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30 Jahre auf Station: Eine Kinderkrankenschwester erzählt vom Alltag im Krankenhaus

Charite Kampagne „Berlin für mehr Krankenhauspersonal!“„… Anneli (Name von der Redaktion geändert) ist Kinderkrankenschwester. Sie hat ihre Ausbildung 1989 begonnen und arbeitete seitdem immer auf der gleichen Station, bis sie Ende letzten Jahres in Rente ging. Mit ihr sprach Violetta Bock über die Arbeitsbedingungen, die Veränderungen und wie die Pflege in Deutschlands Krankenhäusern abläuft…“ Interview von Violetta Bock aus Soz Nr. 04/2017 externer Link

  • Aus dem Text: „… Man redet zwar vom Pflegemangel, aber es wird niemand eingestellt. Wer schreibt aus? Wer stellt ein? Wir haben zu wenig Schwestern, aber es wird so gewollt. Jetzt heißt das Motto: Wenn es dir nicht gefällt, dann geh doch. Es wird einfach gespart, schön, wenn wir so zurecht kommen, und wir können die Schraube ja noch ein bisschen anziehen. Irgendwie kommt man immer durch ohne zu sterben. (…) Nein, es war sehr schön am Anfang. Die letzten zehn Jahre ist es immer schlimmer geworden. Man hat als Schwester auch gemerkt, je mehr Patienten durchgehen, desto zufriedener ist die Chefetage, weil das Geld bringt. Es wird viel aufgenommen, aber genauso schnell auch wieder nach Hause geschickt. Immer mehr Schwestern feiern krank wegen Depression, wegen Burnout. Die Ärzte sind genauso von der Sparerei betroffen. Früher blieben die Patienten länger, man kannte sie besser, es gab so eine gewisse Routine, es war leichter, wir waren viel mehr Leute. Jetzt sind wir weniger Schwestern, mehr Patienten. Auch die Putzfrauen haben kaum Zeit, die Zimmer richtig zu putzen, egal wie gut sie sind, manche bleiben sogar ohne Bezahlung länger. (…) Auf alle Fälle sollten alle in die Gewerkschaft. Aber viel begreifen noch nicht, dass man nichts geschenkt bekommt. Sie müssen selbstbewusst sein, auch gegenüber den Vorgesetzten. Und da ist es wichtig, dass man auch ein gutes Team hat.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=114613
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