Co-Management gegen oder für Niedriglöhne?

Eine neue Studie bestätigt die Position des LabourNet seit vielen Jahren (abgesehen vom hier unterstellten positiven „Hartz-Mythos“), auch wenn sie es ganz ganz anders meint:

  • Wirtschaftsmacht Deutschland: Studie entzaubert Hartz-Mythos
    Das deutsche Jobwunder machte die Hartz-Reformen zum Vorbild für die Krisenländer Europas. Eine neue Studie räumt mit diesem Mythos auf: Nicht die Agenda 2010 habe Deutschland zum ökonomischen Superstar gemacht, sondern die Unabhängigkeit der Betriebe und der Gewerkschaften vom Staat…“ Artikel vom Von Yasmin El-Sharif bei Spiegel online vom 02.02.2014 externer Link. Aus dem Text: „… So hätten die extremen wirtschaftlichen Veränderungen nach dem Mauerfall in Deutschland schon ab Mitte der neunziger Jahre dazu geführt, dass die Löhne real sanken. In der Folge fielen die Lohnstückkosten, welche die Arbeitskosten in Relation zur Produktivität setzen, flächendeckend über alle Industriezweige; und das verbesserte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportindustrie langfristig deutlich. Anders gesagt: Als Schröder 2003 die Hartz-Reformen einleitete, waren die wichtigsten Weichen von Unternehmen und Mitarbeitern schon Jahre zuvor gestellt worden. In der schweren Rezession ab 2008 sorgten – neben der Kurzarbeit – vor allem wieder die Tarifpartner dafür, dass die Unternehmen keine Lohnerhöhungen stemmen mussten, die sie womöglich in die Knie gezwungen hätten…“

Das Ziel ist allerdings keinesfalls eine Kritik am Wettbewerbskorporatismus, vielmehr an staatlichen Mindestlöhnen:

  • Tarifpolitik: Der Staat mischt in der Lohnfindung immer stärker mit
    Mithilfe des gesetzlichen Mindestlohns wollen die Gewerkschaften bislang tariffreie Zonen für sich erschließen. Doch der Preis ist hoch: Der Staat wird zu einem immer mächtigeren Akteur in der Tarifpolitik…“ Artikel von Bert Losse in der Wirtschaftswoche online vom 02.02.2014 externer Link. Aus dem Text: „… Die Tarifautonomie in Deutschland gilt alles in allem als Erfolgsmodell. Dass sich die Politik bei der Lohnfindung heraushält und diese den Betroffenen in den einzelnen Branchen überlässt, galt in den vergangenen Jahrzehnten als Pluspunkt der deutschen Wirtschaftsordnung. (…) Nicht von ungefähr sind in Industriestaaten mit besonders hohen Mindestlöhnen die Gewerkschaften häufig besonders mitgliederschwach. In Frankreich etwa mit seinem Garantielohn von 9,53 Euro sind nur rund zehn Prozent der Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft. (…) Dass die Tarifautonomie zu zerbröseln droht, liegt indes nicht nur am Mindestlohn. Wenn es Probleme gibt, rufen die Tarifparteien immer häufiger nach dem Staat, und der lässt sich nicht lange bitten. „Die aktuelle Politik trägt dazu bei, die Rolle des Staates in der Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik über Gebühr auszubauen und die Tarifautonomie schleichend zu unterhöhlen“, warnt Christoph Schmidt, der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen und Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung…“

Siehe dazu auch:

  • Hartz-Reformen nicht für Exporterfolg verantwortlich
    Anstatt die Hartz-Reformen zu übernehmen, sollten die europäischen Krisenstaaten lieber die Lohnverhandlungen auf die Betriebsebene verlagern, meinen Ökonomen
    Während die anscheinend staatlich gewünschte Gängelung von Arbeitslosen innerhalb des Hartz-Systems da und dort durchaus für Unmut sorgt, gilt es „ökonomisch“ nach wie vor als Erfolgsmodell. So sei es hauptverantwortlich für den Exporterfolg Deutschlands, wie durchaus renommierte Ökonomen behaupten. Die Hartz-Reformen sollten, wie Angela Merkel gerne verlauten lässt, in die europäischen Krisenländer exportiert werden, wobei Hartz-IV-Erfinder Peter Hartz zuletzt sogar bei Francois Hollande im Elysée-Palast gesehen worden sein soll…“ Artikel von Rainer Sommer in telepolis vom 9.02.2014 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=52191
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