Wenn traumatisierte Flüchtlinge alleingelassen werden

„… Geschätzt jeder dritte Asylsuchende kommt traumatisiert in Deutschland an, mit einer Depression oder einer posttraumatischen Belastungsstörung, weil er oder sie in der Heimat oder auf der Flucht Schreckliches erlebt haben. Die Not also ist groß – die der Patienten und die des überforderten Systems. (…) Etwa 9000 Menschen haben die bundesweit 32 psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer unter dem Baff-Dach im vergangenen Jahr sozial und juristisch beraten oder begleitet, zusätzlich haben sie etwa 5000 Menschen psychotherapeutisch behandelt. Auch wenn längst nicht jeder Traumatisierte eine Therapie benötigt: Nötig wäre ein Vielfaches des bestehenden Angebots, sagt Jenny Baron“, Psychologin von der „Baff“. „Die Wartezeit auf einen Therapieplatz in einem der Spezial-Zentren betrage gut sieben Monate. Viele Patienten warten also ein Jahr und länger: „Das ist nicht vertretbar“, sagt Baron… „. Gisela Seidler, die im Deutschen Anwaltverein dem Ausschuss für Ausländer- und Asylrecht vorsitzt, „warnt davor, nach Ansbach nun die nächste Verschärfung der Abschieberegeln zu diskutieren. Viel sinnvoller wäre es zu verhindern, dass Unbefugte an Waffen oder Sprengstoff kommen. Und dass psychisch Belasteten und Kranken adäquat geholfen wird. Das eine aber, die Gesetzesänderung, „ist billig, das andere kostet“. Bericht von Bernd Kastner vom 25. Juli 2016 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link

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