Zerschlagung des Rohbaus bei EvoBus in Mannheim geplant: Betriebsrat und IG Metall kündigen „harte Auseinandersetzung“ um über 1000 Arbeitsplätze an

Dossier

[Broschüre] Erpresswerk. Unser Kampf bei DaimlerChrysler im Juli 2004„… Schwarzer Tag für Mannheim: Heute Nachmittag wurden in einer kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltung die Beschäftigten bei EvoBus in Mannheim von der Unternehmensleitung darüber informiert, dass Teile der Produktion ins Ausland verlagert werden sollen. Im Rahmen eines von der Daimler Truck-Konzernleitung geplanten massiven Sparprogramms soll u.a. der gesamte Rohbau in Mannheim geschlossen werden. In Mannheim wären davon aktuell etwa 1000 Beschäftigte betroffen. Am Standort Ulm stünden weitere rund 500 Arbeitsplätze auf der Kippe. Die EvoBus GmbH ist eine 100%ige Tochter der Daimler Truck AG. Am Standort Mannheim-Waldhof/Luzenberg arbeiten zur Zeit etwa 3500 Menschen für EvoBus. Im Motorenbau bei Daimler-Truck/ Lkw gibt es aktuell etwa 5000 Beschäftigte. Der Standort Mannheim mit zusammengenommen 8500 Beschäftigten ist einer der größten Arbeitgeber der Stadt Mannheim…“ Pressemitteilung der IG Metall Mannheim vom 29.06.2022 externer Link („IG Metall: Schwerer Schlag für Industriestandort Mannheim und die ganze Bundesrepublik“), siehe dazu:

  • EVOBUS Mannheim und Ulm: Erneute Arbeitsniederlegungen gegen Arbeitsplatzvernichtung New
    Am 14. Oktober um 11 Uhr nahmen die Beschäftigten der Frühschicht des Daimler-Truck-Werks Mannheim und die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht von EvoBus, ebenfalls Mannheim, ihr Recht wahr, sich beim Betriebsrat über die aktuellen Verhandlungen über die Verlagerung von 1000 Arbeitsplätzen nach Tschechien zu informieren. Bei EvoBus in Ulm streikten am Freitag 1.200 Beschäftigte. In Mannheim versammelte sich gegen massive Einschüchterungsmaßnahmen vonseiten der Geschäftsleitung die ganze Frühschicht vor dem Betriebsrats-Büro. Vor allem den Leiharbeitern wurde von der Personalabteilung mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen und Abmahnungen gedroht, und allen Teilnehmenden wurde Arbeitsverweigerung vorgeworfen. Trotz dieser Versuche beteiligte sich eine übergroße Mehrheit an der Veranstaltung und die Daimler-Beschäftigten zogen mit einer Demo zur Veranstaltung, wo sie von den EVO-Kolleginnen und -Kollegen begrüßt wurden. Der Betriebsratsvorsitzende des Werks Mannheim sowie der anwesende Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Michael Brecht, und der 1. Bevollmächtigte der IG Metall informierten die streikende Belegschaft, dass die Geschäftsleitung nicht von ihrem „Sparprogramm“ samt der Vernichtung von über 1000 Arbeitsplätzen im Rohbau, weiteren 500 im indirekten Bereich und 600 bei EvoBus in Ulm abrückt. Daraufhin legte die gesamte Belegschaft für den Rest des Tages die Arbeit nieder und knüpfte damit an die Arbeitsniederlegung der EVO-Kollegen am 29. Juni und an die kämpferische Betriebsversammlung an. Die Spätschicht nahm die Arbeit auf, beendete diese aber ebenfalls, nachdem sie am Abend informiert wurde. (…) In Ulm legten nach einer Betriebsratsinformation 1.000 Kolleginnen und Kollegen die Arbeit nieder.“ Meldung vom 17.10.2022 in den Rote-Fahne-News externer Link
  • Solidarität für die Beschäftigten von EvoBus vom DGB Stadtverband Neustadt 
    „… der DGB Stadtverband Neustadt unterstützt Euren Kampf gegen die drohende Schließung des Busrohbaus und weitere geplante Produktionsverlagerungen. Durch die Konzernpläne droht die Vernichtung von 1000 Arbeitsplätzen. Dies würde nicht nur einen großen Teil Eurer Belegschaft treffen, sondem auch die gesamte Region. Das dürfen wir nicht zulassen!
    Grund für die Verlagerung ins Ausland ist ein massives Kostensenkungs-Programm, so die Begründung des Unternehmens. Dabei hat der Daimlerkonzern selbst in Krisenzeiten höchste Profite eingefahren. In Zeiten der globalen Krisen wird deutlich, dass wir nachhaltige, globale Zukunftskonzepte brauchen – zur Sicherung der Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen. Es darf nicht weiter um „billige Standorte“ gehen, sondern wir brauchen global gute Sozialstandards, gute Lohn- und Arbeitsbedingungen und gute Ökostandards in allen Standorten.
    Wir brauchen solidarische Gegenwehr für den Erhalt von allen Arbeitsplätzen und Standorten. Wir brauchen gewerkschaftliche Gegenmacht für die Verbesserung der Sozial- und Ökostandards entlang der gesamten Produktions- und Lieferketten!
    Die Bedrohungen durch den Klimawandel zeigen sich mitlerweile sehr deutlich. Das 1,5 °- Ziel des Pariser Abkommens müssen wir ernst nehmen. Daher brauchen wir eine schnelle Mobilitätswende. Der Öffentliche Nahverkehr muss schnell ausgebaut werden. Gerade Eure Sparte kann diesen wertvollen Beitrag leisten. Bestehende Produktionsstätten und das Know-How der Beschäftigten werden dringend gebraucht. Hier kann die Transformation Fahrt aufnehmen. Doch die Geschäftsleitung plant das Gegenteil. Das dürfen wir nicht zulassen. Wenn sich der „Wettbewerb“ diese wertvollen Ressourcen – Produktionsstätten und Beschäftigte – nicht mehr leisten kann, dann können wir uns den Wettbewerb nicht mehr leisten, sondern brauchen eine gemeinwohlorientierte Transformation…“ Aus der Solierklärung vom 13.7.22 dokumentiert bei der VKG externer Link – dort weitere
  • [Solidaritätskomitee Rhein-Neckar und DGB Mannheim] Solidarität mit der Gegenwehr beim Benz! 
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Überbetriebliche Solidaritätskomitee Rhein-Neckar unterstützt Euren Kampf gegen den angekündigten Abbau von 1000 Arbeitsplätzen im Rohbau von EvoBus GmbH. Gegen skrupellose Arbeitsplatzvernichter ist Widerstand eine Pflicht und ein Recht! Wir unterstützen deshalb Eure Forderung nach Erhalt aller Arbeitsplätze. Der Erhalt von Arbeit muss Vorrang haben vor Gewinnmaximierung!
    Die Skrupellosigkeit von Daimler Truck ist ein Skandal. Der Konzern hat für das Geschäftsjahr 2021 ein bereinigtes EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 2.552 Millionen Euro angegeben (Vorjahr: 657 Millionen Euro) und erwartet noch bessere Zahlen für 2022. Es ist an der Zeit, gemeinsam die Einhaltung des Grundgesetzes einzufordern. Dort heißt es: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Eine Enteignung ist … zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.” (Artikel 14 GG.)
    Gemeinsam sind wir stärker! Es ist erforderlich den Widerstand gegen Stellenabbau über alle (Betriebs-) Grenzen hinweg koordinieren. Setzen wir das Verbot von Entlassungen und einen sozialen Schutzschirm für (noch-) beschäftigte und bereits erwerbslose Kolleginnen und Kollegen durch! Nur wer kämpft kann gewinnen!“ Solierklärung (ohne Datum) von Überbetriebliches Solidaritätskomitee Rhein-Neckar) und Miriam Walkowiak (DGB Regionsgeschäftsstelle Mannheim) an Betriebsrat, Vertrauenskörper und Belegschaft Daimler Truck Mannheim. Siehe auch:

    • Vertrauenskörperleiter von Daimler-Trucks und Daimler-Cars solidarisch mit EvoBus-Kollegen
      Die Vertrauenskörperleiter der Daimler-Werke Berlin Marienfelde und Ludwigsfelde, Bremen, Düsseldorf, Gaggenau, Germersheim, Hamburg, Kassel, Rastatt, Sindelfingen, Untertürkheim, Wörth, Zentrale Cars und Zentrale Truck versichern den Kolleginnen und Kollegen von EvoBus Mannheim und Neu-Ulm ihre Solidarität im Kampf um jeden Arbeitsplatz…“ Solierklärung dokumentiert am 05.07.2022 in den Rote-Fahne-News externer Link
  • Selbständiger Streik bei EVO-Bus in Mannheim gegen Vernichtung von 1.000 Arbeitsplätzen (10.30 Uhr)
    Am Mittwoch, 29. Juni, legte die Belegschaft des EVO-Bus-Werks in Mannheim (Tochter von Daimler Truck) ab 13.30 Uhr die Arbeit nieder. Das war ihre Antwort auf die Ankündigung, 1.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Daimler will den Rohbau nach Tschechien verlagern. Weitere Tausende wären dadurch bei Zulieferern und so weiter in Frage gestellt. Die Spätschicht hat nach einer Info-Veranstaltung die Arbeit nicht wieder aufgenommen und führte den selbständigen Streik weiter…“ Meldung der Rote-Fahne-Redaktion vom 30.06.2022 externer Link – bei RF einige weitere Beiträge zu EvoBus
  • Ausbluten der deutschen Standorte
    Über 1.500 Arbeitsplätze in Neu-Ulm und Mannheim in Gefahr – Einsparung jährlich zu unseren Lasten! Nicht mit uns!…“ IMPULS extra vom 30.06.2022 externer Link der IG Metall Mannheim für die Beschäftigten bei EvoBus/Daimler Truck in Mannheim
  • Seit 2012 gibt es keine Rubrik zu Mannheim mehr, aber siehe im LabourNet-Archiv DaimlerChrysler Werk Mannheim und dort die Innenspiegel- Belegschaftszeitung – sie wurde 2002 eingestellt, in ihrer letzten Ausgabe steht die Erkenntnis: „Lohnverzicht schafft keine Arbeitsplätze
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202446
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