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Amazon beliefert Kunden in der BRD auch aus Tschechien – die Frage „warum?“ ist eher überflüssig. Kleine Gedankenstütze: Niedriglohn…

Werbetafel in Poznań: Amazon – Ausbeutung ohne Grenzen. Arbeiter in Polen: 11 Złoty netto pro Stunde, 10 Stunden am Tag, Jeff Bezos: 1.440.000 Dollar pro Stunde, 24 Stunden am Tag„… “Niemand, der sich für die Rechte anderer Menschen interessiert, kann so viel Geld anhäufen,” meint die Mittzwanzigerin Kateřina Příbrská bei unserem Spaziergang durch die nordböhmische Stadt Most. Kateřina hat deutlich mehr Erfahrung mit Bezos’ Unternehmen als die meisten Tschech*innen — sie arbeitete mehr als zwei Jahre in Amazons einzigem tschechischen Verteilzentrum in der mittelböhmischen Stadt Dobrovíz (…) Ich frage Kateřina nach dem Ruf von Bezos unter den tschechischen Amazon-Angestellten. Sprechen sie von ihm mit Respekt, wie von einer mythischen Figur? “Wir neigen eher dazu, uns über ihn lustig zu machen,” antwortet sie. “Wenn es an Geld für etwas mangelt, sagen wir: Jeff brauchte es wahrscheinlich für seine Raketen.” Dennoch kann die Macht von Bezos, dem Besitzer der Raumfahrtfirma Blue Origin, auch in Dobrovíz überraschend ausgeprägt sein. Einheitliche Anweisungen bezüglich der Arbeits- und Gehaltsbedingungen in allen Amazon-Verteilzentren kommen direkt aus der Firmenzentrale in Seattle — von der es heißt, dass sie alle Standorte peinlich genau kontrolliert. Aber nicht alles ist einheitlich: Als Seattle eine 500-Dollar-Prämie für alle Angestellten der Verteilzentren anordnete, erhielten die tschechischen nur etwas mehr als die Hälfte dieses Betrags. Der Stundenlohn von 160 CZK (6,10 Euro) für tschechische Lagerarbeiter*innen beträgt nur die Hälfte dessen, was deutsche bekommen (12 Euro). Die polnischen Kolleg*innen bekommen sogar noch weniger als die tschechischen...“ – aus dem Beitrag „Wie Amazon tschechische und deutsche Arbeiter*innen gegeneinander ausspielt“ von Klara Votavova am 18. Januar 2021 bei Progressive International externer Link über die Arbeitsbedingungen in einer Amazon-Niederlassung in Böhmen, wo in erster Linie für Kunden in der BRD gearbeitet wird… Siehe dazu:

  • Amazon spielt tschechische und deutsche Angestellte gegeneinander aus New
    “Sobald Amazon auf den Widerstand der Beschäftigten trifft, verlegt das Unternehmen die Produktion einfach ins Nachbarland: Tschechien. Nahe der deutschen Grenze arbeiten Tausende tschechische Arbeiter für den deutschen Markt – zur Hälfte des deutschen Lohns. Amazon hat keine Website für Tschechien. Aber es hat ein Verteilzentrum aufgebaut, um Bestellungen für die deutsche Kundschaft abzuwickeln. Der Standort wurde unter Protest deutscher Logistik-Angestellter errichtet. (… ) In der Tschechischen Republik kann man bei Amazon nur über die deutsche Website einkaufen – was zu Verzögerungen für die Kundinnen führt, aber auch zu relativ hohen Preisen. Doch obwohl Amazon in Tschechien weniger Umsatz macht als lokale Plattformen, so hat es doch tschechische Angestellte, die vor allem den deutschen Markt beliefern. Wie eine Recherche von Voxpot zeigt, dient das Land Amazon als eine Art Warenlager – und als Quelle für billige Arbeitskräfte, die wohlhabende Verbraucher jenseits der westlichen Grenze mit Produkten versorgen. (…) Ich frage Kateřina nach dem Ruf von Bezos unter den tschechischen Amazon-Angestellten. Sprechen sie von ihm mit Respekt, wie von einer mythischen Figur? »Wir neigen eher dazu, uns über ihn lustig zu machen«, antwortet sie. »Wenn es an Geld für etwas mangelt, sagen wir: Jeff brauchte es wahrscheinlich für seine Raketen.« Dennoch kann die Macht von Bezos, dem Besitzer der Raumfahrtfirma Blue Origin, auch in Dobrovíz überraschend ausgeprägt sein. Einheitliche Anweisungen bezüglich der Arbeits- und Gehaltsbedingungen in allen Amazon-Verteilzentren kommen direkt aus der Firmenzentrale in Seattle – von der es heißt, dass sie alle Standorte peinlich genau kontrolliert. Aber nicht alles ist einheitlich: Als Seattle eine 500-Dollar-Prämie für alle Angestellten der Verteilzentren anordnete, erhielten die tschechischen nur etwas mehr als die Hälfte dieses Betrags. Der Stundenlohn von 160 CZK (6,10 Euro) für tschechische Lagerarbeiter beträgt nur die Hälfte von dem, was deutsche bekommen (12 Euro). Die polnischen Kolleginnen bekommen sogar noch weniger als die tschechischen. (…) Als Amazon 2013 zum ersten Mal seine Aufmerksamkeit auf die Tschechische Republik lenkte, sah sich das Unternehmen mit einer Reihe von Streiks der Angestellten in deutschen Verteilzentren konfrontiert. Um seine deutschen Kundinnen und Kunden weiterhin problemlos bedienen zu können, wandte sich Amazon an CzechInvest, um stattdessen Niederlassungen in Tschechien zu eröffnen. Das Unternehmen versprach, in den Verteilzentren in Dobrovíz und Brünn bis zu 4.000 (in Spitzenzeiten bis zu 10.000) Menschen dauerhaft beschäftigen zu wollen. Im Jahr 2013-14, als kurz nach der Wirtschaftskrise hohe Arbeitslosigkeit herrschte, war das ein verlockendes Angebot für die tschechischen Behörden. (…) Amazon ist nicht nach Dobrovíz gekommen, um hier die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, sondern um so nah wie möglich an der Autobahn nach Deutschland zu sein. Es beschäftigt kaum Menschen aus der Stadt oder der nahen Umgebung und kultiviert kein Zugehörigkeitsgefühl unter den Einheimischen. Amazon beschäftigt zwar die Menschen, die es mit Bussen aus wirtschaftlich schwächeren tschechischen Regionen hierher karrt, entwickelt aber keine Dienstleistungen, keine Infrastruktur und keine gemeinschaftlichen Bindungen in deren eigenen Wohnorten. Gleichzeitig erschwert die Vermischung von sich fremden Menschen aus diversen, teils weit entfernten Orten die Selbstorganisation der Beschäftigten. Das macht es Amazon wiederum leichter, erfolgreiche Kämpfe gegen die Gewerkschaften zu führen. Darüber hinaus werden (nicht nur) an der Peripherie Prags landwirtschaftliche Flächen mit neuen Logistikhallen bebaut. Deren weitere Nutzung, sollte der aktuelle Logistikboom in Mitteleuropa zu Ende gehen, ist unklar…“ Artikel von Klára Votavová in der Übersetzung von Tim Steins am 25.01.2021 bei Jacobin.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=185248
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