Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2017/2018

Dossier

"Metall- und Elektro-Arbeitgeber: Sie wollen Profit. Wir wollen Wachstum" (IG Metall 2016). Foto: Wolfgang Schaumberg

Plakat der IG Metall zur Metall-Tarifrunde 2016 – siehe Kommentar von Wolfgang Schaumberg im Beitrag

In den nächsten Wochen diskutieren die IG Metall-Mitglieder und Vertrauensleute die Forderungen in den Betrieben und in den regionalen IG Metall-Geschäftsstellen. Auf Grundlage der regionalen Debatten wird der Vorstand der IG Metall am 10. Oktober seine Forderungsempfehlung abgeben. Die Tarifkommissionen werden sich am 24. Oktober treffen, um das Forderungspaket zu beschließen. Diese werden schließlich vom IG Metall-Vorstand bestätigt. Mitte November starten dann die Verhandlungen in den einzelnen Tarifgebieten. Am 31. Dezember endet die sogenannte Friedenspflicht. Ab dem 1. Januar 2018 sind dann Warnstreiks zulässig. Siehe für aktuelle Berichte den Tarifticker externer Link und bei uns zuletzt die Tarifrunde 2016 sowie zum Hintergrund das Dossier: IG Metall: Für eine neue Arbeitszeitkultur – Kampagne “Mein Leben – meine Zeit”. Hier konkret zur Tarifrunde, der damit verbundenen Arbeitszeit-Debatte und nun auch der Umsetzung:

  • Mensch, Markt und Maßlosigkeit. Wie weiter in der Tarifpolitik der IG Metall? New
    Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung Nr. 117 vom März 2019Die IG Metall hat im vergangenen Jahr, ebenso wie auch andere Gewerkschaften (ver.di, EVG), das Thema „Arbeitszeit“ tarifpolitisch wieder aufgegriffen. Schon allein deswegen ist der Tarifabschluss vom Februar 2018 für die Metall- und Elektroindustrie ein wichtiger und guter Schritt nach vorn. (…) Die Umsetzung des Tarifvertrags konfrontiert die IG Metall mit großen Aufgaben. Einerseits ist es nicht vollständig gelungen, klare Konfliktlösungsmechanismen im Tarifvertrag zu verankern, falls ein Unternehmen es verweigert, die Anträge auf  Arbeitszeitverkürzung umzusetzen. Hier werden betriebliche Auseinandersetzungen vorbereitet. Die Palette betrieblicher Kampfformen ist breit. Andererseits wird, auch wenn den Anträgen stattgegeben wird und auch davon unabhängig, ein schon seit langem bestehendes Konfliktfeld deutlich: Die Leistungsverdichtung und zunehmende Leistungsüberforderung in den Betrieben. Der Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung und drohender Leistungsverdichtung ist offensichtlich. (…) Die Leistungsverdichtung und -überforderung in den Betrieben hängt stark mit den dramatischen Veränderungen zusammen, die spätestens seit Ende der 1980er Jahren spürbar sind. Der kurze Rückblick auf diese Veränderungen und die damit gewonnenen Erfahrungen ist auch hilfreich, um die nun anstehenden Aufgaben zur Umsetzung des Tarifvertrags vom Februar 2018 genauer zu umreißen. (…) Umso wichtiger ist es nun, dass die große kollektiv bewusstseinsbildende Erfahrung der Stärke aus den Ganztagesstreiks, die den Tarifabschluss 2018 ermöglichten, erhalten und gestärkt wird. Das wird notwendig sein, weil die Umsetzung des Tarifvertrags in den Betrieben ein konfliktreicher Prozess sein wird. Einerseits bereitet sich die IG Metall daher darauf vor, durch vielfältige betriebliche Aktionen die individuellen Freizeitansprüche der Beschäftigten auch dann durchzusetzen, wenn das Unternehmen das aus Profitgründen verweigert. Andererseits wird es unverzichtbar, das Thema „Leistungspolitik“ auf die  tagespolitische Agenda der IG Metall zu nehmen…“ Artikel von Robert Sadowsky aus der Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung Nr. 117 vom März 2019  – wir danken! Siehe weitere Beiträge im Inhaltsverzeichnis der der Z. Nr. 117 beim Verlag externer Link
  • Umsetzung der 2. Stufe des IG Metall-Tarifvertrag: Kritik bestätigt sich 
    Nach der Einigung in der Metall- und Elektroindustrie im Februar 2018 ging es Ende 2018 / Anfang 2019 um die Umsetzung des 2. Teils des Tarifvertrags. Aufgrund von betrieblichen Öffnungsklauseln gab es Handlungsbedarf. Für das tarifliche Zusatzgeld und die verkürzte Vollzeit mussten in den Betrieben Regularien zur Umsetzung vereinbart werden…“ Beitrag (Seite 1) im Netzwerk-Info Gewerkschaftslinke Nr. 71 vom Februar 2019
  • Der T Zug der IG Metall – ein kritischer Kurzbericht aus der Praxis
    Mehr Freizeit zu einem hohen Preis, so könnten unsere Verhandlungen zur T Zug Umwandlung zusammengefasst werden. In der Theorie, bzw. in den Köpfen einer wirklichkeitsfremden Gewerkschaftsführung, mag der Tarifabschluss wegweisend sein. In der Praxis, zumindest bei uns im Betrieb, müssen die zusätzlichen freien Tage über verpflichtende Samstagsarbeit oder zusätzliche 40h Wochen ausgeglichen werden – von großen Teilen der Belegschaft! Im Betriebsratsgremium brodelt schon lange ein Konflikt zwischen IG Metall kritischen Betriebsräten und der Fraktion, die den Weg der IG Metall blind unterstützt. Dieser Konflikt ist mit der T Zug Verhandlung neu entflammt, da sich im Fall der T Zug Umwandlung die Kritiker der IG Metall zurecht bestätigt sehen. Ein Argument der Befürworter des Tarifvertrags hinkt mittlerweile gewaltig. Diese BR Kollegen fabulieren tatsächlich über einen vorhandenen Solidargedanken, die Bereitschaft der Belegschaft Mehrarbeit zu leisten, um Anspruchsberechtigten die T Zug Umwandlung zu ermöglichen. Eine Argumentation, die bei einem Anteil von fast 40% Arbeitnehmern in Leiharbeit oder befristeten Arbeitsverhältnissen nur mehr als lächerlich anzusehen ist. Fakt ist, die Bereitschaft zur Solidarität ist in der Belegschaft nicht mehr gegeben. Leiharbeit und Befristungen fördern keine Solidarität, sondern Angst, Ausgrenzung und Missgunst. (…) Es braucht keine Raketenwissenschaft, um zu erkennen, dass der Druck auf die Beschäftigten seit Jahren zunimmt. Eine Gewerkschaft, die diesen Druck noch zusätzlich erhöht, indem sie die Spaltung von Belegschaften mit absolut fragwürdigen Tarifverträgen vorantreibt, hat in meinen Augen ihre Daseinsberechtigung verloren…” Kurzbericht vom 20.12.2018 von einem IG Metall-Betriebsrat – wir danken (Name der Redaktion bekannt)
  • Großes Interesse an zusätzlichen freien Tagen: 190 000 Beschäftigte wollen lieber acht Tage frei statt Geld 
    IG Metall: 190 000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder Schicht arbeiten, wollen im nächsten Jahr acht zusätzliche freie Tage statt mehr Geld190 000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder Schicht arbeiten, wollen im nächsten Jahr acht zusätzliche freie Tage statt mehr Geld. Das zeigen erste Zwischenergebnisse einer Befragung der IG Metall unter Betriebsräten in 1400 von 2800 Unternehmen. (…) Aus den Rückmeldungen aus 1400 von befragten 2800 Unternehmen sind bisher folgende Trends erkennbar: 40 000 Antragssteller wollen die neue Regelung nutzen, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Auch 10 000 Beschäftigte, die Angehörige pflegen, suchen mithilfe der acht zusätzlichen freien Tage Entlastung. Die meisten Anträge auf Umwandlung von Geld in Zeit wurden von 140 000 Schichtarbeitern gestellt. „Das hohe Interesse der Schichtarbeiter an zusätzlichen freien Tagen wundert uns nicht. Gerade in den Bereichen mit starren Schichtsystemen sind die Belastungen durch Mehrarbeit und Sonderschichten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen dringend mehr zeitliche Freiräume – auch zum Erhalt ihrer Gesundheit“, betonte Hofmann. Neben den acht Tagen hat die IG Metall in den Tarifverträgen zudem für alle Beschäftigten den Anspruch festgeschrieben, ihre wöchentliche Arbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden reduzieren zu können. Von dieser „kurzen Vollzeit“ wollen nach den bisherigen Umfrageergebnissen im nächsten Jahr rund 8 000 Beschäftigte Gebrauch machen…“ IG Metall-Meldung vom 12.11.2018 externer Link
  • Freie Tage sind der Renner: Mit der Umsetzung des Tarifabschlusses Metall steht Schichtarbeitern und anderen Beschäftigten ein Zusatzgeld zu 
    „Weniger arbeiten statt mehr Geld – bei den Schichtbeschäftigten im Geltungsbereich des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie scheint die Idee gut anzukommen. Wie Gewerkschafter aus verschiedenen Regionen und Betrieben übereinstimmend berichten, gibt es einen regelrechten Run auf die Option, im nächsten Jahr bis zu acht zusätzliche freie Tage in Anspruch zu nehmen und dafür auf einen Teil des sogenannten »Tariflichen Zusatzgelds« (T-ZUG) zu verzichten. (…) Offenbar hat die IG Metall zumindest mit den freien Zusatztagen einen Nerv getroffen, denn – wo man auch nachfragt – das Phänomen scheint ziemlich flächendeckend zu sein. So auch bei BMW in Leipzig: Täglich gehen hier neue Anträge ein, berichtet Betriebsratsvorsitzender Jörg Köhler. Und: »Wir gehen davon aus, dass bei uns fast jeder Anspruchsberechtigte davon Gebrauch machen wird.« (…) Nach der jetzigen Regelung haben alle Vollzeit-Tarifbeschäftigten die Möglichkeit, ihre persönliche Wochenarbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf 28 Stunden zu reduzieren. Die Einkommensverluste müssen sie allerdings selber tragen – einen teilweisen Lohnausgleich durch den Arbeitgeber, wie ihn die IG Metall ursprünglich für bestimmte Beschäftigtengruppen mit besonderen Arbeitsbelastungen gefordert hatte, gibt es nicht. Die freien Zusatztage sind zwar auch nicht umsonst, werden mit Verzicht auf zusätzliches Geld erkauft – nicht aber mit Einkommenseinbußen.“ Beitrag von Jörn Boewe in neues Deutschland online vom 4. Oktober 2018 externer Link, siehe dazu:

    • Wähle jetzt Deine Arbeitszeit
      In der Metall-Tarifrunde hat die IG Metall die verkürzte Vollzeit sowie acht freie Tage bei Kinderbetreuung, Pflege und Schichtarbeit durchgesetzt. Wer das im Jahr 2019 nutzen will, muss jetzt den Antrag einreichen…“ Meldung der IG Metall vom 27.09.2018 externer Link – Die Resonanz auf die durchaus fragwürdige Tarifvereinbarung zeigt vor allem, wie viel den Betroffenen freie Zeit wert ist, was auch bei der Debatte um ein BGE zu beachten wäre…
  • Abschluss in der M+E-Industrie BaWü – „Meilenstein“ (Jörg Hofmann) wohin? Wenn Arbeitgeber jubeln…
    ArbeitszeitverlängerungDie Tarifvertragsparteien in der Metall- und Elektroindustrie haben sich am späten Montagabend in der sechsten Verhandlung auf einen Tarifabschluss geeinigt. Demnach steigen die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen für die mehr als 900.000 Beschäftigten ab April 2018 um 4,3 Prozent, für die Monate Januar bis März gibt es 100 Euro Einmalzahlung. 2019 erhalten alle Beschäftigten zudem einen Festbetrag von 400 Euro sowie ein neues tarifliches Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatseinkommens. Beide Komponenten wirken dauerhaft. Beschäftigte mit familiären und beruflichen Belastungen können das neue tarifliche Zusatzgeld in freie Tage umwandeln und profitieren dabei von zusätzlicher Freizeit. Ebenfalls ab 2019 gilt für alle Vollzeit-Beschäftigten ein individueller Anspruch auf eine verkürzte Vollzeit von bis zu 28 Wochenstunden für maximal zwei Jahre. Der Tarifvertrag läuft bis zum 31. März 2020. (…) Im Gegenzug zur Möglichkeit kürzer zu arbeiten, können die Arbeitgeber in vergleichbarem Umfang auch mehr Arbeitsverträge bis zu 40 Wochenstunden abschließen. Dafür wurde der Zugang zu bereits existierenden Quoten für Arbeitsverträge oberhalb von 35 Stunden erleichtert – zum Beispiel, wenn Unternehmen Fachkräfteengpässe nachweisen können. Zudem können die Unternehmen künftig zwischen der Quotenlogik und einer Betrachtung des Gesamt-Arbeitszeitvolumens im Betrieb wählen. Übersteigt die durchschnittliche vertragliche wöchentliche Arbeitszeit im Betrieb 35,9 Stunden oder arbeiten mehr als 18 Prozent der Beschäftigten länger als 35 Stunden, muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat beraten, wie dieser Wert wieder erreicht werden kann. Nach einer Ampelphase von sechs Monaten erhält der Betriebsrat ein wirksames Widerspruchsrecht…“ Pressemitteilung vom 06.02.2018 von und bei IG Metall Baden-Württemberg externer Link, darin Details zum Tarifabschluss, das wie immer einschränkende Kleingedruckte, so z.B. die Begrenzung der bejubelten „verkürzten Vollzeit“ auf 10 Prozent der Beschäftigten und auch der Festbetrag von 400 Euro steht unter Konjunktur-Vorbehalt…

    • Klassenkampf von oben – immer härter. Metallunternehmer verweigern kollektive Arbeitszeitverkürzung und vollem Lohn- und Personalausgleich 
      „… Mit der Laufzeit von über zwei Jahren versuchte die Unternehmerseite zu unterbinden, dass die überaus gute Stimmung und das im Streik enorm gestärkte Selbstbewusstsein, das sich im Arbeitskampf entwickelt hat, mitgenommen werden kann in die nächste Tarifrunde. Über die Einkommenserhöhung, die bei etwa drei Prozent liegt, ist bereits öffentlich viel gesprochen worden, sie soll hier nicht mehr zum Thema gemacht werden. Höchstens noch der überaus komplexe Abschluss, bei dem die großen Thinktanks der Unternehmer ihren Wissensvorsprung gegenüber Beschäftigten und Betriebsräten kleinerer Betriebe zugunsten der Unternehmer verschieben. Was wir brauchen ist eine breit angelegte Diskussion – keine den bürgerlichen Soziologen nachgeahmte „Befragung“ – der Beschäftigten und Mitglieder der IG Metall, und darüber hinaus auch der Schwestergewerkschaften und möglicher BündnispartnerInnen. Nur in Aktionseinheit und Bündnispolitik – breit in der Gesellschaft verankert – wird es beim gegenwärtigen Stand des Kräfteverhältnisses möglich sein, dem Kapital einen auch arbeitszeitmäßigen Teil des Produktivitätsfortschritts abzutrotzen – besser noch zu erkämpfen...“ Artikel von Anne Rieger in der Lunapark21 41/2018 – wir danken
    • Noch zum Tarifabschluss der IG Metall 2018 
      Bei den meisten Bewertungen kommt eine Sache zu kurz: die Freistellungen (8 Tage pro Jahr) werden überwiegend durch Lohnverzicht bezahlt. Wenn wegen Schicht, Kinderbetreuung oder Pflege jemand 8 Tage pro Jahr zuhause bleiben möchte, bezahlt sie/er davon 6 Tage aus eigener Tasche durch den Verzicht auf das „tarifliche Zusatzgeld“ in Höhe von 27,5% eines Monatseinkommens, was einer durchschnittlichen jährlichen Entgelterhöhung von rund 2% entspricht. Das ist ein Bruch mit der bisherigen Position der IGM hinsichtlich Freistellungen. (Neben einer Entgelterhöhung wäre eine Forderung nach einer Woche mehr Urlaub für alle der bessere Weg  gewesen, weil dann auch die Frage der Bezahlung, des Urlaubsgeldes und des Personalausgleiches geklärt wäre. (…) Die IG Metall ist nicht die erste Gewerkschaft, die in Sachen Freistellungen bzw. Urlaub unternehmerfreundliche Wege geht: Vor einem Jahr hatte die Eisenbahnergewerkschaft EVG bereits einer Wahl zwischen mehr Geld oder mehr Urlaub zugestimmt.“ Kommentar von Joachim Schubert, Mannheim – wir danken
    • [Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken] Tarifrunde Metall: Gut gekämpft – aber ist der Abschluss auch gut? 
      Siehe die Bewertung im Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken Nr. 67 vom April 2018
    • IGM verfestigt geschlechtsspezifische Arbeitsteilung 
      „… Dass die Betriebe nach dem Tarifabschluss bei Bedarf für deutlich mehr Beschäftigte als heute die Arbeitszeit verlängern dürfen, d. h. verstärkt 40-Stunden-Verträge abschließen können, wird kaum erwähnt. Die Gefahr, dass Familienväter länger arbeiten und Mütter und pflegende Töchter die Erwerbsarbeitszeitverkürzung in Anspruch nehmen, kann nicht übersehen werden. An der geschlechtsspezifischen Verteilung der Arbeitszeit in Produktion und Reproduktion wird sich kaum etwas ändern, dazu braucht es anderer Modelle. Vor allem braucht es eine allgemeine Verkürzung der Vollzeit-Erwerbsarbeit und eine egalitäre Verteilung der unbezahlten Arbeiten auf alle Geschlechter, nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Ohne eine Veränderung des traditionellen Familienbildes wird es nicht gehen.“ Artikel von Gisela Notz in der Soz Nr. 03/2018  – wir danken!
    • Betriebsgruppe Alternative bei Daimler Hamburg zum Tarifabschluss: Tarifabschluss: Verrat an die Arbeitswelt von Morgen, Ausstieg aus der 35-Stundenwoche
      In der Nacht zu Dienstag, den 6.2, einigten sich Vertreter der Arbeitgeber und die IG Metall in Baden-Württemberg auf den Abschluss eines Tarifvertrags. Gemessen an den Forderungen sind die Ergebnisse (wie erwartet) ernüchternd! Statt 1 Jahr über 2 Jahre Laufzeit. Statt 6% Lohnerhöhung 4,3% für 2 Jahre und neben Einmalzahlungen ein 27,5%iges Monatseinkommen zusätzlich. Bezieht sich das auf den Grundlohn? Statt die Arbeitszeitverkürzung auszubauen werden die 35-Stundenwoche einer möglichen individuellen Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden geopfert. Schon die Tarifauseinandersetzung hat gezeigt, dass es sich mehr um ein Ritual handelt, anstatt um eine wirkliche Auseinandersetzung und um das Erkämpfen besserer Voraussetzung unserer Arbeit beim Umsetzen der digitalen Arbeitswelt. (…)  So haben auch in der Tarifrunde einmal mehr die Kollegen in den unteren Lohngruppen draufzahlen müssen. Angefangen beim Aufstellen der Lohnforderung in Prozent anstatt wie die alternative es fordert in Festgeld, aber auch bei der  Auseinandersetzung. Diese Kollegen sind es, die auch diesmal die Verlässlichsten bei den Aktionen waren und damit am meisten eingebracht haben. Unsere Aufpasser erhalten jetzt eben wieder ein Vielfaches dessen was wir bekommen. Es ist also nicht verwunderlich, wenn immer mehr die Gewerkschaft verlassen, es ist doch ein einfaches Rechenbeispiel. (…) Das Negativbeispiel in dieser Tarifrunde waren jedoch die Sonderschichten, die jede Streikaktion zur Albernheit verkommen lassen haben. Die Vereinbarungen dafür worden von der IG Metallvertretung gemacht. Das ist kein gewerkschaftliches Handeln!!!…” Aus die Alternative 02.2018 vom Februar 2018 externer Link
    • Sozialpartner für immer. Die deutschen Gewerkschaften halten an einer Idee fest, die die Kapitalseite seit Langem aufgekündigt hat 
      „… Insgesamt ist klar: Die IG Metall hätte mehr herausholen können, wenn sie einen Flächenstreik vorbereitet und geführt hätte. Denn das Kapital der Branche hatte volle Auftragsbücher und der Arbeitsmarkt für Qualifizierte war ziemlich leergefegt. Die IG Metall hat ihre Kampfkraft nicht ausgeschöpft, weil ihrer Führung – und auch großen Teilen der Kernbelegschaften – die partnerschaftlichen Beziehungen zur Kapitalseite wichtiger waren. Man folgt dem Grundsatz, dass man die Gegenseite nicht zu sehr unter Druck setzen und die Wettbewerbschancen des eigenen Unternehmens und der deutschen Exportindustrie nicht verschlechtern darf. Logischerweise gehört zu dieser sozialpartnerschaftlichen Sicht der Glaube an einen dauerhaft funktionierenden Kapitalismus und an einen Modernisierungspakt mit den Unternehmern, also die Absage an die Idee, dass Gewerkschaften eine Perspektive jenseits dieser »Wirtschaft, die tötet« (Papst Franziskus) suchen sollten. Ich denke, dass nicht nur dieser Glaube in die Irre führt, wie die kapitalistisch erzeugten weltweit wachsenden Ungleichheiten und Krisen zeigen. Vielmehr wird auch die Erneuerung der Sozialpartnerschaft in Deutschland nur um den Preis eines gesteigerten ökonomischen Wettbewerbsnationalismus zu haben sein, bei dem die Gewerkschaften ihre Bekenntnisse zur internationalen Solidarität noch deutlicher als bisher dementieren. Denn der Abschluss der IG Metall ist auch ein Exportförderungspakt…“ Kommentar von Bodo Zeuner vom 02.03.2018 beim ND online externer Link, siehe zum Thema auch unser Dossier: Offener Brief: Wieder weniger Gewerkschafter – Unterstützung für Große Koalition
    • Kein Grund zum Feiern. Nur geringe Lohnerhöhungen und ein Ende der 35-Stunden-Woche sollten für die IG Metall kein Grund zum Feiern sein 
      „… Das heißt, spätere Tariferhöhungen ab 2020 setzen immer auf den 4,3 Prozent von 2018 auf und nicht auf dem tariflichen Zusatzgeld von 2019. Das heißt auch, dass es sich beim tariflichen Zusatzentgelt um einen eigenen Tarif handelt, getrennt vom regulären Lohn- und Gehaltstarif. Man muss damit rechnen, dass die Kapitalisten, wenn sich die Wirtschaftslage verschlechtert, diesen Zusatztarif als erstes angreifen werden. (…) Dabei wäre ein relativ hoher Festbetrag von 400 Euro, der noch dazu tarifdynamisch wäre, schon eine gewisse Errungenschaft. Er wirkt ausgleichend auf die Lohnskala und käme besonders den unteren Lohngruppen zugute. (…) Bei einer Aussetzung, Kürzung oder Streichung des Festgeldbetrags – was die IG Metall leider zulässt – würde der Nivellierungseffekt wieder verpuffen. Um es noch einmal anders auszudrücken: die Kapitalisten haben die Grundtabelle strukturell gerettet, sie bleibt unangetastet. (…) Die Kapitalisten haben aber nicht nur die Struktur der Grundtabelle zementiert, sie haben auch eine Erhöhung der Grundtabelle im Jahr 2019 generell abgewehrt, mit dem Dreh von T-ZUG („Tarifliches Zusatzentgelt“) und Einmalbetrag. Die IG Metall hat sich darauf eingelassen, obwohl die Kampfkraft der Belegschaften und eine pralle Streikkasse gegeben waren. (…) Linke Kollegen in der Metallbranche halten die IG Metall vor allem deshalb für so mächtig, weil sie in der Lage ist, Niederlagen zu organisieren. (…) Die Kategorie von ArbeiterInnen, die vielleicht am ehesten acht zusätzliche freie Tage brauchen und wollen, sind wahrscheinlich die SchichtarbeiterInnen. Wegen der Schichtzulagen können Sie vielleicht am ehesten auf das Zusatzentgelt verzichten. Gerade für diese Kategorie von ArbeiterInnen ist aber die Möglichkeit, die freien Tage zu nehmen, besonders restriktiv formuliert. (…) Man stelle sich vor, solchen abgearbeiteten SchichtarbeiterInnen, die mindestens drei Jahre im gesundheitsschädlichen Dreischicht- oder Vierschicht-Betrieb oder gar in Dauernachtschicht waren oder mindestens zehn Jahre in Wechselschicht, dürfen die freien Tage 2019 überhaupt in Anspruch nehmen und müssen dafür auch noch ihre Lohnerhöhung opfern. (…) Ein weiterer triftiger Gesichtspunkt kommt hinzu, auf den uns ein erfahrener Gewerkschafter hinwies. Mit der Möglichkeit einer 28-Stunden-Woche sind die Kapitalisten gewappnet, wenn sie mal wieder weniger arbeiten lassen wollen. Die Kolleginnen und Kollegen, mit der Drohung der Entlassung, zeitweise in verkürze Arbeitszeit zu zwingen, ohne beim Arbeitsamt Kurzarbeit anzumelden, klappt mit diesem Tarifvertrag bestimmt…“ Artikel von Peter Feininger vom 21. Februar 2018 beim Rubikon externer Link
    • [Daimler Bremen] Tarifrunde 2018: Der Kampf geht weiter 
      Anstatt den Schwung der Tarifrunde zu nutzen und mit dem Engagement der Kollegen die Angleichung der Schichtzuschläge an Baden Württemberg in der Tarifauseinandersetzung anzugehen, beerdigt der BR-Vorsitzende per  Telefonkonferenz mit dem GBR und einem Vorstand der Daimler AG am 07.02., die Hoffnung, die längst fällige Angleichung der Schichtzuschläge noch in der Tarifrunde durchzusetzen. (…) Anstatt mit Urabstimmung und Streik, soll nunmehr in „Gesprächen“ mit der Werkleitung auf sozialpartnerschaftlicher Ebene die Angleichung der Schichtzuschläge unter „Erhalt der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ erreicht werden, was für die Werkleitung nichts anderes heißt als kostenneutral. Die Gespräche sollen den Abschluss eines Ergänzungstarifvertrages vorbereiten. (…) Die Angleichung der Schichtzuschläge für die Wechsel- und Nachtschicht steht uns zu, wir müssen sie nicht erbetteln…“ Flugblatt vom Februar 2018 , geschrieben, verteilt und finanziert von Vertrauensleuten und Betriebsräten des Daimler-Werkes Bremen, am 21.2. verteilt.

      • Siehe zum Hintergrund des Konfliktes um Schichtzuschläge: [Schichtzulagen] Ärger bei Daimler in Bremen über Tarifabschluss
      • Darin auch: In Kürze: Warum dieser Tarifvertrag abzulehnen ist:

        1. Weil er die, in den Achtziger-Jahren durch wochenlange Streiks erkämpfte 35-Stunden-woche faktisch aufhebt;
        2. Weil die Forderung nach Schichtzuschlägen und damit das berechtigte Anliegen nach Gleichbehandlung mit Baden-Württemberg fallen gelassen wurde;
        3. Weil die Kollegen im Osten – entgegen den Versprechungen vorher – weiterhin abge-spalten bleiben (38-Stunden-Woche);
        4. Weil die tatsächliche Tariferhöhung von ca. 3,2% die erhöhten Lebenskosten nicht decken. (…) Fazit: Die mögliche Kampfkraft wurde nicht mobilisiert, die Arbeiterklasse noch mehr gespalten; kein Wort gegen Leiharbeit und Tagelöhnerei. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, Funktionäre der IG Metall und Betriebsräte, die das Ergebnis wider besseres Wissen als Erfolg verkaufen, dürfen nicht wieder gewählt werden.”
    • [Schichtzulagen] Ärger bei Daimler in Bremen über Tarifabschluss
    • [Interview] Kritik am IG Metall Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie. Tarifverträge: Zeit oder Geld? Unternehmer können Beschäftigte erpressen
      “… Ich habe mich sehr gefreut, dass das Thema der Gesundheitsbelastung durch Schichtarbeit endlich angesprochen worden ist. Aber mit selbstbezahlten freien Tagen ist das Problem nicht vom Tisch. Man müsste eigentlich das Problem der alltäglichen Belastung durch Schichtarbeit angehen. Man müsste was an den Arbeitsbedingungen der Schichtarbeit machen und die Frage auch mal stellen: Warum Schichtarbeit überhaupt in Bereichen, die nicht gesellschaftlich notwendig sind, erlaubt ist. Wir hatten das Thema schon zum Beispiel bei uns in Bochum, als Nokia erpresste abzuwandern (was sie ja letztlich gemacht haben) und die Betriebsratsvorsitzende damals selbst zum Land NRW gefahren ist, um sich die Sondergenehmigung, Handys auch am Sonntag zu bauen, abzuholen. Die Autoindustrie muss auch nicht unbedingt im Dreischichtbetrieb Autos bauen, schon gar nicht, wenn wir wissen, wie gesundsgefährlich sie sind. (…) dieser Abschluss – ich möchte noch mal betonen – liefert nicht nur durch die Laufzeit Planungssicherheit für die Arbeitgeberseite. Alle Zusatzabschlüsse – das ist ein ziemlich kompliziertes Werk -, sind aber trotzdem einheitlich mit einem versehen, nämlich mit einem Konjunkturvorbehalt. Das heißt, all das kann zurückgenommen werden, wenn es dem Einzelbetrieb schlecht geht oder die gesamte Konjunktur einbrechen sollte. Das unternehmerische Risiko ist auch hier wieder einmal gegen Null und wird komplett von den Belegschaften getragen. Bei diesem Abschluss werden wir wahrscheinlich nie erfahren, wie hoch tatsächlich die Lohnerhöhung ausfällt, weil es so stark betrieblich-konjunkturell und auch von der Anzahl derjenigen, die die Arbeitszeitverkürzung tatsächlich in Anspruch nehmen werden, abhängig ist. Das ist Augenwischerei und ein eindeutiger Mangel an innergewerkschaftlicher Demokratie und da sollten alle Unzufriedenen jetzt aufstehen und sagen “mit uns nicht!” – schon im Interesse ihrer eigenen Würde.” Das Interview von Mag Wompel beim Radio Dreyeckland am 8. Februar 2018 ist auf Anregung aus der lobenden Leserschaft vertextet worden und als pdf-Datei abrufbar , siehe:

      • Kritik am IG Metall Tarifabschluss in der Metall- und ElektroindustrieTarifverträge: Zeit oder Geld? Unternehmer können Beschäftigte erpressen 
        IG-Metall und die sogenannten Arbeitgeber haben sich in Baden-Württemberg auf einen Tarifabschluss in der Metall- und Elektrobranche geeinigt. Der Tarifvertrag, der als Pilotabschluss auch für andere Bundesländer gilt, hat eine sehr lange Laufzeit von 27 Monaten. Die 4,3 prozentige Lohnerhöhung entspricht umgerechnet auf die lange Laufzeit allerdings gerade einmal einem Plus von 2 Prozent, ist also letztlich nur eine Art Inflationsausgleich. Zudem gibt es für die Monate Januar bis März eine Einmalzahlung von 100 Euro. 2019 erhalten alle Beschäftigten zudem einen Festbetrag von 400 Euro sowie ein neues tarifliches Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatseinkommens. Besonders stolz scheint die IG Metall über die Möglichkeit zu sein, dass Beschäftigte für bis zu 2 Jahre ihre Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden verkürzen können. Einen Lohnausgleich gibt es aber nicht. Im Gegenzug wird es für den Arbeitgeber auch möglich in vergleichbarem Umfang mehr Arbeitsverträge bis zu 40 Wochenstunden abschließen. Über den Abschlusshaben wir mit Mag Wompel von labournet gesprochen.“ Interview vom 9. Februar 2018 von und beim Radio Dreyeckland externer Link Audio Datei
    • Drei Prozent? Oder vier Prozent? OXI-Überblick zur Debatte über den M&E-Tarifabschluss 
      Ist der Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie ein tarifpolitischer Meilenstein? Das Ergebnis wird kontrovers bewertet – hinter der Frage der realen Lohnsteigerung liegt das Feld einer wirtschaftspolitischen Debatte über Gewerkschaften, Lohnhöhe und deutschen Exportnationalismus. Wie viel mehr werden die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie nach dem Abschluss der Tarifrunde in der Tasche haben? Nun, das lässt sich nicht so eindeutig sagen. Es gibt jedenfalls recht unterschiedliche Bewertungen. Darauf hatten wir bereits in unserem ersten OXI-Überblick zum Ausgang der Tarifrunde externer Link aufmerksam gemacht. Ein umstrittener Punkt war dabei auch schon: der reale Umfang der Entgelterhöhungen. (…) Die Lohnhöhe in Deutschland spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung der europäischen Handelsungleichgewichte. Es geht also auch um grundlegende wirtschaftspolitische Kursfragen der Gewerkschaften. (…) Über Detailfragen hinausreichend schreiben Flassbeck und Paetz, man würde die Gewerkschaftsführungen auch deswegen kritisieren, »weil sie in den vergangen Jahren dazu übergegangen sind, ihre eigene Rolle bei der Entstehung der europäischen Handelsungleichgewichte und damit der gesamten gewaltigen Unwucht in Europa fast vollständig unter den Teppich zu kehren. Auch hier gibt es aus unserer Sicht wiederum eine unangemessene strategische Sichtweise einiger Gewerkschaftsführungen«. Die hätten zwar nicht von sich aus auf Lohndumping gesetzt, sich aber mit der entsprechenden Entscheidung von Rot-Grün später abgefunden. Man könne den Eindruck nicht von der Hand weisen, »die deutschen Gewerkschaften seien mit den Jahren und mit den deutschen Exporterfolgen immer stärker dazu übergegangen, sich mit der merkantilistischen deutschen Politik zu arrangieren oder sie sogar zu unterstützen«…“ Überblick der OXI-Redaktion vom 16.02.2018 externer Link
    • [Tarifabschluss Metall] Zahlen lügen nicht. Oder doch?
      Die IG-Metall hat nach unserem Artikel zum Tarifabschluss einige erboste Emails geschickt. Wir hätten Einmalzahlungen nicht berücksichtigt und prinzipiell falsch gerechnet. Daher hier noch einmal die Basis unseres Rechenbeispiels mit den Zahlen, die uns zugeschickt wurden. (…) Der ausgehandelte Tarifvertrag ist ausgesprochen schwer zu bewerten. Dies liegt daran, dass er durch die vielen Einmalzahlungen ähnlich intransparent ist wie ein Handyvertrag mit kleingeschriebenen Fußnoten. Im Vergleich zum Vorjahr mag die Gesamtlohnsumme nun etwas kräftiger steigen, auf den gesamten Verhandlungszeitraum bezogen ist das Ergebnis aber keineswegs der Durchbruch. Insbesondere nicht, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Branche handelt, der es sehr gut geht und in der die Gewerkschaft noch stark organisiert ist. Als wegweisende Tarifvereinbarung für das Jahr 2018 lässt die Vereinbarung befürchten, dass die aggregierten Reallöhne auch dieses Jahr bestenfalls um den Produktivitätsfortschritt steigen. Das ist gerade aus einer europäischen Perspektive zu wenig, da ja die europäischen Handelspartner relativ zu uns günstiger werden müssen. Ärgerlich ist zudem, dass man nun überall die Tarifvereinbarung in einer Staubsaugervertretermentalität als deutliche Entgelterhöhung verkauft …“ Kommentar von Michael Paetz und Heiner Flassbeck vom 9. Februar 2018 bei Makroskop externer Link
    • IG Metall nutzt Kampfkraft nicht 
      „… Das Tarifwerk, welches hier vereinbart wurde, ist noch komplizierter als schon die Forderungen der IG Metall es waren. Das ist ein Problem, denn es bedeutet, dass das Ergebnis nur noch schwer durchschaubar ist und sich entsprechend auch leichter als Erfolg verkaufen lässt. Selbst für Fachleute ist das Konstrukt kaum zu verstehen.  (…) Allerdings gibt es die freien Tage nur, wenn man auf einen Teil der Lohnerhöhung für das Jahr 2019 verzichtet. Stattdessen müsste gefordert werden, dass es darum gehen muss, eine dauerhafte Arbeitszeitverkürzung für alle ohne Lohnverzicht zu erkämpfen. Angesichts der Rekordergebnisse der Konzerne wäre das möglich. Doch auch im übrigen Teil des Abschlusses ist genau das nicht der Fall. (…) Endlich sei es gelungen, dass Flexibilisierung nicht als Einbahnstraße für die Arbeitgeber gilt, sondern dass es auch um die Bedürfnisse der Beschäftigten ginge. Schaut man sich aber an, mit welchen Begründungen die Arbeitgeber die „verkürzte Vollzeit“ ablehnen können, scheint das wenig überzeugend. Denn ist die Quote aus Sicht der Arbeitgeber überschritten, oder gibt es zu wenig Fachkräfte, kann diese abgelehnt werden. Dann spielt es keine Rolle, wie alt das Kind bzw. wie pflegebedürftig die Angehörige ersten Grades ist oder wie kaputt sich eine Kollegin oder ein Kollege nach langen Jahren von Schichtarbeit fühlt und mal etwas kürzer treten möchte. Vor allem bedeutet die Flexibilisierung nach oben eine massive Unterhöhlung der 35-Stunden-Woche, die 1984 in sieben Wochen Streik erkämpft wurde! (…) Die Logik der IG Metall-Führung bleibt die der Standortsicherung. Die IGM-Führung hat diesen Abschluss nicht etwa unterschrieben, weil sie kein Vertrauen in die Kampfbereitschaft der Beschäftigten oder Zweifel hatte, mehr durchsetzen zu können. Nein, sie steht hinter der Sicherung der Profitabilität, der „Wettbewerbsfähigkeit“ der deutschen Unternehmen und beschränkt bewusst die Forderungen auf das, was die Unternehmer als tragbar ansehen. Damit zementiert die IGM-Führung mit diesem Tarifvertrag ihre Politik des Co-Managements. Der Protest aus den Betrieben wird wahrscheinlich zunächst verhalten bleiben. Jahrelanges Co-Management und die gute Konjunktur haben dafür gesorgt, dass Teile der Belegschaften die Argumente der Lohnzurückhaltung erst einmal akzeptieren. Zudem ist der Tarifabschluss schwer zu durchschauen und mag auf den ersten Blick als positiv gesehen werden, so dass sich der Unmut bei vielen erst später entwickeln wird. (…) Abgesehen davon, dass die Arbeitsbelastung in vielen Metall-Betrieben steigen könnte, schadet dieser Umgang mit der Arbeitszeitfrage der gesamten Gewerkschaftsbewegung. Wenn sich in den Köpfen der Kolleginnen und Kollegen der Eindruck verfestigt, bei „Arbeitszeitverkürzung“ ginge es um verlustbehaftete Teilzeit für die einen und längeres Arbeiten für die anderen, werden sie nicht bereit sein, sich dafür einzusetzen. Kämpferische GewerkschafterInnen müssen jetzt einen Kampf darum führen, den eigentlichen Sinn der Forderung nach einer kürzeren Arbeitszeit zu verdeutlichen und Mehrheiten dafür zu organisieren. Nötig ist eine breite gewerkschaftliche Kampagne mit zwei Zielen: einer gesellschaftlichen Umverteilung des vorhandenen Reichtums von oben nach unten und einer breiten Kampagne für eine wirkliche Entlastung. Hier ist die Forderung nach drastischer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich zentral...“ Bewertung von Angelika Teweleit vom 9. Februar 2018 bei der SAV externer Link
    • Gut gekämpft! Guter Abschluss? 
      „… Auf lange Sicht ist die Erhöhung der Tabellenwerte entscheidend, für den Lebensunterhalt das Volumen im laufenden Jahr das wichtige. Die Tabellenerhöhung von 4,3 % klingt gut, ist aber die einzige Erhöhung der Entgeltgruppen während der gesamten Laufzeit von 27 Monaten. Das wäre also eine jährliche Erhöhung von weniger als 2 %. Dazu kommt aber das völlig neue Tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG) ab dem Jahr 2019, das einmal jährlich im Juli ausbezahlt werden soll. Es setzt sich aus 400 Euro Festbetrag und 27,5 % eines Monatseinkommens zusammen. Die 400 Euro sollen zukünftig auch bei Tariferhöhungen steigen. Diese 400 Euro sind die erste Sockel-Erhöhung in der Metall- und Elektro-Industrie. Bisher wurde eine solche Forderung immer heftig bekämpft, wenn sie aus den Vertrauenskörpern kam. Andererseits haben 400 Euro im Jahr natürlich nur einen sehr bescheidenen Anteil am Jahreseinkommen. Die Schere, die zwischen niedrigen und hohen Einkommen immer größer wird, wird damit nicht wirklich geschlossen. (…) Nicht vergessen werden sollte, dass das T-ZUG bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten verschoben, gekürzt oder gestrichen werden kann. (…) Generell scheint dieses T-ZUG gerade dazu vorherbestimmt zu sein, bei Standortsicherungen etc. als erstes geopfert zu werden. Seine eigentliche Bestimmung ist aber eine andere: Über diese Hilfskrücke können die Unternehmen einen ganz kleinen Beitrag zur individuellen Arbeitszeitverkürzung leisten ohne das zuzugeben. (…) Der Preis, den die IG Metall gezahlt hat, sind vielfältige Möglichkeiten zur Flexibilisierung nach oben. Oder anders ausgedrückt: Die individuelle Arbeitszeitverkürzung können sie nicht nur ausgleichen, sondern durch Vereinbarungen mit den Betriebsräten die 40-Stunden-Stellen etc. auch erheblich ausweiten. (…) Insgesamt gibt es sehr viele Varianten, aber sie laufen alle auf mehr Flexibilisierung und mehr Verträge jenseits der 35 hinaus. (…) Ihr ist ein Ergebnis, das die UnternehmerInnen nicht zu viel kostet, wichtiger, als die KollegInnen vor Arbeitsdruck, Arbeitsplatzverlust und prekärer Beschäftigung zu schützen. Dieses Ergebnis reiht sich ein in die Tarifpolitik der letzten Jahre: Die Kampfkraft der KollegInnen wird nicht ausgeschöpft, damit „Deutschland“ weiter Exportweltmeister bleibt…“ Bewertung von Frederik Haber in der Infomail vom 9. Februar 2018 der Arbeiterinnenmacht externer Link
    • Wut und Empörung über den Abschluss in der Metallindustrie
      Nachdem IG Metall und Arbeitgeber in der Nacht zum Dienstag für den Pilotbezirk Baden-Württemberg Reallohnverluste und Mehrarbeit vereinbarten, wird der Abschluss in Betrieben im ganzen Land diskutiert. Auch wenn die Gewerkschaft sehr bemüht ist, das Ergebnis zu verklären, ist die Wut und Empörung unter Arbeitern enorm. „Seit gestern gibt es heftige und hitzige Diskussionen unter Kollegen über den Tarifabschluss“, erklärt Marijan vor dem Mercedes Werk in Mettingen. „Alle rechnen, was sie mehr bekommen würden, aber es ist unmöglich, die Mathematik zu verstehen, die man uns erklärt.“ Er kenne niemanden, der mit dem Abschluss zufrieden sei. „Alle sind über diese Almosen sauer, 100 Euro für drei Monate.“ (…) Auch bei Siemens in Duisburg sind Arbeiter wütend über den Abschluss. André wirft ebenfalls die Frage auf, dass der jetzige Abschluss noch unter dem letzten Angebot der Unternehmen liegt. „Scheint so, als hätte sich die IG Metall mit den Berliner Parteien der Großen Koalition abgesprochen. Jetzt haben sie zwei Jahre Ruhe.“ Als besonders übel empfinden Arbeiter, dass die Gewerkschaft ihnen mit der langen Laufzeit zwei Jahre Streikverbot verordnet hat. Denn viele Großkonzerne wie Siemens, ThyssenKrupp und Opel planen umfassende Massenentlassungen, gegen die sich die Arbeiter mit Streiks zur Wehr setzen wollen. Ginge es nach Jörg, hätte die IG Metall ganz anders streiken müssen. Anstatt die zahlreichen Warnstreiks zu organisieren, hätte man richtig streiken müssen. „Die ganzen Wischi-Waschi-Arbeitskämpfe der letzten Jahre waren doch für’n Arsch. Und der jetzige Abschluss ist auch nicht besser“, sagte er wütend. Ähnlich reagieren die Kollegen am Siemens-Standort in Berlin, der unmittelbar von der Schließung bedroht ist. (…) Ein Mehrtägiger Streik, der auch die Erhaltung der Arbeitsplätze einschließt, das wäre natürlich super gewesen.“ Die Verteidigung der Arbeitsplätze ist auch bei Opel in Rüsselsheim zentrales Thema, wo bereits hunderte Leiharbeiter entlassen wurden. Der knapp 30-jährige Robert wird zusammen mit 250 anderen Leiharbeitern am heutigen Freitag entlassen. Er hat jahrelang qualifizierte Arbeit am Band geleistet, aber zwei Wochen die Kündigung erhalten. In der kurzen Zeit konnte er keine neue Stelle finden und ist somit direkt von Arbeitslosigkeit bedroht. Die Solidarität mit den von Entlassungen bedrohten Leiharbeitern ist überall sehr groß…“ Reportage vom 9. Februar 2018 von und bei WSWS externer Link
    • Leserbrief zu den Kommentierungen Metall-Tarifergebnis 
      Manche der bisherigen Stellungnahmen in labournet zum Metallergebnis lösen doch heftiges Kopfschütteln aus. Im Wesentlichen zutreffend erscheint die Einschätzung in der jungen Welt, sowohl bezüglich der positiven wie der negativen Punkte für die Beschäftigten bei Entgelt und Arbeitszeit. Hierzu nur eine Korrektur beim „tariflichen Zusatzgeld“ und dem Festbetrag von 400 Euro ab 2019: Ersteres bezieht sich automatisch immer auf die jeweiligen tariflichen Grundentgelte, beide steigen auch mit künftigen Abschlüssen. Bei der Arbeitszeit haben die durchgesetzten Rechte und Verbesserungen in der Tat schmerzhafte Preise: Vor allem, dass es für die ohnehin nur individuelle Verkürzung keinen Entgelt- und Personalausgleich gibt und die zugestandenen Verlängerungen und Flexibilisierungen nach oben weiter in die falsche Richtung gehen.
      Befremdend und bedenklich erscheint, dass von Teilen der Linken der Abschluss beim Entgelt bisher absolut falsch eingeschätzt wird: Die SDAJ kommt mit der Westrick-Formel auf „2,76 Prozent“, Andere wie Flassbeck, Labournet und MLPD über die „vereinfachte Formel“ sogar nur auf „1,9 Prozent Tariferhöhung“. Tatsächlich wird hier völlig übersehen, dass das Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts und die 400 Euro Festbetrag ab 2019 ebenfalls tarifliche Leistungen sind und auch tarifdynamisch steigen. Westrick ist bei diesem Tarifwerk jedenfalls so nicht anwendbar. Der exakte rechnerische Vergleich der einzelnen Entgeltmonate und -Bestandteile 2017, 2018 und 2019 ergibt die tatsächlichen absoluten Erhöhungsbeträge. Prozentual gesehen sind dies dann 2018 knapp 4 und 2019 im Schnitt 3,5 Prozent. Das sollten Linke umgehend korrigieren, wenn man Entfremdungsprozesse gegenüber der Gewerkschaftsbewegung vermeiden möchte
      .“ Martin Hornung Eppelheim (bei Heidelberg) am 8.2.2018 per e-mail
    • Gewerkschaftsdebatte – Gibts die? Grundsätzliches zu Theorie und Praxis aktueller Gewerkschaftspolitik 
      Die jüngste Tarifauseinandersetzung der IG Metall hat wieder einmal grundsätzliche Fragen nach der Richtung künftiger Arbeitskonflikte aufgeworfen. Dies nicht wegen der berechtigten Lohnforderungen der IG Metall, auch nicht so sehr wegen der (angeblichen) Forderung der IG Metall nach „Arbeitszeitverkürzung“ sondern vor allem wegen der weitestgehend kritiklosen Begleitung der Forderungen in der gewerkschaftlichen Debatte und in der Linken. (…) Solche Einschätzungen und solch Schweigen sind kaum zufällig, denn insgesamt hat die sog. Gewerkschaftsdebatte ein Niveau erreicht, das im Vergleich zu den Debatten der 1970er und 1980er Jahre seines gleichen sucht. Selbst zahlreiche vermeintlich kritische Beiträge in der Debatte um die aktuelle Gewerkschaftspolitik sind durch ein hohes Maß an Realitätsverweigerung ebenso wie durch ein massives Theoriedefizit und eine Ignorierung der jüngeren Geschichte der Arbeit sowie der Gewerkschaftsbewegung gekennzeichnet. Es steht zu befürchten, dass solche Beiträge die allgemeine Defensive, in der sich die Gewerkschaften hier zu Lande in ihrer Tarifpolitik befinden, noch verstärken werden. Beispielhaft sei hier auf drei Beiträge der jüngeren Zeit verwiesen…“ Beitrag von Rolf Geffken vom 7. Februar 2018
    • 1,5 Millionen streikende Metaller*innen erkämpfen Tarifabschluss: Vorzeigbares Tarifergebnis 
      „… Ob der Tarifabschluss ein »Grundstein für ein innovatives Arbeitszeitsystem« ist, wie er teilweise gefeiert wird, muss sich in den nächsten Jahren noch erweisen. Das Verdienst der IG Metall besteht darin, das Thema Arbeitszeit endlich wieder zum Gegenstand tarifpolitischer Auseinandersetzungen gemacht zu haben. (…) Die IG Metall hebt hervor, dass das durchgesetzte Volumen beispielsweise in der unteren Entgeltgruppe 3 für das Jahr 2018 4,05% und für 2019 3,80% sowie für die obere Entgeltgruppe 13 der Prozentsatz 3,93 in 2018 und 3,45 in 2019 betrage. (…) »Wir haben sehr viel bekommen, nämlich sehr viel Öffnung bei den Arbeitszeiten nach oben«, jubelte der Verhandlungsführer der Südwest-Arbeitgeber, Stefan Wolf. Dem hält die IG Metall entgegen, die Quote von maximal 18% der Belegschaft, mit denen 40-Stunden-Verträge vereinbart werden könne, bleibe erhalten, und die neue Ausgleichsregelung – die Verrechnung von geringeren Arbeitszeiten einerseits mit längeren andererseits – ändere nicht das schon jetzt geltende betriebliche Arbeitszeitvolumen von 35,9 Stunden pro Beschäftigten. (…) Sicher: Nicht zuletzt die großen Beschäftigtenbefragungen der IG Metall haben vielfältige Bedürfnisse nach individuell steuerbaren Zeitarrangements zum Ausdruck gebracht. Aber: Dies sollte nicht gegen neue Ansätze kollektiver Arbeitszeitpolitik in Stellung gebracht werden. Zum einen weil dies widersinnig wäre: möglicherweise führt die Arbeitszeitverkürzung bei Schichtarbeitern ja selbst zu Veränderungen vollkontinuierlicher Schichtsysteme, die kollektiv eine verbesserte Schichtplanergonomie ermöglichen. Zum anderen, weil die Digitalisierung der Industrie im Zweifelsfall Rationalisierungspotenziale freisetzt, die Beschäftigungssicherung durch kollektive Arbeitszeitverkürzung erforderlich machen. Von einer »Zeitenwende« sollte unseres Erachtens erst dann gesprochen werden, wenn Fortschritte in der Verknüpfung von Arbeitszeit- und Leistungspolitik erkennbar sind…“ Analyse von Otto König und Richard Detje vom 8. Februar 2018 bei sozialismus.de externer Link
    • Der Tarifabschluss in der Metall- und Elektrobranche ist nicht zufriedenstellend
      Die IG Metall und die sogenannten Arbeitgeber haben sich in Baden-Würtemberg auf einen Tarifabschluss verständigt. Ergebnis: Es wird ab April 4,3 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten geben. Zudem soll es jährliche Zusatzzahlungen geben. Außerdem wurde vereinbart, dass die Beschäftigten zeitweise ihre Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden verkürzen können. Der von der Gewerkschaft geforderte Teillohnausgleich wurde hingegen nicht vereinbart. Dennoch klingt diese Einigung zunächst ganz gut – könnte man meinen. Mag Wompel blickt kritisch auf die Verhandlungen und die Position der IG Metall. Sie ist beim Labournet aktiv und hat kürzlich in der Analyse & Kritik den Artikel „Kein Lohnausgleich, kein Personalausgleich. In der Metall- und Elektrotarifrunde fährt die IG Metall die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung an die Wand“ herausgebracht. Wir sprachen mit ihr über den Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie.“ Interview von Radio Corax mit Mag Wompel vom 06.02.2018 beim Audioportal Freier Radios externer Link Audio Datei
    • IG Metall: Weder Zeit noch Geld 
      4,3 Prozent Lohnerhöhung klingt gut, wenn man mit viel Tamtam sechs Prozent gefordert hat. Doch in Wirklichkeit sind es im besten Fall gut 3 Prozent pro Jahr, wenn man das Sammelsurium des Ergebnisses zusammenrechnet. (…) Das klingt auf den ersten Blick ganz gut, doch beim zweiten Blick bleibt dem außenstehenden Betrachter leider verborgen, was man da eigentlich feiert. Das liegt auch wieder einmal daran, dass sich die Gewerkschaft anscheinend alle Mühe gibt, nicht klar zu sagen, was der Abschluss im Vergleich zu ihrer Forderung von sechs Prozent für zwölf Monate bedeutet. Die 4,3 Prozent Lohnerhöhung jedenfalls, von denen hier wie in der Presse ärgerlicherweise fast nur die Rede ist, relativieren sich gewaltig, wenn man sie von den vereinbarten 27 Monaten auf ein Jahr umrechnet – nämlich auf 1,91 Prozent. Dies reicht vermutlich nicht einmal aus, um einen konstanten Reallohn zu sichern! Doch selbst das wird noch in der konservativen Presse (wie hier im Handelsblatt) wegen der vier vor dem Komma als „schmerzhafte Lohnerhöhung“ bezeichnet, wobei die Laufzeit nur in dem Sinne erwähnt wird, dass sie den Unternehmen Planungssicherheit gibt, aber nicht als Faktor, der die Lohnerhöhung dramatisch verkleinert. Doch es gibt einige Nebenabreden, die schwer genau zu beziffern sind, weshalb es umso ärgerlicher ist, dass die IG Metall ihren Mitgliedern nicht reinen Wein einschenkt und sagt, was das bei einem typischen Einkommen (oder verschiedenen Einkommensklassen) für den jährlichen Einkommenszuwachs bedeutet. (…) Für die Beseitigung der europäischen Ungleichgewichte ist damit für volle zwei Jahre praktisch nichts gewonnen. Das ist ein sehr hoher Preis, den die Gewerkschaften, die Arbeitnehmer insgesamt und die Europäische Währungsunion für den letztlich gescheiterten Versuch bezahlen, eine flexible Arbeitszeitverkürzung mit einem gewissen Lohnausgleich durchzusetzen.“ Artikel von Heiner Flassbeck und Michael Paetz vom 07.02.2018 bei Makroskop externer Link – mit einem Versuch einer realistischen Berechnung des Ergebnisses
    • Tarifabschluss Metall- und Elektroindustrie: Licht und Schatten 
      Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie im Februar 2018: Forderungen, Ergebnisse, Bewertungen. Die größte Auseinandersetzung steht noch bevor! (…) Gut ist die Erfahrung, die Beschäftigte mit der kurzen Vollzeit machen können und die Lust auf mehr freie Zeit, die dadurch entsteht. Schlecht ist, dass die so ausfallende Arbeitszeit nicht durch Neueinstellungen (Personalausgleich) kompensiert wird, sondern durch bereits Beschäftigte, die ihren Arbeitszeit über die 35 Stunden hinaus verlängern können bzw. verlängern müssen. Ehrlicherweise muss gesagt werden, so traurig das ist, die IG Metall auch keinen Personalausgleich durch Neueinstellungen gefordert hat. (…) Schlecht ist auf jeden Fall, dass die Flexibilisierung zugunsten der Unternehmen ausgeweitet wird und dass die Arbeitsverhältnisse immer ungleicher werden; mehr Menschen als bisher werden künftig länger arbeiten müssen als bisher. In Richtung eines neuen Normalarbeitsverhältnisses wäre es, dieser Atomisierung von Arbeitsverhältnissen entgegenzuwirken. Das war auch der Grundgedanke der Diskussion und Beschlussfassung des Gewerkschaftstages der IG Metall: Die 35 Stunden-Woche im gesamten Land fest zu verankern, um von dort aus weitere nötige Schritte in Richtung kollektive Arbeitszeitverkürzung zu gehen. Schlecht ist, dass die 35-Stunden-Woche so noch weiter durchlöchert wird. Schlecht ist, dass wieder mehr Verantwortung auf die betriebliche Ebene verlagert wurde, obwohl Betriebsräte strukturell schwächer sind als Arbeitgeber und auch strukturell schwächer als Gewerkschaften. In Betrieben ohne Betriebsräte, die ja durchaus auch tarifgebunden sein können, entscheidet über all das allein der Arbeitgeber. Die größte Auseinandersetzung steht noch bevor: Die Arbeitszeitmauer muss weg!…“ Bewertung von und bei Stepan Krull vom 6.2.2018 externer Link
    •  Komplexer Punktsieg. Die IG Metall hat sich mit dem Tarifabschluss in Baden-Württemberg in vielen Fragen durchgesetzt. Doch es gibt Schwachpunkte 
      „… Auf der Haben-Seite der Gewerkschaft steht, dass die Betriebsräte der Überschreitung der vereinbarten Quoten wirksam widersprechen können – der traditionellen 18-Prozent-Quote allerdings erst, wenn diese um vier Prozentpunkte überschritten ist. Hintergrund ist, dass die Begrenzung in etlichen Betrieben bereits jetzt nicht eingehalten wird – mit stillschweigender Zustimmung der Betriebsräte. Wenn diese die Überschreitung vorher geduldet haben, ist allerdings fraglich, ob sie die neuen Instrumente zur Verhinderung längerer Arbeitszeiten nun tatsächlich nutzen werden…“ Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 7.2.2018 externer Link (im Abo)
    • Mehr oder weniger. Für das Rückkehrrecht aus Teilzeit, mehr Urlaub und mehr Geld bezahlen die Metallbeschäftigten einen hohen Preis
      Kommentar von Ines Wallrodt  vom 07.02.2018 beim ND online externer Link – Falsch darin: „Beim Geld kann sich der Abschluss sehen lassen„, richtig hingegen: „Beim beherrschenden Thema dieser Tarifrunde, den Arbeitszeiten, hat die IG Metall jedoch einen hohen Preis bezahlt.
    • Metall-Tarifrunde: Dafür haben wir nicht gekämpft! Jetzt Urabstimmung und Vollstreik statt fauler Kompromisse!
      In einem Flugblatt „Tarifrunde aktuell“ vom 06.02.2018 externer Link bewertet die MLPD den Abschluss einer Vereinbarung zwischen IG Metall und Gesamtmetall: „… Tatsächlich vereinbart wurde ein fauler Kompromiss, der der Willkür der Monopole Tür und Tor öffnet und die Arbeiterbewegung spalten soll: Während der Anspruch auf 28-Stunden-Woche mit massiven Einschränkungen verbunden ist (siehe komplettes Flugblatt) enthält der Tarifvertrag weitgehende Möglichkeiten der Verlängerung der Arbeitszeit. Die Quote von Beschäftigten mit einer Arbeitszeit über 40 Stunden soll von bisher 18% auf bis zu 50% (!) ausgedehnt werden. Außerdem wird die Möglichkeit geschaffen, auf ein „kollektives betriebliches Arbeitszeitvolumen“ zu wechseln, das zu jedem Teilzeitbeschäftigten eine Arbeitszeitverlängerung für andere bedeutet. (…) Auch bei den Löhnen wird die gewerkschaftliche Einheit weiter gespalten: Noch weitgehender als in den letzten Jahren wurden Öffnungsklauseln vereinbart, die die Tarifeinheit aufbrechen: Ein Teil der Lohnerhöhung („T-ZUG“) kann aus „wirtschaftlichen Gründen“ dauerhaft „verschoben, reduziert oder ganz gestrichen“ werden! Den Gipfel dieser Zersplitterung bedeutet das ausdrückliche Fehlen jeglicher Vereinbarung über die überfällige Angleichung der Arbeitszeit auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in Ost und West – zumindest eine Zielvereinbarung dazu hatte sich die IG Metall eigentlich auf die Fahnen geschrieben…“
    • [Gesamtmetall] Einigung in der Tarifrunde 2018 erreicht – Arbeitszeit kann nach unten und nach oben schwanken
      „… Im Gegenzug kann der Anteil der Beschäftigten, die länger als 35 Stunden arbeiten, deutlich ausgeweitet werden, in bestimmten Fällen auf bis zu 50 Prozent. Damit wird nicht nur das durch Teilzeit entfallende Arbeitsvolumen ausgeglichen, sondern die Kapazitäten können bei Bedarf insgesamt erweitert werden. „Mit diesem Modell haben wir genau die Flexibilisierung nach unten und nach oben vereinbaren können, die wir angestrebt haben“, betonte Dulger [Gesamtmetall-Präsident] (…) Und die außerordentlich lange Laufzeit von 27 Monaten bedeutet Planungssicherheit für unsere Unternehmen und unsere Mitarbeiter. Vielen mittelständische Unternehmen ist es wichtig, eine Möglichkeit zur Differenzierung erhalten: Auch das haben wir in diesem Tarifabschluss vereinbart.“…“ Pressemitteilung vom 06.02.2018 externer Link
    • [NORDMETALL] Pilotabschluss in Baden-Württemberg: „Fairer Kompromiss, den der Norden am Donnerstag berät“
      „… NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch bezeichnet das Stuttgarter Ergebnis als „fairen Kompromiss: Die Kostenbelastung ist zwar erheblich für unsere Betriebe, aber der Einstieg in ein flexibleres Arbeitszeitsystem erlaubt für einen erheblichen Teil der Belegschaften auch die freiwillige Ausweitung der regulären Arbeitszeit auf bis zu 40 Stunden. Die lange Laufzeit von 27 Monaten gibt den Unternehmen Planungssicherheit. Hilfreich für Betriebe in schwieriger Lage ist, dass sie den Einmalbetrag von 400 Euro kürzen oder streichen können“, so der NORDMETALL-Verhandlungsführer…“ Pressemitteilung vom 06.02.2018 externer Link
    • Tarifabkommen werden immer nebulöser…
      Früher galt ein Abschluss ein Jahr. Dieser Abschluss gilt 27 Monate. 4,3 Prozent mehr im Monat sehen zwar viel aus, aber auf die Basis von 12 Monaten umgerechnet, bleibt davon nicht viel übrig: 4,3 Prozent geteilt durch 27 mal 12 Monate = 1,9 Prozent.
      Dazu kommt, dass jeder Prozentabschluss die Schere zwischen Niedriglöhnern und Gutverdienern weiter öffnet. In der untersten Entgeltgruppe von Baden-Württemberg verdienen Un- und Angelernte 2.300 Euro im Monat. In der höchsten Entgeltgruppe 17 kassieren gutbezahlte Angestellte knapp 5.800 Euro im Monat.
      Die 4,3 Prozent machen in der Entgeltgruppe 1 knapp 100 Euro mehr. In der EG 17 bringen die 4,3% fast 250 Euro mehr. Die Lohnschere zwischen Unten und Oben öffnet sich also um weitere 150 Euro.
      Daran können wir ablesen, wessen Interessen die IG-Metall-Führung vertritt. Es sind nicht die Interessen der Niedriglöhner. Einmalzahlungen von 100 oder 400 Euro für alle ändern daran wenig.
      Auch die Arbeitszeitvereinbarungen sind nebulös. Im Grundsatz wird die Arbeitszeit nicht kürzer, sondern „flexibler“. Heißt: Mehr Lohnarbeiter können und müssen länger arbeiten als bisher. Statt dem Anrecht auf (vorübergehend) kürzere Arbeitszeiten zahlen die Metall-Kapitalisten eine 27,5-Prozent-Prämie damit besonders belastete Gruppen (Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder, und Lohnarbeiter mit pflegebedürftigen Eltern) KEINE Arbeitszeitverkürzung nehmen. Wenn sie dennoch zusätzlich die tariflich vereinbarten acht freie Tage wählen, verlieren sie die 27,5-Prozent-Prämie.
      Stefan Wolf von den Südmetall-Arbeitgebern meinte zu dem Abschluss, seine „Komplexität“ werde „für viele Betriebe schwer zu tragen“ sein.
      Die Tarifkämpfe sind von Seiten der Lohnabhängigen immer weniger zu durchschauen und immer weniger zu bestimmen.  Wir dürfen für einen Warnstreik mal vor die Werktore, alles andere entscheiden „die da oben“.  Früher gehörten die Gewerkschaftsvertreter zu uns. Da gab es keinen Gewerkschafter, der nicht ein paar Jahre mit uns an der Werkbank gestanden hatte. Heute kommen sie direkt von der Uni und sprechen die Sprache der Manager. Heute gehören auch Gewerkschafter zu „denen da oben“. Nicht mehr uns bekannte Menschen und von uns beauftragte Vertreter entscheiden über unser Schicksal, sondern scheinbar wissenschaftliche Algorithmen und anonyme Gremien
      .“ Kommentar von Wal Buchenberg vom 6.2.2018
    • Mit der faust in der tasche akzeptabel?
      vorteile streikfähigkeit wiederhergestellt – drohung mit bundesweiter urabstimmung wirkte – partielle arbeitszeitverkürzungen und reallohnerhöhungen durchgesetzt
      nachteile – zu lange laufzeit – flexiblere arbeitszeitverlängerungen ermöglicht – vollständige angleichung tarife und arbeitszeit ost? gut organisierte betriebe werden arbeitszeitverlängerungen verhindern – zu schwach organiserte und nicht tarifgebunde wohl nicht – durch die betrieblichen abstimmungen tagesstreik streikzustimmung keine basisdemokratische möglichkeit mit urabstimmung annahme oder ablehnung
      notwendig und möglich – gesellschaftliche kampagne aller gewerkschaften für gesetzliche nicht nur tarifliche arbeitszeitverkürzungen mit vollem lohn und personalausgleich – auch wg der nächsten rationalisiergs welle digitalisiergen, betriebsschließungen verlagerungen und ziele kapitalisten zb im Handel anderer branchen arbeitszeit rund um die uhr auszudehnen
      verhindern – ausbreiten von völkischen faschistoiden betriebsrats kandidaturen der afd und co
      “ Kommentar von Reinhard Gebhardt vom 6.2.2018
    • Tarifabschluss: IG Metall als Papiertiger! Tarifabschluss der IG Metall in Baden-Württemberg weicht Arbeitszeit auf und bringt den ArbeiterInnen kaum mehr als eine weitere Nullrunde.
      „… Zwar konnte die IG Metall einen individuellen Anspruch der ArbeiterInnen auf eine sogenannte „verkürzte Vollzeit“ von 28 Wochenstunden für maximal zwei Jahre durchsetzen, jedoch ohne den angestrebten vollen Lohnausgleich und nur bis maximal zehn Prozent der Belegschaft. Der Preis dafür war jedoch hoch. Parallel zur verkürzten Vollzeit dürfen die Arbeitgeber nun mit deutlich mehr Beschäftigten Verträge über 40 Stunden Wochenarbeitszeit schließen. Damit haben die Vertreter der Wirtschaft ihr wichtigstes Ziel erreicht: Den Beginn zur Abschaffung der 35 Stundenwoche! So wundert es nicht, dass die Arbeitgeberseite diesen Abschluss feiert. „Wir haben heute den Grundstein für ein flexibles Arbeitszeitsystem für das 21. Jahrhundert gelegt“, so Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Flexibilisierung meint hier vor allem die Etablierung deutlich längerer Arbeitszeiten und die unbezahlte Freistellung bei Auftragsflaute…“ Kommentar von Kevin Hoffmann vom 5.2.2018 bei Perspektive online externer Link
    • Kurz notiert: Arbeitnehmer verzichten
      Eine Einigung im Tarifstreit zwischen IG Metall und den Arbeitgebern im Südwesten der Republik wird heute vermeldet. Die Metaller in Baden-Württemberg präsentieren laut eigener Aussage einen „vernünftig ausbalancierten“ Kompromiss. Am Ende des Tages dürfte aber klar sein: Die Arbeitgeber haben sich wohl durchgesetzt. Die IG Metall ist mit einer Forderung von 6 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von 12 Monaten in die Tarifverhandlung mit den Arbeitgebern gegangen. Herausgekommen sind nun 4,3 Prozent mehr Geld für eine „biblische“ Laufzeit von 27 Monaten. Das entspricht auf das Jahr gerechnet ein Plus von nur 1,9 Prozent. Die ersten drei Monate dieses Jahres müssen aber noch abgezogen werden. Denn von Januar bis März gilt die Tariferhöhung ja nicht, dafür wird eine Einmalzahlung von 100 Euro gewährt. Ein Erfolg für die Beschäftigten ist das mit Sicherheit nicht. Komisch ist es allerdings schon, wenn die Arbeitgeberseite meint, die 4 vor dem Komma schmerze. (…) Einen Anspruch der Beschäftigten auf eine befristete Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden mag auf dem Papier gut klingen, dürfte in Wirklichkeit aber eher selten umgesetzt werden. Denn die Arbeitgeber schreiben, dass sie den Anspruch unter bestimmten Voraussetzungen ablehnen können, etwa wenn es betrieblich nicht umsetzbar ist. Das klingt sehr allgemein und dann eben nicht mehr nach einem Anspruch, sondern eher nach einer freiwilligen Leistung. Auf der anderen Seite erhalten die Arbeitgeber sehr konkrete Möglichkeiten, mehr 40-Stunden-Verträge abschließen zu dürfen, und zwar per Anhebung der Quotenregelungen in Betriebsvereinbarungen. Die Widerspruchsrechte der Betriebsräte werden dagegen eingeschränkt. Was wird also passieren? Die Arbeitgeber werden weiterhin über Fachkräftemangel jammern und darauf bestehen, dass es dann keine 28-Stunden-Wochen gibt, sondern im Gegenteil eine Erhöhung der Arbeitszeit…“ Kommentar von und bei André Tautenhahn vom 06. Feb 2018 externer Link
    • Ein »Meilenstein«? Mit »hohem Preis«?
      Der OXI-Überblick zum Tarifabschluss der Metaller im Südwesten vom 06.02.2018 externer Link
    • Die Ost-KollegInnen wird (ganz sicher nicht) beruhigen: „… IG Metall und Gesamtmetall empfehlen den Tarifpartnern in den ostdeutschen Bundesländern unmittelbar nach dem Tarifabschluss Gespräche über den Prozess der Angleichung der Arbeitsbedingungen zu führen. Dabei sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen…“ Weil: »Der Osten braucht diesen Wettbewerbsvorteil weiterhin«, so Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger
    • Weiteres Vorgehen: „… Im Laufe der Woche werden die übrigen IG Metall-Bezirke in ihren jeweiligen demokratisch gewählten Tarifkommissionen die Übernahme des Ergebnisses diskutieren. Der Vorstand der IG Metall empfiehlt, die Eckpunkte des Ergebnisses in den anderen Tarifgebieten zu übernehmen.“
    • Metall-Tarifabschluss nun in allen Bezirken übernommen 
      Laut IGM-Tarifticker externer Link wurde der BaWü-Abschluss in folgenden Bezirken übernommen: In Bayern und an der Küste, im Bezirk Mitte, in Thüringen, NRW, Niedersachsen,  Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie nun auch in Berlin und Brandenburg übernommen
  • Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie: Die IG Metall zeigt Stärke. Gesamtmetall: „Wir wollen nicht, dass die Betriebe lange stillstehen und die Straßen voller roter Fahnen sind.“
    „… Nahezu alle Regionen in Bayern, alle Großstädte und viele kleine und mittlere Städte sind betroffen. Dort stehen die Produktionen Stunden oder auch tageweise still, hunderte und tausende Arbeiter marschieren durch die Orte, versammeln sich zu Kundgebungen in den Städten und vor den Werkstoren. Die Arbeiter machen ihre Betriebe systematisch dicht, indem sie lückenlos alle Tore besetzen und bei Tag und bei Nacht Streikposten stehen. Die Kapitalisten sind sichtlich beunruhigt, ja fast eingeschüchtert, aber auch die Gewerkschaftsleitungen scheinen überrascht von der Entschlossenheit der Arbeiter_innen. (…) Die IG Metall setzt das Mittel ganztägiger Warnstreiks erstmals ein. Die Kapitalisten sind in Aufruhr, denn die Strategie der IG Metall funktioniert prächtig. Die Bezirksleitung der IG Metall Bayern spricht von einer überwältigenden Zustimmung bei den Mitgliedervoten in den Betrieben. Die 24-Stunden-Streiks werden für Gewerkschaftsmitglieder von der IG Metall bezahlt. Angestellte werden bei den Warnstreiks in der Regel leider nicht gesehen. Die Angestellten dürften auch kaum organisiert sein und erhalten daher auch kein Geld. Sie sind aber offensichtlich auch nicht zum Streikbruch bereit. Die Betriebe, in denen die IG Metall zu den Tagesstreiks aufruft, sind in der Regel komplett dicht und stehen still. Die Streikposten vor den Werkstoren und Eingängen haben keine Probleme mit Streikbrechern. Damit hat die IG Metall endlich mit den 24-stündigen Warnstreiks ein ideales Druckmittel in der Hand. Denn sie gehen nicht auf Kosten der Belegschaften so wie die mehrstündigen Warnstreiks, und sie sind beliebig dosierbar: räumlich, zeitlich und auch von der Betriebsstruktur beziehungsweise Betriebsgröße her. So kann die IG Metall kleine und mittlere Betriebe von den Streiks ausnehmen, falls das angebracht ist. (…)Auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die fünfte Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg ließen Jörg Hofmann, der erste Vorsitzende der IG Metall, und Roman Zitzelsberger, der Bezirksleiter Baden-Württemberg und Verhandlungsführer, lediglich die folgende dunkle Formulierung heraus: „Zum Abbruch der Verhandlungen führte schließlich, dass die Arbeitgeber auch einen finalen Lösungsvorschlag der IG Metall abgelehnt haben, der keine weiteren Kompromisse zugelassen hat.“ Man muss es eigentlich schon als Frechheit bezeichnen, dass die IG Metall-Führung offensichtlich einen „finalen Lösungsvorschlag“ in der Tasche hat, diesen aber geheim hält und die Belegschaften im Anschluss an den 27. Januar in massive Warnstreiks schickt, ohne ihnen reinen Wein einzuschenken…“ Artikel von Peter Feininger vom 4.2.2018 beim Forum Augsburg externer Link
  • Politik- und Wirtschaftsprofessoren unterstützen Forderung nach 28-Stunden-Woche – „aber bei vollem Lohnausgleich“
    „… Zu den insgesamt über 60 Unterzeichnern gehören der Armutsforscher Christoph Butterwegge, die Soziologen Claus Otte und Oskar Negt, die Ökonomen Peter Hennicke, Heinz J. Bontrup und Mohssen Massarrat sowie die Schriftsteller Peter Schneider und der Musiker Konstantin Wecker. In ihrem Aufruf verweisen sie einerseits auf die nach offiziellen Angaben mehr als 2,5 Millionen Arbeitslose und die rund 1,9 Milliarden Überstunden, die im vergangenen Jahr geleistet wurden. Andererseits, so die Wissenschaftler, drohe infolge forcierter Digitalisierung und Produktivitätssteigerungen eine „neue Welle von Massenentlassungen“. Insofern sei eine flächendeckende und dauerhafte Verkürzung der Regelarbeitszeit eine „sozial- wie arbeitsmarktpolitische Maßnahme ersten Ranges“…“ Artikel von Tobias Schwab vom 02.02.2018 bei der FR online externer Link zum

    • Aufruf: Wir unterstützen die IG Metall-Initiative für die 28-Stunden-Woche
      Endlich macht die IG Metall nach über 30 Jahren auch die Arbeitszeitverkürzung zum Gegenstand von Tarifverhandlungen. Sie fordert neben 6% Lohnerhöhung auch die Regelung einer befristeten Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden pro Woche mit teilweisem Lohnausgleich für Kinderbetreuung, Pflege und durch Schichtarbeit  besonders belastete Beschäftigte. Die Forderung ist nach unserer Auffassung nicht nur aus Gründen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vernünftig. Sie kann auch zur Entlastung des Arbeitsmarktes beitragen. (…) Wir halten die IGM-Forderung daher für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Diese Forderung muss allerdings um zwei wichtige Elemente ergänzt werden: Zum einen muss jede Arbeitszeitverkürzung an einen entsprechenden Personalausgleich gekoppelt werden. Sonst liefe man Gefahr, dass die Arbeitsintensität mit negativen Folgen für die Beschäftigten stiege. Dies zeigen die Erfahrungen bei der Einführung der 35-Stundenwoche im Metallbereich. Dadurch sind bei den Beschäftigten Kraft und Interesse verloren gegangen, sich für weitere Arbeitszeitverkürzungen einzusetzen. Zum anderen muss jede Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich verbunden werden. Den Unternehmen mangelt es nicht an Geld…“ Aufruf vom 01.02.2018 dokumentiert bei der FR externer Link
  • [Flugblatt vom Januar 2018] Streik
    “… wir sind es, die  mit vollem Elan die Kollegen und den Bändern und Anlagen in dieser Tarifrunde mobilisieren. Unabhängig davon, wie der Einzelne zu den jeweiligen Forderung der IG Metall in dieser Tarifrunde steht: Am Ende darf keine Verschlechterung, kein fauler Kompromiss stehen. Das wollen und werden wir unseren Kollegen nicht verkaufen. Deswegen verlangen wir: Keine Kompromisse in Richtung weiterer Flexibilisierung der Arbeitszeit! (Keine Aufweichung der 35-Stunden-Woche nach oben) Keine faulen Kompromisse bei Mehrarbeits-, Feiertags- und Schichtzuschlägen! Hände weg von der Verlängerung von Befristungen! Kein Abschluss ohne Verhandlungszusage für den Osten (35-Stunden-Woche). Wir fordern ein Votum der Mitglieder der IG Metall in den Betrieben vor einem Abschluss…” Flugblatt vom Januar 2018  mit dem Initiativantrag der Vertrauensleuteversammlung vom 29.01. an die IG Metall-Gremien zur Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2017/2018, geschrieben, verteilt und finanziert von Vertrauensleuten und Betriebsräten des Daimler-Werkes Bremen
  • Hoffnung auf rasche Einigung im Metall-Tarifstreit wächst 
    „… Am Montag sollen die Gespräche im Pilotbezirk Baden-Württemberg in der dann sechsten Runde wieder aufgenommen werden. In Verhandlungskreisen hieß es, es gebe grundsätzliche Einigkeit über ein neues Arbeitszeitmodell. (…) Laut IG Metall standen am Freitag bundesweit in 97 Betrieben mit rund 304.000 Beschäftigten die Bänder still. Seit Beginn der 24-Stunden-Aktionen am Mittwoch waren es demnach 500.000 Streikende in knapp 280 Betrieben. (…) In Verhandlungskreisen hieß es, das neue Arbeitszeitmodell ermögliche Beschäftigten einerseits einen Anspruch auf eine befristete Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Die IG Metall akzeptiere es, dass die Unternehmen dann die wegfallende Arbeitszeit durch einen höheren Anteil von Beschäftigten mit einer 40- statt 35-Stundenwoche ausgleichen können. Auch über eine lange Laufzeit von 27 Monaten mit Erhöhungen in zwei Stufen gebe es weitgehend Einigkeit. Diese hängt noch davon ab, ob ein Kompromiss mit Sonderregeln für Arbeitszeitverkürzung zur Pflege von Angehörigen, Betreuung von Kindern und bei Schichtarbeit zustande kommt. Auf dem Tisch liegt dazu ein Modell, nach dem das Urlaubsgeld für alle erhöht würde. Die belasteten Beschäftigtengruppen hätten ein Wahlrecht, anstelle des Urlaubsgeld Freizeit zu nehmen. (…) Die Arbeitgeber hatten das Volumen ihres Angebots, das prozentuale Erhöhungen mit Pauschalzahlungen verbindet, auf 6,8 Prozent für 27 Monate beziffert. Die IG Metall hatte sechs Prozent bei zwölf Monaten gefordert und wolle nun in der ersten Stufe 2018 “eine starke vier vor dem Komma” sehen…“ Beitrag der Reuters-Redaktion vom 2. Februar 2018 externer Link
  • Verhandlungen am Montag – vielleicht 
    Die Gewerkschaft macht Angebote an die Arbeitgeber, zieht 24-Stunden-Streiks durch und siegt vor einem Krefelder Gericht. Ob die Arbeitsniederlegungen rechtmäßig sind, soll am 20. Februar entschieden werden. (…) „Wenn die Arbeitgeber sich nicht bewegen, gibt es keinen Grund für uns, an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, sagte Hofmann. Was er darunter versteht, konkretisierte sein Kollege Zitzelsberger, der der Verhandlungsführer der Gewerkschaft in dem Tarifkonflikt ist. Die Arbeitgeber müssten „deutlich“ über ihr letztes Angebot hinausgehen und der IG Metall dazu Signale geben. Diese „brauchen wir spätestens am Wochenende“, sagte Zitzelsberger. „Vorsorglich“ seien für Montag Räume im Stuttgarter Kongresszentrum Liederhalle angemietet worden (…) Die 24-Stunden-Streiks der Gewerkschaft gingen am Donnerstag weiter; daran beteiligten sich nach ihren Angaben 125 000 Arbeitnehmer. Zwei Firmen hatten versucht, vor Arbeitsgerichten einstweilige Verfügungen zu erwirken, scheiterten jedoch damit…“ Artikel von Detlef Esslinger vom 1. Februar 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Forderung der IG Metall rechtmäßig: Das Arbeitsgericht Krefeld hat die Rechtmäßigkeit der IG Metall-Forderung und die Verhältnismäßigkeit der ganztägigen Warnstreiks festgestellt. 
    Heute um 16.30 Uhr fand vor dem Arbeitsgericht in Krefeld eine Verhandlung im Zusammenhang mit einer durch die Firma Otto Fuchs Dülken in Viersen eingereichten einstweiligen Verfügung gegen die ganztägigen Warnstreiks der IG Metall statt. Begründet wurde der Antrag seitens des Arbeitgebers damit, dass die Forderung der IG Metall rechtswidrig und ein ganztägiger Warnstreik unverhältnismäßig sei. Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht und wies den Antrag mit der Begründung zurück, dass die Forderungen der IG Metall und damit auch die Arbeitskampfmaßnahmen rechtmäßig seien…“ Meldung der IG Metall NRW vom 31.1.2018 externer Link
  • Zweiter Anlauf für Gerechtigkeit Ost. IG Metall will 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland erreichen – 14 Jahre nach ihrem größten Streikdebakel
    „… »Vier Wochen lang ging hier nichts mehr«, sagt Nagel [Betriebsrat von VW in Zwickau] und fügt an: »Wir hätten noch weiter gestanden.« Die Führung der IG Metall entschied anders; am 29. Juni 2003 blies sie den Streik ab. Das Debakel war bitter und schmerzt bis heute: »Das ist tief verankert«, sagt Nagel. 14 Jahre später indes wird an das Trauma gerührt. Die IG Metall nimmt einen erneuten Anlauf, die 35-Stunden-Woche im Osten durchzusetzen. Zwar kann sie im aktuellen Arbeitskampf, in dem jetzt erstmals 24-stündige Streiks anstehen, nicht direkt für das Thema mobilisieren. Der entsprechende Manteltarifvertrag wurde in Berlin und Brandenburg zwar zu Ende 2017 gekündigt; in Sachsen aber, wo die IG Metall ihre größten Bastionen hat, ist das erst im Juni möglich. (…) Ob die Metaller im Westen mit der gleichen Selbstverständlichkeit dafür kämpfen, dass ihre Kollegen im Osten endlich nur noch genauso lange arbeiten müssen wie sie, ist indes eine spannende Frage. Vor 14 Jahren schien das nicht der Fall gewesen zu sein. (…) Schon im Osten wollten längst nicht alle für das Thema streiken. Die Arbeitslosigkeit war damals hoch; viele waren froh, einen Job zu haben – und wollten ihn nicht riskieren. Nagel und seine Kollegen von VW statteten damals anderen Firmen solidarische Besuche ab – und mussten erleben, wie »Streikbrecher« vor Werkstoren durch Gassen, die vor Gericht erkämpft worden waren, an ihnen vorbeiliefen. Das seien »unschöne Szenen« gewesen, »für beide Seiten«, sagt er. (…)Um so aufmerksamer nehmen die Gewerkschafter im Osten Meldungen wie die kürzlich von der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen veröffentlichte zur Kenntnis. Darin heißt es, dass der Kampf um Verhandlungen zur Arbeitszeitangleichung Ost von den Betriebsratschefs praktisch aller großen Automobilhersteller unterstützt werde. Eine entsprechende Erklärung sei bei VW, Porsche, BMW, Mercedes-Benz und Opel unterzeichnet worden, außerdem bei Siemens und Bombardier, die große Werke im Osten unterhalten. (…) Er ist sich im Klaren, dass es, anders als 2003, nicht um die sofortige Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollen Lohnausgleich gehen wird, sondern um einen über Jahre gestreckten Stufenplan…“ Artikel von Hendrik Lasch im ND online vom 31.01.2018 externer Link
  • [SAV-Flugblatt] Tarifrunde Metall: Wer Wind sät, wird Sturm ernten 
    „… 30-Stunden-Woche für alle? Wenn die Arbeitgeber jetzt so mauern, sollte in der IG Metall die Diskussion aufgemacht werden, ob man stattdessen die Forderung noch ausweitet. Es ist ein Skandal, dass die Arbeitgeber, die keine Probleme haben, KollegInnen durch Fremdvergabe und Leiharbeit zu unterschiedlichen Löhnen für die gleiche Arbeit nebeneinander arbeiten zu lassen, jetzt bei der Forderung nach dem Anrecht auf Arbeitszeitverkürzung meinen, das sei unzulässig, weil Ungleichheit geschaffen würde. Dennoch – wenn sie darauf bestehen, könnte man auch das Argument umdrehen und sagen – dann fordern wir die Arbeitszeitverkürzung für alle – bei vollem Lohn- und Personalausgleich– zum Beispiel auf 30 Stunden. Das wäre völlig gerechtfertigt, angesichts des Produktivitätszuwachses seit der letzten Arbeitszeitverkürzung. Und es wäre eine klare Forderung, die mobilisierend auf alle Kolleginnen und Kollegen wirken würde. Die jetzige Kampfkraft sollte unbedingt genutzt werden, um in die Offensive zu kommen. Und wenn schon richtig streiken, warum dann nicht gleich so, dass es sich lohnt?! Auch für andere Bereiche laufen Tarifrunden: öffentlicher Dienst, Post, Telekom, Bauhauptgewerbe und andere, insgesamt sind zur Zeit für sechs Millionen Beschäftigte. Die Probleme sind überall dieselben: zu viel Arbeitsdruck und zu wenig Geld. Es wäre an der Zeit, gemeinsam auf die Straße zu gehen!SAV-Flugblatt vom 26. Januar 2018 externer Link
  • 24-Stunden-Warnstreiks: Metallerinnen und Metaller starten mit ganztägigen Warnstreiks 
    16 Stunden wurde in Baden-Württemberg in der fünften Runde verhandelt. Alle Lösungsvorschläge der IG Metall fegten die Arbeitgeber vom Tisch. Jetzt macht die IG Metall Ernst. Seit gestern Abend 22 Uhr sind bundesweit Metallerinnen und Metaller in zahlreichen Betrieben dem Aufruf der IG Metall gefolgt und in ganztägige Warnstreiks gestartet…“ Meldung vom 31.01.2018 im IG Metall-Tarifticker externer Link, auf den wir für Aktuelles verweisen
  • [Forderung zur Angleichung Ost bei der 35-Stunden-Woche] Selbstbewusste Kritik der Tarifkommission in Berlin-Brandenburg-Sachsen 
    „… Die Tassen gingen hoch, als vorgestellt wurde, als rauskam, was aus der Forderung zur Angleichung Ost bei der 35-Stunden-Woche werden soll: geplant sei eine allgemeine Gesprächsvereinbarung über die gesamte Laufzeit des Entgelt-Tarifvertrags, während der auch keine Kampfmaßnahmen erlaubt seien. Die Kolleginnen und Kollegen kritisierten das offensiv: wieder würde dann Zeit ins Land gehen ohne einen Schritt zur Angleichung, und man würde sich sogar noch die Hände binden! Was aus all den Versprechen des Vorstands geworden sei, sich für die Angleichung stark zu machen. Dass ein Zurückweichen nur Wasser auf die Mühlen der AfD wäre. Dass – wie schon mal 2003 – undemokratische Methoden in der Organisation zu Niederlagen führen würden, wenn das durchgeht. Dass diejenigen, die so einen Abschluss forcieren, für Spaltung und Schwächung der IG Metall Verantwortung tragen. Fast fünf Stunden dauerte die Diskussion. Die Tarifkommissions-Mitglieder fordern, dass sie ernst genommen werden…“ Korrespondenz aus Brandenburg vom 27.01.2018 bei den Rote-Fahne-News externer Link
  • [Ab Mittwoch, 31.1] IG Metall ruft zu ganztägigen Warnstreiks auf 
    Die fünfte Tarifverhandlung in Baden-Württemberg endet am Samstagvormittag ergebnislos. Die Arbeitgeber waren nicht kompromissbereit: Sie boten lediglich knapp 3 Prozent mehr Lohn, trotz der sehr guten wirtschaftlichen Lage. Die IG Metall ruft nun zu ganztägigen Warnstreiks auf. „Die Arbeitgeber haben es offensichtlich gezielt auf eine Eskalation angelegt und hatten nie die Absicht zur Einigung. Das zeigte sich daran, dass sie sich heute weder beim Geld noch bei der Arbeitszeit ausreichend bewegt haben, um einen Kompromiss möglich zu machen“, kritisiert der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann. „Es ist unverantwortlich, die überfällige Modernisierung der Arbeitswelt zu blockieren und den Beschäftigten einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg zu verweigern. Das werden sich die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie nicht gefallen lassen. Jetzt gilt: Wer sich nicht bewegt, der muss geschoben werden.“…“ IG Metall-Meldung vom 27.01.2018 externer Link, siehe dazu:

    • Grundsatzkonflikt: Metall-Tarifrunde vor Eskalation
      „… Die IG Metall jedenfalls war zu weitgehenden Zugeständnissen bereit. Die Unternehmen sollten die Verkürzung der Arbeitszeiten für einzelne Beschäftigte mit freiwilliger Arbeitszeitverlängerung für andere kompensieren können. Der Teillohnausgleich sollte von den Betroffenen weitgehend selbst bezahlt werden, durch einen Tausch von Urlaubsgeld gegen Arbeitszeit. Und eine lange Laufzeit von 27 Monaten hätte vor allem in der zweiten Stufe nur geringfügige Lohnsteigerungen bedeutet. Die IG Metall hat also keineswegs »alles unternommen, um eine Lösung zu verhindern«, wie Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger behauptete. Vielmehr hat die Gewerkschaftsspitze auch dieses Mal – wie schon in den vergangenen 15 Jahren – alles darangesetzt, einen Streik zu vermeiden. (…) Dabei wäre es an der Zeit, dass Europas größte Industriegewerkschaft sich mal wieder einen Arbeitskampf zutraut. Eine ganze Generation von Beschäftigten und Funktionären hat nie mehr erlebt als stundenweise Warnstreiks. Das wird irgendwann zum Problem…“ Aus dem Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 29.01.2018 externer Link
    • „24-Stunden-Streik“ – ein Zugeständnis an die IG-Metall-Basis
      Zum ersten Mal soll bei der Metalltarifrunde 2018 der 24-Stunden-Streik in ausgewählten Betrieben durchgeführt werden. Diese Kampfform hatte der 23. Gewerkschaftstag im Jahr 2015 beschlossen (…) Der Antrag dazu, den die zweitgrößte IG-Metall-Verwaltungsstelle Stuttgart an den Gewerkschaftstag gestellt hatte, war eine Reaktion auf den wachsenden Unmut und die Kritik der Gewerkschaftsbasis. „Die Gewerkschaft wird gar nicht mehr als Kampforganisation in der Öffentlichkeit und unter vielen Mitglieder wahrgenommen“ – so und ähnliche Diskussionen gibt es wahrscheinlich in fast allen Gremien der IG-Metall-Vertrauensleute in den Großbetrieben. Es gibt immer weniger Mitglieder, die schon mal Streikerfahrungen gesammelt haben. (…) Allerdings war auch schon in der Begründung deutlich, dass für Teile der Gewerkschaftsfunktionäre der Tagesstreik „das höchste der Gefühle“ ist. Der „Erzwingungsstreik“, wie er im Antrag aus Stuttgart noch als dritte Stufe des Arbeitskampfkonzeptes enthalten ist, sei nicht mehr zeitgemäß. Allerdings nur vom Standpunkt des reformistischen Co-Managements. „Die eng verzahnte Liefer- bzw. Wertschöpfungskette ermöglicht uns heute jedoch bereits nach einigen Stunden oder Tagen, den wirtschaftlichen Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen“, heißt es dazu völlig richtig in einem Antrag der Verwaltungsstelle Koblenz…“ Beitrag aus Rote Fahne 25/2017 vom 06.12.2017 bei rf-news externer Link
  • Auch in der vierten Verhandlung kein Fortschritt 
    Auch in der vierten Runde kommen sich die Verhandlungspartner in Baden-Württemberg nicht näher, gegen 22 Uhr wird das Treffen am Mittwochabend ohne Ergebnis wieder aufgelöst. (…) Die IG Metall wird nun über die neue Verhandlungssituation beraten. Am Donnerstag bewerten die Großen Tarifkommissionen bundesweit die Situation, am Freitag entscheidet der Vorstand über das weitere Vorgehen.“ IG Metall-Meldung vom 25.01.2018 externer Link – wir hatten eigentlich fest mit einer Einigung gerechnet…
  • Neuanfang oder Anfang vom Ende der (gesellschaftlichen) Arbeitszeitdebatte? Mehr Schatten als „Leuchtturm“ in der Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2018 der IG Metall 
    „“Uns geht es gut“ und angeblich leben wir gut und gerne im aktuellen Deutschland… Das haben uns nicht nur fast alle Plakate der letzten Bundestagswahl einzutrichten versucht. Auch gibt es kaum einen wirtschaftspolitischen Beitrag der bürgerlichen Medien, der nicht mit der angeblichen Vollbeschäftigung und dem zumindest hausgemachten Fachkräftemangel beginnt. Spätestens zum Beginn des Weihnachtsgeschäftes ging es plötzlich „den Deutschen“ auch finanziell hervorragend und seit Beginn der Metalltarifrunde – dem gewerkschaftlichen Zugpferd der Tarifpolitik – soll daher den meisten darin Beschäftigten angeblich Lebensqualität wichtiger sein als mehr Geld. Letzteres wäre eine geradezu revolutionär erfreuliche Entwicklung… Doch leben wir nicht in einem Land, indem dem größten Exportüberschuss der Welt mit boomender Wirtschaft mindestens 16 Millionen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen gegenüberstehen? Dem Niedrig-Lohn-Land und zumindest in Europa dem Lohndumper schlechthin, beides der Agenda 2010 sei dank?...“ Artikel von Mag Wompel vom Januar 2018, dessen Kurzfassung erschienen ist in ak 634 vom 23.1.2018 unter den Titel „Kein Lohnausgleich, kein Personalausgleich. In der Metall- und Elektrotarifrunde fährt die IG Metall die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung an die Wand“
  • [Interview] Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie: IG Metall-Forderungen nach individueller Arbeitszeitverkürzung Ergebnis der Beschäftigten-Befragung 
    Momentan läuft die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Auch im Südwesten beteiligten sich laut IG Metall am Montag etwa 5000 Beschäftigte an Kundgebungen und Frühschlussaktionen z.B. bei Porsche in Stuttgart und Magirus-Iveco in Ulm. Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und das individuelle Recht seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Über die aktuelle Tarifauseinandersetzung haben wir mit Ahmet Karademir, Geschäftsführer der IG Metall Offenburg, gesprochen. Im Beitrag wird auch die Frage aufgeworfen, ob die IG Metall mit Tarifverträgen, die die Leiharbeit zementieren, nicht selber die Streikfähigkeit geschwächt hat und so auch mitverantwortlich für den Rückgang der Mitglieder ist.“ Beitrag vom 23. Januar 2018 vom und beim Radio Dreyeckland externer Link Audio Datei
  • Gegen die Blockade helfen keine faulen Kompromisse! Volle Mobilisierung für Streik! 
    „Die erste Warnstreikwelle hat gezeigt, dass die Belegschaften bundesweit kampfbereit sind. Hunderttausende beteiligten sich in der ersten Woche. Die hohe Auslastung der Werke verleiht zusätzlich Gewissheit, dass wir diesmal wirklich etwas durchsetzen können. Die Unternehmerverbände haben ihre Taktik aufgegeben, die Forderung nach einer befristeten „verkürzten Vollzeit“ als illegal zu diffamieren. (…) Dazu haben aber nicht nur die Warnstreiks beigetragen, sondern auch die Andeutung der IG Metall-Verhandlungsführung, dass sie bei der Flexibilisierung den UnternehmerInnen noch weiter entgegenkommen wolle. Die Rede ist von noch mehr 40-StünderInnen oder Öffnungen bei Ruhezeiten im Gegenzug für Zugeständnisse bei der 28-Stunden-Woche. Solche faulen Kompromisse sind nicht nur völlig unnötig, sondern auch völlig kontraproduktiv. Erleichterungen für die einen dürfen nicht mit Mehrbelastungen für andere erkauft werden. (…) Aus den Reihen der UnternehmerInnen war zu hören, die Arbeitszeitforderung der IG Metall sei mit mehr als 2 % zu werten. Das ist natürlich Unsinn. Aber es ist auch völlig egal, wieviel Prozent das sind. Wir fordern 6 % UND Verbesserungen bei der Arbeitszeit! Seitens der IG Metall wird angekündigt, dass es 24-Stunden-Streiks geben soll, wenn am 24. 1. kein Abschluss in Aussicht ist. Diese Streiks sind bezahlt, können aber ohne Urabstimmung angesetzt werden. Sie sind bezahlte Warnstreiks. Die Mitglieder werden nicht gefragt, ob es Streik geben soll oder sie diese bezahlten Warnstreiks wollen. Die Betriebe sind jetzt schon ausgewählt worden, sie hatten keine Mitsprache. Für die Entfaltung der Kampfkraft ist es am besten, wenn die Belegschaften selbst entscheiden, wie sie kämpfen wollen: ob sie sich zutrauen, den Betrieb längere Zeit stillzulegen, oder nur einen längeren Warnstreik durchhalten…“ Aufruf von Gegenwehr! Betriebs- und Gewerkschaftinfo der Gruppe ArbeiterInnenmacht zur Metall-Tarifrunde vom 18. Januar 2018 externer Link
  • Offener Brief von MetallerInnen aus Unterfranken an die VerhandlungsführerInnen des vbm (Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie e. V.) und die VerhandlungsführerInnen in anderen Tarifgebieten 
    Sehr geehrte Damen und Herren, Wir haben uns entschlossen, Ihre absurden Argumentationen zur laufenden Tarifrunde öffentlich zu entkräften. Wir wollen damit alle Kolleginnen und Kollegen motivieren, noch aktiver zu kämpfen. Wir wollen aber auch das Bewusstsein der Vorstandmitglieder, Betriebsräte, Vertrauensleute und Mitglieder der IG Metall sensibilisieren. Wie eure Kapitalistenfreunde verbreitet Ihr Thesen, welche der Unwahrheit entsprechen und nur darauf abzielen, die bestehenden Machtverhältnisse, welche euch weiterhin garantieren, Gewinner der asozialen Umverteilung zu sein, mit allen Mitteln zu verteidigen. Euch stehen immer die Medien zu Dienste, Ihr nutzt sie immer, aber diesmal doch weit mehr als in den vergangenen Tarifrunden. Ganz offensichtlich deshalb, weil dieses Mal das Thema Arbeitszeit im Mittelpunkt steht. Die Forderung der IG Metall nach einer befristeten 28-Stundenwoche mit einem Teil-Lohnausgleich ist noch lange kein Instrument, um die dringend notwendige nachhaltige Umverteilung von oben nach unten einzuläuten (und leider auch nur eine temporäre Entlastung für die MitarbeiterInnen), aber Ihr hegt offensichtlich die Befürchtung, dieses Thema könnte in den Belegschaften an Dynamik gewinnen, wie es glücklicherweise aktuell im Osten geschieht, und eine Forderung nach einer kollektiven Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn und vollem Personalausgleich anstoßen. Zu Euren absurden Argumentationen (…) An den Vorstand der IG Metall: Die einzige logische Konsequenz kann jetzt nur sein: Den Arbeit„geber“Innen mit der Gegenforderung einer ,,kollektiven Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und vollem Personalausgleich auf Basis der 30-Stundenwoche“ entgegenzutreten. So wäre ihre zynische Argumentation entkräftet und alle ArbeiterInnen würden davon profitieren. (…) An alle Kolleginnen und Kollegen: Wir sollten die dummen und arroganten Argumente der Arbeit„geber“vertreterInnen zum Anlass nehmen, uns wirklich für unsere Interessen einzusetzen: Arbeitszeitverkürzung ist nötig! Kein Einknicken, kein billiger Kompromiss! Bezahlte 24 Stunden-Streiks in allen Betrieben, die das wollen! Einbeziehung der LeiharbeiterInnen und anderen prekär Beschäftigten! Für eine aktive Basis in der IG Metall!Offener Brief von MetallerInnen aus Unterfranken vom 17.1.2018  an die VerhandlungsführerInnen des vbm (Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie e. V.), Bertram Brossardt und Angelique Renkhoff-Mücke, und die VerhandlungsführerInnen in anderen Tarifgebieten. Die KollegInnen bitten: „Schreibt uns, was Ihr darüber denkt“: ufmetaller@gmail.com. Wer die Antwort/Stellungnahme im LabourNet veröffentlicht sehen will, bitte mit Kopie an redaktion@labournet.de
  • Arbeitskampf oder Tamtam? 
    Die IG Metall erweckt im Rahmen des zur Zeit anlaufenden „Arbeitskampfes“ in der Metallindustrie den von vielen Medien kritiklos verbreiteten Eindruck einer Tarifauseinandersetzung von grundsätzlicher Bedeutung. Dabei versucht sie ihre Forderung nach einem individuellen (!) Anspruch (!) auf befristete (!) Verkürzung der Arbeitszeit o h n e vollen Lohnausgleich als Fortsetzung des ehemaligen Kampfes der IG Metall um die 35-Stunden-Woche zu verkaufen. Dies ist – wie der Unterzeichnete als Autor des soeben erschienenen Buches „Legende & Wirklichkeit – Die IG Metall in der Automobilindustrie“ – feststellt eine glatte aber leicht zu durchschauende Irreführung: 1. Dieser Arbeitskampf ist k e i n Kampf um eine (dringend notwendige) allgemeine Arbeitszeitverkürzung. Die von der IG Metall erhobene Forderung ist die erste Arbeitszeitverkürzung, die o h n e vollen Lohnausgleich verlangt wird. (…) 2. Die Arbeitszeitverkürzung ist keineswegs „allgemein“ sondern soll nur einen individuellen (!) Anspruch (!) auf eine befristete Arbeitszeitverkürzung gewähren. Mit dem von ihr seit längerem eingeschlagenen Weg einer „Individualisierung“ von tarifvertraglichen Regelungen konterkariert die IG Metall über 100 Jahre Tarifgeschichte, indem sie kollektivvertragliche Regelungen auf die Ebene von Arbeitsverträgen verschiebt und eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung gerade verhindert. (…) Tatsächlich spaltet die Forderung noch weitere wesentliche Teile der Belegschaften: Werkvertragler und Leiharbeiter bleiben weiter ganz außen vor...“ Pressemitteilung vom 11.1.2018 von und bei Rolf Geffken externer Link
  • Flexible Arbeitszeiten: Warum die Tarifgespräche der Metaller fürs ganze Land wichtig sind
    „… Die Gewerkschafter in der Frankfurter Zentrale wissen selbst, welch mächtiges Risiko sie mit dem wohl härtesten Tarifstreit seit vielen Jahren eingehen, der am Montag mit Warnstreiks beginnen soll. Es ist ungewöhnlich, nicht einfach nur mehr Lohn zu fordern wie sonst, sondern ein Recht für Beschäftigte, ihre Arbeitszeit vorübergehend auf bis zu 28 Stunden zu senken. Werden die Beschäftigten wirklich ausdauernd für flexibleres Arbeiten streiken, falls der Konflikt mit den Unternehmen so groß wird, wie es sich abzeichnet? (…) Eines steht außer Frage: Die IG Metall hat sich keineswegs ein esoterisches Ziel herausgepickt. Denn inzwischen wünschen sich viele Bundesbürger, eine gewisse Zeit lang weniger zu arbeiten, um sich beispielsweise um die Kinder oder ältere Angehörige zu kümmern, ohne dafür auf jedwede Karriere zu verzichten. Die Forderung der Gewerkschaft ist deshalb nicht abseitig, sondern avantgardistisch. Es könnte ein Signal für alle Arbeitnehmer sein. Denn was im größten Industriesektor mit vier Millionen Beschäftigten herauskommt, bei Autokonzernen, Medizintechnikfirmen und Maschinenbauern, das strahlt weit aus. Setzt sich die IG Metall durch, verändert sie die Bedingungen im ganzen Land. Damit lässt sich auch das Risiko quantifizieren. Scheitert die größte deutsche Gewerkschaft mit ihrer Forderung, wird keine der anderen, kleineren Gewerkschaften das Thema anfassen. Auch die politische Debatte über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde einen Rückschlag erleiden. Die IG Metall hat also eine besondere Verantwortung…“ Essay von Alexander Hagelüken vom 7. Januar 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Ratgeber für Leiharbeiter bei Warnstreiks im Einsatzbetrieb: Leiharbeiter dürfen bei Warnstreiks mitmachen 
    In der Metall-Tarifrunde sind Warnstreiks gestartet. Wie sollen sich Leihbeschäftigte verhalten? Sie dürfen nicht zum Streikbruch anstelle von Stammbeschäftigten eingesetzt werden. Und sie dürfen sich an Warnstreiks und Aktionen der IG Metall beteiligen. Das ist ihr gutes Recht. Was Leiharbeiter dabei beachten sollten, zeigen unsere FAQs…“ Ratgeber vom 04.01.2018 von und bei der IG Metall externer Link
  • [Flugblatt] An alle KollegInnen in Leiharbeit! Tarifrunde 2018 in der Metall- und Elektroindustrie
    „… Was gilt für Leiharbeitskräfte, wenn es im Einsatzbetrieb einen (Warn-)Streik  gibt??? Ganz einfach: In einem bestreikten Betrieb müssen Leiharbeitskräfte nicht arbeiten! Als Leiharbeiter oder Leiharbeiterin sollte man, trotz der Informationspflicht des eigenen Arbeitgebers, bei einem Streik oder Warnstreik im Entleihbetrieb zunächst erst einmal bei der Verleihfirma anrufen! Einfach Bescheid sagen, dass im Einsatzbetrieb ein Arbeitskampf stattfinden würde. Das kann nicht schaden. Die Verleihfirma möge (bitte!) ansagen, wo man alternativ hingehen soll! Schließlich ist sie, die Verleihfirma, für jeden Einsatz zuständig. Und auch für die Information! Und dann sollte man auch gesagt bekommen, zu welchem anderen Einsatzbetrieb man jetzt hinfahren soll … Bis man eine Antwort hat, hat man zunächst einmal „einsatzfreie Zeit“! (…) Und in „einsatzfreier Zeit“ kann man als Privatperson die streikenden Kolleginnen und Kollegen des Einsatzbetriebes bei dem, was sie so tun, begleiten! Zum Beispiel zu einer Demonstration. Das ist gelebte Solidarität! (…)  Dürfen Leiharbeiter im Einsatzbetrieb mitstreiken? Nein, denn ihr Arbeitgeber ist die Verleihfirma – aber: „Der Leiharbeitnehmer ist nicht verpflichtet, bei einem Entleiher tätig zu sein, soweit dieser durch einen Arbeitskampf unmittelbar betroffen ist…“ Flugblatt vom 27.12.2017 externer Link von AK Menschen in Zeitarbeit bei der IG Metall Region Hamburg, bei ZOOM

    • Darin auch: „Wir rufen die Betriebsräte der IG Metall in den Entleihbetrieben dazu auf, ein Schreiben u.a. mit folgendem Inhalt an die in ihrem Betrieb tätigen  Verleihfirmen zu senden: „Wir wollen Sie darauf hinweisen, dass Sie verpflichtet sind, ihre bei der Firma xy eingesetzten Arbeitnehmer nach § 11 Absatz 5 AÜG auf das Recht hinzuweisen, die Arbeitsleistung in einem von einem Arbeitskampf betroffenen Kundenbetrieb zu verweigern und darauf aufmerksam zu machen, dass die Arbeitnehmer in diesem Fall ihren Entgeltanspruch behalten.“ Ebenfalls sollten die Betriebsräte der IG Metall ihre jeweilige Geschäftsführung, die Personalabteilung, den Einkauf, etc. auf diesen Umstand hinweisen!
    • Darin steht allerdings auch: „Unabhängig von dieser aktuellen  Tarifauseinandersetzung streitet die IG Metall auch für gleiches Geld für gleiche Arbeit für Leiharbeitskräfte. Für die Leiharbeit gelten aber andere Tarifverträge, betriebliche Vereinbarungen und das 2017 erneuerte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).
  • Unternehmer werden unruhig: Kapitalseite droht mit »rechtlichen Schritten«, sollte die IG Metall für Arbeitszeitverkürzung streiken
    „Am 31. Dezember endet in der Metall- und Elektroindustrie die Friedenspflicht. Die IG Metall hat bereits angekündigt, ab dem 8. Januar zu stundenweisen Warnstreiks aufzurufen. Das übliche Prozedere einer Tarifrunde in der Branche mit ihren rund 3,9 Millionen Beschäftigten – möchte man meinen. Wäre da nicht die arbeitszeitpolitische Forderung der Gewerkschaft. Vor allem diese scheint die Unternehmer zunehmend nervös zu machen. (…) Dagegen läuft das Kapital seit Monaten Sturm. Unternehmervertreter drohten in dem Tarifkonflikt nun gar mit dem Gang vor die Arbeitsgerichte sollte die IG Metall nicht davon ablassen und neben der Lohnforderung in Höhe von sechs Prozent auch die Arbeitszeitverkürzung mit Streiks durchsetzen wollen. »Wir behalten uns vor, rechtliche Schritte einzuleiten«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM), Bertram Brossardt, der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe). Laut dem Blatt hatte zudem Oliver Zander vom Unternehmerverband Gesamtmetall die angekündigten Streiks wegen der Arbeitszeitforderung am Donnerstag als »rechtswidrig« bezeichnet. Wie man zu dieser Einschätzung kommt, erläuterte Brossardt gegenüber der SZ: Der geforderte individuelle Anspruch verstoße gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung, weil er »zu einem unterschiedlichen Stundenentgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit« führe. Da die bisherigen Teilzeitbeschäftigten im Gegensatz zu den Arbeitern in Vollzeit, die ihre Arbeitszeit dann temporär verkürzen würden, keine Ausgleichszahlungen erhielten, sei dies diskriminierend…“ Artikel von Stefan Thiel bei der jungen Welt vom 30. Dezember 2017 externer Link, siehe dazu:

    • Vor dem Knall?
      „Gewerkschaftspolitisch beginnt das neue Jahr mit einem spannenden Konflikt. Es ist zwar längst nicht gesagt, dass es in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zum Knall kommt. Zumindest größere Warnstreiks wird es ab dem 8. Januar wohl geben. Im Februar dürfte dann erstmals das auf dem Gewerkschaftstag 2015 neu geschaffene Instrument betriebsbezogener 24-Stunden-Streiks zum Einsatz kommen. Die Arbeitsniederlegungen in ausgesuchten Unternehmen – bei denen anders als bei Warnstreiks Streikgeld gezahlt werden soll – könnten angesichts voller Auftragsbücher und Just-in-time-Produktion erheblichen ökonomischen Schaden anrichten. Dieser Druck wird auch dringend nötig sein. Denn mit den üblichen Tarifritualen wird diese Auseinandersetzung kaum beizulegen sein. (…) Wenn die Konzerne tatsächlich versuchen sollten, juristisch gegen Arbeitsniederlegungen vorzugehen, wäre das eine neue Qualität des Konflikts. In Deutschlands Leitindustrie hat es so etwas seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gegeben. (…) Die IG Metall sollte diese Polemik zum Anlass nehmen, ihre Forderung zu verschärfen: Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich für alle! Von Diskriminierung könnte dann keine Rede sein. Und dafür zu mobilisieren, wäre sicher einfacher.“ Beitrag von Daniel Behruzi bei der jungen Welt vom 30. Dezember 2017 externer Link
  • Konzerne provozieren. Bei den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie stellen die Unternehmen Gegenforderungen. Gewerkschaft bereitet Warnstreiks vor 
    In der Tarifrunde für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie deutet sich eine Eskalation an. Zwar haben die Unternehmer in der vergangenen Woche bereits in der zweiten der regional geführten Verhandlungsrunden ein Angebot vorgelegt. Die überall gleichlautende Offerte beinhaltet Lohnerhöhungen von zwei Prozent in 15 Monaten sowie eine Einmalzahlung von 200 Euro. Jedoch liegt das nicht nur weit unter der Gewerkschaftsforderung von sechs Prozent mehr Geld. Die Konzerne verknüpfen das Angebot auch mit dem Verlangen nach weitreichender Flexibilisierung und individueller Verlängerung der Arbeitszeiten. (…) Gemessen an den sonst üblichen Tarifritualen kommt diese erste Lohnofferte sogar recht früh. Was die Metaller auf die Palme bringt, ist die provozierende Haltung der Konzerne in Sachen Arbeitszeit. Über die Forderung der IG Metall, den Beschäftigten einen Rechtsanspruch auf eine vorübergehende Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 28 Stunden einzuräumen, möchten die Firmen nur verhandeln, wenn die Gewerkschaft den geforderten Teillohnausgleich aufgibt. (…) Letztlich geht es ihnen darum, die Arbeitszeiten noch stärker an die Marktschwankungen anzupassen – das wäre das Gegenteil dessen, was die IG Metall erreichen will. (…) [Warnstreiks im Januar] Dann wird sich zeigen, wieviel Rückhalt die Gewerkschaft für ihr Vorhaben hat. Das Problem könnte sein, dass ein Teil der Beschäftigten – insbesondere unter jüngeren Angestellten – tatsächlich gerne länger arbeiten und mehr verdienen würde. Da die IG Metall die Möglichkeit zur individuellen Arbeitszeitverkürzung fordert, könnte dies die unterschiedlichen Interessenlagen in den Belegschaften zum Vorschein bringen…“ Zwischenstand von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 12.12.2017 externer Link
  • Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken: Tarifrunde Metall: Wohin geht der Weg? 
    „… Das ganze Vorgehen lässt darauf schließen, dass der Führung klar war, dass sie irgendwann an dem Thema Arbeitszeitverkürzung nicht mehr vorbei kommt. Die Verträge sind seit Jahren kündbar. Will sie Ruhe an dieser Front, muss sie sie jetzt neu aushandeln und dann mit langer Laufzeit die Manteltarife zumachen, die die Arbeitszeiten regeln. Dazu hat sie sich eine Forderung ausgedacht, die dem Kapital nicht wirklich weh tut – so sehr sie jetzt auch heulen. Auch das gehört zum Ritual einer Tarifrunde. Die Gefahr besteht, dass mit solch einem Vorgehen allgemeine Arbeitszeitverkürzungen für alle für lange Zeit nicht mehr eingefordert werden können, da der Manteltarif nicht kündbar ist. Ein Desaster, kommt doch mit der Digitalisierung und Industrie 4.0 eine Welle von Arbeitsplatzabbau auf uns zu. (…)  Ganz anders als die Arbeitszeitforderung wurde die Entgeltforderung sehr schnell durchgedrückt ohne viel Zeit zur Diskussion. Es ist jetzt schon zu befürchten, dass jeglicher „Erfolg“ bei der Arbeitszeit auf das Lohnergebnis angerechnet werden dürfte, das zugleich – wie zuletzt üblich – mit Laufzeit und mehreren Stufen so gestaltet werden dürfte, dass es kaum nachzurechnen geht. (…) Zwei Pfeile haben die Spitzen-BürokratInnen noch im Köcher, um den Kampf für diese Forderung [Forderung aus dem Osten, die 35-Stunden-Woche endlich wieder anzugehen] zu unterlaufen: Ein schneller Abschluss: Die Laufzeit für die 38 Stunden in BBS endet ein halbes Jahr später als die Kündigungsfristen der Manteltarifverträge, die auch die Arbeitszeit regeln. Deren Kündigungsfristen hat die IG Metall jetzt gemeinsam mit Gesamtmetall noch harmonisiert – ausdrücklich ohne BBS. Ein schneller Abschluss ließe BBS allein im Regen stehen. Spaltung: Natürlich ist der Druck bei den Autoherstellern BMW, Porsche und VW höher als in anderen Betrieben im Osten. Jetzt lanciert der Vorstand eine „betriebliche Lösung“ bei der dortigen Arbeitszeit – und würde damit die Tarifeinheit zerstören, indem die kampfkräftigsten Belegschaften Verbesserungen erhalten und die anderen im Stich gelassen werden. Beides gilt es zu verhindern. Die Tarifrunde 2018 birgt durchaus politische Sprengkraft vor dem Hintergrund einer neuen Regierung und des Kampfes um die 35-Stundenwoche im Osten. Können wir im Osten Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen, kann dies Ausstrahlen auf andere Branchen und andere Bundesländer und neuen Schwung bringen in eine Bewegung für allgemeine Arbeitszeitverkürzungen – hin zur 30-Stundenwoche bei vollem Entgelt- und Personalausgleich.“ Beitrag des  Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften im Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken Nr. 66 vom Dezember 2017
  • Tarifrunde Metall: Ritual oder Mobilisierung? 
    Natürlich hat die Befragung der IG Metall-Spitze aber auch Zustimmung zu ihrer Forderung nach einer „verkürzten Vollzeit“ ergeben. Die grundlegenden Probleme der Beschäftigten werden damit jedoch nicht angegangen. Eine Verkürzung der tariflichen und der realen Arbeitszeiten ist nicht nur objektiv nötig, sondern würde auch die Zustimmung der Mitglieder erhalten, wenn sie damit verbunden würde, die ganzen Überschreitungsvereinbarungen zurückzunehmen und den Druck, immer mehr Arbeit mit immer weniger Leuten zu stemmen, zu bekämpfen. Diese Diskrepanz zwischen dem Plan der IGM-Führung und der Realität in der Arbeitswelt war so groß, dass im Vorlauf zu dieser Forderung etliche Sitzungen der Großen Tarifkommissionen und eine „Arbeitszeitkonferenz“ nötig waren, um den Willen der Frankfurter Zentrale durchzusetzen. (…) So kamen Forderungen auf wie „5 Tage zusätzlich frei für alle“ – eine Forderung, die auf jeden Fall mobilisierungsfähiger wäre, oder nach dem Recht für Betriebsräte, bei der Personalbemessung mitreden zu können. (…) Das ganze Vorgehen lässt darauf schließen, dass der Führung klar war, dass sie irgendwann um das Thema Arbeitszeit nicht rumkommt. Die Verträge sind seit Jahren kündbar. Will sie Ruhe an dieser Front, muss sie sie jetzt neu aushandeln und dann mit langer Laufzeit die Manteltarife zumachen, die die Arbeitszeiten regeln. Dazu hat sie sich eine Forderung ausgedacht, die den KapitalistInnen nicht wirklich weh tut – so sehr die jetzt auch heulen. (…) Zur Forderung, die möglichst vage bleibt, gesellt sich die Streikform [Eintages-Streiks], die möglichst wenig weh tut und auch leichter von oben kontrolliert werden kann. (…) Ganz sicher wird der Apparat alles tun, um den Kampf für die 35 im Osten an die Wand zu fahren. Erstens, weil das Niedriglohngebiet Ost für das deutsche Kapital erhalten bleiben soll und die Bürokratie darum keinen Großkonflikt will, zweitens, weil die unbotmäßigen FunktionärInnen gezeigt bekommen sollen, wer die Macht hat. (…) GewerkschafterInnen aus allen Branchen und aus allen Regionen können und müssen deshalb den Kampf für die 35 im Osten unterstützen. Der beispiellose Verrat am Streik 2003 durch die Gesamtbetriebsratsfürsten aus der Autoindustrie muss allen eine Warnung sein…“ Artikel von Frederik Haber vom November 2017 bei der Arbeiterinnenmacht externer Link

    • Auch bei uns verstärkt sich der Eindruck, daß es um die Kampfkraft der IG Metall nicht zum Besten steht, wenn sie in den Argumenten zur Metall-Tarifrunde am 22.11.2017 externer Link „werbend“ darauf hinweist: „Deutsche Lohnstückkosten international wettbewerbsfähig. Die Lohnstückkosten sind seit 2000 gesunken, in Deutschland noch stärker als im europäischen Durchschnitt, wie ein Vergleich zeigt….“ – und dabei den eigenen Beitrag daran verschweigt…
  • 30-Stunden-Woche: Beliebt, aber falsch angepackt? Tarifrunde der IG Metall 2017/18 
    „… Vollmundig wird versprochen, darauf «zu achten, dass es dabei auch zu einem Personalausgleich kommt» (IG-Metall-Chef Hofmann). Gleichzeitig fordert die Gewerkschaft, dass die Unternehmen einen Teil des Entgeltverlusts ausgleichen sollen – vorrangig bei besonderen Belastungen (…) Das wird in Klein- und Mittelbetrieben kaum der Fall sein. Dafür wird dort etwas anderes wirken: Die individuelle Arbeitsverkürzung wird sehr vielfältig sein und in Dutzende verschiedene Ausführungsmodelle aufgesplittet werden. Das bedeutet, den größten Teil der Arbeit haben die Betriebsräte in der betrieblichen Umsetzung zu leisten. Die sind allerdings sowieso schon in Tausenden Klein- und Mittelbetrieben häufig restlos überfordert, sodass zu befürchten ist, dass eine solche Arbeitszeitvereinbarung entweder kaum umgesetzt wird (wie z.B. ähnliche individuelle Weiterbildungstarifverträge) oder zu großen Enttäuschungen führt, die sich ganz sicher nicht in neuen Mitgliedern für die IG Metall ausdrücken. Es gibt keine Alternative zu einer Arbeitszeitverkürzung für alle und in einem geregelten Rahmentarifvertrag, mit Lohn- und Personalausgleich. Das wäre eine sozialpolitisch angemessene Antwort auf die wachsende Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse und auf die besondere Geschlechterverteilung der Arbeit zwischen Männern und Frauen. Vor allem käme es einem tiefen und lang anhaltenden Bedürfnis von Millionen Beschäftigten entgegen.“ Beitrag von Thies Gleiss in der Soz Nr. 11/2017 externer Link
  • „Wir sind KEINE Arbeiter zweiter Klasse und wollen auch nicht länger als solche behandelt werden!“ Offener Brief an die Bezirksleitung des Bezirks Mitte der IGM 
    „… dieser Brief an euch, wurde im Namen aller Mitglieder des Tarifpolitischen Arbeitskreises der Geschäftsstelle Jena-Saalfeld verfasst. Wir sind nicht nur Mitglieder des Tarifpolitischen Arbeitskreises, sondern auch Jugendvertreter, Betriebsräte und mandatslose Ehrenamtliche. Wir sind die Hauptakteure in unseren Betrieben, die versuchen Mitglieder für die IGM zu gewinnen und weitere Mitglieder als Werber zu animieren. Um diese für unsere Tarifforderungen und gewerkschaftliche Themen zu mobilisieren und in ihrem Kollegium publik zu machen. Dabei stellen wir fest, dass, seitdem wir mit unseren Kollegen über das Thema der Arbeitszeitverkürzung bzw. Angleichung auf 35 Wochenstunden reden, diese auch Willens sind, dafür in die IGM einzutreten. Sie treten hauptsächlich mit dem Hintergrund ein, die Arbeitszeitverkürzung zu erkämpfen. Die Kollegen in den Betrieben empfinden es als schwerwiegende Ungerechtigkeit, 27 Jahre nach der Einheit Deutschlands, beim Thema Arbeitszeit immer noch Schlechter gestellt zu sein als die Kollegen in den alten Bundesländern. (…) Wir, die Mitglieder der Geschäftsstelle Jena-Saalfeld, fordern vom Vorstand und von unserem Bezirk Mitte ein klares Bekenntnis zu einer Forderung über die Angleichung der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich! Mit den Forderungen, die zur anstehenden Tarifrunde gestellt werden, bekommen wir in unseren Betrieben keine Kollegen zum Arbeitskampf mobilisiert. Dabei denken wir besonders an die Forderung zur individuellen Absenkung der Arbeitszeit. (…) Unsere Kollegen und auch wir als Gewerkschafter fühlen uns von der Organisation im Stich gelassen und nicht ernst genommen. Wir lernten die Gewerkschaft einst als solidarische Organisation kennen, und versuchen diesen Gedanken ebenfalls unseren Kollegen nahezubringen. Doch aus der Sicht unserer Kollegen verhält sich die Organisation nicht solidarisch beim Thema Angleichung der regelmäßigen Wochenarbeitszeit auf 35h. (…) Denn diese Kollegen sind nicht wegen dem Recht auf individuelle Absenkung der Arbeitszeit in die Gewerkschaft eingetreten, sondern um eines der letzten Überbleibsel der deutschen Teilung zu beseitigen. Das gemeinte Überbleibsel ist die Unterscheidung der tariflich geregelten Wochenarbeitszeit. Wir sind KEINE Arbeiter zweiter Klasse und wollen auch nicht länger als solche behandelt werden!...“ Offener Brief des Tarifpolitischen Arbeitskreises der Geschäftsstelle Jena-Saalfeld  in Thüringen vom Oktober 2017  zum Thema IG Metall-Tarifrunde 2018 und 35-Stunden-Woche, bei der Bezirksleitung abgegeben

  • IG Metall fordert 6 Prozent mehr Entgelt und eine Wahloption für kürzere Arbeitszeit 
    Die IG Metall fordert für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen von 6 Prozent für eine Laufzeit von 12 Monaten. Zudem will die IG Metall einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten durchsetzen. Das beschloss der Vorstand der Gewerkschaft am Donnerstag in Frankfurt. (…) Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern starten ab dem 15./16. November in den regionalen Tarifgebieten der Metall- und Elektroindustrie...“ Pressemitteilung vom 26.10.2017 externer Link, Siehe auch bei der IG Metall Argumente zur Metall-Tarifrunde 2018 externer Link
  • Forderungen der Metall-Tarifkommissionen: 6 Prozent mehr Geld und Wahloption auf kürzere Arbeitszeit
    „… Dies beschlossen die gewählten Vertreter aus Betrieben und IG Metall-Geschäftsstellen heute auf den Tarifkommissionssitzungen der einzelnen Tarifgebiete. Nun muss am Donnerstag noch der Vorstand der IG Metall den Forderungsbeschlüssen der Tarifkommissionen der einzelnen Tarifgebiete zustimmen. Dann können die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern beginnen. (…) Die Tarifkommissionen fordern eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6 Prozent ab 1. Januar 2018 bei einer Laufzeit von 12 Monaten. (…)Die Mitglieder der IG Metall sollen eine Wahloption auf Reduzierung der individuellen regelmäßigen Arbeitszeit erhalten – auf bis zu 28 Stunden in Woche für eine Dauer von bis zu 24 Monaten. Dies soll auch im Block für eine Auszeit möglich sein. Wer die Wahloption nutzt, muss dafür keine Begründung angeben. Zudem sollen die Beschäftigten – anders als bei der gesetzlichen Teilzeit – das volle Recht auf Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Arbeitszeit erhalten. Für Beschäftigte im Schichtbetrieb und in anderen belastenden Arbeitszeitmodellen sowie für Beschäftigte, die Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, fordern die Tarifkommissionen einen Entgeltzuschuss vom Arbeitgeber. Damit es sich die Beschäftigten auch leisten können, ihre Wahloption zu nutzen…“ Tarifinfo der IG Metall vom 24. Oktober 2017 externer Link
  • IG Metall-Vorstand empfiehlt Forderung für Metall-Tarifrunde: 6 Prozent plus individueller Anspruch auf kürzere Arbeitszeit
    Für die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie empfiehlt der Vorstand der IG Metall eine Forderung von 6 Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von 12 Monaten und eine Wahloption zur Absenkung der Arbeitszeit: In allen Tarifgebieten in Ost und West sollen IG Metall Mitglieder zukünftig einen individuellen Anspruch erhalten, ihre Arbeitszeit ohne Begründung für zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden in der Woche absenken zu können. (…) Eine Forderung von 6 Prozent sei angesichts des ungebrochenen Wachstums und vollen Auftragsbüchern auch und gerade in der Automobilbranche angemessen, um die Beschäftigten am Erfolg zu beteiligen. Sie hätten unter anderem mit ihrer Bereitschaft zu flexibleren Arbeitszeiten zu diesem Erfolg beigetragen. Diese Bereitschaft erweise sich aber zunehmend als einseitige Veranstaltung auf Kosten der Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. (…) In bestimmten Fällen sollen IG Metall-Mitglieder einen Zuschuss erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit verkürzen. Das soll für Schichtarbeit und andere belastende Arbeitszeitmodelle gelten, wenn die Arbeitszeit um mindestens fünf Tage im Jahr verkürzt wird. Auch Mitglieder, die Kinder unter 14 Jahren betreuen oder Familienangehörige pflegen, sollen einen Zuschuss bekommen, wenn sie ihre wöchentliche Arbeitszeit um 3,5 oder mehr Stunden reduzieren. Der Zuschuss soll es auch Mitgliedern mit weniger Entgelt ermöglichen, die Wahloption für Gesundheit, Pflege und Betreuung zu nutzen. (…) Der IG Metall-Vorstand will über die Forderung hinaus drei weitere Ziele erreichen: Die Wahloption auf Arbeitszeitreduzierung soll mit Personalausgleich umgesetzt werden. (…) Die IG Metall will zudem eine Verhandlungsverpflichtung zur Angleichung der Arbeitszeiten und Entgelte im Osten erreichen. (…) Außerdem sollen Auszubildende und dual Studierende vor Prüfungen einen Tag bezahlt frei bekommen…“ Meldung vom 10.10.2017 externer Link – am 24. Oktober beschließen die Tarifkommissionen endgültig über die Tarifforderung
  • Tarifrunde: Finger weg von der Arbeitszeit! 
    Es ist nicht zu fassen: Die Kapitalisten und ihre Frau Nahles blasen zum Sturm auf unsere Arbeitszeiten und auf das Arbeitszeitgesetz (AZG) und die IG Metall spielt das große Arbeitszeit-Wunschkonzert. (…) Die Kapitalisten verlangen ge-rade ganz aktuell längere Arbeitszeiten. Sie verlangen die Pflicht zu Überstun-den. Sie verlangen Samstags- und Sonntagsarbeit, eine Kürzung der Pausen, einen zusätzlichen Qualitag aus Deinem Arbeitszeitkonto, Gruppengespräche in unserer Freizeit…. Die durchschnittliche Arbeitszeit liegt schon heute bundesweit bei rund 43 Stunden; es gibt mehr unbezahlte, als bezahlte Überstunden, nämlich fast eine Milliarde! Das steht in jeder Zeitung, aber unsere IG Metall, statt den Streik für die 30-Stundenwoche zu organisieren, macht Fragebogenspielchen. Jeder darf sagen, was er sich wünscht und entsprechend soll dann ein Flickenteppich den einheitlichen Tarifvertrag und das Arbeitszeitgesetz ersetzen. (…) Und so soll sie laufen, die Tarifrunde: Eine Geldforderung und noch mehr Flexibilität in der Arbeitszeit. 28 Stundenwoche, mit und ohne Lohn-ausgleich. Dafür bietet die IGM auf der anderen Seite eine Erhöhung der 40-Stundenverträge auf 30% oder mehr an. Die Unternehmer reiben sich die Hände, sie haben noch einiges mehr in petto, wie etwa die Aufhebung der 11 Std. Ruhezeit, die Aufhebung der Grenzen der Arbeitszeit, der Altersabsicherung, usw. Da lassen sie schon mal ein paar mehr Cent Lohn springen, um das zu erreichen. Für uns bedeutet das: Keine einheitliche Forderung mehr, jeder darf – wenn überhaupt – für seine individuellen Wünsche auf die Strasse gehen. Ein Streik wird fast unmöglich, einheitlicher Manteltarifvertrag ade. Im Ergebnis ist das ein weiterer Schritt zur Selbstzerstörung unserer Gewerkschaft und der muss unverzüglich gestoppt werden…“ Aus dem Flugblatt vom September 2017 , geschrieben, verteilt und finanziert von Vertrauensleuten und Betriebsräten des Daimler-Werkes Bremen.
  • Neue IG-Metall-Forderung 28-Stunden-Woche – wertvoller als Geld 
    Zum ersten Mal seit Jahrzehnten droht in der Metallbranche echter Streit. Die IG Metall „spielt mit dem Feuer“, drohen die Arbeitgeber. Denn die Gewerkschaft fordert etwas Wertvolleres als Geld: Freizeit. (…) Diesmal geht es der IG Metall nicht um kürzere, sondern um flexiblere Arbeitszeiten. Auf den ersten Blick wirken die Forderungen, die der Vorstand der IG Metall an diesem Dienstag absegnen wird, eher bescheiden. (…) Dass die Arbeitgeber trotzdem so gereizt sind, zeigt, wie sensibel das Thema Arbeitszeit für sie ist. Selbst stattliche Lohnforderungen würden sie wohl gelassener hinnehmen. (…) Ein weiterer Befund der Befragung: Die hart erkämpfte 35-Stunden-Woche existiert fast nur noch auf dem Papier: 78 Prozent der Arbeitnehmer in der Metallbranche arbeiten in Wirklichkeit länger – ein Großteil von ihnen hätte aber gern eine echte 35-Stunden-Woche. Gut möglich, dass deshalb eine andere Forderung der IG Metall die Arbeitgeber noch mehr beunruhigt als die 28-Stunden-Woche: dass der vor 33 Jahre so hart erkämpfte 35-Stunden-Tarifvertrag endlich eingehalten wird.“ Artikel von Florian Diekmann vom 09.10.2017 beim Spiegel online externer Link
  • Höchste Zeit für Visionen. IG-Metall-Vorstand berät Tarifforderung 
    „… Fast 34 Jahre nach dem großen Streik in der Metall- und Druckindustrie der BRD zur Durchsetzung der 35-Stunden-Woche ist es höchste Zeit, wieder Visionen und konkrete Perspektiven einer Umverteilung von Arbeit zu entwickeln. Doch die nun diskutierten Forderungen sind keineswegs der nötige Neustart in der gewerkschaftlichen Arbeitszeitpolitik. Der von der IG-Metall-Spitze verfolgte Ansatz greift bei weitem zu kurz. Die Arbeitszeiten sollen nicht kollektiv und dauerhaft, sondern individuell und vorübergehend herabgesetzt werden. (…) Für Gewerkschaften war es dennoch stets entscheidend, kollektive und zugespitzte Forderungen zu entwickeln und gemeinsam durchzusetzen. Die Individualisierung tariflicher Regelungen schwächt tendenziell die gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit. Es braucht eine einheitliche Klammer. Eine solche könnte auch heute die kollektive Verkürzung der Arbeitszeiten sein – freilich bei vollem Lohnausgleich, denn sonst können sich viele Kollegen das schlicht nicht leisten. Die Gewerkschaften könnten zunächst beispielsweise für zusätzliche freie Tage streiten, weil diese schwerer durch Arbeitsverdichtung kompensiert werden können als die stundenweise Reduzierung der Wochenarbeitszeit…“ Kommentar von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 09.10.2017 externer Link
  • Knallharter Kampfruf des IGM-Vorstandes zur Metall-Tarifrunde: „Metall- und Elektro-Arbeitgeber: Sie wollen Profit. Wir wollen Wachstum“ (IG Metall 2016) 
    Da drehte mein altes Metaller-Herz fast vor Begeisterung durch, als ich vor der letztjährigen Tarifrunde im Frankfurter Hauptbahnhof am 16.4.16 dieses Foto schoss!  Ihr Arbeitgeber wollt immer nur mehr Profit! Wir aber wollen Wachstum! Ihr denkt ja nur an Euch, wir aber an Wachstum, und zwar, genau, der Deutschen Wirtschaft! Und wenn es der gut geht, geht es ALLEN gut! Jetzt startet wieder die Tarifrunde. Hoffentlich bald auf allen deutschen Bahnhöfen: IGMetall für Wachstum statt Profit! 3,6 Millionen Metall-Beschäftigte, auf in den Kampf! Möglichst um 5% Wachstum!  Rote Mütze auf, rote Pfeife in den Mund, und knallhart auf zum Warn-Streik! – Dabei aber nie die Worte des Betriebsratsvorsitzenden von VW, dem IGM-Kollegen Osterloh, vergessen: „Nur wenn es dem Unternehmen gut geht, geht es auch der Belegschaft gut!““ Kommentar von Wolfgang Schaumberg vom 16.9.2017
  • [NRW] Metaller wollen 6 Prozent mehr
    „Rund sechs Prozent mehr Geld – diese Tarifforderung empfiehlt die Tarifkommission der IG Metall NRW dem IG Metall-Vorstand für die Metalltarifrunde 2018. Außerdem sollen alle IG Metall-Mitglieder das Recht haben, bis zu zwei Jahre ihre Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden zu reduzieren. Dabei soll der Einkommensverlust ganz oder teilweise vom Arbeitgeber ausgeglichen werden – wenn die Arbeitszeit wegen belastender Arbeitszeiten wie Schichtarbeit verringert werden soll, wegen Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen. An dritte Stelle steht die Forderung nach einem freien Tag vor jeder Abschlussprüfung für die Auszubildenden. Das hat die nordrhein-westfälische Tarifkommission der IG Metall am 14. September im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel für die Metall- und Elektroindustrie beschlossen. Der neue Tarifvertrag soll am 1. Januar 2018 in Kraft treten…“ Mitteilung der IG Metall Nordrhein-Westfalen vom 18. September 2017 externer Link
  • IG Metall startet Debatte um mehr Geld und Zeit
    Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ist gestartet. Die gewählten Tarifkommissionen der Tarifgebiete haben die Debatte um die Forderungen der IG Metall eröffnet und ihre Vorschläge ausgesprochen: Mehr Geld. Und Wahlmöglichkeiten für Beschäftigte für eine vorübergehend verkürzte Arbeitszeit. Darüber diskutieren nun die Mitglieder und Vertrauensleute der IG Metall in den Betrieben. Eine deutliche Entgelterhöhung. Und ein Anspruch auf „kurze Vollzeit“, der Beschäftigten die Wahlmöglichkeit geben soll, ihre Arbeitszeit auf zwei Jahre befristet auf bis zu 28 Stunden in der Woche zu verkürzen. So lauten die Vorschläge der Tarifkommissionen der IG Metall für die weitere Diskussion der Forderung für die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Für die Entgelterhöhung haben die Tarifkommissionen einen Rahmen um die 6 Prozent diskutiert…“ Pressemitteilung der IG Metall vom 15. September 2017 externer Link

  • Tarifrunde Metall: Ein bunter Blumenstrauß ohne gemeinsames Ziel 
    Kollege Hoffmann hatte auf der Arbeitszeitkonferenz im Juni mit ca. 800 TeilnehmerInnen, einen Strauß verschiedenster Arbeitszeitforderungen  vorgeschlagen. Von einem Kampf um die Angleichung der Arbeitszeit im Osten der Republik an die (leider nur noch nominell!) im Westen geltenden 35-Stundenwoche über eine Auseinandersetzung um einen individuellen Anspruch auf eine kürzere  Arbeitszeit (bis zu 28 Stunden) mit Teil-Entgeltausgleich, bis zu einer arbeitszeitliche Entlastung für SchichtlerInnen und KollegInnen, die Kinderbetreuung oder  Pflegeaufgaben wahrnehmen wollen. Arbeitszeitverlängerungen sollen begrenzt, der Einfluss des Betriebsrates auf die Arbeitszeiten soll gestärkt werden. Abgesehen davon, dass die letztgenannte Forderung auf dem ersten Blick sehr gut aussieht, auf dem zweiten Blick aber die große Gefahr einer Steigerung der Abhängigkeit der Umsetzung von tarifvertraglich vereinbarte Regelungen vom jeweiligen betrieblichen Kräfteverhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital in sich birgt, sind die   vorgeschlagenen Arbeitszeitforderungen für unterschiedliche Beschäftigtengruppen durchaus verständlich. Aber – alle zusammen leiden unter einem großen Manko: Die einzelnen Formen der Arbeitszeitverkürzung sollen auf die Interessen unterschiedlicher Beschäftigungsgruppen eine Antwort geben, was aber der Entstehung einer einheitlichen Unterstützungsfront dafür (d.h die Kampfkraft der IGM in der Auseinandersetzung) sehr behindern würde. Eine erfolgreiche Verhandlung und Durchsetzung wird damit fast unmöglich. (…) Ob der Vorstand sich diese Befürchtung bzw. Kritik zu Herzen nehmen wird, ist vor dem Hintergrund der am Anfang der Arbeitszeitdebatte gemachten deutlichen Absage an eine radikale Arbeitszeitverkürzung (30-Stundenwoche beim vollen Lohn- und Personalausgleich) für alle, zweifelhaft. Auch die allgemeine Tarifpolitik der IGM in den letzten 15 Jahren (Vermeidung von Flächenstreiks, sondern nur noch Warnstreikwellen), d.h. Vermeidung eines großen Konfliktes mit den Metallindustriellen, lässt die Hoffnung auf eine entsprechende Konfliktbereitschaft der IGM-Spitze nicht allzu groß werden. Im Gegenteil, die ganze Herangehensweise des Vorstandes, deutet auf eine „gemäßigte“ Tarifrunde hin, in dem für wenige Beschäftigtengruppen der Metall/Elektrobranche vielleicht etwas herausgeholt werden kann, andere aber auf eine nächste Tarifauseinandersetzung vertröstet werden müssen…“ Beitrag von Christiaan Boissevain, IGM-BR, Münchner Gewerkschaftslinke, im Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken Nr. 65 vom September 2017

Siehe zum Hintergrund:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=121556
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