„Team Wallraff“ undercover bei Amazon: „Druck war immer da, das habe ich permanent gespürt”

Streik bei Amazon am Prime Day (15. Juli 2019)Mitarbeitende trauen sich nicht, zum Arzt zu gehen – und werden auf Schritt und Tritt überwacht: Immer wieder stehen die Arbeitsbedingungen beim Online-Händler Amazon in der Kritik. Ein Investigativ-Team hat durchleuchtet, wie es Amazon-Mitarbeitern im Alltag ergeht externer Link. Das „Team Wallraff“ um den Investigativ-Reporter Günter Wallraff hat in einer monatelangen Recherche ein System der Ausbeutung und Angst unter Mitarbeitenden aufgedeckt. Im Podcast „heute wichtig“ erzählt ein Reporter, der mehrere Wochen undercover in Amazon-Logistikzentren gearbeitet hat, von seinen Erlebnissen. Und er sagt, warum Amazon den Recherchen zufolge Retouren aus Deutschland nach Polen schafft – um sie dort zu vernichten…“ RTL-Meldung vom 10. September 2021 externer Link zur Sendung am 9.9.2021 externer Link , siehe weitere Informationen:

  • „Team Wallraff“: Angstkultur, Dumping und Retouren-Zerstörung bei Amazon
    „… 158 Pakete verschickt Amazon pro Sekunde, teils werden sie noch am selben Tag an weltweit über 300 Millionen Kunden geliefert. Doch der Service des E-Commerce-Imperiums hat seinen Preis, wollen Reporter vom „Team Wallraff“ herausgefunden haben. Sie berichteten am Donnerstagabend zur Primetime auf RTL in der Sendung „Undercover bei Amazon“ über Sozial- und Lohndumping, ein System der Ausbeutung, Überwachung und Angst bei dem Versandriesen. Den Journalisten um Enthüller Günter Wallraff gelang es demnach, sich in unterschiedliche Unternehmensbereiche einzuschleusen und dort zu recherchieren. Über ein Jobangebot bei eBay-Kleinanzeigen wurde Reporter Alexander Römer etwa zum Paketausfahrer für Amazon in Berlin. Angestellt war er aber nicht bei dem Online-Großhändler direkt. Vielmehr gelangt er in ein undurchsichtiges Firmengeflecht: Die Vertragsunterzeichnung findet bei der Sicherheitsfirma Pignus als Subunternehmen statt, die wiederum eine weitere Firma beschäftigt. (…) Römer wurden zunächst 11 Euro brutto die Stunde versprochen. Letztlich erhielt er nur 7,78 Euro, da das Arbeitspensum in der vorgegebenen Zeit nicht zu schaffen war. (…) Doch der investigative Journalist stößt in dem Beitrag auf weitere Missstände. Zuspätkommen, zu schnelles Fahren, zu langsames Arbeiten, Kundenbeschwerden – all das gebe Strafpunkte auf dem „Konto“ der Fahrer. Bei zu vielen davon oder Kundenbeschwerden drohe die Kündigung. Das Verhalten der Auslieferer werde mittels Scanner und App erfasst. Amazon wisse so zu jedem Zeitpunkt über den Fahrer und seine Tour Bescheid, die mit Pause neun Stunden haben soll. Schaffe er das zugeteilte Pensum wider Erwarten, bekomme er am Folgetag noch mehr Pakete zugeteilt oder müsse Kollegen helfen. (…) Lkw-Fahrer für längere Touren kämen oft aus Osteuropa oder Weißrussland, seien bei einer Sub-Firma in Litauen beschäftigt und würden mit Minibussen zu ihren Einsätzen in Deutschland gebracht, berichtet Römer. (…) Ein nur unter seinem Vornamen Daniel eingeführter Reporter heuert derweil über eine Zeitarbeitsfirma als Lagerarbeiter bei Amazon in Krefeld an. (…) Nach einem Wechsel in das Werk Duisburg wuchtet der Rechercheur bis zu 3200 Pakete am Tag auf die Transportbänder, 17 Kilometer habe er dabei in einer Schicht zurückgelegt. Für den Toilettengang bedürfe es der Erlaubnis des Vorarbeiters. Eine Zeugin habe erzählt, dass Kollegen sich krank zur Arbeit schleppten aus Angst, ihre Stelle zu verlieren. (…) Aus dem Amazon-Werk in Bad Hersfeld meldet „Giuliano“ aus dem Wallraff-Team ähnliche Zustände, auch hier herrsche eine Kultur der Angst…“ Beitrag von Stefan Krempl vom 10. September 2021 bei heise online externer Link
  • Weitere Informationen zum Wallraff-Team, inkl. eines kurzen Videos, und dessen Undercover-Erfahrungen bei Amazon sind bei RTL News online externer Link zu finden.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=193396
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