Vor die Tür gesetzt wurden wieder die Leiharbeiter! In der Ford-Fabrik in Köln wurden 306 ArbeiterInnen rausgeworfen!

40 jahre Ford-Streik in KölnSchon seit dem Frühling 2014 kursierten in der Kölner Ford-Fabrik und ihrem Umfeld Gerüchte über die „sehr wichtige“ Betriebsversammlung am 9. Juni und dass „sogar aus den USA oberste Führungskräfte kommen sollten“ und „sehr wichtige Entscheidungen mitteilen werden“. Die Versammlung fand statt und der Betriebsratsvorsitzende Martin Henning verkündete die frohe Botschaft; ein Sterben von „Ford Köln“ auf Raten sei verhindert worden und die Fiesta-Produktion werde in Köln bleiben. Henning erklärte, der Verbleib des „Fiesta“ in Köln sei gesichert und bis 2021 würden alle Arbeitsplätze erhalten und keine ArbeiterInnen entlassen werden.
Sämtliche regionalen und überregionalen Zeitungen berichteten von dem langanhaltenden Beifall der ArbeiterInnen für Hennings Worte. Ebenfalls unter Beifallsbekundungen wurde erklärt, dass die Produktion von Focus und C-Max in Saarlouis bleiben werde. DEN ADECCO-ARBEITERINNEN WURDE HOFFNUNG GEMACHT Mit dieser Entscheidung legte sich auch die Verunsicherung bei den 306 LeiharbeiterInnen der Firma Adecco. Jetzt konnten sie weiter auf eine zukünftige Festanstellung und ihren Verbleib bei Ford hoffen. Beruhigt gingen sie in den Sommerurlaub (…) Nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub wurde 306 Adecco-ArbeiterInnen mitgeteilt, dass der 5. September ihr letzter Arbeitstag sei. Sie würden für drei Wochen beurlaubt und zum 30. September entlassen werden. Außer einer Erklärung von einigen wohlmeinenden Gewerkschaftern und Betriebsräten, dass sie nichts unternehmen und die Entlassungen nicht verhindern könnten, gab es keine Reaktion. Die gleichen Vertreter empfahlen den ArbeiterInnen, die rausgeworfen wurden und dagegen etwas unternehmen wollten, sie sollten ruhig bleiben; vielleicht würden einige von ihnen später wieder angefragt und eingestellt werden
…“ aus der Zeitung Yeni Hayat-Neues Leben vom 29.09.2014  externer Link – ein älterer Beitrag, auf den wir nun hingewiesen wurden. Wir dokumentieren diesen schon älteren Artikel, weil es uns sehr bedeutend erscheint, dass hier der Dominanz der selbsternannten Stellvertreter der Stammbelegschaften die Stimme und Lage der LeihkollegInnen gegenüber gestellt wird. Siehe dazu:

  • Was sagen die Adecco-Arbeiter?
    „…Ein Leiharbeiter, seit 2008 über Adecco bei Ford und Vater von zwei Kindern:
    Uns haben nicht der Betriebstrat oder die Gewerkschaft rausgeworfen. Aber sie sind unserem Rauswurf gegenüber passiv geblieben, haben uns nicht verteidigt oder uns in Kenntnis gesetzt. Deswegen bin ich wütend und verärgert auf sie. Das ursprüngliche Problem liegt nicht bei ihnen, sondern bei den obersten Chefs. Ich wurde seit 2008 viele Male eingestellt und entlassen. Aber ich habe immer darauf gewartet, dass auch ich an die Reihe komme und festangestellt werde, und habe sehr gut gearbeitet. Einige Betriebsräte sagen: „Wir verteidigen euch.“ Was ist das für eine Verteidigung? Die ADECCO-Arbeiter wurden entlassen; die Nachtschicht wird aufgehoben. Und ich sage: Wenn ihr uns so verteidigt, dann verteidigt ihr uns gar nicht. Sie versuchen auch, uns Angst zu machen. Wir sind im Recht und brauchen keine Angst zu haben. Um Angst zu haben, muss man im Unrecht sein. Wir müssen zusammen kommen und auf unsere Rechte bestehen. FORD will in allen Bereichen Kürzungen machen – nur zu! Mal schauen, dann werden wir die Autos ohne Reifen herausbringen
    …“ aus der Zeitung Yeni Hayat-Neues Leben vom 29.09.2014 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=68154
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