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Dienst nach Vorschrift nach Brandbrief: Intensiv-Pflegekräfte im UKE sind ab dem 17.12.21 nicht mehr bereit, sich aus dem Dienstfrei rufen zu lassen

Dossier

ver.di: Kein Holen aus dem Frei!Bereits im August haben Kolleg*innen aus der Intensivpflege im Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) ihren Vorstand in einem Brandbrief auf die Gefährdung der Patient*innen durch ständige Überlastung der Pflegekräfte hingewiesen. Eine schriftliche Regelung mit einer Festschreibung zur Besetzung gibt es aber weiterhin nicht, dieses empfinden die Pflegenden als „Verschleppung“. Nun machen sie in einem weiteren Schreiben an den Vorstand deutlich, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen in Form von Bettensperrungen noch nicht ausreichend sind und fordern eine regelhafte und verbindliche 1:2 Betreuung – so wie es die Pflegepersonaluntergrenzenverordnung seit Februar 2021 vorschreibt (…) Am heutigen Dienstag haben die Kolleg*innen der Intensivstationen am UKE der Pflegedirektion mitgeteilt, dass sie sich nicht länger hinhalten lassen und ergreifen bis Ende Jahres selbst eine Maßnahme: Ab dem 17.12.21 sind sie, zunächst befristet, nicht mehr bereit, sich aus dem Dienstfrei rufen zu lassen…Pressemitteilung vom 14.12.2021 des ver.di Landesbezirk Hamburg externer Link, siehe dazu:

  • [Dritter Brandbrief] Pflegekräfte im Hamburger UKE kritisieren Überlastung New
    Pflegekräfte der Intensivmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben einen neuen Brandbrief an ihre obersten Chefs geschrieben. In dem Schreiben, dass NDR 90,3 vorliegt, werfen sie dem UKE vor, nicht genug gegen schlechte Arbeitsbedinungen zu unternehmen. Wir sind immer noch zu wenig Pflegekräfte, wir müssen uns immer noch um zu viele Intensiv-Patientinnen und -Patienten gleichzeitig kümmern: Das ist die Botschaft des neuen Briefes an den Vorstand des Universitätsklinikums. Durch die Überlastung werde die Sicherheit der Patientinnen und Patienten gefährdet. Beispielsweise weil die Pflegekräfte zu wenig Zeit für die Wundversorgung haben. Oder um bettlägerige Patientinnen und Patienten zu bewegen, damit sie sich nicht wundliegen. Denn immer noch müsste sich ein Intensiv-Pfleger um drei Patientinnen und Patienten kümmern – und nicht nur um zwei, wie eigentlich empfohlen werde. Deshalb fordern die Beschäftigten, dass die Intensivmedizin des UKE weniger Patientinnen und Patienten aufnimmt…“ NDR-Meldung vom 17.09.2022 externer Link
  • Kundgebung am 4. März vor dem UKE: Wir stehen hinter den Pfleger*innen des UKE! 
    Die Intensivpflegekräfte des UKE haben der Klinikleitung ein Ultimatum gestellt. Sie fordern eine 1-zu-2-Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten. Um dies zu erreichen, weigerten sie sich zwei Monate lang, in ihrer Freizeit einzuspringen, um Ausfälle zu kompensieren – wie es sonst üblich ist.
    Wir unterstützen ihre Forderung! Denn: Die Arbeitsbelastung in den Kliniken ist seit langem an der Grenze des Ertragbaren. Und durch die Pandemie hat sie sich noch weiter verschärft. Immer weniger Pflegekräfte müssen immer mehr Patientinnen und Patienten betreuen. Burn-Out und massenhafter Ausstieg aus dem Beruf, der „Pflexit“, sind die Folgen. So kann es nicht weitergehen. (…) Wir wollen das Anliegen der Beschäftigten unterstützen! Denn es braucht endlich feste, bedarfsorientierte Personalvorgaben und eine spürbare Entlastung der Beschäftigten. Das UKE als landeseigenes Krankenhaus muss hier vorangehen. Deshalb rufen wir zur Kundgebung auf: Wir stellen öffentlich Erfahrungsberichte von Pflegekräften aus dem UKE vor und geben ihnen eine Bühne, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Dazu braucht es die Unterstützung der Hamburgerinnen und Hamburger. Machen wir uns gemeinsam stark für gute Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern – denn eine gute Pflege geht uns alle an!“ Aufruf vom 15.02.2022 externer Link von Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus und ver.di Betriebsgruppe UKE zur Kundgebung am 4. März zum Schichtwechsel 14:30 Uhr vor dem Haupteingang des UKE, Martinistraße 52.

  • Alternative Streikmethoden im Universitätsklinikum Eppendorf: Pflege springt nicht mehr ein 
    „… Das Team will so den Druck erhöhen ausreichend Personal einzustellen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die kurzfristige Folge zeigte sich in einer Nacht im Dezember. Auf einer Station hatten nun zwei Pflegekräfte neun PatientInnen im Intensivbereich zu versorgen. Die Sicherheit der PatientInnen kann so eindeutig nicht mehr gewährleistet werden. Laut Mindestpersonalschlüssel auf einer Intensivstation sollte eine Pflegekraft höchstens zwei PatientInnen betreuen müssen.
    Das Team fordert daher die Einhaltung des Mindestpersonalschlüssels und verbindliche Entlastungen für die Pflege. „Das Gesundheitssystem könne nicht darauf aufbauen, dass das Personal ständig einspringt“, so einer der Pfleger. Tatsächlich wurden im betroffenen Krankenhaus schon einige Intensivbetten gesperrt, was darauf hindeutet, dass die neue Maßnahme der KollegInnen ein effektives Instrument ist. Natürlich erhöht dieses Vorgehen jedoch in den Unterbesetzten Schichten den Druck auf den Einzelnen, mit der desolaten Situation umzugehen. Dies sollte jedoch kein zu hoher Preis sein, wenn die Arbeitsbedingungen so auf Dauer verbessert werden können.
    Denn nur, wenn wir Pflegende endlich erkennen, dass auch die eigenen Gesundheit es wert ist, sich Erholungspausen zu gönnen, wird sich etwas ändern. Das Sublimieren eines Systems, das auf moralischer Erpressung beruht, muss aufhören. Deshalb findet die Pflegegewerkschaft das Vorgehen des Pflegenden am UKE gut und unterstützt das.“ Aus der Pressemeldung der Pflegegewerkschaft BochumerBund vom 10.01.22 externer Link
  • Trotz steigender Corona-Zahlen: Pflege-Protest am UKE geht weiter 
    Neues Jahr, alter Streit: Am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) fordern die Intensivpfleger:innen weiter eine deutliche Arbeitsentlastung – und halten den Druck auf die Klinikleitung hoch. Die Pfleger:innen weigern sich einzuspringen, wenn Kolleg:innen krank sind. Und das gerade jetzt, wo Omikron die Hamburger Intensivbetten wieder füllt. Die Pfleger:innen hätten in Gesprächen mit der Klinikleitung keine Bereitschaft erkennen können, „eine wirkliche Verbesserung“ herbeizuführen. So begründen die Intensivpfleger:innen in einem Brief an den Pflegedirektor Joachim Prölß ihren Protest. Das Schreiben liegt der MOPO vor. (…) Die Pfleger:innen sehen sich dabei in einem Dilemma: Wenn sie an ihren freien Tagen nicht einspringen, ist das eine massive Gefährdung der Patientensicherheit. Wenn sie das doch tun, funktioniert der Laden zwar halbwegs – dann aber stauen sich Überstunden und Frust. Einige Pfleger:innen hätten sogar bereits die Station gewechselt. Einfach weiter mitmachen, das wollen die Pflegekräfte nicht mehr. Doch was sagt das UKE? Das Klinikum verweist gegenüber der MOPO auf laufende Gespräche zwischen den Beteiligten und auf Maßnahmen, die seit dem Sommer zur Entlastung bereits getroffen worden seien. „Die Pflegepersonaluntergrenzen halten wir in der Intensivpflege im geforderten Monatsdurchschnitt ein“, sagt eine Sprecherin. Die Intensivpfleger:innen sagen jedoch: „Leider mussten wir feststellen, dass sämtliche Gespräche, welche eine Verbesserung herbeiführen sollen, keine für uns ersichtlichen Auswirkungen, oder erkennbare Ziele, haben.“…“ Artikel von Fabian Hillebrand vom 5.1.2022 in der MOPO online externer Link, siehe auch:

    • Gerade noch Zeit für Notfälle: Hamburger Intensivpflegekräfte sehen kein Entgegenkommen der Klinikleitung und verlängern ihren Protest
      „… »Wir fühlen uns hingehalten«, erklärte eine Pflegekraft der Klinik für Intensivmedizin am Donnerstag im Gespräch mit jW. In Besprechungen werde zwar Verständnis für die Lage des Personals signalisiert, aber nichts Konkretes zugesagt. Das sei ein »Rumgeeiere« der Klinikleitung, es habe sich in den letzten Wochen im Grunde nichts getan. Ein Personalschlüssel von 2,5 Patienten auf eine Pflegekraft bedeute eine psychische und physische Überlastung für die Pflegenden und ein zusätzliches Risiko für die Patienten, denen man nicht allen gerecht werden könne. »Wenn man es drastisch ausdrücken will, dann ist die Lage in manchen Bereichen der Intensivstationen momentan so, dass man sagen kann: Der fitteste Patient verliert, weil man ihn am wenigsten sieht«, sagte die Pflegekraft. Mit der Weigerung, aus dem »Dienstfrei« einzuspringen, führe man nicht etwa einen Aufstand durch, sondern reklamiere nur ein Recht für sich und schütze die eigene Gesundheit. Beim Kampf des Personals sei eine bessere Bezahlung nur ein sekundäres Ziel. »Wenn man mein bisheriges Brutto­gehalt zum Nettogehalt umwandelt, nützt mir das nichts, wenn die Arbeitsbedingungen unverändert sind«, so die Pflegekraft. Wegen der miesen Bedingungen hätten in den vergangenen Jahren Tausende Pflegekräfte dem Beruf den Rücken gekehrt: »Ich bin mir sicher, dass manche Kollegen in ein paar Monaten nicht mehr da sind.«…“ Artikel von Felix Jota in der jungen Welt vom 8. Januar 2022 externer Link
  • Dienst nach Vorschrift der Intensiv-Pflegekräfte am UKE wird bis Ende Januar fortgesetzt – Kein Holen aus dem Frei!  
    „Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geht mit einem alten Konflikt ins neue Jahr: Pflegekräfte der Intensivmedizin verlängern ihre Protestaktion. Sie wollen bis Ende Januar nicht mehr einspringen, wenn Kolleginnen und Kollegen krank werden. Begonnen hatte der Protest Mitte Dezember – und eigentlich sollte am Silvestertag Schluss sein. Doch jetzt haben sich die Pflegekräfte dazu entschlossen, ihre Aktion um einen ganzen Monat zu verlängern. Denn aus ihrer Sicht hat das UKE immer noch nichts dafür getan, um die Arbeits-Belastungen auf den Intensivstationen zu verringern. Konkret geht es dabei um einen Betreuungsschlüssel von 1 zu 2 – also einer Pflegekraft für zwei Intensivpatienten. (…) In einem Schreiben an die Klinikleitung heißt es: Wir konnten keine Bereitschaft erkennen, eine wirkliche Verbesserung herbeizuführen. Der Protest hat nach Auskunft von Pflegekräften bereits zu Engpässen geführt. Im Januar könnten die Probleme noch einmal größer werden, weil dann wieder mehr Betrieb im Krankenhaus ist, als über die Weihnachtszeit. Das UKE hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft im Gespräch zu sein und nach Lösungen zu suchen.“ Meldung vom 30. Dezember 2021 bei NDR externer Link („UKE: Protestaktion der Intensiv-Pflegekräfte geht weiter“ –

    • siehe dazu die korrekte Richtigstellung von „mauerunkraut“ am 31.12.2021 auf Twitter externer Link: „Funfact am Rande: Es gibt keine Verpflichtung einzuspringen. Es ist sehr faszinierend, dass nicht einzuspringen schon als „Protestaktion“ gilt, weil dieser freiwillige Verzicht auf Freizeit in der Planung fest eingepreist wird.“
    • und vom Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus am 1.1.22 externer Link: „Zum Hintergrund des ständigen Einspringens & kollektiven Absprachen dagegen: „Es ist sehr hilfreich, gemeinsam zu handeln: Wenn alle klare Grenzen setzen, muss der Arbeitgeber reagieren und kann uns nicht gegeneinander ausspielen. Unser Frei gehört uns!““ mit dem Verweis auf:
    • Kein Holen aus dem Frei!
      Wer kennt ihn nicht? Den Anruf: »Kannst Du nicht morgen zum Frühdienst kommen? XY hat sich krank gemeldet.« Wer kennt sie nicht? Die Frage: »Kannst Du morgen nicht in die Nacht wechseln? Die Nachtwache ist ausgefallen.« Und es ist so schwer, sich abzugrenzen. Man will ja die Kolleginnen und Kollegen nicht hängen lassen. Aber das gibt es auch: »Die Belegung ist so schlecht. Eigentlich brauchen wir dich morgen nicht. Bleib doch zu Hause und bau Überstunden ab.« (…) »Holen aus dem Frei« – wie können wir uns wehren? Mein Frei gehört mir! Es gilt klarzustellen: Ich brauche die Zeit zur Erholung, zum Abschalten, für alles, was mir sonst noch wichtig ist im Leben. Und wenn ich ausgeruht zur Arbeit komme, ist das auch gut für die Patient*innen, Klient*innen und Heimbewohner*innen…“ Sehr gute und umfangreiche Info bei ver.di Gesundheit & Soziales externer Link (ohne Datum, aber sehr aktuell)
  • [Dienst nach Vorschrift am UKE] UKE: Erste Besetzungsprobleme auf der Intensivstation
    Die Pflegekräfte auf den Intensivstationen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) machen offenbar ernst: Nach Informationen von NDR 90,3 weigern sich die Beschäftigten jetzt einzuspringen, wenn Kolleginnen oder Kollegen erkranken. Schon am vergangenen Freitag, dem ersten Tag der Aktion, habe sich die Situation deutlich zugespitzt, berichten Pflegekräfte NDR 90,3. Auf einer der zwölf Intensivstationen habe eine Nachtschicht nur noch mit größter Not besetzt werden können. Am Wochenende habe es dann auf einer Station einen Personalschlüssel von eins zu fünf gegeben. Das bedeutet: Eine Pflegekraft musste sich um fünf Intensivpatienten kümmern. Eigentlich sollen es nur zwei Patienten oder Patientinnen sein. Bis zum Jahresende wollen die Pflegekräfte der Intensivstationen nicht mehr für kranke Kolleginnen und Kollegen einspringen. So wollen sie den Druck auf die Klinikleitung des UKE erhöhen, die Arbeitsbedingungen auf den Intensivstationen zu verbessern. Konkret fordern sie eine regelhafte und verbindliche Betreuung mit einem Personalschlüssel von eins zu zwei. Das UKE hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, dass es intensive Gespräche gebe, um die Situation zu verbessern. Am Mittwoch sollen weitere Gespräche folgen…“ Beitrag vom 20.12.2021 beim NDR externer Link

  • Pflegepersonal am UKE fordert sofortige Entlastung
    Die Arbeitsbelastung ist wegen der Pandemie stark angestiegen. Ein Intensivpfleger äußert sich anonym zu der aktuellen Lage.“ Video des Beitrags in der NDR Sendung  Hamburg Journal am 15.12.2021 externer Link (2 Min | Verfügbar bis 15.06.2022)
  • Der oben angesprochene Brandbrief: UKE-Notaufnahme offenbar überlastet
    „Wir schaffen es einfach nicht mehr!“ So lässt sich ein Brandbrief von Pflegekräften aus der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zusammenfassen. Der Brief liegt NDR90,3 exklusiv vor und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen. Es sind katastrophale Zustände, die in dem Brief geschildert werden. Zumindest nach Aussagen der Pflegekräfte ist die Notaufnahme des UKE seit Wochen meistens überfüllt. Selbst auf den Fluren gebe es für die Patientinnen und Patienten kaum noch Platz. Dort seien sie dann möglichen Belästigungen durch betrunkene Patienten und Patientinnen hilflos ausgeliefert. (…) Neu eintreffende Patientinnen und Patienten könnten kaum versorgt werden, selbst wenn sie pflegebedürftig oder an Krebs erkrankt sind. Wenn Monitore Alarm schlagen, weil es einem Patienten oder einer Patientin schlechter geht, werde das teilweise nicht bemerkt. Sogar Fluchtwege und Rettungswege seien zum Teil versperrt oder nur schwer nutzbar, schreiben die Pflegekräfte. (…) Es ist bereits das zweite Schreiben von Pflegekräften im UKE, die auf – aus ihrer Sicht – unhaltbare Zustände aufmerksam machen. Auch die Pflegekräfte der Intensivstationen hatten bereits Alarm geschlagen…“ Meldung vom 1. November 2021 von und bei NDR externer Link

Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Auch in Deutschland stehen dem Corona-Virus (politisch gewollt) knappe Ressourcen des Gesundheitswesens gegenüber

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=196527
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