[Petition und Digitalisierungstarifvertrag] H&M: Massenentlassungen statt sozialer Dialog

Dossier

[Petition] H&M: Massenentlassungen statt sozialer DialogDie ver.di-Bundestarifkommission bei H&M hat eine öffentliche Petition gegen Entlassungen und Filialschließungen, für einen Digitalisierungstarifvertrag und nachhaltige Beschäftigungssicherung gestartet (…) Ohne dass im Vorfeld mit der Gewerkschaft der Beschäftigten gesprochen wurde, verteilt H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann gut einen Monat vor Weihnachten ein unchristliches „Weihnachtsgeschenk“: Mindestens 800 Beschäftigte verlieren ihren Job und darüber hinaus folgen weitere Filialschließungen. Davon betroffen sind zum größten Teil Frauen, da die Beschäftigung im Einzelhandel immer noch weiblich dominiert ist. (…) H&M verweigert sich bislang jeglicher Verhandlung mit ver.di. Deshalb wenden wir uns als Bundestarifkommission – das ist das zuständige Verhandlungsgremium der in ver.di organisierten Beschäftigten – an die Öffentlichkeit…“ Meldung vom 6. Dezember 2020 bei ver.di bei H&M externer Link zur Petition bei openpetiton externer Link – siehe auch:

  • Digitalisierungstarifvertrag bei H&M und das politische Mandat der Gewerkschaften: Ein neues Kapitel Tarifgeschichte New
    „Nach sechs Monaten und 14 Verhandlungsrunden haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Modekette Hennes & Mauritz (H&M) im Oktober 2022 für 14.300 Beschäftigte in Deutschland einen Digitalisierungs­tarifvertrag vereinbart. »Digitalisierung in deiner Hand« steht auf den ver.di-Buttons, die Beschäftigte während des Tarifkonflikts getragen haben. Eine klare politische Forderung, die Nutzung digitaler Technik nicht den Kapitalinteressen zu überlassen! Direkt über dem Slogan erhebt sich eine nach oben gestreckte Faust, die Leiterbahnen umfasst, wie sie zum Beispiel auf RFID-Chips zu finden sind. Mit dem Einsatz solcher Chips begann die Digitalisierung des Modehandels … Als aktive Gewerkschafter*innen betrachten wir die Tarifpolitik und das politische Mandat der Gewerkschaften als zwei Seiten ein und derselben Medaille. Dass sich die Lohnabhängigen zusammenschließen, ist nicht nur ein gewerkschaftliches, sondern auch ein politisches Ziel, gerade angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen. Die solidarische Einheit der lohnabhängig Beschäftigten ist der Kern gewerkschaftlichen Handelns und zugleich politische Notwendigkeit, vor allem jetzt bei einer Inflationsrate von über zehn Prozent und zeitgleich stagnierenden Löhnen. Die Forderung nach fairer, tariflich-gebundener Bezahlung leuchtet ein. (…) Die Voraussetzung für das Aufstellen neuer Tarifforderungen bei H&M bestand darin, dass sich die Beschäftigten des Modehandels über Betriebs-, Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg zu ihren Erfahrungen mit der Digitalisierung austauschen konnten. Am Anfang stand 2016 der gewerkschaftliche Arbeitskreis Junge Mode. Mitglieder sind die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden (GBR) eines neuen vertikalen Textileinzelhandels, der dadurch gekennzeichnet ist, die meist in Billiglohnländern produzierte Mode in selbst geführten Läden zu vertreiben. Geleitet wird der Arbeitskreis vom ver.di-Unternehmensbetreuer für Zara, Esprit, H&M und Primark. In diesem Arbeitskreis teilen die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Zara und Esprit ab 2016 ihre ersten Erfahrungen mit den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von H&M – beide Unternehmen sind damals Vorreiter der Digitalisierung. Durch sie konnten die Betriebsräte von H&M gleichsam einen Blick in die Zukunft »ihres« Unternehmens werfen…“ Umfangreicher Artikel von Cosimo-Damiano Quinto und Orhan Akman in Sozialismus 12-2022 externer Link
  • Nach 14 Verhandlungsrunden zwischen ver.di und H&M: Beschäftigte setzen ersten Digitalisierungstarifvertrag im Handel durch 
    Nach sechs Monaten und 14 Verhandlungsrunden haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Modekette Hennes & Mauritz (H&M) einen Digitalisierungstarifvertrag für die bundesweit 14.300 Beschäftigten vereinbart. „Das ist ein großer Erfolg! Denn dies ist der allererste Digitalisierungstarifvertrag im Handel“, so ver.di-Verhandlungsführer Cosimo-Damiano Quinto. Zentrales Element darin ist die Beteiligung der Beschäftigten an der Gestaltung der Digitalisierung. „Die digitale Technik muss im Interesse der Beschäftigten gestaltbar sein. Durch den Tarifvertrag werden dafür die Beteiligungsrechte des Gesamtbetriebsrates erweitert und ein Digitalisierungsbeirat gegründet, der aus Vertreter*innen von ver.di und H&M besteht und eigene Vorschläge sowie Vorschläge der Belegschaft zur Gestaltung des Zukunftskonzepts einbringen kann“, sagte Quinto nach der Einigung. Darüber hinaus werden die Beschäftigten ab Anfang 2023 in ausgewählten Digitalisierungs-Testfilialen besonders beteiligt, um die menschengerechte Gestaltung der neuen Arbeitsweisen zu beurteilen und Anforderungen an die Weiterentwicklung zu stellen. Ein besonderer Kündigungs- und Abgruppierungsschutz soll die Filialbeschäftigten im Zuge des Digitalisierungsprozesses absichern. „Denn der persönliche Kundenkontakt in den Stores bleibt wichtig. Deshalb soll die Kund*innenberatung durch eine tarifliche Qualifizierungsoffensive gestärkt werden. So sollen die Beschäftigten auch vor einer möglichen Dequalifizierung geschützt werden. Zudem soll Leiharbeit nicht dazu genutzt werden, festangestellte Beschäftigte zu ersetzen, sondern nur noch als Ausnahme und vorübergehend, um Personallücken zu füllen und Bedarfsspitzen abzudecken“, so Verhandlungsführer Quinto. Wörtlich heißt es im Digitalisierungsvertrag: „Die Tarifvertragsparteien sind sich darüber einig, dass die Digitalisierung, die Qualifizierung der Beschäftigten sowie die Beratung durch qualifizierte Beschäftigte eine Chance dafür ist, den stationären Handel im Rahmen der Omnichannel-Strategie zu erhalten und zu stärken“. Schließlich sieht der Digitalisierungstarifvertrag bis zu sechs zusätzliche tarifliche, halbjährliche Sonderzahlungen für alle Mitarbeitenden in den Stores vor. Dabei ist die Gewährung im zweiten und dritten Jahr von der Umsatzentwicklung abhängig. Bei einer Beschäftigung mit einer Wochenarbeitszeit von bis zu 20 Stunden gibt es zweimal 250 Euro brutto Sonderzahlung im Jahr, bei 21 bis 30 Wochenstunden zweimal 400 Euro brutto und ab 31 Wochenstunden zweimal 450 Euro im Jahr. Die Laufzeit des Digitalisierungstarifvertrags beträgt 36 Monate.“ ver.di-Pressemitteilung vom 14.10.2022 externer Link
  • „Unverfroren familienfeindliche Politik“: H&M schafft feste Schichten ab – insbesondere junge Mütter sollen am Wochenende und am späten Nachmittag arbeiten 
    H&M will den Schicht-Dienst in Deutschland weitgehend abschaffen – und die Mitarbeiter vor allem zu Stoßzeiten am späten Nachmittag und am Wochenende „flexibel“ arbeiten lassen. Leidtragende der Maßnahme sind junge Mütter. Interne H&M-Dokumente belegen, dass die Konzernführung die Mitarbeiterinnen direkt nach der Elternzeit in die Wochenend- und Nachmittagsschichten schicken will – im Zweifel über Zwang durch Versetzung. Verdi verurteilt das Sparprogramm als „familienfeindlich“ und wirft H&M vor, die schwerwiegenden Versäumnisse der Konzernführung auf dem Rücken der Mitarbeiter auszubaden. (…) Dieses Sparprogramm sei nun so gut wie abgeschlossen, schreibt die Geschäftsführung in einer internen Mitteilung. In mehr als 100 Stores hätten Angestellte die Angebote von H&M akzeptiert, statt der 800 werden nun „lediglich“ 600 Stellen gestrichen. Offizielles Ziel nun von H&M: „Abbau von Vertragsstunden“. (…) H&M zielt wie beim ersten Sparprogramm wieder explizit auf junge Mütter ab. So heißt es wörtlich in einem Abschnitt der Unterlagen, in denen es darum geht, wie die festen in flexible Arbeitsschichten umgewandelt werden sollen: „Vorbeugung einer festen Vertragsstruktur, z.B bei der Rückkehr aus Elternzeit durch festgelegte Teilzeit-Arbeitszeitmodelle“, und weiter: „Entzerrung Vertragsstruktur durch Versetzung Teilzeit-Mitarbeiters“. Im Klartext heißt das: Wenn Mitarbeiter aus der Elternzeit zurückkehren, sollen sie nach dem Willen von H&M nicht wieder in das planbare Schichtsystem zurückkehren, sondern gleich in die Schichten am Wochenende und am späten Nachmittag versetzt werden. Im Zweifel soll dies durch eine Versetzung des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin passieren. (…) Es sind aber nicht nur die Arbeitszeiten, es geht auch im Urlaub und Pausen. In dem internen H&M Dokument ist die Rede von einem „langfristigen, an den Peakzeiten des Einzelhandel orientiertem Urlaubsplan“. Rechtlich darf H&M seinen Mitarbeitern nicht verbieten, in der Weihnachtszeit, der angesprochenen „Peakzeit“ im Jahr, Urlaub zu nehmen. So etwas kann allerdings durchaus durch internen Druck erzwungen werden.  Aus den Stoßzeiten am Wochenende und an den späten Nachmittagen unter der Woche würden sich „klare Rückschlüsse auf Besetzung und Pausenplanung ziehen“, heißt es weiter in dem Dokument…“ Artikel von Philip Kaleta vom 5. Mai 2021 bei businessinsider.de externer Link
  • H&M droht in interner Mitarbeiter-Mail: „Betriebsbedingte Kündigung ist der nächste Schritt“
    H&M will 800 Stellen in Deutschland abbauen. Dafür hat der Moderiese ein so genanntes Freiwilligenprogramm aufgelegt – das sich vor allem an  junge Mütter, „langzeitkranke Mitarbeiter“ aber auch „Schwerbehinderte“ richtet. Interne Emails, die Business Insider vorliegen, zeigen nun, wie der Moderiese den Druck auf die Belegschaft aufbaut. Wenn die Mitarbeiter das bescheidene Abfindungsprogramm nicht annehmen, drohen betriebsbedingte Kündigungen. (…) Das „Freiwilligenprogramm“ scheint so freiwillig aber nicht zu sein. Interne Emails, die Business Insider vorliegen, zeigen, wie der Konzern den Druck auf die Belegschaft erhöht, das Programm anzunehmen. „Sollte über dieses Angebot nicht ausreichend Kolleg*innen erreicht werden, ist die betriebsbedingte Kündigung der nächste Schritt“, schreibt die Konzernführung jetzt an die Belegschaft. Im Klartext: Der Konzern droht seinen Mitarbeitern offen das Freiwilligenprogramm anzunehmen, andernfalls könnten sie gefeuert werden. 2.500 Euro Brutto als Abfindung für „Schwerbehinderte“: Der „Spiegel“ berichtete am Samstag, dass die geplante Abfindung für unter 60-Jährige ein Brutto-Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr beträgt. Eltern würden nach Informationen des Nachrichtenmagazins für jedes unterhaltsberechtigte Kind zusätzlich 1.000 Euro, Schwerbehinderte 2.500 Euro bekommen. Hinzu kommen Ausgleichszahlungen, wenn Angestellte vor Ende der Kündigungsfrist ausscheiden. Durch das Sparprogramm bei H&M sollen rund 92.000 Vertragsstunden in 116 Zweigstellen eingespart werden. Auf Anfrage des „Spiegel“ teilt das Unternehmen mit, das rund ein Viertel aller Geschäfte in Deutschland betroffen sei. Mitarbeiter haben demnach bis zum 7. Februar Zeit, sich bei ihrer Filialleitung zu melden, um das Freiwilligenprogramm anzunehmen. Zahlreiche Mitarbeiter und Betriebsräte haben Business Insider bereits vor Tagen berichtet, dass die Konzernführung enormen Druck auf sie ausübe, das Programm anzunehmen. Laut ihren Aussagen könne von Freiwilligkeit keine Rede sein…“ Artikel von Philip Kaleta vom 1.2.2021 beim Business Insider externer Link
  • H&M soll Mobbing unter Mitarbeitern befeuern: „Der Hass und die Verachtung taten weh“
    “… Schon seit Jahren gibt es immer wieder Mobbingvorwürfe gegen den Modekonzern H&M. Betriebsräte klagen über gezielte Hetze. Dahinter stecken offenbar keine Einzelfälle, sondern systematisches Mobbing. Das legt eine aktuelle „Spiegel„-Recherche [im Abo] nahe. Demnach sei die Hetze unter Kollegen Teil einer „perfiden Personalpolitik“, sagt der Gesamtbetriebsrat. Saskia Stock, Chefin der Arbeitnehmervertretung, erklärte dem Nachrichtenportal, dass der Konzern eng an ein Wertekonzept geknüpft sei, das auf einem starken Wir-Gefühl beruhe. In der Arbeitsforschung heißt das „Vergemeinschaftung“. Stock sagt: „Wer sich an die Gruppenregeln anpasst, kann sich wie in einer Familie fühlen. Doch wer die Regeln infrage stellt, kann rasch zum Gruppenfeind erklärt werden.“ Das beobachtete auch die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung. Sie schrieb schon 2006: „Indem kein Personalpuffer organisiert wird und sich Krankheit, Qualitätsmängel etc. direkt auf die Arbeitslast auswirken, sollen sich Beschäftigte gegenseitig unter Druck setzen“, hieß es laut „Spiegel“ in der damaligen Analyse zum Thema „Vergemeinschaftung“ bei H&M. Und weiter: „Nicht mehr Vorgesetzte erscheinen als Verursacher des Leistungsdrucks, sondern MitarbeiterInnen selbst.“ (…) Schlimmer wurde es, als sie sich für Wahl eines neuen Betriebsrats aufstellen ließ. Der Filialleiter soll daraufhin nach Angaben von Aylin G. drei Mitarbeiterinnen zu sich ins Büro gerufen haben. Kurz darauf hätten die begonnen, G. anzugehen. „Deinetwegen wird die Filiale hier schließen“, habe ihr eine vorgeworfen. „Du bist keine von uns“, eine andere. Die dritte habe offen gedroht: „Du wirst noch sehen, was du davon hast.“ Nach der Wahl zur Betriebsrätin sei Aylin G. immer weiter ausgegrenzt worden. Niemand habe mehr mit ihr gesprochen, ihre Handynummer sei von den anderen Mitarbeitern blockiert worden, sie sprachen über sie auf einer anderen Sprache. „Der Hass und die Verachtung taten weh“, fasst sie zusammen. Und sie hätte Angst bekommen, fühlte sich „zum Abschluss freigegeben“. Sie fürchtete, dass ihr jemand nach der Arbeit auflauere, erklärte sie. (…) Auch Gesamtbetriebsrätin Stock hält die Ausführungen für glaubwürdig. Sie intervenierte auch im Fall Aylin G. „Das sind typische Muster, wie wir sie in vielen anderen Filialen kennen“…“ Beitrag vom 02.02.2021 beim Focus online externer Link
  • H&M kennt keine Gnade: Modekonzern entlässt in Deutschland 800 Mitarbeiter. Alleinerziehende und Schwerbehinderte sind die ersten Opfer 
    “… Um den Profit zu steigern, hat H & M ein »Freiwilligenprogramm« aufgelegt, das vor allem an Beschäftigte adressiert ist, die nicht zu umsatzstarken Zeiten in den Filialen arbeiten können. »Das heißt: H & M will insbesondere Beschäftigte mit Kindern oder schwerbehinderte Kolleginnen und Kollegen loswerden, die auf sozial- und gesundheitsverträgliche Arbeitszeiten angewiesen sind«, schreibt Verdi in einem aktuellen Flugblatt an die Mitarbeiter. Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft lehnt das sogenannte Freiwilligenprogramm dezidiert ab, aber H & M möchte ohnehin Verdi umgehen und den Arbeitsplatzabbau mit Betriebsräten vereinbaren. Wie wenig »freiwillig« dieses Arbeitsplatzabbaupapier tatsächlich ist, hatte Business Insider am Donnerstag berichtet. Dort wird eine H-&-M-Betriebsrätin aus Süddeutschland mit der Aussage zitiert, dass die »Mitarbeiterinnen (…) direkt in den Filialen unter Druck gesetzt« würden, Aufhebungsverträge zu unterschreiben. Das Augenmerk liege dabei auf Alleinerziehenden und Schwerbehinderten, die weder spät abends noch am Wochenende arbeiten könnten. »Das, was H & M macht, ist kein Freiwilligenprogramm«, so die Betriebsrätin. (…) Verdi bietet zeitnah Tarifverhandlungen im Februar an. Nur auf der Grundlage eines Tarifvertrages zur Digitalisierung würden die Belegschaften am Wandlungsprozess bei H & M beteiligt, schrieb Quinto an die Kolleginnen und Kollegen. Ohne eine »tarifvertragliche Gestaltung des digitalen Wandels« würden am Ende weitere Massenentlassungen dem »Freiwilligenprogramm« folgen.“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 30.01.2021 externer Link
  • Mutter sein: Für H&M ein Kündigungsgrund
    “… Intern wurden seit Bekanntgabe der Hiobsbotschaft Versprechen, Ermunterungen und Hoffnungen gemacht. Demnach brauchen sich Mütter, vor allem Alleinerziehende, keineswegs Sorgen machen, denn diese schneiden bei einem Sozialplan ja gut ab. H&M’s (A)Sozialplan behauptet, ihr Schicksal sei gesichert, denn welcher Sozialplan würde einer Mutter die Lebensgrundlage unter den Füßen wegziehen? Sorgen hingegen, sollen sich die eher jungen, ledigen Mitarbeiter:innen. Diese haben angeblich nicht allzu viel zu verlieren und schneiden bei dem Sozialplan im Endeffekt schlechter ab. Alles Lügen, wie jetzt bekannt wurde. Laut Business Insider externer Link sieht das Freiwilligenprogramm nämlich vor, ganz gezielt Mitarbeiter:innen in Elternzeit loswerden zu wollen, also hauptsächlich junge Mütter. Vorerst bietet jedoch der Kündigungsschutz einen schützenden Schild zwischen Mutter und H&M, bis die Elternzeit ausläuft. (…) Mütter beziehungsweise Eltern, Schwangere und Kinder sind für H&M geschäftsschädigend – es sei denn, sie kaufen dort ein. H&M ist frauenfeindlich. Sie schützen weder die Mütter in den Geschäften, noch schützen sie die Mütter, die die „feministischen“ T-Shirts in den Produktionsstätten nähen.“ Beitrag von Margo Rosa vom 28.01.2021 Klasse gegen Klasse externer Link
  • Inside H&M: „Wir haben Angst um unsere Arbeit“ – Modekonzern streicht 800 Stellen, viele junge Mütter betroffen
    Der drittgrößte Modekonzern der Welt sah bis vor Kurzem die größten Wachstumspotentiale in der aggressiven, internationalen Expansion seiner Filialnetze. Die Konzernführung hat diese Strategie nun aufgegeben. H&M setzt aufs Digitale, stärkt deswegen seinen Onlineshop und will neueste Technologie in den Stores einführen. Das Unternehmen baut im Zuge dessen hunderte Stellen ab. Die Leidtragenden sind dabei auch junge Mitarbeiterinnen mit Kindern. (…) Für die Mitarbeiter in Deutschland bedeutet das: Angst um ihren Job – denn H&M will in Deutschland mindestens 800 Stellen abbauen. Ingesamt hat der Konzern in Deutschland nach Informationen von Business Insider seit der Kehrtwende ins Digitale 2018 bereits rund 3.000 Stellen abgebaut. Business Insider hat mit zahlreichen H&M-Mitarbeitern gesprochen. Ihre Sorgen sind groß – und teilweise berechtigt. (…) Nach Informationen von Business Insider will H&M vorrangig Personal einsparen in Filialen, die zu wenig Umsatz erwirtschaften. In diesen betroffenen Filialen will man vor allem Mitarbeiter verabschieden, die nicht an den umsatzstarken Abendzeiten sowie an Samstagen arbeiten können. (…) Mitarbeiterinnen in Elternzeit auf der Abfindungsliste: Business Insider liegt der ausformulierte Vorschlag der H&M-Geschäftsführung für das Freiwilligenprogramm vor. Darin erwähnt die Geschäftsführung explizit Mitarbeiter, die sich noch in Elternzeit befinden, als prädestinierte Gruppe für das Programm. Diese Mitarbeiter sind zwar durch die Elternzeit vor Kündigung geschützt, einmal zurück am Arbeitsplatz können sie aber gekündigt werden. Das Pikante hierbei: Die meisten Mitarbeiter, die sich bei H&M in Elternzeit befinden, sind nach Informationen von Business Insider junge Mütter. Der Konzern, der in der Öffentlichkeit mit zahlreichen Werbekampagnen gegen Diskriminierung wirbt, gibt nun ausgerechnet jungen Frauen mit Kindern den Wink, dass man gerne ohne sie weitermachen würde…“ Artikel von Philip Kaleta vom 26.1. 2021 beim Business Insider externer Link
  • Kein »freiwilliger« Abbau von sozialen Standards bei H&M! Tarifkommission sagt Nein zu solchen »Freiwilligenprogrammen«
    Unmittelbar vor der ersten Adventwoche konntest du es überall in den Medien lesen – die Deutsche Presseagentur meldete: Bei der Modekette H&M stehen in Deutschland Hunderte von Stellen auf der Kippe. H&M Deutschland befinde sich »derzeit im Dialog mit den zuständigen Mitbestimmungsgremien über den Abbau von rund 800 Arbeitsplätzen«, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Auch weitere Schließungen von Filialen seien nicht ausgeschlossen. Die Einzelhandelsbranche befinde sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und des veränderten Verhaltens der Verbraucher in einem tiefgreifenden Wandel, hieß es zur Begründung. Die Corona-Pandemie habe dies noch weiter beschleunigt. H&M habe »die notwendigen schrittweisen Maßnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ergriffen«. Das Unternehmen hoffe auf eine rasche Einigung mit den Betriebsräten. Wie diese Einigung mit den Betriebsräten aussehen soll, zeigt sich jetzt: H&M will ein so genanntes »Freiwilligenprogramm« zum  Personalabbau abschließen. WEN ES ZUERST TREFFEN SOLL… Ein Blick in die von H&M vorgelegten Entwürfe zu einer »Freiwilligenvereinbarung« zeigt, an wen sich das »großzügige Angebot« richtet, das Unternehmen zu verlassen: An die Beschäftigten, die nicht an den umsatzstarken Tages- bzw. Abendzeiten sowie an der größtmöglichen Anzahl von Samstagen arbeiten. Das heißt: H&M will insbesondere Beschäftigte mit Kindern oder schwer behinderte Kolleg*innen loswerden, die auf sozial- und gesundheitsverträgliche Arbeitszeiten angewiesen sind. Und das alles unter dem Deckmantel von »Digitalisierung« und »verändertem Kundenverhalten«. DEINE BUNDESTARIFKOMMISSION SAGT DESHALB NEIN ZU SOLCHEN »FREIWILLIGENPROGRAMMEN«! Das »Freiwilligenprogramm«, das H&M mit den Betriebsräten abzuschließen hofft, baut soziale Standards ab. Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft insbesondere junge Frauen. Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern werden mittelbar diskriminiert, wenn sie nur deshalb H&M verlassen sollen, weil sie auf familienfreundliche Arbeitszeiten angewiesen sind…“ Meldung vom Januar 2021 bei ver.di Handel externer Link
  • H&M verschenkt zu Weihnachten Kündigungen 
    H&M wirbt mit Slogans wie „Wir sind uns im Herzen nah – trotz 1.50 m Abstand“ oder „Gemeinsam schaffen wir das“. Nun wollen sie bis zu 800 Stellen abbauen. Dazu zwingen die Kolleg:innen in eine  groteske Job-Lotterie um ihre Zukunft. Bericht einer Kollegin. (…) Für mich als Mitarbeiterin klingt das verlogen. Am 19. November wurde nämlich bekannt gegeben, dass H&M bis zu 800 Stellen in Deutschland abbauen wird externer Link. (…) Mir wurde zudem sofort versichert, dass ich mir bezüglich des Stellenabbaus keine Sorgen machen solle, es betreffe nur die Festkräfte. Anders als die Festkräfte arbeite ich auf flexibler Stundenbasis, was für mich Nachteile und für H&M Vorteile hat. Denn laut Vertrag stehen mir wöchentlich nur 10 Arbeitsstunden zu, was bedeutet, dass meine wöchentliche Arbeitszeit zwischen 10 und 40 Stunden schwanken kann. Flexibel nennt H&M das. Auf diese vertragliche Festlegung greift H&M dann in besonders umsatzschwachen Zeiten, wie beispielsweise aktuell, zurück. Grund genug also für H&M nun mehr flexible Verträge zu schaffen und bewusst Stellen, wie die der Festkräfte, abzubauen, die eine solch absurde geringe Stundenfestlegung nicht erfüllen. (…) Wie geht es nun weiter? In den kommenden Wochen werden den Mitarbeiter:innen der betroffenen Filialen ein sogenanntes Freiwilligenprogramm vorgestellt. Dieses Programm bietet die Option freiwillig das Unternehmen zu verlassen. Belohnt wird das dann mit einer Abfindung, die individuell ermittelt wird. Wenn sich niemand bis zu der vom Programm festgelegten Deadline freiwillig aufopfert, wird es besonders ungemütlich. Dann wird nämlich ein Sozialplan erstellt. Dafür werden Anwälte und Wirtschaftsprüfer anrücken und alle Betroffenen unter die Lupe nehmen. Es werden Punkte vergeben, die aussagen sollen wie schlecht es den Betroffenen ohne den Job bei H&M gehen würde. Das Alter, der Beziehungsstatus und die Anzahl der Kinder spielen dabei beispielsweise eine Rolle. Letzten Endes werden diejenigen, die am wenigsten Punkten erreichen konnten, gekündigt. Das heißt logischerweise nicht, dass es diesen Personen besser gehen würde, nur eben laut Punktesystem am wenigsten schlecht. Blöd nur, wenn beispielsweise im Extremfall alle Betroffenen einer Filiale mittelalt und alleinerziehend sind. Ist die Entscheidung gefallen, erhalten die Gekündigten aber keine Abfindung. Also alle die nicht freiwillig ihren existenzabhängigen Job zu Coronazeiten aufgeben wollen, müssen damit rechnen ohne Abfindung gekündigt zu werden. Der Stellenabbau ist durch und durch skandalös. …“ Beitrag von Margo Rosa vom 20.12.2020 bei Klasse gegen Klasse externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=184054
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