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Die Bundesregierung streicht die Forschungsförderung zusammen: Akademische Austerität und Drittmittel-Herrschaft
„In der Forschungsförderung der Bundesregierung drohen erhebliche Budgetkürzungen und Schwerpunktverschiebungen. Betroffene Wissenschaftler kritisieren eine intransparente Kommunikation und die Ausrichtung auf »schnellen Impact«. (…) Das von Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleitete Ministerium hat mehrere Förderprogramme zusammengestrichen und die Verlängerung laufender Forschungsprojekte eingestellt. Besonders betroffen sind die Geistes- und Sozialwissenschaften, bei denen die Förderung dem Haushaltsentwurf für 2023 zufolge um zehn Prozent auf knapp 95 Millionen Euro sinken soll. (…) Dass Verlängerungsanträge nicht bewilligt werden, gehört im kompetitiven Wissenschaftssystem Deutschlands zum Berufsrisiko. Unüblich ist allerdings, dass Schwerpunkte von Förderrichtlinien vor Ablauf der Projektlaufzeit verändert werden…“ Artikel von Felix Schilk in der Jungle World vom 28.07.2022
mit vielen Beispielen zu den Folgen und dazu:
- Keine Wissenschaftsfreiheit ohne gute Grundfinanzierung: Verschieben sich durch 25 Prozent aus Drittmittel Macht und Einfluss in Wissenschaft und Forschung?
GEW NRW hat am 12. September 2025 bei Andreas Keller, GEW-Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung, nachgefragt
: Andreas Keller: „In der Hochschulfinanzierung haben Drittmittel eine enorme Bedeutung. Bundesweit stehen nach Angaben des aktuellen DGB-Hochschulreports knapp 22 Milliarden Euro Grundmitteln 8 Milliarden Euro Drittmittel gegenüber. An den Hochschulen NRWs, wo rund ein Viertel aller Studierenden eingeschrieben ist, kommen auf 5,4 Milliarden Euro Grundmittel 1,6 Milliarden Euro Drittmittel. Was vielen nicht bewusst ist: Mit 15 Prozent kommt nur ein kleiner Teil der Drittmittel aus der Wirtschaft. Der Löwenanteil der Drittmittel sind staatliche Gelder: 35 Prozent sind Projektmittel von Bund, Ländern und öffentlich-rechtlichen Körperschaften, 31 Prozent macht die Förderung durch die von Bund und Ländern finanzierte Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) aus, 10 Prozent sind Mittel der Europäischen Union. Weitere 7 Prozent kommen von Stiftungen, deren Zuwendungen infolge des großzügigen deutschen Stiftungsrechts auch gut zur Hälfte staatlich subventioniert sind. Dem hohen Drittmittelanteil in der Hochschulfinanzierung liegt also die politische Entscheidung von Bund und Ländern zugrunde, immer mehr staatliche Gelder über befristete Projekte und Wettbewerbe ins Hochschulsystem zu geben und bei der Grundfinanzierung zu geizen, zunehmend auch massiv zu kürzen, wie aktuell etwa trotz massiver Proteste von GEW und Bündnispartner*innen in Berlin und Hessen. Diese Schieflage in der Wissenschaftsfinanzierung ist übrigens auch ein Grund für die ungezügelte Befristungspraxis an Hochschulen. Das war Ausgangspunkt für den Antrag „Nachhaltige Hochschulfinanzierung – Grund- statt Projektfinanzierung“, den der GEW-Gewerkschaftstag im Mai 2025 in Berlin verabschiedet hat. (…)
Bei der privaten Drittmittelfinanzierung von Forschung oder gar Auftragsforschung ist die Machtposition von Unternehmen offenkundig. Diese geben die Fragestellungen und Ausrichtung der von ihnen finanzierten Forschung vor, unter Umständen können sie die Forschungsergebnisse kommerziell verwerten. Aber wie gesagt: Nur ein Bruchteil der Drittmittel kommt von privaten Unternehmen, insofern sind wir insgesamt noch weit davon entfernt, dass Hochschulen verlängerte Werkbänke oder Labore der Industrie sind. (…)
Unternehmen können auch durch Lobbying Einfluss darauf nehmen, welche Themen und Fragestellungen in der Forschung für relevant gehalten werden und wofür Bund und Länder Fördergelder bereitstellen, zum Beispiel für die Mikroelektronik, Batterieforschung oder die Entwicklung digitaler Bildungsmedien. Unternehmensstiftungen spielen dabei eine wichtige Rolle. (…) Auch hier gilt: Es spricht überhaupt nichts gegen eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis im Studium bis hin zur Verzahnung von Betrieb und Hochschulen im dualen Studium. Entscheidend ist, dass die Praxisanteile der Ausbildung kritisch reflektiert werden und das Studium insgesamt wissenschaftsgeleitet ist. (…)
Wir brauchen eine auskömmliche, nachhaltige und dynamisierte öffentliche Grundfinanzierung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen entsprechend dem wachsenden gesellschaftlichen Bedarf an qualitativ hochwertiger Lehre und Forschung. So haben wir es im neuen wissenschaftspolitischen Programm der GEW formuliert, das der Gewerkschaftstag beschlossen hat. Unter dieser Voraussetzung kann eine zusätzliche Projekt- und Drittmittelfinanzierung staatlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Akteur*innen zusätzliche Impulse für Innovationen in Forschung und Lehre setzen.“ - [„Lernendes Manifest“] Wissenschaftsfinanzierung: Ein Kurswechsel ist überfällig – Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb
„Nach einer Berechnung des Wissenschaftsrates speist sich Forschung an Hochschulen inzwischen zu fast 46 Prozent aus wettbewerblich vergebenen „Drittmitteln“ – und dies, obwohl Forschung an Hochschulen (und auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen) in Deutschland überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, also auch die „Drittmittel“. Selbst der Wissenschaftsrat spricht inzwischen von „Überhitzung des Wettbewerbs“ und „Fehlanreizen“. (…) Anlässlich der Veröffentlichung eines „Lernenden Manifestes“ mit dem Titel „Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb“, das die GEW am 28. Mai in Berlin gemeinsam mit ihren Bündnispartner*innen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zur Diskussion stellt, mahnt GEW-Vize Andreas Keller: „Die Liste der Kollateralschäden angesichts des hohen Anteils von befristet und projektförmig vergebenen Forschungsmitteln an Hochschulen ist lang.“ Wissenschaftler*innen steckten oft mehr Zeit in die Antragstellung für Forschungsprojekte als in die Forschungsprojekte selbst. (…) Lösungsansätze für diese Probleme, die das „Manifest“ u.a. aufzeigt, wären: Umlenkung öffentlicher Projektmittel in die Grundfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und die Verpflichtung des Bundes, sich nicht nur an der Finanzierung befristeter Forschungsprojekte, sondern auch an Daueraufgaben in der Forschung zu beteiligen. Gemeinsam mit ihren Bündnispartnern hofft die GEW, aus der Kritik am bestehenden System in diesem Sinne Visionen für eine Veränderung zu entwickeln. In vier Gesprächsrunden will das Bündnis mit Politiker*innen, Wissenschaftsorganisationen sowie betroffenen Wissenschaftler*innen auf der Basis des „Lernenden Manifestes“ Veränderungen anstoßen. „Ein Kurswechsel in der Wissenschaftsfinanzierung ist überfällig – hin zu einer nachhaltigen, verlässlichen, dynamischen und deutlich stärkeren Grundfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen,“ betont GEW-Hochschulexperte Keller.“ GEW-Pressemitteilung vom 28. Mai 2024
- siehe den offenen Brief »Stop the Cuts!«
und #StopTheCuts
Siehe zum Thema u.a. im LabourNet:
- Dossier: Nach der Exzellenzinitiative kommt die Exzellenzstrategie – immer noch sinnloser Wettbewerb auf Kosten der Studierenden wie WissenschaftlerInnen
- Die „unternehmerische“ Hochschule – weg vom humboldtschen Bildungsideal hin zum hayekschen Glauben an die Überlegenheit der Markt- und Wettbewerbssteuerung
- Gekaufte Wissenschaft