» » »
»
Albanien »
»
»
Albanien »
»

Albanische Medizinstudierende protestieren gegen Anti-Auswanderungs-Gesetz zum Schutz des heimischen Gesundheitswesens

Tradition: "Ausländer" auf dem deutschen ArbeitsmarktAlbanische Medizinstudierende protestierten am Donnerstag vor dem Parlament gegen die Verabschiedung eines umstrittenen Gesetzes, mit dem die Massenabwanderung von Ärzten und Pflegepersonal gestoppt werden soll. Abwanderung qualifizierter Mediziner hat in Albanien zu gravierenden Mängeln im ohnehin maroden Krankenhausnetz geführt. Albanien hat die niedrigste Zahl von Ärzten und Krankenschwestern pro Kopf in Europa, wie Daten aus dem Jahr 2020 zeigen. Im Jahr 2019 arbeiteten 18 Prozent des medizinischen Fachpersonals im Ausland, davon 765 albanische Ärzte in Deutschland (…) Die Regierung hatte als Antwort auf die Krise ein Gesetz vorgelegt, welches vorsieht, dass Medizinstudenten nach Abschluss ihres Studiums bis zu fünf Jahre in Albanien arbeiten müssen, bevor sie ins Ausland ziehen dürfen. Andernfalls müssen sie die vollen Kosten ihres Studiums tragen…“ Artikel von Alice Taylor übersetzt von Carmen Diaz Rodriguez am 7. Juli 2023 in euractiv externer Link („Studenten-Proteste gegen Anti-Auswanderungs-Gesetz“), siehe mehr Infos:

  • Albanien: Fabriken ohne Arbeiter. Ein Land ringt mit den Folgen seiner eigenen Abwanderung und wird plötzlich zum Zuwanderungsland New
    „Albanische Ärzte nach Deutschland, Näherinnen aus Myanmar nach Albanien. Lange Auswanderungsland, erlebt Albanien jetzt auch Einwanderung – ausgerechnet, weil so viele gehen. Während ausländische Arbeitskräfte Lücken füllen, sollen junge Ärzte durch Zwang gehalten werden. Ein Land ringt mit den Folgen seiner eigenen Abwanderung. (…)
    „Nach der Pandemie wanderten viele Arbeiterinnen aus – auch, weil in Westeuropa selbst ein akuter Mangel an Arbeitskräften herrscht.“ Albanien gilt seit Langem als Auswanderungsland, vor allem gut ausgebildete Fachkräfte zieht es ins Ausland. Zwischen 2015 und 2020 beantragten über 300.000 Albaner eine Aufenthaltsgenehmigung in der EU, die meisten in Italien, Griechenland und Deutschland. „Diese Menschen fehlen dann bei uns“, sagt Fabrikbesitzerin Mici. „Irgendwann wurde klar, dass wir ohne ausländische Arbeitskräfte nicht mehr auskommen würden.“
    Albanien plötzlich Zuwanderungsland
    Über eine Vermittlungsagentur stellte Mici insgesamt 85 Arbeiter aus Südostasien ein. Eine von ihnen ist Joy aus Myanmar – große Brille, breites Lächeln. Mit geübtem Griff entfernt sie die Reste des schwarzen Markierstifts unter der Naht. Seit acht Monaten lebt sie in Albanien, in einem schlichten Flachbau auf dem Fabrikgelände. Neben einer Unterkunft und dem gesetzlichen Mindestlohn von knapp über 400 Euro erhält sie auch Verpflegung und medizinische Versorgung.
    Die Geschichte von Joy ist Teil eines größeren Trends. Immer häufiger trifft man in Albanien auf Menschen von den Philippinen, aus Ägypten oder Nepal – in Restaurants und Hotels, auf Fischerbooten und Baustellen. Laut offiziellen Angaben hat sich die Zahl der erteilten Arbeits­genehmigungen für Ausländer zwischen 2020 und 2023 verdreifacht: von gut 3.300 auf knapp 10.000. (…)
    Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, vereinfachte die Regierung die Verfahren zur Anstellung ausländischer Bewerber. Arbeitsmigration soll die Lücken schließen, die die anhaltende Abwanderung hinterlässt. „Das ist allenfalls eine kurzfristige Notlösung“, sagt Dhimitër Doka, Migrationsforscher und Geograf an der Universität Tirana. Sie verursache Mehrkosten für die Unternehmen und sorge für Instabilität auf dem Arbeitsmarkt. „Viele Migranten nutzen Albanien lediglich als Sprungbrett nach Westeuropa.“ Auch in Donika Micis Fabrik sind von den bisher 85 eingestellten ausländischen Arbeitskräften nur 22 geblieben – die meisten seien weiter ins benachbarte Griechenland gezogen. Doch das eigentliche Problem liegt für Migrationsforscher Doka in der andauernden Abwanderung der Albaner selbst
    . (…)
    Freiheit für alle – außer für albanische Ärzte
    Viele Mediziner sind in den vergangenen Jahren gegangen, vor allem nach Deutschland. Vermittlungsagenturen rekrutieren inzwischen direkt an den Universitäten. Der Fachkräftemangel, könnte man sagen, ist weitergezogen – von Deutschland auf den Balkan
    …“ Beitrag von Anja Troelenberg vom 1. August 2025 im MDR externer Link („Albanien: Fabriken ohne Arbeiter“)
  • Albanien: Abwanderung von Ärzten
    Immer mehr albanische Ärzte kommen nach Deutschland – das Gehalt ist hier im Vergleich zur Heimat dreimal so hoch. Nun reagiert die Regierung mit einem Gesetz, das die Abwanderung von Ärzten einschränken soll.“ Video des Beitrags von Britta Hilpert in der ZDF-Sendung „heute in Europa“ vom 20.07.2023 externer Link (2 min, Video verfügbar bis 20.07.2025)
  • Albanien will das deutsche Gesundheitswesen nicht mehr finanzieren
    Deutschland ist das Traumziel vieler Ärzte vom Westbalkan. Albanien schiebt dem Exodus nun einen Riegel vor. Denn er gefährdet das eigene Gesundheitssystem.
    Erst im April hatte Edi Rama seinen Ärzten und Krankenschwestern „die historisch größte Gehaltserhöhung“ versprochen. 131.000 Lek würde das Monatseinkommen eines Allgemeinmediziners, 174.000 Lek das eines Facharztes danach künftig betragen, umgerechnet 1254 Euro für den Allgemein- und 1670 Euro für den Facharzt. Das wäre mindestens doppelt so viel, wie der albanische Durchschnittsverdiener mit 631 Euro verdient – aber immer noch nur ein Bruchteil dessen, was der Facharzt in einem deutschen Krankenhaus nach Hause trägt. Dorthin zieht es aber immer mehr albanische Ärzte. Um die Abwanderung nach Deutschland zu stoppen, die zu gravierenden Engpässen in der angeschlagenen Gesundheitsversorgung des Landes führt, hat der albanische Ministerpräsident nun nachgelegt.
    Seit voriger Woche berät das Parlament ein Gesetz, nach dem ausgebildete Ärzte ihr Diplom erst ausgehändigt bekommen, wenn sie 5 Jahre lang am heimischen Patienten gearbeitet haben. Das soll eine frühzeitige Abwanderung unterbinden. Das Gesetz soll am 20. Juli im Eilverfahren beschlossen werden, berichten lokale Medien (…)Medizinstudenten reagierten mit erbosten Protesten. Kritiker warfen Rama laut dem Recherchenetzwerk Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) Vertragsbruch vor und erinnerten daran, dass Ärzten damit auch der Weg zur Fortbildung ins Ausland versperrt werde…“ Artikel von Andreas Mihm vom 11.7.2023 in de FAZ online externer Link (Paywall)

Siehe auch im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=213656
nach oben