Die Commerzbank will bis 2024 10.000 Stellen streichen – ver.di fordert „sozialverträgliche“ Lösungen

Bail Out People! Not Banks“Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kommentiert die aktuellen Vor-haben der Commerzbank teils mit Zuversicht, teils mit Sorge: „Wir tragen die strategischen Ziele einer digitalen Neuausrichtung der Bank grundsätzlich mit, nicht jedoch den geplanten Personalabbau“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz. Die Stellenstreichungen müssten bis 2025 gestreckt werden, damit betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden könnten. „Um das zu erreichen, ist es auch notwendig, dass am Ende weniger als 10.000 Stellen wegfallen. Dafür werden wir uns einsetzen“, betonte Schmitz. Die Gewerkschaft habe die klare Erwartung, dass die Chefetage der Commerzbank den Beschäftigten entgegenkommt. „Denn auch eine neu aufgestellte Commerzbank braucht eine gute Zusammenarbeit mit Gewerkschaft und Betriebsräten und motivierte Beschäftigte“, so Schmitz. Es dürfe jedenfalls keinen Stellenabbau geben, „ohne dass vorher geklärt ist, ob die dementsprechende Digitalisierung und geänderte Infrastruktur diese Effekte überhaupt hergeben“, so der Gewerkschafter. Deswegen fordere ver.di, „dass alle personellen Maßnahmen oder auch Filialschließungen sowohl von den zugrunde-liegenden Beweggründen als auch von der Zeitschiene her mit den Arbeitnehmergremien einvernehmlich besprochen werden“, sagte Schmitz. Die Commerzbank will bis ins Jahr 2024 10.000 Stellen streichen. Das wäre in der Kürze der Zeit in Deutschland jede dritte Stelle. Klare Regelungen dazu solle es bis zur Hauptversammlung Anfang Mai geben. ver.di und der Gesamtbetriebsrat wollen bis dahin sozialverträgliche Regelungen mit der Bank treffen.“ ver.di-Pressemitteilung vom 11.02.2021 externer Link: „Commerzbank-Umbau: ver.di fordert sozialverträgliche Lösungen ohne betriebsbedingte Kündigungen“ – siehe dazu auch:

  • Commerzbank mutiert zum Online-Haus. Hohe Verluste dienen dem Vorstand als Steilvorlage, um die Anzahl der Filialen drastisch zu reduzieren. Finanzminister Olaf Scholz trägt die Pläne mit
    “Jeder dritte Beschäftigte muss gehen und jede zweite Filiale wird geschlossen – dies hatte die Commerzbank bereits vor zwei Wochen mitgeteilt. Doch Kosten senken allein ist noch keine erfolgversprechende Strategie. Am Donnerstag stellte der neue Vorstandsvorsitzende Manfred Knof, erst seit einem Monat im Amt, auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz seine genauen Pläne vor. Die teilstaatliche Bank soll endlich »nachhaltig profitabel« werden, so sein Credo. Die Hoffnungen des vormaligen Deutsche-Bank-Managers ruhen auf dem Online-Banking. (…) Die »alte« Commerzbank wäre dann im Grunde eine Tochtergesellschaft, die Qualität zuliefert. Knof will dazu die »Beratungskompetenz« vor Ort mit der digitalen Stärke der Comdirect zusammenführen. Die Zahl der Filialen reduziert das nur noch viertgrößte Kreditinstitut von aktuell 790 auf dann bundesweit 450 Standorte. (…) Als zweites Standbein will Knof das Geschäft mit vermögenden Kunden und Unternehmen im sogenannten Wealth-Management »deutlich ausbauen«. Er folgt damit dem Beispiel der UBS. Ein Großteil des üppigen Gewinns der Schweizer Großbank in 2020 stammt aus der Vermögensverwaltung für Reiche. Hingegen meldete Knof für 2020 den höchsten Verlust der Commerzbank seit der Finanzkrise: 2,9 Milliarden Euro. (…) Nun soll die Commerzbank bis 2024 »rund sieben Prozent« erwirtschaften. Dann sollen auch wieder Dividenden an die Aktionäre fließen. Davon könnte auch der Bund profitieren, der 15,6 Prozent der Anteile hält. »Dafür müssen wir die Bank in den kommenden Jahren tiefgreifend restrukturieren«, so Knof. Im Rahmen der »Strategie 2024« sollen die Kosten 2024 im Vergleich zu 2020 um 1,4 Milliarden Euro oder rund 20 Prozent reduziert werden. 10 000 Vollzeitstellen will Knof dafür »abbauen«. Gleichzeitig sollen 2500 Jobs entstehen, um Kosten für externe Dienstleister zu sparen. Am Ende sollen noch 32 000 Vollzeitstellen bleiben. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte, trotz Kritik aus seiner Partei an dem Kahlschlag der in der Finanzkrise mit staatlichen Milliardenhilfen geretteten Bank, die Pläne im Aufsichtsrat unterstützen lassen. Eine Studie im Auftrag der Bundesregierung soll sogar die Streichung von 17 000 Stellen empfohlen haben, heißt es. Selbst Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und Gewerkschaft haben sich offenbar weitgehend mit dem Stellenabbau abgefunden…“ Artikel von Hermannus Pfeiffer vom 11.02.2021 in Neues Deutschland online externer Link
  • Siehe auch unser Dossier von 2019: Deutsche Bank und Commerzbank: Banken-Mitarbeiter wollen gemeinsam gegen Fusion kämpfen und den Beitrag vom 11. Januar 2019: Commerzbank: Milliardengrab für die Steuerzahler
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=186446
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