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Zur Nachahmung empfohlen: Beschäftigte des Krankenhauses Spremberg sind zugleich Miteigentümer

Dossier

Spremberger Krankenhausgesellschaft mbH„… Das Krankenhaus Spremberg in der brandenburgischen Lausitz setzt auf eine überdurchschnittliche Personalausstattung. „Die Besetzung mit Pflegekräften wie auch mit Ärzten und Ärztinnen ist bei uns sehr gut“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Matthias Warmo, der selbst mit 40 Prozent seiner Arbeitszeit als Pfleger auf der Intensivstation arbeitet. Zusätzlich entlaste ein flexibler Austausch beim Personal zwischen Intensivstation, Notaufnahme und Anästhesie, erklärt er. „Gibt es in einem Bereich mehr zu tun als sonst, dann springen die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung ein, auf der es gerade ruhiger ist.“ (…) Das Krankenhaus mit der fast 150-jährigen Geschichte ist aber nicht nur besser mit Personal ausgestattet als viele andere Kliniken. Es hat vor allen Dingen eine bundesweit einzigartige Eigentümerstruktur: Die gemeinnützig-private Einrichtung gehört zu 49 Prozent der Stadt Spremberg und zu 51 Prozent dem Förderverein Krankenhaus Spremberg e.V.. Dessen rund 280 Mitglieder wiederum sind in der Mehrzahl Beschäftigte des Krankenhauses. Diese Konstruktion sichert den Mitarbeiter/innen Einfluss auf alle wichtigen Belange ihres Betriebes und Einblick in wesentliche Fragen. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sind nicht starr getrennt, denn der Betriebsratsvorsitzende Matthias Warmo ist auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Fördervereins. Und Schwester Carolin und viele ihrer Kolleg/innen sind für eine einmalige Aufnahmegebühr von 255 Euro sowie den kleinen monatlichen Beitrag von 2,50 Euro Vereinsmitglieder, die an allen wichtigen Entscheidungen mitwirken…“ Beitrag von Gudrun Giese in ver.di-Publik 07/2016 externer Link und die Homepage der Spremberger Krankenhausgesellschaft mbH externer Link, siehe dazu:

  • [Das mitarbeitergeführte Krankenhaus in Spremberg] Ein Haus mit 200 Geschäftsführern New
    Das mitarbeitergeführte Krankenhaus in Spremberg ist bundesweit einmalig: Der hohe Personalschlüssel macht die Einrichtung für die Beschäftigten zu einem angenehmen Arbeitsplatz. [Wie sind die Arbeitsbedingungen im Vergleich zu privatisierten Krankenhäusern?] Da alles am Personalschlüssel hängt, gibt es einen großen Unterschied. Denn wenn die Zeit fehlt, um die Pflege ordentlich zu realisieren, dann verschlechtert sich das Betriebsklima, dann rennen die Mitarbeiter weg, dann gibt es eine große Fluktuation in der Belegschaft. Bei uns gibt es auch nicht die ständige Angst vor Umstrukturierung, dass Abteilungen wegfallen und Personal reduziert wird. Alle Mitarbeiter und Fachabteilungen können mitentscheiden, wie sich Strukturen entwickeln sollen. Das macht viel aus und das merken auch alle, die unser Haus betreten. Immer wieder erhalten wir die Rückmeldung: Hier ist alles so ruhig und gelassen, alle sind so nett, das sind wir aus anderen Häusern gar nicht gewöhnt. [Gibt es auch Nachteile?] Ja, durchaus. Da wir mitarbeitergeführt sind, 51 Prozent uns selbst gehören, haben wir das Problem, dass wir manchmal 200 Geschäftsführer haben. Jeder weiß es besser und jeder denkt, er hat den Stein der Weisen gefunden und meint direkt mitentscheiden zu können. Wir haben also auch unsere Probleme, mit unserer eigenen Selbstverwaltung umzugehen. [Und wie lösen Sie die?] Indem wir viel miteinander reden. Indem unser Vorstand, der aus Mitarbeitern aus jeder Arbeitswelt besteht, mit unseren Mitarbeitern und Kollegen über die gesundheitspolitische Situation, gesellschaftliche Umwälzungen, Zwänge unter Corona und so weiter spricht und wir das Ganze so transparent halten, dass die Mitarbeiter imstande sind, auch manchmal unbequeme Entscheidungen nachzuvollziehen und mitzutragen. Das Wichtigste ist Transparenz, Kommunikation, reden, reden, reden und einfach da sein. (…) [Ist die Lohnhöhe eine andere als in anderen Kliniken?] Ja, weil unser Personalschlüssel höher ist, haben wir einen Haustarifvertrag, der nicht eins zu eins mit dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst übereinstimmt. Wir verdienen eindeutig weniger. Außerdem kann man uns als Chefärzte in diesem Krankenhaus nicht mit Chefärzten einer etwas größeren Klinik oder in einer Privatklinik vergleichen. Horrende Gehälter und goldene Nasen gibt es hier nicht. (…) Wir standen natürlich unter dem gleichen Zwang und haben als erstes unser Labor outgesourct. Seitdem haben wir kein eigenes Laborpersonal. Dann haben wir für unser Servicepersonal eine Klinikversorgungsgesellschaft gegründet, die mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), Tageskliniken und unserer Gesundheits-Kita zu unserer GmbH und unserer Gesellschafterstruktur gehört. Alle unter einem Dach und alle sozusagen direkt im Blick…“ Interview von Niels Seibert und Rupay Dahm vom 12.11.2021 im ND online externer Link mit Sabine Manka, Chefärztin am Krankenhaus Spremberg. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe leitet den Vorstand des Fördervereins der Klinik. Sie ist der Meinung, dass ein Gesundheitswesen in staatliche Hand gehört, weil es Pflicht des Staates ist, dafür zu sorgen, dass seine Bürger ordentlich versorgt werden.
  • 150 Jahre Krankenhaus Spremberg: „Das Erfolgsgeheimnis ist die hohe Identifikation“
    Das Krankenhaus Spremberg feiert am Mittwoch seinen 150. Geburtstag. Das Besondere an der Klinik ist, dass sie zu 51 Prozent den Mitarbeitern gehört. Dadurch können die Krankenschwestern und Pfleger den Kurs des Krankenhauses mitbestimmen. Seit mittlerweile 150 Jahren werden im Krankenhaus Spremberg (Spree-Neiße) Patienten behandelt. Eigentlich nichts Besonderes und doch unterscheidet sich das Krankenhaus Spremberg deutlich von vielen anderen Kliniken in Deutschland, denn 51 Prozent des Spremberger Krankenhauses gehören über einen Förderverein den Mitarbeitern. Die restlichen 49 Prozent hält die Stadt Spremberg. Die Krankenschwestern und Pfleger können also aktiv über die Entwicklung ihrer Klinik mitentscheiden. So wurde 2003 ein neues Bettenhaus eröffnet, vier Jahre später kam eine eigene Betriebs-Kita dazu und 2012 ging ein neues Funktionsgebäude mit Notaufnahme, OP-Trakt, Intensivstation und Cafeteria in Betrieb. „Das Erfolgsgeheimnis dieses Krankenhauses ist die hohe Identifikation, der besondere Umgang miteinander“, sagt Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos). „Das Spremberger Krankenhaus hat eine ganz große Beliebtheit und wir sind froh, dass wir dieses tolle Krankenhaus haben und wir freuen uns mit den Mitarbeitern, dass wir dieses Jubiläum feiern können.“ Eine Umfrage hatte ergeben, dass 96 Prozent der Patienten das Spremberger Krankenhaus weiterempfehlen würden…“ Beitrag vom 21.08.2019 bei RBB24 externer Link
  • Selbstverwaltetes Krankenhaus: Diese Klinik gehört uns
    Sie verzichten auf die tariflich mögliche Höchstentlohnung. Dafür können sie ihre Arbeitsbedingungen aktiv gestalten. Denn die Mitarbeiter im Krankenhaus in Spremberg sind gleichzeitig auch die Miteigentümer der Klinik. Ein jahrzehntelang erprobtes Modell, das Schule machen könnte? 51 Prozent des Krankennhauses Spremberg gehören dem Förderverein und 49 Prozent der Kommune: So funktioniert seit 21 Jahren das selbstverwaltete Krankenhaus in Spremberg. Und die Mitarbeiter sind zu 90 Prozent über ihre Mitgliedschaft im Förderverein Miteigentümer der Klinik. (…) Ist das Spremberger Model beispielgebend für die oft nur noch prekäre Krankenhausversorgung auf dem Lande? Was sind Ihre Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung in schwach besiedelten Gebieten?…“ Text zur Sendung von Eva-Maria Götz und Jürgen Wiebicke (Moderation) am 16.05.2018 beim Deutschlandfunk externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=107008
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