„Jeder sieht die Ausbeutung am eigenen Leib“ – Interview mit einem Industrie-Gerüstbauer

Justus arbeitet im Industrie-Gerüstbau bei einem großen Chemie-Unternehmen im Norden Deutschlands. Wir haben mit ihm über sein Arbeitsleben und das Bewusstsein der Arbeiter gesprochen….“ Interview vom 6. Juni 2017 von und bei Perspektive online externer Link

  • Aus dem Interview: Ich bin Gerüstbauhelfer, jedoch nicht beim Fassaden-Bau sondern im Industrie-Bereich. (…) Ich stehe um 4:30 auf, damit ich mit Bus und Bahn um 6:30 auf der Arbeit bin. Dann wird gearbeitet – oft bis zu zehn Stunden. Zu Hause bin ich selten vor 18:30. (…) Jeder Arbeiter hat die Aufgabe, pro Stunde soviel Gerüst zu bauen, dass es der Firma mindestens 55€ einbringt, das umfasst einen bestimmten Umfang an laufenden Metern. Wir bekommen aber als Gerüstbau-Helfer nur 11€ pro Stunde. Jeder Arbeiter bei uns sieht, dass er nur einen ganz kleinen Teil für sich arbeitet und der Rest bei der Verwaltung aber vor allem beim Chef in der Tasche landet. Obwohl es einen Branchentarifvertrag gibt, werden die Bulgaren teilweise unter dem Mindestlohn bezahlt. Das weiß ich, obwohl der Chef uns sagt, dass wir nicht über den Lohn sprechen dürfen. (…) Niemand ist dort, weil ihm die Arbeit Spaß macht, sondern nur fürs Geld. Die Leute sagen, dass sie dort sind, weil sie nirgendwo anders mehr eine Chance haben. Es braucht mehr Bildung und Wissen unter den Arbeitern, dass es mal eine starke Arbeiterbewegung gab, dass man sich wehren kann…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=117862
nach oben