Baubeginn für Versandlager nahe Prag: Amazon liefert künftig aus Tschechien

„Monatelang bekämpfen Bürger eines Dorfs nahe Prag den Bau eines großen Amazon-Versandlagers. Als der US-Konzern finanzielle Zugeständnisse macht, ändern sie allerdings ihre Meinung. Die Errichtung eines zweiten Logistikzentrums in Brünn scheitert hingegen am Widerstand von Bürgern und Politik…“ Artikel von Daniel Kortschak in der Frankfurter Rundschau vom 16.09.2014 externer Link

Aus dem Text: „(…) Seine Lobeshymne auf Tschechien gilt wohl vor allem den zuständigen Politikern, die sich bemüht haben, Amazon die Realisierung des Projektes so einfach wie möglich zu machen. Dabei haben sie auch vor einem Konflikt mit den Dorfbewohnern nicht zurückgeschreckt. Diese leisteten nämlich viele Monate lang erbitterten Widerstand gegen den Bau der Riesenhalle, in der schon in wenigen Monaten Tausende Angestellte Pakete für den US-Versandriesen Amazon zusammenstellen werden. Das gewaltige Objekt zerstöre das Ortsbild und ziehe jede Menge Schwerverkehr an, klagten die Bürger von Dobrovíz, denen bereits der Lärm des nahe gelegenen Prager Flughafens zu schaffen macht. (…) Denn beliefert werden sollen von der Region Prag aus nicht etwa tschechische Kunden. Die sind für Amazon keine wichtige Zielgruppe: Bis heute gibt es nicht einmal eine tschechische Version des Amazon-Onlineshops; wer in Tschechien etwas bei Amazon bestellen will, muss dies über den deutschen oder den englischen Internetauftritt des Konzerns tun. Vielmehr sollen von Dobrovíz aus hauptsächlich Kunden in Deutschland beliefert werden. Dieser Plan ist Teil einer neuen Logistikstrategie von Amazon, die für die Bedienung des deutschen Marktes auf relativ grenznahe Logistikzentren in den östlichen Nachbarländern setzt. In Polen hat das Unternehmen bereits zwei ähnlich große Versandlager eröffnet. Für Amazon ein eleganter Weg, den zunehmenden Problemen mit unzufriedenen Mitarbeitern und aufsässigen Gewerkschaften in Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten aus dem Weg zu gehen. Ein Zusammenhang, den der Konzern freilich so nicht sehen will…“

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