DigitalPakt #D – „Digitale Bildung“ – mit Microsoft & Co?

Dossier

Digitalisierungskongress: Arbeit und Gesellschaft 4.0 mitgestalten digikongress2016 in der ver.di Bundesverwaltung, Berlin, am 17. und 18. Oktober 2016„… Um die Schulen in Deutschland flächendeckend in die Lage zu versetzen, digitale Bildung zu vermitteln, schlägt das BMBF einen DigitalPakt#D mit den Ländern vor. Das BMBF bietet demnach an, über einen Zeitraum von fünf Jahren mit rund fünf Milliarden Euro die rund 40.000 Grundschulen, weiterführenden allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen in Deutschland mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung, W-LAN und Geräten zu versorgen. Im Gegenzug sollen sich die Länder verpflichten, die entsprechenden pädagogischen Konzepte, die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie gemeinsame technische Standards umzusetzen…“ Aus der Pressemitteilung des Bundesbildungsministeriums vom 12.10.2016 externer Link: „Sprung nach vorn in der digitalen Bildung“. Siehe dazu wg. Corona unser Dossier Tacheles startet Schulbedarfskampagne: Jobcenter/Sozialamt muss Kosten für Schul-PC übernehmen und hier kontroverse Beiträge zum DigitalPakt und Digitalisierung in der Bildung:

  • „Digitalisierung in Bildungsberufen“ als Zusatzbelastung: Gewerkschaften fordern mehr Mitsprache und mehr Personal New
    „Die Digitalisierung in Bildungsberufen nimmt stetig zu, während die Beschäftigten zugleich über fehlende technische Unterstützung klagen. Viel zu oft werden sie nicht einbezogen, wenn neue technische Arbeitsmittel eingeführt werden. Etwa die Hälfte der befragten Erzieher*innen, Lehrer*innen und Hochschullehrer*innen sieht digitale Arbeitsmittel inzwischen als Zusatzbelastung an. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die DGB, GEW und ver.di anlässlich der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am Freitag vorlegen. Demnach beschreiben für das Jahr 2022 insgesamt 97 Prozent der Hochschullehrer*innen und 83 Prozent der Lehrer*innen ihre Arbeit als in hohem oder sehr hohem Maß digitalisiert. Bei den Erzieher*innen ist dieser Anteil mit 41 Prozent geringer. Doch auch im Erziehungsbereich zeigt sich ein deutlicher Anstieg gegenüber 2016 (30 Prozent). Die Verwendung digitaler Arbeitsmittel wird in allen drei Berufsgruppen von etwa der Hälfte der Befragten als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Bei den Lehrer*innen stieg der Anteil mit digital bedingter Mehrbelastung von 35 Prozent im Jahr 2016 auf 57 Prozent im Jahr 2022. Lediglich neun Prozent gaben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung geringer geworden ist. Häufig fehlt den Beschäftigten betriebliche Unterstützung, obwohl technische Probleme im Rahmen der Digitalisierung weit verbreitet sind: 37 Prozent der Hochschullehrer*innen, 34 Prozent der Lehrer*innen und 28 Prozent der Erzieher*innen geben an, keine oder nur geringe Unterstützung zu erhalten. Die Mehrheit der digitalisiert Arbeitenden in den drei Berufsgruppen kann keinen größeren Einfluss auf die Veränderung ihrer Arbeit im Kontext der Digitalisierung nehmen. Tendenz steigend. Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende: „ (…) Es zeigt sich wieder einmal, dass Entscheidungen von oben herab nicht zielführend sind. Deshalb führt an mehr Personal, an mehr Beteiligung und auch an guter Qualifizierung und Weiterbildung kein Weg vorbei. Die Ende 2023 auslaufende Qualitätsoffensive Lehrerbildung, muss unbedingt weitergeführt werden.“ (…) Maike Finnern, GEW-Vorsitzende: “ (…) Besorgt nehmen wir zur Kenntnis, dass Beschäftigte in Bildungsberufen wenig Einfluss auf die Digitalisierung haben. Hier brauchen wir eine Kehrtwende: Die Beschäftigten müssen die digitale Transformation mitgestalten können.“ Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand: „ (…) Damit es bei der Digitalisierung künftig in die richtige Richtung geht, ist es ebenso wichtig, dass die Beschäftigten – die Bildungsexpert*innen – bei der digitalen Weiterentwicklung im Betrieb in Entscheidungen einbezogen werden.“…“ GEW-Pressemitteilung vom 30. Juni 2023 externer Link zum 12-seitigen DGB-Index Gute Arbeit Kompakt 03/2023 „Digitalisierung in Bildungsberufen“ externer Link
  • Bildungsmaterial: Digitalisierung im Kapitalismus 
    Digitalisierung ist eines der zentralen Themen der Zeit. Vielen gilt sie als die technische Lösung der ökologischen und sozialen Krisen des globalen Kapitalismus: Smarte digitale Technik mache wirtschaftliche Prozesse energie- und ressourceneffizienter und spare Transportwege, meinen sie. Und, so ihre Hoffnung, auch in den Ländern des Südens stehe wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand nicht mehr viel im Weg, wenn erst die nächste Milliarde Menschen dort Zugang zum Internet haben. Inwieweit ist diese Hoffnung eine zwiespältige? Was und wer wird dabei womöglich übersehen? Wie verändert Digitalisierung Leben, Arbeit und Wirtschaft? Welche Ansätze für eine demokratische und sozial-ökologische Gestaltung einer Wirtschaft gibt es, aus der digitale Technik nicht mehr wegzudenken ist?  Mit diesen Fragen befasst sich das neue Bildungsmaterial „Digitalisierter Kapitalismus“, das Attac Deutschland gemeinsam mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie und der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlicht. Thematisch ist das Methodenheft in drei Kapitel unterteilt: Grundlagen zur Funktionsweise des digitalisierten Kapitalismus, soziale und ökologische Auswirkungen sowie Gegenbewegungen und Alternativen. Entwickelt wurden die insgesamt 14 Methoden für Lehrer*innen und außerschulische Multiplikator*innen, die mit Menschen ab etwa 15 Jahren zusammenarbeiten.
    Das knapp 100 Seiten umfassende Methodenheft kann als Druckversion für zehn Euro unter https://shop.attac.de/bildungsmaterial externer Link bestellt werden. Auf der Webseite www.attac.de/bima externer Link steht es zum kostenlosen Download bereit. Die einzelnen Methoden und einige Zusatzmaterialien sind zudem unter www.endlich-wachstum.de/kapitel/digitalisierung externer Link abrufbar
    .“ attac-Meldung vom 17. Dezember 2021 externer Link
  • Digitalisierung der Schule: Auf den Bedarf der Konzerne zugerichtet 
    Der Digitalisierungswahn im Bildungsbereich verfehlt die technischen und die pädagogischen Ziele. Lehrkräftemangel und die Corona-Pandemie haben die Diskussion um eine durchdigitalisierte Schule in einer Weise beflügelt, dass der Eindruck entsteht, ohne Tablets und Lernsoftware geht im Bildungsbereich gar nichts mehr. Hinter dieser Euphorie verschwindet die Realität an unseren Schulen. Tablets und digitale Lernprogramme haben sich als unfähig erwiesen, die vielfältigen Probleme im System Schule zu lösen – zumal während der Coronakrise, wo sich Distanz- und Präsenz­unterricht ablösten. Die IT-Industrie jubelte und wollte glauben machen, allein die digitale Ausstattung könne die Probleme lösen. Dabei wurde sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. (…) IT-Konzerne fallen in die Schulen ein: Der Bundesverband der Verbraucherzentralen beklagt «immer mehr Lehr- und Lernangebote, die überhaupt nicht qualitätsgesichert sind». Die Lernangebote der großen IT-Konzerne dienen vor allem den Unternehmen, sie gelangen ungefiltert in die Schulen und ermöglichen eine einseitige Beeinflussung. Das unterscheidet sie von den herkömmlichen, staatlich geprüften und von Werbung freien Schulbücher. Schule sollte ein Raum für Interaktion sein, für ein gemeinsames Lernen in authentischen Situationen, wo Ergebnisse mit dem Nachbarn oder in der Gruppe zusammengetragen und ausgewertet werden – ohne Kontrolle und permanente Lernstandserhebung. An den Ergebnissen sind alle beteiligt, entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten. Als Schü­le­r:innen aller Schulformen zu Beginn des Präsenzunterricht nach den diesjährigen Sommerferien nach ihren Wünschen befragt wurden, erklärten alle, sich vor allem auf das gemeinsame Lernen in der Klassengemeinschaft zu freuen. Von positiven Erfahrungen am PC war in keiner Aussage die Rede…“ Artikel von Larissa Peiffer-Rüssmann in der Soz Nr. 11/2021 externer Link
  • GEW: „Digitale Spaltung zwischen Schulen überwinden“. Drei Balken im W-LAN-Symbol bedeuten nicht automatisch gute Bildung, mehr Medienkompetenz nötig 
    Bildungsgewerkschaft zur Studie „Digitalisierung im Schulsystem 2021“: Offensive für mehr Medienkompetenz nötig. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt eine Strategie- und Qualitätsoffensive für Medienkompetenz an den Schulen an. „Nach dem Digitalisierungsschub durch die Coronakrise brauchen die Schulen dringend mehr zeitliche und personelle Ressourcen, um gute Rahmenkonzepte für eine digitale Lehr- und Lernstrategie zu entwickeln und diese auch umzusetzen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, mit Blick auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie „Digitalisierung im Schulsystem 2021“ externer Link , die am Mittwoch in Berlin im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Sonst drohe die Weiterentwicklung der Medienkompetenz der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler „im Technikstress unterzugehen“.  „Wir dürfen die Digitalisierung an der Schule nicht auf Ausstattungsfragen reduzieren. Drei Balken im W-LAN-Symbol bedeuten nicht automatisch gute Bildung“, betonte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung. Er machte deutlich, dass digitale Ausstattung und Infrastruktur wichtig seien, weil sie die Grundlage bilden, damit alle Schulen digitale Tools und Technik gleichberechtigt nutzen können. „Digitalisierung an Schulen ist aber eben auch eine Qualitäts- und Zeitfrage. Der pädagogisch-sinnvolle Einsatz digitaler Technik und Formate im Unterricht erfordert Zeit sowie Ressourcen für Fort- und Weiterbildung ebenso wie für die Anpassung analoger an digitale Formate, wenn dies möglich ist. Lehrkräfte dürfen nicht mit zusätzlichen IT-Aufgaben belastet werden, sondern sollen sich in ihrer Arbeitszeit auf den Lehrberuf konzentrieren können“, sagte Becker. Die Digitalpaktmittel für IT-Administratorinnen und -Administratoren müssten endlich an den Schulen ankommen…“ Pressemitteilung vom 29.09.2021 externer Link
  • Datenschützer geht gegen Spähsoftware bei Hochschulexamen vor 
    Es geht um Programme, die Betrugsversuche von Studierenden aufdecken sollen. Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter fordert unter anderem ein Aufzeichnungsverbot. Als erster Datenschützer bundesweit geht der baden-württembergische Landesbeauftragte gegen den Einsatz von Überwachungssoftware bei Onlineprüfungen in Hochschulen vor. Bei einer Reihe von Examen mit Fernaufsicht über das Internet sei an Hochschulen in dem Bundesland gegen geltendes Recht verstoßen worden, erklärte der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink. „Dauerhafte Kontrolle von Studierenden in Prüfungssituationen durch technische Tools, die zu stark ins Private gehen, ist nicht akzeptabel.“ Bei dem Versuch, Betrugsversuche von Studierenden am heimischen Rechner zu verhindern, seien manche Lehrkräfte in den Corona-Monaten zu weit gegangen. Brink hat einen Vorgabenkatalog erarbeitet, um ab sofort Verstöße gegen den Datenschutz und die IT-Sicherheit zu verhindern. Zwar soll Videoaufsicht erlaubt sein, aber es soll ein Aufzeichnungsverbot gelten. Auch der Einsatz von Plattformen zur Fernaufsicht, die den Rechner des Prüflings scannen und damit auch Zugang zu persönlichen Daten erhalten, ist künftig nicht mehr erlaubt. Damit dürfen Unis und Fachhochschulen fortan praktisch keine Anwendungen des US-Anbieters Proctorio mehr anwenden. Mit der Software können Geräte darauf gescannt werden, ob sich Hilfsmittel darauf befinden…“ Meldung vom 17. Juli 2021 in der Zeit online externer Link
  • Der BigBrotherAward 2021 in der Kategorie Bildung: Proctorio GmbH
    Der BigBrotherAward 2021 in der Kategorie Hochschulen geht an die Proctorio GmbH in München-Unterföhring für ihre KI-basierte Prüfungssoftware, die auch Proctorio heißt. Der Name Proctorio leitet sich aus dem englischen Wort „Proctoring“ ab, das sich mit „beaufsichtigen“ übersetzen lässt. Proctorio geht es um „Online-Proctoring“, das heißt um die Beaufsichtigung von Prüflingen im Hochschulbereich per Internet. Mit Blick auf dieses Geschäftsmodell war der Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 für die Firma aus Marketingsicht ein absoluter Glücksfall (…) Die Software Proctorio greift tief in die Integrität der privaten Geräte der Studierenden ein. Um an Prüfungen teilnehmen zu können, müssen sie die Software auf ihren Computern installieren und Proctorio für die Dauer einer Prüfung die Kontrolle über ihr Gerät überlassen. Die Verwendung von Proctorio setzt zudem voraus, dass auf den Computern der Studierenden Google Chrome als Browser installiert ist. Dort werden von der Proctorio-Software zudem Drittanbieter-Cookies aktiviert, „um einen proaktiven Chat-Support“ anbieten zu können – über die US-amerikanische Firma OLARK. An einer Onlineprüfung teilnehmen kann nur, wer Proctorio den Zugriff auf seine Videokamera ermöglicht. Diese muss während der gesamten Prüfungszeit eingeschaltet sein. Prüfende können entscheiden, ob sie Studierende während der Prüfung persönlich beobachten, oder ob die Software dies für sie erledigt. Und die Prüfenden können Proctorio den Start von Anwendungen und Downloads blockieren lassen oder Erweiterungen und individuelle Einstellungen sperren. Sogar „Copy and Paste“ kann grundsätzlich unterbunden werden. Und wenn Prüfende das wollen, muss zu Beginn der Prüfung ein „Raum-Scan“ durchgeführt werden, bei dem Prüflinge der Videokamera ihren gesamten Arbeitsraum vorführen müssen. Dieser „Raum-Scan“ muss auf Aufforderung während der Prüfung wiederholt werden. Und es kommt noch schlimmer: Hochschulen und Lehrende als potentielle Kunden werden von Proctorio mit dem Argument umworben, dass bei der Klausurdurchführung eine „vollautomatische Kontrolle“ möglich ist. Die Software wertet dafür die eingehenden Videoinformationen mit künstlicher Intelligenz aus und soll auf dieser Grundlage erkennen können, ob sich eine weitere Person im Raum aufhält. Hinzu kommt eine von Proctorio als „Gesichtserkennung“ bezeichnete Analyse der Augenbewegungen…“ Laudatio von Peter Wedde externer Link, siehe auch BigBrotherAwards 2021 für Doctolib, Google und Proctorio sowie die  Europäische Kommission u.a.
  • Gemeinsame Forderungen zur Bildungsplattform für Baden-Württembergs Schulen 
    „Die unterzeichnenden Organisationen haben sich aus Gründen des Datenschutzes, der digitalen Souveränität und der an der Erziehung zum mündigen Bürger orientierten Medien- und Verbraucherbildung am 13. Januar 2021 öffentlich für die ausschließliche Verwendung von Open-Source-Software an Baden-Württembergs Schulen eingesetzt: https://unsere-digitale.schule/stellungnahme/stellungnahme-januar-2021/. Wir fordern Bündnis90/DieGrünen und CDU vor Beginn der neuen Legislaturperiode dazu auf, ihre im Vorfeld der Landtagswahl gemachten Versprechen zur Bildungsplattform in ihren Koalitionsvertrag uneingeschränkt einzubringen und tatsächlich umzusetzen. (…) Schon in ihrem ersten Koalitionsvertrag haben sich Bündnis90/Die Grünen und CDU dafür ausgesprochen, dass an den Schulen verstärkt freie Lern- und Lehrmaterialien (Open Educational Resources und Freie Software) genutzt werden (Koalitionsvertrag S. 32). In ihrem Wahlprogramm 2021 heben Bündnis90/Die Grünen die Bedeutung des europäischen Wertemodells hervor, bei dem Datenschutz und Netzneutralität im Vordergrund stehen (S. 143). Sie erklären, die Digitalisierung nach den Leitlinien „nachhaltig, dezentral und offen sowie sicher und frei für alle“ gestalten zu wollen (S. 144). Sie versprechen die digitale Souveränität des Landes und der Kommunen sicherzustellen, indem in der Beschaffung und Entwicklung von Software konsequent auf Open-Source-Lösungen gesetzt wird. In der IT-Infrastruktur des Landes sagen sie zu, digitale Monopole zu verhindern und sich gegen beherrschende Marktstrukturen zu stellen. Sie erklären die digitale Autonomie insbesondere im Bildungsbereich für wichtig, etwa beim Aufbau digitaler Lernplattformen und sprechen sich gegen Abhängigkeiten von IT-Großkonzernen aus (S. 149). Daher fordern die unterzeichnenden Organisationen insbesondere: 1. Landeseigene Schul-IT-Infrastruktur – Aus Gründen des Datenschutzes und der digitalen Souveränität muss das Land eine eigene IT-Infrastruktur aufbauen, auf der alle Komponenten der Bildungsplattform vom Land selbst betrieben werden. Die dafür notwendigen Finanzmittel müssen im Landeshaushalt bereitgestellt werden, notfalls über einen Nachtragshaushalt. Es handelt sich dabei um eine unerlässliche Investition des Landes in die digital souveräne Zukunft Baden-Württembergs. 2. Bereitstellung zusätzlicher Open-Source-Komponenten für die baden-württembergische Bildungsplattform (…) 3. Qualitativ hochwertige und praxisnahe Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte…“ Gemeinsame Stellungnahme eines breiten Bündnisses von Verbände, Gewerkschaften, Institutionen und Organisationen vom 23. April 2021 externer Link

  • Lockdown ohne Lock-in: CCC-Bildungsprojekt Chaos macht Schule (CMS) fordert nachhaltige Lernplattformen 
    „Der Lockdown zwang viele Schulen, hastig Lernplattformen und Konferenzsysteme bereitzustellen. Oft wurde dabei auf kommerzielle Angebote mit hohen Kosten gesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, diese durch nachhaltige Lösungen zu ersetzten. Die Initiative „Chaos Macht Schule“ fasst die Lehren der vergangenen Monate zusammen: Wir brauchen nachhaltige Lernplattformen. Um gute Bildung auch im Lockdown zu ermöglichen, sind Schulen auf verschiedene Lernplattformen und Konferenzsysteme angewiesen. Für schnelle und pragmatische Lösungen wurden in vielen Bundesländern leider auch Entscheidungen getroffen, die die digitale Souveränität unserer Bildunggslandschaft gefährden. Auch nach der Pandemie werden die jetzt beschafften Systeme weiter in den Schulen genutzt werden und somit an Bedeutung gewinnen. Das CCC-Bildungsprojekt Chaos macht Schule (CMS) fordert, bereits nachhaltig umgesetzte, nicht von kommerziellen Anbietern abhängige Lösungen zu übernehmen, statt unüberlegte Schnellschuss-Entscheidungen zu verfestigen. (…) Dass Bildung auch mit freier Software erfolgreich ist, sobald der politische Wille dies zulässt, zeigt das Beispiel des BelWü Hochschulnetzes, welches schon jahrelang betrieben wird und in kurzer Zeit von wenigen Freiwilligen um ein Videokonferenzsystem für Schulen erweitert wurde. Der cyber4EDU e.V. hat eine ähnliche Lösung für einzelne Schulen aufgebaut und anschließend das Angebot für viele hundert Berliner Schulen hochskaliert. Ähnliche Konzepte gibt es auch vielerorts in kleinerem Maßstab. „Dass jeder Schulträger seine eigenen Brötchen backen muss oder die erstbeste Tiefkühlpizza aus dem Regal nimmt, ist weder sinnvoll/gesund noch nachhaltig.“ sagt Steffen Haschler. „Aufgabe der Politik ist es jetzt, die bereits existierenden, funktionierenden Lösungen zusammenzubringen, um die digitale Souveränität zu sichern.“ Kritik von ‚Chaos Macht Schule‘ vom 15. Februar 2021 beim Chaos Computer Club externer Link
  • Bündnis gegen Microsoft 365 an Schulen 
    Die Kritik an der Einführung der Schulplattform Microsoft 365 reißt bundesweit nicht ab. In Baden-Württemberg haben sich nun 20 regionale und überregionale Verbände, Organisationen, Institutionen und Gewerkschaften zu einem Bündnis zusammengeschlossen und ein Positionspapier auf den Weg gebracht. Wir haben daran mitgearbeitet und das Papier unterzeichnet. Wir fordern weiterhin, unsere Schulen nicht vom Microsoft-Konzern abhängig zu machen und freie, datensparsame Softwarelösungen einzusetzen. Kultusministerien und andere, die Microsoft 365 als Schulplattform empfehlen oder zur Verfügung stellen, bringen Schulleitungen, Eltern, Lehkräfte und Schüler.innen in eine rechtlich und ethisch schwierige Lage. Am 13. Januar wurden die wichtigsten Eckpunkte des Papiers in einer Landespressekonferenz vorgestellt und das Presseecho war groß. Doch das Ministerium redet die Gefahren durch die Nutzung der Plattform weiterhin klein. Stattdessen werden Vorteile in der Funktionalität behauptet. Auch wir möchten funktionierende Systeme in Schulen sehen, allerdings nicht auf Kosten der Daten von Schüler.innen, Eltern und Lehrkräften!“ Mitteilung von Digitalcourage zum neuen Bündnis auf deren Homepage externer Link und der Gemeinsame Stellungnahme zur Verwendung von Cloud-Software in Schulen externer Link auf unsere-digitale.schule
  • Schulen und Datenschutz: Pilotprojekt testet Microsoft-Software im Unterricht 
    „Mit den Corona-Maßnahmen findet Schulunterricht derzeit vor allem digital statt. Dazu kommt – statt die übliche Open-Source-Lösungen – an 27 beruflichen Schulen in Baden-Württemberg Microsoft Teams zum Einsatz. (…) Statt die üblichen Open-Source-Lösungen zu nutzen, sind Kurs und Lehrerin (…) über das Videosystem Teams verbunden: von Microsoft. Ausnahmsweise – erlaubt während der Coronazeit. Der Hechinger Schulleiter Roland Plehn würde das gern dauerhaft nutzen. „Die Erfahrung sind grundsätzlich positiv. Es ist ein stabiles System. Es ist einfach ein modernes Programm.“ Deshalb nimmt Plehn mit seiner Berufsschule als eine von 27 in Baden-Württemberg am Pilotprojekt des Kultusministeriums teil. Weil Videounterricht seine Schule noch eine Weile begleiten wird, hofft Plehn, dass die Datenschutzbedenken ausgeräumt werden. Viele bezweifeln das: 20 Verbände – von Gewerkschaft bis Digitalverein – haben sich in Baden-Württemberg in ihrer Kritik zusammengeschlossen. Michael Mittelstaedt vom Landeselternbeirat: „Unsere Kinder und Jugendlichen, die haben ein Anrecht auf einen besonderen Schutz. Da sollten Außenstehende keinen Einblick haben und schon gar nicht irgendwo, sagen wir mal rückblickend oder längerfristig irgendwelche Daten erfassen und zusammenbündeln können. (…) Auch Stefan Brink hatte früher vor Microsoft an Schulen gewarnt. Baden-Württembergs Landesdatenschutzbeauftragter hatte Open-Source-Lösungen empfohlen. Inzwischen hat Microsoft einiges verbessert. Und Brink prüft mit seinem Team jetzt im Auftrag der Landesregierung: Wohin fließen die Daten – im Cloudspeicher, Textverarbeitung und im Mailprogramm? „Bisher ist es so, dass Microsoft sich vertraglich verpflichtet hat, die Daten in Deutschland zu verarbeiten. Und bislang haben wir keinen Zweifel, dass das auch tatsächlich so ist. Die spannende Frage ist, ob diese Zusage in allen Bereichen eingehalten wird. Also auch zum Beispiel, wenn ein Programm mal abstürzt und Absturzberichte gesendet werden.“ (…) Brinks Urteil im Frühjahr könnte Signalwirkung haben – auch für andere Bundesländer. Stefan Brink warnt deshalb schon mal: Es wird keine einfachen Antworten geben: „Die Software von der wir sprechen, ist extrem komplex. Selbst wir können uns nur auf bestimmte Themen konzentrieren. Das ist eine Risikoentscheidung, die da getroffen wird. Wir Datenschützer versuchen, die abzusichern, soweit wir können. Aber wir sind aus den Zeiten raus, wo es eine vollständige Sicherheit und Beherrschbarkeit gibt.“ Beitrag von Katharina Thoms vom 20. Januar 2021 beim Deutschlandfunk externer Link Audio Datei (Audiolänge: 5:43 Min.)
  • Gesellschaft für Informatik fordert Stärkung der digitalen Souveränität von Schülerinnen und Schülern, Schulen und Standorten 
    „Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) sieht mit Besorgnis, wie vor dem Hintergrund der Corona-Krise und dem Leidensdruck vieler Schulen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler eine Festlegung auf datenschutzrechtlich bedenkliche, proprietäre Softwarelösungen erfolgt – und das trotz guter Alternativen. (…) Insbesondere die bundeslandweite Einführung von Software, die Daten außerhalb des Geltungsbereichs der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) speichert, sieht die Gesellschaft für Informatik e.V. (…) als bedenklich an. In Baden-Württemberg hat sich beispielsweise ein breites Bündnis gegen die geplante Einführung von MS 365 als Software-Lösung für alle Schulen gestellt. Bereits heute existieren leistungsfähige und leicht bedienbare Cloud-Lösungen und Lernmanagementsysteme, die einen datenschutzkonformen und damit rechtssicheren Betrieb auf deutschen bzw. europäischen Servern erlauben. Beispielhaft seien hier die Lernmanagementsysteme Moodle und Ilias genannt, die mit Plugins wie H5P interaktive und kooperative Arbeitsformen unterstützen und eine geeignete Grundlage der IT-Infrastruktur von Schulen darstellen. Zuletzt konnte der reibungslose Betrieb allerdings aufgrund fehlender personeller und technischer Ressourcen nicht in allen Bundesländern gewährleistet werden. Prof. Dr. Ulrike Lucke, Vize-Präsidentin der Gesellschaft für Informatik: „Die aktuell zu treffenden politischen Entscheidungen für digitale Infrastrukturen werden unser Bildungswesen über Jahre prägen. Mit unseren Empfehlungen zur Software-Auswahl nehmen wir die digitale Souveränität unserer Schülerinnen und Schüler in den Blick. Gleichzeitig gilt es aber auch künftig, unser Verständnis von und unsere Instrumente für Medienkompetenz und Unterrichtsqualität weiterzuentwickeln. Spätestens seit Corona sehen wir alle, wie wichtig diese Themen sind, denn neue Software allein kann uns in der aktuellen Lage nicht helfen.“ Insbesondere folgende Eckpunkte sieht die Gesellschaft für Informatik als entscheidend für die digitale Souveränität der Schülerinnen und Schüler, der Schulen sowie des IT-Standortes an: 1. Rechtskonforme, datenschutzgerechte Lösungen etablieren (…) 2. Digitale Souveränität (Transparenz, Unabhängigkeit und Sicherheit) durch Open-Source-Software fördern (…) 3. Lock-In-Effekte vermeiden (…) 4. Bereitstellung notwendiger Ressourcen (…) Die Gesellschaft für Informatik fordert die in den Bundesländern zuständigen Ministerien und Behörden auf, mittel- bis langfristig tragfähige Strategien zur Stärkung der digitalen Souveränität der Schülerinnen und Schüler, der Institutionen und des IT-Standortes zu entwickeln und auch kurzfristig Lerninfrastrukturen unter Berücksichtigung dieser vier Kernelemente zu unterstützen bzw. auf- und umzusetzen…“ Pressemitteilung der Gesellschaft für Informatik vom 18. Januar 2021 externer Link
  • Digitales Klassenzimmer: So geht Freie Schulsoftware 
    In diesem Workshop können Lehrerinnen und Lehrer, Schüler.innen und andere Interessierte in Freie Schulsoftware reinschnuppern. BigBlueButton? Moodle? Nextcloud? Das sind die digitalen Klassenzimmer der Zukunft. In diesem Workshop können Lehrerinnen und Lehrer, Schüler.innen und andere Interessierte in Freie Schulsoftware reinschnuppern. BigBlueButton? Moodle? Nextcloud? Das sind die digitalen Klassenzimmer der Zukunft. Verschiedene Referent.innen aus dem Bildungsbereich zeigen euch, wozu die Programme gut sind und was es da zu entdecken gibt. Wir freuen uns auf einen regen Austausch und möchten digitale Bildung gemeinsam gestalten.“ Video des Vortrags von Jessica Wawrzyniak beim rC3-Kongress (Remote Chaos Experience) am 28.12.2020 externer Link
  • Digitalisierung, Digitalität, Digitalismus. Digitale Bildung in der Corona-Krise – ein Trend-Report 
    Schule und Bildung sind derzeit in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Insgesamt stellt der Bund in den nächsten fünf Jahren 5 Mrd. Euro für die Digitalisierung von Schulen zur Verfügung. Die Länder tragen weitere 500 Millionen Euro bei. Der „Digitalpakt Schule“ soll den Aufbau digitaler Lerninfrastrukturen fördern, Schulen sollen also mit leistungsfähigen Netzen und moderner Präsentationstechnik ausgestattet werden. (…) Ich möchte vorschlagen, das Begriffspaar „Digitalisierung“ / „Digitalität“ zu einer Trias zu erweitern und mich für eine Anknüpfung dieser beiden Begriffe an Entwicklungen in der Ökonomie stark zu machen. Mit „Digitalismus“ möchte ich die strukturelle Kopplung technologischer Entwicklungen an Profitinteressen von Unternehmen, die in der Digitalwirtschaft operieren, bezeichnen. (…) Ich möchte vorschlagen, das Begriffspaar „Digitalisierung“ / „Digitalität“ zu einer Trias zu erweitern und mich für eine Anknüpfung dieser beiden Begriffe an Entwicklungen in der Ökonomie stark zu machen. Mit „Digitalismus“ möchte ich die strukturelle Kopplung technologischer Entwicklungen an Profitinteressen von Unternehmen, die in der Digitalwirtschaft operieren, bezeichnen. Über Digitalisierung und Digitalität zu sprechen, heißt dann immer auch: diese strukturelle Kopplung mitzudenken. Vor diesem Hintergrund möchte ich im Folgenden aufzeigen, wie Digitalismus vorangetrieben wird, welche Organisationen und Netzwerke bestehen und die eine oder andere Überlegung darüber anfügen, welche gesellschaftlichen Folgen aus Digitalismusstrategien resultieren mögen. (…) Leitkonferenz ist das „Forum Bildung Digitalisierung“ mit seinen Jahrestreffen. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Bertelsmann Stiftung, an der zudem mit der Deutsche Telekom Stiftung, Dieter Schwarz Stiftung, Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, Robert Bosch Stiftung, Siemens Stiftung, Stiftung Mercator und Joachim Herz Stiftung sieben weitere philanthropische Akteure beteiligt sind. Das Forum tritt zugleich als eingetragener Verein mit ca. 40 Mitgliedsschulen bundesweit in Erscheinung. Der auf den Seiten des Forums vorzufindende Appell lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: „Lasst uns Lehrkräfte durch eigene Kooperation, Risikobereitschaft, offene Fehlerkultur und Eigenverantwortung ein Vorbild sein in dieser Zeit, probieren wir Neues aus und vertrauen wir unseren Schülerinnen und Schülern! Dann sehen wir am Ende möglicherweise auf diese Zeit und die flächendeckenden Schulschließungen als eine Zeit des digitalen Wandels und der pragmatischen Innovation zurück.“ Während über Forderungskataloge und Projektpartnerschaften mit Bildungsinstituten politisch-administrative Entscheider beeinflusst werden sollen, geht die Bertelsmann Stiftung z.B. mit dem „Forum Bildung Digitalisierung“ den Weg gleichsam „von unten“ an und versucht, zivilgesellschaftliche Akteure, Einzelschulen sowie Lehrerinnen und Lehrer einzubinden. Dies erscheint vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise viel versprechend, sind eben doch individuelle Bildungseinrichtungen von möglichen Schließungen konkret betroffen, muss doch an jeder einzelnen Schule ausgelotet werden, inwieweit Fern- und Hybridunterricht technisch und organisatorisch ermöglicht werden können. Auch nach den Erfahrungen des ersten, „harten“ Lockdowns dürfte auch jetzt, im November 2020 gelten: Probleme und Unsicherheiten mit dem Thema Digitalisierung bestehen auch gegenwärtig an den Schulen weiter! (…) Welche gesellschaftlichen Folgen lassen sich aus dieser Aufstellung ableiten? Zunächst einmal ist es wichtig festzuhalten, dass nicht allein der Bertelsmann Konzern und die Bertelsmann Stiftung bestrebt sind, Digitalisierungsprozesse im Bildungsbereich voranzutreiben. Als ein weiteres Beispiel wären etwa die Deutsche Telekom oder Vodafone anzufügen. (…) Ich habe den Fokus deshalb auf Bertelsmann und die Bertelsmann Stiftung gerichtet, weil das Gütersloher Unternehmen seit langem bereits mit besonderer Ausdauer, Weitsicht und durch erheblichen Kapitaleinsatz sowohl gemeinnützige als auch kommerzielle Interessen verfolgt. Konzern (etwa über die Zeitschriftensparte Gruner + Jahr, die Fernsehkanäle der RTL Group wie RTL, Vox und n-tv) und Stiftung (Einbindung in vielfältige Netzwerke politisch-administrativer Entscheider und der Zivilgesellschaft, Publikation von Expertisen und wissenschaftlichen Studien und Empfehlungen) verfügen über ein beachtliches Potential der Beeinflussung der öffentlichen Meinung, was in dieser Konstellation in der Bundesrepublik seines Gleichen sucht. Es ist der sprichwörtliche lange Atem des Medienriesen, sich seit jeher in zuweilen mühevoller und zäher Detailarbeit dem Gebiet der digitalen Bildung gewidmet zu haben, der jetzt angesichts der aus der Corona-Krise abgeleiteten Notwendigkeiten heraus beginnt, sich für den Konzern sowie die Digitalwirtschaft insgesamt bezahlt zu machen. Eines ist gewiss nicht zu erwarten: ein Lockerlassen dieser Bemühungen nämlich!...“ Beitrag von Steffen Roski vom 27. November 2020 auf seinem Blog „Wissen schafft Gesellschaft“ externer Link
  • Das Bildungspaket von Digitalcourage: Freie Software, Datenschutz, digitale Mündigkeit / Verler Schule lehnt „Microsoft Teams ab“ – und schafft Alternative 
    • Digitale Bildung gestalten – Digitalcourage erstellt Bildungspaket und startet Mitmach-Kampagne
      „… Ziel der Kampagne ist es, Konzepte und Leitlinen zu erstellen und zu vermitteln, wie digitale Bildung frei, ermündigend und ganzheitlich gestaltet werden kann. Dazu hat der Verein ein ‚Digitalcourage-Bildungspaket‘ erstellt, und an Ministerien, Schulen, Landeselternvertretungen, Schüler.innenvertretungen und andere Institutionen geschickt. Darüber hinaus ruft Digitalcourage dazu auf, das Bildungspaket an Lokalparlamente, Elternvertretungen und Schulleitungen zu verteilen. Das Digitalcourage-Bildungspaket gibt es in einer Basisversion (PDF, gratis) und Vollversion (gedruckt, 15 Euro) und kann über die Kampagnenseite heruntergeladen bzw. bestellt werden. Die Vollversion enthält zusätzliche Infobroschüren und Unterrichtsmaterialien. Der Inhalt besteht aus den zehn Leitlinien für digitale Bildung, die von der Medienpädagogin Jessica Wawrzyniak und der Netzphilosophin Leena Simon im Dialog mit vielen Freiwilligen erarbeitet wurden. Abgerundet wird das Paket mit Hinweisen auf empfehlenswerte Software, die für den Einsatz an Schulen geeignet ist. Hinzu kommen weitere Materialien, die helfen sollen, die Kampagne zu verbreiten…“ Pressemitteilung vom 24.11.2020 externer Link zum Bildungspaket:

      • Das Bildungspaket von Digitalcourage: Freie Software, Datenschutz, digitale Mündigkeit
        Seit Jahrzehnten warten wir darauf, dass der Umgang mit digitalen Medien in den Schulen vermittelt wird. Doch unsere Politik legt hier wenig Ambitionen an den Tag und ist sehr unkreativ. Digitale Medien werden allenfalls als Lernmittel, aber nicht als Unterrichtsgegenstand diskutiert. Also nehmen wir die Sache nun selbst in die Hand. Wir haben ein Bildungspaket geschnürt – im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt brauchen wir Ihre Hilfe, es zu verbreiten…“ Bildungspaket bei Digitalcourage externer Link
    • Verler Schule lehnt „Microsoft Teams ab“ – und schafft Alternative
      Weil die Gesamtschule „Teams“ nicht nutzte, erntete sie im Sommer viel Kritik. Doch die Schulleitung blieb bei ihrer Entscheidung: „Wir setzen nur ein, was rechtlich vertretbar ist“. Als die Schulen mit dem Lockdown im Frühjahr auf Distanzunterricht umstellten, mussten von einem auf den anderen Tag digitale Lösungen her. Das Programm „Teams“ von Microsoft wurde schlagartig zum Problemlöser – scheinbar. Denn genau so schnell, wie die Software zum Austausch von Schülern und Lehrern im Klassenverband in den Kinder- und Jugendzimmern Einzug hielt, traten die Kritiker auf dem Plan. Das Programm verstoße gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), monierten die Datenschutzbeauftragten mehrerer Bundesländer. Dafür, dass sie „Teams“ nicht nutzte, erntete die Verler Gesamtschule damals Kritik. Aber sie hatte gute Gründe für ihre Entscheidung. „Wir sind bei unserer Linie geblieben, nur einzusetzen, was rechtlich vertretbar ist“, sagt Schulleiterin Tanja Heinemann. Außerdem war die Schule gerade dabei, ein Lernmanagementsystem namens „itslearning“ einzuführen, als ihr Corona dazwischen kam. Mittlerweile ist dieser Prozess, den die Gesamtschule schon vor drei Jahren und damit lange vor Pandemiebeginn gestartet hat, abgeschlossen. Mehr noch: Die Schule hat als weit und breit erste zum Thema „Medienarbeit und Datenschutz“ eine umfassende Broschüre zusammengestellt, die Eltern und Schüler über alle datenschutzrechtlichen Belange beim Umgang mit Fotos, E-Mail-Adressen, Ton- und Video-Aufnahmen, bei der Nutzung von Tablets, Lernplattformen, Programmen und Schul-WLAN umfassend und verständlich aufklärt…“ Artikel von Roland Thöring vom 23.11.2020 bei nw.de externer Link
  • Coronakrise: Big Teacher übernimmt 
    „Sollte Baden-Württemberg die Microsoft-Cloud in Dienst nehmen, droht ein Ausverkauf der Schulen – und der Daten der Schülerinnen und Schüler. Zudem könnte das Ganze weitreichende Folgen haben – für die ganze Republik. ine Schule irgendwo in Deutschland. Ein Lehrer benutzt mit seinen Schülerinnen und Schülern das Schreib- und Cloudprogramm des US-amerikanischen Anbieters Microsoft. Gegen das Produkt gibt es datenschutzrechtliche Bedenken. Frage an den Pädagogen: „Sag mal, weist du deine Schüler eigentlich darauf hin, dass alle Daten, also Logins, Mailinhalte, Chats, Hausaufgaben usw., die in Office gespeichert werden, auf Verlangen an die US-Behörden ausgehändigt werden müssen?“ Der Kollege windet sich. Er sagt: „Das ist doch nur ein theoretisches Konstrukt.“ Er fragt: „Was ist der Unterschied zum Klassenbuch?“ Nach vielfachem Nachfassen kommt heraus: Nein, er klärt weder Eltern noch Schüler explizit über die Risiken auf – nämlich, dass US-Behörden Zugriff auf Daten der Schülerinnen und Schüler nehmen können. Die digitale Lage der Schulen in Deutschland im Corona-Herbst ist vertrackt. Einerseits dürfen bei Schulschließungen nicht wieder rund 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen ohne Draht zu den Lehrkräften zu Hause sitzen. Andererseits ist die informationelle Selbstbestimmung der Lernenden ein hohes Gut, sogar ein Grundrecht. Schülerinnen und Schüler müssen wissen und entscheiden können, was mit ihren persönlichen Daten geschieht. Das ist nicht immer der Fall. Eine bevorstehende Entscheidung in Baden-Württemberg spitzt die Lage nun dramatisch zu. In dem Bundesland geht es nicht mehr um eine einzelne Schule, sondern um die Daten von über einer Million Schülerinnen und Schülern. Die Kultusministerin des Landes, Susanne Eisenmann (CDU), kündigte im Juli an, das Cloudsystem des US-Giganten Microsoft als Landeslösung anzuschaffen. Eisenmann hatte im März bereits die Corona-Pandemie genutzt, um Fakten zu schaffen. Sie ließ ihren höchsten Beamten die Freigabe der Schreib- und Lernwolke vorläufig erteilen. In einem Rundschreiben Mitte März tauchten viele Hygienehinweise auf – und ein Produktname: MS 365. (…) Lehrkräfte berichten indes, dass die Schulen gerade mit den Füßen abstimmten. Viele wählten die Office-Lösung MS 365 – wegen der vorläufigen Freigabe. „Ich finde diese Entwicklung bedenklich“, sagte ein Berater des Landesmedienzentrums zu E&W, der Nachteile fürchtet und daher anonym bleiben will. Es sei ein Unterschied, ob die Verwaltung das Office-Programm aus den USA nutze – oder eine Ministerin die Schülerinnen und Schüler des Landes mitsamt ihren Daten de facto in die umstrittene Cloud zwinge. Der Mann ist nicht der einzige. In Baden-Württemberg gehen gerade alle, die mit Schule zu tun haben, auf die Barrikaden. (…) Gerade beginnt das Zeitalter der Daten an den Schulen. Lernen findet zunehmend in Schulclouds statt. Der Bund will sich die Digitalisierung der Schulen, zu der auch die Ausstattung der Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten gehört, 6,5 Milliarden Euro kosten lassen. Jedes Kind soll sich in Lernplattformen einloggen können. Jeder Klick, jedes Wort und jede Wissensbewegung der Schülerinnen und Schüler werden dort gespeichert. In diesem Moment erobern die größten und mächtigsten Konzerne, die es in der Weltgeschichte je gab, die Schulen.“ Beitrag der GEW von Christian Füller vom 16. November 2020 externer Link
  • Baden-Württemberg: Informatiker warnen vor Microsoft 365 an Schulen / Office 365 in der Schule: Grobe Verletzungen datenschutzrechtlicher Vorschriften
    • Baden-Württemberg: Informatiker warnen vor Microsoft 365 an Schulen
      Die Gesellschaft für Informatik fürchtet, dass Baden-Württemberg mit dem Office-Paket von Microsoft seine digitale Souveränität im Bildungssystem verliert. Die Lehrerfachgruppe in der Gesellschaft für Informatik (GI) bezeichnet den vom baden-württembergischen Kultusministerium vorangetriebenen Wechsel zu kommerziellen Lösungen wie Microsoft Office 365 bei der geplanten Bildungsplattform als „großen Rückschritt“. Dieser würde sich auf „alle Bereiche“ auswirken wie etwa Datenschutz, Demokratieerziehung im digitalen Bereich, Methodik und Didaktik sowie „Einheitlichkeit, Offenheit und Kollaboration“. „Uns liegt sehr daran, dass die hervorragende Infrastruktur in Baden-Württembergs Schulen auf einer Open-Source-Basis erhalten bleibt“, konstatiert das Gremium in einem jetzt veröffentlichen Positionspapier externer Link . „Zentrum einer digitalen Schule sollte immer ein wirklich auf Lernen ausgerichtetes Lernmanagementsystem sein.“ Mit der bereits eingesetzten Open-Source-Plattform Moodle stehe dies zur Verfügung – „inklusive offener Standards und Interoperabilität“…“ Artikel von Stefan Krempl vom 05.11.2020 bei heise news externer Link
    • Office 365 in der Schule: Grobe Verletzungen datenschutzrechtlicher Vorschriften
      „Die personenbezogenen Daten von Kindern genießen einen besonderen Schutz, der immer berücksichtigt werden muss. Bei einer durch die Schule erzwungenen Nutzung von Office 365 kommt es aber zu schwer oder gar nicht kontrollierbaren Datenabflüssen. Rechtsanwalt Oliver Rosbach hat am Beispiel einer bayerischen Schule die Datenschutzverstöße analysiert. (…) Die Nutzung von Office 365 ist wie die Nutzung von Windows 10 erheblichen datenschutzrechtlichen Bedenken ausgesetzt. (…) Anlass und Gegenstand der Untersuchung war die Vorgabe an Lehrer einer bayerischen Mittelschule im Mai 2020, die Software MS Office 365 zu nutzen. (…) Untersuchungsziel war die Feststellung, ob ausreichende Informationen nach den Erfordernissen der DSGVO zur Verfügung gestellt werden, um die Rechtmäßigkeit der Grundrechtseingriffe zu beurteilen. (…) Im Rahmen des Angebots lassen sich klare Verantwortliche im Sinne der DSGVO nicht feststellen. Eine Aufklärung erfolgt nicht. Es liegt eine provozierte Verantwortungsdiffusion vor. Die Verantwortlichen stellen keine nach Artikel 12 ff. DSGVO notwendige Informationen über Art und Umfang der Erhebung personenbezogener Daten zur Verfügung. Das nach Artikel 30 DSGVO erforderliche Verarbeitungsverzeichnis liegt nicht vor. Auch die nach Artikel 35 DSGVO erforderliche Datenschutz-Folgenabschätzung liegt nicht vor. (…) Durch die Nutzung von Office 365 und Windows 10 kommt es zu nicht einsehbaren und schwer oder nicht zu kontrollierenden Datenabflüssen. Diese umfassen im Fall der Nutzung eines privaten Rechners damit sowohl dienstliche als auch private Daten. (…) Bei den personenbezogenen Daten handelt es sich nicht nur um die Daten der Schüler oder deren Eltern, sondern auch um Daten der Anwender*innen (Mitarbeiter*innen, Lehrer*innen). Lehrer verarbeiten bei der Nutzung des Softwarepakets personenbezogene Daten der Schüler. Diese gelten im Sinne der DSGVO als besonders schützenswerte Daten. (…) Im Ergebnis lassen sich neben den oben benannten Versäumnissen bei der Beachtung der DSGVO in der Konstruktion des Angebotes zentrale Problemfelder durch Verschleierung der Verantwortlichkeiten und der daraus folgenden Verantwortungsdiffusion feststellen. Aufgrund der Verletzungen des Datenschutzrechts ist eine Nutzung von Office 365 unter den festgestellten Umständen weder für Lehrer*innen noch für Schüler*innen und Eltern anzuraten.“ Gastbeitrag von Oliver Rosbach vom 3. November 2020 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Digitalunterricht in Gefahr: Die Lizenzen für das Programm Microsoft Teams laufen Ende des Jahres aus. Schulen befürchten, dass danach Home-Schooling so gut wie unmöglich wird 
    „Schulen sollen als Letzte schließen und als Erste nach einem Lockdown wieder öffnen. Das haben Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Piazolo (FW) gerade erst betont, maximale Flexibilität sowie Kreativität von den Schulen verlangt – und vor den Wintermonaten gewarnt. Wenn die deutlich steigenden Infektionszahlen nicht rasch sinken, was ohne drastische Einschnitte nicht zu erwarten ist, könnte in weiten Teilen Bayerns wieder Distanzunterricht angesagt sein, komplett wie derzeit im Berchtesgadener Land und Rottal-Inn oder im Wechsel mit Schulstunden. Ohne funktionierende Software wird das aber schwierig: Sollte die Staatsregierung keine datenschutzkonforme Lösung finden, um das Office-Paket von Microsoft samt Konferenz- und Chattool Teams weiter in den Schulen laufen zu lassen, ist an Distanzunterricht in den Wintermonaten kaum zu denken. Die Lizenz des Kultusministeriums, die seit Mitte Mai 716 Schulen abgeschlossen haben, läuft am 31. Oktober offiziell aus. Das Ministerium hat den Vertrag um einen Monat verlängert, aber spätestens Ende Dezember soll Schluss sein. Auch für alle Schulen, die lange vor dem Ministeriums-Paket ihre Lizenzen erworben haben. Das dürften weitaus mehr sein als diese 716. Das Problem ist der Datenschutz: Der Europäische Gerichtshof hatte Mitte Juli das Datenschutzschild zwischen der EU und den USA für ungültig erklärt und angeordnet, zu überprüfen, ob Microsoft mit seinen Standardvertragsklauseln einen Datenschutz auf EU-Niveau bieten kann. Eine Lösung ist offenbar noch nicht in Sicht. (…) Die Staatsregierung will das Schulnetzwerk Mebis ertüchtigen, Söder kündigte mit dem „Digitalturbo“ im Sommer auch ein Äquivalent zu Youtube an, eine eigene Schul-Cloud und eine „datenschutzkonforme Videokonferenzlösung“. Aber das alles dauert. Mebis allein könne mit der Vielseitigkeit des Microsoft-Pakets samt Teams nicht mithalten, sagen viele Lehrer… „ Meldung vom 29. Oktober 2020 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link – das kommt davon (siehe Kritik an Microsoft weiter unten)
  • Neun Anforderungen an Cloudsysteme im Bereich Schule: Das muss die Schulcloud können 
    Clouds sind ein sinnvolles Werkzeug für die Arbeit in der Schule. Sie bieten die Möglichkeit, Kommunikation zu vereinfachen und neue Technologien leichter in den Unterricht zu integrieren. Diese Anforderungen sollten sie erfüllen. Während der pandemiebedingten Schulschließungen haben sich die Vorteile beziehungsweise die Notwendigkeit von Schulclouds gezeigt: Per Schulcloud können Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern Aufgaben zuweisen, mit ihnen arbeiten, chatten und sich E-Mails schicken. Allerdings sind Schulclouds in Deutschland bisher noch nicht besonders verbreitet. Die Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) wird von der Bundesregierung mit rund 20 Millionen Euro finanziert. Kritik gibt es etwa daran, dass nur ein einzelner Bewerber staatliche Zuschüsse bekomme. Zudem wurde im Mai bekannt, dass durch ein Datenleck Tausende Namen von Schülerinnen und Schülern abgegriffen werden konnten. Trotzdem werden große Player wie das HPI oder Microsoft zunehmend zur Konkurrenz für kleinere Anbieter wie Iserv und Webweaver sowie Open-Source-Plattformen wie Moodle und Mebis. Für die GEW steht derweil fest: Schulen benötigen gute pädagogische und (fach-)didaktische Konzepte, die regeln, wie Clouds im Schulalltag genutzt werden. Nur so lassen sich Schulcloudsysteme sinnvoll und nachhaltig einführen und im schulischen Alltag verankern. Um Schulleitungen und Kollegien dabei zu unterstützen, veröffentlichte die Bildungsgewerkschaft einen Flyer mit Informationen und Tipps externer Link …“ GEW-Meldung vom 22.10.2020 externer Link und Neun Anforderungen an Cloudsysteme im Bereich Schule externer Link
  • Muss die Digitalisierung an Schulen zu gläsernen Schüler:innen führen?
    „Nicht erst seit der Corona-Pandemie dringt der Tech-Konzern Google in deutsche Klassenzimmer vor. Bald könnten sogar die Noten der Schüler:innen auf Googles Servern landen. (…) Man stelle sich einmal vor, McDonald´s würde an die Schulen Deutschlands herantreten und anbieten, kostenlos und bequem Essen für die Mensen der SchülerInnen zu liefern. Einfach nur deshalb, um die Kinder und Jugendlichen an McDonald´s Food zu gewöhnen. Zusätzlich würden den Kindern Flatrate-Verträge der Kohleindustrie zu günstigen Konditionen vermittelt, damit sie die Stromkosten zuhause ein wenig senken können: Jedes Kind bekäme ein Plakat ins Zimmer: Powered by RWE. Außerdem erhielte jedes Kind einen Gratis-Zugang zu Googles neuesten Produkten, damit digitales Lernen einfach und bequem stattfinden kann. Wahrscheinlich fühlen sich ersten zwei Szenarien für die meisten Menschen seltsam an, das dritte Szenario hingegen ist bereits Realität an vielen Schulen. Obwohl Google zu den reichsten Unternehmen der Welt gehört und schon oft durch unethisches Verhalten aufgefallen ist (maximale Steuerhinterziehung, Datenmissbrauch, Überwachung), wird der Internet-Gigant mit offenen Armen an den Schulen empfangen. Die Frage ist: Wieso? (…) Google, Microsoft und Apple drängen in die Schulen, weil das Geschäftsmodell im Wesentlichen aus der Abschöpfung von Daten besteht. Zusätzlich will man SchülerInnen an Google-Produkte binden. Warum sonst sollten all diese Produkte gratis sein? Glaubt wirklich jemand, Google und die anderen Internetriesen wandelten sich zu philanthropischen digitalen Heilsbringern? Doch es geht nicht nur um die Daten. Google möchte zum digitalen Zentrum an Schulen werden: Die Verwaltung, Unterricht, Kommunikation – alles soll über Google-Produkte laufen. So wird die Software unersetzbar und der Datenzugewinn ist über Jahrzehnte gesichert. An vielen Schulen ist dies bereits Realität. (…) Der Überwachungskapitalismus kommt auf den leisen Sohlen der Bequemlichkeit, und er hat schon große Teile der Gesellschaft eingenommen. Im Privaten bleibt es jeder/m selbst überlassen, was mit den eigenen Daten passiert. Obwohl hier natürlich auch gilt: Wenn es nichts kostet, sind Sie das Produkt. An Schulen hat die Gesellschaft jedoch die Aufgabe, ja Pflicht, schädlichen, manipulativen und undemokratischen Entwicklungen entgegenzutreten.“ Kommentar von Kurt Zimmermann vom 5. Oktober 2020 bei Perspektive online externer Link
  • Baden-Württemberg: Eltern und Lehrer gegen Microsoft. Verbände wenden sich gegen die Beteiligung des Unternehmens an einer geplanten digitalen Bildungsplattform 
    Eltern- und Lehrerverbände versuchen, die Beteiligung des US-amerikanischen Sofwarekonzerns Microsoft an der geplanten Bildungsplattform für die Schulen in Baden-Württemberg zu verhindern. Ein Bündnis aus Landeselternbeirat, den Arbeitsgemeinschaften gymnasialer Elternvertreter (ARGE) und dem Landes-Philologenverband stellte am Montag eine Reihe von Forderungen an die im Aufbau befindliche Plattform vor. Zu diesen „Grundvoraussetzungen“ zählt das Bündnis laut einer Pressemitteilung die Einhaltung des Datenschutzes und des Schutzes der Persönlichkeitsrechte aller Nutzer. Alle verwendeten Server müssten innerhalb der EU betrieben werden. Zudem müsse der deutsche Staat über alle erhobenen Daten „absolute Souveränität ausüben“. Verwendet werden solle „ausschließlich Open-Source-Software mit offen gelegten Quellcodes und offenen Dateiformaten jeder Komponente“. Ein Datenabfluss außerhalb der schulischen Zwecke „muss unmöglich sein“. (…) Cord Santelmann vom Landes-Philologenverband betonte, gegen einen Auftrag an Microsoft spreche nicht nur der Datenschutz, den US-Clouddienstleister aufgrund der Gesetzeslage in den USA kaum gewährleisten könnten. Er führte auch medienpädagogische und grundsätzliche Erwägungen gegen eine Microsoft-Beteiligung an. Der Staat müsse die notwendige digitale Basisinfrastruktur selbst betreiben. (…) Im Landtag haben alle drei Oppositionsfraktionen sowie Eisenmanns Koalitionspartner, die Grünen, Bedenken hinsichtlich der Microsoft-Nutzung an Schulen angemeldet.Artikel von Axel Habermehl vom 29.09.2020 im Schwäbischen Tagblatt online externer Link – sehr passend zum BBA:
  • BigBrotherAwards 2020 in der Kategorie „Digitalisierung“: Bildungsministerin des Landes Baden-Württemberg für Microsoft 
    Siehe Infos zum BigBrotherAwards 2020
  • [GEW] Pädagogik und Digitalisierung: Schöne neue Digitalwelt? / Recht auf Nicht-Erreichbarkeit für Lehrkräfte 
    • Pädagogik und Digitalisierung: Recht auf Nicht-Erreichbarkeit
      “Die Digitalisierung in Schulen birgt für Lehrkräfte einige Risiken, besonders beim Datenschutz. Eine Arbeitsgruppe des GEW-Bundesforums zur Digitalisierung sucht Auswege aus dem Dilemma. (…) Doch in Sachen Datenschutz hatte die Kollegin aus dem fiktiven Beispiel eine Reihe roter Linien mindestens berührt, wenn nicht überschritten. „Wenn Lehrkräfte ihre privaten Computer für schulische Aufgaben nutzen, stoßen sie schnell an Grenzen des Datenschutzes“, sagt GEW-Digitalexperte David Warneck. „Sie müssen die persönlichen Daten ihrer Schüler schützen – auch vor den Blicken von Familienmitgliedern. Doch dazu brauchen sie Verschlüsselungssoftware, mitunter eine Zwei-Faktor-Authentifizierung* und spezielles Know-how, das sie erst erwerben müssen.“ Denn andernfalls, so Warneck, könnten Angehörige oder Freunde der Lehrkräfte auf gemeinsam genutzten Laptops statt Netflix auch den Notenspiegel der Klasse anschauen. Das sei rechtlich nicht zulässig und bringe Lehrkräfte schnell in die Bredouille. „Da in Deutschland Schulpflicht gilt, sind die Schulen auch für die Daten verantwortlich. Sie müssen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gewährleisten“, betont Warneck. Bei der Umsetzung des Digitalpakts Schule müssten für alle Geräte, Software und Lernplattformen in Unterricht und Verwaltung Mindeststandards beim Datenschutz festgelegt und sichergestellt werden. Auch die Privatsphäre der Lehrkräfte sei dabei in den Dienstvereinbarungen der Länder sicherzustellen. „Die Personalräte müssen hier mitbestimmen dürfen.“ (…) „In der privaten Wirtschaft ist es selbstverständlich, dass Arbeitgeber die Ausstattung für Beschäftigte im Homeoffice bezahlen. Nur von uns Lehrkräften wird ganz selbstverständlich erwartet, dass wir private Technik verwenden“, kritisiert er. „Dabei haben wir einen Anspruch auf die Ausstattung.“ Wie dünn das Eis ist, zeigt der Fall Thüringen: Hier droht der Datenschutzbeauftragte Lehrkräften mit bis zu 1.000 Euro Bußgeld wegen möglicher Verstöße beim Digitalunterricht – was die GEW scharf kritisiert. (…) Doch auch die Schulen müssten einige Grundregeln beachten. Das Verwaltungsnetzwerk mit personenbezogenen Daten von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften einerseits und das pädagogische Netzwerk andererseits seien voneinander zu trennen – am besten durch unterschiedliche Server. Zugriffe von außen etwa auf Daten und Adressen von Lehrkräften müssten ausgeschlossen bleiben. Nicht ohne Fallstricke ist auch die Nutzung von Cloud-Lösungen für das Homeschooling. Warneck beobachtet mit Misstrauen, dass in der Corona-Krise schnell zu Angeboten großer Datenkonzerne wie Microsoft, Google und Co. gegriffen wurde. Doch die Server stehen in den USA, wo keine Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gilt. Datenschutz? Unsicher! „Die Bundesländer sind gut beraten, digitale Lernplattformen für Unterrichtsmaterialien, den Online-Austausch und Videokonferenzen selbst aufzubauen oder Verträge mit Unternehmen zu schließen, die die DSGVO sicherstellen“, rät der GEW-Fachmann. „Mit einer Lösung in öffentlicher Hand gibt es Rechtssicherheit.“ Ein gangbarer Weg sei die offene Lernplattform Moodle, wenn die Länder dort Vereinbarungen schließen. (…) Die Digitalisierung dürfe nicht zu einer versteckten Mehrbelastung führen, weil zusätzliche Arbeitszeiten geleistet werden, die niemand kontrollieren könne. Entscheidend sei, sagt Warneck, dass Personalräte mit den Kultusministerien den Umgang verbindlich in Dienstvereinbarungen regeln – und sich Lehrerinnen und Lehrer bei Fragen und Problemen auch an sie wenden.“ Artikel von Sven Heitkamp aus E&W 7-8/2020: Pädagogik und Digitalisierung am 08.07.2020 bei der GEW externer Link
    • Pädagogik und Digitalisierung: Schöne neue Digitalwelt?
      “Die Digitalisierung bietet den Schulen neue Möglichkeiten. Vielfach kann sie das Lernen durch neue Herangehensweisen und Formate bereichern. Entscheidend ist jedoch: Die Pädagogik muss das Heft des Handelns in der Hand behalten. Mit der Corona-Pandemie waren die Lehrkräfte von heute auf morgen damit konfrontiert, das Lernen auf Distanz zu organisieren. Dies machte eine beschleunigte Nutzung digitaler Tools und Medien notwendig. Die Möglichkeiten der Digitalisierung wurden dabei ganz unterschiedlich genutzt. Sie reichten vom Verschicken von Aufgabenpaketen per E-Mail bis hin zu umfassenden Konzepten, die auch Videokonferenzen mit den Lernenden einschlossen. Wir haben gesehen: Die Digitalisierung kann das Lernen erleichtern. Sie bietet große Chancen, Distanz- und Präsenzlernen zu verbinden. Gerade die ungeheuren Möglichkeiten des digitalen Lernens können jedoch dazu verleiten, die damit zusammenhängenden Probleme zu übersehen. Die folgenden Punkte halte ich für besonders beachtenswert…“ Artikel von Ilka Hoffmann aus E&W 7-8/2020: Pädagogik und Digitalisierung am 06.07.2020 bei der GEW externer Link
  • Digitalisierung an Schulen: Ein Hoch auf das Improvisationstalent 
    „Es grenzt an ein Wunder, wie Lehrkräfte die Corona-Krise meistern. Eine repräsentative Mitgliederbefragung der GEW zur Digitalisierung an Schulen, noch vor Beginn der Pandemie durchgeführt, deckt die Schwachstellen des Digitalpakts Schule auf. (…) Die Umstellung auf Fernunterricht kam Mitte März quasi über Nacht – und mitten in der Auswertung einer repräsentativen Mitgliederbefragung der GEW zum Digitalpakt und der Digitalisierung an Schulen. Schon vor dem Lockdown sahen die meisten Lehrkräfte digitale Medien und Kommunikationsmittel als Standard und schätzten sie positiv ein. Allerdings sind die Rahmenbedingungen alles andere als vorteilhaft. Fünf Problemfelder legt die GEW-Studie zur Digitalisierung offen: Die Ausstattung mit Endgeräten lässt zu wünschen übrig, in Datenschutzfragen werden die Lehrkräfte oft alleingelassen, Digitalisierung führt zu Abgrenzungsproblemen zwischen Privatleben und Arbeit, die Beteiligung und Information bei der Umsetzung des Digitalpakts ist nicht optimal gelaufen, und für medienpädagogische Konzepte wurden nur selten zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestellt. (…) Was tun? Viele Forderungen des GEW-Gewerkschaftstags 2017 zur Digitalisierung bestätigt die Mitgliederbefragung: – Verstetigung der Digitalpaktmittel. Digitale Infrastruktur ist eine öffentliche Daueraufgabe. – Die GEW kritisiert das Prinzip des BYOD (Bring Your Own Device). Lehrkräfte und Lernende sollen, wenn erforderlich, Endgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Arbeitsgeräte müssen öffentlich finanziert werden. – Die GEW setzt sich für ein Recht ein, nicht erreichbar zu sein. Den Entgrenzungsmechanismen der digitalen Welt müssen Grenzen gesetzt werden. – Datenschutz muss großgeschrieben werden – gerade auch bei Lehr-/Lernplattformen und Cloudlösungen. – Muddling through, also das Sich-Durchwurschteln und der Verzicht auf zentrale Planung beim IT-Support, kann nicht die Lösung sein. Hier braucht es zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. – Das Primat der Pädagogik muss auch in einer beschleunigten Digitalisierung im Mittelpunkt stehen.“ GEW-Beitrag von Birgita Dusse vom 3. Juni 2020 externer Link (Birgita Dusse ist Referentin im Organisationsbereich Schule für das Schwerpunktthema „Bildung in der digitalen Welt“ des GEW-Hauptvorstandes)
  • Bundestag stimmt Grundgesetzänderung zu: Der Digitalpakt wird kommen 
    Nach wochenlangem Ringen zwischen Bund und Ländern ist der Weg für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen frei. Nachdem sich am Mittwoch der Vermittlungsausschuss auf eine Grundgesetzänderung zur Zahlung von Finanzhilfen im Bildungsbereich verständigt hatte, stimmte am Donnerstag auch der Bundestag dem Digitalpakt zu. (…) Der verabschiedete Kompromiss regelt unter anderem, wie der Bund die Verwendung der fünf Milliarden Euro für WLAN, Computer und digitale Lerninhalte an den Schulen kontrollieren darf. Die GEW begrüßte die Einigung, bekräftigte zugleich aber ihre Forderung nach einer vollständigen Abschaffung des Kooperationsverbotes, um auch Schulsanierungen finanzieren zu können. Strittig gewesen waren vor allem die erst geplante 50:50-Finanzierung von Bund und Ländern sowie die Kontrollmöglichkeiten des Bundes, durch welche die Länder eine zu starke Einflussnahme aus Berlin befürchteten. Die Forderung, bei Bundeszuschüssen den Ländern Zahlungen in gleicher Höhe vorzuschreiben, ist nun jedoch vom Tisch: Bund und Länder werden die Finanzierungsquote für jedes Projekt einzeln bestimmen. Außerdem werden für  Investitionen in Bildungsinfrastruktur schwächere Kontrollrechte des Bundes als üblich gelten. (…) Die Grundgesetzänderung muss noch in den Bundesrat, dieser soll am 15. März entscheiden. Nötig ist auch dort eine Zweidrittelmehrheit…“ GEW-Pressemitteilung vom 21.2.2019 externer Link, siehe auch – viel skeptischer:
  • Der Digitalpakt wird unseren Kindern sehr schaden. Eigentlich unverantwortlich.
    Der Journalist und Medienfachmann Ralf Wurzbacher hat aus Anlass der Beratung des Digitalpaktes ein Interview am 21. Februar 2019 bei den NachDenkSeiten mit der Neurobiologin Dr. Teuchert-Noodt geführt externer Link: „… Überlassen wir Konfuzius die richtigen Worte: „Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken – das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen – das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung – das ist der bitterste.“ Letzteren Weg zu gehen, ist unsere Politik also wild entschlossen? Will sie wirklich die langjährigen Erfahrungen anderer Länder nicht zur Kenntnis nehmen, die inzwischen zu klassischen Lernkonzepten zurückkehren – als da wären Südkorea, Australien, einzelne US-Bundesstaaten, Holland? Führen auch die immer wieder mit viel Sachverstand im eigenen Land vorgetragenen Warnungen aus Pädagogik, Kinderpsychologie, Medizin und Neurowissenschaft unsere Politiker nicht zum Nachdenken? Die routinierte Wegwischbewegung auf dem Tablet könnte ihnen sehr bald das Genick brechen. Denn die digitalisierten Kinder von heute geben morgen ihre Wählerstimme ab und deren virtualisierte Ansichten fängt man nicht mehr wenige Monate vor den Wahlen ein. (…) Natürlich, auch Politiker sind Menschen, die den negativen Folgen der medialen Überschleunigung unserer Zeit ausgesetzt sind. Das führt nicht nur bei Schulkindern zu schweren Konzentrationsschwächen und Denkproblemen. Vor neuronalem Hintergrund möchte die Uneinsichtigkeit von Politikern ein klares Indiz dafür sein, dass spezifische Stirnhirnkompetenzen – was Antizipation und Denken in historischen Kategorien einbezieht – bereits ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen sind und den Weg des Nachdenkens blockieren. Politiker selbst befinden sich offensichtlich bereits auf dem Opferweg der digitalen Entmündigung. Anders ist diese synchrone Fehlhaltung sämtlicher Parteien bezüglich der Digitalisierung von Schulen und Unterricht nicht zu verstehen. (…) Der „Digitalpakt” wird in die Geschichte als „digitaler Unmöglichkeitspakt” eingehen. Die Jahrtausendwende war auch eine Offenbarungswende für die Dekade der Hirnforschung. Seitdem liegen die Karten auf dem Tisch: Das kindliche Gehirn kann nicht digital. Erst Studenten können es schaffen, „verantwortungsvoll“ mit Medien umzugehen, wenn sie zuvor einen analogen Schulabschluss hingelegt haben. Gleichwohl vermisst man hinreichende „Kompetenz“ bei Eltern und Lehrpersonal. Das Tippen und Wischen verhindert jegliches Lernen. Rechnen, Lesen, Schreiben bleiben nun einmal Grundkompetenzen, die in Nervennetze real eingeschrieben werden müssen. Zudem ist der schulische und private Umgang mit digitalen Geräten generell für das Kind und den Jugendlichen äußerst suchtgefährdend…“
  • Digitalpakt Schule „Wir brauchen auch mehr Geld für Schulbauten!“
    „… Vor der wohl entscheidenden Sitzung des Vermittlungsausschusses unter anderem zum Digitalpakt Schule fordert GEW weitere Bundesmittel für Bildung. „Wir brauchen auch mehr Geld für Schulbauten“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Der Sanierungsstau ist riesig.“ In fast allen Städten seien wegen der immer zahlreicheren Schülerinnen und Schüler zudem zusätzliche Schulen nötig. Hintergrund ist ein Konflikt zwischen Bund und Ländern. Während der Bundesratssitzung im vergangenen Jahr hatten die Länder eine vom Bund festgeschriebene Lockerung des Kooperationsverbotes und damit die Möglichkeit für den Bund, sich finanziell an Kosten für Bildung zu beteiligen, erst einmal blockiert. Der Bundestag hatte zuvor eine Grundgesetzänderung vorgenommen und festgeschrieben, dass sich die Länder zu 50 Prozent an den Kosten beteiligen müssen, wenn der Bund ihnen Finanzhilfen gewährt. Außerdem schreibt die Änderung vor, dass die Verwendung der Mittel regelmäßig überprüft wird. Der Digitalpakt ist von diesen Änderungen ausgenommen. (…) „Wir von der GEW erwarten, dass Bund und Länder endlich an einem Strang ziehen und dass mehr Geld für Bildung fließt“, sagte Tepe. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer warteten auf die Schuldigitalisierung. Sie appelierte an Bund und Länder für den Bildungsbereich eine konstruktive, rechtssichere Lösung zu finden, die kurzfristig greift. „Schulen für die digitale Welt fit zu machen, ist längst überfällig.“…“ GEW-Stellungnahme vom 20. Februar 2019 externer Link
  • „Digitale Bildung“: Der abschüssige Weg zur Konditionierungsanstalt 
    „… Was versteht man unter „Digitaler Bildung“? Damit ist nicht gemeint, dass Lehrer nach eigenem Ermessen digitale Medien und Software als nützliche Hilfsmittel im Unterricht einsetzen, dass Schüler z.B. Word, Power Point oder Excel lernen, Auswertungen von Versuchen mit Programmen vornehmen, statistische Berechnungen durchführen oder lernen, Filme digital zu drehen und zu schneiden. Das gehört heute zu Grundfertigkeiten, die man ab der Oberstufe lernen sollte. Und dazu genügen stationäre PCs. Es geht vielmehr um eine schleichende Neuausrichtung des Erziehungswesens, bereits ab den KiTas. Es geht um die Übernahme der Erziehung durch digitale Medien. Ihr Rationalisierungs- und Überwachungspotential macht um die Schule keinen Bogen. So wie bei der Industrie 4.0 Roboter die Produktion selbständig steuern, sollen Computer und Algorithmen das Erziehungsgeschehen autonom steuern. (…) Der Think-Tank der Bertelsmann-Stiftung pusht die „Digitale Bildung“. Die Bertelsmann-Chefs Jörg Dräger und Ralph Müller-Eiselt berichten begeistert: Die Software „Knewton durchleuchtet jeden, der das Lernprogramm nutzt. Die Software beobachtet und speichert minutiös, was, wie und in welchem Tempo ein Schüler lernt. Jede Reaktion des Nutzers, jeder Mausklick und jeder Tastenanschlag, jede richtige und jede falsche Antwort, jeder Seitenaufruf und jeder Abbruch wird erfasst. »Jeden Tag sammeln wir tausende von Datenpunkten von jedem Schüler« sagt Ferreira stolz. Diese Daten werden analysiert und zur Optimierung der persönlichen Lernwege genutzt. Komplexe Algorithmen schnüren individuelle Lernpakete für jeden einzelnen Schüler, deren Inhalt und Tempo sich fortlaufend anpassen, bei Bedarf im Minutentakt. (…) Konnte inzwischen mit Vergleichsstudien belegt werden, dass digitale Medien zu besseren Lernerfolgen führen als die bisherige „analoge“ Erziehung? Nein, im Gegenteil…“ Gastbeitrag von Peter Hensinger vom 27. Januar 2019 bei Norbert Häring externer Link, der Text ist ein Auszug aus dem (24-seitigen) Vortrag: „Trojanisches Pferd „Digitale Bildung“. Auf dem Weg zur Konditionierungsanstalt in einer Schule ohne Lehrer?“ externer Link , den Peter Hensinger am 21. Juni 2017 beim Kreisverband Böblingen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gehalten hat
  • Trojanisches Pferd ‚digitale Bildung‘ – Wie lebendig kann ‚digitalisierte Schule‘ sein? – Über einige Folgen der Googlofizierung des Erziehungswesens 
    „… Das Konzept „Digitale Bildung“ kommt von der Industrie, nicht aus der  Erziehungswissenschaft. (…) Über Lehrermangel, überfüllte Klassen, schlechte Bezahlung und verrottete Schulen braucht man nicht weiter zu diskutieren. Denn: die Digitalisierung wird zu einer mystischen Kraft, die alternativlos ist und die Probleme löst. Doch die New York Times schlägt in einer Analyse Alarm: „How Google Took Over the Classroom“ (13.05.2017). Mit ausgeklügelten Methoden, den Hype um digitale Medien nutzend, greift Google nach der Kontrolle des US-Bildungswesens, auch der Kontrolle über die Inhalte. Die NZZ berichtet, wie in der Schweiz Google schon Schulen übernimmt. Samsung rüstet sich dafür. In Afrika versuchen Microsoft, Facebook und die Weltbank mit den Brigde-Schulen das Schulsystem zu  übernehmen. Lehrergewerkschaften verurteilen das als neuen Kolonialismus. (…)  BigData ist ein Kernelement der „Digitalen Bildung“. Geplant ist, das Schulbuch  durch Smartphones oder TabletPCs zu ersetzen. Damit geben wir jedem Schüler eine Superwanze. (…) Es ist naiv zu glauben, ihr Rationalisierungs- und Überwachungspotential mache um die Schule einen Bogen. So wie bei der Industrie 4.0 Roboter die Produktion selbständig steuern, sollen Computer und Algorithmen das Erziehungsgeschehen autonom steuern. (…) Derzeit findet ein Bruch mit dem demokratischen, humanistischen Bildungsauftrag statt. Es geht um Konditionierung in bester behavioristischer Tradition (…) Eine Symbiose von Regierung, Industrie und universitären Drittmittelexperten plant unter dem Begriff „Digitale Bildung“ die Umsetzung der neoliberalen Ökonomisierung und Googlification des Bildungswesens. Das verspricht nicht nur ein Milliardengeschäft, sondern auch die Möglichkeit zur behavoristischen Konditionierung der Masse der SchülerInnen für die Verwertungsinteressen des Kapitals…“ Die schriftliche Fassung des Vortrags von Peter Hensinger bei der GEW Gelsenkirchen am 18.04.2018  – wir danken und empfehlen den Text wärmstens!
  • Digitalisierung der Schulen endet mit Elektroschrott
    „Zumindest, wenn Lehrer sie allein stemmen müssen. 15 Überstunden pro Woche sind unzumutbar – und schaden nicht nur den Lehrkräften. (…) Wer will, dass die Digitalisierung an deutschen Schulen gelingt, darf nicht nur an die zweifellos fehlenden Rechner und Breitbandverbindungen denken, sondern auch an die Lehrer – und sie vor Zusatzaufgaben schützen…“ Artikel von Matthias Kohlmaier vom 11. Juli 2017 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • „DigitalPakt Schule der Kultusminister: Irrweg der Bildungspolitik“ vom Bündnis für Humane Bildung aus dem Juni 2017 externer Link ist ein offener Brief an die Kultusministerkonferenz (den man über einen Link als Petition auch unterzeichnen kann) in dem der sogenannte DigitalPakt von einer Reihe von ProfessorInnen ausführlich und konkret kritisiert wird, etwa, indem angeführt wird: „Anstelle von Fünfjahresplänen und Technikfixierung sollten gerade Sie als Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder für eine Vielfalt der Unterrichtsmethoden plädieren. Sie sollten die Individualität der Lehrpersönlichkeiten als die entscheidende Größe für gute Schule und Unterricht begreifen statt Unterricht digital zu standardisieren und alle Lernschritte zu kontrollieren. Denn Begriffe wie „Individualisierung und Personalisierung des Lernens“ sowie psychometrische Vermessung des Menschen“ und „Learning Analytics“ (Big Data für Schulen) sind die zwei Seiten der selben Medaille: Der Mensch wird zum Datensatz und Muster – und damit entindividualisiert. Das kann kein Ziel von Schule und Unterricht in demokratischen und humanen Gesellschaften sein“.
  • Milliardenprogramm für digitales Lernen: Profitiert außer Computerfirmen noch jemand davon?
    Nach Berechnungen von Andreas Breiter und Kollegen (Uni Bremen) für die die Bertelsmann-Stiftung reicht dieses Geld für gerade einmal 18 Prozent der tatsächlichen Kosten für das Szenario, dass sich fünf Schulkinder im Unterricht einen Rechner teilen müssen, und für nur sieben Prozent, wenn jeder Schüler ein Notebook oder Tablet gestellt bekommt. Demnach müssten die Schulen aus ihrem Budget mehrere 10.000 € bzw. einige 100.000 € in Digitaltechnik investieren – pro Jahr wohlgemerkt. Dadurch werden die Budgets der beteiligten Schulen für Jahre im Voraus für Digitaltechnik verplant – und stehen damit für nicht technikbasierte pädagogische Konzepte nicht zur Verfügung. Die Schulen werden de facto handlungsunfähig“ – so antwortet Professor Ralf Lankau auf die Frage des Interviewers Torsten Engelbrecht, wie weit die beschlossenen 5 Milliarden DM der Bundesregierung für Hardware reichen, in dem Gespräch „Technologie in unseren Schulen schadet mehr, als sie nützt„ am 07. Juli 2017 bei telepolis externer Link, in dem die zahlreichen Bedingungen und Auswirkungen ebenso Gegenstand sind, wie die Ideologie, es müsse vor allem digital sein.
  • »Gegen den Algorithmus kann es kein Aufbegehren geben«. Ein Gespräch mit Matthias Burchardt über den digitalen Angriff auf die Schulen, asoziale soziale Netzwerke und die Morgendämmerung des Maschinenmenschen
    Darin weist Matthias Burchardt vom Akademischer Rat am »Institut für Bildungsphilosophie, Anthropologie und Pädagogik der Lebensspanne« an der Universität zu Köln und stellvertretender Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW) u.a. daraufhin: „… In der Tat nimmt die Präsenz der digitalen Endgeräte monströse Ausmaße an. Wenn Sie mit offenen Augen in der U- Bahn sitzen, sehen Sie um sich herum ruhiggestellte Menschen, die von kybernetischen Exoparasiten kontrolliert werden. (…) Bisher galt aus guten Gründen, dass Lernen in Beziehung stattfindet, verantwortet von einer in Fach und Vermittlung souveränen Lehrperson. Diese soziale Dimension von Bildung wird aber verdrängt, wenn der Bildschirm zunehmend zum Bezugspunkt wird. Es ist übrigens eine Illusion zu glauben, dass diese Geräte ein neutrales Instrument wären, das in den Händen der richtigen Leute zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen würde. Zum einen vergrößert digitalisierter Unterricht die soziale Spaltung, anstatt sie zu überwinden. Mehr denn je wird dann nämlich das kulturelle Kapital der Eltern ausschlaggebend für den Bildungserfolg sein. (…) Sicher wird man hier behaupten, dass dies alles der Optimierung von Lernen dienen soll. Aber worin besteht dieses Optimum? Mündigkeit oder Anpassung an Sachzwänge, die uns die sture Maschine präsentiert – als Einübung für die Insassen der »Industrie 4.0«?…“ Ralf Wurzbacher im Gespräch mit Matthias Burchardt in der jungen Welt vom 19. November 2016 externer Link – ein auch darüber hinaus sehr empfehlenswerter Beitrag
  • Bildung: Löst die Unterschichtsfabriken auf!
    „… Na endlich. Vor 15 Jahren hat eine Bildungsministerin erstmals jedem Schüler einen Laptop versprochen. Nun soll es so weit sein. Der Bund hat sich bereit erklärt, den Schulen mit einer Milliardenspritze für moderne Medien unter die Arme zu greifen. Das ist sinnvoll, denn die Bundesländer haben selbst nicht genug Geld, um Lehrer und Schulen aufs 21. Jahrhundert vorzubereiten. (…) Dennoch hat das Digitalisierungsgeschenk von Bildungsministerin Johanna Wanka auch etwas Unsoziales, ja Perverses. Die Nation wartet ja seit vielen Jahren nicht nur vergeblich auf Laptops, sondern auf Hilfen für die Zentren der Bildungsarmut in diesem Land. Die Rede ist von Risikoschulen, die in deutschen Banlieues wie Hamburg-Wilhelmsburg, Dortmund-Nord oder München-Hasenbergl lauern. Dort werden Sozialarbeiter, zusätzliche Lehrer und Schulpsychologen dringend benötigt – aber die Verfassung verbietet es dem Bund, zu helfen. So charmant es ist, dass die Bildungsministerin jetzt einen Artikel im Grundgesetz entdeckt hat, der Überweisungen für WLAN und Tablets erlauben soll. Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass Milliardenprogramme, von denen die Internet-Industrie profitiert, möglich sind. Aber Bundesgelder für Ganztagsschulen, Sozialarbeit und Inklusion sollen weiter vom Grundgesetz verboten bleiben? Das darf nicht sein. (…) Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen gilt als Risikoschüler. Das bedeutet, sie können Texte zwar entziffern – aber sie verstehen nicht, was sie bedeuten. (…) Es kann sein, dass diese Kinder auch in der Schule gerne daddeln wollen. Aber es ist ganz sicher, dass sie das nicht aus der Bildungsarmut holen wird. Dabei helfen Lehrer besser als Laptops.“ Artikel von Christian Füller aus der Freitag vom 21. Oktober 2016 externer Link
  • GEW: „Digitalpakt erster Schritt zur Schulmodernisierung“
    „… Als einen „ersten Schritt in die richtige Richtung“ hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den „DigitalPakt#D“ bezeichnet, den Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) heute in Berlin vorgestellt hat. GEW-Vorsitzende Marlis Tepe machte aber auch deutlich, dass dieser Pakt nur einen Teil der Infrastrukturmodernisierung an den Schulen des Landes abdecke. „Die Schulen brauchen dringend den Anschluss an das digitale Zeitalter. Aber was nützt uns die Breitbandverbindung, wenn der Putz von den Decken und Wänden der Klassenzimmer bröckelt“, sagte Tepe am Mittwoch in Frankfurt a.M. Sie erinnerte noch einmal daran, dass sich die GEW mit ihren Forderungen zur Bundestagswahl 2017 für ein umfassendes Sanierungs- und Modernisierungsprogramm für allgemein- und berufsbildende Schulen stark gemacht habe. Der Sanierungsstau betrage rund 34 Milliarden Euro…“
    GEW-Pressemitteilung vom 12. Oktober 2016 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=105628
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