[Für Tönnies in Kellinghusen] Kellinghusener besorgt um rumänische Arbeiter – Ermittlungen laufen

Dossier

20.3.2017: Wiesenhof-Schlachtfabrik in Königswusterhausen/Niederlehme blockiertDass möglicherweise etwas nicht stimmt bei der Unterbringung der Rumänen, haben die Anwohner in Kellinghusen am Müll gemerkt. Von „Batterien von Müllsäcken“, spricht eine von ihnen auf einer Bürgerversammlung. 150 rumänische Arbeiter sind mittlerweile in der Stadt, berichtet der Bürgermeister. Ein großer Teil davon arbeitet im Tönnies-Schlachthof – angestellt bei Subunternehmen. Gewerkschafter erheben Vorwürfe: Die Arbeitsbedingungen seien unzumutbar. „Uns hat abends eine Rumäne angerufen, die wollten Hals über Kopf nach Hause, die müssen 16 Stunden am Tag arbeiten“, sagt Norbert Wagner vom Kreisverband Steinburg des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Tönnies sagt zu diesem Vorwurf: Für „die Einhaltung der zulässigen Arbeitszeiten“, sei der Subunternehmer zuständig. Und „die Kontrolle über die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes obliegt dabei der zuständigen Ordnungsbehörde.“ Aber auch die Unterbringung der Rumänen sorgt bei Anwohnern und Gewerkschaftsvertretern für Kritik. Wohnungen seien überbelegt und verdreckt, so der Vorwurf. Dem NDR Schleswig-Holstein liegen Videos vor, die aus einer Wohnung stammen sollen, die ein Subunternehmen von Tönnies für die Arbeiter angemietet hat. (…) Wegen der Aufnahmen und wegen des Protestes aus Kellinghusen hat das Gesundheitsministerium jetzt die staatliche Arbeitsschutzbehörde zur Überprüfung der Arbeits- und Lebensbedingungen eingeschaltet, die Behörde soll gegebenenfalls auch Maßnahmen dagegen einleiten.“ Text und Video des Berichts im Schleswig-Holstein Magazin am 14.06.2018 beim NDR externer Link, siehe dazu u.a. Berichte über eine Veranstaltung in Kellinghusen zur Situation der MigrantInnen:

  • Super-Profite und Super-Ausbeutung in der deutschen Fleischindustrie – Das Beispiel Tönnies. Werkverträge – der lohnabhängige Mensch als „Sachmittel“ New
    Das Werkvertragssystem als Spezial-Stütze der deutschen Wirtschaft macht es möglich: „Wir importieren billige Arbeitskräfte und exportieren billiges Fleisch“ – So ein Zitat des Referatsleiters Fleischbranche der NGG
    Was sind Nicht-Menschen in der Wirtschaft? Es sind Lohnabhängige, die als „Sachmittel“ bei der Ober-Firma geführt werden. Und die nicht die Rechte haben wie die Stammbelegschaft, schon gar nicht das Recht „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden wegen Krankheit oder Resistenz, werden sie zurückgeschickt nach Osteuropa, oft ohne den ausstehenden Lohn zu erhalten. Prälat Peter Kossen hat für sie das Wort „Wegwerfmenschen“ geprägt. Es gibt inzwischen in Deutschland etwas über eine Million Leiharbeiter. Wieviel Werksvertragsarbeiter es gibt, wissen wir nicht, als „Sachmittel“ sind sie eine pauschale Geldsumme und werden nicht als Menschen gezählt. Früher waren viele WerksvertragsarbeiterInnen ebenfalls LeiharbeiterInnen, jedoch sind sie als „Wegwerfmenschen“ noch preisgünstiger. Und die Bundesregierung hält es nicht für nötig, bei den Sub-, Subsub-, oder Subsubsubunternehmern nachzufragen, wieviele WerksvertragsarbeiterInnen sie beschäftigen. Was mögen die Gründe dafür sein? Will die Regierung das Ausmaß der „Wegwerfmenschen“ gar nicht wissen? Oder ist gar keine Übersicht mehr möglich über das System der Sub-, Subsub- und Subsubsubunternehmer? Während es einem Leiharbeiter passieren kann, daß er mit seiner Chip-Karte vor vorschlossener Tür steht, weil er von einem auf den anderen Tag abgemeldet wurde, ist es WerkverträglerInnen schon passiert, daß sie rausflogen, ohne den restlichen Lohn bekommen zu haben und auch nicht ihren Paß!.
    ..“ Beitrag vom 21.5.2019 von und bei Jour Fixe der Gewerkschaftslinke Hamburg externer Link, siehe dazu auch: Soli- und Spendenaufruf! Unterlassungsverfügung der Großschlachterei Tönnies gegen Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg
  • 29.3.19 in Rheda-Wiedenbrück: Kundgebung „Was passiert hinter den hohen Mauern vom Fleischwerk?“ 
    Den NDR-Bericht vom 18.2.2019 über einen Arbeitsunfall im Schlachthof Tönnies in Kellinghusen, haben wir zum Anlass genommen, Euch zu einer Demo vor die Tore des Hauptwerkes Tönnies in Rheda einzuladen. Wir selbst haben ebenfalls betroffene Werkvertragsarbeiter kennengelernt, die mit schweren Unfallschäden zurück in ihr Heimatland gekehrt sind. Auch die prekären Wohnsituationen müssen ein Ende haben! Wenn Sie ebenfalls unserer Meinung sind, dann kommen Sie nach Rheda und sagen ihre Meinung! Hinsehen und helfen! Nicht verharmlosen nicht wegsehen! Gemeinsam! Am Freitag, 29.03.2019 ab 16 Uhr wollen wir uns auf dem Werlplatz, Am Werl 1, in Rheda treffen. Unterschiedliche Organisationen sollen hier die Möglichkeit bekommen, von ihren Erfahrungen zum Thema Arbeis- und Lebensbedingungen von Werkvertragsarbeitern zu berichten und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Anschließend marschieren wir gemeinsam mit Transparenten zum Fleischwerk. (Gehweg ca. 20 Minuten). Ende ca. 18 Uhr 30 Zwecks Koordination biten wir um Themeneingabe und ungefähre Teilnehmerzahl bis zum 20.3.2019. Pro Gruppe bitte einen Ordner zur Verfügung stellen und den Namen, Geb. Datum und Adresse bei uns angeben.“ Einladung zu einer Demonstration von IG WerkFairträge, Anmeldung bitte an igwerkfairtraege@t-online.de, die Kundgebung wird auch unterstützt durch das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung und Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg. Siehe nun auch Berichte:

    • Großschlachterei Tönnies – menschenverachtende Ausbeutung auf die Spitze getrieben. Das System der Werksverträge – auch „Schweinesystem“ genannt 
      Am 29. März organisierten zeitgleich Initiativen gegen die Großschlachterei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh/NRW) und in Kellinghusen (Holstein) Kundgebungen und Demo. Es ging um Protest gegen die Arbeits- und Lebensbedingungen der WerkvertragsarbeiterInnen und die Umweltschäden, die diese Firma anrichtet. Im folgenden sollen die Reden, die in Rheda gehalten wurden, das Flugblatt, das in Kellinghusen verteilt wurde und die Widerspiegelung in der örtlichen Presse dokumentiert werden…“ Dokumentation vom 19.4.2019 bei Jour Fixe der Gewerkschaftslinke Hamburg externer Link
    • „Moderner Sklavenhandel“: Demo gegen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück 
      Rund 100 Demonstranten kamen zu der Kundgebung gegen Tönnies, zu der die Interessengemeinschaft (IG) „Werkfair-träge“ aufgerufen hatte. Sie kämpft für die Werkvertragsarbeiter aus Osteuropa „bei Tönnies und in anderen Firmen, damit sie mit Respekt behandelt werden und gleichwertig arbeiten und leben dürfen“, so Inge Bultschnieder. Die Teilnehmer, die nach der Kundgebung vom Werl zum Fleischwerk zogen, kamen als Bürger, „weil mir übel wird, wenn ich daran denke, wie Mensch und Tier im Fleischwerk behandelt werden“, erklärte Werner Maasmeier aus Gütersloh seine Motivation. Sie kamen aber auch von Parteien, Gewerkschaften und Aktionsbündnissen – auch 350 Kilometer weit. Elmar Zubrüggen, ein Organisator von „Fridays for Future“, stellte den Klimaschutz ins Zentrum seiner Ansprache. Camila Cirlini sprach für das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung. Hauptredner war Prälat Peter Kossen aus Kellinghusen, wo die Tönnies-Gruppe einen Schlachtbetrieb hat…“ Bericht mit Video von Marion Pokorra-Brockschmidt vom 29.03.2019 bei der Neuen Westfäischen online externer Link, siehe auch Berichte und das Fluggi von und bei der Bürgerinitiative sauStark externer Link (bei Fratzebuch) und:
    • Wurzel des Übels heißt Werkvertrag 
      Wie lange kann eine Gesellschaft wegschauen? Eine Frage, auf die Prälat Peter Kossen am Freitag auf dem Werl keine Antwort bekommt. Mit Gleichgesinnten macht er dort auf die vielfach prekären Arbeits- und Lebensbedingungen von Werkvertragsbeschäftigten aufmerksam. ingeladen hat zu der Demonstration inklusive abschließendem Protestmarsch zum Tönnies-Werk die IG Werkfairträge. Nach der ersten Veranstaltung dieser Art vor fünf Jahren habe sie den Eindruck gewonnen, es sei etwas in Gang gesetzt worden, sagt Initiatorin Inge Bultschnieder am Rande der Veranstaltung. Nun aber beschleiche sie das Gefühl, dass die Entwicklung wieder rückwärtsgewandt sei. Ihr und ihren Mitstreitern ist es am Freitag vor allem ein Anliegen, auf das Schicksal eines Werkvertragsarbeiters aufmerksam zu machen, der bei einem Arbeitsunfall in einem Tönnies-Betrieb im schleswig-holsteinischen Kellinghusen vier Finger verloren hat. Verschiedene Initiativen und Bündnisse nutzen die Gelegenheit, insbesondere für Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Werkvertragsarbeitern zu demonstrieren…“ Bericht vom 31.03.2019 bei Die Glocke online externer Link
    • Demo gegen Tönnies – Es geht um Menschenrechte, Klima- und Tierschutz: Unterstützung für IG WerkFairträge, Solidarität mit Werkvertragsarbeiter*innen 
      Ob in Rheda-Wiedenbrück, Kellinghusen oder an anderen Standorten von Tönnies und der ganzen Branche: Die Arbeits- und Lebensbedingungen der als Werkvertragsarbeiter*innen Beschäftigten sind oft katastrophal. Jeder im Kreis Gütersloh weiß es, spätestens seit die IG WerkFairträge die Betroffenen unterstützt und den Skandal öffentlich macht. Für Freitag, 29. März 2019, ruft die IG WerkFairträge deshalb zu einer Demonstration auf. Treffpunkt ist um 16 Uhr auf dem Werlplatz, Am Werl 1, in Rheda. Die industrielle Fleischproduktion steht aber nicht nur für die Ausbeutung von Menschen, sondern auch für den Klimawandel, die Zerstörung der Natur und unermessliches Leid der Tiere. Die Politik der EU hat diese Zustände massiv gefördert. Zugleich ist die EU für die wachsende Armut in Ländern wie Rumänien verantwortlich. (…) Am 29. März demonstrieren wir nicht nur für eine unverzügliche Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werkvertragsarbeiter*innen. Wir fordern ein Verbot der Massentierhaltung, den Ausstieg aus der industriellen Fleischproduktion und eine ausschließlich an den Interessen von Mensch, Tier und Umwelt orientierte EU-Politik. Demonstration am Freitag, 29.03.2019, Treffpunkt um 16 Uhr auf dem Werlplatz, Am Werl 1, in Rheda. Anschließend Demo zum Fleischwerk. Ende ca. 18:30 Uhr. Filmtipp: Am Abend des 29. März um 20 Uhr läuft in Gütersloh im Bambi-Filmkunstkino in Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung der Film „Meat the Truth“ externer Link .“ Aus dem Aufruf vom 24. März 2019 des Bündnisses gegen die Tönnies-Erweiterung
  • Trickst Schlachtunternehmen Kontrolleure aus? 
    “… Nach Gewerkschaftsangaben haben sich die Wohnbedingungen, beispielsweise was die gefundenen Kakerlaken angeht, bereits verbessert. Das Land hat stärkere Kontrollen in der Branche angekündigt. Aber diese könnten sich nun schwieriger gestalten als gedacht. Denn auf der Seite der verantwortlichen Unternehmen hat sich etwas geändert. Bisher war es die MGM Handels- und Vermittlungs GmbH aus Nordrhein-Westfalen, die als Subunternehmen des Fleischproduzenten Tönnies die Arbeiter beschäftigt hatte. Sie hatte auch die Wohnungen für die Südosteuropäer angemietet – und als sogenannte Werkmietwohnungen an sie weitergegeben. Jetzt ist eine neue Firma auf dem Markt: die MTM Dienstleistung GmbH. Nicht nur namentlich ähneln sich beide Firmen. Sie haben auch dieselbe Adresse. Von MTM haben die Arbeiter in Kellinghusen nach Gewerkschaftsangaben neue – fast wortgleiche – Arbeitsverträge bekommen. Die Unterkunft ist darin aber nicht mehr geregelt. (…) Detlev Behrens, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, erklärt: Nur bei gewerblichen Arbeitsverhältnissen existiere ein Arbeitsschutzrecht, das sich auch auf die Wohnungen von Arbeitnehmern beziehe. „Im Privatbereich existiert ein solches Recht nicht“, sagt Behrens und ergänzt: Die Mietverträge seien ein „durchsichtiger juristischer Trick, Aufsichtsbefugnisse zu umgehen“. Allerdings: Der Trick dürfte seiner Einschätzung nach nicht funktionieren. Denn die Arbeits- und Mietverträge sind aus seiner Sicht im konkreten Fall eng miteinander verknüpft. (…) Sprich: ohne Job keine Wohnung. „Und deswegen müsste auch das Arbeitsschutzrecht Anwendung finden. Die zuständige Behörde müsste sich nach wie vor um diese Unterkünfte bemühen und die erforderlichen Prüfungen durchführen“, sagt Anwalt Behrens…“ Beitrag vom 24.10.2018 bei NDR online externer Link und Videobeiträge beim NDR:

    • Fleischverarbeitung: Neue Vorwürfe gegen Tönnies
      Das Land will die Arbeits- und Unterbringungsbedingungen in der Fleischverarbeitungsbranche stärker kontrollieren. Offenbar versucht sich das Subunternehmen von Tönnies aber dem zu entziehen.“ Beitrag im Schleswig-Holstein Magazin am 24.10.2018 externer Link
    • Tönnies: Was haben die Gespräche gebracht?
      Um Arbeitszeiten und Unterbringungen der Tönnies-Mitarbeiter ging es beim Runden Tisch. Ein Interview mit Anja Halbritter vom Unterstützerkreis Wohnen und Arbeiten mit Werkvertrag.Beitrag im Schleswig-Holstein Magazin am 24.10.2018 externer Link
  • [Bericht] Die Zustände im Schlachthof Tönnies in Kellinghusen – Es organisiert sich Solidarität und Widerstand durch BürgerInnen!
    „Am Donnerstag, dem 27.6. traf sich die Soli-Initiative für die ausländischen KollegInnen im Schlachthof Tönnies in Kellinghusen, die sich Stützgruppe nennt. Sie war von Anja Halbritter initiiert worden. Am 12.6. hatte es im Bürgerhaus eine proppevolle Protestversammlung mit wohl 160 TeilnehmerInnen gegeben, von denen viele zu dem Treffen der Stützgruppe kamen. Es waren über 30 TeilnehmerInnen. Für eine Kleinstadt mit 7.000 viel Engagement! Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gesetzt, für die Arbeits-, Lebens- und Wohnbedingungen der ausländischen KollegInnen einzutreten, die in Werkverträgen für Subunternehmer bei Tönnies arbeiten. Die Berichte und Photos auf der Versammlung im Bürgerhaus hatten damals alle berührt, ja geschockt: Solche Zustände in unserem Kellinghusen, in unserem Steinburg dürfen wir nicht dulden! Bei der Großschlachterei Tönnies gibt es keine gewerkschaftlichen Strukturen, keinen Betriebsrat, keine Vertrauensleute! Von Seiten der Stützgruppe gibt es allerdings etliche Kontakte zu ausländischen KollegInnen. Die Protestversammlung im Bürgerhaus war von Dr. Susanne Uhl vom DGB Schleswig-Holstein und von Norbert Wagner (DGB Itzehoe) und seiner Frau Lucia organisiert worden. Alle drei waren auch auf dem Treffen am Donnerstag. Es war eine geballte Kompetenz versammelt: Nicht nur die Organisatorinnen der Stützpunkt-Gruppe, die KollegInnen vom DGB, auch engagierte und beobachtende Nachbarn des Tönnies-Geländes, eine Tierärztin und etliche VertreterInenn der Parteien: Grüne, SPD, Linkspartei und sogar ein CDU-Vertreter, die meisten mit Funktionen im Stadtrat, Kreistag oder Landtag. (…) Vielleicht findet Kellinghusen Nachahmer, daß sich in anderen Orten, wo es in Betrieben keine gewerkschaftliche Organisierung oder gewerkschaftliche Strukturen mehr gibt, BürgerInnen engagieren gegen Firmen, die die Notlage von KollegInnen grenzenlos ausnutzen, Neoliberalismus und Ausbeutung pur praktizieren.“ Bericht vom 29. Juni 2018 bei Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg externer Link
  • Politik befasst sich mit Schlachthof Kellinghusen
    „Zwei Wochen nachdem NDR Schleswig-Holstein über Kritik an den Wohnbedingungen von Schlachhof-Mitarbeiterin in Kellinghusen (Kreis Steinburg) berichtet hat, sind die Vorwürfe am Donnerstag Thema im Sozialausschuss des Landtages gewesen. Die Arbeitsschutzbehörde hatte die Wohnungen überprüft. Was dabei herausgekommen ist, wurde im vertraulichen Teil der Sitzung besprochen. Nach der Sitzung sprach die SPD-Abgeordnete Eickhoff-Weber von katastrophalen Zuständen…“ Sendebeitrag vom 28. Juni 2018 beim NDR externer Link (Videolänge: 3:26 Min.)
  • Hoffnung für Arbeiter des Schlachthofs Kellinghusen 
    „… Die Unterbringung der von einem Subunternehmen beschäftigten Schlachthof-Mitarbeiter hatte in Kellinghusen für Wirbel gesorgt, vor allem bei den Anwohnern. Wie Tönnies am Freitag mitteilte, habe man das verantwortliche Unternehmen zur Rede gestellt und aufgefordert, die Unterkünfte für die rund 50 Beschäftigten umgehend in Ordnung zu bringen. Der NDR Schleswig-Holstein hatte ein Video gezeigt, das aus einer solchen Unterkunft stammen soll. Darin war unter anderem eine Küche mit Insektenbefall zu sehen. Tönnies erklärte dazu: Die hygienischen Bedingungen auf den veröffentlichten Bildern seien nicht zu akzeptieren und müssten umgehend abgestellt werden. (…) Eher zurückhaltend fallen die Reaktionen vom DGB und vom Unterstützerkreis aus, den die Anwohner in Kellinghusen gegründet haben. Der Verhaltenskodex erfülle nur das, was in der Selbstverpflichtung der Fleischindustrie schon immer stand, hieß es. Beide wünschen sich stärkere Kontrollen bei den Subunternehmen. Das Gesprächsangebot sehen sie nur als einen Anfang.“ Text und Video des Berichts im Schleswig-Holstein Magazin vom 15.06.2018 beim NDR externer Link
  • Schlachthof-Veranstaltung in Kellinghusen: „Nicht hinnehmen, dass Menschenrechte verletzt werden“
    Rappelvoll war der Saal des Bürgerhauses in Kellinghusen. 120 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um sich die Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Schlachthof zu informieren. Und die sorgten für Empörung: So wurde von Kakerlaken in Badestuben und Schlafzimmern berichtet, von sechs Betten auf 24 qm, die dann noch pro Bett 200 Euro Miete kosten. Teilweise würden 16-Stunden am Tag gearbeitet und bei Krankheit zusätzliche Kosten für die Unterkünfte in Rechnung gestellt. Es seien auch Fälle bekannt, in denen Vorarbeiter Beschäftigte geprügelt hätten. Ein desaströses Bild der Gesamtsituation entstand. „Das geht uns alle an, wir wollen nicht hinnehmen, dass Menschenrechte verletzt werden“, war die einhellige Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie waren – wie Stadtvertreter und Kreistagsabgeordnete – der Einladung von DGB Schleswig-Holstein Nordwest, Gewerkschaft NGG, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, der katholischen Gemeinde St. Ansgar, dem Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf und dem Christian-Jensen-Kollegs gefolgt. Die Institutionen setzen sich schon seit längerem gemeinsam für bessere Bedingungen der meist rumänischen Arbeitnehmer in Werkverträgen von Subunternehmern ein. Denn der Schlachthofbetreiber schlachtet und zerlegt nicht mehr selbst, sondern vergibt die meisten Arbeiten an Dienstleister, Stammbeschäftigte gibt es kaum noch. Auch in Kellinghusen. (…) Norbert Wagner, DGB-Vorsitzender im Kreis Steinburg, und seine Frau Lucia, eine gebürtige Rumänin, bestätigen die harten Arbeitsbedingungen. „Erst gestern kamen sechs junge Rumänen zu uns, die 16 Stunden am Tag arbeiten mussten. Die konnten einfach nicht mehr“. Die beiden kümmern sich seit Jahren um die rumänischen Arbeitnehmer. Die Fluktuation sei hoch: Heuern und Feuern an der Tagesordnung. „Der Ton ist rau und Schläge von Vorarbeitern sind auch schon vorgekommen.“ Die Unterbringung sei schlecht, berichtet Helga Zichner von „Faire Mobilität“. Ein Arbeitnehmer, der aus Niedersachsen nach Kellinghusen versetzt worden sei, wäre am gleichen Tag wieder abgereist, weil Kakerlaken in der der Wohnung waren. Fotos von Unterkünften in Kellinghusen dokumentierten die Zustände. Und auch Antje Halbritter vom neu gegründeten Stützkreis berichtet Erschreckendes vom Besuch dort (…) Das Fazit dieses denkbaren Abends in Kellinghusen: bürgerschaftliches Engagement hat Erfolg. Der stellvertretende Kreispräsident Volker Susemihl will zum Thema Schlachthof eine aktuelle Stunde im Kreistag anberaumen. „Ich bin wirklich erschrocken über die Zustände“. Und der Stützkreis will weiter arbeiten, auch um zu prüfen, wie die Kontrolle besser organisiert werden kann. Nächstes Treffen ist am 23. Juni.“ PM vom 14.06.2018 von und bei DGB Schleswig-Holstein Nordwest externer Link. Siehe auch:
  • Große Versammlung in Kellinghusen: Erschrecken und Empathie für ausländische Schlachthof-ArbeiterInnen
    Ich war heute Abend in Kellinghusen auf der Versammlung des DGB „Lebens- und Arbeitbedingungen auf dem Schlachthof Kellinghusen“. In Kellinghusen bin ich zur Mittelschule gegangen und habe bis 1966 dort gelebt und gearbeitet. Meine Mutter hat bis 2001 dort gelebt. Ich war erstaunt: Ca. 160 Leute im  Bürgerhaus! Ich kam pünktlich und kriegte gerade noch einen Platz. Die Geschäftsleitung vom Schlachthof war eingeladen worden, auch der Subunternehmer. Sie waren nicht gekommen…“ Ausführlicher Bericht von Dieter Wegner, Hamburg, früher Kellinghusen, vom 14.06.2018 beim Jour Fixe der Gewerkschaftslinke Hamburg externer Link
  • Kellinghusener demonstrieren für rumänische Leiharbeiter
    Dass möglicherweise etwas nicht stimmt bei der Unterbringung der Rumänen, die größtenteils beim Schlachthof Tönnies arbeiten, haben die Anwohner in Kellinghusen zunächst vor allem am Müll vor den Unterkünften der Arbeiter gemerkt. Von „Batterien von Müllsäcken“, spricht eine Bürgerin auf einer Bürgerversammlung. Der Bürgermeister, Axel Pietsch, spricht von 150 rumänischen Leiharbeiter, die mittlerweile in der Stadt sind und für einen Subunternehmer des Schlachthofes Tönnies für Hungerlöhne schuften und in Unterkünften zu Mieten, die von Lohn gleich einbehalten werden, untergebracht sind, die eher an Ställe der Tiere erinnern, die sie tagtäglich im Schlachthof zu schlachten und zu verarbeiten haben. – Und die „Tönnies Lebensmittel GmbH & Co KG“ weiß angeblich von NICHTS, wie es bei Konzernen so üblich ist, die mehr um den Profit ihrer „Shareholder“ besorgt sind als um das Wohl derjenigen, die den „Shareholdern“ ihren Gewinn erarbeiten. Der Lebensmittelkonzern aus dem westfälischen Rheda-Wiedenbrück verweist lapidar auf die Zuständigkeit seines Subunternehmers! Gewerkschafter erheben Vorwürfe gegen die unzumutbaren Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter. (…) Wegen der Aufnahmen und wegen des Protestes aus Kellinghusen hat das Gesundheitsministerium jetzt die staatliche Arbeitsschutzbehörde zur Überprüfung der Arbeits- und Lebensbedingungen eingeschaltet, die Behörde soll gegebenenfalls auch Maßnahmen dagegen einleiten.“ Artikel von Günter Schwarz vom 14.06.2018 bei SH-UgeAvisen externer Link
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