Streit um Wirtschaft in der Schule: Skandal – Arbeitgeber machen Druck auf Bundeszentrale für politische Bildung

Gegen Internetsperren in einer freien GesellschaftGegen Internetsperren in einer freien GesellschaftDas hat es in dieser Form bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) noch nicht gegeben. Im Februar 2015 erschien dort ein Sammelband zur sozioökonomischen Bildung. Dieser missfiel den Arbeitgebern so sehr, dass sie den Präsidenten der Bundeszentrale in einem Brief aufforderten, den Band „in dieser Form nicht weiter zu vertreiben“. Für Hans-Jürgen Urban, für Bildungspolitik verantwortliches Vorstandsmitglied der IG Metall, ist das ein Skandal: „Es darf nicht sein, dass Arbeitgeberverbände mit ihrer Lobbymacht unbequeme wirtschaftliche Theorien aus schulischer Bildung, Lehrerfortbildung und Unterrichtsmaterialien verbannen.“…“ IG Metall-Meldung vom 22.10.2015 externer Link. Siehe dazu:

  • Vertriebsverbot für BPB-Publikation: FragDenStaat veröffentlicht alle Dokumente
    Im Juli verbot das Bundesinnenministerium der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) den Vertrieb ihres Hefts „Ökonomie und Gesellschaft“. Hintergrund war ein Beschwerdebrief der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die eine angebliche Einseitigkeit der Publikation und fehlende Wirtschaftsfreundlichkeit monierten. Ironischerweise erreichte der Wirtschaftsverband mit seiner Kritik daran, dass Lobbyismus in dem Heft als zu negativ dargestellt wird, ein Vertriebsverbot einer staatlichen Publikation. Per IFG-Anfrage haben wir sämtlichen Schriftverkehr und alle Vermerke zu diesem Fall erhalten, mit dem sich der Ablauf des Verbots nachzeichnen lässt…“ Dokumentation bei FragDenStaat vom 16. November 2015 externer Link

  • Umstrittenes Unterrichtsbuch: Innenministerium hebt Vertriebsverbot wieder auf
    Ein Arbeitgeberverband lässt ein Unterrichtsbuch stoppen – weil es ihm zu wirtschaftskritisch erscheint. Nun hat das Innenministerium das Lieferverbot wieder aufgehoben. Dem Buch soll aber künftig ein Warnhinweis beiliegen. (…) Darauf soll vermerkt werden, dass die in dem Band enthaltenen Kapitel nicht das ganze Spektrum der Ansichten zu ökonomischen Fragen widerspiegeln„…“ Meldung vom 29.10.2015 bei Spiegel online externer Link– wahrscheinlich: „Bildung schadet Ihrer Dummheit“
  • Lobbyismus: BDA stoppt Unterrichtsbuch – DGB kritisiert Versuch der Zensur
    Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) hat beim Bundesinnenministerium gegen eine Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) interveniert. Das Buch „Ökonomie und Gesellschaft – Zwölf Bausteine für die schulische und außerschulische Bildung“ zeichne ein „monströses Gesamtbild von intransparenter und eigennütziger Einflussnahme der Wirtschaft auf Politik und Schule“ und solle nicht länger vertrieben werden, so die BDA. Ohne eine fachliche Prüfung abzuwarten, habe das Ministerium, dem die Bundeszentrale formal untersteht, sie „gebeten“, das Buch nicht mehr zu vertreiben, berichtet Spiegel Online. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack hält „diese Zensur für einen handfesten Skandal“...“ DGB-Pressemitteilung vom 29.10.2015 externer Link, darin auch ein Protest-Brief des DGB-Bundesvorstands an Bundesinnenminister Thomas De Maizière
  • Lobbyismus: „Auf Zuruf eines Interessenverbands“
    Das Innenministerium stoppt per Dekret eine wissenschaftliche Publikation über Wirtschaft und Gesellschaft – wegen einer Beschwerde aus der Industrie. Der Vorfall verdeutlicht einen lange schwelenden Streit über Wirtschaft im Schulunterricht…“ Artikel von Marc Scheloske vom 29.10.2015 bei Spektrum.de externer Link
  • Arbeitgeberverband blockiert Unterrichtsbuch über Wirtschaft
    „… Gemeinsam mit dem DGB und weiteren Einzelgewerkschaften verurteilt auch die GEW die Einstellung des Bandes „Ökonomie und Gesellschaft“. Der Band liefert vielfältige Beiträge zur Wirtschaftsdidaktik. Das Unterrichtsbuch wird dabei dem Anspruch gerecht, wirtschaftliche Zusammenhänge nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht zu analysieren und diese in Lehr- und Lernmaterialien anschaulich zu machen.“ Pressemitteilung der GEW vom 28.10.2015 externer Link
  • Bundesregierung stoppt vorläufig (nach Arbeitgeber-Intervention) lobbykritische BpB-Publikation
    Das Bundesinnenministerium hat nach Intervention der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände den Vertrieb einer Unterrichts-Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) vorläufig gestoppt. Wie die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) mitteilt, stören sich die Arbeitgeber an Beiträgen der Veröffentlichung, die kritische Perspektiven auf wirtschaftspolitischen Lobbyismus werfen oder die alternative wirtschaftstheoretische Ansätze aufgreifen. Wir dokumentieren nachfolgend die Pressemeldung der DGS…“ Beitrag vom 26. Oktober 2015 im Blog annotazioni von Patrick Schreiner externer Link , am Ende des Beitrags Weiterführende Artikel zu Arbeitgeberaktivitäten an Schulen bzw. gegenüber jungen Menschen
  • Bundesinnenministerium untersagt Vertrieb einer BPB-Publikation
    Das Bundesministerium des Inneren (BMI) hat ein vorläufiges Vertriebsverbot gegen den Sammelband „Ökonomie und Gesellschaft“ aus der Reihe „Themen und Materialien“ der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) erlassen. Offenbar handelte das BMI auf Initiative der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Anstoß an den enthaltenen Vorschlägen für die Vermittlung ökonomischen Wissens an Schüler genommen hatte. Der von Prof. Dr. Bettina Zurstrassen (Universität Bielefeld) herausgegebene Band geht der Frage nach, wie neuere Perspektiven in der Wirtschaftswissenschaft, die sich nicht mehr allein am neoklassischen Modell des homo oecomicus orientieren, für den Unterricht aufbereitet werden können…“ Artikel von Patricia Pielage vom 26. Oktober 2015 bei den Ruhrbaronen externer Link, siehe dazu im LabourNet: Internationaler Aufruf für eine plurale Ökonomik
  • Unternehmerlobby lässt Bundeszentrale zensieren
    „… Laut Deutsche Gesellschaft für Soziologie »stehen drei der neun Beiträge, die kritische Perspektiven auf wirtschaftspolitischen Lobbyismus werfen oder alternative, auch soziologisch fundierte wirtschaftstheoretische Ansätze aufgreifen« auf dem Verbotswunschzettel der BDA. Um seinen Willen durchzusetzen soll die Unternehmerlobby sogar »Zitate verkürzend aus dem Kontext gerissen und Zitate durch nicht markierte Auslassungen verfälschend dargestellt« haben. Dieses Gebaren sei dem zuständigen Bundesinnenministerium auch bekannt gemacht worden…“ Artikel von Vincent Körner vom 24.10.2015 beim ND online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=88194
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