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30.000 bei antifaschistischer Demonstration in Macerata: Die italienische Rechte tobt, Gewerkschaftsbund und Sozialdemokratie können ihre Mitgliedschaft nicht von der Teilnahme abhalten…

Antifa Mobilisierungsplakat 3.2.2018 in GenuaIn Macerata, eine eher kleine Stadt nahe der italienischen Ostküste (rund 40.000 Menschen leben dort) versammelten sich am Samstag, 10. Februar 2018, etwa 30.000 Menschen, um gegen den rechten Terror zu demonstrieren. Neben zahlreichen antifaschistischen Gruppierungen, linken Gruppen und Basisgewerkschaften waren auch viele Mitglieder des Gewerkschaftsbundes CGIL und der Regierungspartei PD sichtbar unter den TeilnehmerInnen, obwohl diese Organisationen die Demonstration – zu der sie gar nicht aufgerufen hatten – offiziell abgesagt hatten. Sie taten dies auf Ersuchen des PD-Bürgermeisters, der seine Anweisung ausgerechnet damit begründet hatte, weitere Spannungen zu vermeiden (die „Strategie der Spannungen“ ist eine in Italien seit dem Attentat auf den Bahnhof von Bologna 1980 bekannte Taktik faschistischer Gruppierungen). Auch in mehreren anderen Städten Italiens fanden an diesem Samstag antifaschistische Demonstrationen und Proteste statt. Der italienische Patriot, der in Macerata vor einer Woche das Feuer auf afrikanische Flüchtlinge eröffnet hatte, tat dies nach eigener Bekundung als Racheakt für den Mord an einer jungen Frau, bei dem der Hauptverdächtige ein Flüchtling aus Nigeria ist. Durch kollektive Zuschreibungen hin zum Terror – das ist eine traditionelle rechte Vorgehensweise (und nicht nur rechtsradikale). Dass eine solche Massendemonstration dem entgegen tritt, lässt die italienische Rechte von Berlusconi bis weiter rechts schäumen – und soll nur der Auftakt zu einer noch breiteren Kampagne werden, mit einer landesweiten Demonstration am 24. Februar 2018 in Rom. Siehe dazu fünf aktuelle Beiträge über Macerata, einen Bericht vom selben Tag in Piacenza, einen ersten Aufruf für den 24. Februar in Rom und den Hinweis auf unsere bisherigen Berichte:

„“Wir sind alle Ausländer““ am 10. Februar 2018 bei Spiegel Online externer Link ist eine Meldung vom Abend des Tages über die Demonstration, in unter anderem berichtet wird: „Aus Angst vor Ausschreitungen wurden Teile der Stadt in der Region abgesperrt und der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Schulen und Geschäfte blieben geschlossen. Nach Medienberichten gingen die Veranstalter von rund 30.000 Teilnehmern aus. Offizielle Zahlen gab es zunächst nicht. Das Innenministerium sprach von einem friedlichen Marsch. Antifaschistische Organisationen aus dem ganzen Land versammelten sich genauso wie Anhänger von Linksparteien und sozialen Einrichtungen. Auch in anderen Städten, darunter in Mailand, wurde gegen Rassismus demonstriert. Seit der Attacke von Macerata ist im italienischen Wahlkampf eine bittere Debatte über Migration entbrannt. Vor allem rechte Parteien erhoffen sich dadurch mehr Zuspruch bei der Wahl am 4. März. Der Bürgermeister von Macerata hatte sich eigentlich gegen eine Antifaschismus-Demo ausgesprochen, um nicht noch mehr Spannungen auszulösen. Am Donnerstag waren Dutzende Rechtsextreme in Macerata aufmarschiert und mit der Polizei zusammengestoßen“.

„#maceratamanifestazione“  ist der Twitter-Kanal der Demonstration externer Link, auf dem sowohl in der Vorbereitungsphase, als auch während der Demonstration und danach, laufend aktuelle Beiträge gepostet wurden und noch werden – inklusive einiger rechtsradikaler Zwischenrufe, die insofern lesenswert sind, als sie die Denkweise solcher Gruppierungen deutlich machen. Auf dem Kanal auch Meldungen über antifaschistische Demonstrationen an anderen Orten, etwa in Mailand, Piacenza und Livorno, aber auch an mehreren kleineren Orten zeitgleich.

„Macerata, una marea di donne e uomini antifascisti e antirazzisti seppellisce Salvini e Minniti“ am 10. Februar 2018 beim Gewerkschaftsbund USB externer Link ist eine kurze Mitteilung  über die Demonstration bei der Basisgewerkschaft, in der vor allem unterstrichen wird, wie viele Menschen an der Demonstration teilgenommen haben – und zwar aus allen Strömungen des antifaschistischen und demokratischen Lagers. Diese Demonstration stelle eine politische Niederlage der Rechten dar, wird auch anhand der Reaktionen einer prominenten Figur dieser Truppen ausgeführt. Auch hier wird vermerkt, dass eben auch viele Aktive aus CGIL und jenen antifaschistischen Organisationen, die eilfertig gemeinsam mit dem Gewerkschaftsbund die Demonstration „abgesagt“ hatten, sich beteiligten.

„Macerata, diretta dalla manifestazione“ am 10. Februar 2018 bei Radio Redonda externer Link Audio Datei war die (inzwischen archivierte) Live-Übertragung des Alternativradios von der Demonstration. Im Verlauf der mehr als zwei Stunden langen Berichterstattung wurden nicht nur zahlreiche Menschen, die sich beteiligten, nach ihren Gründen für diese Aktivität befragt, sondern immer wieder ihnen auch Gelegenheit gegeben, ihre Vorstellungen darüber darzulegen, wie gegen die rechtsradikale Welle in Italien Widerstand erfolgreich zu leisten sei. Und auch hier kommen mehrere TeilnehmerInnen zu Wort, die entgegen des Kapitulationsaufrufes der CGIL und Partner an der Demonstration teilnahmen.

„Macerata, antifascisti in piazza: “Pd assente? Fa il gioco delle destre, se ne assumerà la responsabilità”“ von Silvia De Santis am 10. Februar 2018 bei Il Fatto Quotidiano externer Link ist ein Beitrag über Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten der PD, und auch von Funktionären einzelner CGIL-Gewerkschaften, die entgegen den Aufrufen ihrer Partei sich an der Demonstration beteiligten – und mehrfach darauf verweisen, dass sie sich, sofern älter, weit zurück erinnern müssen, bis sie sich an eine antifaschistische Demonstration erinnern, die faktisch verboten werden sollte – damals von der früheren konservativen DC…

„Vídeo mostrando mais amplamente o confronto entre os #Antifa e a polícia, hoje, em #Piacenza“ am 10. Februar 2018 bei Ubique externer Link ist ein Videobericht von der antifaschistischen Aktion am selben Tag in Piacenza, die sich gegen die örtliche Organisation der Casa Pound richtete, die als eine der Speerspitzen des modernen Faschismus gelten kann – und deren Niederlassung von der Polizei selbstverständlich „geschützt“ wurde…

„[ROMA]: 24/02 MANIFESTAZIONE NAZIONALE CONTRO SFRUTTAMENTO, RAZZISMO E REPRESSIONE“ am 10. Februar 2018 bei der Basisgewerkschaft SI Cobas externer Link ist einer der (bereits vielen) Aufrufe zur landesweiten antifaschistischen Demonstration am 24. Februar 2018 in Rom, die als Fortsetzung der gestrigen Proteste bewertet wird.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127819
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