeschäft noch vor Ort sind. Nun werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.“…“ Artikel von Christoph Wegener vom 12.01.2024 in der Rheinischen Post online externer Link
  • ver.di meldet Sondervereinbarung für die rund 12000 Verbliebenen bei Galeria Karstadt Kaufhof: Vor Weihnachten 500 Euro und Umwandlung von Zeitgutschrift in Cash
    Nach vielen Verhandlungsrunden gibt es nun erste Schritte hin zu einem Tarifvertrag für die rund 12000 verbliebenen Beschäftigten des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat nun mit der Unternehmensleitung in einem ersten Zwischenschritt eine Eckpunktevereinbarung für einen Tarifvertrag abgeschlossen und eine Sonderzahlung vor Weihnachten vereinbart. „Noch im November gibt es 500 Euro und eine Zeitgutschrift aus 2023 in Cash“, fasst ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble die Vereinbarung kurz zusammen. Danach ist vorgesehen, dass alle Vollzeitbeschäftigte 400 Euro Inflationsausgleichsprämie und zusätzlich 100 Euro als Warengutschein erhalten; ursprünglich hatte die Unternehmensleitung nur 300 Euro Inflationsausgleichsprämie angeboten. Zudem bekräftigen beide Seiten, die Verhandlungen im Januar zum großen Tarifpaket und den Entgelten fortzusetzen. Das Ziel von ver.di ist eine verbindliche Anpassung der Tabelle in der Fläche in einem Tarifvertrag.
    „Das Ergebnis ist ein guter Erfolg der ver.di-Tarifkommission, die zäh und hartnäckig verhandelt hat. Teilzeitbeschäftigte bekommen die Prämie je nach Arbeitszeit anteilig, wobei der Mindestbetrag bei der Geldzahlung 100 Euro und beim Warengutschein 25 Euro beträgt. Die Auszahlung erfolgt noch im November 2023“, so Schäuble. „Damit gelingt der Zwischenschritt, den sich die Kolleginnen und Kollegen der Tarifkommission für diesen Zeitpunkt fest als Ziel vorgenommen hatten, um den negativen Folgen von Inflation und Preissteigerungen für die Beschäftigten etwas entgegenzusetzen.“
    Neben der Inflationsausgleichsprämie ist auch eine Umwandlung der Zeitgutschrift für das Kalenderjahr 2023 von Bedeutung. Demnach sollen 50 Prozent der Zeitgutschrift aus dem Jahr 2023 in eine Einmalzahlung umgewandelt werden, die ebenfalls noch im November ausgezahlt wird. Die übrigen 50 Prozent werden in zusätzliche Urlaubstage umgewandelt. Diese sollen für den Fall, dass das Weihnachtsgeschäft erfolgreich verläuft, ebenfalls in eine Einmalzahlung umgewandelt werden können. Voraussetzung ist, dass die vom Aufsichtsrat genehmigten Planziele erreicht oder maximal um 10 Prozent unterschritten werden.
    Die Verhandlungen für einen Tarifvertrag, die aus Sicht von ver.di nach Jahren des Verzichts der Beschäftigten endlich verbindliche, faire und marktgerechte Lohnanpassungen garantieren müssen, werden im Januar 2024 fortgesetzt.“ Pressemitteilung vom 09.11.2023 externer Link
  • Tarifverhandlungen bei Galeria: Störfeuer aus dem Gesamtbetriebsrat
    Am letzten Mittwoch, 26. Juli 2023, wurde in Frankfurt wieder über die Bezahlung der Beschäftigten bei Galeria Kaufhof/Karstadt verhandelt. Die Geschäftsleitung hatte im Laufe des letzten Insolvenzverfahrens den gültigen „Sanierungstarifvertrag“, der eine schrittweise Angleichung an die Tarifverträge im Einzelhandel vorsah, gekündigt. Offensichtlich soll jetzt der Bezug zu den Tarifverträgen vollends gekappt werden und eine gänzlich andere Regelung durchgesetzt werden.
    Im Vorfeld dieser Verhandlungsrunde gab es einen sehr ausführlichen Artikel in der WAZ Mediengruppe, der sich mit den Bedingungen bei Galeria vor den Verhandlungen beschäftigte. Dabei wurde heraus gestellt, dass offensichtlich ein Mitglied aus dem Gesamtbetriebsrat, es wurde gemunkelt es handelt sich um den Vorsitzenden, der auch Mitglied im Aufsichtsrat ist, gegen die Forderung von ver.di die vollkommene Angleichung an die gültigen Tarifverträge ausgesprochen hat. Auch Orhan Akman, der ehemalige Abteilungsleiter Einzelhandel im Fachbreich Handel von ver.di und Mitglied im Aufsichtsrat bei Galeria, hatte sich ja schon vor Wochen gegen die Forderung von ver.di ausgesprochen.
    In diesem Artikel wurde der Geschäftsführer von Galeria, ausführlich zitiert, in dem er darstellen konnte, dass es für Galeria unmöglich sei, die Beschäftigte nach dem Tarifvertrag zu bezahlen und dieser ja sowieso nicht mehr zeitgemäss sei. Er erläuterte, dass es einen extra Tarifvertrag für die Kaufhäuser geben müsse, da die Arbeit die dort verrichtet werde nicht mit anderen Vertriebschienen des Einzelhandels vergleichbar sei. Es geht hier also um Grundsätzliches. Wie der Einzelhandelsverband HDE schon vor  Jahren gefordert hat, sollen für die verschiedenen Vertriebsschienen unterschiedliche Tarifverträge geschaffen werden. In diesem Fall für die Kaufhäuser. Dabei wird die Geschäftsleitung offenbar aus Teilen des GBR und dem Ausichtsrat unterstützt. Wie zu erwarten war, gab es bei dieser Verhandlung kein Ergebnis. Die Unternehmensleitung blieb bei ihrer Forderung und ver.di nach Bezahlung der gültigen Tarifverträge, obwohl im Vorfeld erklärt wurde man könne sich über einen erneuten Stufenplan unterhalten. 
    Die diesjährigen Tarifverhandlungen im Handel sind wieder einmal äußerst zäh. Die 
    Unternehmer machen „Angebote“ die für die Beschäftigten massive Lohnverluste bedeuten würden. Darauf kann ver.di sich nicht einlassen. Es kann sein, dass es in dieser Tarifrunde um eine grundsätzliche Entscheidung geht. Entweder beibehaltung der gültigen Flächentarifverträge oder Zerfledderung der Tariflandschaft.“ Kommentar von Helmut Born vom 28.07.2023 – wir danken! Siehe zum Hintergrund:

    • Siebte Galeria-Tarifrunde: Arbeitgeber wollen kaputtsparen statt Zukunftsmodell zu bauen
      Auch in der siebten Verhandlungsrunde hat die Arbeitgeberseite von Galeria Karstadt Kaufhof keine verbindlichen Einkommensentwicklungen für die Beschäftigten in Aussicht gestellt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert: „Das Angebot von Galeria ist für die ver.di-Bundestarifkommission völlig inakzeptabel. Gerade die Beschäftigten, die in den zurückliegenden Jahren und jetzt auf viel Geld verzichtet haben, trifft die Inflation umso härter. Keine verbindlichen Entgeltanpassungen in den nächsten Jahren – das bedeutet, dass sich die finanzielle Lage der Beschäftigten nochmal dramatisch verschärfen wird“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble im Anschluss an die Verhandlung. Derzeit liegt das Einkommen der Beschäftigten bei Galeria auf dem Niveau des abgesenkten Entgeltes (Stand Oktober 2022) vor Einleitung des Insolvenzverfahrens. Mit den bis dahin geltenden Entgelten, die im sogenannten Integrations- und Sozialtarifvertrag geregelt waren, „liegen die Einkommen in der Entgeltgruppe der Verkäufer/in monatlich um fast 500 Euro niedriger als beim Flächentarifvertrag“, so Schäuble. Viele Beschäftigte hätten schon jetzt kein frei verfügbares Einkommen mehr und kehrten dem Unternehmen wegen Perspektivlosigkeit den Rücken, da sie bei Wettbewerbern zu besseren Konditionen eine Anstellung finden…“ ver.di-Pressemitteilung vom 26.07.2023 externer Link
    • Betriebsrat contra Verdi: Ringen um Tarifvertrag bei Galeria
      Vor der nächsten Tarifrunde bei Galeria offenbart sich eine Kontroverse zwischen Verdi und Betriebsrat. Was sie für die Beschäftigen bedeutet…“ Kostenpflichtiger Artikel von Frank Meßing vom 25.07.2023 in nrz.de externer Link
  • Warnstreiks in 19 Galeria-Filialen am Oster-Samstag – Warnstreiks, keine Besetzungen, und doch will der Konzern dagegen juristisch Vorgehen! Am Mittwoch (12. April) geht es dennoch in mehreren Bundesländern weiter

    • Erneute Warnstreiks bei Galeria – ver.di ruft Beschäftigte zu Arbeitskampf auf
      Im Zuge der seit Februar dieses Jahres laufenden Tarifverhandlungen ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten der Galeria Kaufhof Karstadt GmbH an diesem Mittwoch (12. April) erneut in mehreren Bundesländern zum Warnstreik auf. Betroffen sind Filialen in Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Beschäftigten wollen mit den Aktionen den Druck in den feststeckenden Tarifverhandlungen erhöhen. (…) „Knapp 1.000 Kolleg*innen sind bereits am Ostersamstag in mehreren Bundesländern dem Streikaufruf ihrer Gewerkschaft gefolgt“, sagte Marcel Schäuble. „Dass Belegschaften sowohl in von Schließung betroffenen Häusern als auch in den sogenannten Fortführungsfilialen sich am Streik für die Rückkehr in die Tarifbindung des Einzelhandels beteiligt haben, zeigt wie groß die Wut der Beschäftigten ist“, so Schäuble weiter…“ ver.di-Pressemitteilung vom 12.04.2023 externer Link
    • Insolventer Warenhauskonzern: Warnstreiks in 19 Galeria-Filialen
      Die Beschäftigten der Galeria-Gruppe haben bei einem ganztägigen Warnstreik die Arbeit in 19 Filialen niedergelegt. Die Konzernspitze hält die Streiks für rechtswidrig und droht mit Konsequenzen.
      Die Belegschaft der Galeria Karstadt Kaufhof hat insgesamt 19 Filialen in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen bestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hatte zu den ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Geschäfte blieben trotz der Protestaktion geöffnet, wenn auch mit eingeschränkter Betriebsamkeit. (…) „Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagte Lattekamp. Die Wut und Enttäuschung der Beschäftigten seien sehr groß. Das Management habe zuletzt eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag ausgeschlossen und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten gefordert. „Unsere Antwort auf diese unverschämten Pläne sind erste regionale Warnstreiks.“ (…) Der Galeria-Vorstand hatte die Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die ver.di-Spitze. Der Brief lag dem Portal „Business Insider“ vor. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde. Nach dem Bericht von „Business Insider“ bezeichnet die Konzernführung den Streik als rechtswidrig, weil er gegen den Integrations- und Überleitungstarifvertrag und den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz verstoße. Außerdem würde er auf eine Benachteiligung der Gläubiger und eine Begünstigung der Arbeitnehmer „durch kurzfristige Vereinnahmung von Mitteln aus der Insolvenzmasse abzielen“, schrieben Geiwitz und Müllenbach an ver.di. Die ver.di-Chefs und auch die streikenden Arbeitnehmer würden für die entstehenden Schäden persönlich haftbar gemacht, hieß es.“ Meldung vom 08.04.2023 in tagesschau.de externer Link und zuvor:
    • Galeria-Chefs drohen Beschäftigten: Management von insolventer Warenhauskette will Streiks an diesem Sonnabend verbieten
      „Die Chefs der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof (GKK) nehmen die Beschäftigten in Mithaftung für die Pleite und wollen ihnen einen Warnstreik am umsatzstarken Sonnabend vor Ostern untersagen. Die Gewerkschaft Verdi hatte am Mittwoch wegen der Weigerung des Managements zur Rückkehr in die Flächentarifverträge zum Warnstreik aufgerufen. GKK hatte im Oktober – noch vor Beantragung des Schutzschirmverfahrens – den damals geltenden Sanierungstarifvertrag gekündigt, der niedrigere Entgelte und eine Rückkehr zur Fläche bis 2025 vorsah. Für die Beschäftigten bestünde mit der damaligen Kündigung und dem anschließend eingeleiteten Verfahren nun der Anspruch auf Anwendung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels, so Verdi. Bei GKK geht es nicht allein um eine Bezahlung deutlich unter Tarifniveau, sondern auch um die Schließung von bis zu 47 Filialen sowie den Verlust von rund 4.000 Arbeitsplätzen. Nun will das Management offenbar ans Streikrecht: Ein dreiseitiges Schreiben der GKK-Chefs – inklusive des für das Insolvenzverfahren verantwortlichen Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz –, das jW vorliegt, droht unverhohlen: »Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären.« Dabei berufen sich die Bosse ausgerechnet auf den selbst gekündigten Integrations- und Überleitungstarifvertrag. (…) Die Gewerkschaft wandte sich am Donnerstag gegen die Drohungen des Managements und erklärte auf jW-Anfrage, GKK-Beschäftigte hätten »schon lange auf einen Teil ihres Einkommens« verzichtet. Nun werde »für die Sicherung ihrer künftigen Arbeitsbedingungen« gekämpft. Die von Verdi in Tarifverhandlungen aufgestellten Forderungen seien »rechtens und damit auch streikfähig«.“ Beitrag von Gudrun Giese bei der Jungen Welt vom 8. April 2023 externer Link
    • Streik bei Kaufhof und Karstadt in Südhessen am Ostersamstag: Kahlschlag ist kein Zukunftsprogramm
      Ärger, Enttäuschung und Wut charakterisieren die aktuelle Stimmung in den Belegschaften der Filialen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH in Südhessen. Denn die Politik des sozialpolitischen Kahlschlags durch Filialschließungen und Personalabbau in den so genannten Fortführungshäusern soll in den Filialen Kaufhof Darmstadt, Karstadt Darmstadt und Karstadt Viernheim zur Entlassung von fast 200 Beschäftigten führen. Gleichzeitig fordert die Geschäftsleitung der Zentrale einen angeblich passgenau aufs Unternehmen zugeschnittenen Haustarifvertrag. Mit ihm würden nach den Plänen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH nicht nur die Entgelte dauerhaft deutlich unterhalb des Branchentarifvertrages für den Einzelhandel in Hessen sinken, sondern Arbeitszeit in noch stärkerem Maß flexibilisiert, der bisherige tarifliche Kündigungsschutz nachhaltig verschlechtert und sachgrundlos befristete Arbeitsverhältnisse über die derzeitige gesetzliche Höchstgrenze von zwei Jahren ausgeweitet Viele Beschäftigte sowohl in den Schließungs- als auch in den Fortführungsfilialen sehen in diesen einschneidenden, vor allem sie selbst und nicht das Management betreffenden Maßnahmen nicht das versprochene „Zukunftsprogramm“ zum Erhalt und zur Stabilisierung des Warenhauses, sondern eine schrittweise „Abwicklung“ der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH. Deshalb ruft ver.di die Belegschaften der südhessischen Häuser für Ostersamstag, 8. April 2023, wie auch anderswo in Hessen und bundesweit mit Beginn der Frühschicht zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Die Streikenden werden öffentlich gegen diese Entwicklung protestieren und die Kund:innen ansprechen, um sie zur Solidarität gegen das Kahlschlagprogramm der Unternehmensleitung zu motivieren. Sie fordern beispielsweise den Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages für die Branchentarifverträge des Einzelhandels in Hessen.“  PM vo, 6-4-23 von ver.di Südhessen per e-mail – stellvertretend für andere Länder, da bei ver.di Handel nur auf Länderebene, nicht bundesweit gefunden…
  • Leider absehbar: Nun wird der nächste dauerhafte Lohnverzicht der Galeria-Belegschaft einfordert – die „Erfolge“ der bisherigen kennen wir 
    Die ver.di-Bundestarifkommission hat am gestrigen Donnerstag (30.3.23) das Galeria-Konzernmanagement scharf kritisiert, das einen dauerhaften Lohnverzicht der Beschäftigten einfordert. „Die Einkommen der Beschäftigten sollen in Zukunft völlig unberechenbar werden. Die Fehlplanungen des Managements sind leider legendär, und davon die Existenz der Beschäftigten abhängig zu machen, ist eine Gefährdung der Zukunft der Menschen bei Galeria“, sagte Marcel Schäuble, ver.di-Verhandlungsführer bei den laufenden Tarifverhandlungen.
    „Das Management sieht für die kommenden drei Jahren keine Entwicklung beim Entgelt und keine Rückkehr zu den regionalen Flächentarifverträgen vor“, so Schäuble weiter. „Wir werden auf reine Kostensenkungsprogramme nicht einsteigen. Als respektlos bewertete die ver.di-Bundestarifkommission die Pläne und erwartet, dass der Arbeitgeber endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legt.“
    Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren auf jährlich 5.500 Euro verzichtet, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Jetzt plane das Management erneut Massenentlassungen, und zwar sowohl in den Filialen, die geschlossen werden sollen als auch in denen, die erhalten werden sollen…“ ver.di-Pressemitteilung vom 31.03.2023 externer Link („Kahlschlag auf dem Rücken der Beschäftigten – Existenzsicherung der Galeria-Beschäftigten gefährdet“)
  • Was die Galeria-Gläubigerversammlung unter „Rettungsplan“ für 1,3 Milliarden Euro versteht: Weitere 47 Filialen schließen, mind. 4.000 weitere Arbeitsplätze geopfert

    • „Kampf um jeden Arbeitsplatz“
      „Im Insolvenzverfahren für Galeria Karstadt Kaufhof standen zunächst 52 Filialen auf der Schließliste. Rund 5.000 Beschäftigte wären betroffen. ver.di kämpft um jeden Arbeitsplatz. Inzwischen konnten die ersten Filialen gerettet werden
      Auf der Sitzung der Galeria-Gläubigerversammlung ist der zuvor ausgearbeitete Insolvenzplan gebilligt worden. Danach sollen nun 47 von 129 Filialen schließen. ver.di demonstrierte anlässlich der Gläubigerversammlung heute in Essen für den Erhalt der Arbeitsplätze. „Wir werden mit den aktiven Beschäftigten weiter um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Es sind noch kurz nach Verkündung der Schließungsliste Filialen vor dem Aus gerettet worden; es gibt Unterstützung und Solidarität für die Menschen bei Galeria; Kommunalpolitikerinnen und -politiker bemühen sich weiter um Standorte und für den Erhalt von Arbeitsplätzen“, sagte Stefanie Nutzenberger, die im ver.di-Bundesvorstand für den Handel zuständig ist. Es gebe bei und für Galeria viel Pozential, das bislang noch nicht genutzt werde. Die neue Leitung müsse dieses Potenzial ausschöpfen, um ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft aufzubauen. Entscheidend seien nun Strategien dafür, wie mehr Umsatz generiert werden könne. Dafür müssten Arbeitskräfte gehalten, der Service und die Beratung weiterentwickelt und die Beschäftigten im Blick behalten werden. „Deren Ideen und Vorschläge müssen jetzt endlich aufgegriffen werden“, so Nutzenberger…“ ver.di-Meldung vom 27.03.2023 externer Link
    • Rettungsplan für Galeria Karstadt: Tausende Mitarbeiter*innen verlieren ihren Arbeitsplatz
      „Eine Gläubigerversammlung des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat dem Insolvenzplan zur Rettung der letzten großen deutschen Warenhauskette zugestimmt. Das teilte das Unternehmen am gestrigen Montag mit. Rund 40 Gläubigervertreter des Kaufhauskonzerns kamen am Montag im Congress Center der Messe Essen zusammen, um final die Weichen für die Zukunft des angeschlagenen Traditionsunternehmens zu stellen. Der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung der Versammlung war die Abstimmung über den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan. Nach über viertstündigen Verhandlungen fiel in Essen die Entscheidung. Es ging um viel. Im Ergebnis konnte sich die Unternehmensführung mit ihrem Insolvenzplan durchsetzen. Dieser sieht vor, dass Vermieter, Lieferanten, Banken und andere Gläubiger des Konzerns auf Forderungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verzichten werden. Außerdem sollen im Zuge der Sanierung 47 der zuletzt nur noch 129 Warenhäuser in den nächsten Monaten geschlossen werden. Bundesweit könnten dabei etwa 4000 Mitarbeiter*innen ihre Anstellung verlieren. Der Stellenabbau trifft nicht nur die Schließungsfilialen, sondern auch die Konzernzentrale in Essen sowie die verbleibenden Warenhäuser. Davon könnten rund 2400 Stellen betroffen sein. (…) Der Sachwalter Frank Kebekus betonte zudem, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte. Durch die Annahme erhoffen sich die Gläubiger, zumindest einen kleinen Teil ihrer Forderungen zurückzuerhalten. Durch die Zustimmung wird es den zur Signa-Gruppe des umstrittenen österreichischen Milliardärs René Benko gehörenden Kaufhaus-Konzern in zusammengestrichener Form weiterhin geben. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans wäre Galeria Karstadt Kaufhof wohl Geschichte gewesen. Dies hätte möglicherweise einen Totalverlust der Forderungen bedeutet. Eine der größten Gläubiger von Galeria ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Behörde hat 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld an den Konzern gezahlt. Sie knüpfte ihre Unterstützung bei der Sanierung des insolventen Konzerns am Montag an Bedingungen. »Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt«, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach dem »Handelsblatt«. Nur ein »Weiter so« reiche nicht. Terzenbach sieht nun gute Chancen für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten. Die Arbeitsagentur habe bereits Sprechstunden in einzelnen Filialen abgehalten und plane sogenannte digitale Begegnungsräume mit Unternehmen, die neue berufliche Perspektiven bieten könnten. Galeria müsse jedoch »auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen«, sagte der BA-Vorstand. (…) Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende vergangenen Jahres bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. (…) Am Ende verzichteten die Gläubiger auf zwei Milliarden Euro und gaben grünes Licht für 4000 Kündigungen sowie die Schließung von 46 Filialen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden. (…) Jüngst erklärte Müllenbach die Lage erneut als »bedrohlich« und beantragte wiederum ein Schutzschirmverfahren, das in ein Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung mündete. Am Montag vor zwei Wochen wurde dies als Teil des Insolvenzplans verkündet.“ Artikel von Christopher Wimmer vom 27. März 2023 in Neues Deutschland online externer Link
    • Benko sahnt weiter ab. Galeria Karstadt-Kaufhof: Gläubiger verzichten auf 1,3 Milliarden Euro, Abbau von 5.000 Stellen geplant
      „… Aber es gibt auch einen strahlenden Gewinner der neuerlichen »Sanierung«: Die GKK-Eigentümerin, die Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko, steuert bescheidene 200 Millionen Euro zum Umbau der geschrumpften Warenhauskette bei, ist aber zugleich 1,3 Milliarden Euro Schulden los. Die Holding erwirtschaftet ihre Profite mit der Immobiliensparte »Signa Real Estate« und nicht mit dem Filialgeschäft der »Signa Retail«, so dass die weitere Verkleinerung dieses Zweiges im Sinne des Herrn Benko sein dürfte, dem etliche der Warenhausimmobilien gehören, aber auch traditionsreiche Altbauten wie das ehemalige »Hotel Ellington« in der Nürnberger Straße in Berlin, das gerade zu einem Shopping-, Amüsier- und Bürokomplex umgebaut wird. Auch viele der verbleibenden GKK-Häuser sollen umfassend um- und ausgebaut werden, wie in Berlin die Filialen am Kurfürstendamm, am Alexander- und am Hermannplatz sowie in der Weddinger Müllerstraße. Die eigentliche Warenhausfläche soll dort zugunsten von Büros, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen verkleinert werden…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 29.03.2023 externer Link
    • Der Staat soll dem Milliardär #Benko 590 Mio. € schenken, oder er wird 17.000 Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken. Gibt es sonst noch Argumente, die für eine Enteignung sprechen?Tweet von UnionWatch vom 28.3.2023 externer Link
  • Schließungspläne von 52 Galeria-Filialen: ver.di kündigt Widerstand an – wir erinnern an den Vorschlag der Kommunalisierung und Vergesellschaftung 
    • Widerstand gegen Schließungspläne: Gemeinsam um jeden Arbeitsplatz und die Zukunft von Galeria kämpfen!
      Seit es um das dringend notwendige Zukunftskonzept für die Warenhäuser geht, hat das Management von Galeria Karstadt Kaufhof viel heiße Luft präsentiert. Das war und ist in hohem Maße existenzbedrohend, wie sich auch an der aktuellen Schließungsliste wieder zeigt. Wir sagen es deutlich: Die Gewerkschaft ver.di akzeptiert diese Entscheidung nicht, bei der tausende Menschen Gefahr laufen ihre Existenz zu verlieren. Die Beschäftigten bei  Galeria haben alles gegeben, damit der Laden läuft. Sie haben ihr Knowhow eingebracht, den Personalmangel durch hohen Einsatz kompensiert und dann  noch auf erhebliche Teile ihres Arbeitseinkommens verzichtet. Und jetzt sollen sie wieder die Zeche für Führungspersonal an der Galeria-Spitze bezahlen, das gerade in aller Öffentlichkeit kapituliert. Das muss auf entschiedenen Widerspruch und Widerstand treffen. Wir werden zusammen mit den Betriebsräten und aktiven Belegschaften aus den betroffenen Warenhäusern  um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Wir werden uns mit dieser Fehlentscheidung nicht abfinden und gemeinsam mit den Kommunen und den politisch Verantwortlichen verschiedener Ebenen nach Wegen suchen,  wie Schließungen verhindert werden können. Den Kontakt mit schon vorhandenen Initiativen werden wir ausbauen und den Protest vor Ort organisieren…“ Meldung vom 14. März 2023 bei ver.di Handel externer Link
    • Schließvorhaben von Filialen durch das Galeria-Management
      „Zur Ankündigung des Galeria-Managements Filialen zu schließen, erklärt Stefanie Nutzenberger, für den Handel zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied: „Das ist ein schwarzer Tag für die Menschen bei Galeria. Mögliche Schließungen treffen die Beschäftigten hart. Wieder einmal sind sie es, die die Zeche dafür zahlen müssen, dass Manager ihren Job nicht gemacht haben. Wir werden die vorgelegte Schließungsliste genau prüfen. Es muss weiter jede Möglichkeit und Chance genutzt werden um Filialen zu erhalten. Klar ist: Wir werden zusammen mit den aktiven Beschäftigten um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Mit dem alten Management ist keine Zukunft zu bauen. Galeria braucht jetzt dringend eine neue Managementführung, die der gewaltigen Aufgabe gewachsen ist, ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft zusammen mit der Belegschaft zu entwickeln.“ ver.di-Pressemitteilung vom 13. März 2023 externer Link und auch:

      • Kampf um jeden Arbeitsplatz
        Das Insolvenzverfahren für Galeria Karstadt Kaufhof läuft seit Anfang Februar. Nach jüngsten Plänen sollen 52 Filialen geschlossen werden. Rund 5.000 Beschäftigte wären davon betroffen.ver.di kämpft um jeden Arbeitsplatz und jeden Standort…“ ver.di-Pressemitteilung vom 13. März 2023 externer Link
      • Weitere Infos bei ver.di Handel externer Link
    • Ganze Liste: Diese 52 Galeria-Kaufhof-Filialen sollen geschlossen werden – aber Umdenken möglich
      Der Warenhauskonzern Galeria Kaufhof hat angekündigt, 52 Filialen zu schließen. Betroffen sind Geschäfte in ganz Deutschland. Wir haben die komplette Übersicht…“ Artikel von Tobias Mayer vom 15.3.2023 im Tagesspiegel online externer Link
    • Wir erinnern an den Vorschlag von Anton Kobel : VEB Kaufhof-Karstadt denken und diskutieren. Statt weitere Verzichtstarifverträge und Sozialpläne: Kommunalisierung und Genossenschaft nach Vergesellschaftung 
  • Hat das Warenhaus eine Zukunft? – Aber ja! [nicht als Immobilienwirtschaft, aber als kommunaler Betrieb oder Genossenschaft] 
    Angesichts der aktuellen Lage des letzten verbliebenen bundesdeutschen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof erscheint die Antwort auf die obige Frage je nach Position des/der Befragten gewagt bis unrealistisch. Dies kommt auch in zahlreichen Presseveröffentlichungen zum Ausdruck, die das Ende der Betriebsform ‚Warenhaus‘ prognostizieren. Dem möchte ich zustimmen – allerdings unter der Bedingung, dass weiterhin so gewirtschaftet wird wie bisher. Alle Eigentümer von Warenhauskonzernen wie z.B. Arcandor und zuletzt die Signa-Gruppe des österreichischen Investors Benko haben die Verwertung von Immobilien zur Grundlage ihres Geschäftsmodells gemacht. Dies geschieht in unterschiedlicher Art und Weise. Durch ein Outsourcing von betrieblichen Funktionen an Konzerntöchter, Subunternehmen und Solo-Selbstständige nehmen die Warenhausunternehmungen Mieten ein, die sie an Konzernobergesellschaften, z.B. früher die Metro AG, ausschütten konnten oder sie wurden über eine Konzernvorabschöpfung zur „Kasse gebeten“. Andere Modelle der Immobilienverwertung lagern die Einzelhandelsimmobilien in Konzerntöchter aus und berechnen ((üb-)erhöhte) Mieten. Im Extremfall generieren die Konzerne „rote Zahlen“ in den operativen Bereichen, die in der Vergangenheit entweder durch Kredite und/oder Konzessionen der Beschäftigten ausgeglichen werden. Der Betrieb von Warenhäusern ist dann eine Form der Immobilienwirtschaft. Dabei blieb die Frage der Einbeziehung der Beschäftigten von Tochtergesellschaften, Fremdfirmen und von Solo-Selbstständigen in tarifliche Regelungen, in die Aktivitäten und die Partizipation an der betrieblichen Interessenvertretung ungeregelt. Dies führte u.a. zu einer sich zunehmend verschlechternden Bezahlung der outgesourcten (vor allem von weiblichen) Arbeitenden.
    Parallel dazu haben sich die Warenhäuser grundlegend verändert. Wo Anfang der 1970er Jahre noch ca. 1000 (zumeist Vollzeit-) Beschäftigte arbeiteten, werden heute in der Regel weniger als 200 Beschäftigte eingesetzt. Die meisten davon mittlerweile in Teilzeit. Damit wurde die Verkaufsberatung der Kund*innen ausgedünnt und damit eine Stärke der Betriebsform ‚Warenhaus‘ aufgegeben. Stattdessen werden „Erlebniskaufkonzepte“ propagiert, die sich bei näherem Hinsehen als Massenkonsum in Selbstbedienung entpuppen und immer wieder „Sonderaktionen“ wie sozial und ökologisch bedenkliche verkaufsoffene Sonntage erfordern, damit Interesse geweckt werden kann. Erforderliche Investitionen in die (energetische) Sanierung der Gebäude wurden mit der Folge eines „Investitionsstaus“ verschoben oder gar nicht getätigt.
    Warenhäuser haben Umsatzanteile an den Online-Handel verloren. Dies hat häufig zu Forderungen nach (noch) längeren Öffnungszeiten geführt. Notwendig wäre jedoch eine funktionierende Integration des Online-Handels in das Geschäftsmodell der Warenhäuser gewesen, die beide Vertriebswege miteinander kombiniert und wechselseitig befruchtet. Dies fehlt bis heute. (…)
    Diesem Alternativkonzept stehen mächtige Interessen entgegen, weil die Warenhäuser für Investoren, private wie institutionelle, attraktiv sein müssen. Diese achten primär auf Kapitalrenditen. Insofern ist ohne einen neuen Eigentümer keine Veränderung der misslichen Lage der Warenhäuser zu erwarten. Es folgt eine Krise nach der anderen. Der Staat hat schon hohe Summen in die Unternehmungen gesteckt. Er hat sie also faktisch schon bezahlt. Vor diesem Hintergrund wäre zu prüfen, ob die Insolvenz nicht eine Chance für eine neue Eigentümerstruktur ist. Die jeweilige Kommune, Beschäftigte und die Bürgerschaft übernehmen die Insolvenzmasse und überführen das Warenhaus in einen kommunalen Betrieb oder Genossenschaft, der – angeschlossen an eine überregional agierende Einkaufszentrale – lokale und regionale Bedarfe deckt. Dies wäre eine sozial-ökologische und wirtschaftlich tragfähige Alternative zu einem ‚Weiter so‘ aus staatlichen Krediten (ohne Absicherung?), Konzessionen der ohnehin schon niedrig bezahlten (vor allem weiblichen) Beschäftigten im Gegenzug für weiterhin unsichere Arbeitsplätze sowie ökologisch und sozial fragwürdige Verkaufskonzepte, die auf Massenkonsum statt auf die Befriedigung gesellschaftlicher Bedarfe setzen.“ Beitrag von Prof. Dr. Carsten Wirth vom Februar 2023 bei ver.di Rhein-Neckar externer Link , siehe auch das Interview:

    • „Das Warenhaus ist nicht am Ende“
      Galeria Karstadt Kaufhof ist pleite. Welche der 129 Häuser überleben werden, ist offen. Allerorten wird gejammert über Probleme des Einzelhandels, das Ende der Warenhäuser prophezeit. Das hält der Volkswirt Carsten Wirth für falsch…“ Interview von Gesa von Leesen vom 15.2.2023 in der Kontext-Wochenzeitung externer Link
  • VEB Kaufhof-Karstadt denken und diskutieren. Statt weitere Verzichtstarifverträge und Sozialpläne: Kommunalisierung und Genossenschaft nach Vergesellschaftung 
    In den letzten 20 Jahren haben es alle häufig wechselnden Eigentümer und deren Manager nachhaltig bewiesen, dass sie die Warenhäuser von Galeria Kaufhof Karstadt (GKK) nicht führen können, falls sie es je gewollt haben. (…) Damit die Interessen und Erfahrungen der Städte, Belegschaften und Kund:innen sowie Lieferanten gewahrt werden können, sollen die einzelnen GKK-Filialen den Städten, in denen sie stehen, quasi in Treuhand übergeben werden. Für diese Häuser wird durch eine Drittelparität die Weiterführung organisiert und ermöglicht. Ein Drittel des Kapitals übernimmt die Stadt als stadteigenen Betrieb, ein Drittel bekommt die Belegschaft als Gemeineigentum – also nicht der/die einzelne Beschäftigte als Anteil in Privateigentum; das letzte Drittel wird in eine Genossenschaft der interessierten Kund:innen, Bürger:innen, Geschäftspartner:innen eingebracht, vergleichbar den aktuellen Genossenschafts- und Volksbanken. Mit einem solchen Neuanfang, nämlich einer Vergesellschaftung durch Kommunalisierung sowie genossenschaftliche Teilhabe/Partizipation der Beschäftigten und Kund:innen würden die bekannt schlechten Erfahrungen der letzten Jahre bei GKK vermieden werden können. So die bisherigen Überlegungen…“ Artikel von Anton Kobel  erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – Ausgabe 2/2023
  • Zweite ergebnislose Galeria-Tarifrunde – ver.di: Die Arbeitgeberseite fordert erneut Lohnverzicht – nicht mit uns!
    „Auch die zweite Runde der Tarifverhandlung zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Galeria-Konzernmanagement ist am Dienstagnachmittag in Frankfurt ohne Ergebnis zu Ende gegangen. „Die Arbeitgeberseite geht bislang unseriös in die Verhandlungen und fordert weiterhin einen abgesenkten Tarifvertrag, und auch in die Zukunft gerichtet bleiben die Entgelte weit unter den Erwartungen der Beschäftigten, die mit ihren Einkommensstrukturen ohnehin am meisten unter der Inflation leiden. Das ist ein erneutes Greifen in die Tasche der Beschäftigten – das machen wir nicht mit“, kommentierte ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble die zweite Verhandlungsrunde in Frankfurt. „Dem Galeria-Management muss jetzt endlich klarwerden, um was es hier geht: Es geht um die Zukunft des Warenhauses und der Beschäftigten und damit um ihre Berufs- und Lebensperspektive in einem Unternehmen, in das sie schon viel investiert haben. Und es ist kein Pokerspiel! Das haben die Beschäftigten nicht verdient“, so der ver.di-Verhandlungsführer. „Wir erwarten, dass die Arbeitgeberseite in der dritten Runde deutliche Signale an die Beschäftigten sendet, konkrete Inhalte vorlegt, mit einem tragfähigen Konzept für die Zukunft des Warenhauses. Dafür haben sie qualifiziertes Personal, das fair bezahlt werden muss. Die Beschäftigten erwarten Perspektiven und auch ein verhandlungsfähiges Angebot des Arbeitgebers“, so Schäuble. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.“ ver.di-Pressemitteilung vom 22. Februar 2023 externer Link
  • Und täglich grüsst das Murmeltier… Arbeitsplatzrettung bei Galeria Karstadt-Kaufhof 
    „Ständig gibt es in Deutschland Entlassungen und damit sehen sich deutsche Gewerkschaftler ständig gefordert, Arbeitsplätze zu retten. Zurzeit ist dies wieder einmal bei Galeria Karstadt-Kaufhof (GKK) der Fall. „Mit der zweiten Insolvenz in Eigenverantwortung innerhalb von zwei Jahren hat die Galeria-Geschäftsleitung bei den rund 17.500 Beschäftigten massive Zukunftsängste ausgelöst“, hiess es aus der Verdi-Gewerkschaft Ende letzten Jahres (ver.di publik, Nr. 8/22). Von der zuständigen Verdi-Kommission hörte man auch, sie habe „viele Ideen, wie die 131 Niederlassungen zukunftsfest werden könnten.“ Da irritiert es auch gar nicht gross, dass das letzte Rettungsprogramm 4.000 Stellen gekostet hat. In den Augen der Gewerkschaft heisst das eben, dass auf diese Weise 17.500 Stellen gerettet wurden. Und diese Rettungsanstrengungen ziehen sich bereits seit dem Jahr 2000 hin, mal bei Karstadt, dann bei Kaufhof, wobei im Laufe der Jahre vom GKK-Konzern alle Konkurrenten geschluckt wurden. Dafür wurden immer so viele Arbeitsplätze gerettet, wie die Unternehmen glaubten, für ein lohnendes Geschäft gebrauchen zu können. Das waren übrigens in früheren Zeiten mal einige Hunderttausend… (…) Jetzt ist wieder mal eine Kalkulation nicht aufgegangen und es stehen wieder Arbeitsplätze zur Disposition, damit das nächste Rettungsprogramm an, bei dem klar ist, dass es wieder viele Arbeitnehmer das Einkommen und damit die ökonomische Existenz kosten wird. Denn eins ist in diesem Rettungswesen eine ausgemachte Sache: Beschäftigung gibt es nur dann und zu den Bedingungen, wenn und insofern sich die Investition in Löhne und Gehälter für das Unternehmen lohnt, also bewirkt, dass aus dem investierten Geld mehr Geld wird. Und die Massstäbe dafür, ob das gelingt, gelten als unverrückbare Sachzwänge, die auch eine Gewerkschaft akzeptieren muss. (…) Während das Interesse des Unternehmens, seinen Reichtum zu vermehren, als ein Sachzwang akzeptiert wird, gilt dies für die Arbeitnehmerseite nicht. Dass diese bei der Bestreitung ihres Lebensunterhalts auch mit jeder Menge Sachzwänge – an den Supermarktkassen, Tankstellen oder bei den Mieten … – konfrontiert wird, stellt eine flexible Grösse dar, deren Stellenwert jeweils auszutesten ist. Wenn Verdi darauf verweist, dass die Beschäftigten von GKK in der Vergangenheit bereits auf Teile ihres tariflichen Einkommens sowie auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet haben und dies „für eine Galeria-Verkäuferin in Vollzeit einen jährlichen Verlust von rund 5500 Euro bedeute“ (rp-online, 20.10.22), so übt sie damit keineswegs Selbstkritik. Sie will auf diese Weise vielmehr anmahnen, dass die Mitarbeiter mit diesem Verzicht – eigentlich – ein Anrecht auf Weiterbeschäftigung hätten. Mit ihrem bisherigen Engagement für einen Sanierungstarifvertrag hat die Gewerkschaft ihren Mitgliedern ein solches Anrecht suggeriert, einen einklagbaren Anspruch haben die Beschäftigten damit aber nicht erworben. Das hindert die Gewerkschaft nicht daran, gleich ihre Verhandlungsbereitschaft für einen neuen Tarifvertrag zu bekunden, da Galeria Karstadt-Kaufhof den Sanierungstarifvertrag gekündigt hat. Das fiel dem Unternehmen nicht schwer, denn diese Möglichkeit war bereits mit dem Abschluss des Vertrages von Verdi für den Fall fehlender Gewinnen zugestanden worden. Trotzdem wird diese Kündigung nun tränenreich beklagt. (…) Bevor ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen wird, hat der Gesamtbetriebsrat schon im Rahmen der Arbeitsplatzrettung die Bedingungen für die anstehenden Entlassungen vereinbart: „Für die zu schliessenden Häuser hatte Galeria bereits angekündigt, dass es dort betriebsbedingte Kündigungen geben werde. Als Entschädigung wurden zwei Monatsgehälter, aber maximal 7500 Euro mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart.“ Verdi will nun mit Galeria über ein „existenzsicherndes Einkommen“ verhandeln. Wo da die Grenze für die Existenzsicherung verläuft, lässt sich nach oben leicht bestimmen: Sie darf das Geschäft von Galeria nicht belasten. Was dies nach unten bedeutet, ist nur schwer auszumachen; schliesslich gilt auch Hartz IV oder das neue Bürgergeld als Existenzsicherung. Und schon der letzte Tarifvertrag hatte ja nicht die Existenz der Beschäftigten von GKK gesichert, schliesslich wurde die Inflation in keiner Weise ausgeglichen, also der Reallohn gesenkt. Das hiess für die so Bezahlten, dass sie gezwungen waren, sich weiter einzuschränken – in Zeiten, wo allenthalben die Senkung der Lebensstandards, „wegen Putin“, als nationale Pflicht verkündet und von den Gewerkschaften auch ohne grosse Gegenwehr hingenommen wird. Und so werden dann wohl bald viele nach gesenktem Lohn in die Arbeitslosigkeit entlassen, wobei der abgesenkte Lohn wiederum die Rechengrundlage für das Arbeitslosengeld bildet. So zahlt sich Arbeitsplatzrettung aus – für einen „Investitionsplan, damit die Standorte für die Zukunft ausgerichtet sind“ (ver.di publik)!“ Beitrag von Suitbert Cechura vom 14. Februar 2023 beim untergrundblättle.ch externer Link
  • Galeria-Management ohne Antworten für die Zukunft bei Verhandlungsauftakt – ver.di: Wir werden keinem Lohnsparkonzept zustimmen!
    Die erste Runde der Tarifverhandlung zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Galeria-Geschäftsführung ist am Freitag ohne Annäherung zu Ende gegangen. „In den Verhandlungen hat die Bundestarifkommission ein Management erlebt, dass keine anderen Antworten für die Zukunft der Warenhäuser hat als Sparen bei den Beschäftigten“, resümierte ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble die erste Verhandlungsrunde in Frankfurt. „Wir haben deutlich gemacht, dass mit uns ein weiteres Sparprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten nicht zu machen ist. Denn Lohnverzicht hat noch nie Arbeitsplätze gerettet“, so Schäuble. ver.di habe der Arbeitgeberseite klar zu verstehen gegeben, dass man sich auf kein Lohnsparkonzept einlassen werde, sondern zum Flächentarifvertrag der Länder zurückkehren wolle. Personalabbau, Lohnkürzungen und Standortschließungen seien kein Konzept sondern eine Kapitulation des Managements vor der Verantwortung, sagte der Gewerkschafter. (…) Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. Februar vorgesehen. Verhandlungsort ist erneut Frankfurt.“ ver.di-Pressemitteilung vom 10.02.2023 externer Link
  • Galeria-Verhandlungen über Anerkennungstarifvertrag am Freitag in Frankfurt/M. mit Kundgebung / Warenhäuser besetzen!

    • Galeria-Tarifverhandlungen am Freitag – Personalabbau, Filialschließungen und Lohnkürzung sind kein Konzept für die Zukunft
      Am Freitag (10. Februar 2023) beginnen in Frankfurt/Main die Tarifverhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Galeria Karstadt Kaufhof (GKK).
      „Wer auf die Herausforderungen bei Galeria Karstadt Kaufhof mit Personalabbau, Filialschließungen und Lohnkürzungen antwortet, hat kein Zukunftskonzept, sondern ruft eine dunkle Vergangenheit auf“, betont Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Die Beschäftigten im Handel hätten durch die Inflation und den enormen Preisanstieg bereits massiv Geld verloren. Dies gelte für die Menschen bei Galeria aufgrund der Gehaltseinbußen umso mehr und jetzt sollten sie durch Tarifakrobatik wieder und weiterhin verzichten. Altersarmut sei die unwiderrufliche Folge. „Alles, was wir bisher mitkriegen, deutet darauf hin, dass die Arbeitgeberseite weiter an den Beschäftigten sparen will. Die Menschen bei Galeria können sich nicht mehr leisten, immer weiter die Zeche zu zahlen. Es muss Schluss sein damit, dass die Managementfehler auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Verzicht hat noch nie einen Arbeitsplatz gerettet“, so Schäuble weiter. Die Bundestarifkommission fordert für die mehr als 17.400 Beschäftigten den Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages zu den regionalen Flächentarifverträgen der Länder. Verhandlungsbeginn am Freitag ist um 10 Uhr im Gebäude der Frankfurter Karstadt-Filiale, An der Zeil 90, 60313 Frankfurt. Zwischen 12 u.14 Uhr findet eine Kundgebung vor der Filiale statt, zu der gegen 12.30 Uhr auch die ver.di-Bundestarifkommission dazu kommen wird.“ ver.di-Pressemitteilung vom 09.02.2023 externer Link
    • Galeria Karstadt Kaufhof: Warenhäuser besetzen
      „Er ist gelernter Lebensmittelkaufmann, hat bei Karstadt gelernt und sei besorgt, wenn er auf die Entwicklungen bei dem Kaufhausriesen blicke, sagt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). »Ich habe Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter um ihr Unternehmen kämpfen, aber ich spüre, wie sie immer mehr einer Illusion aufsitzen.« Es gehe nicht an, weiter Verträge mit dem Konzern Signa über eine Immobilienentwicklung zu schließen. »Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende«, das sei der »bittere« Satz, der ihm durch den Kopf gehe, so Ramelow in einem Grußwort an seine Berliner Genossen. Diese haben am Dienstagsabend darüber diskutiert, wie damit umzugehen ist, dass Galeria Karstadt Kaufhof nun zum zweiten Mal seit 2020 Insolvenz angemeldet hat, nachdem es zuletzt Millionenhilfen bekommen hatte. Wieder sollen Standorte geschlossen werden, Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, während der österreichische Mutterkonzern Signa auch in Berlin andere Warenhausstandorte aufwertet. (…) Bei der letzten Insolvenz 2020 schloss der damalige rot-rot-grüne Senat mit dem Unternehmen eine Absichtserklärung, einen sogenannten Letter of Intent, dem zufolge bestimmten Warenhausstandorten der befristete Weiterbetrieb zugesichert wurde, während es seitens der Landesregierung grünes Licht für Signas Entwicklungspläne für die Immobilien am Kurfürstendamm, Alexanderplatz und Hermannplatz gab. »Der Letter of Intent wäre nicht möglich gewesen, wenn Signa nicht auch ein großer Arbeitgeber wäre«, sagt Niloufar Tajeri von der Initiative Hermannplatz, die gegen die dortige Aufwertung des Warenhauses kämpft. Signa könne, weil das Unternehmen sowohl Arbeitgeber als auch Immobilienentwickler ist, die Sorge um Arbeitsplätze gegen die Angst vor Verdrängung durch die Aufwertung ausspielen. Die Frage ist auch, ob die Immobilienentwicklung, die an allen Standorten »Mixed-Use-Objekte« mit vielen Büros und weniger Warenhaus sowie ein paar Nebelkerzen von Flächen für das Gemeinwohl vorsieht, am Ende überhaupt Arbeitsplätze retten wird. Die Umbauten dauern lange. »Es braucht Übergangsarbeitsplätze an anderen Standorten und ein Rückkehrrecht«, fordert Ralph Thomas von Verdi. Andere meinen, mit Signa hätten die Warenhäuser keine Zukunft. »Vielleicht sollte man das Unternehmen lieber pleitegehen lassen, damit Neues entstehen kann«, meint Christoph Trautvetter. »Es gibt Menschen, die jede einzelne Steckdose an ihrem Standort kennen«, erzählt Niloufar Tajeri. Die Beschäftigten wären in der Lage, die Warenhäuser selbst zu verwalten. Dieses Wissen müsse nicht verloren gehen. Auch Katalin Gennburg, Stadtentwicklungsexpertin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, betont die Rolle, die die Kaufhäuser als kommunale Nahversorger in gemeinwohlorientierter Hand spielen könnten. Demnach sollten Arztpraxen und »Sorgezentren« dort einziehen, wo Signa sich Büros vorstellt. Gennburg meint, es brauche Bündnisse. Dann wäre auch ein radikaler Schritt gegen die Immobilieninvestoren denkbar. »Die Besetzung ist die einzige Sprache, die diese Leute verstehen«, sagt sie.“ Artikel von Yannic Walther vom 8. Februar 2023 in Neues Deutschland online externer Link
  • Insolvenzverfahren Galeria-Kaufhof-Karstadt: raus aus dem Schutzschirmverfahren, rein in die Insolvenz in Eigenverwaltung – Was heißt das für die Beschäftigten?
    „Viele Fachleute sehen im neuerlichen Schutzschirmverfahren des Essener Kaufhauskonzerns Galeria-Karstadt- Kaufhof GmbH auch einen Anlass, über den Umgang mit dem deutschen Insolvenzrecht zu diskutieren. So nutzt der österreichische Galeria-Eigentümer René Benko zum zweiten Mal binnen drei Jahren die Insolvenz, um Kosten auf den Staat und die Gläubiger abzuwälzen. Wie schon 2020 hat er dafür die Insolvenz-Fachanwälte Arndt Geiwitz und Frank Kebekus eingesetzt, obwohl ihr früherer Insolvenzplan offensichtlich nicht sehr nachhaltig funktioniert hat. Es ist zu befürchten, dass so die nächste Insolvenz vorprogrammiert ist und vor allem etwas für die Anwälte dabei herausspringt, da sie wie immer völlig rechtskonform als erstes „die eigenen Honorare sicherstellen und abkassieren“. Das Ganze kann man „eine Insolvenzkaskade als Geschäftsmodell“ nennen und es sollte über dieses tabuisierte Thema endlich einmal gesprochen werden. Vor allem sollte mit den Beschäftigten bei Galeria-Karstadt-Kaufhof darüber gesprochen werden, was das alles mit den verschiedenen Insolvenzverfahren auf sich hat, warum die Eigentumsfrage nicht neu gestellt und was aus den katastrophalen unsicheren 18 Jahren des Skandalkonzerns gelernt werden sollte. (…) Die Insolvenz in Eigenverwaltung nach den §§ 270 ff. der Insolvenzordnung gibt es schon länger, sie wurde aber von den Gerichten nur sehr selten angeordnet. Nachdem im Jahr 2012 das „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen” (ESUG) in Kraft trat, erlebte dieses Verfahren einen regelrechten Aufschwung. Mit dem neuen Gesetz wollte die Bundesregierung vorgeblich Firmen ermutigen, rechtzeitig Insolvenz anzumelden. Die Eigenverwaltung ist kein eigenes Verfahren, sondern eine Sonderregelung zur Verwaltung des Vermögens des Insolvenzschuldners. Sie findet im vorläufigen Verfahren statt und es wird kein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, sondern der Schuldner selbst übernimmt diese Verwaltung. Die Praxis der Gerichte seit 2012 zeigt, dass die Eigenverwaltung immer dann angeordnet wird, wenn sich das Unternehmen des Schuldners offenbar mittelfristig fortführen lässt und eine positive Fortführungsprognose hat. (…) Mittlerweile haben sich einige Wirtschaftskanzleien auf die Verfahren in Eigenverwaltung spezialisiert und sich etwas Tolles einfallen lassen. Um an neue Kunden zu kommen, bieten sie Unternehmen an, mit ihrer Hilfe in die Insolvenz zu gehen, ihre Geschäfte wie bisher und unter Umständen sogar mit demselben Management fortzusetzen, um dann bei den Verhandlungen mit den Gläubigern eine Reihe von Sondervergünstigungen herauszuschlagen und für die Dauer von bis zu drei Monaten die Löhne und Gehälter aus den Mitteln des Insolvenzgelds zu finanzieren. (…)Wie viele der 17.400 Galeria-Beschäftigten ihre Arbeitsplätze verlieren und welche der 129 Warenhäuser fortgeführt werden, ist derzeit nicht bekannt. Unklar bleibt, wie. Aus Betriebsratskreisen verlautete zuletzt, dass rund 80 Filialen auf dem Prüfstand stehen sollen und auch Abfindungen in Höhe von zwei Monatsgehältern, aber maximal 7.500 Euro geben. Dabei haben bislang die Beschäftigten zuletzt jährlich jeweils auf 5.000 Euro verzichtet. Der „Kampf um jeden Arbeitsplatz“ als gleichbleibender Slogan der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sieht diesmal so aus, dass eine Transfergesellschaft durchgesetzt wurde, in der die vom Arbeitsplatzverlust betroffenen Menschen sechs Monate lang „mit Unterstützung“ eine neue Arbeit suchen können. Damit das alles möglichst reibungslos vonstatten geht, ist die Wahl des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung die richtige, zur Umleitung von vielen Staatsgeldern in die Taschen von wenigen Einzelpersonen. Für René Benko, Milliardär und Eigentümer von Galeria-Karstadt-Kaufhof, war das Ende des Schutzschirmverfahrens und der Beginn des neuen Verfahrens in Eigenverwaltung, verkündet durch das Essener Amtsgericht eine gute Sache. Er kann seinen Kaufhauskonzern ein weiteres Mal auf Kosten anderer sanieren, vor allem auf Kosten der Steuerzahler und Beschäftigten.“ Beitrag vom 7. Februar 2023 vom und beim gewerkschaftsforum.de externer Link
  • Eröffnung des Galeria-Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung: ver.di fordert, dass auch der Investor selbst, René Benko, Verantwortung übernimmt
    „„Wir kämpfen derzeit um jeden Arbeitsplatz und um den Erhalt von Galeria-Standorten, Denn es geht um viel: Es geht um zigtausende Arbeitsplätze und damit um die Menschen bei Galeria, und es geht zugleich um die Zukunft der Innenstädte und den Kampf gegen deren Verödung. Dafür sind die Warenhäuser elementar. Notwendig sind nun ein tragfähiges Zukunftskonzept und entsprechende Investitionen. Es kommt jetzt also vor allem darauf an, dass auch der Investor selbst, René Benko, Verantwortung übernimmt für die Zukunft der Warenhäuser, für die Zukunft der Arbeitsplätze und damit für die Menschen bei Galeria. Wir kämpfen mit den Beschäftigten für ein tragfähiges Zukunftskonzept eines digital-stationäres Warenhauses und um die Arbeitsplätze der Zukunft. Denn kompetente Beschäftigte – und das sind die Beschäftigten bei Galeria – die müssen dringend gehalten und entsprechend bezahlt werden, um ein digital-stationäres Warenhaus mit gutem Service und guter Beratung zum Leben zu erwecken. Wichtig dafür wird sein, ob René Benko genug Investitionen in die Realisierung eines digital-stationären Warenhauses steckt, damit Galeria mit seinen Beschäftigten eine gute Zukunft bekommt.“ ver.di-Pressemitteilung vom 01.02.2023 externer Link: Galeria: Statement von Stefanie Nutzenberger, das für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aus Anlass der Eröffnung des Galeria-Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung
  • Wir sagen JA zum Warenhaus Galeria! Unterschriftensammlung zur Unterstützung der Beschäftigten im Kampf um ihre Zukunft
    Die Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sind erneut in einer dramatischen Situation und leiden unter großer Unsicherheit. Dagegen setzen wir die Kraft der Solidarität, die unsere Kolleg*innen im Kampf um ihre Zukunft jetzt brauchen. Ihr könnt sie dadurch unterstützen, dass Ihr die beiliegende Unterschriftenliste an Eure Verteiler sendet und selbst Unterschriften sammelt. Wir werden die Unterschriften zu einem passenden Zeitpunkt übergeben, um die große Unterstützung für die Menschen bei Galeria aus der Gesellschaft zu zeigen…“ Meldung vom 2. Januar 2023 bei ver.di Handel externer Link, dort die Unterschriftensammlung zum Ausdrucken und Rücksenden bis zum 26. Januar 2023
  • Lösung für das Insolvenzgeld erreicht. Erster Erfolg für die Menschen bei Galeria
    Nach harten Verhandlungsrunden zwischen der ver.di-Bundestarifkommission und der Unternehmensleitung konnte am 22. Dezember eine  tarifvertragliche Lösung für das Insolvenzgeld erzielt werden. Alle Kolleginnen und Kollegen erhalten rückwirkend zum 1. November 2022 für drei Monate das Insolvenzgeld auf dem Niveau der regionalen  Flächentarifverträge sowie jeweils 3/12 Urlaubsgeld und Sonderzahlung (Weihnachtsgeld). Für alle Beschäftigten, die aufgrund von  Sanierungsmaßnahmen in der Insolvenz eine betriebsbedingte Beendigungskündigung erhalten, entsteht zusätzlich ein Anspruch auf Zahlung  der Flächentarifvergütung für die letzten 12 Monate (anteilig für die Zeit vor dem 31.10.2022 sind Tabellenforderungen). Die  Flächentarifvergütungen nach Insolvenzgeldbezug werden als Einmalzahlung nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit der letzten Gehaltabrechnung gezahlt. Nach dem Integrations- und Überleitungstarifvertrag war vereinbart, dass nur Beschäftigen, die aufgrund von Filialschließungen ihren  Arbeitsplatz verlieren, rückwirkend der Flächentarifvertrag gewährt wird. Bei den Verhandlungen konnten wir klären, dass diese Regelung auf alle  Kollegen*innen erweitert wird, die im Zuge von Personalabbau eine Kündigung erhalten. Desweiteren konnten wir mit dem Arbeitgeber vereinbaren, dass das Insolvenzgeld auf dem Niveau der regionalen Flächentarifverträge bezahlt wird…“ Meldung vom 23. Dezember 2022 bei ver.di Handel externer Link
  • Benko provoziert Insolvenz. Das Warenhaus Galeria steht vor weiteren Schließungen 
    Jetzt hat es sich sogar bis zur CDU rumgesprochen: Der Immobilienhai René Benko presst die Warenhauskette Galeria aus wie eine Zitrone. (…) Nach den Schließungen in 2020 und dem daraus folgendem Personalabbau ist die Kampfbereitschaft gesunken, zumal die Bezahlung bei Galeria noch immer um etwa 15 Prozent unter dem Tarifvertrag im Einzelhandel liegt. Ver.di hat von Benko gefordert, dass er jetzt mit seinem Milliardenvermögen einspringen soll, um die Verluste auszugleichen. Benko aber hat kein Interesse am Einzelhandelsgeschäft und wird wieder einmal die Beschäftigten bluten lassen wollen. Es würde zwar in diesem Jahr noch einmal helfen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber auf Dauer ist das Konzept von Benko, aus Galeria auf allen Ebenen Geld rauszuziehen, nicht tragfähig. Wirtschaftlich stranguliert Benko das Einzelhandelsgeschäft. Das ganze Konstrukt muss verändert werden. Dazu gehört eine Veränderung der Eigentumsstruktur, es müsste über eine Vergesellschaftung dieses Unternehmens unter Kontrolle der Beschäftigten nachgedacht werden. Bei Leistungen aus öffentlichen Haushalten muss es eine Beteiligung an der Unternehmensführung geben. Das wäre ein erster Schritt in Richtung Vergesellschaftung.“ Artikel von Helmut Born in der SoZ 12/2022 externer Link
  • Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Schutzschirmverfahren, ver.di will erneut um Arbeitsplätze kämpfen und fordert erneut Verhandlungen – werden die KollegInnen erneut bezahlen?

    • Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Schutzschirmverfahren
      „Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren über ein Schutzschirmverfahren sanieren. Das teilten ein Unternehmenssprecher sowie der Sprecher des als Sanierer beauftragten Restrukturierungsexperten Arndt Geiwitz mit. Demnach beantragte Galeria beim Amtsgericht Essen ein entsprechendes Schutzschirmverfahren. Weitere Filialschließungen bei dem Warenhauskonzern sind damit wahrscheinlich. (…) Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September. Damals wurden 40 Filialen geschlossen, rund 4.000 Stellen abgebaut und zwei Milliarden Euro Schulden gestrichen. Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der Konzern dennoch um staatliche Unterstützung bitten. Zuletzt hatte es Mitte Oktober Berichte über weitere beantragte Staatshilfen gegeben. Insgesamt stellte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen 680 Millionen Euro zur Verfügung. Galeria Karstadt Kaufhof betreibt mit 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten…“ Meldung vom 31. Oktober 2022 in der Zeit online externer Link, siehe dazu:
    • Geplante Filialschließungen: Verdi will um die Arbeitsplätze bei Galeria kämpfen
      „… Nach der Ankündigung zahlreicher Filialschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof will die Gewerkschaft Verdi um die Arbeitsplätze bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette kämpfen. „Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten“, sagte Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Montagabend. Der Handelsriese hatte angesichts der Konsumflaute und der Energiepreise Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht und angekündigt, mindestens ein Drittel seiner verbliebenen 131 Warenhäuser zu schließen. Dabei seien betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar. Nutzenberger forderte ein größeres Engagement des Galeria-Eigentümers, des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko, zur Rettung des Unternehmens. „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17.400 Menschen und ihre Familien.“ Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. „Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer.“ Außerdem müsse die Konzernführung ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren. „Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben“, sagte Nutzenberger. Verdi habe die Unternehmensleitung aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten.“ Meldung vom 1. November 2022 in der FAZ online externer Link und direkt:

      • Galeria: Statement des ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke
        „… Es ist das zweite Verfahren von GKK, bereits im Jahr 2020 hat es ein Schutzschirmverfahren mit Filialschließungen und Arbeitsplatzabbau gegeben. Damals haben sich die Beschäftigten auf einen Tarifvertrag auch zur Beschäftigungssicherung eingelassen und akzeptiert, dass deutlich unterhalb des Flächen-Tarifvertrags entlohnt wurde und dem Unternehmen auf diese Weise etliche Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden sind. Auch deshalb sind jetzt Wut und Enttäuschung bei den Beschäftigten besonders groß, weil der Eigentümer René Benko, seine Zusagen, umfassend in die Häuser zu investieren, nicht eingehalten hat. Die Frage ist: Wo ist jetzt René Benko? Den Beschäftigten jedenfalls stellt er sich nicht. Für ver.di ist in dieser Situation klar: Wir kämpfen mit den Beschäftigten um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte. Wir verlangen, im Gläubigerausschuss vertreten zu sein, um die Interessen der Beschäftigten, die bereits erhebliche Tarifbestandteile in die Sanierung gesteckt haben, wirksam vertreten zu können. Wir haben zudem das Unternehmen zu Verhandlungen aufgefordert und erwarten auch hier kurzfristig eine Zusage.““ ver.di-Meldung vom 01.11.2022 externer Link
      • Wut und Enttäuschung. Galeria im Schutzschirmverfahren: Es geht jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten
        Galeria Karstadt Kaufhof hat am Montagabend den erneuten Start eines Schutzschirmverfahrens angekündigt. Darunter wird ein Insolvenzverfahren verstanden, bei dem das Management unter Aufsicht eines Sachwalters die Sanierung selbst durchführt. Für die Beschäftigten ist das nach der einseitigen Kündigung des  Integrations- und Überleitungstarifvertrages durch das Unternehmen eine weitere böse Nachricht. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hat angedroht, mindestens 40 der noch in 97 deutschen Städten bestehenden Kaufhäuser schließen zu wollen. Das führt zu einer akuten Gefährdung der noch mehr als 17.000 Arbeitsplätze im Unternehmen.
        „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo in dieser existentiell höchst bedrohlichen Situation für 17.400 Menschen und ihre Familien der Eigentümer ist“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben jahrelang Millionen Euro in Galeria Karstadt Kaufhof investiert. Die Wut und die Enttäuschung bei unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist groß.“ Die Gewerkschaft hat das Unternehmen aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten. „Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten,“ so Nutzenberger. „Erstens: Es muss jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer. Zweitens: Die Verantwortlichen müssen das Ruder rumreißen und endlich ein Warenhaus der Zukunft präsentieren. Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben.“ (…) Für ver.di ist in dieser Situation klar: Wir kämpfen mit den Beschäftigten um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte. Wir verlangen, im Gläubigerausschuss vertreten zu sein, um die Interessen der Beschäftigten, die bereits erhebliche Tarifbestandteile in die Sanierung gesteckt haben, wirksam vertreten zu können. Wir haben zudem das Unternehmen zu Verhandlungen aufgefordert und erwarten auch hier kurzfristig eine Zusage.““ Meldung vom 1. November 2022 bei ver.di Handel externer Link auf deren Sonderseite zu Galeria Kaufhof externer Link
      • Klare Erwartung an den #Galeria-Eigentümer, Immobilienmilliardär #Benko: Jetzt muss zusätzliches Geld ins Unternehmen fließen, um Arbeitsplätze zu sichern!Tweet von @_verdi vom 1.11. externer Link
  • Die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof: „Nicht schon wieder wir“. Ohne jede Vorankündigung hat Galeria vergangenen Freitag den wichtigen Tarifvertrag gekündigt
    Das kommt uns irgendwie bekannt vor: Tarifflucht gehört zum ganz schlechten Stil. Diesmal ist es der wichtige Integrations- und Überleitungstarifvertrag, den das Management ohne jede Vorankündigung vergangenen Freitag gekündigt hat. Was bedeutet das konkret? Die Antwort darauf blieb das Unternehmen ebenso schuldig wie eine mögliche Vorabbesprechung mit dem Tarifpartner, deiner Gewerkschaft ver.di.
    Dabei gab es Gelegenheiten zum Gespräch zwischen beiden Seiten. Etwa vor zwei Wochen bei der Klausur der ver.di-Bundestarifkommission Galeria, an der Herr Lessing teilnahm. In Anbetracht der Situation wäre eine persönliche Teilnahme von Herrn Müllenbach wichtig und notwendig gewesen. Denn dass die wirtschaftlich schwierige Situation überraschend kam, glaubt niemand.
    Oder es hätte rechtzeitig der im Tarifvertrag Gute und Gesunde Arbeit / Beteiligung Zukunftskonzept ausdrücklich vorgesehene Zukunftskreis in einer außerordentlichen Sitzung einberufen werden können, dem Vertreter*innen aus Management, Tarifkommission und des Gesamtbetriebsrates angehören. Das alles geschah nicht. Die Galeria-Geschäftsleitung hat damit jegliche Chance, vor der Kündigung über mögliche andere Lösungen zu reden, sträflich ignoriert.
    Es ist völlig unklar, welche Ziele das Unternehmen mit der Aufkündigung des Tarifvertrages verfolgt. Aber eines liegt auf der Hand: Zum wiederholten Male wird bei den Beschäftigten angeklopft, und sie sollen wieder verzichten.
    Die Kündigung des Tarifvertrages bedeutet eine massive Verunsicherung für euch, die Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof. Es ist unverantwortlich, Menschen in diesen durch Corona, Krieg und Inflation belasteten Zeiten noch zusätzlich mit den Folgen einer Tarifflucht zu ängstigen. Das Galeria-Management und die Eigentümergesellschaft Signa mit deren Hauptgesellschafter Benko an der Spitze haben eine soziale Verantwortung und müssen in schwierigen Zeiten für die Beschäftigten einstehen statt Ängste zu schüren, indem sie vollendete Tatsachen schaffen
    .“ Meldung von ver.di Handel vom 10. Oktober 2022 externer Link
  • Galeria kündigt „Überleitungs- und Integrationstarifvertrag“: Löhne werden eingefroren 
    „… Bei Deutschlands letztem großen Warenhauskonzern Galeria hat das Management den mit der Gewerkschaft ver.di geschlossenen Sanierungstarifvertrag einseitig gekündigt. Galeria erklärte, das Unternehmen sei in einer „wirtschaftlich angespannten Situation gezwungen, (..) unseren Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft ver.di zu kündigen, um unser Unternehmen wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren.“ Ver.di kritisierte das Vorgehen scharf: „Den Integrations- und Überleitungstarifvertrag ohne jede Vorankündigung zu kündigen, ist der Gipfel sozialer Verantwortungslosigkeit des Galeria Managements und der Eigentümergesellschaft Signa mit dem Hauptgesellschafter (Rene) Benko an der Spitze“, erklärte das bei ver.di für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Gerade die Beschäftigten hätten in der Vergangenheit das Überleben der Kaufhäuser durch einen Verzicht auf Entgelterhöhungen und Zusatzleistungen möglich gemacht. „Die Rettung des Unternehmens liegt jetzt in der Hand des Eigentümers und des Managements“, betonte Nutzenberger. Folge dieser Kündigung sei das „Einfrieren“ der Vergütung der Beschäftigten auf dem aktuellen Lohnniveau sowie „die Verpflichtung mit ver.di zu verhandeln, um den Tarifweg nunmehr an die neue Situation anzupassen“, teilte Galeria weiter mit. Der nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof aus dem Jahr 2019 abgeschlossene „Überleitungs- und Integrationstarifvertrag“ sicherte nicht nur den Erhalt von Standorten, sondern auch Entgeltsteigerungen für die Mitarbeiter analog zum Flächentarifvertrag. Die Möglichkeit zu diesem Schritt sei für solche Fälle im Tarifvertrag ausdrücklich vorgesehen, betonte das Unternehmen. Das bedeute aber nicht, dass Galeria nun nicht mehr tarifgebunden sei, hieß es weiter…“ Meldung vom 07.10.2022 bei tagesschau.de externer Link („Galeria kündigt Tarifvertrag. Verdi übt Kritik“)
  • Protestaktion am 7. Oktober 2022 in Berlin: 200 Jobs am Leopoldplatz gefährdet 
    Die international agierende Immobilienholding Signa plant, das ehemalige Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz nach ihrer Vorstellung in ein sogenanntes „Quartier“ umzuwandeln. 200 Arbeitsplätze bei Karstadt und anderen Unternehme in dem Gebäude sind akut bedroht. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft daher zusammen mit der Stadtteilvertretung und der Partei Die Linke zu einer Aktion am morgigen Freitag, dem 7. Oktober 2022 ab 17:00 Uhr auf. Allein bei Galeria Karstadt Kaufhof soll 95 Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt werden. Das hat die Signa Retail, die Schwestergesellschaft der Signa Immobilienholding und Eigentümerin von Galeria Karstadt Kaufhof ihren Beschäftigten am Leopoldplatz im August mitgeteilt. Nach Auffassung von ver.di sei dies völlig unnötig, wenn nach dem geplanten Umbau wieder ein Warenhaus eröffnen würde, das in den Kiez passt. „Die Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben und Galeria Karstadt Kaufhof muss dafür sorgen, dass die Beschäftigten, die in der Filiale am Leopoldplatz arbeiten, in der Zwischenzeit übergangsweise in anderen Filialen beschäftigt werden“, so Conny Weißbach, zuständige Fachbereichsleiterin Handel bei ver.di…“ Pressemitteilung vom 06.10.2022 des ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg externer Link
  • »Das ist wie Familie«. Die ehemalige Betriebsrätin Sabine Jakoby über die Entwicklung der Warenhäuser und das Veröden der Innenstädte 
    „… Damals gab es noch in jedem Ausbildungsjahr – bei Horten – mindestens 50 Azubis, also 150 insgesamt, weil es eine dreijährige Ausbildung war. Inzwischen sind ja alle Warenhäuser fusioniert. Aber früher gab es vier: Kaufhof, Karstadt, Herti und Horten. Ich habe diverse Übergänge erlebt – von Horten zu Kaufhof, von Kaufhof zu Galeria Kaufhof, zwischendurch Galeria Karstadt Kaufhof und jetzt zu Galeria. (…) In meinem Arbeitsleben habe ich immer wieder erlebt, dass Menschen das nicht als eine qualifizierte Ausbildung sehen. Inzwischen machen sich die Arbeitgeber das zu eigen und versuchen damit Tarifflucht oder Abgruppierung zu rechtfertigen. Nach dem Motto: Kassieren kann jeder. (…) Das Insolvenzverfahren kam aber trotzdem. Was ich bis heute verurteile: Uns wurde nicht gesagt, welche Filialen geschlossen werden. Das war der blanke Psychoterror, weil die Kolleginnen bis zuletzt Hoffnung hatten, dass sie gerettet werden (…) Manche haben sich gleich umgeschaut und relativ schnell eine neue Arbeit gefunden. Es gab aber auch welche, bei denen man wusste: Mist, die arbeiten schon 40 Jahre hier und kennen nichts anderes. Wir hatten unsere schlaflosen Nächte damals. Immer mit der Hoffnung, es geht vielleicht weiter – während wir parallel dazu die Filiale ausräumen mussten. (…)
    Ich denke, der Einbruch kam, als Kaufhof 2015 von Hudson’s Bay Company übernommen wurde. Das ist ein kanadischer Handelskonzern, der uns das goldene Leben versprochen hat. Die haben aber nur so viel Geld wie möglich rausgezogen und uns wieder abgestoßen. Dann kam René Benko, ein Immobilienmogul aus Österreich, der schon vor Jahren Karstadt und die KaDeWe Group übernommen hatte und die Warenhausfusion vorantrieb. Dem gehören ganz viele Immobilien, in denen sich Warenhäuser befinden. Seine eigene Immobiliengesellschaft vermietet unter anderem an Galeria und hat die Mieten so erhöht, sodass kein Gewinn mehr abgeworfen wurde. Das ist rechte Tasche, linke Tasche – zum Nachteil für die Beschäftigten. (…)
    Ich möchte nicht nur online einkaufen, und ich bin mir sicher, dass mittelfristig der Onlinehandel auch die Preise für die Logistik erhöhen und zum Beispiel nicht mehr kostenlose Retouren anbieten wird. Was das Einkaufserlebnis ausmacht: Ich sehe etwas, probiere es an, lasse mich beraten, dann treffe ich vielleicht noch meine Freundin, und wir gehen ein Eis essen oder ins Kino. Keine Autos, ich kann mich frei bewegen – das ist meine Vorstellung von einer zukunftsfähigen Innenstadt. Aber viele Innenstädte veröden genau deshalb, weil die Händler vor Ort zumachen. Irgendwann geht dann auch keiner mehr Kaffee trinken.
    [Welche Rolle hat die Politik bei den Filialschließungen gespielt?]
    Es sind enorme staatliche Kreditsummen geflossen, aber wir als Beschäftigte haben davon nichts bemerkt. Es ist auch nicht plötzlich mehr oder bessere Ware da gewesen. Statt irgendwelche Beraterfirmen zu beauftragen, hätte ich mir gewünscht, dass man die Filialen fragt: Was braucht ihr? Ich habe nicht verstanden, dass man die zweite Staatshilfe überhaupt noch gegeben hat. Letztlich wurden ja viele Filialen trotzdem geschlossen, und die Beschäftigten verzichten immer noch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im Gegensatz zu den Beschäftigten vor Ort hat der Herr Benko sicherlich nicht verzichtet. (…)
    Ich kann natürlich verstehen, wenn die Gewerkschaft sagt: Wir haben soundso viele Mitglieder in diesem Unternehmen, und wir müssen mit aller Kraft versuchen, es zu erhalten – selbst wenn wir dafür unseren eigenen Flächentarifvertrag unterbieten. Es gibt aber natürlich auch immer persönliche Interessen von Gesamtbetriebsräten. Das sind auch Menschen, die ihren Arbeitsplatz behalten wollen, die sich nach Jahrzehnten im Unternehmen bestimmte Dinge erarbeitet haben: Freistellung, Dienstwagen und so weiter. Und genauso wie bei den Beschäftigten gibt es eben auch Betriebsräte, die Angst haben. Dann hast du eine Gewerkschaft, die in den Spitzengesprächen niemanden verprellen will und nur mehr wie ein zahnloser Tiger wirkt. Im Ergebnis führte das zu einem Interessenausgleich, einem Sozialplan und einem Sanierungstarifvertrag, die alle nicht gut waren…“ Interview von Clemens Melzer am 26.08.2022 im ND online externer Link
  • Popcorn zum Rauswurf. Handelskette »Galeria« wird filetiert. Beschäftigte erfahren von Plänen des Managements im Kino. Immobilienmagnat René Benko profitiert
    Schrittweise nähert sich die Geschichte der Warenhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof ihrem Ende. Seit Mittwoch gehen nach zahlreichen Filialschließungen nun auch die traditionsreichen Namen verloren; die verbliebenen 131 Häuser firmieren ab sofort unter »Galeria«. Vor dem sogenannten Neustart hat Unternehmenschef Miguel Müllenbach in den zurückliegenden Wochen bereits gründlich gekürzt und rationalisiert. So wurden Lager in Neuss, Dietzenbach und Köln geschlossen wie zuvor schon nach dem Zusammengehen von Karstadt und Kaufhof die Logistikstandorte in Stuttgart, Würzburg, Erfurt, Berlin, Hannover und Frechen, berichtete die Lebensmittelzeitung Anfang Oktober. Ab sofort sollen Zentrallager in Essen und Unna die Warenhäuser beliefern und das Onlinegeschäft abwickeln. Außerdem werden vier Regionallager als Umschlagpunkte genutzt. (…) Für die verbliebenen noch etwa 18.000 Beschäftigten dürften die Zukunftsaussichten alles andere als rosig ausfallen: Nach dem Verlust von Arbeitsplätzen an den geschlossenen Lagerstandorten droht vermutlich auch weiterer Abbau in den Warenhäusern, wenn die Sortimente weiter ausgedünnt, Flächen an Fremdanbieter abgegeben und das eigene Geschäft zunehmend ins Internet verlagert wird. (…) Unterdessen will Galeria-Eigen­tümer René Benko, Chef des österreichischen Signa-Konzerns, weitere Warenhausimmobilien verkaufen: Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital von Anfang September sucht Signa Käufer für zehn Häuser unter anderem in Hannover, Bonn und Aachen. Insgesamt repräsentieren diese Immobilien einen Wert von etwa einer Milliarde Euro. Das wertvollste Einzelobjekt soll dabei das ehemalige Kaufhof-Gebäude in Hannover sein, das auf ungefähr 200 Millionen Euro taxiert wird. Die jährliche Miete, die die zehn Häuser einspielen, liegt laut Capital bei rund 40 Millionen Euro – nur Peanuts für Benko.“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 27.10.2021 externer Link, siehe auch:

    • Galeria Karstadt Kaufhof lädt Belegschaft ins Kino ein
      Ab nächster Woche lädt Miguel Müllenbach, CEO bei Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, seine Mitarbeiter:innen ins Kino ein, um ihnen dort seine Vision für die künftige Weiterentwicklung des Unternehmens vorzustellen. In insgesamt 126 Kinosälen in 95 Städten hat die Belegschaft die Gelegenheit, in einem circa einstündigen Film einen Eindruck davon zu bekommen, was „Galeria 2.0 praktisch bedeuten wird“, schreibt der CEO auf LinkedIn. Kommunikation mit der Belegschaft ist für ihn eine Herzensangelegenheit, so die Begründung des CEO…“ Beitrag von Regina Henkel vom 22.10.2021 bei fashionunited.de externer Link
    • Verzicht auf Traditionsnamen: Galeria ersetzt Karstadt und Kaufhof
      Die traditionsreichen Namen Karstadt und Kaufhof sind Geschichte. Zukünftig wird nur noch der Name Galeria an den verbliebenen großen Warenhäusern prangen. Das ist Teil einer Neuausrichtung, die der Konzern vorantreibt…“ Meldung vom 26.10.2021 bei tagesschau.de externer Link
  • Verhandlungen mit der Bundesregierung: Karstadt Kaufhof soll Staatskredit bekommen 
    “… Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat sich offenbar mit der Bundesregierung grundsätzlich auf einen Staatskredit in Höhe von bis zu mehreren hundert Millionen Euro geeinigt, um das Unternehmen bis Ostern durchzufinanzieren. Nach SPIEGEL-Informationen ist der Deal noch nicht final bewilligt, die Details werden gerade verhandelt. Die formalen Voraussetzungen aber, heißt es aus Regierungskreisen, seien gegeben. (…) Da der Handelskonzern durch ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren zumindest auf dem Papier als saniert gilt und im Prinzip schuldenfrei ist, dürfte für das Unternehmen ein größerer Betrag an Fremdkapital verkraftbar sein. Es geht zwar um ein – für den Staat riskanteres – nachrangiges Darlehen, GKK hat aber bislang kaum andere Gläubiger, die im Falle einer Insolvenz vor der Bundesregierung bedient werden müssten…“ Meldung vom 22.01.2021 beim Spiegel online externer Link
  • Betriebsübernahme statt Schließung – das Debakel bei der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH hätte für die Beschäftigten auch anders ausgehen können 
    “Das war für gestandene Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter schon recht heftig und kaum auszuhalten. Die Düsseldorfer Belegschaft von Kaufhof verabschiedete sich mit einer Aktion, bei der unglaublich viel geweint und geflennt wurde, einige Menschen von der Belegschaft trugen schwarze Kleidung oder brachten Grabkerzen mit, andere verprügelten, um ihre Wut auf das Management zu zeigen und zu kanalisieren eine überlebensgroße Pappfigur, die den Kaufhof-Karstadt-Eigentümer Renè Benko darstellen sollte, mit Boxhandschuhen, bis die Figur unter lautem Gegröle und Applaus auseinander fiel. Langjährige Betriebrätinnen berichteten von dem großen Schmerz und dass es ihnen das Herz brechen würde. Dann war die Rede von der „großen Familie“, der man über Jahrzehnte angehört hatte und verschwieg geflissentlich, dass die Patriarchen der Familie, die den Laden für einen Euro erwarben, diesen dann ausnahmen und mit dem einen Euro ein Millionengeschäft machten. So wollten die Beschäftigten von GaleriaKaufhofKarstadt Mitte Oktober 2020 auf die ersten 35 Filialschließungen des Konzerns aufmerksam machen. Dieses peinliche Schauspiel wurde mithilfe der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die 2. größte Gewerkschaft mit fast 2 Millionen Mitgliedern, aufgeführt und hat der Gewerkschaftsbewegung einen Bärendienst erwiesen. (…) Mit zahlreichen Aktionen haben die Beschäftigten der GaleriaKarstadtKaufhof GmbH im Oktober 2020 auf die ersten 35 Filialschließungen des Konzerns und auf das Missmanagement der bisherigen Geschäftsleitung aufmerksam machen wollen. ver.di wollte hierbei eine Bühne bieten, auf der „In die Trauer um die Jobverluste sich auch berechtigte Wut der Kolleginnen und Kollegen auf die derzeitige Unternehmensleitung mischen kann.“ Das scheint bei der emotional aufgeladenen Aktion der Düsseldorfer Belegschaft von Kaufhof Mitte Oktober gelungen zu sein. Die entfachte Wut einfach durch Emotionalität zu kanalisieren ist aber zu wenig. Es gibt auch andere Aktionsformen im Kampf um Arbeitsplätze, bei denen Wut eine gute Voraussetzung ist, aber die zielgerichtete und konfliktorientierte Strategien in den Vordergrund stellen. (…) Anstelle von peinlichen Aktionen der Beschäftigten von GaleriaKarstadtKaufhof, die von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begleitet wurden, könnten neben der unmittelbaren Unterstützung z.B. Solidaritätsinitiativen gebildet werden, die versuchen könnten, Angehörige der Beschäftigten und Nachbarschaft einzubinden, den Arbeitskampf in die Stadt zu tragen und gesellschaftliche wie politische Unterstützung vor Ort zu organisieren, ihre Alternativvorschläge verbunden mit der Eigentumsfrage aufzuwerfen und Ideen zu skizzieren, wie es anders laufen könnte, über linke Strukturen Kontakte zu anderen betrieblichen Abwehrkämpfen herzustellen eine Maßnahme, die von gewerkschaftlicher Seite häufig unterlassen wird, alternative Unternehmensformen zu diskutieren, über Betriebsübernahmen und Arbeiterkontrolle zu informieren, Vorschläge zur Bündelung parallel laufender Auseinandersetzungen, zur Politisierung und gesellschaftlichen Verankerung von Forderungen, wie Arbeitszeitverkürzung bei vollem Entgeltausgleich zu entwickeln, die Zusammenhänge der kapitalistischen Produktionsweise aufzuzeigen und die Fragen zu stellen, auf wen werden die Folgen der aktuellen Wirtschaftskrise abgewälzt? Werden sie zulasten der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Beschäftigten gehen oder werden die Vermögenden zur Kasse gebeten? Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sollte sich daran erinnern, dass die Kaufhäuser seit den 1970ern Jahren die einzige nennenswerte gewerkschaftliche Bastion im Einzelhandel waren und Ausgangspunkte für neue Formen der Arbeitskämpfe sein könnten.“ Beitrag vom 25.11.2020 beim Gewerkschaftsforum externer Link
  • Nach der Sanierung von Karstadt/Kaufhof unter dem staatlichen Schutzschirm
    Mitte Oktober schlossen die meisten der zur Schließung anstehenden 41 Filialen des Karstadt/Kaufhof Konzerns sowie 20 Filialen von Karstadt Sport. Damit wurde das von dem Eigentümer Benko, im März unter dem staatlichen Schutzschirm  beantragte Insolvenzverfahren, zu einem für ca 4000 Beschäftigte, bitteren Ende gebracht. Für Benko indes hat sich dieses Verfahren gelohnt. Für die Monate März – Mai wurden sämtliche Personalkosten vom Staat übernommen und das im Juni gestartete offene Insolvenzverfahren endete mit der totalen Entschuldung, des mit rund 2 Milliarden € an Verbindlichkeiten verschuldeten Unternehmens. Der staatliche Schutzschirm ermöglichte es Benko das Unternehmen komplett zu entschulden und das Unternehmen so aufzustellen, das es in Zukunft wesentlich profitabler sein wird. (…) Wenn es so weiter geht wie bisher, d.h. dass dem unregulierten Kapitalismus keine Grenzen gesetzt werden können, werden diejenigen überleben, die am brutalsten ihre Möglichkeiten nutzen. Das sehen wir schon heute: Unternehmen wie Amazon, die sich nicht an Tarifverträge und Arbeitsschutz halten, die Gewerkschaften und Betriebsräte bekämpfen, die jedes Steuerschlupfloch kennen, werden sich durchsetzen. Da könnte Benko dabei sein. Ob es dann noch Galeria Karstadt/Kaufhof gibt, wird ihm ganz egal sein. Er macht seine Profite eben mit Immobilien.Artikel von Helmut Born  aus der SoZ – Sozialistische Zeitung externer Link – vom Dezember 2020 – wir danken!
  • Karstadt Pleite: Betriebe übernehmen statt schließen! 
    „Mehr als 1000 Beschäftigte bei Galeria-Kaufhof und Karstadt in Berlin sind in Folge der Geschäftemacherei durch die Signa Holding, ihres Zeichens umtriebig auf dem Immobilienmarkt, in der aktuellen Krise von Entlassung bedroht. Auch am Leopoldplatz sollte das Karstadt Warenhaus schließen. Der Berliner Senat entschied sich für einen Deal mit dem Multimilliardär René Benko (Signa Holding) durch eine Zahlung von 45 Millionen Euro um die bedrohten abgewirtschafteten Filialen zu erhalten. Vornehmlich ginge es darum, den «Handelsstandort Berlin» nicht weiter zu schwächen. Laut einem Beitrag des rbb plädiere Ramona Pop (Bündnis 90/Grüne) zusätzlich dafür, die Kaufhäuser moderner und attraktiver zu gestalten. Es müsse mit lokalen Akteuren zusammengearbeitet werden, um mehr «Erlebnis-Charakter» zu schaffen. Doch welche Alternativen bieten sich jenseits von Marktlogik und Verwertungszwang für die Beschäftigten, wenn mitten in der Wirtschaftskrise Arbeitsplätze durch die Geschäftsleitung rationalisiert oder Kurzarbeit verordnet werden? (…) [Welche Voraussetzungen braucht es dafür und gibt es aktuelle Beispiele?] Ich wohne in Köln und in vielen Orten wie in Brühl bei Köln war der Kaufhof eine zentrale Institution mitten in der Stadt. Wenn sie wegfällt und der riesige Ort verödet, wird das die ganze Innenstadt runter ziehen. Die Vereinsamung und Entsozialisierung nimmt weiter zu. Deshalb müsste auch die Kommune ein Interesse am Erhalt eines lebendigen Kaufhauses haben und sich möglicher- weise beteiligen. Was viele gar nicht wissen: Die Kaufhäuser waren seit den 1970ern die einzige nennenswerte gewerkschaftliche Bastion im Einzelhandel. Jetzt ist die Lage schwierig. Karstadt / Quelle wurde ja durch den kriminellen ehemaligen Starmanager Thomas Mid- delhoff systematisch stranguliert. Er hat die Immobilien an einen Fonds verscherbelt, so dass Karstadt sie zu überhöhten Preisen zurückmieten musste. Bei Galeria Kaufhof könnte es ähnlich sein. Hier müsste Berlin mit Vorkaufsrecht oder gar Enteignung die Grundlage schaffen, damit eine Genossenschaft oder ein Nachbarschaftsverein den Laden über- nehmen kann. Ich glaube, dass es ein ganz tiefes Bedürfnis nach einer echten Alternative gibt. (…) [Was sollten Kolleg*innen und aktive Belegschaften tun, wenn sie Interesse an einem «Buy-out» haben?] Belegschaften können sich gern mit der aktion ./. arbeitsunrecht in Verbindung setzen. Wir haben durch unsere Konferenz Kontakte und Expertise zum Thema Betriebsübernahme durch die Belegschaft aufgebaut, die wir gerne teilen. Leider ist Deutschland, was Betriebsübernahmen und Arbeiterkontrolle angeht, ein Entwicklungsland, wenn wir die rechtliche Lage hier etwa mit Italien vergleichen. Dort gibt es mit dem Marcora-Gesetz seit 1985 das verbriefte Vorkaufsrecht von Belegschaften für ihre Betriebe, wenn der Chef in den Sack haut oder pleite geht. Oder im Knast landet. Oder untertaucht (lacht). Wir bräuchten, um den notwendigen politischen Druck zu erzeugen, mal Leute, die vorpreschen. Vielleicht auch mal den Betrieb besetzen. Was hätte man mit den Corona-Rettungsmilliarden alles machen können! Am Ende bekommt z.B. die Lufthansa 9 Milliarden – dafür hätte der Staat die Airline komplett kaufen können!“ Interview mit Elmar Wigand vom 03.11.2020 bei Plumpe Online externer Link
  • »Stärker könnten die Gegensätze kaum sein« – Viele hundert Beschäftigte von Galeria Karstadt-Kaufhof werden vor die Tür gesetzt 
    „… [Wie hat die Pandemie Ihre Arbeit erschwert?] Vom stundenlangen Tragen der Masken habe ich Kopfschmerzen bekommen. Zudem hat sich die Arbeit aufgetürmt. Die hohe Anzahl der Onlinebestellungen stellte sich schnell als riesiges Problem dar, weil wir zuwenig Leute waren. Die Mitarbeiter gaben alles, obwohl wir ab April durch das Kurzarbeitergeld ca. 300 Euro weniger verdienten. Wenn man Ware angepackt oder Kabinen aufgeräumt hat, musste man sich ständig die Hände desinfizieren. Irgendwann war es dann schwer, Leuten aus dem Weg zu gehen und Abstand zu halten. Durch die fortschreitende Schließung von Filialen und Stockwerken drängten sich immer mehr Menschen in den verbleibenden Bereichen.(…) [Ihre Wut richtet sich besonders gegen den Eigentümer und Multimilliardär René Benko.] Ja. Zumal wir erfuhren, dass das Vermögen von Benko auf 5,5 Milliarden Euro geschätzt wird und dass die Aktionäre seiner Signa-Holding trotz Insolvenz über 200 Millionen Euro an Dividenden ausgezahlt bekommen haben. Uns selbst droht gleichzeitig Existenzverlust. Stärker könnten die Gegensätze kaum sein. Es ist offensichtlich, dass wir den Kopf hinhalten und für die Krise zahlen sollen. [Welche Rolle hat die Düsseldorfer Kommunalpolitik gespielt?] Bis zur Oberbürgermeisterwahl im September gab es viele Lippenbekenntnisse, aber als die Posten verteilt waren, wurde es schnell sehr still. Im Wahlkampf hat man viel versprochen, allerdings nie irgend etwas schriftlich zugesichert. Einigen Beschäftigten bot die Stadt an, befristet Kontakte von Coronainfizierten nachzuverfolgen. Dieses Angebot wurde in der Not von einigen angenommen. [Wie geht es jetzt weiter für Sie und die Beschäftigten?] Die meisten brauchen jetzt erst einmal Ruhe oder gesundheitliche Unterstützung, um das, was geschehen ist, zu verarbeiten. Eine Transfergesellschaft soll uns helfen, wir sind da aber misstrauisch. Einige haben während des Kampfes eingesehen, dass es nicht reicht, sich nur auf die Gewerkschaft zu verlassen. Ich selbst engagiere mich jetzt neben meiner Verdi-Mitgliedschaft zunehmend in anderen Arbeitskämpfen, bei denen es ähnliche Probleme gibt. Neulich war ich zum Beispiel bei einer Solidaritätsaktion für ausgegliedertes Personal eines Berliner Krankenhauses. Die hat man während der Pandemie auch beklatscht, jetzt sollen sie aber keinen Tarifvertrag bekommen. Die Pandemie hat verdeutlicht: Wir Beschäftigte sitzen alle im selben Boot und müssen zusammenhalten.“ Interview von Lukas Schmolzi mit Daniel Umbscheiden in der jungen Welt vom 31.10.2020 externer Link – Daniel Umbscheiden war Mitarbeiter der Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof und ist seit zwölf Jahren Verdi-Mitglied
  • Trauer und Wut bei Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof: Scharfe Kritik an Eigentümer Benko wegen Schließung vieler Filialen
    “Mit zahlreichen Aktionen wollen die Beschäftigten der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH (GKK) am Samstag (17. Oktober 2020) auf die ersten 35 Filialschließungen des Konzerns aufmerksam machen, die mit diesem Tag ihren Ausverkauf beenden und für die Kundschaft die Tore schließen. „Die Beschäftigten haben alles getan, um die Häuser zu erhalten. Viele von ihnen werden nun wegen des Missmanagements der bisherigen Geschäftsleitung ihrer Existenzgrundlage beraubt“, kritisiert der für den Einzelhandel zuständige Bundesfachgruppenleiter der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Orhan Akman das Unternehmen, das in den kommenden Wochen mehrere tausende Beschäftigte entlässt. „In die Trauer um die Jobverluste mischt sich daher auch berechtigte Wut der Kolleginnen und Kollegen auf die derzeitige Unternehmensleitung“, so Akman. Es sei längst an der Zeit gewesen, angesichts der Misswirtschaft des angeschlagenen Konzerns eine neue Führungsmannschaft zu installieren, die sich erst beweisen müsse, kommentierte Akman Medienberichte über eine kurz bevorstehende Personalveränderung an der Spitze. ver.di und die Betriebsräte hatten mit den Beschäftigten bis zuletzt hartnäckig um den Erhalt von Filialen und Arbeitsplätzen gekämpft und dazu lokale Bündnisse mit vielen betroffenen Städten und deren Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern geschlossen. „Alle Schließungen konnten wir nicht verhindern. Aber von den ursprünglich 62 Filialen auf der Schließungsliste, konnten wir 21 Häuser, also ein Drittel, retten. Das war ein Kraftakt, den wir mit vielen gewerkschaftlichen Aktionen und einem großen Bündnis hingekriegt haben“, so Akman. Von den nunmehr 41 verbliebenen GKK-Schließungsfilialen sollen 35 zum 31. Oktober 2020 und sechs Filialen zum 31. Januar 2021 geschlossen werden. Insgesamt verlieren durch die Schließungen in den GKK-Filialen rund 2.500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Mehr als 1.800 wechseln in die tarifvertraglich vereinbarten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften. Rund 250 Beschäftigte verlieren auch bei Karstadt-Feinkost ihren Job; etwa 140 von ihnen wechseln in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft. Von den ursprünglichen 24 Schließungsfilialen bei Karstadt-Feinkost sollen zum Ende Oktober nunmehr 14 von 50 geschlossen werden…“ ver.di-Pressemitteilung vom 16.10.2020 externer Link, siehe auch das Beispiel NRW und Hamburg:

    • Prügel für Benko. Kahlschlag: Beschäftigte knöpfen sich »Galeria«-Eigentümer symbolisch vor
      Hunderte Beschäftigte der Warenhauskette »Galeria Karstadt-Kaufhof« (GKK) haben am Sonnabend nach Gewerkschaftsangaben in ganz Nordrhein-Westfalen gegen die Schließung ihrer Filialen protestiert. In Düsseldorf konnten sie ihrem Unmut dank der Unterstützung des bekannten Karnevalswagenbauers Jacques Tilly auf besondere Art Luft machen: Mit Boxhandschuhen schlugen GKK-Kollegen auf eine überlebensgroße Pappfigur ein, die Firmeneigner René Benko darstellte, bis die Puppe auseinanderfiel. Rund 2.500 Beschäftigte verlieren laut Verdi nach GKK-Filialschließungen ihren Job. Beschäftigte, teilweise in schwarze T-Shirts gekleidet, auf denen Trauersticker prangten, trugen das Warenhaus während des Demonstrationszuges in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt symbolisch zu Grabe. (…) Besonders für kleine Städte, darunter Gummersbach, Neumünster und Witten, sind die Filialschließungen ein herber Rückschlag im Kampf um Publikumsverkehr in ihren Zentren. Mit den rund 130 verbleibenden Warenhäusern hofft der angeschlagene Konzern, schnell wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren – auf Kosten entlassener Lohnabhängiger…“ Bericht in der jungen Welt vom 19.10.2020 externer Link
    • Gut fürs Geschäft: Traditionsreiche Filiale von »Galeria Karstadt-Kaufhof« in Hamburger Mönckebergstraße ist dicht. Besitzer Benko setzt Schließungen trotz Protesten durch
      “»Ihr Einsatz für den Erhalt des Warenhauses war enorm, aber GKK-Besitzer Benko hat sich auf nichts eingelassen«, sagte Heike Lattekamp, Leiterin des Fachbereichs Handel im Verdi-Landesbezirk Hamburg, am Donnerstag gegenüber jW. Die Beschäftigten hätten dabei nichts unversucht gelassen. Es gab Gespräche mit Hamburger Politikern, sie wandten sich wiederholt mit Aktionen und Informationen an die Öffentlichkeit und verhandelten schließlich sogar erfolgreich mit dem Eigentümer der GKK-Immobilie in der Mönckebergstraße, der Württembergischen Versicherung. »Der machte Benko ein Angebot für einen Vertrag mit verringerter Miete«, so Lattekamp. »Doch er wollte nichts davon wissen.« Besonders empörend sei, so Lattekamp, dass Benko, der mit seiner österreichischen Immobilienholding Signa im Lauf der letzten Jahre schwerreich geworden ist, zugleich das ehemalige Karstadt-Haus – ebenfalls in der Mönckebergstraße gelegen – gekauft hat. »In Immobilien investieren, aber die Beschäftigten des anderen GKK-Warenhauses einer ungewissen Zukunft überlassen: Das ist mehr als schlechter Stil!« Und schließlich wurde gerade erst bekannt, dass Benko mehr als 200 Millionen Euro an Dividenden für die Aktionäre der Signa-Holding ausschüttet. Deutlicher lässt sich kaum zeigen, worauf es im real existierenden Kapitalismus ankommt. (…) Auch die gleicherweise in der Mönckebergstraße gelegene »Karstadt Sports«-Filiale wird geschlossen. Und Ende Januar 2021 ist Schluss für das GKK-Warenhaus in Hamburg-Bergedorf. Offen ist laut NDR bisher, was mit den leergeräumten Immobilien in bester Innenstadtlage passieren wird…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 16.10.2020 externer Link
  • Galeria Karstadt Kaufhof: Die ach so erhoffte Rettung (bleibt aus) für die Mitarbeiter der Schließungshäuser! 
    “Bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) haben die Beschäftigten in den schließenden Filialen bis zuletzt auf eine Rettung gehofft. Doch Tausende wurden im Stich gelassen und auch in den Filialen, die offen bleiben, müssen die Beschäftigten die Krise ausbaden. Beitrag eines GKK-Kollegen. Erst hat GKK den Angestellten im März 15 Prozent Lohn wortwörtlich GEKLAUT. Dagegen gab es die Sammelklage, doch es wird nichts zurückgezahlt. Mitarbeiter, deren Geld vom Konto einbehalten wurde, werden es nie wieder sehen, weil der Herr Benko mit seinen 5 Miliarden ja insolvent ist. Schnell wurde ein Verdi-Anwalt hinzugezogen, der für die Kläger mit deren Einwilligung an ihre Stelle treten sollte. Die Frage, die ich mir dabei im Nachhinein nur stelle, ist, ob dieser Anwalt auch wirklich deren Stimmen vertreten hat oder er einfach nur alles abgenickt hat, was Benko vorgegeben hat. Wäre dem so, hätte der Kapitalismus einen weiteren Sieg verzeichnen können. Genauso, wie ich es nicht verstehen kann, wie sich ein Gericht auf die Seite eines kapitalistischen Ganoven stellen kann! Er hat MILLIARDEN und stiehlt bei den Armen noch Geld aus den Taschen. (…) Zu dem Ganzen traf dann heute noch der Gesamtbetriebsrat (GBR) mit dem unverschämtesten Schreiben auf, was man sich nur denken kann. Mitarbeitern, die zum Teil über 40 Jahre im Unternehmen tätig waren, wird nun unterbreitet, dass man sich neu bewerben kann, um eventuell in anderen offenen Häusern einen Job zu bekommen, der befristet oder auch unbefristet sein wird. SAGT MAL GEHT’S EUCH NOCH RICHTIG? Jemand, der damals seine Ausbildung gemacht hat im Kaufhof / Karstadt und sich für den Job beworben hat und schon 30/40 und mehr Jahre dort arbeitet, soll was bitte? Sich neu bewerben? Leonhard Tietz würde euch den Stinkefinger zeigen! Wieso kann man die Leute nicht einfach umverteilen mit ihren Verträgen, bzw. einem Anhang, falls kleine Änderungen gemacht werden sollten? Wie kann es sein, dass jemand, der 30 Jahre im Unternehmen war, auf einmal wieder bei 1 anfängt? Das ist unterste, aber aller unterste Schublade… ach was sag ich, das ist schon bodenlos, sich mit so etwas zufrieden zu geben für die eigene Familie, lieber GBR! Das könnte auch anders laufen und ich hoffe, dass sich niemand damit abfindet, mit 50+ noch als Neuling eingestuft und behandelt zu werden…“ Beitrag von Daniel vom 14.10.2020 bei KlassegegenKlasse externer Link
  • »Kaufhof und Karstadt setzen Schrumpfkurs fort« – Ende der Kaufhäuser? 
    „… Nach der filialinternen Umstrukturierung und insbesondere der Ankündigung von 62 Filialschließungen gefolgt von einer angesichts der Insolvenz kurzfristig drohenden Liquidierung des gesamten Unternehmens bestimmte die Unternehmensleitung von GKK weitgehend das Geschehen. Damit waren alle irgendwie Beteiligten mobilisiert, weichgekocht und kompromiss-, d.h. verzichtsbereit (…) Allen war ziemlich schnell klar, dass GKK Schließungen nur zurücknimmt, wenn Kosten gesenkt und/oder Umsätze gesteigert werden können. Infolge der Diskussionen über die meist horrenden Miethöhen in den Städten konzentrierten sich alle Betroffenen auf die Mieten für die einzelnen Häuser. Selbst Oberbürgermeister suchten Gespräche mit Vermietern. Die GKK-Strategie zeigte Erfolge. (…) Und das Bemühen um weitere Kostensenkungen wird fortgesetzt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nicht zuletzt, nachdem am 1. September 2020 die unterschiedlichen Gläubiger dem Insolvenzplan zugestimmt haben. (…) Diese Strategie der Unternehmensleitung, von der Schließung Betroffene zu Aktivitäten in beiderseitigem Interesse zu mobilisieren, sollte mindestens ver.di genau analysieren, in eigene (Kampagnen-)Strategien einbauen und ggf. aus Niederlagen lernen. Ziemlich schnell wurde die Frage Kampf oder Sozialpartnerschaft beantwortet. (…) Für ein kämpferisches Vorgehen gab es keine Mehrheiten – weder im Gesamtbetriebsrat noch in der ver.di-Tarifkommission. Allerdings gab es weder diesbezügliche Diskussionen, noch wurden sie von den ver.di-Verantwortlichen initiiert. (…) Neben den konkreten Aktivitäten angesichts der Schließungen und der Arbeitslosigkeit bleiben grundsätzliche Fragen offen. Wie soll es weitergehen im Einzelhandel? ver.di ist gefordert, diese Diskussionen zu organisieren und damit eventuell Perspektiven für den Wandel im Handel aus gewerkschaftlicher Sicht beizusteuern. Vielleicht muss die Dienstleistungsgewerkschaft ihre auf die Fachbereiche zentrierte Sichtweise überwinden, es gibt noch andere Dienstleistungen als den Handel in den Innenstädten. Anregende Anlässe sind zahlreich…“ Artikel von Anton Kobel aus express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit 8-9/2020 – wir danken!
  • Warum gehören die Kämpfe von Kaufhof, CFM und TVöD zusammen? 
    „Tausende Arbeiter*innen kämpfen bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, jedoch bisher ohne Streiktage. Gleichzeitig streiken die Beschäftigten der Charité-Tochter für die Eingliederung in den TVöD, während die TVöD-Verhandlungen laufen. Eine gemeinsame Kampfperspektive gegen die Krise ist notwendig. Die ver.di-Führung muss gemeinsame Streiktage und Massendemonstrationen von #TVöDKaufhofCFM gegen die Krise organisieren. Der September ist ein entscheidender Monat für hunderttausende Arbeiter*innen in Deutschland. Nicht nur finden die Tarifverhandlungen für 2,3 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst (TVöD) statt, sondern auch Kämpfe gegen Massenentlassungen in verschiedenen Betrieben wie aktuell bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) oder der Streik der Beschäftigten der Charité Facility Managements (CFM) in Berlin gegen Outsourcing. Die Regierung und die Kapitalist*innen (Aktionär*innen, Eigentümer*innen privater Unternehmen etc.) nehmen die aktuelle Wirtschaftskrise als Anlass, um uns Arbeiter*innen die Krise bezahlen zu lassen, während sie ihre Profite verteidigen. Seien es Massenentlassungen oder jahrelange Kürzungspolitik im öffentlichen Dienst: die Arbeiter*innenklasse braucht eine gemeinsame Antwort auf diese Angriffe. (…) Immer wieder wird von der Regierung oder den Bossen als Argument vorgebracht, dass es nicht genug Geld für die Eingliederung der CFM oder für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Galeria Karstadt Kaufhof gäbe. Das stimmt jedoch nicht ganz. Das Geld ist da: in Deutschland besitzen 45 Familien besitzen so viel Vermögen wie 40 Millionen Arbeiter*innen, etwa 214 Milliarden Euro. Warum nicht dieses Vermögen, das durch die Ausbeutung tausender Arbeiter*innen angehäuft wurde, zum Wohle der Mehrheit der Bevölkerung durch drastische Steuern enteignen, um Krankenhäuser und die Eingliederung der CFM zu finanzieren? Warum sollte der GKK-Eigentümer Benko nicht mit seinen Milliarden Vermögen dafür bezahlen, die Arbeitsplätze der Beschäftigten zu erhalten? (…) Wenn bundesweit hunderttausende Beschäftigte im öffentlichen Dienst und alle anderen Kolleg*innen der schließenden Betrieben wie bei Galeria Karstadt Kaufhof auf die Straße gehen würden, könnten wir Dinge wie ein umfassendes Entlassungsverbot, eine Abschaffung der Schuldenbremse oder die Verstaatlichung schließender Betrieben unter Arbeiter*innenkontrolle durchsetzen, anstatt am Verhandlungstisch faule Kompromisse auszuhandeln. Keine der politischen Parteien oder die Gewerkschaftsbürokratie erhebt ein solches Programm. Es braucht deshalb eine antibürokratische und klassenkämpferische Organisieurng der Arbeiter*innen in Betrieben und Gewerkschaften, um ein solches Programm durchzusetzen. Aus diesen Erfahrungen des Klassenkampfes kann eine unabhängige revolutionäre Partei der Arbeiter*innenklasse aufgebaut werden, die nicht nur die Entlassungen oder Kürzungen in Frage stellt, sondern das ganze kapitalistische System.“ Beitrag von Yunus Özgür vom 3. September 2020 bei KlasseGegenKlasse externer Link

  • Feilschen um Filetstücke: Gläubiger von »Galeria Karstadt-Kaufhof« beraten über Zukunft des Konzerns. Gewerkschaft warnt vor Zerschlagung
    „Wie geht es weiter mit »Galeria Karstadt-Kaufhof«? Am Dienstag versammelten sich die Gläubiger in Essen, um über einen Insolvenzplan für das laufende Schutzschirmverfahren zu beraten und darüber abzustimmen. Nach Angaben der Verdi-Landesbereichsleiterin für Handel, Silke Zimmer, sind aktuell 47 der 172 Filialen von der Schließung bedroht. 5.900 der 28.000 Beschäftigten bei »Galeria Karstadt-Kaufhof« fürchten um ihre Jobs, berichtete der WDR am Dienstag online. Sie werden in eine Transfergesellschaft überführt. (…) Vor dem Eingang des Veranstaltungsortes in der Essener Messehalle demonstrierten Betriebsräte und Mitglieder der Gewerkschaft Verdi für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Die Demonstrierenden forderten die Übernahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Filialen, die auf der Schließungsliste stehen, berichtete dpa. Die Parole: »Zukunft statt Kahlschlag«. Verdi forderte die Gläubiger auf, dem Insolvenzplan der Unternehmensführung zuzustimmen und damit den Weg für den Erhalt der Kaufhauskette freizumachen. »Die Alternative ist eine Zerschlagung des Konzerns«, warnte am Dienstag Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der Insolvenzplan beinhaltet einen weitgehenden Verzicht der Vermieter, Lieferanten und anderer Gläubiger auf ihre Forderungen. Nur so könne ein Neuanfang gelingen. Es soll dabei um 2,2 Milliarden Euro gehen. Eine der größten Gläubigergruppen sind demnach die Beschäftigten selbst. Insider gingen davon aus, dass die Versammlung dem Insolvenzplan zustimmen werde – so können die Gläubiger zumindest noch auf einen wenn auch kleinen Teil der geforderten Summe hoffen. Bei einer Zerschlagung des Konzerns wäre vermutlich das gesamte Geld verloren. Obwohl rund tausend Gläubiger erwartet wurden, waren nach Angaben des WDR zu Beginn der Versammlung nur etwa einhundert anwesend. Die finanzielle Situation bei »Galeria Karstadt-Kaufhof«, besprachen die Gläubiger hinter verschlossenen Türen mit dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz, der 2012 bei dem Versuch die Drogeriekette Schlecker zu retten, scheiterte. Eine Entscheidung stand bis jW-Redaktionsschluss nicht fest…“ Bericht von Gerrit Hoekman in der jungen Welt vom 2. September 2020 externer Link
  • Karstadt-Deal im Wortlaut: Berlin bekommt Hochhäuser für Arbeitsplätze 
    Mit einer Absichtserklärung hat die Berliner Landesregierung in der vergangenen Woche erreicht, dass manche Karstadt-Warenhäuser offen bleiben. Das Land Berlin hat sich über den Tisch ziehen lassen, kritisieren Abgeordnete. Wir veröffentlichen die Abmachung im Wortlaut. „Berlin hat sich in einem Letter of Intent mit Signa auf ein Gesamtpaket zur gemeinsamen Zukunft verständigt und gute Lösungen für #Berlin erreicht.“ Die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop jubelte am vergangenen Montag externer Link nachdem sie gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Kultursenator Klaus Lederer eine Einigung mit dem Immoblienunternehmen Signa externer Link unterzeichnet hatte. Vier der sechs von Schließung bedrohten Karstadt-Filialen, die inzwischen zu Signa gehören, sollen für drei bis fünf Jahre erhalten werden. Signa erhält für den befristeten Erhalt der Arbeitsplätze umfangreiche Zusagen für neue Bauvorhaben am Alexanderplatz, am Kurfürstendamm sowie am Hermannplatz. Wie aus der Vereinbarung hervorgeht, die wir im Wortlaut nach einer Anfrage externer Link an die Wirtschaftsverwaltung veröffentlichen, darf Signa etwa am Kurfürstendamm jetzt doch Hochhäuser bauen, was vorher noch verboten war. Signa setzte dem Senat bei den Verhandlungen offenbar die Pistole auf die Brust. In der Karstadt-Filiale am Hermannplatz sichert das Unternehmen die dortigen Arbeitsplätze nur für drei Jahre – und erst bei einem erfolgreichen Bauantrag für einen umstrittenen Neubau für weitere sieben Jahre…“ Beitrag vom 14. August 2020 bei Frag den Staat externer Link

  • Erst Schlecker-, jetzt Karstadt-Mitarbeitende in die Pflege? “Der Pflegeberuf ist doch kein Abstellgleis!” 
  • Skandalöse Behandlung der Beschäftigten! Weiterbeschäftigung für Karstadt Sports-Kolleg*innen bei Galeria nur als Leiharbeiter*innen?
    In den vergangenen Wochen mussten sich viele Beschäftigte von Karstadt Sports auf die mögliche Schließung ihrer Häuser einrichten. Gerne würden sie weiter bei Galeria Karstadt Kaufof arbeiten. Vielen wurde aber mitgeteilt, dass es leider keine Arbeitsplätze in den Warenhäusern für sie gibt. Jetzt wird einigen vom Jobcenter nahegelegt sich bei einer Zeitarbeitsfirma zu bewerben, deren Angestellte bei einer Concession-Firma in den Kaufhof-Häusern tätig sind. Kolleg*innen sollen also als Beschäftigte 2. Klasse neben den alten Kolleg*innen arbeiten…“ Meldung (wohl vom 19.8.20) bei ver.di Handel NRW externer Link und ein Flugblatt externer Link dazu
  • Feuern und heuern. Entlassene Beschäftigte sollen sich als Leiharbeiter erneut bei Galeria Karstadt-Kaufhof bewerben. Konzernführung verklagt Staat auf entgangene Gewinne
    Ihr besonderes Verständnis von Verantwortung zeigt einmal mehr die Warenhauskette »Galeria Karstadt-Kaufhof« (GKK). Während im laufenden Insolvenzverfahren zahlreiche Häuser geschlossen und etwa 8.000 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren werden, Vermieter und Gläubiger Zugeständnisse machen und die öffentlichen Kassen mit Kurzarbeitergeld und Erlass von Sozialbeiträgen helfen, fordern Geschäftsleitung und Insolvenzverwaltung Schadensersatz vom Staat. Laut einem 40seitigen Insolvenzplan, über den Business Insider am Mittwoch berichtete, plant das Unternehmen Sonderausschüttungen für die Gläubiger aus Schadensersatzansprüchen »gegen die öffentliche Hand«. GKK sei durch den Shutdown während der Coronapandemie knapp eine Milliarde Euro Umsatz entgangen. Die macht der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz nicht vollständig geltend. Aber einen »niedrigen dreistelligen Millionenbetrag« wolle das Unternehmen von den Landesbehörden fordern. (…) Mittlerweile stehen 47 Häuser auf der Streichliste, bei Karstadt Sports 16 Filialen. Dabei haben die Sachwalter der Eigentümerinteressen viel herausgeholt: Im Gegenzug für die befristete Offenhaltung dreier ehemaliger Karstadt-Häuser in Berlin (drei bzw. fünf Jahre für die Filialen in Charlottenburg, Wedding und Tempelhof) darf die Signa-Holding unter Umgehung bezirklicher Belange die Häuser am Hermannplatz in Neukölln und am Kurfürstendamm komplett neu errichten. Beim Neuköllner Projekt geht es um die Rekonstruktion des ursprünglichen Warenhauses aus den zwanziger Jahren. Bezirkspolitiker und örtliche Initiativen befürchten, dass der Prachtbau, dessen Flächen zum Teil an Ärzte, Gastronomie und andere Drittfirmen vermietet werden sollen, die ohnehin in der Gegend grassierende Gentrifizierung weiter beschleunigen wird. Zunächst steht die Versammlung der Gläubiger am 1. September ins Haus, bei der sie dem Insolvenzplan zustimmen und auf viel Geld verzichten sollen. Die Schadensersatzforderung an den Staat scheint insofern ein Bonbon für die Geldgeber zu sein, mit dem die sauren Seiten des Plans versüßt werden.“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 21.08.2020 externer Link
  • Kaufhof-Häuser nicht rentabel? Wir wollen Beweise!
    “… Deutschland sei einfach ein hartes Pflaster für Kaufhäuser, viele der Häuser seien einfach nicht rentabel und müssten deswegen geschlossen werden. Zeitgleich ist man aber der Meinung, fast eine halbe Milliarde Euro für einen Neubau am Hermannplatz übrig zu haben externer Link. Benko hat noch eine Milliarde über, eine weitere Kaufhaus-Kette zu kaufen externer Link. Auf der Seite von Signa, René Benkos Holding-Gesellschaft finden sich im Pressebereich etliche Mitteilungen zum Kauf von prestigeträchtigen, oft historischen Innenstadtimmobilien in Städten wie Hamburg oder St. Pölten. Da passt doch etwas nicht? Und tatsächlich, arm ist René Benko sicher nicht: 4 Milliarden Privatvermögen und 7,5 Milliarden Euro Wert seiner Holding-Gesellschaft schätzen Expert*innen externer Link. Für ihn geht es darum, sein Vermögen zu vergrößern um Geldmengen, die er überhaupt nicht mehr ausgeben kann. Abstrakte Zahlen auf seinem Konto. Für uns geht es um unsere Existenzgrundlage. Unsere Fähigkeit, unsere Mieten zu bezahlen, und uns Essen und Kleidung kaufen zu können. Unsere Leben und unsere Existenzgrundlage sind kein Spekulationsspielzeug für Leute wie René Benko. Wir wollen sehen, wie schlimm es wirklich um Galeria Kaufhof Karstadt steht. Die Signa Holding GmbH muss ihre Geschäftsbücher offen legen. Wir wollen sehen, wer sich hier an uns bereichert und wie viele Millionen unsere Arbeitsplätze wert sind. Wir wollen wissen, wann ein Haus “nicht mehr rentabel” ist, ob die Aussagen über die hohen Mieten der Standorte wahr sind. Und wenn wir die Geschäftsbücher einsehen können, dann könnten wir uns ein Bild machen. Selbst entscheiden, wo wir sparen wollen. Und ob wir das an unseren Löhnen tun wollen, oder vielleicht doch eher an den Profiten der Bosse…“ Beitrag von Anja Bethaven vom 22.07.2020 bei KlassegegenKlasse externer Link
  • Kaufhof-Kündigungen werfen Tausende in Altersarmut – Benko muss für den Erhalt aller Häuser zahlen!
    “… 50 Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sollen bis Ende des Jahres schließen. Allein dort werden circa 5.000 Beschäftigte gefeuert. Zudem entfallen tausende weitere Jobs in der Logistik, im Sport-, Reise- und Lebensmittelbereich und in Subunternehmen wie der Reinigung. Besonders hart getroffen sind die älteren Angestellten, die es schwer haben werden, eine neue Stelle zu finden. 70 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, viele von ihnen Mütter Mitte 50 bis 60, die zwei bis drei Jahrzehnte in den Häusern in Teilzeit gearbeitet haben, um ihre Kinder groß zu ziehen. Sie werden ohnehin wenig Rente bekommen und mit dem Jobverlust steigt die Gefahr der Altersarmut. (…) Für Benkos Modernisierung sollen die älteren Beschäftigten und die unrentablen Standorte weichen. Mit dem staatlichen Insolvenzgeld zieht er sich aus der Verantwortung, um die Umstrukturierung voranzutreiben, um im Anschluss noch mehr Profite machen zu können. Die Kosten tragen die Beschäftigten und die Allgemeinheit, die Gewinne macht er. Es kann nicht sein, dass ein Multimilliardär im Alleingang über die Zukunft von tausenden Beschäftigten, ihren Familien, die Jobs der nächsten Generationen und das Stadtbild der Innenstädte entscheidet. Die Gewerkschaft Ver.di darf sich das nicht gefallen lassen und muss für den Erhalt aller Standorte und Arbeitsplätze kämpfen. Ver.di sollte sich dafür einsetzen, dass René Benko und die anderen großen Investor*innen die nötigen Gelder bereitstellen, um alle Standorte zu sichern.Alle Vorhaben, welche die Zukunft der Häuser betreffen, wie zu Umstrukturierungen, Investitionen und Arbeitsplätze, müssen von Beschäftigten auf Betriebsversammlungen entschieden werden. Dafür müssen die Geschäftsbücher von Galeria Karstadt Kaufhof offen gelegt werden: Einnahmen, Ausgaben, Vermögen, Immobilienwerte, Gehälter, Warenverkehr und Verkaufszahlen müssen den Beschäftigten zugänglich gemacht werden. (…) Klar ist auch: Wenn Investor*innen wie Benko nicht gewillt sind, die Häuser und die Arbeitsplätze zu enthalten, gehören sie enteignet Beitrag von Marius Rautenberg vom 21.07.2020 bei KlassegegenKlasse externer Link
  • ver.di zu Galeria Karstadt Kaufhof: Der Kampf lohnt sich – weitere sechs Filialen vor Schließung gerettet 
    “Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat erneut zusammen mit den Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof und den Kommunen einen Erfolg im Kampf um den Erhalt der von Schließung bedrohten Filialen erzielt. Am heutigen Freitag (17. Juli 2020) wurde bekannt, dass weitere sechs Filialen von der Schließungsliste genommen worden sind. „Damit sind mehrere hundert Arbeitsplätze gerettet – das ist eine gute Nachricht für die Beschäftigten“, sagte der ver.di-Verhandlungsführer Orhan Akman. Erhalten bleiben sollen die Filialen in Berlin-Lichtenberg (Ringcenter), in Bielefeld, im Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg, in Leonberg, in Nürnberg-Langwasser und in Singen. Von den ursprünglich 62 Filialen sind damit bislang zwölf von der Schließliste heruntergenommen worden. „Das zeigt, wenn in den Kommunen alle an einem Strang ziehen, dann kann die Rettung gelingen“, so Akman. Die nunmehr 50 Filialen auf der Streichliste will ver.di ebenfalls nicht verloren geben. „Wir werden weiterkämpfen und unsere Kräfte bündeln, zusammen mit den Beschäftigten und den Betriebsräten vor Ort, den Oberbürgermeistern, Vermietern und Industrie- und Handelskammern“, sagte Akman. „Was wir bisher erreicht haben zeigt doch: Der Kampf lohnt sich“, so der Gewerkschaftssekretär.“ ver.di-Pressemitteilung vom 17.07.2020 externer Link
  • [ver.di] Verbesserungen für den Übergang in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft erreicht
    “Nach intensiven Verhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Unternehmensleitung sowie dem Generalbevollmächtigten hat die Gewerkschaft am Montagabend Verbesserungen für die Beschäftigten erzielt. So konnte erreicht werden, dass für Beschäftigte aus Filialen, die derzeit auf der Schließungsliste stehen, eine Weiterbeschäftigung im Unternehmen gesichert ist, falls die entsprechende Filiale doch noch gerettet wird. „Dies ist eine wichtige Entscheidung für eine Beschäftigungssicherung, denn wir haben durch unsere Aktivitäten bereits sechs Filialen von der Schließungsliste runter bekommen. Weitere Schließungen wollen wir im Bündnis mit den Betriebsräten, den Städten und der Landes- und Bundespolitik aber auch mit Unterstützung der Vermieter verhindern“, sagte Orhan Akman, ver.di-Verhandlungsführer. Die Frist zur Entscheidung über einen Eintritt in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) im Anschluss an das Arbeitsverhältnis wurde für alle Beschäftigten bis zum 21. Juli, 17:00 Uhr, verlängert. Für Beschäftigte in Mutterschutz, Elternzeit oder Urlaub sowie erkrankte Beschäftigte gilt eine Annahmefrist von einer Woche nach Wegfall des Hindernisses, längstens bis zum 31. August 2020. Beschäftigte ab dem 60. Lebensjahr erhalten eine besondere Beratung und können sich ebenfalls bis zum 31. August 2020 entscheiden. Wichtig ist auch, dass die Bezüge in der BQG nun zum Monatsende bezahlt werden und nicht – wie zunächst vorgesehen – erst zum 15. des Folgemonats. Auch zu einer möglichen Übernahme in eine andere Filiale erzielte ver.di für die betroffenen Beschäftigten eine bessere Absicherung. „Diese ist für die Beschäftigten an Doppel- und Mehrfachstandorten von großer Bedeutung, weil sie nun die Möglichkeit haben, während der Kündigungsfrist oder dem erfolgten Übergang in die Transfergesellschaft, in einer anderen Filiale beschäftigt zu werden“, so Akman. Außerdem haben sich die Beschäftigten- und Arbeitgebervertreter darauf verständigt, dass die Mitbestimmungsrechte des Gesamtbetriebsrats und der örtlichen Betriebsräte in diesem Prozess tarifvertraglich abgesichert und gestärkt werden. „Für den Fall, dass die Schließung einer Filiale teilweise zurückgenommen wird, erfolgt die Besetzung der Stellen unter Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte und unter Wahrung der Mitbestimmungsrechte der örtlichen Betriebsräte“, sagte Orhan Akman.“ ver.di-Pressemitteilung vom 14.07.2020 externer Link
  • Kahlschlag bei Karstadt/Kaufhof – der gnadenlose Herr Benko: Profite sind Systemrelevant – Beschäftigte nicht
    „… Inzwischen konnten durch Aktivitäten der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft ver.di sowie örtlicher Politik, erreicht werden, dass die Anzahl der Schließungsfilialen verringert werden. Bei weiteren Filialen wie in Essen, Dortmund oder Düsseldorf stehen weitere Gespräche an. Wieviel Filialen es am Ende auch sein werden, die Zeche sollen die Beschäftigten zahlen. Benko weigert sich stringent Beschäftigte aus den Schließungsfilialen in anderen Filialen zu übernehmen. Dabei sind diese personell unterbesetzt, was auch zu der häufig beklagten Unattraktivität der Warenhäuser beiträgt. Deswegen ist es besonders wichtig für eine Perspektive für alle Beschäftigte zu kämpfen und sich für ein Verbot von Entlassungen einzusetzen, oder die Übernahme in Transfergesellschaften ohne Einkommenseinbußen und zeitlich unbefristet vorzusehen. All dies reicht nicht um Beschäftigte vor den Krisen der kapitalistischen Wirtschaft zu schützen. Dazu gehört, dass die Eigentumsverhältnisse in Frage gestellt werden und an Gesellschaftsformen in öffentlicher Hand und unter Kontrolle der Beschäftigten gearbeitet wird. Dazu wird es nötig sein, Unternehmer wie Benko zu enteignen und eine gesellschaftliche Debatte über die Funktion des Einzelhandels in einer solidarischen, ökologischen nach gesellschaftlichen Bedürfnissen organisierten Gesellschaft, zu führen.“ Artikel von Helmut Born in einer aktualisierten Fassung vom 13.7.2020 – wir danken! Siehe zuvor:

    • Kahlschlag bei Karstadt/Kaufhof – der gnadenlose Herr Benko: Profite sind Systemrelevant – Beschäftigte nicht 
      Bis Ende Juni musste ein Konzept für das unter dem staatlichen Schutzschirm geflohene Unternehmen Galeria Karstadt/Kaufhof für den weiteren Betrieb erarbeitet werden, um ein Insolvenzverfahren zu verhindern. Um solch ein Konzept zu erarbeiten wurden vom Verwaltungsgereicht Essen zwei externe „Verwalter“ eingesetzt Geiwitz und Kebekus, zwei schon in mehreren Insolvenzverfahren erprobte Sanierer. Von Anfang an stellten die beiden Herren klar, dass hierfür die Beschäftigten einen Beitrag zu leisten hätten, dass aber auch die Vermieter einen Beitrag leisten müssten. Das damit auch der Haupteigner des Unternehmens, Benko, dem immerhin 60 Filialen gehörten, gemeint war, wurde von Ihnen nur am Anfang behauptet.  (…) Jetzt muss der Kampf um jede Filiale und jeden Arbeitsplatz vor Ort geführt werden und den Beschäftigten eine Perspektive geboten werden. Dazu gehört auch, dass die Eigentumsverhältnisse in Frage gestellt werden und an Gesellschaftsformen in öffentlicher Hand und unter Kontrolle der Beschäftigten gearbeitet wird. Daran könnten auch Städte ein Interesse haben, in denen Filialen geschlossen werden, da sonst eine Verödung der Innenstädte die Folge sein kann.“ Artikel von Helmut Born vom 24.6.20 – ein Vorabdruck aus der nächsten SoZ – wir danken!
  • Galeria Karstadt Kaufhof: Sechs Filialen bleiben erhalten – ver.di bleibt beharrlich
    “Im Kampf um den Erhalt möglichst vieler Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) haben die Belegschaften und ver.di einen Etappenerfolg erzielt. Demnach bleiben sechs ursprünglich zur Schließung vorgesehene Filialen erhalten. Dabei handelt es sich um die Häuser Chemnitz, Dortmund, Goslar, Leverkusen, Nürnberg und Potsdam mit insgesamt 750 Beschäftigten. „Das ist eine gute Nachricht für die betroffenen Beschäftigten und für die Städte. Der Einsatz und die Beharrlichkeit der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Tagen haben sich gelohnt“, erklärte Orhan Akman, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, am Freitag. ver.di hatte nach harten Verhandlungen vor zwei Wochen einen Tarifvertrag mit GKK abgeschlossen, mit dem ein kompletter Kahlschlag, der zunächst die Schließung von 80 Filialen vorsah, verhindert werden konnte. Im Ergebnis sollten zunächst bis zu 64 Häuser und Märkte geschlossen werden mit der Option, dass einige Filialen noch erhalten werden können. „Das ist nun gelungen. Es muss jetzt alles Notwendige getan werden, um weiteren Filialen eine Perspektive zu geben“, betonte Akman: „Dafür werden wir uns stark machen“. ver.di werde auch weiterhin um die von Schließungen betroffenen Häuser und die dort arbeitenden Menschen kämpfen: „Für die 56 Filialen werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, um gute und nachhaltige Übergänge und Lösungen für die Betroffenen zu finden“, sagte Akman. Dies gelte auch für Karstadt Sport und Karstadt Feinkost.“ ver.di Pressemitteilung vom 03.07.2020 externer Link, siehe auch:

    • Alles muss raus: Bundesweit Proteste gegen Filialschließungen bei »Galeria Karstadt-Kaufhof«. Unternehmer machen kleine Zugeständnisse
      “Es ist bezeichnend für die aktuelle Lage, was derzeit als »gute Nachricht« durchgeht: »Galeria Karstadt-Kaufhof« (GKK) schließt sechs Filialen weniger als geplant. Das wurde am Freitag bekannt. Für die Beschäftigten von 56 Warenhäusern, von Karstadt Sports und weiteren GKK-Töchtern bleiben allerdings große Zukunftssorgen. Während der zurückliegenden Tage zogen überall im Land Beschäftigte auf die Straßen, um für die traditionsreichen Warenhäuser zu kämpfen. So etwa am Freitag in Berlin-Tempelhof: Das dortige Karstadt-Haus gilt als »Ankerstandort« für den Einzelhandel. Mit der geplanten Schließung würde hier ebenso wie an anderen betroffenen Standorten in der Stadt mehr wegbrechen als die jeweilige Filiale, betonte Erika Ritter, Leiterin des Fachbereichs Handel im Verdi-Landesbezirk Berlin-Brandenburg. Bei der Aktion ging es darum, den Erhalt sämtlicher Berliner und Brandenburger Häuser zu fordern. Auch in Frankfurt am Main, Hamburg und vielen anderen Städten demonstrierten während der letzten Tage Beschäftigte für das Fortbestehen der Warenhäuser. (…) Verdi konnte in zähen Verhandlungen mit den Unternehmern und den Verantwortlichen für das Schutzschirmverfahren weniger Stellenabbau und die schnellere Rückkehr in die Tarifbindung aushandeln. Außerdem erreichte der neue GKK-Chef Miguel Müllenbach in Verhandlungen die Mietsenkung für sechs Warenhäuser. Damit geht der Betrieb in Chemnitz, Dortmund, Goslar, Leverkusen, Nürnberg und Potsdam weiter; rund 750 Beschäftigte dieser Filialen behalten ihre Jobs. Doch damit ist die Kahlschlagpolitik bei den beiden einstigen Warenhausriesen Karstadt und Galeria Kaufhof nur gemildert. Für die übrigen Standorte auf der Schließungsliste gebe es angesichts hoher Mieten und »soziodemographischer Standortnachteile« keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 04.07.2020 externer Link
  • #NichtaufunseremRücken: René Benko zur Kasse! Bundesweiter Aktionstag am 18.07.2020 
    Die Corona Pandemie und die damit verbundenen Umsatzeinbrüche hinterlassen auch bei Galeria Karstadt Kaufhof ihre Spuren. Galeria Karstadt Kaufhof hat Filialschließungen angekündigt: 62 der insgesamt 172 bundesweiten Häuser sollen geschlossen werden, das heißt etwa jede dritte Filiale. Durch diese Schließungen und den Stellenabbau von 5.317 Stellen sind vor allem die ArbeiterInnen in den Filialen direkt betroffen und nicht diejenigen, die eigentlich für diese Krise verantwortlich sind und sie bezahlen sollten, die Kapitalisten und Aktionäre. Geld dafür gäbe es mehr als genug. René Benko, Großinvestor und Eigentümer der Kaufhäuser, verfügt über ein Privatvermögen von 4,9 Milliarden Euro. Davon ließen sich mit Sicherheit viele Filialschließungen verhindern, aber die Krise heißt für Kapitalisten wie ihn vor allem: Abstoßen, was keinen Gewinn abwirft! Und was Geld bringt weiß Benko gut: Er hat sich seinen Reichtum als Immobilienhai ergaunert und besitzt zusätzlich einige der Immobilien, in denen die Warenhauskette untergebracht ist. Hier hätte er natürlich Mietminderung betreiben können, um Schließungen zu verhindern. (…) Wir sagen: Die Reichen sollen die Krise bezahlen. Zeigen wir uns solidarisch mit den von Kündigungen betroffenen ArbeiterInnen. Am 18. Juli findet ein bundesweiter Aktionstag statt. Nutzen wir die Gelegenheit um in vielen Städten auf den Missstand bei Galeria Karstadt Kaufhof aufmerksam zu machen und aktiv zu werden.“ Aufruf von und bei der #nichtaufunseremrücken-Vernetzung externer Link
  • Zukunft statt Kahlschlag – Der Kampf geht weiter! ver.di bekräftigt Forderung nach Erhalt der von Schließung bedrohten Standorte / bundesweite Proteste 
    Unternehmensleitung und Generalbevollmächtigter von Galeria Karstadt Kaufhof planen den Kahlschlag und wollen Dutzende Filialen schließen. Wir kämpfen weiter um jeden Standort und jeden Arbeitsplatz!...“ ver.di-Meldung im Brennpunkt Galeria Kaufhof Karstadt externer Link samt der Tarifeinigung im Wortlaut – für die bundesweiten Protestaktionen siehe leider nicht ver.di, sondern die Google-News-Suche externer Link
  • ver.di zu Galeria Kaufhof Karstadt: Schließungen drohen trotz Verhandlungserfolg
    Der 19. Juni war ein bitterer Tag für die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof. In Betriebsversammlungen erfuhren die Beschäftigten von 62 Filialen, dass diese Häuser geschlossen werden sollen. 172 Filialen gibt es derzeit noch, von den Schließungsplänen betroffen sind nach Angaben von ver.di etwa 6000 Mitarbeiter*innen. In vorhergehenden Tarifverhandlungen hatte ver.di trotz der angekündigten Schließungen noch einiges erreichen können. So ist der ursprünglich geplante Personalabbau von 10 Prozent auf der Fläche in den verbleibenden Filialen vom Tisch. Auch konnte die Zahl der von Schließung bedrohten Filialen von ursprünglich 80 auf 62 reduziert werden. Dennoch spricht ver.di von einem „dramatischen Arbeitsplatzverlust“, der „auch angesichts der Tatenlosigkeit der Politik ein Riesenskandal“ sei. Immerhin konnte ver.di durchsetzen, dass die betroffenen Beschäftigten für mindestens sechs Monate in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln können. Für sie gelten die mit den Betriebsräten ausgehandelten Sozialpläne. (…) Bei den Betriebsversammlungen war häufig vom Versagen des Managements die Rede. Eine Betriebsrätin einer von Schließung bedrohten Filiale schreibt zum Beispiel in einem Statement auf Facebook: „Das Management hat in den letzten Jahren wahnwitzige Entscheidungen getroffen, die für uns als Mitarbeiter nicht nachvollziehbar waren. Man muss nicht studiert haben, um zu wissen, dass das so nicht weiter funktionieren kann.“ Das Interesse der neuen Investoren habe allein den Immobilien gegolten. (…) Diese 62 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof will das Unternehmen schließen: Berlin Charlottenburg (Karstadt), Berlin Gropius-Passage (Karstadt), Berlin Hohenschönhausen (Kaufhof), Berlin Müllerstraße (Karstadt), Berlin Ringcenter (Kaufhof), Berlin Tempelhof (Karstadt), Bielefeld (Karstadt), Bonn (Karstadt), Braunschweig (Kaufhof), Bremen (Kaufhof), Bremerhaven (Karstadt), Brühl (Kaufhof), Chemnitz (Kaufhof), Dessau (Karstadt), Dortmund (Kaufhof), Dortmund (Karstadt), Düsseldorf Schadowstraße (Karstadt), Düsseldorf Wehrhahn (Kaufhof), Essen (Kaufhof), Essen (Karstadt), Flensburg (Karstadt), Frankfurt Hessen-Center (Kaufhof), Frankfurt Zeil (Karstadt), Fulda (Kaufhof), Göppingen (Kaufhof), Goslar (Karstadt), Gummersbach (Karstadt), Gütersloh (Karstadt) Hamburg AEZ (Kaufhof), Hamburg Bergedorf (Karstadt), Hamburg Mönckebergstraße (Kaufhof), Hamburg Wandsbek (Karstadt), Hamm (Kaufhof), Hannover Georgstraße (Karstadt), Ingolstadt (Kaufhof), Iserlohn (Karstadt), Köln Weiden (Kaufhof), Landau (Kaufhof), Leonberg (Karstadt), Leverkusen (Kaufhof), Lübeck (Karstadt), Mainz (Karstadt), Mannheim N7 (Kaufhof), Mönchengladbach Rheydt (Karstadt), München Am Nordbad (Karstadt), München OEZ (Karstadt), München Stachus (Kaufhof), Neubrandenburg (Kaufhof), Neumünster (Karstadt), Neunkirchen (Kaufhof), Neuss (Kaufhof), Norderstedt (Karstadt), Nürnberg (Karstadt), Nürnberg Langwasser (Karstadt), Osnabrück (Kaufhof), Potsdam (Karstadt), Singen (Karstadt), Stuttgart Bad Cannstatt (Kaufhof), Sulzbach MTZ (Karstadt), Trier Simeonstraße (Karstadt), Witten (Kaufhof), Worms (Kaufhof)“ Themen-Beitrag bei ver.di externer Link (ohne Datum), siehe auch die Brennpunkt-Seite bei ver.di Handel externer Link
  • Galeria Karstadt Kaufhof: „ver.di erreicht Tarifabschluss und der Kampf geht weiter“
    “Nach viertägigen Verhandlungen hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft einen Tarifabschluss für Galeria Karstadt Kaufhof erreicht. Den vom Unternehmen geplanten Personalabbau von zehn Prozent auf der Fläche in den verbleibenden Filialen konnten ver.di und der Gesamtbetriebsrat gemeinsam verhindern. Dies sei ein wichtiger Erfolg für die Beschäftigten in den Warenhäusern, hieß es. Die von dem Unternehmen geplanten 80 Filialschließungen wurden auf maximal 62 reduziert. Die unternehmerische Entscheidung zur Schließung von Warenhaus-Filialen trifft die rund 6.000 Beschäftigten und ihre Familien hart. Für Abfindungen bei Entlassungen finden die von den Betriebsräten ausgehandelten Sozialpläne Anwendung. Die von Filialschließungen Betroffenen werden auf ihren Wunsch für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung überführt, in die sich der Gesellschafter einbringt. Die von ver.di immer wieder aufgestellte Forderung zur Beteiligung der Beschäftigten bei der Zukunftsgestaltung der Warenhäuser und Maßnahmen zu guter Arbeit wurde in einem neuen Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit / Beteiligung Zukunftskonzept“ vereinbart. Ein paritätisch besetzter, achtköpfiger Zukunftskreis, dem Vertreter der Geschäftsleitung, der Gewerkschaft, des Gesamtbetriebsrates und weitere Mitglieder angehören, soll künftig über Themenfelder wie Sortiment, Concession, Shop-in-Shop-Konzepte, Fremdvermietung von Flächen, Einführung von Omnichannel-Prozessen, Qualifizierung und die Einführung neuer Arbeitsmittel beraten, um Prozessoptimierungen und die Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu erreichen. Ein zehnköpfiger Expert*innenkreis, der erstmals Anfang August tagt und paritätisch besetzt ist, bereitet zeitnah eine Befragung der Beschäftigten vor, um eine breite Beteiligung der Belegschaft an den wesentlichen Themen zu gewährleisten. „Endlich werden die Beschäftigten an der Entwicklung des Warenhauses für die Zukunft beteiligt“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der im Dezember 2019 vereinbarte Integrationstarifvertrag bleibt in Kraft. Die darin festgeschriebenen Entgelterhöhungen von 0,3 Prozent für das Jahr 2020 sowie die zu erwartende Entgelterhöhung im Jahr 2021 erhalten die Beschäftigten in Freizeit statt Geld. Ab 2022 werden die Entgelterhöhungen der Flächentarifverträge – wie im Integrationstarifvertrag vorgesehen – eins zu eins an die Beschäftigten weitergegeben. Mit Beginn 2025 werden vollumfänglich die ver.di-Flächentarifverträge des Einzelhandels angewendet. „Die Entscheidung zu den Schließungshäusern trifft die Menschen hart, ihnen wird die Existenz unter den Füssen weggerissen. Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Beschäftigten und ihre Familien erwarten die volle Unterstützung von politisch Verantwortlichen; sie erwarten, dass alle Möglichkeiten, Chancen und Wege, die es gibt, in dieser dramatischen Situation ausgeschöpft werden,“ sagt Nutzenberger. „In der enormen finanziellen Krise des Warenhauses konnte ver.di zusammen mit den Betriebsräten viel für die verbleibenden Filialen erreichen und tarifvertraglich vereinbaren. Für die Schließungsfilialen und die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ist das eine bittere Stunde. Deshalb ist die tarifvertragliche Regelung zur Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft in einer Transfergesellschaft ein wesentlicher Punkt der Vereinbarungen“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Orhan Akman.“ ver.di-Pressemitteilung vom 19.06.2020 externer Link, siehe auch:

    • Eigentum verpflichtet steht im Grundgesetz. Das müsste nun auch für die Schliesung der #Karstadt-#Kaufhof Filialen gelten. Bis zu 7.000 Menschen müssen um ihre Jobs bangen, während Benko Milliardär bleibt. Rede von unserer Solikundgebung in #EssenVideo vom 20. Juni 2020 bei Daniel Kerekeš auf Twitter externer Link 
    • Karstadt will 60 seiner 172 Filialen bundesweit schließen und bevor ihr jetzt alle auf Amazon oder die gierigen Vermieter schimpft, solltet Ihr folgendes wissen:…“ Thread von Julian Hein vom 20.6.2020 bei Twitter externer Link
  • ver.di Aufruf: Schutzschirmverfahren bei GALERIA Karstadt Kaufhof – Beteiligt euch bis 19. Juni an unserer Kurzbefragung: Es geht um eure Zukunft! 
    “Wir sind überzeugt: Die Zukunft der Warenhäuser sind die Beschäftigten. Und diese brauchen sichere Arbeitsplätze, existenzsichernde Einkommen, gute und gesunde Arbeitsbedingungen. Wir haben das Ziel, mehr gute Arbeit gemeinsam mit den Beschäftigten durchzusetzen und an einem tragfähigen Zukunftskonzept für Galeria Karstadt Kaufhof mitzuarbeiten. Bei unserer Befragung (etwa drei Minuten) geht es um erste Schwerpunkte für die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Deswegen: Seid dabei und sagt uns eure Meinung bis 19. Juni 2020, 12 Uhr – es geht um eure Zukunft!“ Aufruf bei ver.di Handel externer Link und die ver.di-Kurzbefragung der Beschäftigten externer Link bei GALERIA Karstadt Kaufhof
  • Gegen Kahlschlag. »Galeria Karstadt-Kaufhof«: Verdi mobilisiert für Sozialtarifvertrag
    „… In vielen GKK-Filialen fanden am Montag Betriebsversammlungen statt. Der Grund: Betriebsräte informierten die Beschäftigten über den Stand der am 5. Juni begonnenen Verhandlungen der Verdi-Bundestarifkommission mit der GKK-Unternehmensleitung und dem Generalbevollmächtigten. Das Ziel von Verdi ist klar: Die Belegschaft mittels eines Sozialtarifvertrags vor dem drohenden Kahlschlag zu schützen und das GKK-Filialnetz soweit es geht zu erhalten. Zuvor war bekannt geworden, dass Tausende der rund 35.000 Stellen gestrichen und zahlreiche Häuser dichtgemacht werden sollen. Von den insgesamt 172 GKK-Filialen stehen etwa 80 zur Disposition. Bei der ersten Verhandlungsrunde für einen Sozialtarifvertrag »prallten die Positionen hart aufeinander«, teilte Verdi am Montag in einer Mitarbeiterinformation mit. »Wir erwarten von den Bevollmächtigten einen Zukunftsplan für die Warenhäuser statt Berechnungen, wie vielen Beschäftigten die Existenz geraubt werden soll«, erklärte Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel. Akman forderte in dem Zusammenhang die Entlassung von Konzernchef Stephan Fanderl. Sein Ruf wurde offenbar erhört. Fanderl hat dem GKK-Eigentümer, dem österreichischen Signa-Konzern, »eine einvernehmliche Trennung vorgeschlagen«, wie dpa am Dienstag meldete…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 10.06.2020 externer Link, siehe dazu auch:

    • Schutzschirmverfahren bei GALERIA Karstadt Kaufhof: „Wir fordern Zukunft statt Kahlschlag: Seit 05. Juni laufen die Verhandlungen mit ver.di“
      Um möglichst viele Beschäftigte und Filialen angesichts der Kahlschlagpläne bei Galeria Karstadt Kaufhof zu schützen und sie abzusichern, hat ver.di am 5. Juni 2020 in Essen Verhandlungen mit der Unternehmensleitung und dem Generalbevollmächtigten aufgenommen. Zur weiteren Planung gehört auch die Zukunft von Karstadt-Sports, Karstadt-Feinkost, der Restaurants Le Buffet und Dinea, der Logistik und Reisebüros. Zuvor war bekannt geworden, dass tausende Stellen gestrichen werden sollen und beinahe jede zweite Filiale bundesweit von der Schließung bedroht ist…“ ver.di-Themenseite externer Link – am 08.06.2020 gab es Betriebsversammlungen und z.B. in Stuttgart Proteste:
    • Dutzende Mitarbeitende von Galeria Karstadt Kaufhof protestierten in Stuttgart
      “Die Gewerkschaft Verdi hat mit einer Protestaktion den Druck bei der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erhöht. Das Unternehmen arbeitet an einem Sanierungsplan und fordert Zugeständnisse der Mitarbeitenden. (…) Seit Freitag verhandelt die Arbeitnehmerseite mit der Unternehmensführung und den Sanierern über das weitere Vorgehen. (…) Mit einer Kundgebung machten dutzende Beschäftige der Filiale in der Stuttgarter Innenstadt auf ihre unsichere Lage aufmerksam. (…) Die Gewerkschaft Verdi will erreichen, dass im Zuge der Sanierung möglichst viele Arbeitsplätze und Filialen erhalten bleiben. Um die Folgen möglicher Schließungen abzufedern, fordert sie einen Sozialtarifvertrag und eine Transfergesellschaft. Nach Angaben von Verdi will das Unternehmen die Gehälter in den Jahren 2020 und 2021 nicht anheben und den zuletzt vereinbarten Verzicht auf Sonderzahlungen um zwei Jahre verlängern. …“ Beitrag vom 08.06.2020 bei SWR aktuell externer Link
  • [VKG-Flugblatt] Galeria-Karstadt-Kaufhof: Arbeitsplätze erhalten – Benko zur Kasse bitten 
    “… Jetzt zeigt sich dass der jahrelange Verzicht nichts gebracht hat und ein großer Teil der 28.000 Beschäftigten muss nun um seine Arbeitsplätze und Zukunft bangen. Benko hält unterdessen an Prestige-Projekten wie dem Umbau das Karstadtgebäudes in Berlin am Hermannplatz fest, da es sich um eine lukrative Immobilie handelt, denn das Geschäft von Benkos Firma Signa ist das Immobiliengeschäft. Im Vorfeld der Tarifverhandlung im Dezember 2019 sind hunderte von Kolleginnen und Kollegen in die Gewerkschaft ver.di eingetreten und es bestand eine hohe Streikbereitschaft in der Belegschaft. Statt diese Bereitschaft zu nutzen, wurde von der Verhandlungsführung der Gewerkschaft ein Tarifvertrag mit Lohnverlust mit einer Laufzeit bis Ende 2023 festgeschrieben. Mehrmals im Jahr 2019 hat die Spitze des ver.di-Fachbereichs Handel unter Beweis gestellt, dass sie nicht bereit, ist die vorhandene Kampfkraft in der Belegschaft in Einzelhandelsbetrieben zu nutzen und hat die Leute in ihren Streikwesten sitzen gelassen. Nach dem Abschluss im Dezember letzten Jahres machte sich großer Unmut unter den Kolleginnen und Kollegen breit, erfuhren sie über den vorschnellen Abschluss zum Teil aus der Presse, ohne wirklich demokratisch darüber diskutiert und entschieden, geschweige denn die Möglichkeit gehabt zu haben, um für ein besseres Ergebnis zu kämpfen. (…) Die Kolleginnen und Kollegen erwarten von ihrer Gewerkschaft jetzt nicht nur Worte der Ablehnung, sondern eine realistische Vorstellung, wie die das Unheil abgewendet werden kann. Das muss eine konkrete und praktische Eskalationsstrategie beinhalten, die damit beginnt, die Diskussion durch Betriebsversammlung und der Betriebsgruppen unter Einbeziehung aller Kolleg*innen und der ver.di-Strukturen einzuleiten. Das muss in einer einheitlichen bundesweiten Diskussion und Strategie münden. Es darf keine Zeit verschwendet werden! Aktionen müssen begleitet werden von einer fachbereichs- und gewerkschaftübergreifenden Solidaritätskampagne. Über das Schicksal von tausenden von Kolleginnen und Kollegen darf nicht hinter verschlossener Tür im Hinterzimmer am Verhandlungstisch entschieden werden. Es muss völlige Transparenz gegenüber der Belegschaft herrschen, jede Entscheidung muss demokratisch diskutiert und entschieden werden – und zwar von denen, die es betrifft! Das einzige was die Kollegen und Kollegen jetzt noch retten kann, ist das Vertrauen auf ihre eigene Stärke und die Aufnahme von unmittelbaren Kampfmaßnahmen. (…) Die Fachbereichsspitze und Verhandlungsführung von ver.di dürfen den Kampf nicht bremsen wie in der Vergangenheit, die Führung muss bei den Kolleg*innen selbst liegen…“ Flugblatt vom 18.05.2020 bei Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften – VKG externer Link
  • Galeria Karstadt Kaufhof: Verantwortliche informieren ver.di-Tarifkommission – Gewerkschaft will Zukunft statt Kahlschlag
    “Die im Schutzschirmverfahren bei Galeria Karstadt Kaufhof gerichtlich bestellten Frank Kebekus als Sachverwalter und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz wollen am 25. Mai die ver.di-Tarifkommission Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) über ihre Pläne informieren. Dazu gehört auch die Zukunft von Karstadt-Sports, Karstadt-Feinkost, der Restaurants Le Buffet und Dinea, der Logistik und Reisebüros. Am Folgetag hat die Gewerkschaft ihre Bundestarifkommission (GKK) zu internen Beratungen eingeladen. „Wir erwarten von den Bevollmächtigten einen Zukunftsplan für die Warenhäuser statt Berechnungen, wie vielen Beschäftigten die Existenz geraubt werden soll“, erklärte Orhan Akman, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel. „Die Karten müssen offen auf den Tisch. Dazu gehört auch eine klare Positionierung des Eigentümers René Benko. Die Beschäftigten erwarten von ihm Zukunft statt Kahlschlag.“ (…) Wenn Entlassungen anstehen, muss Dr. Fanderl als erster gehen“, forderte Akman. Warenhäuser hätten nach wie vor eine Zukunft. Jetzt komme es darauf an, die Tradition der Warenhäuser modern zu denken. Der Schlüssel dazu sei ein Beteiligungsprozess unter Mitwirkung der Beschäftigten. Man habe den Eindruck, „dass Manager und Berater sich seit Jahren in den Chefetagen die Klinke in die Hand geben und Millionen kassieren, ohne wirklich für eine Zukunft des Geschäfts und mehr Umsatz zu sorgen. Gleichzeitig rackern sich die Beschäftigten ab und wurden immer wieder zur Kasse gebeten“. Shutdown und Corona vorzuschieben, um sich durch massenhafte Schließungen und Entlassungen gesundzustoßen, sei durchsichtig und weit weg von einem Zukunftskonzept für die Warenhäuser. Politiker in Bund, Land und Kommunen müssten jetzt ihren Einfluss geltend machen, um ein Sterben vieler Innenstädte zu verhindern und die Arbeitsplätze zu erhalten, forderte die Gewerkschaft.“ ver.di-Pressemitteilung vom 18.05.2020 externer Link
  • Galeria Karstadt Kaufhof will fast die Hälfte aller Häuser schließen
    “… Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will Medienberichten zufolge fast die Hälfte ihrer Filialen schließen. 80 der rund 170 Filialen könnten dichtgemacht werden, was einen großen Teil der 28.000 Mitarbeiter treffen dürfte. Darüber hinaus sollten in den restlichen Filialen bis zu zehn Prozent der Stellen gestrichen werden. Das stehe in einem Entwurf des Sanierungsplans für den Warenhauskonzern, wovon der “Spiegel“ berichtete. Der Konzern wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern. Es gebe noch keine finalen Beschlüsse, sagten mit der Situation vertraute Personen. Das Unternehmen spreche mit den Warenhaus-Vermietern über Mietminderungen, was noch Auswirkung auf die Schließungspläne haben könnte. (…) Gemeinsam mit dem Sanierer Arndt Geiwitz ist der Insolvenzverwalter Kebekus für den Sanierungsplan zuständig, der dem Amtsgericht in Essen vorgelegt wird. Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich seit Anfang April in einem sogenannten Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung, was das Unternehmen für drei Monate vor dem Zugriff der Gläubiger schützt. Kebekus hatte gegenüber der F.A.Z. angekündigt, dass es zu Schließungen komme werde. „Es wäre unseriös zu sagen, dass es keine Einschnitte geben muss“, sagte der Sachverwalter. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Pläne des Warenhauskonzerns. „Das ist brutal! Es hat den Anschein, dass die Unternehmensleitung und der Eigentümer die Corona-Krise missbrauchen, um ihre ursprünglichen Planungen von Standortschließungen und Entlassungen doch noch umzusetzen“, sagt Stefanie Nutzenberger, die im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi sitzt und dort für den Handel zuständig ist. Ende des vergangenen Jahres hatte sich die Gewerkschaft mit dem Warenhauskonzern noch auf einen Tarifvertrag geeinigt, wonach es auch für Karstadt Sports und Karstadt Feinkost eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag geben sollte. Dabei ging es um Lohnerhöhungen und Arbeitsplatzsicherheit bis 2025…“ Artikel von Jonas Jansen vom 15.05.2020 in der FAZ online externer Link
  • GALERIA Karstadt Kaufhof – ver.di kritisiert Management und Generalbevollmächtigten
    “Auf Empörung und Unverständnis stoßen die Planungen von Stellenkürzungen und Standortschließungen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bei den Beschäftigten. Der Konzern will nach aktuellen Medienberichten bundesweit bis zu 80 von über 170 Häusern schließen. Außerdem sollen bei den verbleibenden Häusern zehn Prozent der Stellen gestrichen werden. „Das ist brutal! Es hat den Anschein, dass die Unternehmensleitung und der Eigentümer die Corona-Krise missbrauchen, um ihre ursprünglichen Planungen von Standortschließungen und Entlassungen doch noch umzusetzen“, wirft Stefanie Nutzenberger, das für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied der ver.di, dem Handelskonzern vor. Konkrete Zahlen halte das Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit zurück. Noch vor Weihnachten habe der Konzern die Zukunft für das Warenhaus und damit auch eine Standort- und Beschäftigungssicherung tarifvertraglich zugesichert externer Link. „Wenige Wochen später kommt jetzt die Umkehr und ein Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten. Eine Umsetzung dieser Planung hätte verheerende Auswirkungen auf die rund 35.000 Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof und im Konzern“, so Nutzenberger. Betroffen seien unter anderem auch Beschäftigte bei Karstadt Feinkost, Karstadt Sports, der Gastronomie mit Dinea und Le Buffet sowie des Logistikbereichs. Darüber hinaus habe dies mittelfristig aber auch Auswirkungen auf zehntausende Beschäftigte in den betroffenen Innenstädten und auf die Attraktivität der Städte selbst. „Denn die Warenhäuser in den Städten sind Ankerstandorte. Sie sind der Schlüssel für Frequenz und für die Ansiedlung von weiteren Einzelhandelsbetrieben“, so Nutzenberger. Die ver.di-Tarifkommission sei mit dem Integrationstarifvertrag den richtigen Weg gegangen und habe von Anfang an darauf gedrängt, Konzepte gemeinsam mit den Betriebsräten und den Beschäftigten zu entwickeln, die die Zukunft der Standorte und der Arbeitsplätze im Mittelpunkt haben. Die Orientierung des Managements und des Generalbevollmächtigten sei dagegen die Folge einer fantasie- und verantwortungslosen Haltung in der Geschäftsleitung. „Statt die Kompetenzen der zum Teil langjährig Beschäftigten zu nutzen, um gemeinsam frühzeitig ein Konzept für die Zukunft des Warenhauses zu entwickeln, ist die Geschäftsleitung auf ein Kürzungsprogramm zulasten der Beschäftigten umgeschwenkt“, so Nutzenberger. In den kommenden Tagen wird die Arbeitnehmerseite über ihr Vorgehen beraten. Bereits jetzt kündigt ver.di eine harte Auseinandersetzung an…“ ver.di-Beitrag vom 15.0.2020 externer Link
  • ver.di zu GALERIA Karstadt Kaufhof: Die Karten auf den Tisch! Armutszeugnis: Management kündigt per Mitarbeiterbrief Filialschließungen und Arbeitsplatzverluste an
    “Zukunft der Standorte und Arbeitsplätze: Wir fordern Transparenz, eine langfristige Strategie und sichere Perspektiven! Dieses „Kunststück“ muss man erst einmal hinbekommen: In ihrem aktuellen Mitarbeiterbrief schockiert und demotiviert die Unternehmensleitung von Galeria Karstadt Kaufhof die Beschäftigten mit zu erwartenden Filialschließungen und Arbeitsplatzverlusten. Gleichzeitig werden die Angesprochenen aufgefordert, „alles dafür zu geben, um unsere Kunden von uns zu überzeugen.“ Geht´s noch? Ist es jetzt wirklich schon soweit, dass das Gespür für ein attraktives Warenhaus und sein notwendiges Fundament völlig durch den Instinkt zur profitablen Verwertung von Immobilien vernebelt ist?! (…) Statt zu motivieren und Auswege aufzuzeigen, wird über diffuse Hiobsbotschaften Angst und Schrecken verbreitet – und das zu einem Zeitpunkt, wo es gerade erst wieder losgehen soll. Das Management hat ebenso wenig wie die im Schutzschirmverfahren tätigen Insolvenzfachleute etwas Konkretes zur krisenhaften Entwicklung zu sagen und vor allem hat es keine Erfolg versprechenden Zukunftskonzepte zu bieten. Man spielt Pingpong und verweist auf die jeweils anderen, wie auch der Mitarbeiterbrief zeigt. Und gerne nimmt man die Corona-Pandemie zum Vorwand, um von der eigenen Unfähigkeit abzulenken. Es ist ein Armutszeugnis, wenn den Herrschaften wieder nichts anderes einfällt, als die Axt an die Personalkosten zu legen und mit Häuserschließungen zu drohen! (…) Gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof fordern wir von der Geschäftsführung eine Strategie, die die Existenzgrundlage des Unternehmens langfristig sichert und alle Arbeitsplätze erhält! Von einem hochbezahlten Spitzenmanagement und ebensolchen Wirtschaftsanwältinnen und -anwälten muss man etwas anderes erwarten können, als die stereotypen Worthülsen von „noch besser und noch konsequenter…“ Sie müssen den Beschäftigten Existenzsicherheit verschaffen und das Unternehmen endlich positiv aufstellen. Beides gehört untrennbar zusammen!…“ ver.di-Information für die Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof vom 12.05.2020 externer Link
  • Angeblich eine Milliarde Euro Umsatzeinbußen: Galeria Karstadt Kaufhof bereitet Mitarbeiter auf Filialschließungen vor 
    „… In einem Schreiben vom Montag bereitet die Geschäftsführung die Mitarbeiter jedenfalls auf mögliche Fililalschließungen und Jobabbau vor. Mit einem ersten Entwurf des Sanierungskonzepts sei nach dem aktuellen Stand der Dinge zwar nicht vor Ende der laufenden Woche zu rechnen, heißt es da. Der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz „haben aber bereits angedeutet, dass die vor uns liegende Sanierung weit entschlossener ausfallen muss, als wir alle uns das wünschen würden“. Sie hätten zudem klar kommuniziert, „dass es nun neben vielen anderen teilweise einschneidenden Maßnahmen leider auch zu Standortschließungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen“ müsse, um Galeria Karstadt Kaufhof nachhaltig gesund aufzubauen, so die Geschäftsführung weiter. (…) Damit zeichnet sich ab, was viele angesichts der Wahl eines Schutzschirmverfahrens bereits befürchtet hatten: Dass der Tarifvertrag, den Verdi noch im Dezember ausgehandelt hatte und der den Bestand aller Häuser bis Ende 2024 festschrieb, nicht mehr das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wurde. Bis die Beschäftigten darüber Klarheit haben, ob tatsächlich, wie von Arbeitnehmerseite befürchtet, bis zu 60 der gut 170 Häuser von der Schließung betroffen sein werden, wird es allerdings noch etwas dauern…“ Artikel von Margret Hucko und Mirjam Hecking vom 12.05.2020 im Manager Magazin online externer Link
  • Abfindungen: Hände leer, Schnauze voll. 
    Karstadt Kaufhof zahlt auch gekündigten Mitarbeitern keine Abfindung, die schon vor dem Beginn des Schutzschirmverfahrens Anspruch darauf hatten. (…) Galeria Karstadt Kaufhof wird die bereits im März rechtskräftig vereinbarten 27 000 Euro offensichtlich nicht mehr an sie auszahlen. Wäre der Vergleich nach dem 1. April geschlossen worden, wäre die Sache auch für Laien ziemlich klar. Dann wäre es einfach dumm gelaufen für Dijana Milicki. Denn sobald ein Schutzschirmverfahren eröffnet ist, muss Karstadt Kaufhof keine Abfindungen mehr zahlen. Auch von diesem Fall sind etliche ehemalige Kaufhof-Mitarbeiter betroffen. (…) Ein Unternehmenssprecher sagt dazu klipp und klar: „Abfindungen, die auf Vereinbarungen beruhen, die vor dem 1.4.2020 abgeschlossen wurden und nicht bis 31.03.2020 zur Auszahlung gekommen sind, sind sogenannte Tabellenforderungen und werden dementsprechend nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die üblichen Regelungen behandelt.“ Für Dijana Milicki ist das ziemlich bitter. Es bedeutet, dass sie am Ende nur ein bis drei Prozent der ihr zugesagten 27 000 Euro erhält. So sieht es die besagte Tabelle vor, die maßgeblich wird, wenn das Insolvenzverfahren erst einmal eröffnet ist, womit Experten voraussichtlich am oder bis zum 1. Juli rechnen. Von den 27 000 Euro blieben dann nur noch maximal 810 Euro, wahrscheinlich aber noch weniger übrig. Nach Auskunft unbeteiligter Insolvenzexperten ist das zwar hart für jeden einzelnen Betroffenen, aber rechtens. Und zwar auch dann, wenn Zahlungen eigentlich schon vor Eröffnung des Schutzschirmverfahrens fällig wurden. Betroffen davon sind neben Milicki auch Schwerbehinderte und Menschen, die bis zu 37 Jahre für Kaufhof gearbeitet und entsprechende soziale Ansprüche angesammelt haben. Und auch einige ehemalige Kaufhof-Mitarbeiter, die sich nun existenzielle Sorgen machen müssen. Wie viele Geschädigte es genau sind, sagt Karstadt Kaufhof nicht...“ Artikel von Michael Kläsgen vom 10. April 2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Nach Antrag auf Schutzschirmverfahren: Benko will Karstadt Kaufhof weiter unterstützen 
    Der Eigentümer der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die Signa-Gruppe von René Benko, will den angeschlagene Konzern auch im anstehenden Schutzschirmverfahren weiter unterstützen. Wie Capital aus Unternehmenskreisen erfuhr, stellt der österreichische Immobilieninvestor kurzfristig 140 Mio. Euro frisches Kapital zur Verfügung. Darüber hinaus habe Benko heute in einer Sitzung des Aufsichtsrates angekündigt, am Fortbestand des Unternehmens festzuhalten. Der Investor sei auch bereit, in Zukunft weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen, heißt es in Unternehmenskreisen weiter. Die Warenhauskette hatte am Nachmittag angekündigt, wegen der massiven Umsatzausfälle infolge der Coronakrise ein Schutzschirmverfahren zu beantragen. Bis zuletzt hatte die Konzernspitze mit ihren Hausbanken um eine Lösung gerungen, um den Weg für Staatshilfe frei zu machen. Im Gespräch war ein Kredit von rund 800 Mio. Euro. Nach Informationen von Capital waren die Hausbanken des Warenhauskonzerns allerdings nicht bereit, einen Teil der Kreditrisikos zu übernehmen. Das Hilfsprogramm der Bundesregierung sieht vor, dass die Hausbanken bei Krediten der bundeseigenen KfW bis zu 20 Prozent des Ausfallrisikos tragen. Die als Konsortialführer vorgesehene Commerzbank habe allerdings „horrende Zinsen und Sicherheiten“ verlangt, sagte ein Unternehmensinsider…“ Artikel von Monika Dunkel und Thomas Steinmann vom 1. April 2020 bei capital.de externer Link, siehe auch:

    • Umsatzausfälle in der Coronakrise: Karstadt Kaufhof beantragt Schutzschirmverfahren
      Erst vor Kurzem sind die Warenhaus-Ketten Karstadt und Galeria Kaufhof fusioniert. Jetzt bedrohen die Folgen der Corona-Epidemie den angeschlagenen Konzern. Das Unternehmen hat ein sogenanntes Schutzschirm-Verfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen ist noch nicht zahlungsunfähig oder pleite. Das Schutzschirmverfahren gilt als Vorstufe der Insolvenz. Die Regeln sind aber die gleichen: Der Warenhauskonzern ist nun für drei Monate vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ohne Insolvenz anmelden zu müssen. In dieser Zeit soll der Konzern seine Finanzen ordnen können. Die Geschäftsführung lenkt derweil das Unternehmen weiter und kann versuchen, es selbst zu sanieren. Dabei wird sie von einem externen Sachwalter beraten. Ziel von Karstadt Kaufhof ist es, die aktuelle Krise zu überwinden, ohne neue Schulden anzuhäufen. Oftmals mündet ein Schutzschirmverfahren in einem regulären Insolvenzverfahren. Wie dieser Fall ausgeht, bleibt aber abzuwarten…“ Artikel von Silke Hahne vom 02.04.2020 beim Deutschlandfunk externer Link
  • Benko zwingt Beschäftigte von Galeria Karstadt/Kaufhof zur Vorkasse 
    Den Einzehandel, ausser Supermärkte, Discounter, Drogerie- und Baumärkte trifft auch die Corona Krise hart. So mussten alle Geschäfte die nicht zur lebensnotwendigen Grundversorgung gehören ihre Türen geschlossen halten. Dies betrifft alle Textil- Schuh- und andere Geschäfte aller möglichen Konsumgüter. Ob dies sinnvoll ist oder nicht, ist hier nicht das Thema. Dass die Beschäftigten hier aber mit erheblichen Konsequenzen, für ihre ohnehin spärlichen Einkommen, zu rechnen haben, dürfte ausreichend bekannt sein. Im Einzelhandel ist die Tarifbindung auf ein historisches Tief von unter 50 % gesunken und für den Fall der Kurzarbeit gibt es überhaupt keine tarifliche Regelung. So bleibt den Beschäftigten die gesetzliche Regelung in Höhe des Arbeitslosengeldes.
    Etwas Besonderes hat sich hier der Besitzer von Galeria Karstadt/Kaufhof, Benko, einfallen lassen. Er teilte in einem Brief an die liebern Mitarbeiter*innen mit, das er veranlasst hat schon das  Gehalt von März um 20 % zu kürzen, da die Geschäfte ja schon am 17. März geschlossen werden mussten und dass die Regelung zum Kurzarbeitergeld noch auf sich warten lässt. Er müsse darauf reagieren, da sonst das Unternehmen gefährdet sei. Ausserdem habe man um staatliche Unterstützung gebeten, da in jeder Woche der Schliessung 80 Millionen € Umsatz verloren gehen.
    Benko zeigt hier mal wieder sehr deutlich das die Einkommen und die Existenz „seiner lieben Mitarbeiter*innen“ nicht interessieren. Krisensituationen haben die Beschäftigten auszubaden, wie die Karstadt Beschäftigten seid 12 Jahren durch ihren Lohnverzicht wissen. Ob Benko auch auf die Mieteinnahmen aus den unternehmenseigenen Filialen verzichtet, wurde nicht berichtet. Und dass Benko das Mitbestimmungsrecht des Gesamtbetriebsrates hier grob missachtet hat, ist in dieser Angelegenheit besonders pikant, da Betriebsräte hier ein Initiativrecht haben. Durch einstweilige Anordnung könnte der Gesamtbetriebsrat versuchen, die Entscheidung von Beko zurücknehmen zu lassen. Dass er dazu nicht bereit ist, hat er in seiner lauen Erklärung zum Schreiben von Benko anklingen lassen.“ Artikel von Helmut Born vom 31.03.20 – wir danken! Die darin agesprochenen Dokumente liegen der Redaktion vor
  • Benko hat es geschafft – Neuer „Sanierungstarifvertrag“ für Karstadt/Kaufhof 
    Kurz vor Weihnachten gab es eine „schöne“ Bescherung für die Beschäftigten der Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt. Die Verhandlungskommissionen von ver.di und der Unternehmensleitung des neuen Warenhauskonzerns einigten sich auf einen neuen „Sanierungstarifvertag“ mit 5jähriger Laufzeit, der jetzt „Überleitungs- und Integrationstarifvertrag“ genannt wird. So konnte erreicht werden, das zum 1. Januar 2020, der endgültigen Fusion der beiden Unternehmen, für die Beschäftigten beider Unternehmen gleich schlechte Einkommensverhältnisse bestehen. Der bisherige Sanierungstarifvertrag für die Karstadt Beschäftigten trat damit außer Kraft, der erst 2021 auslaufen sollte. Dafür gilt nun der neue Tarifvertrag bis Ende 2024. Aufgrund der Kündigung der Tarifbindung durch Benko wurden die Beschäftigten des Kaufhof noch nach den Tarifverträgen des Einzelhandels, Stand Anfang 2019, bezahlt. Das heißt, dass Sie momentan „lediglich“ auf die 3 % ige Tariferhöhung aus 2019 verzichten mussten. (…) Es ist eine ganze Palette von Vereinbarungen, die so auch nirgendwo in Flächentarifverträgen festgeschrieben sind. Dabei bleibt abzuwarten, ob und wie die Vereinbarungen im Einzelnen umgesetzt werden. (…) In großen Teilen der Presse wird diese Vereinbarung als Sieg für die Sozialpartnerschaft gewertet. Die Tarifparteien hätten es mal wieder verstanden in einer schwierigen Situation eine Regelung zu finden mit der beide Seiten Leben könnten. Da bleibt erst einmal festzuhalten, dass zu all erst die Beschäftigten die Zeche bezahlen müssen. (…) Benko wollte noch mehr – und ver.di keinen Kampf für Tarifbindung…“ Artikel von Helmut Born vom 12.1.20 externer Link – wir danken!
  • Abschluss Galeria Kaufhof Karstadt: Fünf Jahre Lohnverlust – Sanierungstarifvertrag schreibt Lohnverzicht bis Ende 2024 fest 
    Als die Kolleg*innen zum Warnstreik am 12. und 13. Dezember, also mitten im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft, gerufen wurden, hatten sie sicher mit vielem gerechnet: Möglicherweise ein Nachgeben der Geschäftsführung gegenüber der Rückkehr in den Flächentarif des Einzelhandels und wenn nicht, dann ein Streik zu Weihnachten. Für viele dürfte es eine böse Bescherung gewesen sein, als am 20.12. verkündet wurde, dass sie in Zukunft gerade auf das Weihnachtsgeld verzichten müssen. Mit Spannung wurde das Ablaufen der Frist erwartet. Am 20. Dezember hieß es plötzlich, dass es nicht nur ein Verhandlungsergebnis, sondern gar einen (Sanierungs-)Tarifvertrag gäbe. Die ausgehandelten Bedingungen wurden den Kolleg*innen nicht zur Abstimmung vorgelegt. Das erinnert sehr an die Runde des Flächentarifs im Sommer 2019, als die Ergebnisse meilenweit von den Forderungen entfernt waren. Nach einigen örtlich begrenzten Warnstreiks, wurde das Ergebnis in einem Bundesland nach dem anderen übernommen und die Kampfkraft blieb ungenutzt. Hier wurde der Abschluss sogar in der Presse verkündet, bevor die Tarifkommissionen überhaupt darüber beraten und abstimmen konnte. Eine Abstimmung unter der Mitgliedschaft oder breitere Beratungen waren auch hier nicht vorgesehen. Nicht wenige dürften sich ungläubig die Augen gerieben haben, angesichts dessen, was hier „für sie“ verhandelt wurde. Zwar bekommen die Kolleg*innen bei Karstadt Sports und in den Warenhäusern 10,47 Prozent mehr Gehalt (was keine Erhöhung, sondern ein Ausgleich zum vorherigen Absenkungstarif war). Dafür müssen aber alle Beschäftigten, inklusive Kaufhof, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Somit stehen nicht nur die 10,47 Prozent lediglich auf dem Papier, sondern es wurde noch ein handfester Lohnverlust bei Kaufhof ausgehandelt. Dies wurde für Standortsicherung und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2024 zugestanden. Dass Unternehmen tausend Wege finden, diese Regelungen zu umgehen und Stellenabbau auf andere Weise betreiben, spüren Beschäftigte ständig am eigenen Leib. Die Rückkehr in die Fläche soll ab 1.1.2025 geschehen, bis dahin bleibt es bei 97 Prozent des Flächentarifs, also dem Verzicht, den die Kolleg*innen bei Kaufhof ohnehin schon Jahren üben. Die zukünftigen Erhöhungen des Flächentarifvertrags sollen automatisch an die gut 25.000 Beschäftigten weitergegeben werden. Insgesamt sind ihnen somit nicht nur fünf Jahre lang die Hände gebunden, für sich selbst bessere Ergebnisse zu erkämpfen, sondern sie können nicht einmal ihr Gewicht in die gemeinsame Tarifrunde in der Fläche werfen, um bessere Ergebnisse zu erkämpfen. Angesichts dieses Abschlusses wirkt die Vorteilsregelung für ver.di-Mitglieder wie blanker Hohn: 270 Euro Einkaufsgutschein pro Jahr als Gegenleistung für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Das wird nicht ausreichen, die Leute vom Nutzen einer Gewerkschaft zu überzeugen und vom Austritt abzuhalten. (…) Um sich richtig für den Kampf zu rüsten, hätte es eine breite branchen- und gewerkschaftsübergreifende Solidaritätskampagne geben müssen und dann hätte das Druckmittel Weihnachtsgeschäft schon nach wenigen Tagen zum Einknicken bei der Geschäftsleitung geführt. Von außen kann nur gemutmaßt werden, welches Regime im Fachbereich Handel bei ver.di herrscht. Nicht nur, dass Kompromisse oder gar Niederlagen bei Abschlüssen als große Erfolge der Verhandlungsführung gefeiert werden. Kritische Stimmen sind unerwünscht – wir erinnern uns an die Abmahnung gegenüber dem Sekretär Damiano Quinto wegen eines Facebook-Posts, der den Abschluss im Einzelhandel im Sommer kritisch beleuchtet. Trotzdem wurde Stefanie Nutzensberger erneut auf dem Bundeskongress zur Fachbereichsleiterin gewählt – mit dem schlechtesten Ergebnis von allen. Tarifverhandlungen werden als Chef(innen)sache hinter verschlossenen Türen geführt und die Ergebnisse werden denen, die sie betreffen nicht zur Diskussion und Entscheidung vorgelegt. Es stellt sich die Frage, ob die Verantwortlichen im Fachbereich nicht viel mehr an ihren guten Beziehungen zur Gegenseite interessiert sind, als daran, die Interessen der Beschäftigten zu vertreten. Daran knüpft sich die Frage an, ob sie die richtigen Personen an den richtigen Stellen sind, die das Richtige vertreten…“ Kommentar von René Arnsburg vom 27. Dezember 2019 bei Sol – Sozialistische Organisation Solidarität externer Link
  • Tariflösung für Kaufhof und Karstadt: Rückkehr in die Flächentarifverträge ab Januar 2025 – ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld, aber Einkaufsgutscheine ver.di-Mitglieder!? 
    “Für die rund 25.600 Beschäftigten in den Warenhäusern Kaufhof und Karstadt sowie Karstadt Sports und Karstadt Feinkost hat sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Arbeitgebern auf eine Tariflösung verständigt. Für Kaufhof und Karstadt Warenhaus, die im Januar 2020 verschmolzen werden, wurde ein Tarifvertrag vereinbart. Für Karstadt Sports und Karstadt Feinkost wurden verbindliche Eckpunktepapiere vereinbart, die eine verbindliche Rückkehr zum Flächentarifvertrag fest vereinbaren. „Wir haben für die nächsten fünf Jahre eine umfassende Standort- und Beschäftigungssicherung vereinbart sowie die verbindliche und vollständige Rückkehr in die Flächentarifverträge des Einzelhandels ab Januar 2025“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger nach Abschluss der Verhandlungen. Darüber hinaus wird es für die Beschäftigten von Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports im nächsten Jahr eine Tarifsteigerung von mindestens 10,47 Prozent geben. Erreicht wurden auch Regelungen zur Begrenzung der Fremdvergabe der Verkaufsflächen, zur Mindestbesetzung in den Filialen sowie eine verbindliche Verpflichtung zum Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“. „Das ist angesichts der Personalknappheit und gesundheitlichen Belastungen für die Beschäftigten ein extrem wichtiger Punkt“, so Nutzenberger. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage der Unternehmen enthält der Abschluss leider auch schmerzhafte Punkte. Eingriffe in die monatlichen Entgelte wird es zwar nicht geben, aber die Beschäftigten von Kaufhof, Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports müssen auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. (…)Der Tarifvertrag für Kaufhof und Karstadt Warenhaus gilt für fünf Jahre (Ende Laufzeit: 31. Dezember 2024) und sieht im Detail vor…“ ver.di-Pressemitteilung vom 20.12.2019 externer Link
  • Arbeitgeber rückt plötzlich von Vereinbarungen ab – ver.di droht mit erneuten und massiven Arbeitsniederlegungen bei Kaufhof im Weihnachtsgeschäft 
    “Zum Ende eines zweitägigen Verhandlungsmara­thons über eine Tariflösung zur Sanierung von Ga­leria Karstadt Kaufhof – einschließlich der Unter­nehmensbereiche Karstadt Sports und Karstadt Feinkost – hat die Arbeitgeberseite am Morgen des 14. Dezembers einen handfesten Eklat provo­ziert. Schon in den nächsten Tagen könnte es da­her zu neuen Arbeitsniederlegungen kommen. „Wir hatten am zweiten Tag nach 19-stündigen Verhandlungen schon fast einen Tarifabschluss erreicht. Dann hat der Arbeitgeber zentrale, bereits mündlich vereinbarte Punkte wieder zur Disposition gestellt. Das ist eine unverschämte Provokation, die fast zum vollständigen Scheitern der Tarifverhandlungen geführt hat“, erklärte Verhandlungsführer Orhan Akman. Eigentlich hatten sich die Unternehmensleitung und die Gewerkschaft ver.di schon soweit angenähert, dass als Nächstes die Erarbeitung eines ge­meinsamen Eckpunktepapiers für einen Tarifvertrag zur Zukunft der Warenhäuser angestanden hätte. So gab es Zusagen der Arbeitgeberseite im Entgelt­bereich und bei der Laufzeit, die eine Einigung als greifbar nahe erscheinen ließen. (…) Diese Abkehr von den schon verabredeten Positio­nen sorgte bei der ver.di­-Verhandlungsgruppe und den vier Bundestarifkommissionen sofort für enorme Empörung. Und nicht wenige Kolleginnen und Kol­legen sprachen sich dafür aus, diese Respektlosig­keit mit dem Abbruch der Verhandlungen und so­fortigen Streiks zu beantworten. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Warenhaus-­Geschäfts­führung durch ihr unseriöses Verhalten die eigene Glaubwürdigkeit fast vollständig zerstört hat. …“ Pressemitteilung vom 15.12.2019 von und bei ver.di externer Link
  • Tarifverhandlungen für Kaufhof und Karstadt auf der Kippe – ver.di warnt Arbeitgeber vor weiteren Provokationen 
    “Die Tarifverhandlungen für Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Karstadt Feinkost sind am frühen Morgen des 14. Dezember 2019 (Samstagmorgen) ergebnislos unterbrochen worden. „Wir hatten am zweiten Tag nach 19-stündigen Verhandlungen schon fast einen Tarifabschluss erreicht. Dann hat der Arbeitgeber zentrale, bereits mündlich vereinbarte Punkte wieder zur Disposition gestellt. Das ist eine unverschämte Provokation, die fast zum vollständigen Scheitern der Tarifverhandlungen geführt hat. Die ver.di-Tarifkommissionen aller vier Unternehmen, die diesen Samstag getagt haben, fordern den Arbeitgeber auf, sein respektloses Taktieren zu beenden. Der Arbeitgeber provoziert sonst durch sein Verhalten Arbeitskampfmaßnahmen in deutlich größerem Umfang als bisher im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft, nicht nur bei Kaufhof, Karstadt Sports und Feinkost, sondern auch Solidaritätsstreiks bei Karstadt Warenhaus“, sagte Verhandlungsführer Orhan Akman. ver.di hat mit dem Arbeitgeber weitere Tarifverhandlungen für den 18. und 19. Dezember vereinbart. „Das ist die letzte Chance, um in diesem Tarifkonflikt zu einer tarifvertraglichen Lösung für die Zukunft der Beschäftigten und alle Warenhausstandorte inklusive Karstadt Sports und Karstadt Feinkost zu kommen. Alle Beschäftigten erwarten endlich eine klare Aussage und einen verbindlichen Tarifvertrag für ihre Zukunft. Der Arbeitgeber hat es in der Hand, diese Auseinandersetzung nun endlich zu beenden oder sämtliches Porzellan zu zerschlagen“, so Akman. Streiks sind auch in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen.“ ver.di-Pressemitteilung vom 15.12.2019 externer Link
  • 12. Dezember 2019: Beschäftigte von Kaufhof, Karstadt Sports und Karstadt Feinkost streiken bundesweit in 68 Filialen 
    Die Beschäftigten von Kaufhof werden heute (12. Dezember 2019) bundesweit in 68 Filialen die Arbeit niederlegen. Gestreikt wird auch in 16 Filialen von Karstadt Sports sowie rund 8 Filialen von Karstadt Feinkost. Mit den Arbeitsniederlegungen wird der Druck erhöht, um in den anstehenden Tarifverhandlungen (am 12. und 13. Dezember 2019) endlich zu einer Lösung zu kommen. „Die Beschäftigten bei Kaufhof, aber auch Karstadt, sind sauer. Sie verlangen, dass es endlich eine sichere tarifvertragliche Lösung für die Zukunft des Warenhauses und ihre Arbeitsplätze gibt und dass die kräftezehrende Hängepartie ein Ende hat“, sagte Orhan Akman, Verhandlungsführer der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Mit den Streiks unterstreichen die Beschäftigten ihre Forderungen nach einer verbindlichen Rückkehr in die Flächentarifverträge und nach Sicherheit ihrer Arbeitsplätze. „Die Beschäftigten verlangen eine verbindliche Rückkehr in den Flächentarifvertrag des Einzelhandels. Einschnitte bei den monatlichen Entgelten lehnen sie entschieden ab. Die Beschäftigten wollen zudem an der Weiterentwicklung des Zukunftskonzepts Warenhaus beteiligt werden. Und der Eigentümer muss Geld in die Hand nehmen, um in das Warenhaus zu investieren“, erklärte Akman. Wenn das Unternehmen von Beschäftigten Verzicht einfordere, müssten leitende Angestellte und das Management auch einen Beitrag zur Sanierung leisten. „Jetzt müssen Management und Eigentümer liefern“, so Akman. Die Tarifverhandlungen am 12. und 13. Dezember werden für Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Feinkost geführt. ver.di fordert eine tarifvertragliche Lösung für alle vier Unternehmenssparten mit verbindlicher Rückkehr in die Flächentarifverträge des Einzelhandels.“ ver.di-Pressemitteilung vom 12.12.2019 externer Link
  • Verdi erwägt Streiks für Tarifvertrag bei Kaufhof – ab 13. Dezember? 
    “Die Gewerkschaft Verdi will ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag für die Beschäftigten der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH womöglich mit Streiks Nachdruck verleihen. “Wir streben eine Verhandlungslösung an, schließen aber Streiks bei Kaufhof noch vor Weihnachten nicht aus”, sagte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir sind vorbereitet.” Die Verhandlungen liefen bereits seit Monaten. Eine neue Runde sei für den 12./13.Dezember geplant. Der Tarifvertrag solle letztlich für alle rund 28.000 Beschäftigten gelten, die für die bisherigen Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt sowie für Karstadt Sport und Karstadt Feinkost tätig seien. Von Karstadt war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Ohne ein neues Abkommen könnte der Sanierungstarifvertrag bei Karstadt auf das gesamte Unternehmen angewendet werden, was zu Einbußen für die Kaufhof-Mitarbeiter führen könnte…“ Meldung vom 06.12.2019 bei Reuters externer Link
  • Kaufhof und Karstadt: Tarifkommissionen formulieren Bedingungen für Aufnahme von Sanierungstarifverhandlungen 
    „„Die Tarifkommissionen stellen mehrere klare Bedingungen. An erster Stelle steht dabei die Forderung, dass der Arbeitgeber sich zur Rückkehr in den existierenden Flächentarifvertrag bekennen muss. Eine dauerhafte Absenkung nach Ablauf eines Sanierungstarifvertrags oder einen ‚Warenhaus-Tarifvertrag‘ lehnen wir ab, sagte Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel. (…) Als weitere Bedingungen fordern die Tarifkommissionen: Eine gemeinsame tarifliche Lösung, die die Unternehmenssparten Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Feinkost erfasst. Ein Eingriff in die aktuellen Vergütungen und Entgelte, allen voran bei Kaufhof, wird abgelehnt, da die Beschäftigten auf ihre aktuelle Existenzgrundlage angewiesen sind. (…) Verhandeln wollen sie zudem einen Tarifvertrag „Gute Arbeit“, mit Mindestbesetzungsquoten in den Filialen und Abteilungen. (…) Im Sanierungstarifvertrag müssen eine verbindliche Rückkehr auf das Niveau des Flächentarifvertrags und die verbindliche Übernahme der Tariferhöhungen sowie zusätzliche Anpassungsschritte geregelt werden. Das dient dazu, dass vor Abschluss eines zeitlich begrenzten Sanierungstarifvertrags festgelegt wird, wie die 100%ige Anpassung an das Niveau des Flächentarifvertrags vor Vertragsende sichergestellt wird. Für die Beschäftigten bei Karstadt Warenhaus und Sports sowie Karstadt Feinkost, die bereits seit mehreren Jahren zum Tarifverzicht gezwungen werden, muss es sofort eine deutliche Tarifsteigerung geben, damit sich der Abstand zum Flächenniveau zügig verringert. Für alle vier Unternehmenssparten fordern ver.di und die Tarifkommissionen zudem eine Standort- und Beschäftigungssicherung.“ ver.di-Pressemitteilung vom 13.08.2019 externer Link
  • Karstadt/Kaufhof: Mit Benko vom Systemwarenhaus zum Systemtarifvertrag?  
    Nach der Übernahme des Kaufhof und dem darauf folgendem Zusammenschluss mit Karstadt, durch die dem Österreichischen  Immobilienmogul Benko gehörende Signa Gruppe, wurde der Kaufhof mächtig durcheinandergewirbelt und auf das Niveau von Karstadt zurecht gestutzt. Vorausgegangen war der Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat (GBR) des Kaufhofes, in dem Benko die Akzeptierung seiner gesamten „Umbaupläne“ durch den GBR erreichen konnte. (…) Diese Vereinbarungen wurden unter massivem Druck auf den GBR, am 15. Mai diesen Jahres unterschrieben. Nur kurze Zeit später gab Benko bekannt, dass er dem alten Eigentümer des Kaufhofes, der Nordamerikanischen Hudson Bay Companie die restlichen Anteile, für ca 1 Milliarde €, abgekauft hat. Zuvor hatte Benko bekannt gegeben, dass auch der Kaufhof aus der Tarifbindung ausgestiegen ist, und nun eine o.T. (ohne Tarifbindung) Mitgliedschaft im Einzelhandelsverband hat. Bei Karstadt läuft noch ein sogenannter Sanierungstarifvertrag, der den Beschäftigten bis 2021 Einkommen unterhalb des Flächentarifvertrages zumutet. Da Benko davon spricht, dass die Sanierung des Kaufhof mehrere Jahre dauert, möchte er auch im Kaufhof einen ähnlichen Tarifvertrag wie bei Karstadt abschließen. Dagegen sprach sich die im Kaufhof gebildete Tarifkommission ebenso aus wie die Tarifkommission von Karstadt. Beide Tarifkommissionen fordern die Rückkehr in den Flächentarifvertrag, aber nicht erst 2021, sondern direkt. (…) Aber darüber lässt Benko überhaupt nicht mit sich reden. Stattdessen unterbreitete er der Ver.di Führung einen Vorschlag für einen Systemtarifvertrag. (…)  Nach seinen Vorstellungen soll solch ein Tarifvertrag eine Laufzeit bis 2025 haben und sowohl wie Kaufhof wie für Karstadt gelten. Würde er dies durchsetzen, könnten die Karstadt Beschäftigten ihre Anbindung an den Tarifvertrag 2021 vergessen. Aber offensichtlich möchte Benko auch gar nicht mehr zum Einzelhandelstarifvertrag  zurück, sondern einen speziellen Tarifvertrag für die Sparte „Warenhaus“ erreichen. (…) Nun wird sich zeigen, ob es mit der ver.di Führung eine „neue“ Sozialpartnerschaft, auch mit einem Unternehmer gibt, dem offensichtlich die Belange der Beschäftigten egal sind. Sollte es zu solch einem Systemtarifvertrag kommen und die angepeilte Lohnsenkung von ver.di akzeptiert werden, wird die Gewerkschaft mit einem erheblichen Mitgliederverlust rechnen müssen…“ Artikel von Helmut Born vom 04.08.19  – wir danken! Siehe dazu:

    • Karstadt/Kaufhof: Mit Benko vom Systemwarenhaus zum Systemtarifvertrag? 
      „… Am 6. August wurden die Tarifkommissionen, und damit ver.di, über die Vorstellungen der Unternehmensleitung unterrichtet. Sie drohte damit, wenn es zu keiner Einigung käme, die beiden Unternehmen zu fusionieren und dann würde der Karstadt Tarifvertrag auch für die Beschäftigten von Kaufhof gelten. Dies wurde von ver.di und den Mitgliedern empört zurückgewiesen. Noch gibt es die Möglichkeit mit Benko einen Anerkennungstarifvertrag abzuschließen, der die Rückkehr in die Tarifbindung bedeuten würde. Aber dafür muss gekämpft werden. Da mit solch einer Forderung auch die Friedenspflicht nicht gilt, könnte direkt in die Auseinandersetzung gegangen werden.“ Artikel von Helmut Born vom 04.08.19 in einer am 7.8. überarbeiteten und aktualisierten Fassung  – wir danken!
  • Karstadt-Kaufhof schließt Logistikstandorte – und wie darüber berichtet wird 
    Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt Logistik-Standorte und kleinere Verteilzentren – darunter in NRW den Logistik-Standort Frechen mit mehreren hundert Mitarbeitern. Wie das Unternehmen am Montag (05.08.2019) in Essen mitteilte, wurden der Interessenausgleich und der Sozialplan dazu unterzeichnet. Dadurch werde es möglich, Doppelstrukturen abzubauen und Personal sowie Sachkosten einzusparen. Neben den Logistikstandorten Frechen und Erfurt schließen Verteilzentren in Berlin, Hannover, Stuttgart und Würzburg. Karstadt hatte bereits 2018 angekündigt, die Logistik künftig zusammen mit dem Dienstleister Fiege neu aufstellen zu wollen. (…) Der Konzern will künftig neben den verbliebenen großen Logistikstandorten in Unna, Essen-Vogelheim und Köln-Porz auch viele der 180 Warenhäuser als sogenannte City Hubs für die Belieferung der Kunden über die letzte Meile nutzen und diesen Service auch anderen Unternehmen anbieten.“ Meldung vom 05.08.2019 beim WDR externer Link – siehe auch:

    • Galeria Karstadt: Kaufhof-Logistikstandorte schließen
      Sat1-NRW-Bericht vom 6.8.2019 externer Link – leider wie üblich nur über die unbefristeten KollegInnen. Nicht über die vielen Befristeten und LeiharbeiterInnen…
  • Zum Abschuss frei 
    Da haben die Interessenvertreter (Gesamtbetriebsrat) der Galeria-Kaufhof-Beschäftigten gerade erst einen Sozialplan zur Restrukturierung abgeschlossen, der den Namen »sozial« nicht verdient, und über den Interessenausgleich weitere 1.000 Beschäftigte zum »Abschuss« freigegeben, da soll jetzt an einzelnen Standorten (von insgesamt 98 bei Galeria Kaufhof) für die Rückkehr in den Flächentarifvertrag ge(warn)streikt werden. Die Geschäftsleitung schlägt sich vor Lachen auf die Schenkel, hat sich doch erst vor zwei Tagen die Signa Holding, die »Mutter« von Karstadt und Galeria Kaufhof, die restlichen 50 Prozent der Anteile von Galeria Kaufhof, die noch bei der Hudson’s Bay Company waren, einverleibt. Jetzt verfügt Signa-Patron René Benko über ein umfangreiches Portfolio an Immobilien in städtischen Eins-a-Lagen, die sich wunderbar in Büros und Wohnungen umwandeln lassen. Und die Beschäftigten? Die können dann bei einer Filale von McDonalds, Nordsee oder Douglas, die in den Immobilien eine Filiale betreiben, auf 450-Euro-Basis »anheuern«. Erkenntnis: Wenn die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen (Betriebsräte und Gewerkschaft) nicht wissen, wie der »Kapitalismus« funktioniert, und wenn statt des »Interessengegensatzes zwischen Kapital und Arbeit« die »Sozialpartnerschaft« oberste Maxime ist, dann »erlauben« die Geschäftsführer auch mal einen ergebnislosen Warnstreik, der dann aber auch eher den Charakter eines »Betriebsfests« anstelle einer Klassenauseinandersetzung hat.“ Leserbrief von Peter Balluff zum Artikel „Mitarbeiter von Karstadt und Kaufhof rufen zum Streik auf“ vom 12.06.2019 in der jungen Welt externer Link
  • Mitarbeiter laufen weg. Streiks und Fluchtbewegungen bei Galeria Karstadt Kaufhof. Kahlschlagpläne und volle Übernahme durch Benko zerstören Vertrauen 
    „… In den Jahren zuvor hatten die Angestellten der wirtschaftlich angeschlagenen Kaufhausketten Lohnsenkungen akzeptiert, damit sich die Firmen sanieren konnten. Silke Zimmer, Leiterin des Verdi-Landesfachbereichs Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführerin im Handel, begründete die Streiks in Münster vergangene Woche mit steigenden Gewinnen der Unternehmen. (…) Nach mehrmonatigen Verhandlungen hatten sich Mitte Mai Konzernvertreter und die Betriebsräte auf einen Interessenausgleich und einen Sozialplan geeinigt. Gesamtbetriebsratschef Peter Zysik hatte dem Kölner Stadtanzeiger (21. Mai) gesagt, dass zu Beginn der Verhandlungen rund 1.800 Stellen in den Filialen abgebaut werden sollten. Die Zahl habe man aber auf 1.000 senken können. Aber es werden weitere 1.000 Vollzeitstellen in der Verwaltung wegfallen, heißt es in der Zeitschrift Textilwirtschaft (23. Mai). Betroffene sollen eine Abfindung von höchstens 18 Monatsgehältern bekommen. Für die, die das Unternehmen aus freien Stücken verließen, solle die Abfindung erhöht werden. Wer bleibe, müsse demnach auf künftige Lohnerhöhungen verzichten, denn der Tarifvertrag solle nicht mehr gelten. Offenbar wollen inzwischen mehr Mitarbeiter das Unternehmen auf freiwilliger Basis verlassen, als Stellen abgebaut werden sollen. Der Grund dafür sei ein »massiver Vertrauensverlust« in das Management, so Zysik laut Westdeutschem Rundfunk. Die Mitarbeiter könnten nicht erkennen, wie die Kaufhäuser wieder auf die Erfolgsspur zurückgebracht werden sollen.“ Artikel von Bernd Müller in der jungen Welt vom 13.06.2019 externer Link
  • Signa gewinnt volle Kontrolle über Galeria Karstadt Kaufhof 
    René Benko ist endgültig am Ziel: Mit seiner Signa-Gruppe übernimmt er die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof komplett. Die glücklosen Kanadier Hudson’s Bay ziehen sich weitgehend aus Europa zurück. (…) Wie am Montagnachmittag bekanntgegeben wurde, haben sich die Signa-Gruppe und die Hudson’s Bay Company (HBC) darauf verständigt, dass die Österreicher nun auch die 49,99 Prozent der noch bei den Kanadiern liegenden Geschäftsanteile an dem operativen Gemeinschaftsunternehmen übernehmen. (…) Die Verträge zu dem Deal wurden eigenen Angaben zufolge schon unterschreiben. Mit dem Vollzug der Transaktion wird für diesen Herbst gerechnet. Allerdings müssen noch die zuständigen Kartellbehörden zustimmen. Das Management arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, die beiden Warenhausunternehmen Karstadt und Kaufhof zusammenzuführen. Ziel ist, bis zum Jahr 2020/21 den Großteil der Synergien zu heben und dann profitabel zu arbeiten…“ Artikel von Brigitte Koch und Christine Scharrenbroch vom 10.06.2019 bei der FAZ online externer Link – siehe dazu:

    • ver.di-Streikaufruf bei Karstadt und Kaufhof in München und anderen Städten
      Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Karstadt und Kaufhof in München für morgen zum Streik aufgerufen. Wie ver.di mitteilte, fordern die Beschäftigten von Karstadt Tariferhöhungen ab 2021 nach Auslaufen des Zukunftstarifvertrags, die von Kaufhof die Rückkehr zum Flächentarifvertrag. Zuvor hatten auch schon die Beschäftigten in anderen Städten wie Würzburg, Kassel und Hamburg die Arbeit niedergelegt. Die Angestellten der wirtschaftlich angeschlagenen Kaufhausketten hatten Lohnsenkungen akzeptiert, damit die Firmen sich sanieren können. Am Montag hatte die Investmentgesellschaft Signa von Rene Benko angekündigt, sämtliche Anteile an den vor gut einem halben Jahr fusionierten Warenhausketten zu übernehmen…“ Agenturmeldung vom 11.6.2918 beim ORF externer Link (bei ver.di bislang nix gefunden) – siehe das Video:

      • DA HILFT NUR STREIKEN!
        Video bei youtube externer Link (3Min) vom Streik der beiden Kaufhof-Belegschaften und der von H&M in Heidelberg am letzten Samstag, 8.6.19
    • Karstadt und Kaufhof: Benko ist am Ziel seiner Träume
      Lange hat der österreichische Unternehmer auf die deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet – jetzt ist sie ihm in den Schoß gefallen. Für die Mitarbeiter ist das keine gute Nachricht. (…) Dem „Partner“, also der kanadischen Hudson’s Bay Company, geht es so schlecht, dass das Management jetzt auch noch den zweiten Teil an Benko verkaufen muss, um den es vor sieben Monaten noch so zäh verhandelte. Das Management in Kanada verkündete ungeachtet der Misere, dass der Verkauf an Benko ein „Meilenstein“ sei. Mit diesem verlogenen Stil waren sie dreieinhalb Jahre lang in Deutschland unterwegs gewesen. Das deutsche Abenteuer der Kanadier hätte nun krachender kaum enden können. Benko kann das mehr als recht sein. Er ist am Ziel seiner Träume angelangt. Lange Jahre hat er auf die sogenannte deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet, am Ende ist sie ihm mehr oder minder in den Schoß gefallen. Nun gut, eine Milliarde Euro muss er auch für die zweite Hälfte zahlen, wovon natürlich fast alles auf die Immobilien entfällt. Und natürlich liegt hierin fast ausschließlich sein Interesse. (…) Fanderl wird Kaufhof mit genauso harter Hand sanieren wie zuvor Karstadt. Das bedeutet leider massiven Stellenabbau über eine längere Zeit. Die vollständige Übernahme der Holding durch Benko wird das noch beschleunigen, denn nun gibt es keine Störfeuer mehr aus Kanada. Fanderl kann also durchregieren (…) Wenn die Gewerkschaften angesichts der Übernahme nun vielerorts zu Warnstreiks aufrufen, hat das zwar seine Berechtigung: Es geht um die Bewahrung von Tariflöhnen. Aber die Solidarität der Kunden kann man leicht überschätzen. Die Beschäftigten und Fanderls Management befinden sich in einer Zwickmühle. So wie es derzeit aussieht, hat das Warenhaus kaum eine Zukunft, aber wenn man die Sache trotzdem anpacken will, wird es zu einer fast aussichtslosen Mission, wenn auch noch die Mitarbeiter frustriert sind…“ Kommentar von Michael Kläsgen vom 11. Juni 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • [Meinung der Beschäftigten] Ausverkauf ohne uns – Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof 
    „Aus zwei mach’ eins hieß es am 11. September 2018 für die Kaufhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof, beschlossen von ihren Eigentümern, der österreichischen Signa-Holding und der kanadischen Hudson’s Bay Company. Im Januar kündigte die neue Leitung an, dass Galeria Kaufhof aus der Tarifbindung geht und 2.600 Vollzeitstellen – viele davon in der Kölner Verwaltung – abbauen wird. Wegen des hohen Teilzeitanteils verlieren an die 5.000 Menschen ihre Arbeit. Karstadt hat diese Rosskur bereits hinter sich. Das sind die nackten Zahlen. Doch wie geht es den Mitarbeiter*innen in den beiden traditionsreichen Kaufhausketten angesichts neuerlicher massiver Veränderungen, die auch mit materiellen Verlusten einhergehen? ver.di publik hat mit drei Beschäftigten über diese Entwicklungen gesprochen. Zu ihrem Schutz haben wir die Namen verändert und nennen nicht ihren exakten Arbeitsort…“ Daraus eine besonders interessante Reaktion: „Andrea Gruber ist wütend – auch immer noch auf die Metro. „Die haben schon im Jahr 2000 einen Teil der Filialen an ein türkisches Unternehmen verkauft, das zwei Jahre später pleite war. Für die betroffenen Beschäftigten gab es keinen Sozialplan, keine Abfindungen – nichts.“Auch beim Verkauf 2015 an HBC sei es der Metro nur ums Geld gegangen, nicht um die Mitarbeiter*innen. „Nach dem Zusammengehen mit Karstadt wäre es an der Zeit, auf uns zu hören.“ Die Verkäufer*innen wüssten, woran es in den Abteilungen fehle. Um die Lage bei Kaufhof zu verbessern, sei mehr und nicht weniger Personal erforderlich. „Vorsprung durch Service“ nennt Andrea Gruber die Beratungskompetenz der Verkäufer*innen und ärgert sich über die Geschäftsleitung, die sich mit Amazon-Abholstationen die Konkurrenz in die eigenen Häuser hole. „Wir könnten das Ruder zusammen mit den Karstadt-Kolleginnen herumreißen. Aber das funktioniert nur, wenn man uns lässt.“ Bericht von Gudrun Giese aus ver.di publik 2/2019 externer Link
  • Fusion Kaufhof/Karstadt: Benko zieht blank 
    Ende Januar gab der Vorstand des fusionierten Warenhauskonzerns Karstadt/Kaufhof die Pläne für die beiden Unternehmen bekannt. Dabei wurde deutlich, dass es beim Kaufhof zu einem erheblichen Arbeitsplatzabbau und ziemlich weitgehenden Änderungen der Arbeitsabläufe kommen soll. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass eine OT-Mitgliedschaft (Ohne Tarifbindung) im Einzelhandelsverband (HDE) angestrebt wird. Mit der Gewerkschaft Ver.di soll ein Sanierungstarifvertrag ausgehandelt werden, der zu einem Abbau der Einkommen und zu Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen führen soll. (…) Der dickste Brocken ist die angekündigte weitgehende Schließung der Kaufhof-Hauptverwaltung in Köln. Bis auf einen kleinen Rest, der in ein Lager verlagert werden soll, soll die Steuerung des Unternehmens aus der Karstadt-Zentrale in Essen heraus geleistet werden. Dies führt zu einem Arbeitsplatzabbau von etwa 1000 Vollzeitkräften, real werden es eher mehr sein, weil es auch in der Hauptverwaltung viele Teilzeitbeschäftigte gibt. In den rund 100 Kaufhof-Filialen sollen 1600 Vollzeitstellen abgebaut werden. Auch hier werden jedoch erheblich mehr Beschäftigte betroffen sein, da es im Verkauf viel mehr Teilzeitbeschäftigte als in der Hauptverwaltung gibt. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten liegt hier oftmals bei 60 Prozent oder darüber. Hier können also mehr als 3000 Beschäftigte vom Personalabbau betroffen sein. Auch die Maßnahmen zum Umbau der Arbeitsorganisation haben es in sich. So soll es eine weitgehende Trennung der Funktionen geben, was u.a. zu einer Dequalifizierung und Abgruppierung der Beschäftigten führen wird. Die Verkäuferinnen und Verkäufer sollen jeweils nur noch für die Kasse, für das Auffüllen der Ware oder für die Bedienung zuständig sein. Die Arbeit wird also erheblich monotomer werden. Es wird eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit angestrebt sowie ein Abbau der Hierarchien. Das wird sicher sowohl die Geschäftsleitungen wie auch die Abteilungsleiter treffen. (…) All diese Maßnahmen bedeuten einen frontalen Angriff auf die Rechte und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Sie bringen auch eine weitgehende Einschränkung der Rechte der Betriebsräte und würden, wenn dies alles ohne nennenswerten Widerstand hingenommen würde, zu einer massiven Schwächung der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen führen. Deswegen ist es wichtig, dass die Betriebsräte und Ver.di sich eindeutig positionieren. Hierbei muss vor allem das Geschäftsmodell von Benko angegriffen werden, das ja eine Trennung von Immobilien und Einzelhandel vorsieht. Die Ausgliederung der Filialen in Eigenbesitz in eine eigenständige Immobiliengesellschaft führt zu einer Verlagerung der Profite vom Einzelhandel in die Immobiliengesellschaft. Zu fordern ist aber, dass die Gewinne bei den Immobilien, die ja durch die Mieteinnahmen der Filialen entstehen, offengelegt und der Gesellschaft gutgeschrieben werden. Gegen Personal- und Lohnabbau muss konsequent angegangen werden. Hier dient Karstadt als warnendes Beispiel. (…) Es kommt nun darauf an, gegen dieses knallharte Vorgehen eine Strategie zu entwickeln. Dabei darf es keinen Kuhhandel «Sanierungstarifvertrag gegen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen» geben. Es gilt, gegen Personalabbau und Einkommensverluste eindeutig Stellung zu beziehen. Dabei sollte nicht vergessen werden, die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. Die Kunden der beiden Warenhäuser können ein Lied über die fehlende Beratung und die schlechte Personalbesetzung singen und wissen, dass die Einkommen der Einzelhandelsbeschäftigten zu gering sind. Man könnte sich ein Beispiel am Kampf der Pflegekräfte in den Krankenhäusern nehmen. Unter dem Titel «Mehr von uns ist besser für alle» haben sie es geschafft, große Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen. Ver.di steht in diesem Kampf vor der Herausforderung, in Unternehmen mit wenig kampferfahrenen oder kämpferischen Belegschaften, die für sie sicher nicht einfach sind, einen Kampf gegen einen hart auftretenden Unternehmer zu führen. Würde Ver.di dem Konflikt jedoch ausweichen wollen, würde das die Gewerkschaft sicher in eine ziemlich schlechte Position in dem Unternehmen treiben. Die Diskussion um einen Kompromiss für einen neuen Sanierungstarifvertrag ist da mehr als schädlich…“ Artikel von Helmut Born in der Soz Nr. 03/2019 externer Link, siehe auch:

    • Kaufhof kürzt die Löhne. Das Management will nach der Fusion mit Karstadt rund 2600 Stellen abbauen und aus dem Flächentarifvertrag aussteigen.
      Die Ziele sind ehrgeizig. Kaufhof-Chef Stephan Fanderl will schon im Geschäftsjahr 2019/2020 mit der angeschlagenen Warenhauskette wieder Gewinne einfahren. Die neue Periode beginnt am 1. Oktober. Er hat also gut ein halbes Jahr Zeit, um die Voraussetzungen für Profite zu schaffen. Am Mittwoch wurden die Beschäftigen in bundesweit 96 Betriebsversammlungen über die Pläne des Managements unterrichtet. Kern des Konzepts ist eine massive Senkung der Personal-Aufwendungen. Dazu soll die Belegschaft mit rund 32 000 Beschäftigten um rechnerisch 2600 Vollzeitstellen verkleinert werden. Außerdem sind Lohnkürzungen und der Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag geplant…“ Artikel von Frank-Thomas Wenzelvon vom 28.02.19 bei der FR online externer Link
  • Fusion mit Karstadt: Bei Galeria Kaufhof gehen 2600 Jobs verloren 
    Der neue Eigentümer will bei Galeria Kaufhof 2600 Stellen streichen und aus der Tarifbindung aussteigen. Der Konzern legt auch seine Pläne zu den Filialen offen. Bei der kriselnden Kaufhauskette Kaufhof sollen im Zuge der Fusion mit dem Rivalen Karstadt rund 2600 Stellen abgebaut werden. Das kündigte Karstadt in Essen an. Damit ist etwa jede fünfte Stelle betroffen. Wegen der hohen Teilzeitquote seien damit die Jobs von 4000 bis 5000 Mitarbeitern bedroht, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. Rund tausend Vollzeitstellen sollen auf der Führungsebene und in der Verwaltung wegfallen, weitere 1600 Vollzeitstellen in den Filialen, teilte der Konzern mit. (…) Der Konzern will die wichtigsten Führungs- und Verwaltungsstrukturen beider Warenhäuser künftig in der bisherigen Karstadt-Zentrale in Essen bündeln. Am Standort Köln, bisher der Sitz der Kaufhof-Zentrale, soll ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung und E-Commerce aufgebaut werden. Außerdem soll von hier aus das Gastronomie- und Lebensmittelgeschäft gesteuert werden. Sanierungsbedingte Filialschließungen soll es zunächst nicht geben…“ Meldung vom 25.01.2019 beim Spiegel online externer Link, siehe dazu ver.di:

    • Kaufhof-Karstadt: Schlechter Start der neuen Konzernholding – ver.di fordert ein tragfähiges Zukunftskonzept mit Tarifbindung, Beschäftigungs- und Standortsicherung
      Die heute (25. Januar) bekannt gewordenen Sanierungspläne der neuen Kaufhof-Karstadt-Warenhausholding sind aus Sicht der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) untragbar. „Das ist ein schlechter Start für die neue Warenhausholding: Ein Sanierungsplan ohne Einbeziehung des Betriebsrates und die Ankündigung des Ausstiegs aus der Tarifbindung – das lehnen wir ab und werden um die Arbeitsplätze kämpfen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Dass die Unternehmensleitung derart tiefe Einschnitte plant und nach Medienberichten tausende von Arbeitsplätzen abbauen will, sei nicht hinnehmbar. „Wir lassen keine Sanierung zu, die ein Gesundstoßen des Konzerns allein auf dem Rücken der Beschäftigten vorsieht“, so die bei ver.di für den Handel zuständige Gewerkschafterin. Was völlig fehle, sei ein tragfähiges Zukunftskonzept. „Wo sind die Vorschläge, wie es in Zukunft weitergeht? Wie viel und wo soll investiert werden? Welchen Beitrag leistet das Management? Nichts davon wird angepackt. Stattdessen wird ein Ausstieg aus der Tarifbindung angekündigt. Dem wird die Arbeitnehmerseite nicht zustimmen“, so Nutzenberger. Die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt würden sich zeitnah treffen und über Aktivitäten beraten…“ ver.di-Pressemitteilung vom 25.01.2019 externer Link
  • Karstadt-Kaufhof nach der Zustimmung des Bundekartellamtes: ver.di und Gesamtbetriebsräte fordern Beteiligung an Zukunftskonzepten 
    “Nach der Zustimmung des Bundekartellamtes zum Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gefordert, die Beschäftigten, Betriebsräte und ihre Gewerkschaft an der Zukunftsplanung zu beteiligen. (…) Die Gewerkschaft werde die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt zusammenholen, um über weitere Schritte zu beraten. Dabei hätten Standort- und Beschäftigungssicherung sowie die Anwendung der Flächentarifverträge hohe Priorität. Für die Tarifbindung an den Flächentarifvertrag wollen sich auch die Gesamtbetriebsräte von Karstadt und Kaufhof einsetzen. „Wir werden uns nicht gegeneinander ausspielen lassen“, hieß es. Jürgen Ettl, Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender bei Karstadt, fordert den Eigentümer und das Management auf, alles für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Existenzgrundlage aller Beschäftigten und ihrer Familien zu tun: (…) Vor einem deutlichen Turnaround dürfe es keine Belastungen des Betriebsergebnisses durch Mieterhöhungen oder ähnliche Eingriffe der Eigner geben. „Es muss jetzt darum gehen, die Unternehmen erfolgreich aufzustellen und nicht allein auf ‚Optimierung durch Restrukturierung‘ zu setzen. Wir brauchen Investitionen in Arbeitsplätze statt permanentem Personalabbau. Ein wichtiger Schritt dazu ist das Weiterbestehen der beiden Warenhäuser in einer Holding“, erklärte die Gewerkschafterin.“ Pressemitteilung von ver.di vom 09.11.2018 externer Link
  • Fusion von Karstadt/Kaufhof  –  Weitere Konzentration im Einzelhandel 
    „… In einem von ver.di verbreitetem Flugblatt, dass kurz nach Bekanntgabe der Fusion erschienen ist, wird an die „Soziale Verantwortung“ der Eigentümer, Signa und HBC, appelliert und gefordert, dass beide Unternehmen eigenständig bleiben und beide Gesamtbetriebsräte erhalten bleiben sollen. Es wird eine breite Beteiligung der Beschäftigten und Betriebsräte an der Neuausrichtung der beiden Unternehmen eingefordert sowie eine Standort- und Beschäftigungssicherung. Zu guter letzt wird eine Tarifbindung für beide Unternehmen eingefordert. Ob damit allerdings die geltenden Tarifverträge des Einzelhandels gemeint sind und damit diese auch bei Karstadt gelten sollen, ist nicht so richtig klar. Es müsste klar sein, dass sowohl bei Karstadt wie bei Kaufhof diese wieder/weiter zu gelten haben. Wer 1 Milliarde € für solch eine Fusion hat, kann auch locker die nicht gerade üppigen Gehälter der Beschäftigten bezahlen. Im übrigen sollte ver.di sich die Appelle an die „Soziale Verantwortung“ der Unternehmer sparen, die auch in der Vergangenheit bewiesen haben, das bei ihnen die Profitmacherei über allem steht. (…) Wenn es eine erfolgreiche Durchsetzung der Forderungen geben soll, braucht es auch hier eine Änderung der Haltung – mit Co Managment sind keine Erfolge zu erzielen. Für kämpferische Kolleg*innen ist hier eine bedeutende Aufgabe. Erfolgreich kann nur mit einer klaren Haltung gekämpft werden, die sich auch in den Forderungen ausdrücken müssen. Diese liegen klar auf der Hand:     Schluss mit dem Sanierungstarifvertrag bei Karstadt, vollständige Anwendung der Tarifverträge des Einzelhandels  in beiden Unternehmen. Eine Standort- und Beschäftigungssicherung muss auch den Kampf gegen schleichenden Personalabbau beinhalten – deswegen Kampf um jeden Arbeitsplatz.Artikel von Helmut Born aus der SoZ vom Oktober 2018  – wir danken!
  • Karstadt kauft ein. Fusion mit Kaufhof kostet 7.000 Arbeitsplätze 
    Für die Beschäftigten bedeutet dies nichts Gutes. Unmittelbar nach bekannt werden der Fusion beider Warenhausgiganten befürchten die Gesamtbetriebsräte der Warenhäuser einen weiteren Kahlschlag in der dann neuen Warenhaus AG. „Kosten kann man überall sparen. Beim Personal, der Logistik, dem Einkauf und bei den Hauptverwaltungen“ ist von dort zu hören. Auf der Strecke bleibt nach neusten Insiderberichten nicht nur die Hauptverwaltung des bisherigen Karstadt Konzerns in Essen. Regiert werden soll zukünftig von der Kölner Kaufhof Zentrale aus. Gefährdet sind die Löhne und Gehälter der Kaufhof Kolleginnen und Kollegen schon seit fast einem Jahr. Seit November versucht HBC aus dem Flächentarifvertrag auszutreten. Anscheinend, wie sich jetzt herausstellt, um den Verkaufspreis zu erhöhen. Es ist zu erwarten, dass der neue Besitzer, ähnlich wie bei Karstadt, einen Haustarifvertrag durchsetzt. Seit vielen Jahren verzichten die noch rund 18.000 Beschäftigten von Karstadt auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie andere Sozialleistungen. Neben den Lohnkürzungen und der Tarifflucht sehen die Kaufhof Gesamtbetriebsräte 6.000 der 20.000 Arbeitsplätze gefährdet. „Mehr als verharmlosende Informationen gibt es nicht aus Köln. Die Sozialpartnerschaft kannst du knicken“, so ein Betriebsrat aus Norddeutschland…“ Artikel von Herbert Schedlbauer aus der uz Nr. 38 vom 21.09.2018  – wir danken!
  • Es geht um die Immobilien 
    Bitte jetzt nicht weinen, weil die Signa Holding des Österreichers René Benko mit Karstadt nun Galeria Kaufhof »frisst« (neudeutsch auch Joint-venture genannt). Am Niedergang der einstiegen »Konsumtempel« Karstadt und Galeria Kaufhof sind nicht ausschließlich die Onlineshops um Amazon und Zalando verantwortlich, sondern vieles ist selbstverschuldet. Waren Mitte der 80er Jahre im Schnitt noch 400 Vollzeitkräfte in den Kauf- und Warenhäusern beschäftigt, die in der Zeit von neun Uhr bis 18.30 alle Artikel von »A« wie Anzüge bis »Z« wie Zubehör verkauft haben, so werden heute maximal noch 100 Teilzeitkräfte oder Aushilfen beschäftigt, die in der Zeit von 9.30 Uhr nis 20 Uhr zu 75 Prozent Konfektion, darüber hinaus etwas Schmuck und Parfüm verkaufen. Lebensmittelabteilung weg (oder verpachtet an einen Discounter), Funk- und Fernsehen weg, Bücher weg, Autozubehör weg, Restaurant weg (oder verpachtet an einen Billiganbieter) … Alles, was früher einmal einen »Konsumtempel« für die ganze Familie ausgemacht hat, ist zu einer »Ramschbude« in Sachen Konfektion verkommen. Und nachdem das Seysche Theorem, nämlich »Das Angebot bestimmt die Nachfrage«, noch seinen Einzug in den Warenhäusern gehalten hat, ist auch der Umsatz rapide rückläufig. Bei Karstadt, in der Ära Berggruen, gab’s nur englische Mode, bei Galeria Kaufhof gibt’s jetzt kanadisch/amerikanische Mode, geliefert über Zuteilungen durch die Zentrale, ein Einfluss durch die jeweilige Filiale ist ausgeschlossen. Es herrscht die Meinung, dass der Kunde/die Kundin wohl kaufen (müssen), weil’s sonst nichts anderes gibt. Irrtum! Der finanzkräftige Kunde deckt sich im Fachhandel ein, der weniger finanzkräftige Kunde bei KiK, Takko oder im Internet.
    Gut, der Verbund bringt Einkaufsmacht. Aber darum geht’s Herrn Benko nicht. Er will die Immobilien verwerten. Da sich der größte Teil der Filialen seit Jahren in einem »Investionsstau» befindet, wird die Signa Holding nicht nur einen Tropfen Öl in den Antrieb der Rolltreppe geben oder die Klimaanlage entstauben, sondern lukrative Häuser werden entkernt und von Grund auf neu aufgebaut. Zukünftig besteht das Warenhaus im Erdgeschoss aus einer Einkaufspassage mit kleinen Geschäften, Restaurants und Fitness Studio, im 1. Stock werden Büroflächen vermietet und im 2. und 3. Stock wird’s hochpreisige Mietwohnungen geben (siehe dazu auch den ehemaligen Karstadt in der Stuttgarter Fußgängerzone).
    Und die Beschäftigten? Geschätzt werden 5.000 Arbeitsstellen abgebaut, auf 1.000 mehr oder weniger kommt’s dabei auch nicht mehr an. Karstadt hat ja in den zurückliegenden Jahren ohne großes »Getöse« der Arbeitnehmervertretungen schon mehrere tausend Stellen abgebaut, und da wird das doch auch bei Galeria Kaufhof funktionieren … Das ist zwar bedauerlich, aber wer in den letzten 15 Jahren nicht erkannt hat, wohin der Weg geht, und sich etwas anderes gesucht hat, dem ist jetzt auch nicht mehr zu helfen
    …“ Leserbrief von Peter Balluff externer Link zum Artikel „Elefantenhochzeit: Schlechte Partie für Beschäftigte“ vom 12.09.2018 in der „Jungen Welt“
  • Was kürzlich mit Air Berlin passierte, geschieht jetzt mit Kaufhof 
    Ein Unternehmen, das den Kapitaleignern nicht genug Gewinn bringt, wird zum Schnäppchenpreis verscherbelt. Ein Viertel der Arbeitsplätze werden eingestampft. Die restlichen Angestellten werden nur zu Billigkonditionen vom neuen Eigentümer übernommen. Da es sich hier um einen Deal zwischen zwei Kapitaleignern handelt, haben die Gewerkschaften keinen Einfluss und kein Mitspracherecht.
    In der „Deutschen Warenhaus Holding“ verbinden sich ein Blinder mit dem Lahmen. Der Österreicher René Benko, der Karstadt erst im Jahr 2014 nach der Pleite übernommen hatte, und seither nur in einem einzigen Geschäftsjahr schwarze Zahlen erreicht hatte, kauft für wenig Geld die Mehrheitsanteile am Kaufhof, übernimmt die ganze Macht und stellt das Management für den neuen Konzern.
    Der Alteigentümer von Kaufhof, das kanadische Konsortium HBC behält aber den Großteil der Kronjuwelen: Kaufhof-Immobilien im Wert von 2,6 Mrd Euro, die weiter von HBC mit überhöhten Mieten gemolken werden können.
    Ein Bankenkonsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg hat den schmutzigen Deal mit sanftem Druck eingefädelt, weil die LBBW, die Helaba, die HSH und andere Banken sonst fast 2 Milliarden an Altkredite sowohl an HBC wie an René Benko als verloren abschreiben müssten.
    Die Banken hoffen auf einen Jahresumsatz des neuen Konzerns von 5 Milliarden Euro. Diese Zielvorgabe liegt sogar über dem aktuellen summierten Umsatz der beiden Konzerne. Auch daran lässt sich erkennen, dass die Eltern dieses Deals Schreckhans und Krisengrete heißen, und dass die Strampelhöschen des Kindes mit der heißen Nadel gestrickt sind
    .“ Kommentar von Wal Buchenberg vom 6.9.2018
  • Kaufhof und Karstadt: Beschäftigte nicht in die Planungen einbezogen 
    „Mit Kritik an den Eigentümern von Karstadt und Galeria Kaufhof hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf nicht bestätigte Medienberichte über angebliche Einzelheiten der Übernahmegespräche reagiert. „Die Beschäftigten von Galeria Kaufhof und Karstadt sowie ihre Gewerkschaft ver.di erwarten, dass sie jetzt unverzüglich von den Eigentümern über die Planungen eines möglichen Zusammengehens der beiden Unternehmen informiert und in die Planungen einbezogen werden“, sagte das für den Handel zuständige ver.di Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sowohl die Gewerkschaft wie auch die Betriebsräte beider Unternehmen seien bisher über die Zukunft der Beschäftigten im Unklaren gelassen worden. „Wer Geld für solch eine Transaktion hat, muss auch Geld für die Beschäftigten haben“, sagte Nutzenberger. „Hier geht es um die Zukunft von 20.000 Beschäftigten und ihre Familien. Ein Warenhaus, dass auf Lohndumping aufgebaut werden soll, wird keine Zukunft haben“. Eine wichtige Zukunftsinvestition wäre die schnelle Rückführung der Karstadt-Beschäftigten in den Flächentarifvertrag. Nutzenberger: „Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie die Tarifbindung für Kaufhof und für Karstadt sind keine unerfüllbaren Forderungen“. Die Handelskette HBC (Galeria Kaufhof) und die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko (Karstadt) müssten ihrer sozialen Verantwortung nachkommen. ver.di spreche sich gegen eine Verschmelzung der beiden Unternehmen aus. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Galeria Kaufhof, Uwe Hoepfl erklärte: „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftigten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5.000 Stellen gestrichen werden sollen“. Kaufhof habe bereits im letzten Jahr fast 1.300 Stellen gestrichen. „Wie wollen wir eine sichere Zukunft für das Unternehmen planen, wenn es immer weniger Menschen auf der Verkaufsfläche gibt“, so Hoepfl. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl erklärte: „Es geht hier um Menschen. Wir erwarten, dass man mit unseren Kolleginnen und Kollegen verantwortlich umgeht.“ An Medien-Spekulationen würde sich der Betriebsrat nicht beteiligen.“ Pressemitteilung von ver.di vom 06.09.2018 externer Link
  • Karstadt übernimmt Kaufhof – Tausende Arbeitsplätze sollen wegfallen 
    „Karstadt und Kaufhof, die letzten großen Warenhauskonzerne Deutschlands, legen ihre Geschäfte zusammen. Die Banken haben einer Fusion der beiden Unternehmen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zugestimmt. Damit ist nach monatelangen Verhandlungen der Weg für einen Zusammenschluss der Kaufhaus-Ketten frei. Karstadt-Eigentümer Signa soll die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Insider gehen davon aus, dass der Fusionsvertrag zwischen Signa und der Kaufhof-Mutter, der kanadischen Hudson’s Bay Company (HBC), bis zum 15. September unterzeichnet wird. Wegen der desolaten Finanzsituation bei Kaufhof und HBC sollen beim Kölner Warenhauskonzern etwa 5000 der insgesamt knapp 20 000 Arbeitsplätze wegfallen. Eine Jobgarantie gibt es nicht, stattdessen sollen Sozialpläne erstellt werden. Auf die verbleibenden Mitarbeiter kommt ein Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen zu…“ Artikel von Michael Kläsgen in der Südeutschen Zeitung online vom 06.09.2018 externer Link
  • Realer Horror. Tarifflucht von real = Generalprobe für ver.di – und Kaufhof-Karstadt als Zugabe? 
    express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und GewerkschaftsarbeitIm April hatten wir über den Schachzug von Metro berichtet, durch Tarifflucht in eine Konzerntochter die »Wettbewerbsfähigkeit« gegenüber Konkurrenten wieder herzustellen. Angesichts der Sprachverwirrungen bis in höchste Regierungskreise ist derzeit zwar weltweit nicht ganz klar, wieviel Wahrheit auch in Versprechungen, pardon Versprechern steckt. Aber die Meldung der Wirtschaftswoche vom 12. Juli, dass ver.di dagegen für den 13./14. Juli zu Streiks für »wettbewerbsfähige Personalkosten« aufruft, halten wir dann doch für Wunschdenken der WiWo-Redaktion – oder sollte es sich um eine neue, ausgefeilte Kampfstrategie des Bundesfachbereichsvorstands handeln? Lange war unklar, ob es, wie von Aktiven im Fachbereich Handel gefordert, vor den Sommerferien noch zu Protesten, gar Streiks der Beschäftigten kommen würde. Am Ende fanden diese zeitgleich zum Aktionstag »Freitag, der 13.« statt, zu dem die »Aktion Arbeitsunrecht« regelmäßig ein be­sonders skandalöses Unternehmen küren lässt und öffentlich an den Pranger stellt. Unter dem Motto »Der Horror ist real« trat z.B. »der wahre Martin« von der »wirklichen SPD« auf, es gab ein »Endspiel für die real-Beschäftigten« gegen das Management, real-Punk gegen Metro-Jazz u.v.m. Ob dies die Generalprobe für eine Verbindung von ver.di, Beschäftigten, KundInnen und Engagierten in sozialen Bewegungen war?...“ Siehe den Artikel von Anton Kobel , erschienen in express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit: Ausgabe 7/2018
  • Karstadt/ Kaufhof: ver.di fordert Sicherheit für Beschäftigte durch Tarifverträge
    Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), äußert sich zu Karstadt/Kaufhof wie folgt: „Die Beschäftigten sind durch die Meldungen in der Presse verunsichert und machen sich Sorgen. Wir fordern deshalb die Eigentümer auf, umfassend zum Sachstand zu informieren. Die Beschäftigten müssen bei einer möglichen Fusion der Unternehmen im Mittelpunkt stehen, einen wirksamen Schutz gibt es nur durch Tarifvertrag. Beschäftigungssicherung, Standortsicherung – nicht nur im Hinblick auf Doppelstandorte – und die Tarifbindung sind für ver.di und die Beschäftigten von größter Bedeutung.““ ver.di-Pressemitteilung vom 05.07.2018 externer Link

Siehe dazu auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134206
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