Differenz und Gemeinsamkeit: Sichtweisen deutscher Bauarbeiter auf migrantische Kollegen

Mach meinen Kumpel nicht an!„… Angesichts der großen Bedeutung migrantischer Arbeit in Deutschland kommt eine zeitgemäße Diskussion zum Klassenbewusstsein nicht um die Frage herum, wie sich dieses Spannungsverhältnis aktuell in den Beziehungen zwischen migrantischen und nichtmigrantischen Arbeitenden niederschlägt und was dies für die Möglichkeiten von Klassenformierung bedeutet. Der Artikel geht diesem Untersuchungsgegenstand in einem Berufsfeld nach, das durch eine starke Internationalisierung der Beschäftigtenstruktur geprägt ist: der Bauarbeit. Basierend auf einer Analyse von qualitativen Interviews mit deutschen Bauarbeitenden, wird untersucht, wie diese ihre Beziehungen zu migrantischen Bauarbeitenden deuten. Anhand welcher Differenzierungsmerkmale grenzen sich deutsche von migrantischen Bauarbeitenden ab? Und inwiefern werden Gemeinsamkeiten mit letzteren wahrgenommen und Differenzen überbrückt?…“ Artikel von Linda Beck in der jungen Welt vom 5. Dezember 2022 externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Linda Beck in der jungen Welt vom 5. Dezember 2022 externer Link: „(…) Die Interviews wurden im Jahr 2019 im Rahmen eines Projekts geführt, das die symbolischen Grenzziehungen von Bauarbeitenden gegenüber verschiedenen sozialen Klassen sowie Migrantinnen und Migranten untersuchte. Dabei fokussierte der Interviewleitfaden auch die Haltungen der Befragten zur Migration in die Baubranche und ihre Erfahrungen mit migrantischen Beschäftigten in der Zusammenarbeit. Das hier betrachtete Sample setzt sich aus 15 Interviewten zusammen, die verschiedene Bauberufe ausüben. Es umfasst folgende Berufe bzw. Tätigkeitsbereiche: Tiefbau, Straßenbau, Maurer-/Betonarbeiten, Dachdecker, Schreiner, Elektriker und Maler/Lackierer. (…) Im Anschluss an diese Untersuchung ergeben sich einige offene Fragen. So sollten die präsentierten Befunde auch im Lichte eines Fachkräftemangels im Baugewerbe und des Baubooms der letzten Jahre gesehen werden. Es ist unklar, ob solche Deutungen, die Grenzen zwischen migrantischen und nichtmigrantischen Bauarbeitenden überbrücken, auch dann Bestand haben, wenn der Arbeitsplatzverlust und die eigene Ersetzbarkeit zu einer stärkeren Bedrohung werden. Ebenso stellt sich die Frage, wie migrantische Beschäftigte ihre Gruppenzugehörigkeiten deuten und inwiefern sie Grenzziehungen durch deutsche Beschäftigte erleben. Schließlich beschränkte sich die vorliegende Analyse auf die Deutungen von Arbeitenden über ihre Beziehungen zu migrantischen Kollegen. Um zu einem umfassenderen Bild über die Spaltungslinien sowie Solidarisierungspotentiale zwischen Arbeitenden im Feld der Bauarbeit zu kommen, sollte zukünftige Forschung auch das Handeln von migrantischen und nichtmigrantischen Beschäftigten im Arbeitsalltag untersuchen. Interessant ist dabei insbesondere die Frage, ob und unter welchen Bedingungen migrantische und nichtmigrantische Arbeitende kollektive Strategien des Interessenhandelns entwickeln.“
  • Es ist ein leicht gekürzter Vorabdruck des Aufsatzes aus dem Heft Nr. 132 der Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=206699
nach oben