Fusion zu Stellantis: Peugeot und Fiat-Chrysler wollen zum viertgrößten Autokonzern der Welt aufsteigen

Dossier

Grafik von Joachim Römer zum Artikel "Schlachtfest. Die Übernahme von Opel durch PSA wird zu einer brutalen Rationalisierungswelle in der gesamten Autobranche beitragen" in der Lunapark21, Heft 37“PSA, der Zusammenschluss der Automarken Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall und Fiat-Chrysler-Automobiles (FCA) wollen zusammen der viertgrößte Autokonzern der Welt werden: Am Donnerstag gaben das französische und das italienisch-US-amerikanische Konglomerat bekannt, sich auf offizielle Fusionsgespräche verständigt zu haben. Ergebnis wäre ein »Champion« mit mehr als ­­400.000 Beschäftigten und Hunderten von Fabriken weltweit. Der neue Konzern könne 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzen, hieß es in der Mitteilung. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund wären größer als der neue Autoriese. Er käme auf einen Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als elf Milliarden Euro. Die Konzerne versicherten weiter, dass sich mit einer Fusion Spareffekte in Höhe von 3,7 Milliarden Euro erzielen ließen, ohne im Zuge des Deals eine Fabrik zu schließen. Gewerkschaften in Frankreich und Italien reagieren alarmiert auf die Fusionspläne. Die französische CGT und die italienische Fiom-Cgil kündigten am Donnerstagabend ihre Zusammenarbeit zur Sicherung von Arbeitsplätzen an. …“ dpa-Meldung in der jungen Welt vom 02.11.2019 externer Link – siehe dazu einige erste Reaktionen und Spekulationen:

  • Gigantenhochzeit in Paris. Fusion von Fiat-Chrysler und Peugeot-Citroën: Ungewissheit bei den Lohnabhängigen New
    „… Wie es in dem Kommuniqué heisst, wollen FCA und die PSA »ihre Kräfte bündeln, um einen weltweiten Marktführer zu konstruieren und in eine Ära nachhaltiger Mobilität einzutreten«. Mit seinen 237.000 Beschäftigten schloss FCA – Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Maserati und Lancia – 2017 bei einem Geschäftsvolumen von 111 Milliarden mit rund 3,5 Milliarden Nettogewinn ab. Mit der Fusion will der Konzern offenbar vor allem seine Verspätung bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen wettmachen. (…) Keine Stellungnahmen zu dem gewaltigen Geschäft gab es bis zum Sonntag von den französischen Gewerkschaften. Es wird sich zeigen, ob der »Deal« auch im Sinne der insgesamt mehr als eine halbe Million Lohnabhängigen beider Gruppen ausgehandelt wurde. Eine Beschäftigungsgarantie für die Arbeiter enthält die Erklärung der Konzernchefs jedenfalls nicht…“ Artikel von Hansgeorg Hermann in der jungen Welt vom 05.11.2019 externer Link (im Abo)
  • IG Metall tritt weiter für Eigenständigkeit und Identität der Marke Opel ein
    “Jörg Köhlinger: „Zukunftstarifvertrag der IG Metall bietet den Opel-Beschäftigten Sicherheit und Schutz“ Frankfurt am Main/ Rüsselsheim / Kaiserslautern / Eisenach. Angesichts der nun offiziell angekündigten Fusion von Fiat Chrysler und PSA betont die IG Metall die Bedeutung des Zukunftstarifvertrages, den sie 2018 mit Opel abgeschlossen hat. Jörg Köhlinger, Bezirksleiter des IG Metall-Bezirks Mitte sagt dazu: „Mit dem Tarifvertrag sind betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Juli 2023 im Unternehmen der Opel Automobile GmbH ausgeschlossen. Das bietet den Opel-Beschäftigten Sicherheit und Schutz. Die IG Metall wird sich angesichts der Fusion weiterhin für die Eigenständigkeit der Marke Opel und für die Identität von Opel einsetzen. An den jetzt umlaufenden Spekulationen über mögliche negative Folgen einer Fusion von Fiat Chrysler und PSA für die Opel-Standorte beteiligen wir uns nicht, sie sind kontraproduktiv und schädlich.“ Pressemitteilung von IG Metall Bezirk Mitte vom 31.10.2019 externer Link
  • IG Metall: Opel-Mitarbeiter sind gut geschützt – Vor wem?
    Die IG Metall reagiert vorsichtig auf die geplante Fusion der Opel-Mutter PSA mit dem US-italienischen Hersteller Fiat Chrysler. Spekulationen über mögliche negative Folgen für die deutschen Opel-Standorte seien „kontraproduktiv und schädlich“, erklärte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger, am Donnerstag in Frankfurt. Die IG Metall werde sich daher daran nicht beteiligen. Köhlinger betonte stattdessen die Bedeutung des bei Opel im vergangenen Jahr abgeschlossenen Zukunftstarifvertrages, mit dem betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Juli 2023 ausgeschlossen seien. „Das bietet den Opel-Beschäftigten Sicherheit und Schutz. Die IG Metall wird sich angesichts der Fusion weiterhin für die Eigenständigkeit der Marke Opel und für die Identität von Opel einsetzen“, erklärte Köhlinger in einer Mitteilung. Bereits nach ersten Hinweisen auf eine mögliche Fusion mit Fiat-Chrysler waren neue Sorgen um die Opel-Standorte laut geworden. Der Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen hatte auf Überkapazitäten bei Produktion und Entwicklung hingewiesen, die mit Fiat zusätzlich in den Konzern geholt würden. Dies werde auch die Überkapazitäten bei Opel neu in den Fokus stellen, wenn die deutschen Werke künftig auch noch mit den Fiat-Fabriken konkurrieren müssten. (…) In den deutschen Werken unterzeichneten mehr als 6000 Beschäftigte Verträge zu Altersteilzeit, Vorruhestand oder Abfindungen. Ursprünglich hatte die IG Metall nur einem Abbau von 3700 Stellen zugestimmt…“ dpa-Meldung vom 31.10.2019 in der SZ online externer Link
  • Fusion in der Autobranche wie im Lehrbuch für Neoliberalismus
    “Diese Fusion zwischen den Autokonzernen PSA Peugeot Citroën und Fiat Chrysler verläuft wie nach einem Lehrbuch für Neoliberalismus: Die Börsen reagieren nahezu euphorisch, die Kurse von Fiat Chrysler und PSA schnellen in die Höhe, den Firmensitz wählt man im steuergünstigen Ausland. Um Reibungen zu vermeiden, werden die Spitzenposten möglichst ausgewogen verteilt. Gleichzeitig wird aber spekuliert, wer im neuen Konzern das Sagen haben wird. (…) Letztlich müssen aber immer die Beschäftigten die Zeche zahlen. Folglich sorgen sich auch jetzt die Gewerkschaften um die Arbeitsplätze. Die Fusion Renault-Nissan hat in Frankreich mehr als 24 000 Arbeitsplätze gekostet. Bei der durch PSA geschluckten Marke Opel dürften es 7000 werden, und auch bei PSA-Fiat-Chrysler wird es nicht anders kommen. Wenn die Regierung in Paris jetzt tönt, sie werde keine Werksschließungen zulassen, nimmt sie eindeutig den Mund zu voll.“ Beitrag von Ralf Klingsieck vom 31.10.2019 in Neues Deutschland externer Link
  • Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler: Ein neuer Auto-Riese will die kriselnde Branche aufmischen
    “… Der Zusammenschluss der Superlative ist kein Zufall, denn die Branche steht unter einem enormen Druck. Autohersteller müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren. In der Branche wurde immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Nun ist FCA tief in die roten Zahlen gefahren. (…) Es ist vor allem das gut ausgebaute Vertriebsnetz in Nordamerika, das FCA in den gemeinsamen neuen Konzern mit einbringen kann. Es würde den Markteinstieg von Peugeot in den USA erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und Batterie-Fahrzeugen sind die Franzosen weiter als die Italoamerikaner.“ Beitrag von Klaus Blume und Christian Böhme vom 01.11.2019 bei heise online externer Link
  • Fusion in Autoindustrie Fiat Chrysler und PSA – zusammen stark?
    “… Die Autoindustrie verkauft weltweit immer weniger Fahrzeuge. In gesättigten Märkten wie Europa und den USA herrscht Stagnation, und selbst der größte Markt China schwächelt. In Europa verliert das Auto als Status- und Wohlstandssymbol Schritt für Schritt an Bedeutung. Kurzum: Die Nachfrage nach Autos ist schlicht nicht mehr so hoch. (…) Italiens Regierung und Gewerkschaften wollen Jobverluste bei Fiat Chrysler vermeiden. In Italien arbeiten 58.000 Menschen für den Konzern. Die meisten Werke sind schlecht ausgelastet. Jedoch: Die größere politische Lobby hätten in dem neuen Konzern sicher die französischen Standorte. Traditionell gibt es eine große Nähe zwischen PSA und dem französischen Staat, der sogar Miteigentümer ist. Aufhorchen wird man auch in Deutschland: Bei Opel/Vauxhall war die Zahl der Beschäftigten im ersten Jahr nach der Übernahme durch PSA schon um knapp 5000 auf rund 30.000 (Ende 2018) gesunken. Seither nahmen noch mehr Opelaner Angebote zum freiwilligen Ausscheiden wahr. Die IG Metall fordert daher mehr Investitionen von PSA in Opel und pocht auf den bis Mitte 2023 geltenden Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Die Fusion könnte Beschäftigte und Kunden über Opels Zukunft weiter verunsichern. …“ Beitrag vom 31.10.2019 bei ARD Tageschau externer Link
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