[Sammeltaxis] Arbeitsbedingungen bei VW-Tochter Moia: Sie sollen fahren, nicht pinkeln

J'ai (très) mal au travail. Ein 90minütiger Dokumentarfilm über die moderne Arbeitsorganisation und ihre GefahrenBei der Volkswagentochter Moia wird die Arbeit über künstliche Intelligenz organisiert. Für die Arbeitnehmer*innen bringt das einige Probleme. (…) Bei der VW-Tochter, deren goldfarbene Elektro-Kastenwagen meist geräuschlos und leer durch Hamburg und Hannover gleiten, müssen die Fahrer*innen eine Toilettenpause per Knopfdruck im digitalen System beantragen. Solche „außergewöhnlichen Pausen“ gehören nicht zur „produktiven Zeit“, werden daher aus der bezahlten Arbeitszeit herausgerechnet, und nur im Ausnahmefall überhaupt genehmigt. Aber das ist nicht das einzige Problem, mit dem Mitarbeiter*innen zu kämpfen haben. (…) Moia wurde 2016 als Tochter des Volkswagenkonzerns gegründet, um neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. 2017 startete eine Flotte in Hannover, 2019 in Hamburg. Das Konzept „Ridepooling“ funktioniert so, dass mehrere Fahrer*innen im Innenstadtbereich unterwegs sind und auf Anfragen der Kund*innen über eine App warten. (…) neues Arbeitszeitmodell (…) Es beinhaltet die technische Dokumentation jeder Arbeitszeitunterbrechung, auch den Toilettengang. „Grundsätzlich werden solche Arbeitszeitunterbrechungen von der Arbeitszeit abgezogen“ (…) „Es kommt vor, dass du eine Unterbrechung beantragst, aber das System sie dir verwehrt“ (…) Wer nicht sauber arbeitet oder nicht bereit ist, Überstunden zu machen, kann den Job schnell verlieren…“ Artikel von Katharina Schipkowski vom 2.7.2021 in der taz online externer Link. Siehe dazu:

  • Verhinderung von Betriebsratsgründung und skandalöse Arbeitsbedingungen bei Moia New
    Bei der VW-Tochter Moia GmbH raubt neuerdings eine KI (Künstliche Intelligenz) den Mitarbeitern ihre Rechte auf (Pinkel-) Pausen und kommandiert diese herum. Auch gegen den Versuch einer Betriebratsgründung ist das Unternehmen unter der Leitung von Robert Henrich und Torben Menke nun aggressiv vorgegangen. Moia betreibt in Hamburg und Hannover eine Flotte von Hunderten Fahrzeugen zum sogenannten Ridepooling. Dabei teilen sich mehrere Personen über eine App einen elektrischen Kleinbus, der wie ein Sammeltaxi funktioniert. Die Moia-KI berechnet die Strecke des Fahrzeugs dabei jeweils neu, wenn ein weiterer Kunde eine Fahrtanfrage stellt, die in der gleichen Fahrtrichtung liegt, damit dieser eingesammelt und mitgenommen werden kann. (…) Musste man die Pausen früher bei Kollegen in der Zentrale beantragen, so übernimmt diese Funktion nun die KI. Diese legt selbstständig fest, wann und wo die Fahrer Pause machen dürfen. Für die Fahrer ein Problem, denn oft stehen sie dann auf Supermarkt- oder Krankenhausparkplätzen, wo sie dann versuchen eine öffentliche Toiletten zu finden. Das kann zeitaufwendig sein. Doch auch diese berechneten Pausen gibt es nur sehr unregelmäßig, eben dann, wenn es keine Fahrgäste gibt. Mitunter müssen die Fahrer bis zu einer Stunde warten. Toilettengänge außerhalb der Pause müssen die Fahrer bei der extra KI beantragen und diese gelten zunächst nicht als Arbeitszeit. Die Anerkennung eines Toilettenstops als Arbeitszeit und damit auch Bezahlung müssen die Fahrer jeweils schriftlich beantragen. Denn „Grundsätzlich werden solche Arbeitszeitunterbrechungen von der Arbeitszeit abgezogen“, schrieb Moia Anfang Mai an die Mitarbeiter. (…) Einige Beschäftigte wollten, um diese miserablen Verhältnisse zu verbessern einen Betriebsrat gründen und bekamen enormen Gegenwind. Eigentlich sollte Mitte Juli die Betriebsratswahl stattfinden. Doch das Moia-Management legt den Initiatoren so viele Steine in den Weg wie sie möglich. Am 4. Mai fand einer der Initiatoren morgens ein Kündigungsschreiben in seinem Briefkasten, ohne Poststempel. Es müsse ihm nachts per Bote zugestellt worden sein, sagte er der taz. Ein Grund für die außerordentliche fristlose Beendigung des Arbeitsverhältnisses steht nicht auf dem Schreiben. Der Angestellte hatte zuvor Flyer verteilt und in Firmenchats gegen das neue Arbeitszeitmodell mobilisiert. Auch über die Pausenorte habe er sich häufig beim Management beschwert. Als Quittung dafür schickt ihm das Unternehmen die Kündigung und erteilte ihm ein Hausverbot. Damit wird es ihm kaum möglich sein die Unterschriften für seine Kandidatur zur Betriebsratswahl zu sammeln. Fünf weitere seiner Mitstreiter für die Wahl eines Betriebsrats kaufte Moia per Abfindungen aus dem Unternehmen raus…“ Aus Frontberichte 11/2021 von Kevin Hoffmann  vom 21. Juli 2021 bei Arbeitsunrecht externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191546
nach oben