Hamm: Callcenter Simon & Focken kündigt alle Betriebsratsmitglieder, weil sie Sonn- und Feiertagsschichten ablehnen

[DGB-Kampagne] Stop Union Busting“Einen schweren Fall von Behinderung der Betriebsratsarbeit gibt es derzeit beim Callcenter-Betreiber Simon & Focken, gelegen in der Neuen Bahnhofstraße Hamm. Alle fünf Betriebsratsmitglieder, die an der Sitzung am vergangenen Freitag teilnahmen, erhielten die Anhörung zur außerordentlichen Kündigung gereicht, Begründung des Arbeitgebers für die Kündigungen sind, dass der Betriebsrat dem Schichtplan nicht zustimmte, aufgrund von Feiertagsarbeit an Fronleichnam. Der Arbeitgeber fühlte sich erpresst, weil der Betriebsrat von seinem Mitbestimmungsrecht Gebrauch machte und etwas für die Kolleginnen, die an diesem Tag arbeiten sollten, aushandeln wollte. (…) Zu einer Verhandlung über einen Nachteilsausgleich kam es nicht, dafür flatterte jetzt jedem Betriebsratsmitglied die Anhörung zur außerordentlichen Kündigung ins Haus. Hintergrund für die fünf Kündigungen ist die nicht erfolgte Zustimmung des Betriebsrates bei einem Schichtplan, bei dem zum wiederholten Male Sonn- und Feiertagsschichten eingeplant wurden. Am gestrigen Tag erging dabei das Urteil des Arbeitsgerichts, welches dem Betriebsrat recht gibt und die Arbeit an Fronleichnam untersagt. Im Vorfeld und vor Gericht wurde dem Betriebsrat bereits gedroht, er müsse für wirtschaftliche Schäden haften, wenn er dem gereichten Schichtplan nicht zustimmen würde. Über die Rechtswirksamkeit dieser offensichtlichen Behinderung der Betriebsratsarbeit wird nun das Arbeitsgericht entscheiden müssen, für die Beschäftigten bei Simon und Focken und ver.di steht fest, hier will man sich eines unbequemen Betriebsrates entledigen und Widerstand gegen Sonn- und Feiertagsarbeit plattbügeln.“ Pressemitteilung vom 10.06.2020 bei ver.di Westfalen, FB 13 externer Link, siehe dazu auch:

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    „„Die Welt ein klein wenig besser machen“ – mit „seiner Lebens-Vision“ wirbt Burkhard Rieck als Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Invitel für seine Idee einer Führungskultur. Auch in Hamm ist Invitel tätig und unterhält das Callcenter „Simon & Focken“. Die Unternehmenskultur scheint vor Ort allerdings vergiftet zu sein: Alle fünf Betriebsratsmitglieder sollen entlassen werden. Geschäftsführer Rieck spricht von einem „Verstoß gegen die vertrauensvolle Zusammenarbeit und firmenschädigen Verhalten“, die Gewerkschaft Verdi von einem schweren Fall von Behinderung der Betriebsratsarbeit. Die Fronten sind verhärtet. Konkret geht es um Feiertagsarbeit, Entlastungstage und finanziellen Ausgleich. Im Südringcenter betreibt „Simon & Focken“ ein Callcenter. Auf 1000 Quadratmetern Fläche sind rund 75 Mitarbeiter beschäftigt, sie betreuen ausschließlich Projekte im Bereich der Wasser- und Energieversorgung. Auftraggeber sind beispielsweise Stadtwerke (nicht die Stadtwerke Hamm), die ihren Kundenservice nach Hamm leiten. In Hamm werden dann Adress- und Kontoänderungen oder Beratungen zu Tarifen vorgenommen. Nun sind gerade Feiertage beliebte Anrufertage mit einem erhöhten Anrufaufkommen. Folglich möchte die Invitel-Geschäftsführung, dass an diesen Tagen auch gearbeitet wird. Wer dann arbeitet, bekommt als Ausgleich einen freien Tag. Meistens ist das bei Invitel der Samstag – wobei die Mitarbeiter eine Sechs-Tage-Woche von Montag bis Samstag haben. Dem von der Unternehmensführung vorgelegten Schichtplan für die Fronleichnamswoche stimmte der Betriebsrat nicht zu. Er hatte zur Bedingung gemacht, dass der freie Tag für die Feiertagsarbeit innerhalb von acht Wochen zwischen Montag und Freitag genommen werden soll. Zusätzlich sollte es erstmals einen finanziellen Ausgleich geben. (…) Das Unternehmen wollte den Schichtplan auch ohne Zustimmung des Betriebsrates durchsetzen. Der Betriebsrat zog vor das Arbeitsgericht. Innerhalb von zwei Tagen wurde eine einstweilige Anordnung erwirkt, die die Feiertagsarbeit untersagte. Verhandeln wollte der Arbeitgeber nun nicht mehr, stattdessen flatterte jedem Betriebsratsmitglied die Anhörung zur außerordentlichen Kündigung ins Haus. (…) Weil Betriebsratsmitglieder einem besonderen Kündigungsschutz unterliegen, muss der Betriebsrat dieser zustimmen. Das hat der Betriebsrat nicht getan und sie zurückgewiesen. Weitere Schritte ist „Simon & Focken“ noch nicht gegangen. Die Kündigung schwebt inzwischen wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der fünf betroffenen Betriebsratsmitglieder…“ Artikel von Andreas Wartala vom 17.06.2020 bei wa.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174403
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