» » »
» » »

MB-Barometer zur Corona-Krise 2020 und den Arbeitsbedingungen angestellter Ärztinnen und Ärzte: „Mehr Regelversorgung, aber mit Augenmaß“

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm“Seit Beginn der Corona-Krise im März dieses Jahres hat sich die Arbeit angestellter Ärztinnen und Ärzte stark verändert. In den Krankenhäusern wurden planbare Operationen verschoben und zusätzliche Intensivkapazitäten geschaffen. Manche Ärztinnen und Ärzte mussten noch mehr arbeiten als ohnehin schon, Ruhezeiten wurden verkürzt, die Arbeitszeiten verlängert. Andere dagegen hatten weitaus weniger als üblich zu tun, weil weniger Patienten in die Krankenhäuser kamen und die befürchtete große Welle an COVID-19-Patienten – abgesehen von regionalen Ausnahmen – bislang ausgeblieben ist. Um ein aktuelles und möglichst vollständiges Bild der Lage zu erhalten, hat der Marburger Bund eine Ad-hoc-Umfrage durchgeführt, an der in der Zeit vom 29. April bis 10. Mai 2020 insgesamt 8707 Mitglieder teilgenommen haben. Das MB-Barometer zur Corona-Krise ist eine wichtige Momentaufnahme und bildet die Auffassung eines repräsentativen Querschnitts der angestellten Ärzteschaft ab…“ Pressemitteilung vom 13.05.2020 beim Marburger Bund externer Link  – siehe die Zusammenfassung der Ergebnisse daraus:

  • „(…) Die weitaus meisten angestellten Ärztinnen und Ärzte (57,2 %) geben an, dass ihr Arbeitsaufkommen seit Beginn der Corona-Krise im März 2020 abgenommen hat. Bei etwa einem Viertel (25,1 %) ist es gleichgeblieben und bei 17,7 Prozent der befragten MB-Mitglieder gestiegen. Das Ergebnis kommt nicht überraschend. Seit Mitte März gibt es erheblich weniger planbare Operationen in den Krankenhäusern, auch das Notfallgeschehen ist zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, in den Kliniken niedriger geblieben als zunächst befürchtet. Vor allem Ärztinnen und Ärzte, die normalerweise an operativen Eingriffen beteiligt sind, hatten in den zurückliegenden Wochen weniger Arbeit als üblich. In anderen Bereichen, vor allem in der Intensivmedizin, gab es vielerorts ein ganz anderes Bild. Diese Spannbreite der Erfahrungen mit der Corona-Krise in den vergangenen Wochen ist in dem Ergebnis der Frage nach dem Arbeitsaufkommen abgebildet. (…) Eine Mehrzahl (44,2 %) befürchtet, dass es im weiteren Verlauf der Coronavirus-Pandemie zu einer Überforderung des Gesundheitswesens kommen könnte; 41,5 Prozent sehen diese Befürchtung nicht und 14,3 Prozent können es derzeit nicht einschätzen. Hier scheinen die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen eine wichtige Rolle zu spielen. (…) Welchen Ausnahmecharakter die aktuelle Lage hat, wird vor allem daran deutlich, dass auch Ärztinnen und Ärzte von Kurzarbeit betroffen sind. Rund zehn Prozent der Befragten geben an, dass in ihrem Betrieb Kurzarbeit eingeführt worden sei. Betroffen sind vor allem Mitglieder des Marburger Bundes in Rehakliniken – dort liegt der Kurzarbeit-Anteil bei 54 Prozent -, im ambulanten Sektor (32 %) und in privaten Kliniken (12 %). Die Arbeitszeit der Betroffenen wurde meist bis zu 50 Prozent reduziert. In wenigen Fällen (4,1 %) wurde Druck auf die Ärzte ausgeübt, eine Vereinbarung zur Kurzarbeit zu unterzeichnen. Für drei Viertel der Befragten gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, Kurzarbeit in ihrem Betrieb einzuführen, rund 16 Prozent können einen Grund erkennen und weisen auf das deutlich gesunkene Arbeitsaufkommen und wirtschaftliche Probleme des Betriebes hin. (…) Zum Abschluss der Befragung sollten die Mitglieder auch noch einschätzen, wie die aktuelle Lage bei der Schutzausrüstung ist. „Haben Sie in ausreichender Anzahl eine adäquate Schutzkleidung zur Versorgung Ihrer Patienten?“, lautete die Frage. Rund 62 Prozent bejahten dies, 38 Prozent antworteten mit Nein. Der Mangel ist nach wie vor deutlich spürbar, wie die Antwort auf die Nachfrage „Wenn Nein: Woran mangelt es?“ zeigt: Am weitaus häufigsten wird die unzureichende Anzahl an Schutzmasken (FFP-2 und FFP-3-Masken) beklagt. Einen größeren Mangel scheint es auch bei Schutzkitteln und Schutzanzügen zu geben. Auch der einfache Mund-Nasen-Schutz (OP-Maske) ist vielfach nicht im erforderlichen Umfang verfügbar. In manchen Kliniken scheint auch der Nachschub an Visieren, Schutzbrillen, Handschuhen und Hauben nicht dauerhaft gewährleistet…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=172420
nach oben